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LizzyCurse

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2017
The Sun is also a Star.
Yoon, Nicola

The Sun is also a Star.


ausgezeichnet

Ein einziger Tag

Natasha und Daniel treffen nur durch Zufall aufeinander in New York. Doch eines steht für Daniel fest. Sie ist die eine, die einzig wahre. Er muss sie nur noch davon überzeugen! Die beiden verbringen mehr (Daniel) oder weniger (Natasha) freiwillig einen Tag zusammen, der angefüllt ist mit Gesprächen über das Leben und die Träume, die die beiden haben oder teilen. Was Daniel nicht weiß. - Natasha droht die Abschiebung - und das noch an jenem schicksalshaften Tag.

Wenn eine Rezension schon mit „Normalerweise“ beginnt ... Doch ich beginne sie trotzdem so: Normalerweise lese ich keine Liebesgeschichten. Normalerweise! Außer, wenn mir der Klappentext ins Auge sticht und er sich deutlich vom faden Einheitsbrei, der mir sonst immer über den Weg hoppelt, abhebt. „The sun is also a star“ war so ein Buch.
Ich glaube nicht an die große Liebe auf den ersten Blick. Da teile ich mit Natasha eine Angewohnheit. Natasha, aus deren Perspektive viele Kapitel in dem Buch erzählt werden, ist naturwissenschaftlich begabt, will auf ein tolles Collage und hat einen Plan für ihr Leben. Und sie ist illegal in den USA. Nun soll sie mit ihrer Familie abgeschoben werden und versucht dies mit allen Mitteln zu verhindern.
Mir kam das Buch manchmal vor wie ein Episodenfilm, eine Geschichte, wo das Schicksal mehrerer Menschen ineinander greift und so Ereignisse in Gang setzt, die ansonsten nie geschehen wären. Das war öfters der Fall, verstärkt durch kurze Kapitel aus der Perspektive von Personen, die sonst nur Randfiguren in der Geschichte sind (was ich interessant fand und als ein gutes Mittel betrachte, um Abwechslung in die Geschichte zu bringen.)
So trafen sich auch Daniel und Natasha. Durch Zufall - und Daniel lief ihr nach. Durch die Gespräche und die Daniels Hartnäckigkeit bröckelte langsam Natashas harte Schale.
Besonders spannend fand ich, wie der eine langsam in die Lebenswelt des anderen eindringt und die teilweise festgefahrene Sichtweise des anderen verändert. Das hat Yoon wirklich gut und treffend dargestellt.
Ich muss zugeben, dass ich förmlich durch die Seiten geflogen bin. Einfach, weil ich wissen wollte, ob Natasha nun gegen ihren Willen in das Flugzeug steigen muss, oder ob es noch einen anderen Ausweg gibt. Wer auf actiongeladene Bücher steht, dem rate ich von „A sun is also a star“ ab. Die Spannung speist sich eigentlich durch Natashas drohende Abschiebung und die Zuneigung, die zwischen Daniel und ihr entsteht.
Obwohl ich Daniels blinde Verliebtheit ein wenig arg unrealistisch finde. Ich kam nicht umhin, beim einen oder anderen Satz die Augen zu verdrehen.

Aus diesem Grund vergebe ich für „The sun s also a star“ vier Sterne.

Bewertung vom 18.05.2017
Das Erbe der Seher / Licanius-Saga Bd.1
Islington, James

Das Erbe der Seher / Licanius-Saga Bd.1


sehr gut

Das Erbe der Seher ist James Islingtons Debüt und der Einstieg zur Licanius-Saga. Ich habe an ein paar Ecken und Enden gespürt, dass es sein Erstling war, und doch war es ein tolles Leseerlebnis. Das Buch erregte meine Aufmerksamkeit nämlich schon, als es nur in Englisch auf dem Markt war (Originaltitel: The Shadow of what was lost“). Dementsprechend gespannt war ich auf die Deutsche Übersetzung. Das Cover ist im Übrigen nach meinem Geschmack. Schlicht gehalten, in dunklen Farben, die die Grundstimmung des Buches wiederspiegeln.

