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julemaus94
Wohnort: 
Jena

Bewertungen

Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2023
Mixed-up first Love Bd.1
Aruko;Hinekure, Wataru

Mixed-up first Love Bd.1


gut

Etwas vorhersehbar

Wer kann sich noch an seine erste Schwärmerei aus Schulzeiten erinnern? An die Verunsicherung und Schüchternheit, die Frage "Liebt er/sie mich auch?" Dieser Manga greift das Thema zu hundert Prozent auf und potenziert es, indem es zusätzlich noch Missverständnisse und Love Triangels einbaut.

Aoki fühlt sich zu seiner Klassenkameradin Hashimoto hingezogen. Als er bei einem test ihren Radiergummi ausleiht und darauf den Namen seines Mitschülers Ida und ein Herzchen liest, wird es kompliziert. Denn Ida hat dies auch gesehen, denkt aber, dass der Radiergummi Aoki gehört.

Die Geschichte ist süß, wenn auch ein wenig vorhersehbar. Es passiert nichts überraschendes, aber das wäre grundsätzlich auch nicht unbedingt notwendig, wenn der Manga zumindest meine Emotionen ansprechen würde.

Allerdings wird die Stimmung immer wieder durch (eigentlich für Mangas typische) Gesichtsentgleisungen zerstört, die hier beinahe inflationär gebraucht werden. Zudem wird Aoki dabei nahezu entstellt, was vermutlich humorvoll gemeint sein soll, aber einfach nur übertrieben wirkt.

Insgesamt bekommt man mit dieser Reihe eine kurzweilige, unterhaltsame Geschichte, mehr aber auch nicht.

Bewertung vom 20.02.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


sehr gut

Die Welt einer Frau

Mit Medusa wird dieses Buch vermarktet, um sie als Frau soll es gehen. Aus meiner Sicht ist es aber vielmehr die Erzählung der Welt zu der Zeit als Medusa gelebt hat, mit allen noch so fernen Einflüssen, die ihr Leben beeinflusst und letztlich zu ihrem Schicksal geführt haben.

Wenn man ein Buch über griechische Mythologie lesen möchte, und sei es noch so fiktional geschrieben, muss man sich von Anfang an klar machen, dass vermutlich sehr viele Figuren Teil dieser Geschichte sein werden. Selbst wenn man den Fokus auf eine einzelne Figur legen möchte, so lassen es die Götter gar nicht anders zu, denn sie mischen sich ganz offensichtlich unheimlich gerne ein.

Und so ist die Geschichte über Medusa gleichzeitig die Lebensgeschichte von Perseus und Danae, Zeus, Hera und Athene, Medusas Schwestern und Tanten,...- und das sind noch lange nicht alle.

Natalie Haynes hat es für meinen Geschmack sehr gut geschafft, dieser Vielzahl an Handlungssträngen eine Struktur zu verleihen und einen roten Faden zu knüpfen. Dabei spielt sie zusätzlich mit Perspektiven und Zeitformen, was das ganze sehr interessant macht, gleichzeitig aber auch die Aufmerksamkeit des Lesers fordert.

Allerdings schafft sie es bei der Vielzahl an Figuren nicht ganz, diesen Tiefe und Charakter zu verleihen. Vor allem medusa verschwindet des Öfteren im Hintergrund, dafür sind Athene und Perseus umso präsenter.

Ein ganz großes Manko, was man aber vor allem dem Verlag und Lektorat ankreiden muss, sind die vielen, vielen Schreib- und Grammatikfehler, fehlende Wörter und Satzteile, die mir das Lesevergnügen vermiest haben. Hier sollte dringend nachgearbeitet werden für eine zweite Auflage!

Bewertung vom 20.02.2023
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


gut

Lyrisches Irgendwas

Es gibt Bücher, die dich zwar sprachlich überzeugen und fesseln, dich zum Schluss aber trotzdem ratlos zurücklassen. Genau so ein Buch ist "Der Inselmann".

