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Lilis Lesemomente
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Garbsen

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Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2022
In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10 (MP3-Download)
Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10 (MP3-Download)


ausgezeichnet

In ewiger Freundschaft ist der zehnte Band der Bodenstein/Kirchhoff bzw. Bodenstein/Sander Reihe von Nele Neuhaus.

In gewohnter Manier treffen wir auf einen Kreis verschiedenster Menschen, deren Leben aus der Kindheit heraus miteinander verknüpft sind. Die Bande und warum sie miteinander in Verbindung stehen, sind dabei von außen betrachtet nicht immer klar. Gewiss ist aber, dass Dinge geschehen sein müssen, die nie ausgesprochen wurden. Und so trägt manch einer ein Geheimnis mit sich herum, dass es zu lüften gilt.





Den Geheimnissen bin ich mit Oliver von Bodenstein und Pia Sander gemeinsam auf der Spur, denn in Bad Soden ist eine Frau mittleren Alters verschwunden. Die Suche führt uns ins Verlagswesen zu dem angesehenen familienbetriebenen Winterscheid-Verlag. Bevor die Lektorin verschwunden war, überschlugen sich allerdings bereits einige Ereignisse. Es gab Ärger im Verlag, Plagiatsvorwürfe und schlussendlich wurde der Lektorin gekündigt. Als sie auch Tage später nicht auftauchte und eine Freundin sich große Sorge machte, musste von einem Verbrechen ausgegangen werden.

Nele Neuhaus lockt ihre Leser mit diesem Roman in die fein verwobenen Bande der ewigen Freundschaft. Der Schreibstil ist flüssig und trotz der zahlreichen Charaktere finde ich mich schnell im Geschehen zurecht. Besonders hervorheben möchte ich die persönlichen Beziehungen der Protagonisten Oliver von Bodenstein und Pia Sander. Die Entwicklung der beiden Charaktere geht langsam aber stetig voran. Das Privatleben der beiden ist nicht im Vordergrund, läuft aber im Hintergrund durch geschickte Einblicke immer nebenher.

Sympathien mit den übrigen Charakteren kommen hier sehr kurz. Sie wirken auf mich undurchsichtig, geheimniskrämerisch und ich kann mir nie ganz sicher sein, ob sie gerade ihr wahres Gesicht zeigen. Erst zum Ende kristallisiert sich eine Idee heraus wer der Täter sein könnte und ich bin bass erstaunt, als sich diese Idee der Auflösung zutut.

In ewiger Freundschaft ist ein spannendes Leseerlebnis und ich hoffe auf einen elften Band, um Oliver von Bodenstein und Pia Sander weiter begleiten zu dürfen.

Der Ausflug ins Verlagswesen hat mich sehr begeistert. Einzig die Auswahl der vorgestellten Buchtitel des Autoren Henning Kirchhoff haben mich gestört, da ich Buchtitel immer ganz eng mit den Autoren verbinde. Wem diese Befindlichkeit fremd ist, wird sicher hohen Lesegenuss haben.



Zum Hörbuch
Julia Nachtmann hat dieses Hörbuch ganz wunderbar eingelesen. Die Betonung ist angenehm und kommt ganz ohne Effekthascherei aus. Einzig die Charakteristik ist in der Stimme hörbar. So hat beispielsweise Olivers Stieftochter Greta eine ganz unverkennbare Klangfarbe, die bestens zu ihrem dargestellten Charakter passt.



Fazit
Ob Hörbuch oder Buch - mit In ewiger Freundschaft hatte ich wieder jede Menge Lesespaß und besten Hörgenuss. In ewiger Freundschaft ist ein tolles Leseerlebnis und für alle, die die Bodenstein/Kirchhoff-Reihe lieben, ein grandioses Wiedersehen.

Bewertung vom 31.12.2021
Stadt des Zorns
Meller, Marc

Stadt des Zorns


sehr gut

Stadt des Zorns ist der zweite Band der Escape-Room-Thriller-Reihe um die Protagonistin Hannah Preuss. Wer den vollen Lesegenuss erleben möchte, sollte jetzt nicht weiterlesen und unverzüglich zu Band 1 greifen.



