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Anna625

Bewertungen

Insgesamt 84 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2020
Die Spur der Gräfin
Röckle, Doris

Die Spur der Gräfin


weniger gut

Kaum hat der junge Graf Albrecht der Hochzeit mit Mechthild zugestimmt, um auf diesem Wege eine alte Feindschaft zweier Familien aus der Welt zu räumen, da verschwindet die gerade Frischverheiratete scheinbar spurlos von der Burg. Als sie schließlich für tot erklärt werden muss, macht der Graf sich als Pilgerer auf den Weg nach Jerusalem, um so das Einverständnis zur Scheidung zu erhalten. Was er jedoch nicht ahnt, ist, dass die Pilgerreise nur als Vorwand dienen soll, um den Grafen heimlich aus dem Weg zu schaffen - denn er ist kurz davor, ein von der Kirche lange verborgen gehaltenes Geheimnis um das Grabtuch Christi zu lüften... Eine Geschichte voller geheimer Bündnisse, Mord, Intrigen und heimtückischer Verschwörungen.


Gleich zu Beginn lernt der Leser eine Vielzahl an Protagonisten kennen. Leider wird das Buch dadurch oftmals unübersichtlich, zumal viele Personen nach ihrer Einführung über 100 Seiten oder sogar länger keinerlei Erwähnung mehr finden, bevor sie dann plötzlich vollkommen unerwartet wieder auftauchen. Das in Kombination mit häufigen Ortswechseln gestaltet es schwierig, einen echten Überblick über das Geschehen zu behalten. Außerdem klingen viele verschiedene Perspektiven erstmal toll, hier geht dies jedoch leider auf Kosten der Tiefe der Charaktere. Ihre Gedanken und Gefühle behalten sie größtenteils für sich, sie bleiben flach, wenig transparent und dem Leser nur sehr schwer zugänglich. Der Sinn hinter manchen ihrer Handlungen bleibt vollkommen undurchsichtig.

Vieles wird nur angerissen, aber dann nicht näher ausgeführt. Auch werden teils mehrere Jahre einfach übersprungen, in denen sich scheinbar nichts Erwähnenswertes ereignet hat, während danach dann plötzlich alles Schlag auf Schlag geht und innerhalb weniger Tage und Seiten beispielsweise weite Reisen zurückgelegt werden. Oft habe ich mich während des Lesens gefragt, was all die Charaktere in der Zwischenzeit getan haben - selbst, wenn sie nur ihrem Alltag nachgegangen sein sollten, hätte ich mir dazu zumindest eine kurze Erklärung gewünscht.

Mein größter Kritikpunkt ist auch tatsächlich genau das - die Zeitsprünge. Nichteinmal sosehr die über einen langen Zeitraum, sondern insbesondere jene von unmittelbar vor zu kurz nach einem wichtigen Ereignis. Da wird ein Ereignis seitenlang vorbereitet, es werden Pläne geschmiedet, man freut sich über ein wenig Spannung - und dann, zack, nächstes Kapitel, neue Szene, es sind mehrere Tage oder Monate vergangen und das Ereignis wird in zwei Sätzen kurz nacherzählt. Kann mal vorkommen, aber hier hat es sich leider so sehr gehäuft, dass dadurch meiner Ansicht nach viel zu viel Spannung aus der Geschichte herausgenommen wurde. Sehr schade.


Die zwei Sterne, die ich vergebe, bekommt das Buch vor allem für den Schreibstil - der ist sehr angenehm, gut verständlich und flüssig zu lesen. Auch die kleine Karte und die Übersicht über die handelnden Personen inklusive Markierung historisch belegter Charaktere finde ich erwähnenswert. Zu guter letzt gefällt mir die Idee hinter der Geschichte sehr gut, auch, wenn sie letzten Endes nicht so umgesetzt wurde, wie ich es mir erhofft hätte.


Fazit: Etwas weniger Breite und dafür mehr Tiefe hätten der Geschichte gut getan! Mich konnte es leider nicht überzeugen.

Bewertung vom 17.02.2020
Nachtschwarz bis Blütenweiß. Rosen, Rilke und der Krieg
Wieland, Yngra

Nachtschwarz bis Blütenweiß. Rosen, Rilke und der Krieg


ausgezeichnet

"Plötzlich sind wir alle in Leben gelandet, die wir so nie gewollt haben. Es ist wie ein böser, nicht enden wollender Traum."

