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SillyT
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Heinsberg
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unheilbar Büchersüchtig!

Bewertungen

Insgesamt 316 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2024
Was die Wahrheit verbirgt / Honesty Bd.1
Kopka, Franzi

Was die Wahrheit verbirgt / Honesty Bd.1


sehr gut

Nach einer großen Pandemie und einem darauf folgenden Krieg ist das Leben, wie wir es kennen, nicht mehr möglich. Heute leben die Menschen in Sestiby, welches in 8 Ringen unterteilt ist. In Ring 1 die extrem Reichen und danach steigt es immer mehr ab, in Ring 7 leben die, die nicht bis zum 21. Lebensjahr verheiratet sind. Für das allgemeine Wohl sorgt AISS, eine KI und mit der Gabe von Veritas, sagen alle Menschen nur noch die Wahrheit, Emotionen werden allerdings unterdrückt. In Ring 5 lebt die achtzehnjährige Maeander, Mae, mit ihrer Familie, bestehend aus 2 Vätern, dem großen Bruder Nick und der kleinen Schwester Cara, Vain, die ältere Schwester ist bereits verheiratet. Mae hingegen ist seit Kindheitstagen mit Aiden befreundet, von dem sie hoffte, dass er sie heiraten würde. Doch dann kommt alles anders, Aiden entscheidet sich für eine andere Frau und in Mae brodeln Gefühle, die sie nicht haben dürfte, denn diese haben nur die sogenannten Liar. Als Mae sich bei der Partnerseite Eternity anmelden will, erfährt sie, dass der Staat ein neues KI Programm hat für alle Jüngeren, dieses soll den perfekten Partner für jeden finden und auch Mae nimmt daran teil. Aber in ihr wächst die Sorge, dass man ihre verbotenen Gefühle mitbekommen würde, denn ausgerechnet Grayson, dem Mae schon einmal begegnet ist, ruft diese in ihr hervor.
Mit Honesty erscheint der erste Band einer neuen Trilogie der Game Show Autorin Franzi Kopka. Cover und Klappentext erwecken umgehend Neugier, vor allem auch, weil ich Dystopien unheimlich spannend finde.
Die Grundlage der Geschichte klingt, leider, alles andere als unvorstellbar, Pandemie, Krieg, KI, da schrillen durchaus Alarmglocken. Somit schafft die Autorin schon ein sehr glaubhaftes und authentisches Szenario, das man sich vorstellen kann. Hier hätte ich mir ein wenig mehr noch dazu gewünscht, wie es außerhalb der Ringe Sestibys aussieht, aber auch da gibt es kleine Anhaltspunkte zu.
Wirklich großartig finde ich den Schreibstil der Autorin, der sich wirklich leicht und flüssig lesen lässt und vor allem unsere Protagonistin lebendig macht. Was mir unheimlich stark aufgefallen ist, ist wie die Art der Erzählung sich parallel zur Entwicklung der Protagonistin Mae ändert. Gerade zu Beginn klingt er nahezu emotionslos, genauso, wie die Menschen in Sestiby sind, da alle Gefühle durch Veritas unterdrückt werden. Allein die Vorstellung, dass es so ein Medikament geben könnte, stimmt nachdenklich. Was wie eitel Sonnenschein wirkt, hat natürlich auch Schwachpunkte parat, denn nicht bei allen wirkt Veritas, wie es soll und diese Menschen werden gnadenlos gejagt, um sie als Liar, Menschen, die noch lügen können, zu enttarnen und in Ring 8 einzusperren.
Der Beginn der Geschichte ist eher ruhig und bleibt es auch über weite Teile, im Fokus steht Mae und ihre besondere Verbindung zu ihrer Familie. Auf die ältere Schwester Vain erhält man nur einen kurzen Blick, der mich aber neugierig macht. Die Väter sind liebevoll, der Bruder verantwortungsbewusst und die kleine Schwester eine doch recht typische Elfjährige. Bei Mae spürt man auch recht schnell, dass sie anders ist, trotz Veritas. Auch das steht mit im Fokus, bis es zu einem Punkt kommt, an dem die Ereignisse sich zunehmend überschlagen, bis hin zu einem knallharten Cliffhanger am Ende. Im Großen und Ganzen fand ich den Aufbau so gelungen, da man Zeit hat, sich einzufühlen. Einziger Punkt, den ich nicht ganz gelungen fand, ist die nahezu aus dem Nichts kommende Liebesgeschichte.
Mae, die Protagonistin und Ich-Erzählerin ist natürlich sehr intensiv gezeichnet, da man ihre gesamte Gefühlswelt und Gedanken natürlich präsentiert bekommt. Ihre Entwicklung ist nachvollziehbar und ich bin gespannt, wie es mit ihr weitergeht. Von den anderen Charakteren erfährt man nur das, was Mae wahrnimmt und es fiel hier und da schwer, sich in diese hineinversetzen. Allerdings bleibt da auch noch genügend Raum in weiteren Bänden.
Mein Fazit: ein gelungener erster Band der neuen Trilogie von Franzi Kopka, der Lust auf mehr macht. Noch ist die Geschichte über weite Teile ruhig, aber das Ende lässt auf mehr Tempo hoffen. Ein toller Schreibstil, der zu fesseln weiß und eine interessante Protagonistin lassen die Geschichte authentisch wirken. Nach dem Cliffhanger würde ich gerne schon den zweiten Teil in den Händen halten. Für Dystopiefans und alle, die es werden wollen.