Hannah war im ersten Band Raum der Angst entführt worden, als ein Mann ein psychologisches Experiment mit Probanden startete, die in einem realen Escape Room auf Schloss Marienburg letztlich ums nackte Überleben rätseln mussten.


Marc Meller gibt in diesem zweiten Band alle notwendigen Details bekannt, um die Geschichte nachvollziehen zu können. Bei dieser Reihe würde ich empfehlen, mit dem ersten Band zu starten. Die Entwicklung der Charaktere und das Wissen, das sie mitbringen, bauen auf dem Geschehen aus Raum der Angst auf.

In Stadt des Zorns versucht Hannah die Erlebnisse aus dem ersten Fall aus der Entfernung zu betrachten und weiter zu verarbeiten. Dazu reist sie nach Köln um ihre Schwester Valerie zu besuchen. Kaum in Köln angekommen, bricht in der Stadt ein wahres Verkehrschaos aus. Weder Straßenbahnen, Busse noch Autos kommen voran. In der Stadt herrscht Ausnahmezustand. Zur gleichen Zeit in Hannover erhält der Ermittler Bernd Kappler einen Anruf, er möge einen Straftäter aufsuchen. Dieser hat einen Brief von Janus erhalten.

Janus, so nennt sich der Täter, hat dieses Mal nicht nur ein Schloss sondern eine ganze Stadt in einen Escape Room verwandelt. Die Raffinesse, mit der er vorgeht, lässt mich staunen und mir sprichwörtlich das Blut in den Adern gefrieren. Auch dieses Mal geht Janus wieder eiskalt vor. Auf Menschen, auf Gefühle, auf Unbeteiligte - es wird keinerlei Rücksicht genommen.

Die kurzen Kapitel und Schauplatzwechsel heizen das Lesetempo ordentlich an. Ich könnte jederzeit aufhören zu lesen, will aber unbedingt wissen, wie es weiter geht. Der flüssige Schreibstil und die bildhafte Erzählweise lassen mich das Geschehen hautnah miterleben. Ich kann die Augen nicht verschließen, so gern ich manche Dinge lieber nicht gesehen hätte.

Ein ums andere Mal grüble ich, wie Hannah und die weiteren Beteiligten aus dieser Situation entkommen könnten. Und kaum haben sie es geschafft, müssen sie auch schon das nächste Rätsel lösen - oder mit dem Leben bezahlen.

Stadt des Zorns ist ein hochspannendes Leseerlebnis, das mit neuen Ideen mit dem ersten Band wunderbar mithalten kann. Das Ende hat mich jedoch überrascht und lässt mich nachdenklich zurück.



Fazit
Hochspannender zweiter Band der Escape-Room-Reihe in neuem, außergewöhnlichen Setting. Die kurzen Kapitel und der bildhafte Erzählstil sorgen für ein rasantes Leseerlebnis.

Bewertung vom 29.12.2021
Der böse Mann: Thriller
Shepherd, Catherine

Der böse Mann: Thriller


ausgezeichnet

Der böse Mann ist der sechste Band in der Reihe um die Spezialermittlerin Laura Kern. Mit ihrem Kollegen und guten Freund Max Hartung ermittelt Laura in dem Fall einer jungen Frau. Ihr blondes Haar ist zerzaust und um den Hals trägt sie einen Stacheldraht, der mit einem Zahlenschloss gesichert ist. Ein kleiner Zettel, der sich bei der Leiche der jungen Frau befindet besagt "ich bin die Zweite". Der Hinweis ist klar: der Mord an der jungen Frau ist demnach nicht der erste und wird nicht der einzige oder zweite bleiben, wenn das Ermittlerteam nicht zügig handelt.









Um die Geschichte Der böse Mann lesen und genießen zu können, ist es nicht notwendig, die Vorgängerbände zu kennen. Die persönliche Entwicklung der Charaktere verfolgt man natürlich am besten von Anfang an. Es ist aber auch schön, jetzt den aktuellen Band zu lesen und die Entwicklung später nachzuvollziehen.

