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Benutzername: 
Christine
Wohnort: 
Südhessen

Bewertungen

Insgesamt 103 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2020
Frostgrab
Reynolds, Allie

Frostgrab


ausgezeichnet

Ein überraschender Pageturner

Der Klappentext war schon sehr vielversprechend, dass sich das Buch für mich als Pageturner entpuppt hat, hat mich aber dann doch überrascht.

Wir befinden uns auf einer einsamen Lodge in den französischen Alpen. Fünf junge Menschen treffen sich nach zehn Jahren zum ersten Mal wieder. Ein schlimmes Ereignis hatte sie damals in alle Winde verstreut und den Kontakt abbrechen lassen. Nun begegnen Sie sich wieder - genau an dem Ort, an dem es damals passierte. Und alles Ungeklärte und nicht Gesagte steht wieder im Raum.

Es ist das typische Arenaszenario – fünf Menschen in einer geschlossenen Umgebung. Es gibt kein Entkommen und es wird Tote geben. Auch hier haben wir dieses Prinzip und ich finde es wirklich gut gemacht.

Die Detailbeschreibungen zum Snowboard fahren waren für mich zwar weniger interessant, haben das Lesevergnügen aber auch nicht gemindert. Und ich habe mir auch mal ein paar Videos zu diesem Sport angesehen – wirklich beeindruckend, aber definitiv nichts für mich.

Ein spannender und unterhaltsamer Thriller und für ein Debüt wirklich beachtlich. Ich bin auf ihren zweiten Thriller gespannt.

Bewertung vom 23.10.2020
QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2
Kling, Marc-Uwe

QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2


ausgezeichnet

Die Dystopie geht weiter

Der Autor Marc-Uwe Kling liefert hier den zweiten Teil der Dystopie Qualityland. Und es hat wieder genau so großen Spaß gemacht in diese Welt einzutauchen, wie beim ersten Mal. Vor allem die Therapiegespräche von Peter Arbeitsloser mit den technischen Geräten (z.B. einem Staubsaugerrobot oder einem Cuddle-Bot) fand ich einfach nur herrlich. Was Maschinen über das Leben der Menschen erzählen würden, wenn sie es denn könnten? Das mag man sich nicht wirklich ausmalen.

Die ungewöhnliche Aufmachung des Buches und die humorvollen Überschriften haben mich wieder überzeugt. Es war wieder ein besonderes Leseerlebnis für mich.

Der rasant und witzig erzählte Roman lässt am Ende sogar Hoffnung auf einen dritten Teil. Mich würde es freuen und viele andere Leser bestimmt auch. Denn ein paar Fragen sind ja noch offen und die müssen unbedingt noch geklärt werden.

Bewertung vom 11.10.2020
Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
Petkovic, Andrea

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht


sehr gut

Spannende Einführung in die Tenniswelt

Als Darmstädterin ist mir Andrea Petkovic natürlich ein Begriff – auch wenn ich mich mit Tennis nur sehr wenig auskenne. Daher war ich sehr gespannt auf ihr Debüt, da ich mir Einblicke in ihre Kindheit in Darmstadt und in die Tenniswelt erhoffte.

Das recht dünne Buch enthält 18 Erzählungen, die sich um das Erwachsenwerden (vor allem auf den Tennis-Übungsplätzen), den Erfolgen und auch Misserfolgen im Tennissport, der Liebe, der Familie und einfach um das Leben drehen.

Mir hat das Buch sprachlich und auch erzählerisch überraschend gut gefallen. Als total unsportlicher Mensch, ringt mir die Autorin großen Respekt für ihre Leistungen ab – sportlich und mental. Mir ist jetzt erst klar geworden, mit wie vielen Niederlagen auch erfolgreiche Tennisspieler kämpfen müssen, da sie ja sehr viele Turniere spielen und nun nicht jedes gewinnen (können). Dann immer wieder aufzustehen und weiterzumachen – Hut ab.

Das Buch war für mich tatsächlich eine spannende Einführung in die für mich bis dahin recht unbekannte Tenniswelt.

Bewertung vom 08.10.2020
Das Wörterbuch des Windes
Blazon, Nina

Das Wörterbuch des Windes


sehr gut

Breaking the frame

Ein Satz am Anfang des Buches beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut: „Ein alter Mann, dessen Vergangenheit nur eine Lüge war, eine Touristin auf der Flucht, ein lahmendes Pferd und ein heimatloser Verlierer, der seine Zukunft in Alkohol ertränkt.“

Die von Nina Blazon geschaffenen Figuren (Einar, Swea, Houdini und Jon) treffen in der Kulisse Islands aufeinander und werden nun einen Teil ihres Lebens gemeinsam gehen.

