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Mel.E
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Mein Blog: http://melbuecherwurm.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1270 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2020
Nur noch ein bisschen Glück
Ahrnstedt, Simona

Nur noch ein bisschen Glück


sehr gut

"Nur noch ein bisschen Glück" ist eine herzerwärmende Liebesgeschichte, die vor Kitsch und Schmalz förmlich trieft, absolut vorhersehbar ist und deren beschriebene Leidenschaft, man sich schwer entziehen kann. Ich fühlte mich wohl auf dem Land mit verrückten Ziegen, einem Bauern, der ein großartiger Vater ist und einer Frau, die zu sich selbst finden muss, um der Liebe eine Chance geben zu können. Anfänglich wirkt Stella sehr oberflächlich und kopflos, was darauf zurück zu führen ist, dass das Leben sie maßlos enttäuscht hat und sie zu ihren Wurzeln finden muss. Die Autorin nutzt hierfür viele kleine Begebenheiten, um diese im Nachhinein nahtlos ineinander zu fügen. Viele Klischees erfüllen sich und dennoch ist das Lesen wie Urlaub. Die frische Landluft und der gewählte Schauplatz in Schweden gibt diesem Roman echte Schönheit, wobei die Liebesgeschichte, die sich nach und nach entwickelt ebenfalls eine große Bedeutung innehält, um sich als Leser_in mächtig wohlzufühlen.
Das harmonisch gestaltete Cover irritiert ein klein wenig, denn von Harmonie ist mitunter nichts zu spüren, denn alle beschriebenen Protagonisten tragen ihr kleines oder auch großes Päckchen. Stella, die sehr verletzt wurde, mischt das kleine Örtchen Laholm mächtig auf und stößt oftmals auch auf Gegenwind. Sie kann sich durch ihr sympathisches Wesen behaupten und hier und da, die Menschen um sich herum um den Finger wickeln. Die anfängliche Oberflächlichkeit verfliegt und eine sehr empathische Frau kommt zum Vorschein, die in einigen Menschen das Beste hervorholen kann. Stella sieht den Menschen und blickt nicht durch sie hindurch.
Wirklich gelungen empfand ich das Einfließen wichtiger Themen wie Mobbing und das Nutzen von sozialen Medien. Auch hier hat Stella ihre Hand im Spiel und kann einige böse Vorhaben abwiegeln, auch wenn sie es sich dadurch mit dem arroganten Erik verdirbt, der als Vater und Ehemann mächtig versagt hat, denn sein Frauenbild ist absolut nicht tragbar. Erik und seine Familie wird hier als Widerlinge beschrieben und nimmt daher dem Friede - Freude - Eierkuchen Eindruck ein klein wenig an Bedeutung, was aber absolut passend erscheint in der heutigen Zeit. Menschen, die sich so verhalten, dürfen nicht straffrei bleiben, da sie der Harmonie des Ortes absolut schaden.
Thor, alleinerziehend und eigentlich glücklich in seiner Rolle als Bauer und Vater, wird durch Stellas Erscheinen sehr schnell aus der Fassung gebracht. Sich zu verlieben stand nicht auf dem Plan, zumal die Abmachung war, sich lediglich zu vergnügen. Manchmal gehen solche Absprachen gründlich schief. Schön ist es, diesen wunderbaren Mann und Vater näher kennenzulernen und dabei auch teilzunehmen an Versöhnung und Aussprachen innerhalb der Familie. Mitunter ist es nicht von Vorteil, Dinge nicht anzusprechen, da sie der inneren Heilung der Betroffenen im Weg stehen.
"Nur noch ein bisschen Glück" ist insgesamt ein sehr gelungener, wenn auch vorhersehbarer Roman. Ich vergebe sehr gerne eine Leseempfehlung, da ich die rasante Entwicklung der Liebesgeschichte sehr mochte, hinzu kommen die vielen kleinen und großen Begebenheiten die Thor und Stella als Menschen definitiv hervorheben. Ein Roman zum Abschalten, der eine Story erzählt, die wirklich außergewöhnlich schön war und eben auch äußerst sensibel von Neuanfängen berichtet, die absolut herzerwärmend sind. Es passiert innerhalb der Story sehr, sehr viel, was aber nicht erschlägt, sondern äußerst passend dargestellt wurde, da letztendlich ein Großteil der beschriebenen Personen miteinander harmonieren wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.07.2020
Hopelessly in Love / Weston High Bd.2
Winter, Emma

