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Top-Rezensenten Übersicht

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Blubie
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Schönau

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 19.05.2023
Wiener Todesmelodie
Albich, Mina

Wiener Todesmelodie


ausgezeichnet

Ja ja ja! Als ich vor etwa einem Jahr „Mexikoplatz“ gelesen habe, war ich so begeistert und hoffte, dass es eine Krimireihe gibt.
Tadaaaa! Dies ist also Grohsmanns zweiter Fall.
Das Wiedersehen mit Joe, Nicky, Grohsmann und Sally war einfach wunderbar und ich habe dieses Buch in wenigen Stunden durchgesuchtet.
Für mich - gebürtige Wienerin in Deutschland lebend - waren ja schon die Straßennamen eine wahre Freude. Und dass alle Protagonisten in authentischem Wiener Akzent sprechen, hat mich wieder vollends in meine Heimatstadt versetzt. Aber keine Angst, ihr lieben deutschen LeserInnen, auch als Nicht-WienerIn kann man alles gut verstehen.
Der Fall war spannend und knifflig mit vielen möglichen Tätern, und auf das Ende wäre ich nicht gekommen. Viel über klassische Musik habe ich auch gelernt und zwar auf unterhaltsame und nicht trockene Art und Weise.
Liebe Mina Albich, der zweite Fall ist außerordentlich gut gelungen, Du konntest das Niveau nicht nur halten, sondern noch steigern.
Und jetzt? Jetzt hoffe ich einfach auf einen baldigen dritten Fall… und ich akzeptiere kein Nein!
Vielen Dank und G‘schamsterdiener, Pfiati Baba, woa echt leiwand

Bewertung vom 12.05.2023
Die Saat von gestern
Heider, Stefan K.

Die Saat von gestern


ausgezeichnet

Ich mochte Ferdinand Lässe - den Lässe Ferl - ja schon im Vorgängerband "Bauernschädel" sehr, aber jetzt bin ich eingefleischter Fan dieses sympathischen Antiheldens.
Während Ferl unter den Nachfolgen seiner Taten aus dem ersten Band leidet und sich kaum noch zu irgendwas motivieren kann, was nicht mit Alkohol, Tabak oder Zocken zu tun hat, begeht sein Cousin Kurt Selbstmord.
Zur Traueraufarbeitung zieht es Ferl in sein Heimatdorf und er setzt sich mit seiner Vergangenheit und seiner Familie auseinander. Wie kann es anders sein... bald befindet er sich wieder mitten in einem Krimi.
In der ersten Hälfte des Buches geht es eher ruhiger zu, man erfährt mehr über das Leben und die Gedanken Ferls. Stefan K.Heider lässt sich angenehm Zeit, um seinen Charakter - der zwar wieder mit viel Humor, aber weitaus düsterer daherkommt - auszuformen. Ferl wird viel griffiger in diesem Band. Auch die Stimmung im Dorf und die beteiligten Bewohner, kommen gut rüber. Ab der Mitte nimmt das Tempo allerdings gehörig an Fahrt auf und das Buch entwickelt sich zum spannenden Pageturner mit etlichen Wendungen und Überraschungen.
Das Ende ist schlüssig und lässt eine kleine Hoffnung zu, dass eventuell ein dritter Band kommen möge.
An manchen Stellen musste ich wieder laut lachen, ich liebe den sarkastischen Humor und die dezent gestreuten lokalen Ausdrücke (man muss kein Österreicher sein, um sie zu verstehen). Aber auch die nachdenklichen Passagen gingen mir oft unter die Haut.
Diese Reihe braucht definitiv mehr Aufmerksamkeit und ist auch sehr empfehlenswert für Nicht-Krimi-LeserInnen.

Bewertung vom 08.05.2023
Kathmandu & ich
Jähnel, Sven

Kathmandu & ich


schlecht

Ich habe mich durch ein 99 Cent ebook Angebot locken lassen, aber selbst das war es - für mich - nicht wert.
Ein Haufen Protagonisten um die 30, die gemeinsam eine Reise nach Nepal planen und sich dabei benehmen, dass man sich als Leser einfach nur noch fremdschämt. Wie eine Ansammlung pubertierender Teenager, Dialoge bei denen ich nur noch die Augen gerollt habe und eine Liebesgeschichte, die mich weder mitreissen konnte, noch nachempfinden. Wenn Dreissigjährige bei jeder zufälligen Berührung einen Herz-Kreislauf-Zusammenbruch fürchten... Keiner der Protagonisten konnte mir auch nur ein kleines Stückchen Sympathie abringen.
Ich weiss noch nicht einmal, ob mich das Buch als reiner Reisebericht - also ohne Freundes- und Liebesgedöns - begeistert hätte. Auf der einen Seite hätte es interessant sein können, Nepal immerhin! Ich glaube gerne, dass der Autor dieses Land schon mal bereist hat, keine Frage - aber seine Schilderungen konnten mir auch das nicht näher bringen.
Nein, dieses Buch und ich sind in diesem Leben keine Freunde, das kitschig-kindische Cover hätte mir aber schon Warnung genug sein müssen.

