Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anette1809 - katzemitbuch.de
Wohnort: 
Sulzheim
Über mich: 
Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1002 Bewertungen
Bewertung vom 19.08.2020
Playlist
Kolbe , Karolin

Playlist


ausgezeichnet

Mira ist ein Tollpatsch, liebt Pistazieneis und spielt Schlagzeug in einer Band. Als sie einen Aufruf für einen Bandcontest für Jugendliche unter achtzehn Jahren entdeckt, ist sie schnell Feuer und Flamme. Ihre beiden Freundinnen Özlem und Fritzi bestärken sie in ihrem Vorhaben daran teilzunehmen und bringen eine Social Media Kampagne ins Rollen, um Stimmen für Miras Band “Eisfabrik” zu sammeln.
Doch die sozialen Medien sind ein zweischneidiges Schwert…
Zum einen läuft Özlems Plan Mira durch Teilhabe an ihrem Privatleben den Fans näherzubringen schnell aus dem Ruder, zum anderen rufen ihre privaten Videos einen Stalker auf den Plan. Kaum ist ein neues Video von Mira online, wird es von dem geheimnisvollen Noisette16 kommentiert. Mira und ihre Freundinnen sind sich sicher, dass Noisette16 Mira im realen Leben kennt, doch wer verbirgt sich tatsächlich hinter dem Fremden?
Als wäre dies noch nicht Aufregung genug, bekommt Miras alleinerziehender Vater Wind von Miras Onlinepräsenz und damit ist reichlich Ärger vorprogrammiert.
Ob Mira das Ruder noch einmal herumreißen und zudem Noisette16 Identität aufdecken kann?
“Playlist” ist inzwischen der dritte Roman, den ich von Karolin Kolbe gelesen habe, und wie bei den beiden anderen liebe ich auch in dieser Geschichte wie leichtfüßig sie die alltäglichen Probleme und Sorgen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu Papier bringt und ihre Figuren zeichnet. Mira und ihre Freunde wirken lebendig und echt, die Themen, die in Playlist behandelt werden, begegnen einem nahezu tagtäglich. Selbst, wenn man als Leser nicht der Generation der Digital Natives angehört, dann hat man Kinder und Jugendliche im Familien- und Bekanntenkreis, die mit den digitalen Medien groß geworden sind. Entweder hat man selbst bereits unschöne Onlineerlebnisse gesammelt oder kennt zumindest welche vom Hörensagen. Von daher ist Miras Geschichte brandaktuell und sowohl gut von der Kinder- als auch der Elterngeneration zu lesen.
Selbst wenn dem Leser schneller klar ist als Mira, wer hinter Noisette16 steckt, so lesen sich die Pläne der drei Freundinnen seine Identität aufzudecken nichtsdestotrotz lustig und spannend, sodass sich das Buch in einem Rutsch wegschmökern lässt.
Karolin Kolbe ist mit “Playlist” wieder einmal ein frischer und kurzweiliger Jugendroman gelungen, der einerseits einfühlsam die Probleme Jugendlicher darstellt, sowie die Gefahren, die in den sozialen Medien lauern können, andererseits ist es ein leichter Schmökerspaß, der nicht zuletzt durch den exzessiven Eisgenuss seiner Protagonistin perfekt in den Sommer passt ;)

Bewertung vom 25.05.2020
Die Apokalypse beginnt in deinem Garten / Bloom Bd.1
Oppel, Kenneth

Die Apokalypse beginnt in deinem Garten / Bloom Bd.1


ausgezeichnet

Kenneth Oppel ist einer der Autoren, zu dessen Büchern ich unabhängig vom Inhalt greife. Mit dem Auftakt der Bloom Trilogie betritt er ein Terrain, welches ich nur selten in literarischer Form bereise.
Die Geschichte der unheimlichen, schwarzen, grasförmigen Pflanzen, die seit einem weltweit aufgetretenen Regen Felder und Städte auf allen Kontinenten überwuchern, weist einen ordentlichen Schuss Horror auf und ist am ehesten dem Genre Science Fiction zuzuordnen.

