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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2019
Die Einladung / Kepler62 Bd.1
Parvela, Timo;Sortland, Bjørn

Die Einladung / Kepler62 Bd.1


sehr gut

Die Brüder Ari und Joni wachsen in einer trostlosen Zukunft auf. Die Erde steht kurz vor der Zerstörung, die Ressourcen reichen kaum noch für die Weltbevölkerung aus.
In dieser trostlosen Lage macht ein spannendes Computerspiel namens Kepler62 die Runde. Zum einen die Möglichkeit der Realität zu entfliehen, zum anderen eine große Herausforderung, denn kein Spieler hat es bislang bis zum Ende spielen können, beim letzten Level ist noch jeder gescheitert.
Doch für Ari und Joni besteht keine Chance dieses Spiel jemals in die Hände zu bekommen, können sie sich doch kaum jeden Tag genug zu Essen leisten. Bis Joni seinen großen Bruder Ari eines Tages damit überrascht, dass er das Spiel von einer fremden Frau geschenkt bekommen hat. Von da ab geschehen seltsame Dinge…

Die mehrbändige Reihe verspricht ein großes Abenteuer zu werden. Hier halten moderne Medien und spannende Zukunftsvisionen Einzug in die Kinderliteratur und selbst Lesemuffel sollten von der stetig ansteigenden Spannung, der unkomplizierten Sprache und den großzügigen Illustrationen in den Bann gezogen werden. Allerdings endet der erste Band recht offen. Bevor das eigentliche Abenteuer richtig durchstartet, ist die Geschichte auch schon wieder zu Ende.
Der Ausblick am Ende von “Die Einladung” auf den zweiten Band “Der Countdown” scheint auf eine weitere Geschichte ähnlichen Aufbaus hinauszulaufen, nur nicht aus der Sicht von Ari und Joni, sondern aus der Sicht eines Mädchens namens Marie.
Ich gehe davon aus, dass man frühestens im dritten Band mit der Weltraummission rechnen kann, zumindest lässt der Untertitel “Die Reise” darauf schließen.

Auch wenn es sich bei “Kepler62” um eine Kinderromanreihe handelt und nicht etwa um Comics, so wird die Handlung doch sehr stark von den Illustrationen getragen.
Die Ausstattung ist sehr gelungen und hochwertig. Die Bilder aus der Feder Pasi Pitkänens bauen eine düstere Spannung auf.
Den Schreibstil finde ich stellenweise etwas abgehackt, als würden zwischen den einzelnen Kapiteln kurze Szenen oder zumindest einige Sätze fehlen. So reicht der Text qualitativ leider nicht ganz an die Illustrationen heran.

Für Lesemuffel und technikbegeisterte Kinder eine Entdeckung wert, allerdings könnte der Text für meinen Geschmack etwas ausgefeilter und komplexer ausgearbeitet sein.

Reihen-Info:
Die Einladung
Der Countdown
Die Reise

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2019
Waffelherzen an der Angel
Parr, Maria

Waffelherzen an der Angel


ausgezeichnet

“Waffelherzen an der Angel” versammelt verrückte Geschichten rund um die beiden Freunde und Nachbarn Trille und Lena, wobei es hier Lena ist, die in bester Michel aus Lönneberga Manier die kleine Siedlung in Knert-Mathilde aufmischt.
Trille ist der Vernünftigere der beiden, aber Lena mit ihrer dickköpfigen Art ist kaum zu zügeln, und da Trille meiner Meinung nach ein bisschen in Lena verliebt ist, würde er alles für sie tun ;)

“Wir werden es nie wieder tun”, versprach ich atemlos.
“Nie wieder tun, nie wieder tun! Lena und du, ihr tut doch nie etwas zweimal. Euch fällt doch immer wieder neuer Blödsinn ein!” (S.82)