Catherine Shepherd hat einen fesselnden Erzählstil. Es geht gleich mit Spannung los und diese Spannung wird über das Geschehen hinweg locker gehalten. Es ist, als spiele sie mit meinen Empfindungen und führt mich und das Ermittlerteam immer an die ermittlungstechnischen Grenzen und zeigt Spuren und Hinweise auf. Der Täter scheint immer einen Schritt voraus zu sein und Laura kann gar nicht anders, als den von ihm ausgelegten Ködern zu folgen.

Die kurzen Kapitel und der Wechsel vom Ermittlerteam zum Opfer macht es mir einfach, das Buch auch mal eben aus der Hand legen zu können. Es zieht mich aber immer wieder schnell zurück zum Geschehen in der Geschichte und lässt mich die voranschreitenden Ermittlungen mit Spannung verfolgen. Erst als auch Laura klar wird, mit wem sie es zu tun haben, werde ich als Leser auf die richtige Spur gelenkt und die grausame Tat aufgelöst.

Die Charaktere haben die notwendige Tiefe, die das jeweilige Geschehen von ihnen abverlangt und ich bin ein ums andere Mal froh, mich nicht allzu nah mit ihnen einlassen zu müssen. In dem Geschehen gibt es allerdings ein Mädchen, das mein Herz berührt. Es sind die Werte, die einen Charakter ausmachen und dafür sorgen, ob ich ihm gern folge oder lieber nicht.



Fazit
Der böse Mann ist ein spannungsgeladenes Lesevergnügen, das am Ende überrascht und durchaus noch Platz für eigene Spekulationen lässt.

Bewertung vom 29.11.2021
Ein neuer Horizont
Nielsen, Maiken

Ein neuer Horizont


ausgezeichnet

Ein neuer Horizont. Der Romantitel weckt Hoffnung in mir. Hoffnung auf eine neue, friedvolle Zukunft. Eine Zukunft, in der die Protagonistin Nellie nicht zurückgewiesen wird. Eleanor Ericsson muss in ihrem Beruf, der gleichzeitig ihre Berufung zu sein scheint, immer wieder gegen ihre Zurückweisung ankämpfen und sich behaupten. Eine Zurückweisung, die allein darin begründet liegt, dass sie eine Frau ist. Sie ist als Kriegsreporterin an der Front in Korea. Nur wenige ihrer männlichen Kollegen oder der Offiziere akzeptieren Nellie.

Nellie muss sich nicht nur gegen die Männerwelt behaupten und zusehen, wo sie beruflich bleibt. Auch privat hat sie ganz schön zu kämpfen. In rückblickenden Erzählungen erfahre ich mehr über ihre Kindheit. Wie unbeschwert sie aufgewachsen ist. Mit ihrer Zwillingsschwester Laura und ihren Eltern, die beide Manam und Takat nennen. Manam und Takat ist seeisch. Laura und Nellie haben nicht nur eine besondere Verbindung zueinander, sondern auch ihre eigene geheime Sprache entwickelt.

Diese Unbeschwertheit und Zuneigung steht in krassem Gegensatz zu den Erlebnissen, denen Nellie in Korea ausgeliefert ist.

Ein weiterer Erzählstrang führt mich während Nellies Recherche an der Front in Korea zu ihrer Mutter Hanna nach Berlin. Und dort wird herrlich berlinert. Die Lebensfreude, die Direktheit, die ihre Bekannte Lilo dort versprüht, wirkt direkt auf meine Mundwinkel und lässt diese nach oben ziehen. Der Ton ist zwar manches mal ein wenig harsch, die Beweggründe der agierenden Charaktere sind aber immer nachvollziehbar - auch wenn sie nicht immer edel und lobenswert sind.