Ein kurzer Prolog wirft den Leser in eine spannende Szene, die zwei Wochen nach dem eigentlichen Auftakt des Buches angesetzt ist. In dieser knappen Sequenz wird der Schrecken bereits deutlich spürbar, den die Figuren des Buches im Laufe der Handlung in Form der invasiven Pflanzen erwartet.
Hauptfiguren dieser Geschichte sind die drei Jugendlichen Anaya, Petra und Seth, die alle ungewöhnliche Krankengeschichten aufweisen. Mit Beginn der Pflanzeninvasion werden sie jedoch ihre heftigen Allergien los und scheinen die einzigen Menschen zu sein, die nicht auf die Säureabsonderungen und benebelnden Düfte der Pflanzen reagieren.
Hierin liegt ein Geheimnis verborgen, welches möglicherweise nicht jedem Leser zusagt. Ich fand den Mix aus Gesellschaftskritik, Invasion, Horror und einer Hommage an B-Movies der 50er und 60er Jahre jedoch äußerst spannend und fesselnd, manche Szenen sind sogar sehr nahe an der Ekelgrenze. Wenn Kenneth Oppel an diesen Stellen nicht einiges ungesagt beziehungsweise ungeschrieben gelassen hätte, da es ein Jugendbuch ist, wäre Bloom möglicherweise ein bildgewaltiger Horrorschocker für erwachsene Leser geworden – ein bisschen Spaß an Horror und Ekelszenen sollte man also mitbringen für dieses “schwarze Vergnügen” ;)

Zu Beginn der Geschichte liegt der Fokus auf der Reaktion von Umwelt und Gesellschaft auf die unbekannten und zerstörerischen Pflanzen. Ernteausfälle von unermesslichen Ausmaßen und Hungersnöte stehen im Raum, die Menschen klagen die Regierung an, dass ihnen etwas verheimlicht wird. Möglicherweise ist ein Experiment aus dem Ruder gelaufen und bei den Pflanzen handelt es sich um Bioterrorismus.
Als Licht ins Dunkel kommt, woher diese Pflanzen tatsächlich stammen, wird es echt abgefahren und richtig schön trashig! Ab diesem Zeitpunkt wird man die Geschichte entweder lieben oder hassen. Ich habe mich auf die Entwicklung eingelassen und mich abwechselnd gegruselt und geekelt, bevor ich mit einer leichten Gänsehaut den Buchdeckel über diesem Reihenauftakt zugeklappt habe, da Kenneth Oppel seinen Lesern einen fiesen Cliffhanger mit dem allerletzten Satz dieses Buches serviert.

Nach diesem Auftakt zu Kenneth Oppels neuer Trilogie bin ich mir zwar ziemlich sicher, dass sie nicht meine All-Time-Favourites aus seiner Feder von ihrem Thron stoßen wird, andererseits freue ich mich, dass er sich mit “Bloom” wie so oft zuvor ein weiteres Mal neu erfunden hat. Ich kann es nicht oft genug sagen: Kenneth Oppel kann einfach ALLES schreiben!
“Bloom – Die Apokalypse beginnt in deinem Garten” hat sich als spannender und kurzweiliger Pageturner entpuppt, der mich auf eine Reise in ein Genre entführt hat, zu dem ich normalerweise nur selten greife.
Da Kenneth Oppel den Spannungsbogen nie abreißen lässt, fliegt man nahezu durch die Seiten, bis er am Ende mit einem fiesen Cliffhanger den Köder für die Fortsetzung auswirft. Mich hat er damit am Haken ;) Ich bin gespannt, wohin die weitere Reise von Anaya, Petra und Seth gehen wird.

Bewertung vom 24.05.2020
Helden-Atlas
Colombo, Miralda

Helden-Atlas


ausgezeichnet

101 Frauen und Männer, die die Welt verändert haben, sind in diesem Buch versammelt, wobei die letzte Person, die in diesem Buch vertreten ist, das Werk zu einem ganz besonderem und individuellen Buchschatz werden lässt.