Hopelessly in Love / Weston High Bd.2


sehr gut

"Hopelessly in Love" ist eine gelungene Fortsetzung der Weston - High - Reihe, wobei ich ein paar deutliche Schwächen wahrnahm. Insgesamt fand ich die Story emotional sehr berührend, wenn auch mitunter sehr dick aufgetragen. Ben und Sasha müssen viele Schwierigkeiten meistern und lernen sich zu vertrauen. Ben macht es Sasha allerdings nicht leicht und ich gestehe, das ich nicht immer das Verständnis für ihn aufbringen konnte. Interessant sind die Einblicke in die familiären Begebenheiten, in der Geld und der gute Ruf mehr zählt als Umweltverschmutzung und diverse andere delikate Vergehen. Ben, der sich auflehnt, bekommt zu spüren, wie schwer es ist, sich ohne Vaters Kreditkarten durchs Leben zu schleusen. Positiv ist, das hier innere Werte groß geschrieben werden.
"Hopelessly in Love" ist eine emotionale Achterbahn der Gefühle, wobei ich oftmals sehr viel Wut empfand über diverse Oberflächlichkeiten und gerade in das Verhalten von Bens Vater, diesen gerne richtig durchgeschüttelt hätte, um in ihm Menschlichkeit zu wecken. Es sind viele kleine Lebensgeschichten, die hier verpackt wurden, die eben nicht immer nur schön sind, manches geht wirklich an die Substanz und lehrt, das Geld allein nicht glücklich macht, wobei es natürlich wichtiger wäre, Eltern zu haben, die bedingungslos lieben und auch Fehltritte des Kindes annehmen und Unterstützung anbieten. Für mich überschattet einiges, meine Freude am Lesen, da die Stimmung mitunter unerträglich ist. Die einzigen schönen Momente sind die, in der Ben und Sasha sich ihre Liebe immer und immer wieder bewusst machen müssen. Für Sasha wird es einige befreiende Aussprachen geben, die längst fällig waren, wobei ihre liebenswerte Art und leichte Dickköpfigkeit hilfreich sind, um diese Schritte gehen zu können. Erschreckend ist das Ende des Romans, da eigentlich alles gut zu sein schien und nun doch noch große Steine in die Zukunft von Sasha gelegt werden. Die Autorin holt noch einmal voll aus und lässt mich hoffen, das in dem letzten Band der Reihe, welcher im August erscheint, die Wogen geglättet werden können. Alles andere kann und will ich nicht akzeptieren.
Gerne eine Leseempfehlung, da ich die Story konstant als gut empfand, wobei die vielen beschriebenen Probleme innerhalb der Familie doch erschlagen. Im nächsten Band bitte weniger Disharmonie, sondern viele wundervolle Momente zwischen Sasha und Ben, wie es sich für eine romantische Story gehört.

Bewertung vom 12.07.2020
Träume in Meeresgrün
Covi, Miriam

Träume in Meeresgrün


sehr gut

"Träume in Meergrün" weist im Klappentext schon auf eine sehr romantische Story hin, die durch Kitsch überladen wäre, wenn sie nicht auch sehr viel Tiefe besitzen würde. Mir hat gerade dieses sehr zugesagt, da es die Oberflächlichkeit nimmt und der Handlung Raum zum Nachdenken bietet. Angesprochen hat mich das Cover, da Urlaub in diesem Jahr durch die Pandemie anders verläuft als sonst, muss ein Feriengefühl eben durch das Lesen erzeugt werden, so sagte ich mir und war auch schnell überzeugt vom Geschehen, Protas und auch Handlungsort, wobei ich persönlich Jan aus diesem Roman herausgeschrieben hätte. Callum alleine als überzeugender Hundebesitzer ist mehr als genug Mann. Ein netter, wohlerzogener Mann, der mich gleich beim ersten Treffen überzeugt hat. Im weiteren Verlauf beginne ich ihn immer mehr zu schätzen, da er viele Charakterzüge besitzt, die ich an Männern mag. Eine gewisse Sensibilität und ein gutes Aussehen, was will Frau mehr?