Bewertung vom 26.02.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


sehr gut

Zwanzig Jahre sind vergangen seitdem man die Leiche des ermordeten Luke Ryder in seinem Garten in einem noblen Londoner Wohnviertel fand. Niemand hatte etwas gesehen, niemand etwas geahnt und bis heute konnte der Fall nicht aufgeklärt werden. Guy Howard, Lukes Stiefsohn und TV-Regisseur, möchte den Fall nun neu aufrollen. Dafür hat er für die TV True Crime Show Infamous Experten zusammengerufen, die vor laufender Kamera den Fall neu aufrollen sollen. Dabei sind unter anderem ehemalige Ermittler des Falls und Forensik Experten. Aber ob sie den Täter heute noch entlarven können?
Diese ungewöhnliche Art einen Whodunnit Thriller zu erzählen, hat mich umgehend neugierig gemacht und ich war sowas von gespannt auf die Umsetzung. Hier muss ich zugeben, dass ich mich ein wenig an den ungewöhnlichen Aufbau gewöhnen musste, denn wir verfolgen hier in den Kapiteln die TV-Sendungen in einer Art Drehbuch, während die Experten in einer Talkrunde beisammensitzen, verfolgt der Leser die Diskussion. Ich habe ein wenig Zeit benötigt, herauszufinden, wer gerade sprach und welche Funktion dieser hat und ob derjenige irgendwie mit in dem Fall involviert war. Zu Beginn des Buches erhält man aber eine Übersicht, um wen es sich da handelt, die ich genutzt habe, um mir die Personen wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Während der Sendung werden alte Beweise unter den Experten besprochen, nach neuen Ansätzen gesucht, man erlebt Interviews mit Freunden und Familie und sonstigen Zeugen und hat dabei ganz viele Ansätze, um selbst spekulieren zu können, was mit Luke Ryder geschah. Neben diesem erhält man noch Zeitungsausschnitte, Chatverläufe zwischen den Geschwistern, sowie Kommentare im passenden Social Media Bereich. Was zunächst wirkt als bekäme man zu viele Informationen, passt hier aber im Zusammenspiel einfach perfekt.
Da die Abschnitte des Buches einzelne Episoden der Sendung Infamous wiedergeben, fühlt es sich für den Leser wirklich so an, als würde man zuschauen. Ich könnte mir dieses Buch absolut als Serie im Fernsehen vorstellen. Immer wieder gibt es neue Ansätze und es kommen immer wieder Beweise zum Vorschein, die alles bisher da Gewesene in ein neues Licht rücken. Natürlich endet dann auch jedes Kapitel, oder besser noch jede Sendung, mit einem ganz großen Knall, so dass man einfach wissen möchte, wie es weitergehen wird.
Mein Fazit: Auch wenn mir der Einstieg noch ein wenig schwerfiel, weil einfach zu viele Personen und Informationen auf mich einprasselten, nahm die Story dann so richtig Schwung auf. Tolle Plottwists und verblüffende Erkenntnisse während der Ermittlungen ließen mich hier in einen regelrechten Sog geraten. Ich habe mitgerätselt und hatte so ziemlich jeden in Verdacht, der mit dem Fall zu tun hatte. Ein unheimlich clever inszeniertes Buch, das einmal einen völlig neuen Thrilleraspekt aufleben lässt. Spannend und mit Sogwirkung!

Bewertung vom 25.02.2024
Thieves' Gambit Bd.1
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit Bd.1