Die Welt lässt sich auf ganz unterschiedlichen Arten verändern, so ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen, denen mit diesem Buch ein Denkmal gesetzt wurde, aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen und verschiedenen Berufsfeldern kommen.
In diesem Werk sind Künstler, Genies, Schriftsteller, Vordenker, Mutige und Visionäre vertreten. Davon sind einige bereits vor Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten verstorben, andere prägen immer noch unsere Zeit und die Gesellschaft.
Viele Personen in diesem Buch werden Kindern zunächst kein Begriff sein, selbst als Erwachsener war mir bei weitem nicht jede Persönlichkeit bekannt, die in diesem Buch präsentiert wird. Aber die Begleittexte, durch die dieser Mensch vorgestellt wird, schaffen Abhilfe. Davon abgesehen, sind Sachbücher – beziehungsweise Bücher allgemein – auch dazu da sich neues Wissen anzueignen und nicht nur vorhandenes Wissen zu reflektieren oder zu vertiefen.
Jede Heldengruppe, beispielsweise die Künstler, werden zu Beginn ihrer Rubrik komplett namentlich und mit einem Porträt auf einer Weltkarte aufgeführt, sodass man direkt sehen kann, wer aus welchem Land stammt und auf welche Steckbriefe man sich auf den nachfolgenden Seiten freuen kann.
Dank des übergroßen Formats genügt eine Seite, um jeden Helden mit zahlreichen Bildern, Texten und Höhepunkten aus seinem Leben vorzustellen, auch wenn ich von einigen gerne noch viel mehr Details erfahren hätte.
Die Auswahl der Frauen und Männer, die den Weg in dieses Buch gefunden haben, ist wirklich sehr vielfältig und durchaus auch zielgruppenorientiert gesetzt. Personen wie Hayao Miazaki, der Regisseur von “Chihiros Reise ins Zauberland”, Astrid Lindgren oder Joanne K. Rowling sind Helden unserer Kindheit oder Helden unserer Kinder.
Neben den zahlreichen Informationen, die dieses Werk beinhaltet, ist das Buch auch vom Layout und den Illustrationen absolut gelungen und ein wahrer Augenschmaus. Alle Seiten sind farbig unterlegt, die Steckbriefe enthalten neben einem Bild des porträtierten Helden zahlreiche Details und Symbole aus dessen Leben, sodass es immer wieder etwas zu entdecken gibt neben den Begleittexten.

“Helden-Atlas” lässt nicht nur die Herzen der anvisierten Zielgruppe höher schlagen. Die Auswahl der vertretenen Menschen in diesem Buch ist so vielfältig und gut ausgewählt, dass man dank diesem Buch auch als erwachsener Leser viel neues Wissen erlangen oder in Erinnerungen schwelgen kann, wenn man die Porträts von Menschen wie den Beatles, Audrey Hepburn oder Alfred Hitchcock durchschmökert.

Bewertung vom 19.05.2020
Psycho Rätsel
Ward, Jason

Psycho Rätsel


sehr gut

Das Buch “Psycho Rätsel” beinhaltet Denksportaufgaben, die von der Welt Alfred Hitchcocks inspiriert wurden. Um sie zu lösen, muss man seine Filme nicht kennen, allerdings kann ich mir vorstellen, dass einem die Geschichten, in denen die Rätsel verpackt wurden, mit etwas Hintergrundwissen noch mehr Spaß machen als ohne.

Die Aufmachung und das Konzept des Buches orientieren sich ebenso wie die Rätselgeschichten am Werk des großen Meisters. So ist das Layout in den typischen “Krimifarben” rot und schwarz gehalten und die Illustrationen muten an wie aus Filmen und Comics der 50er und 60er Jahre.
Die Kapitel tragen Namen von Hitchcocks Filmen. Die Rätsel sind unterteilt in “Psycho”, “Das Fenster zum Hof, “Die Vögel”, “Der unsichtbare Dritte” und “Vertigo”. Dem Rätselteil schließen sich die Lösungen an.