Mir hat besonders die Beschreibung Islands gefallen. Ein Land, mit dem ich mich bisher noch gar nicht beschäftigt habe. Das wird sich nun nach der Lektüre des Romans ändern. Die Natur, die Menschen und die kleinen Kuriositäten (wie z.B. die IslandingsApp, mit der man als Isländer prüfen kann, welchen Verwandtschaftsgrad die neue Bekanntschaft hat) wurden so interessant und lebendig beschrieben, dass man einfach ein Islandfan werden muss.

Einen kleinen Abzug musste ich leider geben, da mir die Geschichte stellenweise zu langatmig war. Ich denke, man wäre als Leser auch mit 100-200 Seiten weniger zufrieden gewesen. Der Selbstfindungsprozess von Swea war dann doch etwas zu ausführlich beschrieben.

Insgesamt aber ein wirklich schönes Buch und ich kann hier auf jeden Fall eine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 01.10.2020
Alles, was das Herz begehrt / Wunderfrauen-Trilogie Bd.1
Schuster, Stephanie

Alles, was das Herz begehrt / Wunderfrauen-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Deutschland der 50er

Anhand von vier jungen Frauen, werden die Rolle und die Erwartungshaltung der Gesellschaft an die Frauen zu dieser Zeit dargestellt.

Da gibt es Luise, die als selbstständige Ladenbesitzerin ihren Mann steht. Marie, die als Flüchtling im für sie fremden Bayern auf einem Bauernhof landet. Helga, die dem goldenen Käfig entflieht und Annabel, wohlhabend, eine Frau Doktor und doch unglücklich.

So fremd einem als Leserin dieses Leben erscheint, so ist es doch noch gar nicht so lange her. Es könnten unsere Großmütter sein, die uns ihre Geschichte erzählen.

Mir hat der Auftakt der Trilogie wirklich sehr gut gefallen. Aber ich habe auch festgestellt, welch ein Glück ich habe, zu heutiger Zeit als Frau zu leben. Was uns heute als selbstverständlich erscheint, war damals für Frauen nahezu unmöglich.

Ich bin gespannt, wie es dann mit dem Jahr 1963 weitergeht.

Bewertung vom 27.09.2020
Die zitternde Welt
Paar, Tanja

Die zitternde Welt


sehr gut

Ungewöhnlicher Schauplatz

Normalerweise erwähne ich das Cover eines Buches bei einer Rezension ja nicht, aber die Farbgebung ist hier wirklich außergewöhnlich schön. Hinzu kommen noch ein gelber Buchsschnitt und ein grünes Lesebändchen. Optisch wirklich ein Genuss.

Aber auch inhaltlich kann das Buch durchaus überzeugen. Wir befinden uns im Jahr 1899 in Anatolien bei einer österreichischen Familie, deren Familienoberhaupt als Ingenieur beim Aufbau der Bagdadbahn beteiligt ist. Seine starke und fast schon aufsässige Frau ist ihm hochschwanger nachgereist und wird in Anatolien in den nächsten Jahren drei Kinder zur Welt bringen. Der Beginn des ersten Weltkrieges wird die Familie aber auseinanderreißen und aus ihrer neu gewonnen Heimat vertreiben.

Mir hat der recht ungewöhnliche Schauplatz sehr gut gefallen. Anatolien, das osmanische Reich, die Bagdadbahn – alles Themen, mit denen ich mich bisher so gut wie gar nicht beschäftigt habe. Historisch wirklich interessant und es hat mich angeregt, auch mal die ein oder andere Dokumentation dazu anzusehen.

Eine österreichische Familiengeschichte an einem ungewöhnlichen Schauplatz.

Bewertung vom 24.09.2020
Ein Sonntag mit Elena
Geda, Fabio

Ein Sonntag mit Elena


sehr gut

Vater und Tochter

Giulia erzählt von ihrem Vater. Und von dem Sonntag, an dem ihr Vater Elena und deren Sohn Gaston kennenlernt. Doch vor allem dreht sich das Buch um die Beziehung zwischen dem Vater und seinen Kindern - insbesondere der Beziehung zu Giulia.

Man erfährt vieles aus Giulias Kindheit, in der der Vater als Ingenieur für Brückenbau ständig auf Reisen und kaum zu Hause war. Und auch über die Zeit, als sie schon erwachsen und ihr Vater seine Frau verloren hat und nun einsam seine Zeit zu Hause verbringt. Zwischen den beiden besteht eine Distanz, die zu großen Teilen auf Missverständnissen und auf Unkenntnis beruht, die es zu überwinden gilt.

