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Wedma

Bewertungen

Insgesamt 543 Bewertungen
Bewertung vom 22.11.2021
Helmut Schmidt am Klavier (eBook, ePUB)
Lehberger, Reiner

Helmut Schmidt am Klavier (eBook, ePUB)


sehr gut

„Helmut Schmidt am Klavier“ von Reiner Lehberger habe ich gern gelesen. Ein spannendes, aufschlussreiches, unterhaltsames Werk, das sich angenehm lesen ließ.
Das Buch ermöglicht ungewöhnliche Einblicke, man entdeckt die weniger bekannten Seiten an Schmidt und den Seinen, welch große Rolle die Musik in ihrem Leben gespielt hat.
Das Buch erzählt auch ein Stück der deutschen Geschichte aus dieser recht unbanalen Perspektive, bringt die Gegebenheiten der damaligen Zeit nahe, was ich als interessant und bereichernd empfand, z.B. dass Schmidt ein Bach-Verehrer war und seine Kompositionen von der philosophischen Perspektive her auch in seine politischen Entscheidungen miteinfließen ließ, dass er aus dem Wohltemperierten Klavier Bachs Stücke, gerade nach harten Tagen, spielte; dass er ein Mozart-Konzert miteingespielt hat.
Mir war vorher gar nicht bekannt, vllt wie auch vielen anderen heutigen Lesern, dass Helmut Schmidt von Kindesbeinen Klavierunterricht hatte, dass er sich während des Krieges Leiklaviere angeschafft hatte, um in der freien von der Wehrmachtdienst Zeit üben zu können, dass er auch Orgelspielen gelernt hatte und später eine große Bedeutung dem Musikunterricht in den Schulen beimaß.
Das geniale Coverfoto hat mein Interesse an diesem Thema geweckt. Wer auf dem Foto ist, wann es aufgenommen wurde und wie es dazu kam, wird gleich zu Anfang erzählt und ein Bogen zum Anfang bis zum Schluss gezogen.
Fazit: Ein schönes, bereicherndes Werk. Wer Helmut Schmidt von dieser ungewöhnlichen Perspektive kennenlernen möchte, ist hier an einer sehr guten Adresse.