Beim Lesen der Geschichte fühle ich mich stets mitgenommen und mittendrin im Geschehen. Maiken Nielsen hat so spannende und lebensnahe Ereignisse gepaart - und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Da gibt es zum Einen die Zwillinge Nellie und Laura, das Leben der Menschen in Ost- und West-Berlin und nicht zuletzt den Krieg zwischen Süd- und Nord-Korea. Die Beziehungen der Menschen zu- und miteinander machen die Geschichte lebendig.

Maiken Nielsen hat einen sehr bildhaften Erzählstil und die Emotionen sind für mich beim Lesen spürbar. Ich habe so viele Lieblingsstellen in dem Buch. Die einen bringen mich zum Schmunzeln, die anderen zum Nachdenken, wieder andere stimmen mich traurig und manche wecken mein Kämpferherz. Die schönsten Momente allerdings sind die, in denen ich mit Nellie feiern und jubeln kann. Und das tue ich voller Inbrunst.

Gefeiert habe ich auch die Momente, in denen Maiken Nielsen die Literatur- und Filmszene ins Geschehen einbindet. Das macht es für mich als Leser so greifbar und ich fühle mich, als wäre ich in der Zeit um 1950 tatsächlich dabei. Und das, obwohl ich da noch nicht einmal geboren war.

Ein neuer Horizont ist zu einem meiner Herzensbücher geworden. Mich wundert es nicht, dass Maiken selbst einen Teil ihrer Kindheit und Jugend auf Frachtschiffen verbracht hat. So eindrücklich, wie sie über die Kindheit von Nellie und Laura schreibt.



Fazit
Ein neuer Horizont ist für alle, die neben fremden Welten gern lebensnahe Geschichten entdecken. Ein neuer Horizont ist so unbeherrscht und mitreissend wie das Leben selbst. - Oder wie die See, voller Abgründe und Zauber.

Bewertung vom 20.10.2021
Raum der Angst
Meller, Marc

Raum der Angst


ausgezeichnet

Raum der Angst ist der Auftakt einer neuen Reihe. Die Angst ist beinahe greifbar beim Lesen dieses Escape-Room-Thrillers. Marc Meller zieht das Tempo ganz schön an. In kurzen Kapiteln erfahre ich abwechselnd, was am Tatort vor sich geht, während ein Polizeiteam um die Ermittler Bernd Kappler und Eva Dahlhaus versuchen, die Vermissten zu finden.


Bei den Vermissten handelt es sich zum einen um die 23jährige Hannah Preuss und zum anderen um sieben Probanden, die an einem geheimen Experiment eines Professors teilnehmen wollen.

Die sieben Probanden finden sich in einem Escape-Room-Szenario wieder und stoßen in einem weiteren Raum auf die entführte Hannah. Gemeinsam versuchen sie den Räumlichkeiten zu entkommen. Bis sie entdecken, dass sie sich längst nicht in jenem Projekt befinden, auf das sie sich beworben hatten, sondern jemand anderes seine Finger im Spiel hat und sie auf eine Reise durch verschlossene und verschlüsselte Räume schickt, aus denen es nicht für alle ein Entkommen geben wird. Als der erste der Gruppe sein Leben lassen muss, ist niemand mehr entspannt. Auch ich nicht.

Die Schilderungen sind dabei sehr bildhaft und bedürfen keiner detaillierten Beschreibung. Glücklicherweise werde ich mit keinem der Probanden so richtig warm, sonst würde ich vor Angst um sie wohl schier umkommen beim Lesen.



Dieser Escape-Room-Thriller von Marc Meller hat mich phantastsich unterhalten. Bereits nach kürzester Zeit wollte ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen. Die Neugier, was im nächsten Raum auf die Gruppe warten wird und ob und wie sie daraus entkommen werden, war groß und wurde durch die Atempausen in Form von Kapiteln, in denen ich den Ermittlungen der Polizei folgen konnte, noch angeheizt. Ich bin froh, dass es einen Fortsetzungsthriller gibt und freue mich schon sehr auf das Lesevergnügen mit Stadt des Zorns.



Fazit
Wer hochspannende und überraschende Thriller mag, ist mit Raum der Angst gut beraten.