Die Geschichte über Hans, der mit seinen Eltern auf eine einsame Insel flieht, und sich in eine Sehnsucht nach Natur und Selbstbestimmung stürzt, liest sich auf der einen Seite tiefgründig und vielsagend.

Die Botschaften, die der Text übermitteln möchte, sind für mich zu undeutlich formuliert und können mich nur schwer erreichen.

So bleibt es bei einer atmosphärischen, etwas mystischen Erzählung, die man einfach auf sich wirken lässt, ohne zu viel darüber nachzudenken. Manchmal muss man sich einfach zurücklehnen und die Sprache auf sich wirken lassen, nicht zu viel vom Buch erwarten und genießen.

Dank der gerade einmal knapp 180 Seiten ist das Vergnügen recht kurzweilig.

Bewertung vom 20.02.2023
Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
Lin, Tom

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu


sehr gut

Klassischer Western

Einen Klassiker zu schreiben, ohne ihn mit den üblichen Klischees zu überfrachten, ist eine Kunst. Tom Lin hat mit seinem Debut einen überzeugenden klassischen Western geschrieben.

Wir haben einen tragischen Helden, von üblen Schurken übers Ohr gehauen. Auf der Reise quer durchs Land und auf der Jagd nach seiner Rache trifft er auf eine Gruppe außergewöhnlicher Outlaws, die ihn unter seine Fittiche nehmen.

Das Buch ist düster und spart nicht an Brutalität. Eingebettet sind die Auseinandersetzungen in eine karge, einsame Dürre. Tom Lin schafft es wirklich gut, die Stimmung einzufangen und das Gefühl von Weite und Einsamkeit zu transportieren.

Dazu hat er ein paar interessante Einzelschicksale entworfen. Leider bleiben die Figuren etwas blass vor dem Hintergrund der handlung. Gerne hätte ich noch mehr über die Vorgeschichte von Ming und seinen Begleitern erfahren. So hätte man eine bessere emotionale Bindung aufbauen können.

Insgesamt ist aber eine runde und spannende Geschichte entstanden.

Bewertung vom 30.01.2023
Liebewesen
Schmitt, Caroline

Liebewesen


sehr gut

Knallhart und schonungslos

Knallhart und schonungslos, so ist das Leben bisher für Lio gelaufen. Bis sie Max kennenlernt, zu dem sie zögerlich eine Beziehung aufbaut. Was anfangs wie ein Neuanfang wirkt, öffenbart aber auch nach und nach seine dunklen Seiten.

Dieser Roman ist ein bisschen wie seine Protagonistin: zurückhaltend und ruhig, mit ungeahnten Tiefen und dunklen Geheimnissen. Dabei baut man sehr schnell eine Verbindung zu Lio auf, leidet mit ihr und kann ihre Emotionen jederzeit sehr gut nachvollziehen.

Dabei werden im Laufe der Geschichte eine Menge schwer verdauliche Themen schonungslos offen angesprochen; von Kindesmisshandlung über Depressionen bis zu ungewollter Schwangerschaft ist alles dabei.

Dabei schafft es die Autorin, nicht lehrerhaft von oben herab zu erzählen, sondern auf Augenhöhe zu bleiben, ohne einen Ausweg vorzuschreiben. So wirkt die Erzählung wie aus dem Leben gegriffen, genau so wie es eben auch im echten Leben läuft. Man begleitet die Menschen in einem gewissen Ausschnitt ihres Lebens, bevor sie weiterziehen.

Bewertung vom 30.01.2023
Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis / Die Polidoris Bd. 1
Fislage, Anja

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis / Die Polidoris Bd. 1


sehr gut

Gruselspaß

Ich mag Bücher, die auf verspielte, nicht zu ernste Art mit dem Tod umgehen und so den kleinen Lesern die Angst davor nehmen. Genauso einen kreativen Umgang mti dem Thema bietet "Die Polidoris und der Pakt mit der FInsternis".