Dieses Zitat macht sehr deutlich, in wie weit sich Amelie in Trauer und Schuld verstrickt. Es taucht mehrere Male innerhalb der Handlung auf und passt ganz genau auf die Situation, in der sich Amelie befindet und aus der sie sich dringend befreien muss, um ihr Glück zu finden. Sich an jemanden zu binden innerlich, der unerreichbar ist, macht unzufrieden und löst definitiv das Problem nicht. Callum hat Amelies Leid und Qualen erkannt und kämpft um sie. Viele Tränen fließen und geben Einblicke in eine Vergangenheit, in der ein tragisches Unglück, Amelie so sehr schmerzt, das sie sich nicht verlieben kann und will. Wird es Callum gelingen, sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken?

“Bleibst du lieber in deiner Traumwelt, statt in der Realität etwas zu wagen? Nur, weil du es nicht riskieren willst, dass dir dein Herz gebrochen wird?" Seite 181

Dieser Roman beinhaltet viele Geschichten, die sich letztendlich wie einzelne Puzzlestücke ineinander fügen. Großartig gelöst, mit vielen Aussprachen und Neubeginnen, die dafür sorgen, sich absolut hineinfallen zu lassen in diese kuriosen Familiengeheimnisse und Trauerverarbeitung. Verlieben inbegriffen, daher sehr gerne eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.07.2020
Glück und wieder! / Lina und die Sache mit den Wünschen Bd.2
Bach, Dagmar

Glück und wieder! / Lina und die Sache mit den Wünschen Bd.2


ausgezeichnet

Entzückender zweiter Band einer Jugendbuchreihe

"Glück & wieder" ist ein wirklich entzückendes Jugendbuch mit einer Story, die mich dahin schmelzen ließ. Ich bin immer wieder auf der Suche nach Büchern, die das Interesse meiner jüngsten Tochter wecken könnten. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, sie vom Lesen zu überzeugen und daher finde ich es immer schön, ihr von diesem oder jenem Buch vorschwärmen zu können.
In dem zweiten Band der Buchreihe ist Lina, was ihre erwachte Liebe zu Arthur betrifft ein kleines Stück weiter, wobei es ihr schwer fällt, innerhalb der Familie reinen Wein ein zu schenken. Es ist ja auch etwas komisch innerhalb einer Patchworkfamilie ein Liebespaar zu sein. Mir gefällt sehr, wie die Autorin mit Emotionen und Kribbeln im Bauch umgeht und dieses nicht der Fokus der Story ist, denn dieses ist und bleibt das magische Wünsche erfüllen, welches Lina mitunter erschlägt, denn nicht alle Wünsche sind nett. Es gibt tatsächlich Menschen, die anderen wirklich Böses wünschen und dieses gilt es herauszufiltern, um dieses Gefühl von Kakao im Bauch zu bekommen, wenn etwas wirklich Schönes geschieht, sei es auch nur der Wunsch eines Jungen nach Zuckerwatte. Noch ist Lina sehr unsicher, was das Wünsche erfüllen betrifft, wobei hier auch noch ein/e Widersacher/in ins Spiel kommt, denn scheinbar Ist Lina mit ihrer Gabe nicht alleine. Es ist chaotisch und unglaublich liebenswert. Was mir am besten gefällt, ist, das hier viele Themen, mit denen sich Kids und Teens der empfohlenen Zielgruppe junger Leser_innen täglich auseinandersetzen müssen, angeschnitten werden. Dieses beginnt mit Problemen an der Schule und endet bei einem fehlendes Selbstwertgefühl, der ersten großen Liebe, Stress mit Eltern und beleuchtet auch Freundschaften, die in diesem Alter sehr viel Stellenwert einnehmen.
In meinen Augen ist "Glück & wieder" ein echter Glücksgriff und sollten Eltern oder Großeltern (die hoffentlich nicht so arrogant sind, wie die von Bergens) vor einem Buchkauf stehen, hoffe ich wirklich sehr, das diese Buchreihe nicht nur optisch ins Auge springt, sondern auch der Klappentext das Interesse weckt.
Ich vergebe gerne eine Leseempfehlung, da ich die Story unterhaltsam fand und mich schon sehr auf den Abschluss der Trilogie freue, wobei ich den Erscheinungstermin im nächsten Sommer doch recht lang finde. Sei es drum: Gutes solides Buch, Kaufen ☺