Bewertung vom 29.09.2021
Sharing - Willst du wirklich alles teilen? (MP3-Download)
Strobel, Arno

Sharing - Willst du wirklich alles teilen? (MP3-Download)


sehr gut

Sharing - Willst du wirklich alles teilen?

Bereits beim Titel dachte ich mir: auf gar keinen Fall!

Es gibt Dinge, die ich nicht gern teile. Ich war gespannt, auf was Arno Strobel in seinem neuesten Thriller abzielt, wenn es um die Frage geht, ob ich wirklich alles teilen will.


Nach dem Klappentext zu urteilen, haben Bettina und Markus eine tolle Geschäftsidee und gründen ein Sharing-Unternehmen. Nun geht bei gebrauchten Sachen manches Mal auch etwas zu Bruch. Und während ich den ersten Minuten im Hörbuch lausche, könnte es sich um die Beziehung von Markus und Bettina handeln. In diesem Thriller ist die Realität allerdings eine Spur härter. Markus sieht seine Frau im Darknet. Und plötzlich ist der Gedanke alles zu teilen gar nicht mehr so attraktiv.

Sharing - Willst du wirklich alles teilen? habe ich gemeinsam mit einer Freundin in der Hörbuchausgabe erlebt. Nach den ersten Kapiteln war ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich die Geschichte noch zu Ende hören möchte. Die Geschichte ist nicht nur spannend erzählt und mit dem richtigen "drive" in der Stimme gelesen, sie ist auch abartig - um nicht zu sagen pervers.

Hätte ich diese Geschichte nicht gemeinsam mit einer Freundin gehört, so hätte ich sie wohl abgebrochen. So aber ließ ich ihre Neugier über den Ausgang der Geschichte die Oberhand gewinnen und verfolgte weiter das Geschehen.

Die Auflösung ist krass. Sie kommt unerwartet und ist doch nachvollziehbar. Schlussendlich muss ich sagen, war es gut, die Geschichte kennengelernt zu haben. Das Wissen jedoch, das solche Dinge - wenn auch mit anderem Hintergrund - tatsächlich geschehen, macht es nicht leichter. Es bestärkt mich aber, weiter für den Opferschutz tätig zu sein. Sei es durch Spenden oder dadurch darauf aufmerksam zu machen, dass der Opferschutz weitere Hilfe und Helfer benötigt.



Fazit
Sharing - Willst du wirklich alles teilen? ist sehr spannend, sehr emotional und vor allem für Leser*innen mit starken Nerven.

Bewertung vom 09.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Schweig! ist ein Psychothriller, bei dem ich richtig viel Freude hatte, die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den beiden Schwestern Esther und Sue sowie Esthers Mann Martin nachzuvollziehen.

Ich kann sehr schön miterleben, wie die unterschiedlichen Charaktere aufeinander reagieren und welchen Ursprung ihre Aktionen mitunter in der Kindheit hatten.





Das Buch ist in kurze Abschnitte unterteilt, in denen mal Esther, mal Sue und mal Martin in unterschiedlichen Zeiten zu Wort kommen. Ich lerne nach und nach ihre Gedanken und ihren Werdegang kennen. Die Beweggründe werden erst im Verlauf des Geschehens klar und finden im letzten Drittel des Buches ihren Höhepunkt. Die Geschichte erfährt am Ende eine Wendung, die ich erahnen, aber noch nicht greifen kann und am Ende bin ich überrascht und mit dem Schluss zufrieden. - Was nicht bedeutet, dass mich das Ende glücklich macht.

Schweig! ist kein Wohlfühlroman. Der Thriller zeigt sehr deutlich, wozu Menschen fähig sein können, wenn sie ihren gewachsenen Strukturen nicht entkommen können. Es ist kaum zu glauben, dass ein Mensch in der Lage ist, so wenig zwischen richtig und falsch differenzieren zu können, und doch ist es möglich.

Judith Merchant fesselt mich mit ihrem Thriller derart, dass ich das Buch bereits nach kürzester Zeit nicht mehr aus der Hand legen mag. Von Vorteil sind die kurz erzählten Episoden der Charaktere, bei denen ich immer auch mal das Buch zur Seite legen kann, wenn es nötig ist.