Trille wächst in einem Dreigenerationenhaushalt auf, Lena lebt alleine mit ihrer Mutter. So spiegeln die Geschichten rund um die beiden ganz unterschiedliche Familienbilder wieder.
Dank Trilles Opa und seiner Tante-Oma hören die beiden Kinder und damit der Leser auch immer wieder Geschichten aus der Vergangenheit, als Opa und Tante-Oma selbst noch Kinder waren. Die Anekdoten und Erlebnisse sind so lebendig geschildert, dass ich mir gut vorstellen kann, dass Maria Parr in den Geschichten von Trille und Lena Erinnerungen an ihre eigene Kindheit verarbeitet hat.
Auch wenn die Geschichten meist witzig und voller Esprit sind, so gibt es doch auch ruhige und manchmal fast traurige Momente. Denn es dreht sich nicht ausschließlich um Kindheit und Freundschaft und verrückte Erlebnisse, sondern auch um Verlust oder Verlustängste. So liest man aus Trilles Gedanken immer wieder heraus, dass er sich Sorgen macht, dass er für Lena nicht den gleichen Stellenwert einnimmt, den Lena bei ihm hat. Denn Lena ist seine allerbeste Freundin, aber ist er auch ihr allerbester Freund?
Die Geschichten sind aus Trilles Sicht geschrieben, durch die draufgängerische Lena bietet das Buch jedoch sowohl für Jungs als auch für Mädchen Identifikationspotential.
Da die einzelnen Kapitel in sich abgeschlossene Abenteuer oder Streiche erzählen, ist das Buch sehr gut für geübte Erstleser oder zum Vorlesen geeignet.

Maria Parr ist mit ihrem Debüt eine wunderbare Geschichte über Freundschaft und Familie gelungen, die zum einen sehr zeitlos daherkommt, zum anderen aber aufzeigt, wie wichtig das Festhalten an Traditionen ist. Sie spiegeln eine tiefe Verbundenheit zwischen den einzelnen Generationen wieder, die verlorene Familienmitglieder auch über den Tod hinaus tief in der Erinnerung verwurzeln.
Die Geschichten sind warmherzig, friedlich und voller Liebe und wecken beim erwachsenen (Vor-)Leser Erinnerungen an die Bücher, die er als Kind verschlungen hat.

Reihen-Info:
Waffelherzen an der Angel
Manchmal kommt Glück in Gummistiefeln

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2019
Alma und Oma im Museum
Heidelbach, Nikolaus

Alma und Oma im Museum


ausgezeichnet

Nikolaus Heidelbach zeigt in seinem Buch “Alma und Oma im Museum” auf, dass ein Museumsbesuch alles andere als langweilig sein muss und zieht gleichermaßen verschiedene Spezies von Museumsbesuchern durch den Kakao.

Almas Oma besucht mit ihrer Enkeltochter in das Wallraf-Richartz-Museum in Köln, bei dem es sich um eine klassische Gemäldegalerie handelt.
Für den Besuch haben sie sich das Stockwerk mit den Gemälden des 13. bis 16. Jahrhunderts vorgenommen, unter denen viele religiöse Meisterwerke vertreten sind.
Die Oma hat sich etwas ganz Besonderes ausgedacht, um Almas Aufmerksamkeit auf die Bilder zu lenken. Während Alma alleine mit einem Audioguide durch die Museumsräume läuft, tauscht sich die Oma über diesen mit ihrer Enkelin aus und versteckt sich zudem in neun der im Museum ausgestellten Bilder.
Ob Alma und der Leser die Oma überall aufspüren können?

“Alma und Oma im Museum” ist eine fantasievolle Geschichte über einen Museumsbesuch, der trotz der fantastischen Note all die typischen Dinge und Personen aufzeigt, die einem bei diesem Besuch begegnen können.
Da ist der Museumswärter, der die Besucher zum Einhalten der Regeln anhält, denn man soll im Museum keine Exponate berühren oder andere Besucher stören. Aber natürlich sind außer Alma und dem Wärter auch andere Personen in den Räumen unterwegs. Manche sind im Betrachten der Gemälde versunken, sei es allein oder im Austausch mit ihrer Begleitung, andere laufen achtlos daran vorbei, während weitere die Bilder nicht direkt betrachten, sondern alles mit ihren Smartphones fotografieren oder filmen.