Bewertung vom 22.11.2021
Brötchen backen - einfach perfekt
Geißler, Lutz

Brötchen backen - einfach perfekt


sehr gut

Dass es nun ein Buch zum Thema Brötchenbacken gibt, habe ich mich gefreut. Endlich wurden diese schmackhaften kleinen Teile, ohne die selten ein gutes Frühstück gelingt, mit eigenem Buch gewürdigt.
13 Mal habe ich in den letzten paar Wochen nach den Rezepten des Buches gebacken, 11 verschiedene Rezepte ausprobiert. Und kann sagen: Die Rezepte sind ausgesprochen gut, recht problemlos durchführbar, man bekommt schmackhafte Brötchen, wenn man sich an das Vorgeschriebene weitestgehend hält, z.B. am besten mit einer Feinwaage die Kleinstmengen von Hefe abmisst und sonst auf die Mengen- und Temperaturangaben achtet, und dazu viel Zeit und Geduld mitbringt. Bei vielen Rezepten laboriert man durchaus 3 Stunden, bei manchen 5, am zweiten Tag, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Aber es lohnt sich. Und macht auch Spaß. Man erschafft etwas Gutes, z.T. nach alten Traditionen Gebackenes, was auch der ganzen Familie schmeckt. Was gibt es Schöneres als selbst gemachte, frisch gebackene Brötchen aus dem Ofen zu holen? Oft musste ich keine Auflagen wie Käse/ Aufstriche, haben, denn die Brötchen nach den Rezepten aus diesem Buch schmecken auch pur. Und wie. So kann jeder Tag beginnen.
Man kann auch als Anfänger in den Genuss dieses Buches kommen, schätze ich, denn die Dinge, die man dafür braucht, sind hier beschrieben, zwar kurz, aber das Wichtigste ist dabei, samt Fotos.
Die Prozesse wurden so erklärt, dass man sofort loslegen kann. Besonders gut sind die mit Fotos versehene Anleitungen, wie man die Brötchen richtig formt und faltet. Darin sehe ich einen extra Plus.
Sehr gut auch, dass das Grundsätzliche im Ablauf am Anfang beschrieben wurde. Die Arbeitsschritte und ihre Reihenfolge wiederholen sich. Je öfter man backt, desto mehr an Routine kommt rein, man weiß nach paar Mal, was als nächstes kommt, was zu tun ist, man kann besser planen und ggf. mehrere Rezepte gleichzeitig bearbeiten. Habe ich paarmal gemacht. Geht wunderbar.
So etwas Spezielles wie die Arbeit mit der Natronlauge, die für Laugengebäck nötig ist, wurde ebenso ausführlich und wohl bebildert beschrieben, wie die Fertigung des Blätterteiges und das Formen von z.B. Franzbrötchen, wie auch die Arbeit mit den anderen Teigen.
Ein wenig Kritik gibt es für die Fülle an Weizenbrötchenrezepten. Der Autor schreibt zwar die Entwarnung, aber diese erlaube ich mir anzuzweifeln. Es gibt zwar auch paar Roggen- (Roggenmisch und nur Roggen) und Dinkelbrötchenrezepte, aber im Vergleich zu Weizen sind es eher wenige. Mit oder aus Emmer- und Einkorn findet man keine Rezepte, was ich schade fand. Auch entpuppt sich so manches Rezept als etwas anderes als es zunächst verspricht, z.B. Bergsteigerbrötchen ist ein weißes, mit über Nacht eingelegten Trockenfrüchten angereichertes Weizenbrötchen, das eher süßlich rüberkommt. Bei dem Namen hätte ich eher an etwas kernigeres, nahrhafteres gedacht.
Bei den Beschreibungen hätte ich mehr Erklärungen gewünscht, im Sinne, warum machen wir dies oder jenes mit dem Teig oder mit dem Mehl, was soll dadurch erreicht werden, in etwa so, wie ich es in einem Video des Autors gesehen habe. So einige Erläuterungen hier waren mir etwas zu knapp, in etwa beim Thema Brötchen bedampfen. Ohne Tipps aus der Leserunde wäre ich genauso schlau wie vorher. Oder auch bei der Reihenfolge der Zutaten hätte ich so manches, nach meinen Erfahrungen in meinen Anfängen, nicht wie beschrieben gemacht. Aber gut. All dies ist im Grunde das Jammern auf dem hohen Niveau.
Man hat ein gutes, brauchbares Brötchenbackbuch, mit dem man, ob Anfänger oder Fortgeschrittene, durchaus etwas anfangen kann. Man soll sich am Anfang von nichts abschrecken lassen. Dann funktioniert es, ganz bestimmt. Mir ging es so.
Ich hoffe auf die Fortsetzung. Es gibt sicher noch mehr spannende Brötchenbackrezepte, die in diesen Band nicht geschafft haben. Ich freue mich schon auf Band 2 und 3. Und sobald die Folgebände da sind, bin ich mit Freude und Tatenkraft dabei.
Die Buchgestaltung ist sehr g

Bewertung vom 22.11.2021
Rock Me, Dostojewski!
Spieker, Markus;Bühne, David

Rock Me, Dostojewski!


sehr gut

Ein sehr lesenswertes Werk, das ich jedem nahelegen möchte, der mehr als das übliche Minimum über diesen großen Schriftsteller und bemerkenswerten Menschen wissen möchte.

Klappentext beschreibt den Inhalt passend.

Den Autoren ist es sehr gut gelungen, nicht nur ein Leben voller Höhen und Tiefen zu zeichnen. Auch diese Intensität, die seine Werke durchdringt und sie manchmal bis zur schieren Unerträglichkeit treiben lässt, ist hier wohl präsent und charakterisiert nicht nur den großen Schriftsteller sehr treffend, sie lässt ihn so hautnah erleben, als wäre er unser Zeitgenosse und stünde einem lebendig vor Augen. Auch seine Lebensklugheit, seine Weisheiten werden einem dabei zuteil.