Petronella und Pellegrino müssen mit ihrer großen Schwester Roberta zu ihren Großeltern ziehen, als ihre Eltern bei einer Forschungsseereise verschwinden. Ihr neues Heim, das Polidorium, birgt viele Geheimnisse und Überraschungen, nicht zuletzt das Bestattungsunternehmen der Großeltern im Keller. Schnell wird klar, dass nicht alles so ist wie es scheint und die drei gehen auf Entdeckungsreise.

Die drei Geschwister sind sehr interessante Figuren, jede hat mit ihren eigenen Schwächen und Stärken zu kämpfen. Auch die Nebenfiguren haben alle ihre ganz besonderen Eigenheiten, die zur Unterhaltung beitragen.

Die ganze Geschichte ist spannend aufgebaut und wartet mit einigen Überraschungen auf den Leser. Dabei ist die Sprache stellenweise ziemlich anspruchsvoll, dafür, dass sie für Leser ab 11 Jahren gedacht ist.

Insgesamt hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Einen kleinen Abzug in der Bewertung bekommt es lediglich dafür, dass die Spannung zum Ende hin etwas schwächelt und einige unnötige Längen entstehen.

Bewertung vom 15.01.2023
Die Meerjungfrau von Black Conch
Roffey, Monique

Die Meerjungfrau von Black Conch


ausgezeichnet

wow-wow

Ich weiß nicht genau, was ich mir von diesem Buch erhofft habe (um ehrlich zu sein, war es mehr oder weniger ein Cover-Kauf), aber ich bin so sehr davon überrascht worden!

Die Autorin entführt uns in die (fiktive) Bucht von Black Conch, wo der junge Fischer David auf eine Meerfrau trifft. Als sie von Hobbyfischern an Land gezerrt wird, kann er sie in letzter Minute retten und versteckt sie in seiner Hütte. Nach und nach scheint sie sich in eine Frau zurückzuverwandeln und knüpft dabei zarte Bande zu ihm.

Die Erzählung liest sich wie eine Naturgewalt- überwältigend, fesselnd und doch roh und hart.

Allein was Gesine Schröder hier an Übersetzungsarbeit geleistet hat, ist umwerfend. Die Sprachwelten der Karibik, die Sprache der Unterdrücker auf der einen, die der Unterdrückten auf der anderen Seiten, mti all ihren Unterschieden und Feinheiten ins Deutsche zu übertragen, muss unheimlich schwer gewesen sein. Und doch hat sie die Grenzen sehr gut gezeichnet.

So entsteht eine Erzählung, die von Unterdrückung, über Generationen gezogenen Gräben zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten, aber auch zwischen den Geschlechtern berichtet.

Ein großartiges, wenn auch kompaktes Drama!

Bewertung vom 15.01.2023
Frau mit Messer
Byeong-mo, Gu

Frau mit Messer


sehr gut

Typisch Südkorea

Dieses Buch mit James Bond zu vergleichen, wie es so einige Werbesprüche versuchen, halte ich für reichlich gewagt und schürt vermutlich Erwartungen, die dieser Roman nicht halten kann. Wer hier eine actionreiche Agenten-Reißerei erwartet, wird mit SIcherheit enttäuscht sein. Statt Kugelhagel erhält man ein feinfühliges Gesellschaftsporträt aus Südkorea.

Hornclaw bringt für Geld Leute um, ohne dabei Fragen zu stellen. Mit 65 Jahren wird sie langsam zu alt für den Job, ihr Körper wendet sich lansam gegen sie und zuhause wartet nur ihr zwölfjähriger Hund Deadweight auf sie. Und zu allem Übel scheint ihr Herz sich langsam für ihre Mitmenschen zu erweichen.