Bewertung vom 03.07.2020
Der unsichtbare Garten
Lambert, Karine

Der unsichtbare Garten


sehr gut

Veränderte Perspektiven

"Der unsichtbare Garten" verrät durch Klappentext und Titel des Romans recht viel vom Inhalt, sodass der Überraschungseffekt nicht besonders hoch ist, dennoch geht Karine Lambert sehr einfühlsam mit der fast vollständigen Erblindung des Protagonisten Vincent um. Vincent erhält seine Diagnose und hat wenig Zeit sich mit dieser Tatsache auseinander zu setzen. Die Lebersche Optikusatrophie wird dazu führen, das Vincents Leben komplett aus den Fugen geraten wird. Das Entsetzten darüber und auch das Verdrängen, was in den ersten Momenten absolut nachvollziehbar scheint, wird nicht lange anhalten, da er sich recht schnell in der Welt der Blinden zurecht finden muss. Positiv ist, das er Hilfe bekommt und sich meiner Meinung nach auf das neue Leben einstellen kann. Ich vermute fast, das es mir weniger gut gelingen würde. Vincent kann allerdings hell und dunkel voneinander unterscheiden, sodass sein Tag - Nacht - Rhythmus nicht komplett gestört wird.

Das Zitat am Anfang des Buches der Schauspielerin Audrey Hepburn ist gelungen gewählt, da es die Aussage des Romans bestätigt. Vincent beginnt einen Garten im Haus seines Großvaters anzulegen, da dieses nun sein Zufluchtsort geworden ist. Zuvor ist seine Beziehung in die Brüche gegangen, da Èmilie sich nicht mit der Tatsache einer Sehbehinderung auseinandersetzen kann, zudem kann Vincent seinen Job als Tennislehrer nicht mehr nachgehen, sodass ihm wenige Möglichkeiten bleiben. Er ergreift die Flucht, wobei es ihm zum Nutzen sein wird, auch wenn er es nicht gleich erkennen kann. Interessant ist, das viele Gedanken Vincents im Buch aufgefangen werden, die Menschen oftmals ohne Nachzudenken hinausposaunen würden und die alle das Thema "Sehen" beschreiben. Es hat mich doch sehr nachdenklich gestimmt, zumal "Sehen" etwas ist, was ich als komplett selbstverständlich nehme. Würde mir diese Fähigkeit genommen, würde ich mich erst einmal nicht gut zurechtfinden. Das Spiel welches Vincent mit seiner Nachbarin spielt, einige Zeit mit verbundenen Augen verbringen und sich dabei auf die anderen Sinne wie Hören, Fühlen oder Riechen zu besinnen, ist mir aus meiner Ausbildung bekannt und ich erinnere mich, das es mir dabei nicht gut ging, geführt zu werden, ohne selbst sehen zu können.

Vincent ist anfänglich sehr unsympathisch, was sich im weiteren Verlauf des Romans wandeln kann und damit meine ich jetzt nicht den Behindertenbonus, den man wahrscheinlich automatisch während des Lesens vergibt, Nein, Vincent reift und entwickelt eine sehr angenehme Persönlichkeit. Hinzu kommen familiäre Probleme, die sich nach und nach zwar nicht auflösen, sondern bestehen bleiben, dennoch sind manche Aussprachen nicht vermeidbar, um zumindest innerlich zu heilen. Schön ist auch, das sich zeigt, wer Freund oder Feind ist und sogar eine neue Liebe für Vincent möglich sein kann, denn warum sollte ein blinder Mensch sich nicht verlieben? Vincent verliert sich oft in Schwarzmalerei und steckt doch voller Energie und Potential, um diese veränderte Perspektive seines Lebens anzunehmen.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an ein sehr farbenfrohes Buch, welches dem Einband, sobald der Schutzumschlag entfernt wurde, vollkommen gerecht wird. Anmerken muss ich aber dennoch, das es einige Seiten braucht, um mit Vincents Charakter warm zu werden, da er zunächst absolut oberflächlich erscheint und zum Ende hin dann wirklich ein netter Kerl ist, dem alle Wege trotz Sehbehinderung offen stehen werden. Das Ende ist nicht ganz schlüssig und dennoch genauso, wie es hätte sein sollen, denn Vincents Weg ist lange noch nicht beendet.

