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Tara
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Ratingen

Bewertungen

Insgesamt 1269 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2024
Das Lied des Propheten
Lynch, Paul

Das Lied des Propheten


ausgezeichnet

Beunruhigend & eindringlich

„Das Lied des Propheten“ ist ein eindrucksvolles Werk des irischen Autors Paul Lynch.

Handlungsort ist Irland und eine neue Regierung ist an die Macht gekommen.
Eilish Stack ist Wissenschaftlerin und Mutter von vier Kindern – drei Teenager und ein Baby. Zusätzlich kümmert sie sich um ihrem zunehmend dementer werdenden Vater. Ihr Mann Larry ist aktives Mitglied in der Lehrergewerkschaft. Nachdem die neu gegründete irische Geheimpolizei, die Garda National Services Bureau - kurz GNSB - ihn vorgeladen hat, verschwindet er. Für Eilish ändert sich alles und ihr Leben gerät vollkommen außer Kontrolle.

Der Schreibstil von Paul Lynch ist sehr dicht und atmosphärisch. Schon von Beginn an erfahren wir viele Details wodurch die Bedrohung, die von den Veränderungen der GNSB ausgehen direkt greifbar werden. Durch fehlende Anführungszeichen und den dicht gedrängten Text – Absätze sind kaum zu finden – fühlte ich mich schon beim Lesen bedrängt.

Das hier aufgezeichnete Szenario ist so glaubwürdig beschrieben, dass ich fast das Gefühl hatte, dass mir die Luft wegbleibt. Das liegt zu einem großen Teil auch daran, dass vieles im Hintergrund bleibt und der Leser nur wenig über die neue autoritäre Partei erfährt, aber die Eingriffe in die Freiheit der einzelnen Menschen sind massiv und werden deutlich spürbar. Es ist Eilish Sicht, durch die wir hier alles erfahren, ihre Angst um ihre Familie, die wir spüren und die Machtlosigkeit, die mich fassungslos macht.

Die Ereignisse sind absolut erschreckend. Auch wenn es sich hier um eine Fiktion des Autors handelt, mir kam alles so greifbar und nah vor, da wir uns in Zeiten politischer Unruhen befinden. Es zeigt wieder einmal wie schnell es gehen kann, wenn die falschen Menschen Macht in die Hände bekommen, diese für sich (aus)nutzen und wie sehr wir unsere Demokratie schätzen sollten und uns diese bewahren müssen.

Mir wird dieses Buch mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis bleiben und ich kann es nur empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2024
Ex-Wife
Parrott, Ursula

Ex-Wife


ausgezeichnet

Eine Zeitreise in das New York der 1920er Jahre

„Ex-Wife“ ist bereits 1929 erschienen und war das Debüt der Autorin Ursula Parrott. Damals war es ein Skandalbuch und heute ist es erschreckenderweise noch immer aktuell.

Im Mittelpunkt steht Patricia, die vor vier Jahren von ihrem Ehemann verlassen wurde und nun vor den Vorurteilen der Gesellschaft steht. Die Ereignisse werden aus ihrer Perspektive erzählt.
Wir blicken auf eine moderne, offene Ehe, anhand deren das Leben der 1920er Jahre lebendig wird. Es geht in Kneipen, Jazz- und Nachtclubs, es wird geraucht, geflirtet und getrunken. Die Frauen streben nach Freiheiten, aber die Männer haben das Sagen.

Ich habe mich beim Lesen wie in einer Zeitmaschine gefühlt und gleichzeitig ist das Buch heute so aktuell wie vor 100 Jahren. Die Atmosphäre der 1920er Jahre wird gelungen durch die Szenerie, die Kleidung, das Essen, die Musik und die Drinks eingefangen, aber der Kampf um mehr Freiheiten für Frauen ist noch lange nicht beendet.

Der Schreibstil ist angenehm und die kurzen Kapitel – 17 auf gerade einmal 309 Seiten – sind schnell gelesen.