Als Idas Schwester Alice kurz nach der Geburt ihres Sohnes stirbt, nimmt sie ihrer Schwester mit dem letzten Atemzug ein Versprechen ab: Diese soll sich gut um das Neugeborene und dessen Vater Alfred kümmern. Erst später wird Ida bewusst, welch weitreichende Konsequenzen die Bitte ihrer Schwester für ihr Leben hat. Sie willigt ein, Alfred zu heiraten und den kleinen Paul aufzuziehen, und ein Leben auf dem Gut ihrer Eltern zu führen, statt ihrem Traum nachzugehen und Künstlerin zu werden. Schon bald darauf bricht der Krieg in Deutschland aus, und obwohl anfangs noch alle guter Hoffnung sind, wird der Glaube an ein baldiges Ende des Krieges schnell zerschlagen. Die jungen Männer in der Umgebung werden nacheinander in den Kriegsdienst berufen, doch auch für die, die zuhause zurückbleiben, bricht eine harte Zeit an: eine Zeit voller Angst vor dem Krieg und Ungewissheit um das Schicksal ihrer Lieben.

Das Buch umfasst den Zeitraum von Mai 1939 bis August 1946 und berichtet von der Anfangszeit des Krieges bis hin zu dessen Ende, alles aus der Sicht der anfangs 17-jährigen Ida, die wie so viele andere viel zu früh erwachsen werden musste. Es gibt tiefe Einblicke in das Alltagsleben der Menschen zu jener Zeit, in die harte körperliche Arbeit, die Sorgen, die Hoffnungslosigkeit. Ida muss lernen, ihre große Leidenschaft, das Malen, hintenanzustellen und ihre Träume eines selbstbestimmten, unabhängigen Lebens aufzugeben, um das Versprechen, das sie ihrer Schwester gegeben hat, halten zu können und ihre Familie zu schützen. Sie muss viele schmerzliche Verluste einstecken in dieser Zeit, sieht sich mit dem Hass auf Juden und mit Verrat konfrontiert. Alles, was ihr Halt gibt, sind die Malerei und die wenigen Menschen, die ihr nahestehen; nur sie machen den harten Alltag erträglich.

Das Buch ist von der ersten Seite an fesselnd und hat bei mir als Leser großes Mitgefühl mit der Protagonistin ausgelöst; Es gelingt der Autorin ganz hervorragend, die Welt der frühen 40er Jahre vor dem geistigen Auge des Lesers auferstehen zu lassen und die Stimmung jener Zeit einzufangen. Oft bleibt ein beklemmendes Gefühl zurück, so greifbar werden manche Situationen geschildert, man kann gar nicht anders, als sich mitreißen zu lassen von der Geschichte um Ida und ihre Familie. Dies gemeinsam mit einer unfassbar starken Protagonistin, die viel Mut und Kampfgeist zeigen muss, sich trotz aller Hoffnungslosigkeit und Zweifel letzten Endes nicht unterkriegen lässt, machen "Nachtschwarz bis Blütenweiß" zu einem wirklich bewegenden und absolut lesenswerten Buch, dass ich allen nur wärmstens ans Herz legen kann!

Bewertung vom 31.10.2019
Askeria: Die letzte Generation
May, Juliet

Askeria: Die letzte Generation


ausgezeichnet

"Den Frieden wiederzufinden ist um ein so Vielfaches schwerer, als einen Krieg zu beginnen - einen Krieg, der auf Unterschiedlichkeiten beruht, in einer Welt, in der nur noch bewertet, verurteilt und Macht angstrebt wird."

Vor langer Zeit einmal lebten Menschen und Ceri im Einklang miteinander auf der Welt. Doch eines Tages entzweiten sich die beiden Völker, und während die Menschen den Kontinent Mitaeria mit all seiner Fruchtbarkeit für sich beanspruchten, wurden die Ceri auf die andere Seite des Ozeans verbannt, nach Malluma, wo niemals die Sonne scheint und das Leben zur Qual wird. Die Ceri und alles, was mit ihnen zu tun hat, sind den Menschen verhasst und gefürchtet, und so wurde eine restlose Vernichtung von Büchern u. Ä. angeordnet, die von ihnen und der Magie berichten, derer sie sich bedienen. Auch umfassendes Wissen über die Geschichte der beiden Völker ging verloren und wurde durch Lügen ersetzt.