Bewertung vom 26.06.2020
Da kommt noch was - Not dead yet
Collins, Phil

Da kommt noch was - Not dead yet


sehr gut

Phil Collins - "Take a look at me now"

"Da kommt noch was - Not dead yet" ist eine gelungene Zeitreise innerhalb der Musikgeschichte. Während des Lesens dieser schonungslos ehrlichen Autobiographie habe ich vermehrt die dazu passenden Musikstücke gehört und mich einfach nur wohlgefühlt. Die Entstehung von Genesis und deren Musik ist mir nicht so bekannt, da vieles noch vor meiner Geburt stattfand, dennoch war es interessant genug, um den Menschen Phil Collins kennen zu lernen, da dieses zu seinen Anfängen als Künstler gehört. Peter Gabriel ist mir tatsächlich nur als Solokünstler bekannt, dessen Wandlung von Genesis bis hin zum Alleinunterhalter ist ebenfalls spektakulär beschrieben.
Phil Collin ist ein großartiger Künstler, dessen Auftritt im Video "Do They Know It`s Christmas?" mich immer wieder von Neuem begeistert hat. Mir war allerdings nicht bewusst, das er zwei Auftritte bei Live Aid hatte und zwar in Philadelphia / USA und im Anschluss direkt im London / Wembley Stadion. Es zeigt sich mehrfach, das Phil Collins seine Musik sehr in den Fokus seines Lebens rückt und daher auch seine Ehen nicht bestehen konnten. Welche Frau will auch immer auf ihren Mann verzichten? Dennoch hat er ein gutes Verhältnis zu seinen Exfrauen und seinen fünf Kindern und hat im Laufe der Zeit für sich erkannt, das er nicht immer ein guter und vor allem präsenter Vater war.
Phil Collins ist in den Jahren gereift und das wird oftmals sehr deutlich, da der jugendliche Leichtsinn irgendwann nicht mehr spürbar ist. Es sind nicht direkt Ausschweifungen, aber dennoch genügend Spielraum seine Gesundheit zu gefährden. Stress und Alkohol lassen sich nicht unterschätzen. Mittlerweile ist es im Leben des Phil Collins um einiges ruhiger geworden, aber wie auch der Titel der Autobiographie ganz klar sagt, not dead yet, was heißen kann, das diese Karriere noch nicht beendet scheint.
Durch zahlreiche Fotos wird das Buch definitiv aufgemöbelt und um einiges aufpoliert, da es viele private Einblicke in das Leben des Künstlers bietet. Die Offenheit und Authentizität machen Phil Collins um einiges sympathischer, als er mir eh schon war, da er eben auch über Fehltritte und grobe Fehler seines Lebens berichtet. Hinzu kommen Einblicke in die Kindheit und der frühe Wunsch Schlagzeuger zu werden. Phil Collins macht aus seiner Begabung eine Berufung und kann sich damit in der Musikwelt einen Namen machen. Der Song in Disneys Tarzan auf deutsch gesungen, hat sich für immer in mein Herz gebrannt.
Eine sehr interessante Lektüre, die ich mit der passenden Musik untermalt, sehr genossen habe. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2020
Töchter der Freiheit
Jeßberger, Theresa