ausgezeichnet

Rosalyn, Ross, Quest gehört zu einer bekannten Diebesfamilie, die schon so manchen großen Coup begonnen und vor allem erfolgreich ausgeführt haben. Doch eigentlich träumt Ross von einem ganz normalen Teenagerleben, weshalb sie sich heimlich, ohne das Wissen der Mutter, bei einem Feriencamp angemeldet hat. Bevor sie jedoch dorthin gehen kann, bringt ihre Mutter sie dazu, noch einmal bei einem Raub mitzumachen. Allerdings geht dabei etwas schief und ihre Mutter wird geschnappt. Um sie zu befreien, verlangen die Männer eine Milliarde Dollar von Ross. Kurzerhand beschließt Ross am berüchtigten Thieves Gambit teilzunehmen, denn dem Sieger wird ein freier Wunsch gewährt.
Das wunderschön gestaltete Cover und der spannende Klappentext machen umgehend neugierig auf dieses Buch.
Da Autorin Kayvion Lewis den Leser hier gleich mitten ins Geschehen wirft, ist man auch gleich von Beginn an gefesselt und muss einfach wissen, wie es weitergehen wird. Dabei erzählt Kayvion Lewis sehr flüssig und so einnehmend, dass man das Geschehen gleich vor sich sieht.
Vom ersten Augenblick an ist es sehr spannend und man erlebt hier nicht nur die unheimlich clever ausgeführten Diebeszüge, sondern erhält auch einen Einblick in die Gedanken der jungen Protagonistin. Dabei gibt es im Laufe der Handlung den ein oder anderen Plottwist, von denen ich doch immer wieder überrascht werden konnte. Gerade auch die Momente während des Thieves Gambit, in denen Ross mit anderen Teilnehmern zusammenarbeiten musste, haben mir unheimlich gut gefallen, denn sie zeigen eine unheimlich gut gelungene Dynamik zwischen den Charakteren. Langweilig wird es hier nie, denn man rutscht von einem Abenteuer ins nächste. Die angeteaserte Liebesgeschichte bleibt hier, in meinen Augen zum Glück, recht nebensächlich, was diese aber umso glaubhafter macht.
Aus der Sicht der Protagonistin Ross erlebt der Leser in der Ich-Perspektive das Geschehen und wird dadurch mit in die Handlung gezogen. Man erlebt hier Gefühle und Gedanken der jungen Frau und kann ihre Wünsche, aber auch ihre Handlungen sehr gut nachvollziehen.
Ross ist einfach unglaublich sympathisch und lienswert und trägt ihr Herz am rechten Fleck. Dabei ist sie nicht nur ihrer Familie gegenüber loyal, sondern auch gegenüber Konkurrenten. Mit vielen cleveren Ideen und Tricks nimmt sie an diesem Gambit teil und ihr Einfallsreichtum ist absolut enorm. Sich mit ihr zu identifizieren fiel hier unheimlich leicht, ihre Entwicklung war glaubhaft und überzeugend und ich habe sie sehr gerne begleitet.
Auch die Nebencharaktere fand ich gelungen, zwar lernt man diese natürlich nur aus Ross' Perspektive kennen, kann sich aber trotzdem ein gutes Bild von ihnen machen.
Mein Fazit: Eine spannende, temporeiche Story mit einer sehr sympathischen und überzeugenden Protagonistin sorgen für eine abwechslungsreiche Handlung und fesselnden Lesestunden. Immer wieder konnte die Autorin mit Plottwists überraschen und ließ mich mit dem Ende sprachlos zurück. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und empfehle die Geschichte allen, die gerne Tempo und neue Ideen mögen.

Bewertung vom 20.02.2024
Zero Days
Ware, Ruth

Zero Days


ausgezeichnet

Jacintha, Jack und Gabe Cross arbeiten gemeinsam als sogenannte Pentester, sie überprüfen dabei Firmen auf deren Sicherheit. Während Jack versucht in die Räume der Firmen einzubrechen und dabei sämtliche Alarmsysteme zu umgehen, hackt sich Gabe in die Computer. Dadurch helfen sie Firmen, Sicherheitslücken zu schließen. Dieses Mal sind sie im Einsatz bei einer Versicherungsagentur, zunächst läuft alles perfekt, doch kurz vor ihrem Auto wird Jack vom geschnappt und mit aufs Polizeirevier genommen. Es dauert bis tief in die Nacht, bis Jack aufklären kann, wer sie ist und was sie macht und als sie völlig übermüdet nach Hause kommt, findet sie Gabe ermordet vor seinem Computer. Jack will alles daransetzen, Gabes Mörder zu finden, doch dabei gerät sie selbst bei der Polizei in Verdacht. Jack muss fliehen und gerät dabei selbst in tödliche Gefahr.
Ich kenne einige Bücher der Autorin Ruth Ware, die meist etwas Düsteres haben und eher als Psychothriller gesehen werden können. Doch mit Zero Days hat sie dieses Mal etwas ganz anderes abgeliefert, als gewöhnlich. Schon von Seite 1 an war ich gefesselt und ihr Schreibstil war so rasant wie ein Actionfilm im Kino.
Das sagt eigentlich auch schon alles zur Spannung des Buches. Gleich von der ersten Seite an gibt es hier ein hohes Tempo, ich habe allein schon Jack unheimlich gerne bei ihrer Arbeit zugesehen. Aber spätestens ab dem Mord konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Natürlich ist Jack erst wie betäubt, doch dann gelingt es ihr, der Polizei zu entkommen und dem Mord auf den Grund zu gehen. Ich habe Jack wirklich unheimlich gern begleitet und auch wenn es insgesamt recht gradlinig war, war das Tempo der Geschichte so hoch, dass es zu keinem Moment langweilig wurde. Leser, die es nicht so gerne blutig mögen, werden hier ebenfalls Freude am Lesen haben, denn Ekelmomente bleiben eigentlich aus. Stattdessen erfährt man spannende Hintergründe rund ums Hacken, die verständlich erklärt wurden.
Interessant sind auch die Titelüberschriften, die die Tage rückwärts bis hin zu Tag null zählen. Wohin das führt oder warum das so ist, erfährt man dann im Laufe der Geschichte und zum Ende hin gibt es einen Showdown.
Jack und zu Anfang auch Gabe, den man kurz kennenlernt, mochte ich unheimlich gerne. Auch die Chemie zwischen den Beiden fand ich großartig. Dementsprechend habe ich mit Jack so richtig mitfühlen und mitleiden können und vor allem auch im Nachhinein den Wunsch verspürt, Gabes Mörder zu finden.
Neben Jack lernt man auch noch den ein oder anderen Nebencharakter kennen, gerade Jacks Schwester Hel mochte ich sehr gerne, denn sie steht Jack ohne mit der Wimper zu zucken zur Seite.
Mein Fazit: ein etwas anderer Ruth Ware Thriller, doch das heißt nicht, dass ich ihn weniger gut fand. Er ist wie ein Actionfilm in Buchform und einfach rasant und temporeich. Ich fühlte mich hier vom ersten Moment an sehr gut unterhalten und konnte mit der überaus sympathischen Jack mitfiebern und mitfühlen. Spannend, temporeich und von der ersten Seite an fesselnd – wer eher unblutige Action mag, ist hier genau richtig.