Nach diesem besonderen Museumsbesuch ist zumindest bei Alma das Eis gegenüber Museen gebrochen und das Interesse an weiteren Ausflügen dieser Art geweckt. Auf jeden Fall, wenn ihre Oma dabei ist. Denn ein Museumsbesuch wird extrem aufgewertet, wenn man sich die Exponate nicht nur ansieht, sondern sich mit jemandem darüber austauschen kann, im besten Fall mit einer Person, die so bewandert ist wie Almas Oma, die immer eine Erklärung für Almas neugierige Fragen parat hat.

Nikolaus Heidelbachs Geschichte ist gar nicht so ernst und trocken, wie man sich einen Tag in einer klassischen Gemäldegalerie vorstellt. Ganz im Gegenteil strotzt sie vor Fantasie, neuen Sichtweisen und Anregungen, wie man einen Museumsbesuch interessanter und kindgerechter gestalten kann.
Darüber hinaus ist ihm durch die in den Gemälden versteckte Oma ein ganz außergewöhnliches Wimmel- und Suchbuch gelungen, welches auch Erwachsenen Spaß bereitet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.10.2019
Der siebente Bruder
Torseter, Øyvind

Der siebente Bruder


ausgezeichnet

Nachdem ich “Hans sticht in See” voller Begeisterung ob Øyvind Torseters Stil und Ideenreichtum beendet hatte, musste ich unbedingt auch seine 2018 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Märchen-Graphic-Novel “Der siebente Bruder” lesen.

“Der siebente Bruder” greift wiederum klassische Märchenmotive auf. Hierbei spielt insbesondere die Zahl sieben eine große Rolle in Märchen, so findet man dort beispielsweise die sieben Raben, die sieben Zwerge, Sieben auf einen Streich oder die sieben Geißlein.
Hans ist der jüngste von sieben Brüdern. Während seine sechs älteren Brüder in die Welt hinausziehen, um sich Prinzessinnen zu suchen, verbleibt er Zuhause beim Vater. Seine Brüder geraten jedoch samt ihren frisch gefreiten Gemahlinnen in die Gewalt eines furchtbaren Trolls, der alle in Stein verwandelt. Obwohl der Vater seinen jüngsten und letzten Sohn nicht ziehen lassen will, entlässt er ihn letzten Endes doch zur Rettung seiner Bruder in die weite Welt und ein großes Abenteuer beginnt.
Im weiteren Verlauf der Handlung sind weitere Märchen in Torseters Geschichte zu erkennen. Hans trifft im Haus des Trolls eine hübsche Prinzessin. Um den Troll zu besiegen und die Prinzessin zu befreien, muss Hans dessen Herz finden und zerquetschen. Der Troll erinnert an den Riesen aus “Hans und die Bohnenranke”, Hans trifft unter anderem aber auch auf einen bösen Wolf, wie man ihn aus vielen Märchen kennt, und errettet nicht nur die gefangene Prinzessin aus höchster Not. Der Troll ist schaurig anzusehen, und somit sind die Illustrationen sowie der Text nur bedingt für Kinder geeignet.
Bereits in “Hans sticht in See” hat es mir neben der eigentlichen Geschichte unheimlich viel Spaß gemacht die Seitenverweise auf andere literarische Werke zu entdecken, die Torseter in seinem Werk versteckt.
Die Geschichte beginnt wie ein klassisches Märchen, wechselt danach aber in einen comicartigen Stil. Torseters Bilder strotzen nur so vor lakonischem Humor und auch seine Texte sind skurril und witzig. Besonders Hans’ räudiges Pferd war ein Highlight für mich.
Mir hat hier insbesondere Torseters Spiel mit den Farben gefallen und wie er am Ende der Geschichte Figuren aus dem vorhergehenden Verlauf wieder aufgreift.
Torseters Werke sind eine wahre Schatztruhe. Ich werde mir dieses Buch unzählige Male ansehen können und immer wieder neue Details in den Bildern sowie Zitate auf andere Werke entdecken.