Der Einstieg in das Buch gelang mir auf Anhieb. Ich mag solch ein Schulsetting, in dem der Protagonist Davian zu Anfang agiert. In seinem gewohnten (und relativ sicheren) Umfeld lernt man auch ein paar Eigenheiten des Charakters kennen, um ihm dann auf seinem weiteren Weg auch emotional folgen zu können. Davians größte Sorge ist es nämlich durch die Prüfung zu fallen, da er eine bestimmte Fähigkeit noch nicht beherrscht. Und die Prüfungen stehen in kurzer Zeit an. Gemeinsam mit Davian lernt der geneigte Leser auch die anderen Protagonisten Werr (mein persönlicher Liebling) und Asha (für mich die interessanteste Person) kennen (beides Schüler), die im weiteren Verlauf des Buches die Hauptrollen spielen werden. In diesem Fall fand ich es wichtig, auch die Intentionen, Wünsche und Träume der beiden Charakter näher kennen zu lernen, damit man sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen mitfiebern kann. Den Grund erläutere ich im weiteren Verlauf der Rezension.
Islington lässt sich viel Zeit, um die Welt detailgetreu zu erklären und die Missstände darzustellen. Die unregulierte Ausübung von Magie wird nämlich mit dem Tode bestraft. Davian und seine Freunde werden nur geduldet, weil sie nützlich sind und strengen Grundsätzen unterworfen wurden, die nur schwer gebrochen werden können.
Die Charaktere zum einen und die genaue Skizze der Welt zum anderen sind vonnöten, um der Story folgen zu können. Denn je weiter ich im Buch voranschritt, desto komplexer und kleinteiliger wurde die Geschichte. Ich folgte mehreren Handlungssträngen, da die drei Protagonisten im späteren Verlauf des Buches getrennt werden und hatte vor allen Dingen in der ersten Hälfte des Buches zu kämpfen, alles zu behalten, was erklärt und neu eingeführt wurde. Zwischenzeitlich fragte ich mich nicht nur einmal, was die einzelnen Begriffe bedeuten oder wer der plötzlich wiederauftauchende Charakter, der eingangs kurz durchs Bild lief und freundlich winkte, denn nun ist.
Aber dranbleiben lohnt sich wirklich!
Islington schafft eine Welt, in die sich die Geschichte organisch einfügt. Zunächst war ich mir nicht mal sicher, wohin die Reise denn nun eigentlich gehen sollte, doch dann kristallisierte sich ein (zugegeben dünner, aber stetig wachsender) roter Faden heraus.
Die Geschichte an sich ist klug und interessant, darbt jedoch vor allen Dingen in der ersten Hälfte an der unterschwelligen, knisternden Spannung. Islington versucht diese durch überraschende Ereignisse zu kompensieren und die Spannungskurve schnellt für einige Seiten nach oben (was mich neben den Charakteren bei Laune hielt), doch richtig spannend wurde es erst zum Ende hin, als die Handlungsstränge zusammenfanden.

Ich glaube ein paar Kürzungen hätten der Geschichte nicht unbedingt geschadet.

Ich fand die Ansätze des Buches ziemlich interessant und die Welt wirklich gut und klug ausgearbeitet. Ich für meinen Teil habe gespürt, dass Islington sehr viel Herzblut in das Buch gesteckt hat. Doch fehlte es mir am magischen Funken, der mich an den Seiten kleben ließ. Aus diesem Grund vergebe ich 4 Sterne (und bin gespannt auf die Fortsetzung!).

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2017
Das Herz der verlorenen Dinge
Williams, Tad

Das Herz der verlorenen Dinge


ausgezeichnet

Zwischenspiel

Nach dem Ineluki, der Sturmkönig, besiegt worden war, flohen die Nornen hoch in den Norden, um ihre Kräfte zu sammeln. Viyeki, der Heeresvormann, bekommt den Auftrag im Falle des Todes seines Meisters ein geheimnisvolles Artefakt zu schützen. Gleichzeitig sucht er nach einer Möglichkeit, sein Volk vor dem Untergang zu bewahren.
Währenddessen verfolgt Isgrimnur mit seinen Truppen die Nornen, denen sich auch die Soldaten Porto und der junge Endri angeschlossen haben.