Bewertung vom 20.02.2024
Kaltblütige Lügen / Die San-Diego-Reihe Bd.1
Rose, Karen

Kaltblütige Lügen / Die San-Diego-Reihe Bd.1


sehr gut

San Diego Police Officer Kit McKittrick ist seitdem sie bei der Mordkommission der Polizei arbeitet, äußerst erfolgreich und hat bereits einige Täter hinter Gitter bringen können. Doch ihr Trauma aus ihrer Kindheit hat sie bis heute nicht verarbeitet. Damals wurde ihre Schwester Wren ermordet, doch ihrem heutigen Kollegen Baz, der damals die Ermittlungen leitete, ist es nie gelungen, den Mörder zu überführen. Dies war ein Grund, warum Kit sich für die Polizei entschieden hatte.
Nach einem anonymen Anruf finden die Ermittler eine im Park vergrabene Leiche eines jungen Mädchens. Diese Leiche weist Gemeinsamkeiten auf, mit Morden an jungen Frauen innerhalb der letzten fünfzehn Jahren. Die Ermittler nehmen die Spur des anonymen Anrufers auf und stoßen auf den Psychiater Sam Reeves. Dieser beteuert allerdings seine Unschuld und Kit möchte ihm nur zu gerne glauben.
Tja, was soll ich sagen, dieser Thriller ist einfach ein typischer Karen Rose Thriller. Wer bereits Bücher der Autorin gelesen hat, weiß, was ich meine. Denn auch hier bleibt Rose ihrem bekannten Schema treu. Das Buch liest sich wieder einmal leicht und flüssig und ein Einstieg in die Story gelingt mühelos. Die Autorin weiß einfach mit Worten umzugehen und damit ein Kopfkino zu erzeugen.
Der Fall ist auch wieder sehr spannend und lässt miträtseln. Immer mal wieder gibt es Wendungen oder man wird gemeinsam mit Kit misstrauisch, wenn etwas zu schnell glatt läuft. Auch die Erzählungen rund um die Hauptfiguren des Buches und deren Familie fand ich großartig. Kit entstammt einer Pflegefamilie und deren Umgang miteinander und untereinander ist wirklich harmonisch. Die Chemie passt und man begleitet die einzelnen Charaktere gerne durch den Alltag, ohne dass es zu langweilig wird.
Mein größter Kritikpunkt, den ich allerdings auch in ihren anderen Büchern habe, ist das zu extreme der Hauptcharaktere voneinander. Das driftet für mich leider immer etwas ins Übertriebene ab, wenn ich zum zehnten Mal lese, wie schön die Augen des Protagonisten sind. Die Lovestory darf gerne mit dabei sein, aber bitte ein kleines bisschen weniger Schmacht und Kitsch.
Das Karen Rose ihre Charaktere hervorragend lebendig werden lassen kann, ist ebenfalls nichts Neues. Auch Kit McKittrick ist eine überaus sympathische, durch und durch loyale junge Frau und als Protagonistin sehr gut gewählt. Ich konnte mit ihr mitfühlen und mich gut in sie hineinversetzen und da man zu Beginn des Buches auch einen Blick auf den Beginn ihrer Pflegefamilienzeit bei den McKittricks bekommt, ist die Entwicklung gelungen und zeigt, welch einfühlsame Menschen die McKittricks sind. Auch Sam Reeves ist lebendig gezeichnet, wobei er mit fast schon eine Spur zu gut und zu liebenswert war. Natürlich ist es, wie immer in Roses Büchern vorhersehbar, was passieren wird. Neben den beiden Protagonisten gibt es reichlich weitere Charaktere, die je nach Rolle gezeichnet wurden. Das macht die gesamte Geschichte noch einmal mehr lebendig.
Mein Fazit: ein typischer Karen Rose Thriller mit einem sehr spannenden Fall. Wer die Bücher der Autorin kennt, weiß, dass sie grundsätzlich demselben Schema folgen, aber gerade die Fälle, mit denen sich beschäftigt wird, immer großartig sind und viel Spannung bieten. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und mich hervorragend unterhalten.