Die Symbiose aus Märchen und Comicstrip ist außergewöhnlich gut und macht süchtig. Über kurz oder lang wird auch Torseters Buch “Das Loch” bei mir einziehen und ich hoffe auf noch viele weitere besondere Werke von ihm in deutscher Übersetzung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2019
Schnell und einfach zum Suppenglück
Heisch, Annette

Schnell und einfach zum Suppenglück


ausgezeichnet

“Schnell und einfach zum Suppenglück” kommt man auch mit frischen Zutaten. Zwar beschleunigen Instant- und Fertigprodukte wie körnige Brühen oder Gewürzmischungen die Zubereitung, aber wer auf Vorrat vorbeitet, kann auch auf selbstgemachte Brühen als Basis zugreifen und muss dennoch nicht lange in der Küche stehen.
So findet man neben den zahlreichen Rezepten für Suppen und Eintöpfe auch die Rezepte für Rinder-. Hühner- und Gemüsebrühe in diesem Buch.

Das Buch ist in folgende Rubriken unterteilt:
Klare Suppen mit Einlagen
Creige Suppen
Hauptgerichte aus dem Suppentopf
Internationale Suppen und Eintöpfe
Sonderseiten

Im Kapitel “Sonderseiten” findet man Rezepte für Klößchen, süße Suppen, Eintöpfe mit Bohnen und Suppen pikant und eiskalt.
Die süßen sowie kalten Suppen reizen mich für die Sommermonate. Hier habe ich einige Rezepte entdeckt, die ich vorher noch gar nicht kannte, ansonsten findet man ja gerade bei Suppen auch immer wieder “die üblichen Verdächtigen” in Kochbücher, und so fehlen auch hier Klassiker wie Kürbiscremesuppe, Chili con Carne oder Minestrone nicht.
Alle Rezepte sind mit einem Foto der fertigen Suppe aufgeführt, die Fotos sind sehr ansprechend und appetitanregend. Neben der Zutatenliste und einer Schritt-für-Schritt Zubereitungsfolge, enthalten die Rezepte auch eine Angabe über die Nährwerte pro Portion. Ergänzt wird das ausführliche und einfach erklärte Rezeot sehr häufig um “Das schmeckt dazu”, “Alternative” oder “Variante”, wo aufgezeigt wird, was man als Beilagen zur Suppe reichen kann oder durch welche Austauschzutaten sich die einzelnen Rezepte variieren lassen. Es gibt auch Tipps unter dem Titel “So geht’s noch schneller”, “Reste verwerten” oder “Clever vorbereiten”. In meinen Augen ist es wirklich ein anwenderfreundliches und sehr praktikables Kochbuch.

Im Anhang befindet sich nicht nur ein Rezept- und Sachregister nach Alphabet, sondern auch eine Einteilung der Suppen und Eintöpfe nach Zubereitungszeit, was dem Untertitel des Buches “In 30 Minuten zubereitet” alle Ehre macht. Ob man wirklich so schnell in der Zubereitung wie im Buch ausgeschrieben ist, sei dahingestellt. Dazu gehört sicher auch Erfahrung und eine gute Organisation beim Kochen, aber zumindest sind die im Buch enthaltenen Rezepte so konzipiert, dass man dafür trotz aller Raffinesse nicht stundenlang in der Küche stehen muss.

Eine tolle Rezeptsammlung für “Suppenkasper”, die sehr vielseitig daherkommt und neben Klassikern auch Überraschungen bereithält!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2019
Hans sticht in See
Torseter, Øyvind

Hans sticht in See


ausgezeichnet

Der Titel des Originals sowie der deutsche Untertitel lassen anklingen, dass Øywind Torseters neue Graphic Novel “Hans sticht in See” mit Motiven der griechischen Heldensaga Odysseus spielt.