Als ich hörte, dass ein neues Buch aus Tad Williams Osten Ard Reihe erscheinen soll, stieß ich zuerst einen lauten Jubelschrei aus - und als ich mitbekam, dass „Das Herz der verlorenen Dinge“ nur der Anfang sein sollte, war die erwartungsvolle Freude nur noch größer. Ich las die Osten Ard Reihe im Laufe der Jahre sehr gerne, habe die Bücher und Charaktere lieben gelernt. Jetzt noch einmal in die Welt des Drachenbeinthrons und des Engelsturms zurückkehren zu können, erfüllte mein Herz mit Spannung!
Doch auf das heiß ersehnte Wiedersehen mit Simon und Miriamel muss ich leider noch etwas warten, da sich dieses, von Tad Williams als Novelle angekündigtes Buch, weitestgehend mit den Nornen beschäftigt. Es stellt das notwendige Verbindungsstück dar zwischen der alten und der neuen Reihe.
Nornen. Wer die alte Reihe gelesen hat, kennt sie als das Grauen der Menschen, das Böse, das es zu bekämpfen gilt. Deshalb öffnete ich das Buch auch mit gemischten Gefühlen. Wie sollten Wesen, die mir stets so fremd und grauenerregend vorgekommen sind, plötzlich ein ganzes Buch bevölkern? Doch ich wurde eines besseren belehrt und vollkommen überrascht zurückgelassen.
Zunächst einmal fand ich wundervoll in die Geschichte. Porto und Endri sind zwei Kerle zum Pferde stehlen und beide fanden schnell ein lauschiges Plätzchen in meinem Herzen. Gerne verfolgte ich, wie die beiden schließlich Freunde wurden und füreinander kämpften, natürlich alles unter Isgrimnurs Führung.
Immer, wenn Isgrimnur die papierene Bühne betrat, huschte ein Grinsen über mein Gesicht. Der alte Rimmersmann und Haudegen benahm sich wie er leibte und lebte, ruppig, und trotzdem überlegt. Ihm zur Seite stand Ayaminu, eine der geheimnisvollen Sithi, die ihm den ein oder anderen geheimnisvollen Ratschlag gab. Ich war also nach den ersten Seiten vollkommen gewappnet für einen nervenaufreibenden Kampf gegen die Nornen.
Doch was wäre ein Buch von Tad Williams, ohne einen zweiten Handlungsstrang und ungefähr eine Tonne Überraschungen? Die größte Überraschung bereiteten mir die Nornen. Ich wollte sie nicht mögen, ich wollte ihnen keinen Respekt zollen. Doch Tad Williams brachte das Kunststück fertig, dass sich ein paar der Nornen wirklich in mein Herz schlichen. Still und heimlich. Plötzlich bekamen die Nornen Profil, verschiedene spannende Charaktere traten aus der dunklen Masse hervor und mein Interesse war mit einem Mal geweckt.
Der Erzählstrang der Nornen wird aus Viyekis Sicht beschrieben, der mir von Auftritt zu Auftritt sympathischer wurde. Ganz nebenbei verstand ich plötzlich die Grundzüge der Kultur der Nornen und ihre Ehre, ihr Verhalten gegenüber den Menschen. Und irgendwann wusste ich nicht mehr, wem ich in dieser Geschichte die Daumen drücken sollte. So ein großer geistiger Wandel geschieht bei mir höchst selten, aber in „Das Herz der verlorenen Dinge“ fieberte ich mit beiden Seiten mit. Well done, Williams.

Sehr spannend fand ich zudem, dass Williams sich eine Zeit ausgesucht hat, die kurz nach dem Ende des großen Krieges um die Vorherrschaft in Osten Ard spielt. Er zeigt, dass eben nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen ist, sondern dass auch nach der großen Schlacht noch Soldaten leiden, Entbehrungen über sich ergehen lassen müssen und fallen, was mich persönlich berührt hat.
Alles in allem hat „Das Herz der verlorenen Dinge“ meine Sichtweise über die Völker Osten Ards gehörig durcheinander gewürfelt und die Nornen in meiner Gunst steigen lassen. Dafür vergebe ich fünf Sterne.

Bewertung vom 02.04.2017
Die Feuer von Anasoma / Caldan Bd.1
Hogan, Mitchell

Die Feuer von Anasoma / Caldan Bd.1


sehr gut

Von Geheimnissen und einem wirklich spanenden Setting

Der junge Magier Caldan wird aus dem Kloster nach einem blutigen Zwischenfall verbannt und muss nun sein Glück in Anasoma, einer pulsierenden Hafenstadt, suchen.
„Die Feuer von Anasoma“ ist der erste Band der Reihe von Michtell Hogan.