Bewertung vom 20.02.2024
Gestehe
Faber, Henri

Gestehe


ausgezeichnet

Johann Winkler, für alle nur Inspektor Jacket, seitdem er gleich mehrere Männer eines Organhändlerrings ausgeschaltet und ein kleines Mädchen gerettet hat, stößt mehr oder weniger zufällig auf einen neuen Fall. Eine Immobilienmaklerin wird mit durchschnittener Kehle auf einem Mahagonitisch drapiert aufgefunden. Gemeinsam mit dem jungen und überaus engagierten Mohammad Moghaddam, eigentlich Mo von Jacket Momo getauft, beginnt er zu ermitteln. Dumm nur, dass Jacket tatsächlich schon ahnt, dass dieser Mord nicht der einzige bleiben wird und woher er das weiß? Aus seinem eigenen neuen Thriller, der allerdings noch nicht erschienen ist.
Nach Ausweglos und Kaltherz erschien nun der dritte Thriller aus der Feder des österreichischen Autors Henri Faber. Schon die vorherigen Bücher waren Highlights, doch auch mit Gestehe ist es Faber wieder gelungen, einen rasanten und spannenden Thriller zu schreiben.
Der Schreibstil ist das, was mich bereits von der ersten Seite an wirklich begeistern konnte, denn Faber schreibt nicht nur flüssig und anschaulich, sondern hat trotz all der Spannung noch einen ganz feinen, leicht sarkastischen Humor, der sich vor allem in den Gedanken seiner Protagonisten spiegelt. So musste ich, neben wirklich spannenden Momenten, auch immer mal wieder schmunzeln.
Der Prolog macht neugierig, danach geht es allerdings erstmal ein wenig ruhiger weiter und auch wenn schon recht schnell die erste, blutige Leiche auftaucht, nimmt sich Faber Zeit, seine Hauptcharaktere vorzustellen und ihnen ein lebendiges Bild zu geben. Aus wechselnden Perspektiven zwischen Jacket, Mo und einem geheimnisvollen Dritten, hier kurz Er genannt, werden wir durch die Seiten getrieben. Kurze, knackige Kapitel, die stets mit einem fiesen, schlaflos machenden Cliffhanger enden, sorgen für den Wunsch, immer weiterzulesen. Je höher das Tempo der Handlung, desto höher auch das Tempo des Schreibstils, denn je mehr passiert, desto knapper wird dieser gehalten, so dass ein regelrechter Sog entsteht.
Mit seinem Fall spricht Faber hochaktuelle Themen an, nicht nur den illegalen Organhandel, bei dem sich reiche Menschen Organe auf Wunsch bestellen können, sondern auch das kaltherzige Abschlachten von Menschen, die dafür herhalten müssen, werden hier sehr intensiv angesprochen. Auch der immer mehr Wellen schlagende Rassismus, teilweise auch der versteckte Rassismus, dem Mo beinahe täglich ausgesetzt ist, spricht er hier an, so dass der Leser neben spannenden Lesestunden auch zum Nachdenken angeregt wird.
Ein weiterer Höhepunkt sind die Charaktere der Geschichte. Hält man Jacket zu Beginn für einen eitlen Geck, so merkt man schnell, dass hinter dieser Fassade viel mehr steckt. Ja, Jacket ist naiv, steinreich und handelt manches Mal recht unbedarft, er liebt es, im Mittelpunkt zu stehen, frei nach dem Motto: all eyes on me. Je mehr ich von ihm erfuhr, desto mehr mochte ich ihn dann aber auch und zuzusehen, wie Jacket seinen eigenen Handlungen und seinem eigenen Gedächtnis nicht mehr trauen kann, fand ich echt gelungen.
Neben Jacket ist aber auch Mo unheimlich gut gelungen. Der junge Iraner, der in Österreich zur Welt gekommen ist und für den dieses Land Heimat bedeutet, spürt beinahe täglich, dass er eigentlich gar kein zu Hause hat, weder Österreich noch sein Herkunftsland, auch wenn es das gar nicht wirklich ist. Anhand von Mo erleben wir, wie Rassismus in täglichen Handlungen versteckt wird. Dabei ist er unheimlich clever und würde alles tun, um endlich sein Ziel zu erreichen. Auf jeden Fall ist er der Einzige, der immer wieder bemerkt, wenn etwas aus dem Ruder oder in die falsche Richtung läuft.
Neben diesen beiden gibt es weitere Nebencharaktere, die mal mehr, mal weniger in die Handlung eingreifen, die aber alle soweit wie nötig gezeichnet wurde. Gerade auch die „alteingesessenen“ Kollegen im Revier oder die ITler fand ich unheimlich gelungen.
Mein Fazit. Mit Gestehe hat Henri Faber einen rasanten, spannenden und hoch aktuellen Thriller geschrieben, den man einfach nicht mehr aus der Hand legen möchte. Langsam steigende Spannung bis hin zu einem Pageturner, gelungene Charaktere und jede Menge Plottwists sorgen für beste Unterhaltung. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.02.2024
Die Influencerin
Russ, Rebecca