Die Spannung zieht im Verlauf immer mehr an. Dabei erscheinen mir die Charaktere anfangs noch nicht einmal halbwegs sympathisch. Sie wirken allerdings auch nicht abstoßend, sondern eher widerborstig oder seelisch verwahrlost und mit Vorsicht zu genießen. Jedenfalls bin ich bei ihnen ständig auf der Hut, weil ich nicht weiß, was sie als nächstes "auspacken" und wie sich die weitere Handlung gestalten wird.



"War ihre Geduld bereits erschöpft? Er frohlockte. Aber zu früh." - Seite 127



Fazit
Wer Psychothriller mag, bei denen bis zum Ende alles offen ist und nicht weiß, wem er trauen kann, wird mit Schweig! ein tolles Lesevergnügen haben.

Bewertung vom 05.09.2021
Wie du die Welt verändern kannst
Welk, Sarah

Wie du die Welt verändern kannst


ausgezeichnet

In Wie du die Welt verändern kannst entführt die Autorin mich in die Welt der Politik. Sarah Welk erklärt anschaulich und kindgerecht, was Demokratie bedeutet, wie wertvoll sie ist und wie selbst Kinder etwas bewegen können. Sei es in der eigenen Familie, der Schule, in der Stadt oder der Region und im ganzen Land - jeder kann mit guter Vorbereitung, klugen Argumenten und Verbündeten an der Seite erfolgreiche Verhandlungen führen.





Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt. So wird von klein auf erklärt, wie Wahlen funktionieren und warum es so wichtig ist, die Politiker, die gewählt werden können, kennenzulernen. Es beginnt schon in der Schule mit der Wahl des Klassensprechers. Dort wird die Schülerin oder der Schüler gewählt, der die meisten Stimmen von seinen Klassenkameraden bekommt. Die Klassensprecherin vertritt dann die Rechte der Klasse und spricht für die Mitschülerinnen und Mitschüler.

Um die wichtigsten Details aus den vorgestellten Themen zu wiederholen, gibt es nebenher ein tolles Quiz. In den einzelnen Kapiteln gibt es Fragen, die beantwortet werden wollen. Und am Ende des Buches ergeben dann alle Lösungsbuchstaben zusammen einen Lösungssatz. Dabei habe ich die Wahl zwischen verschiedenen Antwortmöglichkeiten, so dass ich mich nur noch richtig erinnern brauche, was ich zuvor gelesen hatte. Wer aufmerksam den Ausführungen folgt, sollte somit kein Problem haben, die Fragen richtig zu beantworten.

Toll finde ich die Lösung von Sarah Welk, dass sie in der Einleitung gleich erklärt, dass - obwohl im Buch von der Kanzlerin die Rede ist - auch ein Mann Kanzler werden kann. Genauso wie eine Frau Bundespräsidentin werden kann, und nicht nur ein Mann Bundespräsident.

Spannend sind für mich die tollen Interviews im Buch. Besonders gefallen hat mir das Interview mit den beiden Kinderbürgermeisterinnen. Ich habe ganz schön gestaunt, als der Bürgermeister, der auch zu Wort kommen durfte, erzählte, dass die Beiden ihn schon vertreten haben und vor mehr als 200 Menschen gesprochen haben. Das traut sich mancher Erwachsener nicht.

Im vierten Kapitel geht Sarah Welk noch einmal gezielt darauf ein, wie Politik und die Bundestagswahlen funktionieren. Und was die Parteien und Politiker machen, die die Wahl verlieren.

Sarah Welk hat einen forschen Schreibstil. Sie erzählt mit einem spürbaren Lächeln von ernsten politischen Zusammenhängen und fordert ihre Leser auf, selbst loszulegen und sich auszuprobieren. Die Zeichnungen, die ich auf den Seiten bewundern kann, stammen von Dunja Schnabel und stimmen mich fröhlich und sorgen für gute Laune, obwohl in dem Buch ganz schön viele Informationen zusammenkommen. Am besten nimmt man sich nicht das ganze Buch an einem einzelnen Tag vor. Das Buch wird für Kinder ab 10 Jahren empfohlen. Mit den tollen Anleitungsvorschlägen ist man schnell gut gewappnet, um eigene Interessen durchzusetzen und notwendige Informationen zu erhalten.