Eigentlich hat mich das Cover dazu bewogen, das Buch genauer in Augenschein zu nehmen. Dass ich im Laufe des Romans keinen einzigen Felsen finden würde, auf der ein einsamer Magier steht, wusste ich bis dahin noch nicht. Das Cover machte auf jeden Fall einen positiven Eindruck auf mich.

Der Prolog schürt auf jeden Fall die Neugier auf das Buch, da viele Fragen aufgeworfen werden. Aber das Hauptaugenmerk des Lesers richtet sich sehr schnell auf den eigentlichen Protagonisten und seinen Alltag im Kloster auf Eremita. Angelehnt an den klassischen Schulplot, folgen wir Caldan in die Klassenzimmer des Klosters und bekommen einen ersten Eindruck des Magiesystems. Diese Einführung wird später auch noch dringend benötigt und ich fand sie an dieser Stelle gut untergebracht und nicht „infodumpend“ dargestellt. So ganz nebenbei lernen wir Caldan, den Protagonisten, besser kennen. Wirklich verliebt war ich in den Charakter nicht. Aber er war mir zu einem gewissen Grad sympathisch, wies seine Ecken und Kanten auf und kam mir persönlich das ein oder andere Mal etwas hochnäsig vor, was ich begrüßte, da allzu glatte Charaktere mich schnell langweilen. Mit Caldan hatte ich im Verlauf des Buches auf jeden Fall noch meinen Spaß. Aidan, der zweite Protagonist, wurde etwas später eingeführt, wahrscheinlich um den Leser nicht mit allzu vielen Personen zu verwirren. Ihn fand ich persönlich noch einen ticken interessanter als Caldan, da er in einem tiefen Zwiespalt feststeckte und ich neugierig auf seine Geschichte war.
Die beiden Plots liefen nebeneinander her, wobei der geneigte Leser (vergeblich) dem Moment entgegen fiebert, an dem die beiden Handlungsstränge sich verbinden. Spätestens im letzten Drittel des Buches wurde mir klar, dass Caldans und Aidans Abenteuer in diesem Band noch nicht abgeschlossen sein werden.
Ein klarer Pluspunkt für das Buch ist das Setting der Hafenstadt Anasoma. Es bereitete mir diebische Freude an Caldans Seite die verschiedenen Viertel zu erkunden, die Magiergilde zu entdecken und in dieser pulsierenden Stadt Abenteuer zu erleben.
Der Schreibstil von Mitchell Hogan liest sich sehr flüssig und angenehm. Mit ihm kann man mehrere Stunden zubringen, ohne seiner Schreibe überdrüssig zu werden.
Kritisch anmerken muss ich leider, dass allzu viele Fragen offen bleiben, die zu Beginn aufgeworfen werden. Caldan findet zwar einiges über das Magiesystem heraus, aber für mich haben ein paar Informationen gefehlt. Natürlich müssen auch noch einige Geheimnisse für den nächsten Band übrig bleiben, aber ich fühlte mich am Ende des Buches ein wenig unbefriedigt.
Negativ aufgestoßen ist mir persönlich auch das letzte Drittel des Buches, in dem der Autor versuchte, der Handlung Schwung zu geben, was ihm leider nicht ganz gelungen ist. Neue Charaktere wurden eingeführt und eine unerwartete Kehrtwendung erfolgte, die für meinen Geschmack auf ein bisschen zu wackligen Beinen stand.
Im Buch gab es durchaus spannende und aufregende Momente, doch das waren Spannungsspitzen, die der Autor über das Buch verteilte. Eine wirklich brodelnde Spannung, die sich hielt, konnte er nicht so richtig aufbauen. Aber ich habe das Buch dennoch wegen seiner Detailfülle genossen und der letzte Punkt ist ein wenig Meckern auf hohem Niveau.
Das Buch hat mich neugierig auf den Folgeband zurückgelassen und mir trotz der Kritikpunkte viel Spaß gemacht. Ich bin Caldan gerne in die Tavernen und Gilden gefolgt, habe neue Bekanntschaften geschlossen und an seiner Seite so manche Gefahr überstanden. Aus diesem Grund vergebe ich in der Gesamtheit vier Sterne.