Das Vorwort von Mareike Fallwickl ordnet das Buch gut ein und ich konnte ihre Genugtuung darüber, dass keine Zeitung Ursula Parrott Artikel schreiben lassen wollte, aber alle Zeitungen über sie schrieben, so richtig gut nachvollziehen.
Das hier abgedruckte Nachwort, dass Marc Parrott zu der Ausgabe von 1989 geschrieben hat, rundet das Buch gelungen ab.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ein Buch so viele Jahre später noch so aktuell sein wird und kann es nur empfehlen.

Bewertung vom 07.07.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


ausgezeichnet

Ruhig und tiefgründig

„Cascadia“ ist ein ruhiger und tiefgründiger Roman der in Brooklyn lebenden Autorin Julia Phillips.

Die Schwestern Sam und Elena leben mit ihrer kranken Mutter in einem Haus auf San Juan im Nordwesten der USA. Die wirtschaftliche Lage der drei Frauen ist angespannt. Durch die laufenden Kosten, die hohen Arzt- und Medikamentenkosten der Mutter werden die Schulden immer höher. Elena und Sam träumen von einem Neuanfang. Aber bevor es dazu kommen kann, taucht ein Bär auf und es ändert sich alles. Elena ist fasziniert, während Sam eher verängstigt ist.

Der Schreibstil der Autorin ist klar, anschaulich und atmosphärisch. Die Handlung wird aus Sams Perspektive erzählt. Sie und Elena haben eine enge Beziehung zueinander, sind aber vom Wesen her vollkommen unterschiedlich, was sich in ihren unterschiedlichen Gedanken und Wahrnehmungen widerspiegelt.

Der Bär ist hier nicht einfach nur ein Bär, sondern hat auch eine symbolische Rolle und spielt eine wesentliche Rolle.

Es ist ein ruhiger und leicht melancholischer Roman, mit dessen Ende ich so nicht gerechnet habe und das mich erschreckt hat. Gleichzeitig könnte es kaum passender gewählt sein, um das Buch lange im Gedächtnis zu behalten.

Bewertung vom 07.07.2024
Feuerjagd
French, Tana

Feuerjagd


ausgezeichnet

Sehr spannend und eindringlich

„Feuerjagd“ ist der zweite Band mit dem Ex-Cop Cal Hooper der in Dublin lebenden Autorin Tana French. Die Handlung selbst lässt sich sicherlich auch ohne Vorwissen aus dem ersten Band „Der Sucher“ verstehen. Aber da es Bezüge zum vorherigen Buch gibt und sich die Charaktere weiterentwickeln, halte ich es durchaus für sinnvoll dieses zuvor zu lesen.

Handlungsort ist wieder das kleine fiktive Dorf Ardnakelty im Westen Irlands, in das es den ehemaligen Polizisten Cal Hooper aus Chicago verschlagen hat. Er kümmert sich noch immer um Trey, die inzwischen 15 Jahre ist. Zu Hause fühlt sie sich nicht besonders wohl, deswegen ist sie am liebsten bei Cal. Die Beziehung zwischen den beiden ist stärker und inniger als zuvor.
Vollkommen überraschend kehrt Treys Vater Johnny Reddy nach vier Jahren zurück. Über seine Abwesenheit verliert er nicht viele Worte, stattdessen erzählt er etwas von Goldvorkommen. Begleitet wird er von einem Engländer, der von dem Gold durch seine irische Großmutter weiß.

Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr. Sie schafft es jedes Mal wieder mich mit nach Irland zu nehmen und sorgt dafür, dass ich die Atmosphäre spüre und die Landschaft durch sehr bildhafte und detaillierte Beschreibungen vor Augen habe. Auch in diesem Roman ist ihr das wieder großartig gelungen.

Die Spannung baut sich langsam aber stetig auf und die Handlung ist ebenso komplex wie vielschichtig. Es geht um Intrigen, Rache und Vergeltung, aber ab und zu blitzt auch wohl dosiert ein wenig Humor durch. Gleichzeitig gibt es einen interessanten Einblick in die menschliche Psyche.

Die Charaktere wirken authentisch und lebendig. Durch sie erfährt man viel über die Gesellschaft in der ländlichen Gegend, über ihre Gemeinschaft, Vorteile, Misstrauen, Zusammenhalt und Ängste. Das Leben steckt eben voller Kontraste.