Hans steht mittellos da, nachdem er seine Stelle im Friseursalon verloren hat und das Haus, in dem er seine Wohnung hat, abgerissen werden soll. Sein Eigentum kann er nur gegen eine Zahlung von 70000 Kronen auslösen. Es scheint ein Wink des Schicksals zu sein, als er in einer dunklen Hafenkneipe auf einen verschrobenen Millionär mit den Gesichtszügen eines Elefanten trifft, der einen Abenteurer sucht, der mit ihm auf See fahren will, auf der Suche nach dem größten Auge der Welt. Hans ergreift die Gelegenheit und erklärt sich bereit ihn gegen eine Zahlung von 70000 Kronen auf dieser abenteuerlichen Reise zu begleiten.

Hans, der Held der Geschichte, stößt bei Lesern des prämierten “Der siebente Bruder: oder Das Herz im Marmeladenglas” auf Wiedererkennen, denn Torseter hat auch hier seine phantastisch anmutende Figur, die sich keiner Spezies eindeutig zuordnen lässt, zur Titelfigur auserkoren. Ein bisschen lässt sie einen an die berühmten Mumins der Autorin Tove Jansson denken.
Begleitet man Hans zu Beginn noch bei recht alltäglichen Dingen und Besorgungen wie seinem Arbeitsalltag, dem Besuch in der Hafenkneipe und beim Einkauf für alles, was man auf einer abenteuerlichen Seefahrt benötigt, wird die Geschichte spätestens dann fantastisch, als das Boot des Millionärs den Hafen verlässt und in See sticht.

“Hans sticht in See” spielt mit Motiven der griechischen Mythologie, aber auch Sequenzen aus dem europäischen Märchenschatz lassen sich erkennen. Sei es der mittellose Hans, der auf der Suche nach dem Glück ist, oder das Motiv der Liebe, welches hier auf gleich zwei Ebenen der Geschichte behandelt wird. Doch auch die Moral, dass Gutes zu dem zurückkehrt, der Gutes bewirkt, wie sie in “Frau Holle” behandelt wird, ist ein wichtiger Bestandteil von Hans’ Geschichte und seiner Reise auf hoher See.

Torseters Stil hat mich bereits im Buch “Papas Arme sind ein Boot” beeindruckt, der dort eine Mischung aus Zeichnung und Collagentechnik ist.
“Hans sticht in See” mutet auf vielen Seiten wie ein klassischer Comic mit vier schwarzweißen Zeichnungen pro Seite an, doch wechseln sich diese mit farbigen, großformatigen Bildern ab, die mehr an ein Bilderbuch denken lassen.
Nicht immer erscheint der knappe Text in Sprechblasen, es gibt auch erzählenden Text, der am Rand der einzelnen Bilder aufgeführt ist.
Das Buch ist unterteilt in mehrere Akte oder Sequenzen, deren Kapitelüberschriften besonders dadurch ins Auge stechen, dass die Titel in Zeichnungen erscheinen, die wie klassische Motive von Seefahrer Tätowierungen anmuten. Hier gibt es am Ende der Geschichte noch einen ganz besonderen und romantischen Clou.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Torseters Geschichte von Hans für manche Leser zu verrückt und seine Zeichnungen zu unkonventionell und abgedreht sind, mich hat die Mischung jedoch sehr begeistert, so dass ich ins Auge gefasst habe, die Lektüre von “Der siebente Bruder” unbedingt nachzuholen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2019
Der Schatz des Piraten. 2 CDs
Keller, Regina

Der Schatz des Piraten. 2 CDs


sehr gut

Die Hörspiele sind meiner Meinung nach sowohl zum Vertiefen von Sprachkenntnissen, als auch zum Einstieg in eine Sprache geeignet.
Das Lernniveau ist nicht zu schwer angesetzt, es wird jedoch auch für Hörer mit besseren Sprachkenntnissen nicht langweilig, da die Kombination mit dem Hörspiel den eigentlichen Reiz ausmacht. Da die Handlung nicht vorhersehbar ist, hört man immer gebannt zu, auch wenn die Fremdwörter bereits bekannt sind.
Zudem ist es interessant und hilfreich die richtige Aussprache zu hören, denn daran kann es ja selbst hapern, wenn man über einen guten Wortschatz verfügt. Man kann also auch als Erwachsener noch etwas lernen, wenn man diesen Hörspielen mitlauscht.