Dies wurde u.a. auch durch die zahlreichen Zitate erreicht, ob aus Dostoewskijs eigener Feder oder aus den Aufzeichnungen seiner Frau, seiner Tochter, seiner Freunde, Kollegen usw. So erhält der Leser nicht nur das Portrait dieses großartigen Dichters, man erlebt ihn in diesem Buch so, wie er sehr wahrscheinlich war.

So manche Interpretation war mir doch nicht so ganz plausibel. Die Kapitelüberschriften hätten gern zurückhaltender ausfallen können. Weniger wäre hier mehr gewesen. In korrektem Deutsch hätte es vollkommen gereicht. Aber es sind, im Vergleich zu der Leistung insgesamt, Feinheiten und im Grunde das Jammern auf einem hohen Niveau.

Die Buchgestaltung ist ansonsten gut gelungen. Festeinband mit einem schönen Bild des Schriftstellers wie in einem Heiligenschien. Angenehme Schriftgröße, die Fußnoten gleich unten auf der Seite, sehr leserfreundlich, so gerät man nicht unnötig aus dem Lesefluss. Quellen- und Literaturhinweise, die Zeittafel findet man hinten um Buch.

Dieses Buch habe ich gern gelesen. Was ich vielen Lesern auch wünsche. Es ist ein sehr gutes, bereicherndes Werk, das Lust auf mehr macht, nämlich auf die Werke Dostoewskijs. Er war nicht nur ein großer Menschenkenner, er war auch Meister der Spannung, was ich oft genug beim Hören von „Der Idiot“, den ich parallel zu diesem Buch gehört habe, denken musste.

Man kann noch viel über dieses Buch referieren. Besser: selbst lesen und in den Genuss des Ganzen kommen.

Fazit: Ein sehr lesenswertes Werk. Sollte man kennen.

Bewertung vom 27.10.2021
Agata und das zauberhafte Geschenk (MP3-Download)
Ranno, Tea

Agata und das zauberhafte Geschenk (MP3-Download)


sehr gut

Eine schöne, atmosphärische Geschichte um kleinere und größere, verlorene und wiedergefundene Mädchen.

Es weihnachtet sehr, und die Leute um Agata feiern, wie es sich gehört, fröhlich, mit viel gutem Essen und Wein. Schön, diese funktionierende Gemeinschaft so hautnah zu erleben.

Teil 2 fällt anders aus, vom Thema und der Ausführung her. Nicht mehr so tief in die Kiste „Sex sells“ gegriffen, was ich sehr schön fand. Die einzige Liebesszene hätte von mir aus auch gern wegfallen können. Zwar gekonnt dargestellt, keine Frage, aber sein müssen tut sie nicht. Wer gern Erotik liest/hört, kann gleich in die entsprechende Abteilung wechseln. Hier ging es um etwas ganz anderes.

Auch in der Art zu erzählen blieb nach wie vor etwas, was Luft nach oben aufwies, vllt diese Detailliertheit der Darstellungen, vllt diese Unnahbarkeit der Hauptfigur, mit der man sich kaum identifizieren kann, vllt diese wenig hilfreichen Glaubensätze, die hier als Selbstverständlichkeit zugrunde gelegt wurden, vllt auch zu viel an Mystik.

Aber eine gute, optimistisch stimmende, unterhaltsame Geschichte, die an Weihnachten spielt, ist es. Ein wenig humorig und insg. recht nett,
die Frau beim heimischen Werkeln nebenbei hören kann.

Sehr gut gelesen von Götz Otto. Seine Art passt hervorragend zum Inhalt. Alle Figuren stehen einem lebendig vorm inneren Auge.

Ich bleibe auf die Fortsetzung gespannt und vergebe gern vier Sterne und eine Hörempfehlung.