Etwa 150 Jahre später wird das Mädchen Piara mit einem Zeichen der Ceri an sich geboren - denn sie besitzt Hörner. Nach dem tragischen und geheimmnisvollen Tod ihrer Eltern wird Piara liebevoll von ihren Brüdern Souta und Ineas aufgezogen und muss schon früh lernen, ihre Hörner vor anderen Menschen zu verbergen. Ihre eigentlich schöne Kindheit endet abrupt, als sie und Souta plötzlich aus ihrer Heimat fliehen müssen und Piara sich bald darauf ganz alleine wiederfindet. Zurückgelassen mit all ihren Fragen macht sich das junge Mädchen auf die Suche nach ihren Brüdern und nach Antworten - doch was sie entdecken wird, übertrifft ihre Erwartungen bei Weitem.


Vom ersten Moment an bin ich tief in diese Geschichte eingetaucht und konnte mich ihr von da an nicht mehr entziehen. Die Idee selbst, die hinter der Geschichte steckt, ist eine sehr gute, und es gelingt Juliet May von der ersten Seite an, den Leser damit zu packen. Die vielen verschiedenen Protagonisten, aus deren Sicht wechselseitig erzählt wird, sorgen immer für Abwechslung und ermöglichen es, ein sehr komplexes Handlungsgeflecht aufzuziehen. Einblicke in die Vergangenheit beleuchten das Ganze zusätzlich aus einer komplett anderen Perspektive und liefern viele wichtige Informationen. Alle Figuren sind sehr vielschichtig und individuell, früher oder später kann man gar nicht mehr anders, als jede einzelne von ihnen einfach für ihre ganz persönliche Art schätzen zu lernen. Die Welt, in welcher "Askeria" spielt, ist bemerkenswert ausführlich beschrieben und anspruchsvoll gestaltet. Juliet May wartet immer wieder mit überraschend detailreichen Erläuterungen auf, sodass es ein Leichtes wird, sich perfekt in diese Welt hineinversetzen zu können.

Insgesamt also ein mehr als gelungene Auftakt einer großartigen Fantasy-Reihe, von der man sicherlich noch Einiges hören wird! Ich freue mich bereits sehr auf die Folgebände, denn für mich persönlich ist "Askeria" eines der besten Bücher, die ich seit Langem gelesen habe!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2019
Disappeared
Tailor, Kathy

Disappeared


ausgezeichnet

"Wenn die in dem Tempo weitermachen, werden sie Maria in hundert Jahren nicht finden - und irgendwas sagt mir, dass die beiden keine hundert Jahre mehr vor sich haben. Die sind doch jetzt schon scheintot."

Kaum ist Freya an ihrer neuen Schule, dem Internat Hohenhausen, angekommen, da verschwindet ihre Mitschülerin Maria plötzlich spurlos. Die Polizei ist ratlos, und so beschließt Freya, auf eigene Faust zu ermitteln. Was sie im Laufe derZeit entdeckt, überschreitet ihre Vorstellungen bei weitem. Intrigen werden entlarvt, dunkle Geheimnisse gelüftet und finstere Machenschaften aufgedeckt. So manch einer hat viel mehr mit dem Verschwinden Marias zu tun, als Freya anfangs glaubt. Und plötzlich verstrickt auch sie selbst sich durch ihre Gefühle und Nachforschungen immer mehr in die Geschehnisse und schwebt mit einem Mal selbst in Gefahr...

Mich hat das Buch von der ersten Seite an gepackt, sodass ich es ab diesem Moment nicht mehr zur Seite legen konnte, bis ich es komplett gelesen hatte. Die Autorin führt Freya und somit auch den Leser immer wieder auf falsche Fährten und ständig kommen neue Fragen hinzu, wodurch im Laufe des Buches ein immer komplexer werdendes Geflecht aus verborgenen Zusammenhängen offengelegt wird. Dabei bleiben die Hintergründe und Verbindungen jedoch immer klar und logisch und man kann gar nicht anders, als mit der Protagonistin mitzufiebern.

Die Spannung wird das komplette Buch über durch zahlreiche unvorhersehbare Wendungen aufrechterhalten und steigt zum Ende hin sogar nochmal immens an.

Insgesamt also ein Buch, über welchem man schnell die Zeit vergisst und mit dem es definitiv nicht langweilig wird! Ich kann es absolut weiterempfehlen!