Für die Schule finde ich die Hörspiele sehr ansprechend, für den privaten Gebrauch sehe ich jedoch ein paar Schwierigkeiten.
Tatsächlich würde ich die Hörspiele zum Lernen Zuhause auf Grund der Traumsequenzen, der Musik und der ständigen Wiederholungen eher für den Abend empfehlen, für ein “traumhaft leichtes Lernen”, wie der Verlag es mit seinem Slogan bewirbt.
Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich Kinder tagsüber allein auf die Geschichte in den Hörspielen konzentrieren ohne irgendwann abschalten, weil ihnen gewisse Sequenzen des Hörspiels nicht zusagen.
In der Schule beziehungsweise in einer Gruppe nehmen Kinder so etwas vielleicht eher an.
Auch ist es nicht einfach eine Geschichte zu finden, die tatsächlich allen Kinder im angesprochenen Alter von etwa 8 bis 12 Jahren zusagt.
Was hier allerdings gut umgesetzt ist, sind die Heldinnen und Helden der Geschichten, die Kinder in unterschiedlichen Alterstufen sowie Mädchen und Jungs umfassen, so findet zumindest jeder junge Zuhörer eine Figur, mit der er sich identifizieren kann.
Ein weiterer Anreiz bei den Hörspielen am Ball zu bleiben und nicht nur eine Geschichte anzuhören, ist das Beibehalten der Figuren. Tim besucht sowohl die Black Knights und ist außerdem auf der Suche nach dem Schatz des Piraten.

Dank der fantasievollen Geschichten rückt das Lernen in den Hintergrund, so dass das Erlernen der Fremdsprachen tatsächlich ganz spielerisch von Statten geht.
Als besonderer Clou ist das gesamte Vokabular in einem separaten PDF auf der CD enthalten und kann ausgedruckt werden. So kann man seine Sprachkenntnisse weiter vertiefen, auch ohne das Hörspiel anzuhören.
Bis auf die Musik, die Geschmackssache ist, eine gelungene Alternative zu herkömmlichen Lernmaterialien, die Sprachen erlernen wirklich leicht und dazu noch Spaß macht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2019
Papas Arme sind ein Boot
Lunde, Stein Erik

Papas Arme sind ein Boot


ausgezeichnet

Mit “Papas Arme sind ein Boot” erzählen Autor und Illustrator eine Geschichte von Verlust und Trauer, in der ein Vater und sein Kind nach dem Tod der Mutter alleine zurückbleiben und sich gegenseitig Halt geben.
Der Tod der Mutter wird nicht näher beleuchtet, auch sind keine Außenstehende oder weitere Familienmitglieder Teil der Geschichte, nur die Oma findet im Text Erwähnung.
Die Texte sind einfach, aber eindringlich, die Bilder fast farblos, aber dennoch beeindruckend, denn Torseter bedient sich einer ganz besonderen Mischtechnik aus Zeichnung und Collage.
Wenn man den Text aufmerksam liest, spürt man die Hilfslosigkeit und die Einsamkeit, die Vater und Sohn gefangen nehmen. Im Haus ist es leise, kein Radio läuft. Die Türen bleiben offen stehen, damit die Träume des Sohnes raus zum Vater können.
Trost und Halt finden die beiden durch Körpernähe, durch Berührungen, durch das füreinander Dasein. Am Ende zieht etwas Hoffnung ins Haus ein, wenn das Wohnzimmer durch das lodernde Feuer im Kamin hell erleuchtet ist und man sieht, dass das Leben auch für Vater und Sohn allein weitergehen wird.

“Wird schon werden”, sagt Papa.
“Sicher?”
“Ganz sicher.”