Bewertung vom 19.10.2021
Es kann nur eine geben (MP3-Download)
Kebekus, Carolin; Tripke, Mariella

Es kann nur eine geben (MP3-Download)


ausgezeichnet

Carolin Kebekus war mir noch aus der heute-show im Zweiten bekannt. Klar wollte ich ihr Buch kennenlernen. Und am besten als Hörbuch, denn die Gelegenheit, sie zu hören, wie sie ihr eigenes Werk vorträgt, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Das Cover ist ebenso ein Hingucker, kongenial wie der Inhalt. Ernst und Humor Hand in Hand.
Das Hörbuch wurde ein voller Erfolg. Carolin Kebekus hat Ihr Werk großartig vorgetragen. Mehrmals musste ich schmunzeln, und hin und wieder auflachen. Es gab aber genug ernstere Dinge, die gesagt werden MUSSTEN. Und dies hat Carolin Kebekus wunderbar getan.
Sie spricht viele akute Themen mit dem Schwerpunkt Frauen an, für Details sehe Inhaltsverzeichnis im Buch, von der Erziehung der Mädchen, die vom Anfang an, durch entsprechendes Spielzeug und gängige Märchen eine untergeordnete Rolle eines Dummchens für ihr späteres Leben antrainiert bekommen.
Im Kapitel 4 hört man über die Rivalität unter Frauen, die oft auf einem primitiven Niveau verläuft und sich eigentlich eher kontraproduktiv erweist. Da musste ich denken „Teile und herrsche“ ist seit Jahrhunderten ein Erfolgsrezept für den Machterhalt der Männer. Was auch dazu führt, dass Frauen bis heute für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden, was in vielen Fällen zur Altersarmut führt, weniger oft in Schlüsselpositionen in größeren Unternehmen wiederzufinden sind, weniger Chancen auf interessante und lukrative Jobs haben uvm.
Im Endeffekt plädiert sie für Frauensolidarität (Kapitel 11 und 12). Was ich auch für goldrichtig halte. Es gibt Männerbunde, es sollten auch mächtige Frauenbunde geben. Auch Mentorinnen sollte es öfter geben, die jüngeren Frauen etwas beibringen, was ihnen im Leben weiterhilft.
Im Grunde, klar, nicht viel Neues, aber frau kann nicht oft genug diese Probleme thematisieren. Bis sie gelöst sind. Und wie Carolin Kebekus dies getan hat, mit guter Portion Ernst und Humor, das verdient ungeteilte Aufmerksamkeit.
Als Hörbuch kann man sich das Ganze wunderbar nebenbei anhören. Genug Stoff zum Diskutieren im Freundes- und Familienkreis liefert das Buch auf jeden Fall.
Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Hörempfehlung.