Die Rätsel sind sehr vielfältig, so dass man sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit diesem Buch beschäftigen kann. Es gibt Aufgaben, die mathematisches Denken erfordern, bei einigen muss man um die Ecke denken, manches Mal ist es tatsächlich von Vorteil das Werk Alfred Hitchcocks zu kennen.
Man kann die Aufgaben alleine lösen, aber auch Teams bilden. Bei den Matheaufgaben kann man beispielsweise auf Zeit spielen, bei den kreativen Aufgaben könnte man über einen Spielführer nachdenken, da es sonst stellenweise beinahe aussichtslos erscheint alleine auf die Lösung zu kommen. Dies ist für mich auch der Grund leichte Kritik am Inhalt des Buches zu üben, denn manche Geschichten offenbaren Lösungen, denen mit keinerlei Logik beizukommen ist, selbst nicht mit Wissen um das Werk Hitchcocks.

Bis auf die Kritik an den wenigen in meinen Augen unlogischen Rätselgeschichten, die man besser mit einem Spielleiter gemeinsam in Angriff nehmen sollte, um eine Chance zu haben auf ihre Lösung zu kommen, ist “Psycho Rätsel” ein kurzweiliges und vielfältiges Rätselbuch, welches man sowohl alleine als auch gemeinsam mit Freunden in Angriff nehmen kann.
Die Idee, das Konzept des Buches auf das Leben und Werk Alfred Hitchcocks auszurichten, finde ich großartig, da ich seine Filme fantastisch finde und meine Lust sie wieder einmal zu sehen durch die Rätsel wieder geweckt wurde.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Leser und Ratefüchse, die vor diesem Buch Hitchcocks Filme noch nicht kannten, durch dieses Buch Interesse bekommen sie sich anzusehen.

Bewertung vom 16.05.2020
Fantastic Stories for Fearless Girls
Ganeri, Anita

Fantastic Stories for Fearless Girls


ausgezeichnet

“Fantastic Stories for Fearless Girls” ist nicht nur, wie der Titel es bereits sagt, eine Sammlung fantastischer Geschichten für und über furchtlose Heldinnen, sondern gleichermaßen eine bunte Schatztruhe internationaler Sagen und Märchen. Sehr inspirierend und lesenswert ist zudem die Einleitung.
Die fünfzehn gesammelten Geschichten stammen unter anderem aus Griechenland, Japan, Norwegen, Indien oder Kanada und bereits ihre ungewöhnlichen Titel wecken die Lust daran jede einzelne von ihnen kennenzulernen.
Die Titel geben allesamt Hinweise auf die Hauptfigur, sei es “Atalante, die flinkfüßige Jägerin” oder “Wie die kleine Molly Whuppie einen Riesen übertölpelte”, doch auch klassische Märchengestalten sind vertreten, beispielsweise in “Prinzessin Imani und der magische Fächer”. Nur dass die Prinzessinnen in dieser Geschichtensammlung oftmals ganz anders handeln und agieren, wie man es aus klassischen europäischen Märchen gewohnt ist.
Die Inhalte sind so vielfältig wie die Titel, die Figuren und die Länder, in denen sie spielen. So überzeugt eine Geschichte mehr, die andere weniger, da dies immer eine Frage des persönlichen Geschmacks ist und die enthaltenen Erzählungen nun mal sehr unterschiedlich sind. Manche Märchen sind sehr außergewöhnlich und fremdartig, andere erinnern in ihren Motiven durchaus an klassische Weisen, wie man sie von europäischen Märchenerzählern kennt.
Neben dem Inhalt punktet diese Sammlung vorrangig auch mit ihrer wunderschönen Aufmachung. Bereits das Cover, auf dem verschiedene Heldinnen der enthaltenen Märchen vertreten sind, sowie die floral gestalteten Vorsatzseiten sind bezaubernd und ziehen einen in ihren Bann. Alle Märchen sind farbig illustriert, neben kleineren Illustrationen auf den Seiten mit Text, sind zudem viele ganzseitige Illustrationen im Buch enthalten. Darüber hinaus wurde jeder Geschichte ein Symbol – meistens eine Pflanze – zugeordnet, welches immer am oberen Rand des Buches zu finden ist.
Im Inhaltsverzeichnis sind alle enthaltenen Geschichten mit ihrem Titel, sowie dem Herkunftsland aufgeführt.