Bewertung vom 01.05.2023
Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3
Seeburg, Uta

Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3


gut

Das Buchcover und der Klappentext waren für mich vielversprechend.

Dies ist der dritte Kriminalfall Gryszinskis. Ich habe die ersten beiden Bücher nicht gelesen, aber die braucht man nicht unbedingt, um dieses Buch zu lesen, aber sicherlich vertieft das die Person Gryszinskis.
Ich sortiere das Buch eher bei historisch ein, denn der Kriminalfall ist nicht sonderlich spannend und kommt stellenweise doch sehr konstruiert daher, das hat das Lesen an mancher Stelle für mich etwas zäh gestaltet.

Was aber sehr positiv auffällt, ist der Schreibstil Uta Seeburgs, der die Zeit 1896-1916 sehr authentisch widerspiegelt. Die Beschreibungen der Alltagsbegebenheiten lassen diese Ära vor den geistigen Augen der Lesenden lebendig werden.
Ich glaube, ein ganz normaler Roman, vielleicht ein Familienepos aus dieser Zeit, aus ihrer Feder hätte mir um Einiges besser gefallen.

Bewertung vom 29.04.2023
Als wir Vögel waren
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


ausgezeichnet

Dieses Buch mit dem wunderschönen Cover (danke an Diogenes, dass Ihr das original Cover und den original Titel verwendet habt - das ist bei deutschen Verlagen leider keine Selbstverständlichkeit mehr), hat mich sehr beeindruckt und tatsächlich such bereichert.
Eine mystisch angehauchte Liebesgeschichte aus Trinidad.

Was wusste ich davor über Trinidad? Gar nichts, also erst einmal Bilder Googlesuche, danach ein bisschen über Rastafari gelesen und schon war ich auch mitten in der Geschichte von Darwin und Yejide. Ich mochte das wirklich sehr, vor allem der Schreibstil ist außergewöhnlich: auf der einen Seite sehr poetisch, aber dann auch wieder schlicht. Die Übersetzerin Michaela Grabinger hat es wunderbar geschafft, das Kreolische sprachlich wiederzugeben, ohne dabei verzweifelt einen deutschen Dialekt zu bemühen, dafür gebührt ihr großes Lob.

Die Beschreibungen und die Stimmung in dem Buch macht Lust mehr über Trinidad zu erfahren. Die Geschichte ist toll und trotz der mystischen Elemente wirkt nichts aufgesetzt, eine kraftvolle Begegnung zweier Menschen, die in den Traditionen ihrer Familien feststecken.

Von mir gibt es maximale Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.04.2023
Babel
Kuang, R. F.

Babel


ausgezeichnet

Welche Worte wählt man für eine Rezension, wenn ein Buch nicht nur die Erwartungen erfüllt, sondern sogar übertrifft? Welche Worte können dem gerecht werden?

Wer sich von Werbetexten mitreißen lässt, die von einer Qualität Harry Potters schwärmen… vergesst das, dieses Buch hat absolut nichts mit H.P. zu tun und es ist mir schleierhaft wie man auf diesen Vergleich kommt.

Wer ein klassisches Fantasyspektakel erwartet -vergesst auch das. Klar, es gibt Magie, das war es dann aber auch schon. Und diese Magie ist so plausibel, dass man beim Lesen ganz schnell vergisst, dass man ein Fantasybuch in Händen hält.

Ein leichtes Buch für zwischendurch zum Abschalten, auch hier muss ich Euch enttäuschen. Das war alles andere als leichte Lektüre, hier muss man dran bleiben und sogar ich habe die doppelte Zeit benötigt , schon alleine weil ich nichts überlesen wollte.