Bewertung vom 19.10.2021
Die Herrschaft der extremen Mitte
Deneault, Alain

Die Herrschaft der extremen Mitte


ausgezeichnet

Es ist ein sehr starkes, aufschlussreiches Werk, das man unbedingt kennenlernen sollte.
Klappentext beschreibt den Inhalt recht gut.
So oft ich in den letzten Wochen gedanklich an die Thesen von Alain Deneault zurückgedacht habe, wie oft ich ihn in meinem Freundes-/Bekanntenkreis weiterempfohlen habe! Er ist einmalig. Seine Sicht der Dinge, so klar und kritisch, seine messerscharfen Analysen so just auf den Punkt, sollte man kennen. Genug Diskussionsstoff bietet dieses Buch allemal.
Ein wenig erinnert er an den früheren Noam Chomsky. Aber er geht viel weiter. Und spricht einem oft genug aus der Seele. Was man sich so im Stillen dachte, bringt er in aller Klarheit in diesem Buch zur Sprache.
Es sind 3 Kapitel, die 3 Bereiche beleuchten: „Das ‚Wissen‘ und die Expertise“. Hier wird man u.a. eine gute Erklärung bekommen, warum die Wissenschaft und Forschung, das Studium und Promotion in dem Zustand heute sind, wie sie eben sind. Eine gute Entscheidungshilfe für all diejenigen, die sich evtl. für so einen Lebensweg entscheiden wollen. Deneault geht aber viel weiter. DA folgen noch viele klare Worte zum Zustand des heutigen Lebens der nicht-elitären Bevölkerung und warum das so ist, wie es ist.
In weiteren Kapiteln „Die Wirtschaft und Finanzen“ und „“Kultur und Zivilisation“ geht es ähnlich zu. Kritisch Status Quo betrachtet und darauf hingewiesen, dass es durchaus anders, besser für die meisten Menschen hätte laufen können uvm.
Ich gehe nicht weiter ins Detail. Original ist immer besser als eine zusammenfassende Nacherzählung. Schauen Sie in die Leseprobe, z.B. auf der Webseite des Verlages. Inhaltsverzeichnis und die ersten Seiten geben einen adäquaten Eindruck der Inhalte.
Eine sehr gute Idee ist jedenfalls: Selbst lesen.
Deneault zu lesen war für mich, als ob ich nach langer Durststrecke eine sprudelnde Quelle reinen Wassers entdeckt habe. Unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Es ist ein Augenöffner im besten Sinne. Auch wenn ich schon einiges von Kritikern des herrschenden Systems kennengelernt habe.
Solange es solche Autoren gibt, die so klar und kritisch denken und sich entsprechend mitzuteilen wissen, und die Verlage, die den Mut haben, diese Werke herauszubringen, ist vllt noch nicht alles endgültig verloren…? Bleibt zu hoffen.
Klar kann man sagen, hier und dort hätte es gern auch tiefer gehen können, z.B. beim Thema Kultur.
Man muss auch längst nicht mit allem einverstanden sein.
Aber diese Sicht der Dinge kennenlernen, das sollte man. Unbedingt.

Bewertung vom 17.10.2021
Die militante Madonna
Dische, Irene

Die militante Madonna


sehr gut

Den Roman habe ich sehr gern gelesen. Er ließ mich in die Zeit von Louis XV. eintauchen, diese Atmosphäre am Hof, voller Intrigen und Intrigant*innen, in die Zeit, in der es gang und gäbe war, dass die Geliebten des Königs die Personalentscheidungen trafen, die fachliche Eignung war dabei Nebensache.
Der Roman ließ mich bemerkenswerte Persönlichkeiten kennenlernen, die mir lange im Gedächtnis bleiben werden. Er hat mich wunderbar unterhalten und schöne Lesestunden geschenkt. Was will man mehr?
Klappentext beschreibt das Thema sehr gut. Die Versprechung wurde im Laufe der Geschichte voll eingelöst.
Eigentlich wollte ich nur kurz reinschauen, bin aber hängengeblieben, und nach paar Seiten war es unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen.
Die Hauptfigur ist eine spannende, blitzgescheite, vielschichtige Persönlichkeit, die sich auch zu präsentieren weiß. Da war klar, dass ihre Geschichte zu Ende gelesen gehört.
Sehr schön erzählt. Mit einer Prise Humor und Ironie, mit viel Menschenkenntnis, wie man es vom Vorgänger aus der Feder von Irene Dische kennt.
Viele Sätze habe ich markiert, die viel Wahres aussagen, und damals wie heute ihre Gültigkeit haben.
Parallelen zur heutigen Zeit ließen sich problemlos ziehen. Und sehe da, manche Dinge haben sich nicht geändert, unabhängig davon, ob ein Monarch oder einer der heutigen Auserwählten an der Macht steht.
Das Thema Unterdrückung der Frauen wurde wunderbar plastisch zum Ausdruck gebracht. Schon allein die Kleiderordnung, die Enge der Korsette, die kaum das normale Atmen zuließen, die Schuhe, die nicht zum Laufen geeignet waren, die Perücken, alles war da, um die Frauen einzuengen und sie möglichst klein zu halten.
Etwas schade fand ich, dass das Rückgrat der Geschichte um die Beziehung zwischen der Hauptfigur und Pierre de Beaumarchais aufgebaut wurde. Dies trat zu sehr in den Vordergrund. Man hätte es besser lösen können.
Aber sonst war alles top. Mehrmals musste ich schmunzeln, zustimmend nicken. Und der letzte Satz brachte es wohl auf den Punkt.
Sehr gern gelesen.