Die Influencerin


weniger gut

Sarah Rode ist erfolgreiche Fitness und Lifestyle Influencerin und mit mehr als 700K Followern sehr beliebt. Doch dann beginnt ein junges Mädchen Selbstmord und die Online-Gemeinde gibt Sarah die Schuld daran, da die Kleine bei ihr Hilfe per DM gesucht hatte. Auch Sarah gibt sich Schuld daran und deaktiviert all ihre Social Media Konten, doch der Strom an Hassmails reißt nicht ab. Als sie dann auch noch Pakete mit merkwürdigem Inhalt bekommt und gleichzeitig ein Fake Account mit sehr privaten Bildern von ihr auftaucht, glaubt Sarah, sie und ihre Familie seien in Gefahr. Wer steckt hinter all dem?
Der Klappentext hat mich hier unheimlich neugierig gemacht, denn Thriller, die so ein bisschen auf die Gefahr des Social Media hinweisen, finde ich immer sehr spannend. Auch das recht auffällige Cover finde ich sehr ansprechend und verleitet zum Klappentext lesen.
Der Einstieg fiel recht leicht, da Autorin Rebecca Russ einen sehr leichten und flüssigen Schreibstil hat. Allerdings zog sich der Beginn des Thrillers unheimlich in die Länge, allein die Tatsache rund um den Selbstmord dauert, bis er zur Sprache kommt, dabei wird das ja schon im Klappentext erwähnt. Die Spannung steigert sich aber so nach und nach immer mehr, wobei es mir dann aber nachher auch einfach zu viel des Guten wurde. Die Autorin hat hier einfach viel zu viel Content in das Ende gepackt, seien es von den Verdächtigen her bis hin zu den wirklich stattgefundenen Ereignissen wie Bedrohung und Stalking und mehr. Dadurch wirkte der Thriller leider nur wenig glaubwürdig und durchdacht.
Was das gesamte Thema rund um Social Media angeht, hat die Autorin allerdings recht gute Arbeit hingelegt, die Kapitel, in denen Sarah die Handelnde ist, beginnen stets mit einem Hasskommentar. Das klingt auf den ersten Blick eventuell etwas überzogen, schaut man sich aber die Kommentarspalte unter den verschiedenen Postings an, so sind diese hier nicht allzu weit hergeholt. Interessant fand ich auch, dass die Autorin hier immer wieder Kapitel aus der Sicht eines Stalkers einbaut, das macht neugierig und fragt sich, wo der Zusammenhang ist. Diesen fand ich dann letzten Endes doch wieder zu weit hergeholt.
Protagonistin Sarah tat mir zu Beginn des Buches noch leid, jeder weiß, unter welchem Druck jemand steht, der sich als Influencer im Rampenlicht befindet. Man muss stets präsent sein, sein Privatleben mit einbringen, immer alles positiv und schön reden und noch so vieles mehr. Als die kleine Leonie sich umbringt, fand ich es heftig, was man Sarah an den Kopf warf. Doch oftmals ist es auf Social Media auch so, wenn einer beginnt mit Steinen zu werfen, machen alle dann mit. Allerdings ist es natürlich auch wieder eine schöne Scheinwelt, die Sarah auf ihren Accounts präsentiert hat. Leider wurde mir die Protagonistin zum Ende auch wieder eher unsympathisch, insgesamt schwelgt sie zu sehr in Selbstmitleid und auch sonst handelt sie gerne Hals über Kopf.
Weitere Nebencharaktere bleiben blass und wenig greifbar, wobei der Part des Stalkers recht gut ausgearbeitet war. Ansonsten konnte man hier zu keinem weiteren Charakter eine Beziehung aufbauen. Was ich persönlich aber auch nicht als schlimm angesehen habe, da Sarah eindeutig im Mittelpunkt steht.
Mein Fazit: Mit Die Influencerin erscheint ein Thriller, der auf einem hochaktuellen Thema basiert. Die Welt rund um Social Media fand ich noch recht gut dargestellt. Allerdings beginnt der Thriller schleppend und wird am Ende hin völlig überladen. Da hätte ich mir eine deutlich klarere Linie gewünscht und nicht so viele Themen auf einmal, da sie im Gesamtbild völlig untergehen. Auch mit der Protagonistin konnte ich nur wenig mitfühlen, da ich hier weder ihre Ängste noch Sorgen richtig nachvollziehen konnte. Leider war dieser Thriller nichts für mich.

Bewertung vom 15.02.2024
Was die Sterne dir schenken (eBook, ePUB)
Atkins, Dani

Was die Sterne dir schenken (eBook, ePUB)


sehr gut

Die beiden Schwestern Lexi und Amelia könnten eigentlich unterschiedlicher nicht sein und doch haben sie eine Verbindung zueinander, wie kaum jemand anderes. Als eines Nachts Amelia an einem Strand nicht weit von ihrem Cottage entfernt wiederbelebt werden muss, reist Lexi umgehend von New York ab, um ihrer Mutter, aber auch ihrer Schwester im Krankenhaus beizustehen, dabei lockt eigentlich ein großes Jobangebot in New York. Als Lexi in ihrer Heimat ankommt, fährt sie umgehend zu Amelia. Diese ist bereits wach, doch was sie erzählt, gibt keinerlei Sinn. Amelia behauptet, sie warte auf Sam, ihren Ehemann, doch eigentlich ist Amelia gar nicht verheiratet. Lexi und ihre Mutter sind ratlos, bis Lexi am Strand einem Mann begegnet, der Amelias Zeichnungen von Sam zum Verwechseln ähnlich sieht.