Mir hat auch der zweite Band mit Cal und Trey wieder sehr gefallen und ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 06.07.2024
Wasserkämpferin
Lindstrom, Carole

Wasserkämpferin


ausgezeichnet

„Was wirst du für mich tun?“

Wasserkämpferin“ ist ein wichtiges Buch für junge Leser ab sechs Jahren der in Maryland lebenden Autorin Carole Lindstrom.

Josephine Mandamin und ihre Großnichte Autumn Peltier sind Wasseraktivistinnen und Aktivistinnen für indigene Rechte. Sie kümmern sich um das Element Wasser, das für alle Lebensformen von essenzieller Bedeutung ist, aber leider von uns viel zu unvorsichtig genutzt wird.
In der Kultur der Aktivistinnen wird das Wasser als lebendiges Wesen angesehen und mit dem entsprechenden Respekt behandelt.

In kurzen einfachen Sätzen verdeutlicht die Autorin die Wichtigkeit von Wasser. Auf jeder Seite gibt es wundervolle, passende Zeichnungen der Illustratorin Bridget George, so dass das Buch auch optisch ein echtes Erlebnis ist.

Abschließend gibt es noch nähere Informationen über das Leben von Josephine Mandamin und Autumn Peltier.

Mit dem Buch gelingt es der Autorin sehr bildhaft und eindringlich ein Bewusstsein für Wasser - und den richtigen Umgang damit - zu schaffen. Ich bin der Meinung, dass es in jedes Kinderzimmer gehört – bitte unbedingt lesen, darüber reden und handeln.

Bewertung vom 03.07.2024
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


ausgezeichnet

Über verpasste Chancen und das Leben

„Man sieht sich“ ist ein lebensnaher Roman der in Hamburg lebenden Autorin Julia Karnick.

Der Prolog beginnt im Jahr 2022 und Friederike ist gerade dabei sich auf ihr 30-jähriges Abitreffen vorzubereiten. Im Anschluß geht es in die Vergangenheit. Robert wechselt die Schule und trifft dort auf Frie. Er ist direkt verliebt, verrät dies aber nicht und Friederike bleibt für ihn unerreichbar. Die beiden sind lediglich gute Freunde. Ihre Wege trennen sich, die beiden verändern sich und treffen sich in verschiedenen Lebensphasen wieder.

Der Schreibstil von Julia Karnick gefällt mir gut. Die Dialoge sind lebendig und die Charaktere werden bildhaft beschrieben. Ihre Protagonisten sind authentisch und man begleitet sie beim Erwachsenwerden – mal zusammen, mal getrennt.
Dabei fängt sie das Lebensgefühl der jeweiligen Zeit gelungen ein. Ich bin in etwa zeitgleich mit Robert und Frie erwachen geworden und habe mich beim Lesen direkt zurückversetzt gefühlt. Wer die Atmosphäre der Zeit noch deutlicher spüren möchte, kann sich die Tracklist im hinteren Innencover anschauen oder auch anhören.

Sehr gelungen finde ich den Titel des Buches, da er sich durch das Buch durchzieht und immer wieder auftaucht. Ebenso stimmig ist das Cover, das zwei Menschen Hand in Hand in unterschiedlichen (Lebens-)Abschnitten zeigt – genau wie Robert und Frie.

Insgesamt ist es eine schöne Liebesgeschichte, die zeigt wie kompliziert es sein kann, dass der richtige Zeitpunkt eine wichtige Rolle spielt, aber letztendlich doch zusammenkommt, was zusammengehört.

Bewertung vom 30.06.2024
Die geheimnisvolle Freundin
Baldelli, Simona

Die geheimnisvolle Freundin


sehr gut

Die Abruzzen in den 1950er Jahren

In ihrem Buch „Die geheimnisvolle Freundin“ beschreibt die in Rom lebenden Autorin Simona Baldelli das Leben des Findelkinds Nina.