Um es mit den Worten der Autorin Sarah Welk zu sagen: "Und jetzt los!"



"Wer am Wahltag sauer ist und seine Stimme nicht der Partei gibt, die er zumindest halbwegs gut findet, sitzt in den kommenden Jahren sozusagen auch am Rand und sieht zu - und darf sich nicht wundern, wenn seine Interessen bis zur nächsten Wahl überhaupt nicht mehr berücksichtigt werden." - Seite 23



Fazit
Wer sich und seine Kinder oder Enkelkinder über die Demokratie und die bevorstehenden Wahlen informieren möchte, hat mit Wie du die Welt verändern kannst ein tolles, informatives Buch zur Hand, das mit seinen Abbildungen und witzig geschriebenen Beispielen richtig viel Spaß macht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2021
Das Nest / Kørner & Werner Bd.4
Engberg, Katrine

Das Nest / Kørner & Werner Bd.4


sehr gut

Das Nest ist der vierte Fall von "Jeppe"sen Korner und Anette Werner. Sie können sich gut abschätzen und auf die Qualitäten des jeweils anderen vertrauen, auch wenn es privat mal Auf und Ab geht und sie lediglich beruflich miteinander zu tun haben.









Der aktuelle Fall nimmt sie ganz schön in Beschlag. Der 15jährige Schüler Oscar Dreyer-Hoff ist verschwunden. Aus gut behüteten und gutsituierten familiären Verhältnissen stammt er. Sind ihm die Familienbande gar zu eng? Könnte Oscar abgehauen sein? Oder liegt eine Straftat vor? Als ein junger Mann tot in der Müllverbrennungsanlage aufgefunden wird, kommt Bewegung in das junge Team.

Bei den Ermittlungen stoßen Anette und Jeppe auf einige Ungereimtheiten. Ungewöhnlich ist auch das Familienleben des verschwundenen Jungen. Viele Möglichkeiten, Oscar lebend zu finden, gibt es fast nicht mehr. Und seine eigene Familie ist bei den laufenden Ermittlungen wenig hilfreich.



"Er kommt aus einer angesehenen Familie. Und solch eine Geschichte ist ja üble Nachrede." - Seite 215



Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Katrine Engberg erzählt sehr bildhaft. Zunächst wird die Begebenheit eher skizziert, dann mit Schattierungen versehen und schlussendlich farblich gestaltet. So werde ich als Leser Stück für Stück in den Verlauf der Geschichte gebracht und erlebe sie hautnah mit.



"Vielleicht war sie zu alt, um ihre schlechten Angewohnheiten aufzugeben. Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch nicht trinkt, hätte er das Leben angenehmer gestaltet, dachte Esther und setzte sich an ihren Schreibtisch." - Seite 387


Esther de Laurenti ist eine sehr kluge und aufgeweckte Frau. In der Vergangenheit stand sie Jeppe schon öfter zur Seite. Ein liebenswerter Charakter.

Die Charaktere an sich sind sehr komplex gestaltet. Sie zeigen sich, wie sie sind. Als Leser vermag ich ihnen aber auch nur vor die Stirn zu sehen. Und das, obwohl ich an ihren Empfindungen im jeweiligen Geschehen teilhaben darf. Und doch offenbaren sie nicht alles. Das macht die Entwicklung der Charaktere und den Verlauf der Geschichte so außerordentlich spannend.

Das Nest habe ich sehr gern gelesen und freue mich bereits heute auf ein Wiedersehen mit Jeppe und Anette.



Fazit
Dieser Kopenhagen-Krimi ist für alle, die kriminalistisch erzählte Geschichten mögen und Freude an Charakteren mit Ecken und Kanten haben.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.