Töchter der Freiheit


sehr gut

Es ist als wäre "Töchter der Freiheit" ein Fantasyroman, der dem Mittelalter entsprungen ist, in der Magie ausgelöscht werden sollte und auch Bücher verbrannt wurden, deren Worte Schäden in den Menschen hervorrufen könnten. Es dauert einige Seiten und Szenen, die sich immer wieder abwechseln, um einen Bezug zu den Personen zu bekommen, da es einige Begegnungen geben wird, die nicht immer zuzuordnen sind. Ein Glossar oder einen kurze Personenbeschreibung wäre für mich sehr hilfreich gewesen, da sich einige Namen ähneln und hinzu kommt, das sie oftmals schwer zu lesen waren. Irgendwann lösen sich Verständnisfragen auf und das Lesen wirkt wieder vereinfacht.
Die Story selbst ist durch den hohen Spannungsbogen herausragend. Es zeigt sich, das Erziehung Menschen prägt und der Wunsch zu gefallen oftmals Auswirken auf Verhalten und Stimmungen hat. Mich erschreckt es sehr, inwieweit hier eine Prägung durch seelische Grausamkeit entstanden ist. Geliebt zu werden sollte niemals an Verpflichtungen geknüpft sein.
Die knapp 450 Seiten sind zügig gelesen und bieten jede Menge Grund zur Spekulation. Es gab für mich keinerlei Vermutungen, wie sich die Story entwickeln wird. Klar ist, das sich hier Sympathisanten mit Unsympathisanten ablösen. Man kann es auch Gut und Böse nennen oder echten Fanatismus. Es ist nicht einen Moment lang offensichtlich, wohin die Autorin zielt. Die Präsentation der Aurenen ist sehr gelungen und diese sind von Anfang an diese, mit denen man mitleidet und wertschätzt. Verfolgt und dem Tode geweiht, wenn nicht im letzten Moment eingegriffen wird. Ich gestehe, ich habe echt den Atem angehalten und keine Chance gesehen Elodea zu retten.

"Während Avendúrs psychisch labile Königin unbeirrbar ihre Ideologie der Herrschaft des Stärkeren verfolgt und das Land in einen Krieg führen will, verstricken sich die Rebellen immer mehr in einem Netz aus Schuld, Lüge und Verrat. Sie müssen sich entscheiden: Sind sie bereit, für ihre Ideale zu sterben?"

Ein Einzelband, dessen Ende absolut gelungen ist und die Töchter der Freiheit siegen lässt, auch wenn Trauer und Tränen ihren Weg säumten. Die Story ist definitiv rund und außergewöhnlich im Schreibstil, eher altmodisch und in der dritten Person, was zur Handlung sehr gut passt. Etwas anderes hätte nicht gepasst, da es sich hier um eine Zeit des Schwert und Degens handelt, in denen Duelle über Leben und Tod entscheiden.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen spannend brutalen Roman, der mir genau das an Lesefreuden bescherte, was mir die Schönheit des Covers vorgegaukelt hat.

Bewertung vom 19.06.2020
Die Liebe fällt nicht weit vom Strand
Jebens, Franziska

Die Liebe fällt nicht weit vom Strand


sehr gut

"Die Liebe fällt nicht weit vom Stamm" bietet kurzweilige Unterhaltung, die charmant und chaotisch aus dem Liebesleben der Protagonistin Sophie erzählt. Sophie erscheint mir nicht nur allein durch ihren Reizdarm sehr unsicher und wenig selbstbewusst, sondern auch durch ihr Verhalten und ihre eigene Meinung über sich. Vielleicht hat sie deshalb auch einen dominanten Mann an ihrer Seite, der sich gestärkt fühlt, wenn er Sophie klein machen kann? Ich war oftmals entsetzt darüber, wie wenig Mut Sophie hat, diese Beziehung, die ihr eher schadet als nutzt, zu beenden. Gut gefiel mir das sich Sophie weiterentwickeln kann, beruflich und auch privat und nicht das kleine Dummchen bleibt, so wie sie zu Beginn des Romans dargestellt ist. Charakterlich ist definitiv eine Entwicklung erkennbar, die sich auch auf die Liebe auswirkt. Hinzu kommen die Lebensträume, die endlich irgendwann erfüllt werden können und sich Sophie auch hier und da beweisen kann. Sie hat definitiv Köpfchen, was sich immer wieder zeigt, nur lässt sie sich viel zu oft entmutigen, was natürlich zu einem Spannungsaufbau innerhalb der Story führt, da es offensichtlich ist, das es noch nicht alles an Erfolg sein kann. Erfolge lassen sich immer anders beurteilen und es sind oft andere Personen, die einem Steine in den Weg werfen aus Neid und Missgunst. Mitunter ist es auch üble Nachrede, aber Sophie kann vieles davon ausblenden und sich durch Leistung, Kreativität und Ideenreichtum vieles umsetzbar ist, während andere stattdessen eher die Hände in den Schoss legen oder eine Maniküre nutzen würden. Fleiß zahlt sich mitunter aus und das ist, was in "Die Liebe fällt nicht weit vom Stamm" ganz deutlich hervorgehoben wird. Gut ist, das Sophies Gaben erkannt werden.
Der Roman "Die Liebe fällt nicht weit vom Stamm" ist herrlich chaotisch und liebenswert, wobei mich manchmal doch genervt hat, das Sophie zu Beginn durch Nervösität und innere Anspannung sehr oft auf der Toilette vorzufinden war, was ich als sehr anstrengend empfunden habe, zumal die Protagonistin über sehr viel Potential verfügt und dieses nicht nötig hätte. Zum Ende hin ist alles genauso, wie man es von einem Liebesroman erwartet, wobei "Die Liebe fällt nicht weit vom Stamm" oftmals eher wie ein Komödie gewirkt hat. Sei es drum, mir hat es gefallen und daher spreche ich auch gerne eine Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 19.06.2020
Unter den Linden 6
Kaiser, Ann-Sophie