Wer Sprachwissenschaft mag und viel über den britischen Kolonialismus Anfang des 19. Jahrhunderts lernen möchte, der wird dieses Buch genauso lieben wie ich.
R.F.Kuang ist Historikerin und Sprachgelehrte und ich kniee vor so viel Wissen ehrfürchtig nieder.
Dazu bedient sie sich auch noch eines wunderbaren Schreibstils und erzählt zwischen der Flut an Fakten, eine spannende Geschichte. Und die Themen sind brisant: Kolonialpolitik, Diskriminierung, Rassismus, Ausbeutung von Arbeitskraft und Ressourcen und Lobbyismus. Hochaktueller könnte es kaum noch zugehen.

Dieses Buch ist wie eine wunderbare Schatzkiste und definitiv ein Lesehighlight in diesem Jahr.
Meinen größten Respekt zolle ich den beiden Übersetzerinnen Heide Franck und Alexandra Jordan, die Enormes geleistet haben.

Bewertung vom 14.04.2023
Solange wir leben
Safier, David

Solange wir leben


ausgezeichnet

Ich gebe zu, ich habe bisher noch kein Buch von David Safier gelesen. Zwar stehen "Ein mieses Karma" und "Jesus liebt mich" schon eine lange Weile in meinem Bücherregal, allerdings ungelesen. Das aktuelle Werk, das am 18.April erscheint, hat aber nichts mit den lustigen gelben Unterhaltungsbüchern zu tun.
Schon der Klappentext hat mich neugierig gemacht und ich wollte den Roman unbedingt lesen.

Was für ein Buch! Was für eine, vom Schicksal gebeutelte, Familie! David Safier beschreibt das Leben und das Kennenlernen seiner Eltern, und diese Geschichte könnte einem Hollywood Blockbuster entsprungen sein. Wenn man bedenkt, dass sein Vater - ein Wiener Jude - den Nazis entkommen konnte und nur er und seine Schwester als einzige der Familie den Holocaust überlebt haben, das alleine wäre schon ein Buch wert.
Während sein Vater sich im weiteren Lebensverlauf voller Zweifel, aber immer wieder voll purer Lebenslust, durch das Leben schlägt und unruhig durch die Welt zieht, wie ein Vagabund, so ist seine bremer Mutter eine bodenständige Überlebenskämpferin.
Diese Familiengeschichte könnte spannender und packender kaum sein, sie zu lesen war ergreifend und am Ende war ich sogar nah am Wasser gebaut.
Was für ein Segen, dass David Safier schreiben kann und somit seinen Eltern ein liebevolles Denkmal setzt, die er zu keinem Zeitpunkt verklärt zu Helden stilisiert, sondern sie sehr menschlich mit all ihren Fehlern darstellt.

Schade nur, dass das Lektorat einige Logik- und Schreibfehler übersehen hat, das hat weder Herr Safier noch dieses wunderbare Buch verdient.

Ich kann "Solange wir leben" vollumfänglich und uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 30.03.2023
Tochter einer leuchtenden Stadt
Suman, Defne

Tochter einer leuchtenden Stadt


gut

Das Buch hatte mich schon vor dem Klappentext mit seinem schönen Cover eingefangen, die Inhaltsangabe machte mich dann erst recht neugierig.
Die ersten Seiten hatten mich stimmungsmässig auch gleich in die alte Metropole Smyrna versetzt, die Autorin beschreibt die Atmosphäre so wunderbar, dass man meint eine Zeitreise zu unternehmen... fast kann man die Gerüche und Geräusche wahrnehmen.
Und dann kamen die nächsten Seiten und ich kam mir immer blöder vor. Ich denke nicht, dass ich eine besonders ungebildete Leserin bin und nur seichte Literatur wegschnabulieren kann, aber ich habe einfach mit zunehmender Seitenanzahl gar nichts mehr gerafft.

Ich interessiere mich sehr für die Geschichte des beginnenden 20. Jahrhunderts, allerdings habe ich kaum Ahnung von griechisch-türkischer Geschichte, leider setzt die Autorin diese Kenntnisse allerdings voraus. Als ahnungslose Leserin wird man also nicht nur in ein politsches Geschehen geworfen, dass man kaum versteht, nein - es folgen auch noch Zeitensprünge und (gefühlt) 2000 Protagonisten mit exotischen Namen, die ich manchmal noch nicht mal hätte aussprechen können. Dialoge sind schwer zuzuordnen (wer spricht grad mit wem?) und gespickt mit griechischen und türkischen Ausdrücken, keine der beiden Sprachen verstehe ich. Allerdings hat die Autorin die gängigsten Ausdrücke am Ende des Buches zusammengefasst.