Nina wächst als Findelkind in einem von Nonnen geführten Waisenhaus auf. Es herrscht ein strenges Regiment und das Leben der Kinder dort ist hart und freudlos. Einmal im Jahr findet eine Besichtigung der Kinder statt, nach der einige wenige von ihnen adoptiert werden. Während, die Kleinsten noch nicht verstehen, was vor sich geht, fiebern die Größeren diesem Tag voller Hoffnung entgegen. Die Enttäuschung der Verbleibenden ist immer wieder groß.
Als Nina sieben ist, kommt die gleichaltrige Lucia in das Waisenhaus, die Ninas Leben nachhaltig verändert.

Zu Beginn der Handlung ist Nina gerade einmal vier Jahre alt. Die Handlung ist aus ihrer Sicht geschrieben und die Einblicke, die sie uns in ihr Leben gewährt sind erschreckend und verstörend. Die Ereignisse verlaufen nicht chronologisch, sondern springen zwischendurch in die Zukunft, in der Nina in einer Tabakfabrik arbeitet. Da diese Sprünge nicht gekennzeichnet sind und es keine Jahreszahlen gibt, fand ich die zeitliche Zuordnung und wie viel Zeit vergangen ist, zwischenzeitlich ein wenig schwierig.

Der Schreibstil von Simona Baldelli liest sich - trotz des schwierigen Themas, den herausfordernden Zeiten und den Ungerechtigkeiten, die im Waisenhaus vor sich gehen - sehr angenehm und leicht.
Durch die Einflechtung aktueller politischer und wirtschaftlicher Themen der damaligen Zeit, die Schwierigkeiten, mit denen die Menschen damals zu kämpfen hatten sowie die entsprechende Musik wird die Atmosphäre und der Zeitgeist Italiens in der Mitte des 20. Jahrhunderts lebendig. Die einzelnen Charaktere sind gut ausgearbeitet, so dass ich von ihnen ein klares Bild vor Augen hatte.

Auch wenn sowohl der Klappentext - falls noch nicht passiert, rate ich davon ab diesen zu lesen, lieber erst nach Lektüre des Buches - als auch der Titel bei mir vollkommen falsche Erwartungen geweckt haben, habe ich das Buch gerne und mit großem Interesse gelesen. Es ist eine bewegende Geschichte über das Leben eines Findelkindes mit einem schweren Start ins Leben, die mich berührt und mitgenommen hat.

Bewertung vom 30.06.2024
Der Betrachter: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Betrachter: Thriller


ausgezeichnet

Spannung bis zum Ende

„Der Betrachter" ist bereits der neunte Thriller mit der Spezialermittlerin Laura Kern von der in Zons lebenden Autorin Catherine Shepherd.
Zum Verständnis sind Kenntnisse aus den vorangegangenen Bänden nicht notwendig, da die Fälle in sich abgeschlossen sind. Es lohnt sich aber durchaus diese zu lesen, da man jedes Mal ein wenig mehr über das Privatleben der Protagonisten erfährt.

Lilly befindet sich als Patientin in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik und hat dort bisher wundervolle Blumenbilder gemalt. Auf ihrer neusten Zeichnung waren allerdings keine Blumen, sondern eine tote Frau in einer Kiste dargestellt. In genau so einem Mordfall recherchiert gerade Spezialermittlerin Laura Kern und steht nun vor einem Rätsel. Wie konnte Lilly – die nicht spricht und seit Jahren keinen Kontakt zur Außenwelt hat - dieses Bild malen ?
Es bleibt allerdings nicht lange bei diesem einen Bild und dieser einen Leiche und die Zeit beginnt zu drängen.

Ich war wieder einmal von der ersten Seite an vollkommen gefesselt und konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen.
Der Schreibstil von Catherine Shepherd liest sich leicht und flüssig und je mehr Informationen ich bekam, desto größer wurden die Fragezeichen in meinem Kopf. Ich muss zugeben, dass mir die Zusammenhänge vollkommen unklar waren und mich die Story total fasziniert hat. Jedes Mal, wenn ich eine Idee hatte und meinte, dass die Lösung einen Schritt näher kommt, kam alles anders als gedacht. Dennoch ist das Ende - nach einem absolut gelungenem Showdown - schlüssig und plausibel.

Auch für diesen Fall von Laura und ihrem Partner Max gebe ich gerne wieder eine klare Leseempfehlung für Menschen die Thriller lieben und starke Nerven haben. Mich hat er von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.