Unter den Linden 6


sehr gut

"Unter den Linden 6" beleuchtet das Leben dreier sehr unterschiedlichen Frauen, die die Gemeinsamkeit aufweisen sehr wissbegierig zu sein und aufgrund ihres Geschlechts viele Kämpfe auf sich nehmen müssen, um diesem Wissensdurst Folge leisten zu können. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Protagonistinnen ist der Roman sehr lebendig und macht mich stellenweise auch sehr wütend, obwohl das Verhalten der Männer der damaligen Zeit angepasst ist. Eine Frau hat zu heiraten und muss nicht arbeiten, es sei denn sie kommt aus ärmlichen Verhältnissen und muss ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. Anni unterstützt mit ihrem Gehalt als Dienstmädchen ihre Familie, was erschreckender weise noch hinzukommt. Mir hat sehr gefallen, das es innerhalb der Story zu vielen positiven Wendungen kommt, auch wenn nicht alles zufrieden stellt. Im Nachwort wird noch einmal deutlich, wie schwer es Lise hat Anerkennung ihrer Arbeit zu erhalten und auch nicht namentlich erwähnt zu werden, wobei ihre Leistung gerade in Bezug der Radioaktivität herausragend ist. Hier werden lieber Männer genannt, auch wenn diese einfach nur während der Forschung dabei gestanden haben. Es war eindeutig eine ungerechte Zeit die hier beschrieben ist und gerade in Bezug auf die Frau oftmals eine bodenlose Frechheit, Historisch gesehen sind die Ereignisse glaubwürdig dargestellt, wobei es die Freiheit der Autorin ist, hier und da auch fiktive Begebenheiten einzufügen.
In der Person der Anni zeigt sich relativ rasch, das das Leben als Dienstmädchen schwer ist und Bildung eher weniger Stellenwert hat, dennoch ist ihre Intelligenz ein großer Vorteil, sodass Anni doch ihr Ziel erreichen kann. Leider verliebt Anni sich in den Falschen und muss Schweres erleiden, wobei auch hier deutlich wird, wie hart die Zeiten damals waren und der Wunsch einer Frau sich versorgt zu wissen, groß. Hedwig, die sich durch die Fälschung einer Unterschrift in die Universität in Berlin einschreibt, um Vorlesungen zu besuchen, ist unglücklich verheiratet und ihr Mann sicherlich nicht begeistert durch ihre Lügen. Auch hier zeigt sich, wie abhängig Frauen vom Wohlwollen ihrer Ehemänner sind, wobei hier dann später der Schwiegervater und auch Hedwigs Vater ein Machtwort sprechen. Eine Frau ist eindeutig nicht dazu berufen, eigenständig Entscheidungen zu treffen, was ich erschrecken fand. Letztendlich trifft Hedwig in meinen Augen die richtige Entscheidung, auch wenn sie sich vielleicht erneut abhängig macht. Lise, die in Wien ihr Abitur (Matura) bestanden hat, kommt mit einer großen Vision nach Berlin und muss schnell feststellen, das ihr regelrecht Felsbrocken in den Weg gelegt werden. Hier verwirkt sich definitiv das Recht auf Bildung, was ich natürlich wusste und dennoch schockieren die Tatsachen, das Universitäten Männern vorbehalten sind. Wirklich interessant sind auch bekannte Persönlichkeiten wie Max Planck und Otto Hahn, die ebenfalls einen Platz im Roman finden werden.