Bewertung vom 03.03.2017
Schattenkrone / Royal Blood Bd.1
Herman, Eleanor

Schattenkrone / Royal Blood Bd.1


gut

Von Historisch brillanten Details und hölzernen Charakteren

Alexander der Große ist ein Name, der wohl jedem etwas sagt. Über die Schlachten und Feldzüge aus seinen Jahren als Herrscher ist hinreichend bekannt, jedoch aus seiner Jugend nur wenig überliefert. Wer war der Eroberer in seiner Jugend? Elisabeth Herman hat darauf eine Antwort in der Fantastik gesucht. Der Leser kann sich auf wahre Helden mit magischem Anklang, und mit einer großen Portion Romantik gefasst machen.
Alex und Heph sind beste Freunde, Jakob und Kat reisen gemeinsam zum Blutturnier und Cyn und Zo haben ihre ganz eigenen Pläne.

Ich habe mich für dieses Buch entschieden, da es einen tollen und interessanten historischen Hintergrund hat und der Klappentext für mich sehr interessant klang. Dementsprechend habe ich auch mit hohen Erwartungen die erste Seite aufgeschlagen. Was mich gleich in den Bann gezogen hat, war die eindringliche Einführung der ersten Hauptperson: Kat - Ich glaube, so dynamisch beginnt ein Buch selten. Das hat mich positiv gestimmt, obwohl mir die Zeitform nicht recht zusagen wollte. Die Geschichte wird konsequent im Präsens erzählt und in der 3. Person, was man mögen muss. Ich konnte mich auch im Verlauf des Buches nicht mit dieser Form der Erzählung anfreunden, aber das ist Geschmackssache.
Über den gesamten Roman hinweg , spürte ich, dass die Autorin wirklich tief in die Materie eingedrungen ist. Sie hat bei der Recherche ganze Arbeit geleistet, sodass die vielen kleinen Details authentisch daher kamen. Sie hatte Ahnung von Kultur, den Essgewohnheiten, der Kleidung und den Trickreichen Schlachten der Antike. Das konnte ich auf vielen Seiten spüren - und das verlieh dem Buch auch einen Großteil seines Charmes.
Die Protagonisten konnten mich leider nicht wirklich überzeugen. Sie wirkten allesamt hölzern und flach, ihre Handlungen waren zum größten Teil unüberlegt. Die einzige, die ihren Kopf einsetzte, war Cyn, die ihre Intrigen spann wie eine emsige Spinne im Netz. Alex, Kat, Heph und Jakob waren in der ersten Hälfte des Buches viel zu sehr damit beschäftigt, Eifersucht aufeinander zu empfinden, als das sie wirklich agieren konnten. Außerdem waren in meinen Augen einige Handlungen einfach zu irrrational. Selbst wenn das Buch für Jugendliche geschrieben wurde, können die Charaktere doch einen Funken Rationalität behalten, trotz dessen das alle bis über beide Ohren verliebt sind, oder? Das ist mir in der ersten Hälfte sauer aufgestoßen. In der zweiten zog dann der Plot an und der Fokus rückte ein wenig in eine andere Richtung, was mir auch wieder mehr Freude bereitete.
Richtig Mitfiebern mit Alex und seinen Freunden konnte ich persönlich trotzdem nicht.
Den zweiten großen Kritikpunkt stellt in meinen Augen der Schreibstil dar. Auf der einen Seite hatte das Buch einen sehr ernsten Hintergrund. Herrschen, Intrigen! Brutalität und Mord schien an der Tagesordnung zu sein. Trotzdem hatte ich das Gefühl, vor allen Dingen wenn das Auge auf die Emotionen der Protagonisten gelenkt wurde, dass sich das Buch an ein jüngeres Publikum richtete. Nur vom Stil her, nicht vom Inhalt. Elisabeth Herman schreibt für meinen Geschmack manchmal zu direkt und ich musste das ein oder andere Mal wirklich dem Holzhammer ausweichen. Schade!

Alles in allem fand ich die Idee wirklich toll. Ich habe gespürt, dass die Autorin wirklich viel Wert auf historische Genauigkeit gelegt hat, aber Probleme hatte, den Charakteren Leben einzuhauchen, was einerseits am Schreibstil, andererseits wahrscheinlich daran lag, dass sie so viele Perspektivstränge auf relativ wenig Seiten versucht hat, unterzubringen Deshalb vergebe ich drei Sterne.