Ich hätte das Buch wirklich wirklich gerne gemocht, auch wenn der Schreibstil anspruchsvoll (aber sehr distanziert) ist, aber ich habe es nach der Hälfte aufgegeben. Kaum war ich mal in der Handlung drin, kam wieder irgendein Kampf, eine politische Handlung und ich war wieder raus.

anspruchsvoller Schreibstil - kann ich
anspruchsvoller Plot - kann ich
ungewohntes historisches Setting - kann googeln
viele Protagonisten - kann ich
viele Protagonisten mit ungewohnten Namen - schaff ich auch noch
Zeitsprünge - meist auch kein Problem
alles zusammen: bin leider raus

Wer sich ein wenig mit diesem Teil der Historie auskennt und vielleicht sogar Wurzeln in Izmir hat, der wird dieses anspruchsvolle Buch wahrscheinlich sehr lieben, sprachlich ist es wirklich schön.
Ich ziehe meinen Hut vor dem Übersetzer Gerhard Meier.

Bewertung vom 29.03.2023
Die Radfahrerin
Leonard, Susanna

Die Radfahrerin


sehr gut

Wer hat schon von Annie Londonderry gehört oder gelesen? Ich gehe mal davon aus: die wenigsten von Euch. Und so erging es mir auch, bevor ich dieses Buch in Händen hielt. Das Internet spuckt nicht viele Informationen über sie aus, was auch die Autorin im Nachwort bestätigt - Annie (Londonderry) Kopchovsky existierte, mutig verließ sie 1894 ihre Familie (Mann und drei kleine Kinder) im Alter von 22 Jahren, um mit einem Fahrrad einmal um die Welt zu radeln. Dafür wird sie heute noch "gefeiert", da sie damit einen Beitrag zum Feminismus geleistet hat.
Ob es damals tatsächlich eine Wette gab, mit der Bedingung, dass sie diese Reise ohne Geld mit nur einer Wechselganitur Wäsche antreten darf, die Reise nur 15 Monate dauern darf und sie in dieser Zeit 5000 Dollar verdienen muss... darüber weiss man nichts Genaues, aber Gerüchten zufolge war es so.
Tatsache ist, sie war eine mutige abenteuerlustige junge Frau, die sich selbst perfekt vermarkten konnte und großartig Geschichten erzählen.
Und so strickt Susanna Leonard aus diesen wenigen Fakten eine sehr unterhaltsame quasi Biografie, die sich kurzweilig lesen lässt. Ihre Annie ist eine sympathische junge Frau, in die man sich gut hineinversetzen kann. Leonards Prtoagonisten sind allesamt griffig und bunt, es macht Spass den Dialogen zu folgen und den Gedankengängen Annies. Auch die Atmosphäre dieser Zeit ist stimmig.
Annie Londonderry war bekannt dafür, dass sie schillernde Abenteuergeschichten erzählen konnte und die Presse der damaligen Zeit an der Nase herumführte. Die Autorin nutzt diese Geschichten und knüpft sie gekonnt in die Erzählung ein.
Viel Fiktion befindet sich zwischen den beiden Buchdeckeln, aber dennoch könnte es durchaus genauso gewesen sein. Eine schöne und unterhaltsame Hommage an eine interessante Frauenfigur über die man leider viel zu wenig liest.

Bewertung vom 20.03.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


ausgezeichnet

Ach! Was für ein absolut erfrischendes und tolles Buch!
Zugegeben, erst hat mich der Titel gecatcht, danach der Klappentext und schließlich die ersten positiven Rezensionen. Dann MUSSTE ich das Buch einfach haben und ich habe es an einem Tag durchgesuchtet und zu hundert Prozent genossen. Der Plot hat nicht nur meine Erwartungen erfüllt, sondern übertroffen.
Ich liebe ja culture-clash Geschichten und diese hier ist so liebenswert und humorvoll erzählt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag.
Abla Alaoui hat ihre Charaktere authentisch und detailliert herausgearbeitet, Amaya ist eine hinreißende Protagonistin mit all ihren Schwächen und Stärken und Fehlern… und ihrem Humor.
Es ist nicht einfach nur eine wunderbare Liebesgeschichte, sondern auch ein Bericht darüber wie Menschen zwischen zwei Kulturen leben und versuchen Kompromisse zu finden, wir erfahren (ohne hoch-erhobenem Zeigefinger) von Alltagsrassismus und Sexismus.
Bravo! Ein durch und durch gelungener Debütroman, der mich komplett überzeugt hat und perfekt unterhalten.
(Ich habe auch die arabischen Weisheiten am Anfang jedes Kapitels sehr gemocht)
Absolute Leseempfehlung, da gibt es nix dran zu rütteln!