Bewertung vom 29.06.2024
Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens
Reuter, Gabriele

Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens


ausgezeichnet

Großartig – ein lesenswerter Klassiker

Mit ihrem Roman „Aus guter Familie: Leidensgeschichte eines Mädchens“ wurde die deutsche Autorin Gabriele Reuter Ende des 19. Jahrhunderts über Nacht berühmt.

Agathe ist eine junge Frau, die perfekt in ihre Zeit passt. Sie fügt sich in die Gesellschaft ein, hat die Werte ihrer Eltern übernommen und verhält sich entsprechend angepasst. Sie ist in gesellschaftlichen Normen gefangen, was letztendlich dazu führt, dass sie erkrankt und in eine Nervenheilanstalt kommt.

Die Autorin hat das damalige Lebensgefühl in Bezug auf Familie, Ehe, Emanzipation, Frauenrechte, Schieflagen in der Gesellschaft und vieles mehr anhand ihrer Protagonistin eingefangen und eindrucksvoll in Worte gefasst. Agathe steht stellvertretend für viele andere Frauen ihrer Zeit und was sie erlebt hat und durchmachen musste, hat mich sehr berührt. Gabriele Reuter versteht es das Innerste ihrer Protagonistin darzulegen und zu verdeutlichen.

Abschließend gibt es ein ausführliches und aufschlussreiches Nachwort von Tobias Schwartz, dass den Roman gut einordnet und einiges in Bezug auf die Gesellschaft und die Zeit gelungen verdeutlicht.

Auch mehr als 130 Jahre nach dem ersten Erscheinen ist das Buch ausgesprochen lesenswert. Mich hat Gabriele Reuter mit ihrem klaren Blick wirklich beeindruckt.

Bewertung vom 23.06.2024
Graceland - Die Geschichte eines Sommers
Chase, Kristen Mei

Graceland - Die Geschichte eines Sommers


ausgezeichnet

Auf den Spuren des Kings

„Graceland – Die Geschichte eines Sommers“ ist das gelungene Debüt der Autorin Kristen Mei Chase.

Grace hat kein besonders gutes Verhältnis zu ihrer Mutter Loralynn. Deswegen verschanzt sie sich gerne hinter ihrer Arbeit in einer Steuerkanzlei und versucht die Kontakte auf das Notdürftigste zu beschränken. Loralynn ist großer Elvisfan und nun zu ihrem siebzigsten Geburtstag möchte sie gemeinsam mit Grace von Texas bis Tennessee nach Graceland fahren. Damit beginnt ein unglaublicher Roadtrip, in dem sich Mutter und Tochter wieder näher kommen. Grace beginnt damit auch ihre Mutter und ihre Liebe zu Elvis zu verstehen.

Grace und Loralynn sind zwei vollkommen unterschiedliche Charaktere. Während Loralynn eher ein wenig verrückt ist, voller Leben steckt und mit ihrer Begeisterung anstecken kann, mag Grace es lieber ein wenig strukturierter und ruhiger. Auf der gemeinsamen Fahrt lernen sie sich vollkommen neu kennen. Sie besuchen ihre Freunde, lernen neue Menschen kennen und es wechseln sich Momente voller Glück, Humor, innerer Zerrissenheit und tiefer Traurigkeit ab.

Der Schreibstil von Kristen Mei Chase liest sich angenehm. Der Roadtrip beinhaltet eine komplexe Mutter-Tochter-Beziehung, dabei gibt es ebenso viele humorvolle wie ernste und traurige Momente. Ich fand die Mischung sehr gut gelungen.
Kurze Textnachrichten, die Grace an ihre Freundin Asha schreibt, geben einen noch besseren Einblick in Grace Gefühlslage und über den Stand der Reise.

Abschließend hat die Autorin die Fahrt von Grace und Loralynn kompakt zusammengefasst. Sie ist die Strecke selbst abgefahren und ich finde, dass merkt man. Hier passt einfach alles.

Mich hat dieser Debütroman gut unterhalten, berührt und zum nachdenken gebracht. Nun bin ich gespannt auf weitere Werke von Kristen Mei Chase.