Bewertung vom 12.02.2017
Die Krone der Sterne Bd.1
Meyer, Kai

Die Krone der Sterne Bd.1


ausgezeichnet

Iniza flieht von der Raumbarke, die sie eigentlich ihrer neuen Bestimmung entgegentragen soll. Sie wurde erwählt, doch sie ist gar nicht glücklich mit der Wahl. Gemeinsam mit dem Hauptmann ihrer Leibwache Glanis hat sie einen Fluchtplan geschmiedet. Doch die beiden haben die Rechnung ohne den Kopfgeldjäger Kranit und die Alleshändlerin Shara gemacht, denn sie sind ausgerechnet auf Sharas Schiff, der Nachtwärts gelandet.

Er hat es wieder geschafft. Mich an die Seiten zu binden. Atemlos umzublättern, um zu wissen, was auf der nächsten Seite geschieht. Mich zu fürchten, weiter zu lesen, weil ich mir Sorgen um meine lieb gewonnenen Protagonisten hatte.
Er hat es schlicht und einfach wieder geschafft.
Doch Beginnen wir am Anfang. Als ich hörte, dass Kai Meyer eine Science-Fiction-Opera schreibt, fiel ich erst mal aus allen Wolken und schwankte zwischen Bestürzung und Vorfreude. Die Vorfreude überwog schließlich, da er schon auf dem High- und Jugendfantasyparkett eine gute Figur abgab und zudem auch seine historischen Romane mit zu meinen Liebsten zählen.
Als ich das Buch aufschlug, war mir nach wenigen Seiten eines klar: Genau das wollte Meyer schreiben. Genau das, und nichts anderes. Ich spürte in jedem Satz, in jeder Beschreibung von Blastern oder Raumkathedralen, dass Kai eine nur zu genaue Vorstellung von den Dingen hat, über die er da gerade erzählt. Die Welt wurde von ihm so reich bestückt, dass der geneigte Leser sich als ein Teil dieses unglaublichen Abenteuers fühlt. Dabei beging er jedoch nicht den Fehler, den detailverliebte Autoren des Öfteren machen, wenn sie ihre neuen fantastischen Welten beschreiben. Ich hatte nie das Gefühl der Länge, nie das Gefühl, dass in eine Szene mehr reingepackt worden ist, als für den Plot wichtig ist. Kai hat nie aus den Augen verloren, dass er ein Weltraum-Abenteuer erzählt, und keine historische Abhandlung der Galaxie mit detaillierten Angaben zu allen Kriegen, die vom Jahr x bis zum Jahr y geführt wurden. Er hat die Spannung hochgehalten, die rasante Flucht von der Barke und dann auf der Nachtwärts einmal quer durchs All hat mir einige durchwachte Nächte beschert. Er stellt es dabei so klug an, dass er genau die richtige Dosis Plot miteinfließen lässt. Ich wusste nie mehr als die handelnden Figuren, und doch konnte ich herrlich über die galaktischen Geheimnisse rätseln. Ich als Leser bekam einfach das Gefühl, viel mehr über diese ganze, wunderbare Welt zu wissen, als ich eigentlich in dem doch recht dünnen Buch herausgefunden habe. Zwischen den Zeilen stehen einfach noch so viele unentdeckte Schätze.
Die Figuren waren wie für mich gemacht. Wer hier schmachtende Teenager oder die zarten Knospen der ersten Liebe sucht, der sucht (und allen Himmeln sei Dank dafür!) vergebens. Hier begegnen wir erwachsenen Protagonisten, die durchaus schon ihre ersten Erfahrungen gemacht haben und mehr oder minder abgeklärt sind. Das Leben als erstes, dann können wir immer noch knutschen.
Kranit, den Kopfgeldjäger, stellte für mich die treibende Kraft und den stärksten Charakter dar. Ich habe seine raubeinige Art im Laufe des Buches richtig schätzen gelernt, genauso wie Iniza, die sich erst im Laufe des Buches entpuppt und ihre Flügel ausbreitet. Da hätten wir noch einen Punkt, den ich an Kai Meyer schätze: Seine Charaktere entwickeln sich und du kannst nicht von der ersten Seite an vorhersagen, welche Richtung sie einschlagen werden!

Zugegeben: Ich hatte bei der ein oder anderen Passage eine harte Zeit, da Sci-Fi auch nicht zu meinen bevorzugten Genres zählt. Doch es lohnt sich so sehr.
Er hat es wieder geschafft. Ich knuddel jetzt noch ne Runde das Buch und lasse verdiente fünf Sterne da.