“Fantastic Stories for Fearless Girls” ist eine vielfältige und multikulturelle Märchensammlung, die einen in fremde Länder entführt und mit starken Frauenfiguren, sowie zauberhaften Illustrationen begeistert. Inhalt und Aufmachung sind sowohl für junge als auch erwachsene Märchenliebhaber konzipiert.

Bewertung vom 12.05.2020
Über den Tellerrand
Segal, Gregg

Über den Tellerrand


ausgezeichnet

In “Über den Tellerrand” präsentiert Gregg Segal ungewöhnliche Porträts von Kindern aus verschiedenen Ländern der Erde.
Jedes der porträtierten Kinder hat eine Woche lang ein Essenstagebuch geführt und wurde anschließend in einem Arrangement mit sämtlichen Mahlzeiten dieser Woche von Gregg Segal fotografiert.

Neben den Porträts beinhaltet das Buch ein Vorwort von Bee Wilson, sowie ein Nachwort von Gregg Segal. Beide sind sehr interessant zu lesen und liefern Hintergründe zu dem Projekt und allgemein zur Esskultur verschiedener Länder oder armen und reichen Gesellschaftsschichten, sowie den Einfluss, den Essen auf unseren Körper nimmt.

Die Porträts umfassen jeweils eine Doppelseite.
Auf der linken Seite sind der Name des Kindes, das Alter, sein Wohnort, sowie das Datum der Aufnahme erfasst. Darunter befindet sich ein ausführlicher Text, der nicht nur die Essgewohnheiten des Kindes beschreibt, sondern auch sein Umfeld, seinen Berufswunsch, oder die familiäre Struktur, in dem es aufwächst.
Auf der rechten Seite befindet sich ein formatfüllendes Farbfoto des Kindes inmitten aller Mahlzeiten, die es in der Woche zu sich genommen hat, in der es sein Essenstagebuch geführt hat.

Durch das große Format kommen die Fotos sehr gut zur Geltung und alle Details sind gut erkennbar. Das Covermotiv ist im Übrigen eines der im Buch enthaltenen Porträts, so dass man von der Verpackung, also dem Cover, direkt auf den Inhalt des Buches schließen kann.

Es ist nicht nur interessant, wie sich die Ernährungsgewohnheiten von Land zu Land unterscheiden, sondern auch bemerkenswert, dass aufgrund der immer weiter fortschreitenden Globalisierung einige Snacks bekannter Marken länderübergreifend vertreten sind oder man immer wieder den gleichen Fast-Food-Ketten begegnet.
Das Betrachten der Fotos führt unter anderem dazu eigene Essgewohnheiten zu überdenken beziehungsweise die der eigenen Kinder. Denn teilweise ist es erschreckend zu registrieren, welche Lebensmittel hauptsächlich in unserer Ernährung auftauchen. In einigen Ländern werden erfreulich viele frische, gesunde Nahrungsmittel gegessen, wodurch zudem wenig Verpackungsmüll entsteht. Auf anderen Bildern hingegen sieht man weitaus mehr Fast Food und Snacks, bereits zubereitete Lebensmittel, die immer mit vermeidbarem Verpackungsmüll einhergehen. So wirkt sich die Wahl der Lebensmittel nicht nur auf die Gesundheit unseres Körpers aus, sondern auch auf die Umwelt.
In einigen Begleittexten wird erwähnt, dass auch einige porträtierte Kinder und Jugendliche sich nach dem Schreiben ihres Essenstagebuches und dem Betrachten ihres Fotos sich bewusster mit gesunder Ernährung auseinandersetzen wollen, da sie zuvor gar nicht in dem Ausmaß registriert hatten, wie viel Junkfood und Süßigkeiten sie im Laufe einer Woche zu sich nehmen.