Ich habe bereits so einige Bücher der Autorin Dani Atkins gelesen und wurde bisher eigentlich noch nie enttäuscht. Auch hier in ihrem neuen Roman versteht es Atkins unheimlich gut, ihre Geschichte absolut emotional zu erzählen. Schon auf den ersten Seiten zieht sie den Leser in ihren Bann und packt so unheimlich viele Momente hinein, die den Leser mitten in die Handlung ziehen und mit so vielen Fragen zurücklässt, dass man einfach weiterlesen muss.

Damit liest sich die Geschichte sich natürlich gleich vom ersten Moment an unheimlich spannend. Man ist auf der Suche nach Antworten zu all den Fragen, die sich beim Lesen ergeben, vor allem natürlich nach den merkwürdigen und natürlich falschen Erinnerungen Amelias. Auch sonst hat mir die Geschichte über weite Teile absolut Spaß gemacht und gerade auch Lexi und ihr Nick, der wie Amelias eingebildeter Sam aussieht, brachten mich während sie zusammen waren einfach nur zum Lächeln. Allerdings gab es mehrere kleinere Punkte, die mir nicht so gut gefielen. Zum Beispiel die Auflösung zu Amelias falschen Erinnerungen, die mir zu leicht waren oder das Ende, dass einfach etwas zu viel Kitsch und Drama beinhaltete, ansonsten allerdings hat mich der Roman unheimlich gut unterhalten.

Das Setting, gleich an einem Strand in Somerset, konnte ich lebendig vor mir sehen und auch sonst schafft es die Autorin ohne groß abzuschweifen ein klares Bild von ihrem Handlungsort zu zaubern. So war ich mit Lexi und Nick bei einem Picknick am Strand oder in einem Freizeitpark, stand aber auch mit Lexi am Bett ihrer Schwester und habe mit ihr gehofft.

Lexi ist nämlich nicht nur die Ich-Erzählerin und Protagonistin der Geschichte, sondern auch eine mit unheimlich viel Leben und Dynamik gezeichnete Figur. Sie ist einfach nur lieb und stellt Bedürfnisse der anderen, vor allem die der Schwester, deutlich über ihre eigenen. Doch dabei vergisst sie oft, dass vieles für sie auch schmerzlich enden kann. Lexi muss unbedingt lernen, auch einmal an sich zu denken, was ihr gar nicht so leicht fällt.

Auch die Nebencharaktere sind unheimlich gut gelungen und lebendig gezeichnet. Vor allem Nick ist durch und durch ein Gentleman, auch Tom, Amelias alter, etwas griesgrämiger Nachbar und Lexi Mom werden hier mit sehr viel Gefühl gezeichnet und wachsen dem Leser ans Herz. Nur mit Amelia fiel es mir schwer, mich zu arrangieren, denn sie ist einfach auch durch die verwirrten Erinnerungen und ihrer Krankheit schwierig und schwer zu fassen.

Mein Fazit: ein toller Roman mit viel Gefühl und Emotionen und auch Spannung, da einfach sehr viele Fragen beim Leser aufkommen. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen und unheimlich sympathisch, vor allem die Protagonistin. Lediglich eine Auflösung und das etwas zu überzogene Ende fand ich persönlich nicht so gelungen. Ansonsten aber wie immer sehr lesenswert und mit dem für die Autorin typischen Stil.

Bewertung vom 15.02.2024
Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber (eBook, ePUB)
Schulz, Rebecca

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber (eBook, ePUB)