Ein Roman über Auftragsmörder oder Schädlingsbekämpfer, wie sie sich selbst in diesem Roman nennen, das klingt auf den ersten Blick ziemlich aufregend.

Stattdessen bekommt man ein Porträt über eine einsame Frau, die sich mit den gesellschaftlichen Zwängen ihrer Kultur und der daraus resultierenden Unsichtbarkeit auseinander setzen muss.

In gewohnt trockenem Erzählstil führt uns die Autorin durch ihre Geschichte. In Korea spart man offensichtlich grundsätzlich an offenkundigen Emotionen (diese muss man zwischen den Zeielen suchen) und geizt dafür nicht an langen Schachtelsätzen. Wer sich aber einmal daran gewöhnt hat, wird mit einer besonderen, teilweise sehr skurrilen Geschichte belohnt.

Bewertung vom 03.01.2023
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


sehr gut

Authentisch, aber mit Längen

Liest man den Klappentext dieses Buches, rechnet man mit einem spannenden, düsteren Krimi am Rande des Nordpolarkreises. Aber die Geschichte über Elsa ist so viel mehr.

Elsa wächst als eine der indigenen Sami im Norden Schwedens auf. Ihre Familie zählt zu den traditionsbewussten Rentierzüchtern, was nicht von allen gern gesehen ist. Eines Abends erwischt sie jemanden aus dem Nachbardorf, als er ihr Ren ermordet. Der Fall bleibt ungelöst und wird sie noch Jahre später beschäftigen.

Klar enthält die Geschichte auch kriminalistische Elemente. In erster Linie geht es aber um eine Gesellschaftsstudie. Wer schon immer etwas über die Sami, die von ihnen auch heute noch erfahrene und erlebte Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren möchte, fährt mit diesem Buch auf jeden Fall gut.

Man erlebt hautnah, wie schwierig es für dieses sehr traditionsbewusste, patriarchale Volk ist, ihre Gebräuche und ihre Sprache auch in der heutigen schnelllebigen Zeit zu bewahren und sich gegen Vorurteile zur wehr zu setzen.

Der Erzählstil trägt diese Themen mit seiner ruhigen, unaufgeregten Art sehr gut. Das führt allerdings auch dazu, dass das Buch teilweise einige Längen entwickelt. Durchhaltevermögen wird aber mit einer sehr einfühlsamen Geschichte belohnt.

Bewertung vom 25.12.2022
Unsterblich sind nur die anderen
Buchholz, Simone

Unsterblich sind nur die anderen


sehr gut

Spannendes Experiment

Einigen wird Simone Buchholz mit Sicherheit ein Begriff sein, hat sie sich doch mit ihrer Krimi-Reihe bereits einen Namen gemacht. Ich habe mit diesem Roman Neuland betreten und bin beeindruckt.

Sie erzählt die Geschichte von Malin und Iva, die auf der Suche nach ihren drei Freunden auf der MS Rjukandi landen, einer Nordseefähre, die zwischen Dänemark und Island pendelt. Kaum an Bord stellen sie fest, dass hier so einiges etwas anders läuft. Die Besatzung sieht überirdisch schön aus und auf dem Schiff scheint so manches Mal die Zeit still zu stehen.

Die Geschichte entfaltet von Beginn an einen gewissen Zauber und lässt sich nur schwer in irgendeine Genreschublade stecken. Ist es Mystik, Kriminalfall oder doch Fantasy. Vielleicht steckt auch ein wenig Historie darin?

Auch textlich lässt sich das Buch nicht festnageln, schwankt zwischen Prosa, Lyrik und Tagebucheinträgen. Es enthält sogar ein Theaterstück in drei Akten.

Der Schreibstil lässt sich ein wenig mit Stefanie vor Schulte vergleichen. In beiden Fällen muss man sich auf das Abenteuer einlassen, sich fallen lassen. Dann aber wird man mit einem wahren Abenteuer und etwas gänzlich Einzigartigen belohnt.