“Über den Tellerrand” ist ein Buch, welches einen ganz ungewöhnlichen Blickwinkel einnimmt, um sich mit verschiedenen Kulturen zu befassen und welches zudem auf interessante Art und Weise aufzeigt, wie Essen unser Leben und unsere Umwelt beeinflusst.
Es ist sehr lehrreich, unterhaltsam, aber auch kurzweilig zu lesen, und ich kann es sowohl jungen als auch erwachsenen Lesern uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 08.05.2020
Frida und der NeinJa-Ritter
Löhle, Philipp

Frida und der NeinJa-Ritter


sehr gut

“Frida und der Neinja-Ritter” ist ein Buch vom Verlieren, Suchen und Finden und gleichzeitig ein sprachlicher Geniestreich.
Entsprechend der Altersgruppe ist es bei Frida ein Schneidezahn, mit dessen Verlust ihr auch gleichzeitig das “F” abhandengekommen ist. Denn beim Sprechen pfeift es durch ihre Zahnlücke und sie bringt nur noch einen “phhh”-Laut hervor.
Doch Frida ist nicht der einzige Charakter in diesem Buch, der etwas verloren hat. Aus ihrem Kleiderschrank kommt plötzlich ein seltsamer Ritter hoch zu Ross herausgaloppiert. Der Ritter vertauscht Nein und Ja, und sein Ross ist gar kein Pferd, sondern ein Zebra, welches seine Streifen und damit die Orientierung verloren hat.
Ob die drei ungleichen Gefährten es wohl gemeinsam schaffen ins Land der verlorenen Dinge zu gelangen und dort ihre verlorenen Sachen wiederfinden?

Der ganze Spaß des Buches entwickelt sich meiner Meinung nach nur zur Gänze, wenn man es nicht selbstliest, sondern vorliest. Beim Selbstlesen fand ich die ersten Kapitel etwas zäh, zumal der Witz hier beinahe ausschließlich durch den Sprachfehler Fridas und die Nein-Ja-Verwechslungen des Ritters erzeugt wird.
Nachdem sich Frida, der Ritter und sein Zebra Tornado auf den Weg ins Land der verlorenen Dinge aufmachen, entfaltet sich der Witz der Geschichte jedoch vollends und das Aufeinandertreffen der drei mit allerlei skurrilen Figuren ist spannend und führt zu unerwarteten Situationen.
Außerdem kommen hier nun auch die erwachsenen (Vor-)Leser auf ihre Kosten, denn die Reise der drei in das geheimnisvolle Land der verlorenen Dinge erinnert an Figuren oder Szenen aus Klassikern wie “Alice im Wunderland” oder “Der Zauberer von Oz”.
Ich finde es immer toll, wenn ein Vorlesebuch auch Erwachsene begeistern kann, denn es ist schrecklich ein langweiliges Buch immer und immer wieder vorlesen zu müssen ;)
Philipp Löhles Ideen zeugen von höchster Fabulierkunst und Gloria Jasionowskis farbenfrohe und teils ganzseitige Illustrationen sind einfach zauberhaft!

Obschon ich die ersten Kapitel gebraucht habe, um mit der Geschichte warm zu werden, so ist sie letzten Endes ein wunderbarer und höchst fantasievoller Schmökerspaß, der Erwachsenen Spaß beim Vorlesen bereitet und der dank der großen Schrift auch von Erstlesern gut bewältigt werden kann.