sehr gut

Eheberaterin Marie ist seit neunzehn Jahren glücklich verheiratet und gibt Paaren in ihrer Praxis Tipps für ihre Ehen. Als Marie ihren Mann nach Feierabend in seiner Zahnarztpraxis überraschen möchte, könnte auch ihre Überraschung nicht größer sein, denn ihr Mann vergnügt sich mit der jungen Zahnarzthelferin in einem der Untersuchungsräume. Auch ein Jahr später noch ist Marie nicht glücklich, doch dieses Jahr beschließt sie, die Weihnachtstage bei ihrer Familie auf dem Hof auf Fehmarn zu verbringen und ihrer Schwester mit den Urlaubsgästen zu helfen. Das sie hier ausgerechnet auf Tom trifft, mit dem sei einen One Night Stand hatte, hätte sie im Leben nicht erwartet. Als dann noch ihr Exmann auf dem Hof ankommt könnte das Chaos nicht größer werden.
Irgendwie war mir mal wieder nach einen lustigen RomCom und da bot sich Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber geradezu an. Das Cover ist recht typisch fürs Genre, der Klappentext sprach mich gleich an. Schon beim Einstieg ins Buch musste ich schmunzeln, denn Autorin Rebecca Schulz schreibt lebendig und voller Humor und schafft es dadurch gleich mit einem witzigen Kopfkino zu starten.
Insgesamt zieht sich der Humor hier durchweg durch die Geschichte und gerade auch auf Fehmarn wird es unheimlich Turbulent. Marie muss sich hier nicht nur mit ihrer Schwester und ihrem noch Ehemann auseinandersetzen, sondern auch mit der neuen Beziehung des Mannes. Dazu kommen dann noch Feriengäste und Großeltern und das Chaos ist perfekt. Ich habe durchaus häufiger schmunzeln müssen, aber insgesamt war es mir dann doch zu viel des Guten, auch weil die Charaktere sich nicht immer wie Erwachsene verhalten haben.
Die Insel Fehmarn bietet eine tolle Kulisse für die Geschichte, am Meer, viel Schnee, dieser Hof, insgesamt alles sehr anschaulich beschrieben. Ich liebe die Ostsee und habe mich mit den Beschreibungen gleich heimisch gefühlt.
Erzählt wird das Ganze in der Ich-Perspektive aus der Sicht der Protagonistin Marie. Diese ist durchaus sehr sympathisch, durch ihren Beruf als Paartherapeutin hätte ich sie allerdings als selbstbewusster und erwachsener gehalten. Tatsächlich aber muss Marie noch lernen, sich selbst zu akzeptieren, aber auch für sich selbst einzustehen und nicht gleich bei jeder Kleinigkeit davonlaufen. Auf 45 Jahre hätte ich die Protagonistin rein von ihrem Alter her nicht geschätzt.
Die Nebenfiguren waren lebendig gezeichnet und vor allem Oma und Opa Moormann fand ich unheimlich liebenswert. Tom blieb mir zu blass, um nachvollziehen zu können, warum Marie sich so sehr für ihn interessiert. Die weiteren Charaktere sind ihren Rollen entsprechend ausreichend gezeichnet.
Mein Fazit: ein humorvoller Roman, der für entspannte Lesestunden für zwischendurch sorgt. Leicht und recht bildhaft geschrieben, sorgt das Buch für Abwechslung. Wer es gerne heiter mit viel Situationskomik mag und dabei noch winterliche Atmosphäre auf eine Ostseeinsel genießen möchte, ist hier genau richtig.

Bewertung vom 15.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

In einer Sommernacht in einem Vorort von New York fahren drei Teenager mit dem Auto des Vaters. Doch Theo ist eigentlich erst fünfzehn und hat gar keinen Führerschein, seine Schwester Sarah lässt ihn aber fahren, damit er vor seinem Schwarm angeben kann. Dabei überschätzt sich Theo und es kommt zu einem Unfall mit Todesfolge. Dieser Unfall hängt über viele Jahre wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Familie, denn Sarah nimmt die Schuld auf sich, um Theo zu verschönen. Selbst Vater Ben, der damals als Arzt vorschnell an der Unfallstelle eingriff, hadert auch 20 Jahre später noch mit sich. Doch dann tritt der zehnjährige Nachbarsjunge Waldo in sein Leben und es scheint, als kämen die Geheimnisse nach vielen Jahren doch noch zum Vorschein.
Ein wunderschönes Cover und ein spannender Klappentext machten mich unheimlich neugierig auf dieses Buch, das bei hanserblau erschienen ist. Der Einstieg fiel mir sehr leicht, denn Autorin Dani Shapiro beginnt gleich mit den tragischen Ereignissen in 1985. Dabei schreibt sie mit unheimlich viel Gefühl und doch mit einem gewissen Abstand, dadurch wird man gleich in die Geschichte gezogen und hat doch zunächst noch Raum um zuzuschauen.
Man muss der Geschichte allerdings auch Zeit und Aufmerksamkeit widmen, denn die Autorin wechselt, oftmals kapitelweise, Zeit und Personen. Der Zeitraum umfasst die Zeit von 1985 – 2020 und man muss hier aufpassen, in welchem Alter der gerade Handelnde sich befindet. Dadurch bekommt der Leser aber eines ganz genau zu spüren, nämlich die Auswirkungen dieser einen katastrophalen Nacht. Diese Geschichte hat auf der einen Seite eine unglaublich schwere, melancholische Grundstimmung, auf der anderen Seite aber so viele Gefühle, dass man selber beginnt nachzudenken.
In dieser Geschichte gibt es nicht den einen Protagonisten, der im Mittelpunkt steht. Vielmehr sind es die Blickwinkel auf jeden einzelnen der beiden damals beteiligten Familien. Jeder einzelne leidet unter seelischen Belastungen, seien es Schuldgefühle, Ängste, Alkoholsucht usw. Auf eindrucksvolle Weise beschreibt Dani Shapiro das es doch gerade für die Überlebenden eines Unglücks schwer wird, mit den Ereignissen zurechtzukommen. Jeder verarbeitet anders, jeder denkt und fühlt anders, doch anchmal hilft es, zuzuhören und aufeinander einzugehen.

Mein Fazit: Mit Leuchtfeuer hat Dani Shapiro ein sehr emotionales Buch geschrieben, dass zum Innehalten und Nachdenken anregt. Es ist ein leises Buch, ein kurzes Buch und doch braucht es nicht mehr als genau das, was die Autorin hier erzählt, um den Leser zu bewegen. Mir hat das Buch unheimlich gut gefallen und lässt mich auch jetzt beim Schreiben der Rezension erneut nachdenklich zurück: habe ich alles gesagt, was ich sagen wollte? Ganz klare Leseempfehlung!