Insgesamt ist es ein sehr ruhiges Buch, bei dem mir vor allem die Ausarbeitung der Charaktere gefallen hat.

Bewertung vom 19.09.2020
Unter uns das Meer
Gaige, Amity

Unter uns das Meer


ausgezeichnet

Familie Partlow

Die Familie Partlow – Mutter Juliet, Vater Michael und die Kinder Sybil (7 Jahre) und George (2 ½ Jahre) – startet in ein großes Abenteuer. Ein Jahr möchten sie mit ihrem neu erworbenen Segelboot die Welt erkunden.

Für die Kinder ist es ein großer Spaß – Abenteuer erleben und viel Zeit mit ihren Eltern verbringen. Die Erwachsenen haben aber ganz andere Gründe und Sehnsüchte. Michael befindet sich am Anfang einer Midlifecrisis und möchte noch einmal etwas erleben. Juliet leidet an depressiven Schüben und ihr Mann erhofft sich durch den Segeltörn eine Verbesserung. Ingesamt ist die Ehe der beiden am kippeln und die Zeit miteinander und den Kindern, soll die Familie wieder mehr zusammenschweißen. Doch die Reise gestaltet sich nicht so wie erwartet.

Das Buch wechselt fast schon abschnittsweise zwischen zwei Zählperspektiven. Einmal haben wir da das Logbuch von Michael (als die vergangene Sicht) und einmal den Erzählstrang von Juliet in der heutigen Sicht. Mir hat das sehr gut gefallen, man muss sich aber darauf einlassen.

Amity Gaige hat hier einen eindringlichen Beziehungsroman geschrieben – mit kriminalistischen und psychologischen Aspekten. Die ruhige Erzählweise und der flüssige Schreibstil haben mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 12.09.2020
Im nächsten Leben wird alles besser
Rath, Hans

Im nächsten Leben wird alles besser


ausgezeichnet

Humorvoll und weise

Arnold Kahl wacht eines Morgens in einem fremden Bett – ja in einer für ihn sogar fremden Welt auf. Seine letzte Erinnerung stammt vom 16. Februar 2020, doch nun ist es der 16. Februar 2045. Wir befinden uns also in einer nicht ganz so fernen Zukunft und doch hat sich die Welt deutlich verändert. Der Klimawandel hat sich weiter verschärft und einige Landstriche sind untergegangen. Trotzdem ist es kein apokalyptischer Roman, sondern eine mögliche Zukunftsvision, die ich interessant und irgendwie gar nicht mal so schlecht und gleichzeitig doch wieder erschreckend fand. Ich bin mir nach wie vor unschlüssig, ob ich in dieser Welt gerne leben würde.

Für Arnold ist die „schöne neue Welt“ auf jeden Fall befremdend und beängstigend, da er so ohne jede Vorwarnung hineingeschubst wurde. Was er und sein synthetischer Charakter Gustav (in den ich mich direkt verlieben könnte) nun alles erleben, soll jeder Leser selbst herausfinden. Da will ich nicht zuviel verraten.

Mich hat die Geschichte auf jeden Fall unterhalten und auch nachdenklich gemacht. Das Ende war sehr berührend. Ich muss mir unbedingt noch weitere Bücher von Hans Rath ansehen.

Bewertung vom 09.09.2020
Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1
Stern, Anne

Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Auftakt einer Trilogie

Wir befinden uns in Berlin der zwanziger Jahre und begleiten die Hebamme Hulda Gold bei ihrer Arbeit. Gerade dieser Aspekt hat mir im Buch ganz besonders gut gefallen. Man erfährt einiges über Geburten in der damaligen Zeit – aber auch über die Lebensumstände der Menschen in Berlin insgesamt und die großen Unterschiede zwischen Arm und Reich.

Bei einer ihrer Hausbesuche wird sie in einen Kriminalfall verwickelt. Das ist nicht ganz ungefährlich und Hulda kommt dabei in die ein oder andere brenzlige Situation. Außerdem lernt sie bei ihren „Ermittlungen“ den Kriminalbeamten Karl North kennen und ich vermute mal, er wird auch in den nachfolgenden Bänden noch eine Rolle spielen.

Am spannendsten fand ich die einzeln in die Geschichte eingestreuten Tagebuchaufzeichnungen der Ermordeten, bei denen die Zustände in der Irrenanstalt bei Dalldorf bzw. im Nervenlazarett bei Brandenburg beschrieben werden. Darüber hätte ich gerne noch mehr erfahren.

Insgesamt ist der erste Band um Hulda Gold ein gelungener Auftakt der geplanten Trilogie und im Oktober geht es direkt weiter mit dem nächsten Band. Da bin ich auf jeden Fall auch wieder mit dabei.