Bewertung vom 02.05.2020
Der Katze ist es ganz egal
Orghandl, Franz

Der Katze ist es ganz egal


ausgezeichnet

“Ich bin niemand anderer als früher”, sagt sie. “Außer, dass ich einer Verwechslung auf die Spur gekommen bin.” (S.93)

Als Leo seiner Familie erzählt, dass er einen neuen Namen hat und jetzt ein Mädchen ist, ruft dies die unterschiedlichsten Reaktionen hervor. Verständnis und Nachfragen fehlen darunter jedoch. Eltern und Großeltern entgegen bloß, dass man den eigenen Vornamen doch nicht wechselt, und dass Leo verwirrt sei.
Doch Leo ist nicht verwirrt, er ist ein Mädchen, ein Mädchen mit Penis, und das Outing am Esstisch ist der Beginn der witzigen und zugleich einfühlsamen Transgendergeschichte eines kleinen Mädchens aus ihrer Sicht und der Reaktionen ihres Umfelds darauf.

Was sich zu Beginn abzeichnet, zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Wie der Titel “Der Katze ist es ganz egal” schon andeutet, sind es in erster Linie die Erwachsenen, die Schwierigkeiten haben Jennifers tatsächliches Geschlecht zu akzeptieren, der Katze ist es egal und Jennifers Klassenkameraden reagieren im ersten Moment vielleicht etwas albern, verwundert oder gar frech, insgesamt können sich die Kinder jedoch schneller und einfacher auf ihre “neue” Klassenkameradin einlassen.

Die innere Zerrissenheit Leos/Jennifers wird gut dargestellt durch die wechselnden Pronomen, die in der Geschichte verwendet werden. Da Leo zu Beginn noch versucht seiner biologischen Rolle nachzukommen, um seine Eltern nicht zu enttäuschen, wird die Figur als “er” bezeichnet.
Im späteren Verlauf wird Jennifer jedoch immer selbstsicherer, nicht zuletzt durch den Rückhalt ihrer Freunde und so tritt im Buch immer häufiger das soziale Geschlecht in den Vordergrund und die Figur erscheint als “sie”.

Das Buch erklärt Transgender kindgerecht und einfach, einfühlsam und mit Humor. Statt wie ein Sachbuch daherzukommen, um den kleinen Lesern Begrifflichkeiten nahe zu bringen, übernimmt diesen Part Jennifers schlaue Freundin Anne. Sie erklärt, was man unter einem biologischen oder sozialen Geschlecht versteht, ohne diese Begriffe überhaupt ins Spiel zu bringen.

Die Geschichte ist trotz, oder auch wegen ihrer Thematik, sehr lustig, was nicht zuletzt auf das Konto der Illustratorin Theresa Strozyk geht, die Franz Orghandls Kinderroman mit genialen Bildern untermalt und ihren Figuren ein Gesicht gegeben hat. Verrückte Szenen werden so noch überspitzter dargestellt und Figuren, die zu Beginn eher engstirnig und ablehnend auf Leos/Jennifers Outing reagieren, auch mal auf die Schippe genommen.

Sehr charmant ist auch das Wiener Flair der Geschichte, welches durch das besondere Vokabular noch hervorgehoben wird. Diese Begriffe wurden für den deutschen Markt unverändert übernommen, aber mit Randbemerkungen innerhalb der Illustrationen für das hiesige Lesepublikum übersetzt.

“Der Katze ist es ganz egal” ist witzig, warmherzig, rührend und stürzt den Leser in ein Wechselbad der Gefühle. Zumindest aus Sicht eines erwachsenen Lesers. Meistens muss man sich die Lachtränen aus den Augen wischen, aber einige Szenen sind so schön und herzerwärmend, dass sich durchaus die eine oder andere “echte” Träne in die Augen verirren kann.
Ich empfehle das Buch allen, die Kinder haben, denen sie das Thema näher bringen möchten, aber auch allen, die selbst mehr Verständnis für Gender entwickeln wollen.
Es ist ein tolles Buch, das Aufklärungsarbeit für ein wichtiges und sensibles Thema leistet, ohne die Moralkeule zu schwingen, sondern stattdessen auf Spaß und Humor setzt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.