“Papas Arme sind ein Boot” ist ein Buch – wie eigentlich alle Bücher über Tod, Trauer und Verlust -, das man gemeinsam mit betroffenen Kindern lesen und ansehen, und auf jeden Fall das Gespräch miteinander suchen, sollte.
Genau das zeigt diese Geschichte auch auf, dass Vater und Sohn den Verlust der Mutter nur deshalb verarbeiten und überstehen können, indem sie füreinander da sind.
Der Vater ist für sein Kind da, das Kind kann sich auf seinen Vater verlassen und findet bei ihm nicht nur im übertragenen Sinne Halt. Die beiden spenden sich gegenseitig Wärme und Trost.
Da auf den Tod der Mutter beziehungsweise die Ursache nicht näher eingegangen wird, ist der Einsatz des Buches nicht weiter eingeschränkt, so dass es generell gelesen werden kann bei Verlust von Elternteilen.
Der Begleittext bewegt sich stellenweise auf einer metaphorischen Ebene, die man ausleuchten und diskutieren kann, wenn Kinder in dieser Hinsicht offen sind oder Redebedarf haben, man kann sie meiner Meinung nach aber auch problemlos außen vorlassen und sich im Gespräch auf das Offensichtliche beschränken.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2019
Ich mag keine Bücher. Nie. Niemals. Nie.
Perry, Emma

Ich mag keine Bücher. Nie. Niemals. Nie.


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich direkt angesprochen, da es mich sehr an meine Tochter erinnert hat. Sie hat zwar im Gegensatz zu Marla als Kleinkind und Grundschülerin Bücher nicht komplett abgelehnt, aber von einem Bücherwurm war sie doch sehr weit entfernt. Jedoch gab es auch bei ihr wie bei Marla irgendwann ein Erlebnis, seitdem sie Bücher liebt.

Marla mag keine Bücher. Nie. Niemals Nie. Lesen findet sie nämlich doof! Trotzdem bekommt sie ständig neue Bücher, zum Geburtstag, als Belohnung oder einfach so.
Tatsächlich ist es so, dass sogar Erwachsene, die selbst nicht lesen, immer der Meinung sind, dass Bücher die besten Geschenke für Kinder sind und Kinder auf jeden Fall lesen müssen. Aus eigener Erfahrung, und durch Gespräche mit Bekannten und Freunden, kann ich jedoch sagen, dass Zwang zum Lesen ein vielversprechender Weg ist Kinder auf Dauer von Büchern fern zu halten.
Obwohl sie nicht liest, gebraucht Marla die Bücher dennoch. Allerdings nicht zum Lesen, sondern als Treppe, Rutsche oder Teller bis ihre Bücher endgültig genug von dieser Behandlung haben und anfangen zu rebellieren. In dem Tohuwabohu mit all den Büchern, die Marla um den Kopf schwirren und fliegen, beginnt Marla zu fallen und landet… in einer der bislang ungelesenen Geschichten aus ihren zahlreichen Büchern.
In ihren Büchern erlebt Marla Abenteuer, von denen sie nie zu träumen gewagt hätte, und als sie nach Begegnungen mit einem Detektiv, einer Astronautin und einem Ritter wieder in ihr Zimmer zurückkehrt, sieht sie ihre Bücher plötzlich mit ganz anderen Augen.

Die Typographie in diesem Buch ist sehr verspielt. Durch Schriftarten und Schriftgrößen werden Bewegungen und Lautstärken visualisiert. Auch bei den Illustrationen gibt es jede Menge liebevolle Details zu entdecken. Sehr gut hat mir hier beispielsweise gefallen, dass sich Marlas Reise durch die Welt der Geschichten von den anderen illustrierten Seiten im Buch dadurch unterscheidet, dass jedes Buch, in dem sie sich gerade befindet, durch dessen dargestellte Seitenränder als solches erkennbar ist.

“Ich mag keine Bücher. Nie. Niemals. Nie” ist eine kindgerechte Geschichte darüber, dass Bücher Reisen in viele Welten und Abenteuer ermöglichen, allein durch die Kraft der Fantasie. Jedoch finde ich das Buch auch für Erwachsene sehr ansprechend, da es eine sehr schöne Hommage an Bücher und das Lesen darstellt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.