Bewertung vom 17.10.2021
Wolkenkuckucksland
Doerr, Anthony

Wolkenkuckucksland


ausgezeichnet

Ein sehr lesenswertes Werk, eindeutig literarisches Lesehighlight in diesem Herbst, das mich bestens unterhalten hat. Eine klare Leseempfehlung.
Auch wenn es einem erst etwas seltsam, kompliziert, unnahbar, wie auch immer, erscheinen mag, die Bedenken beiseiteschieben und lesen! Lesen und Nachdenken. Nachdenken und mit Freunden/Familie darüber reden.
Es ist in großartiges Werk, das sich sehr angenehm lesen lässt, uns den Spiegel vors Gesicht hält, so manches aus der Vergangenheit holt und für die Zukunft voraussagt und noch vieles mehr.
Der Autor ist ein talentierter Erzähler. Mit nur wenigen Worten vermag er so viel zu erreichen! Schon auf den ersten Seiten fühlte ich mich abgeholt, das Kopfkino startete sofort und endete noch gar nicht, auch nachdem die letzten Seiten seit paar Tagen ausgelesen sind. Gedanklich kehre ich immer wieder zu diesem Werk zurück. Besonders oft ertappte ich mich bei der Botschaft aus dem Buch: Gegenüber den Sprachassistenten wie Sybil, man kennt entsprechende Äquivalente in der heutigen Welt, die gesunde Skepsis bewahren. Das damit einhergehende Hinterfragen der Richtigkeit ihrer Aussagen sollte an der Tagesordnung stehen. Das kann Leben retten. Auch, dass das Glück evtl. nicht in der Ferne liegt, uvm.
Es gibt mehrere Erzählstränge: zwei spielen in der Vergangenheit, wenn man die Geschichte um den Hirten von Diogenes als solche nimmt, einer in der Gegenwart und einer in der Zukunft. Alle sind auf eine bestimmte, feine Art miteinander verwoben, sodass das Geschehen in allen Strängen als Puzzleteilchen eines größeren Bildes erscheinen lässt.
Mit nur wenigen Griffen schaffte Anthony Doerr, mich für seine Hauptfiguren zu begeistern. Viele lebten in fernen Zeiten, sie waren mir aber vom Anfang sympathisch, ich musste wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Dabei fielen sie weder besonders hübsch noch außerordentlich klug aus. Sie hatten aber die Eigenschaften, die ihnen und ihren Lieben weiterhelfen konnten.
Es war spannend zu schauen, wie geschickt der Autor mit Parallelen und Kontrasten gearbeitet hatte.
Mehrere Themen sind in den Erzählteppich hineingewoben worden, darunter: Ausbeutung und Gewalt gegen Frauen; Gesellschaftskritik bezüglich des Umgangs mit weniger gut betuchten Menschen, auch mit Menschen, die anders sind als die Norm, wer auch immer diese festgelegt hat. Die Umweltzerstörung und ihre Folgen sind sehr beeindruckend dargestellt worden. Die Zukunft schaut schon schaurig aus. Ebenso beeindruckend ist das Bild der zerstörerischen Wirkung der Kriege. Es ist ein flammendes Plädoyer gegen die Kriege aller Art, stark in Szene gesetzt. Das Werk zeigt auch sehr deutlich, wie Propaganda und Hirnwäsche wirken und was sie bewirken.
Das Wie des Erzählten ist geradezu genial: Schlicht und ergreifend, bildhaft, plastisch, alles erscheint zum Greifen nah. Man ist stets mitten im Geschehen. Und doch wird man durch regelmäßig auftauchende Wendungen gründlich überrascht. Diese überraschenden Wendungen sind wortwörtlich zu nehmen: Wie es weitergeht, kann man (meist) nicht voraussehen. Es wird also nicht langweilig. Und das Märchen im Märchen Element, das immer wieder auftaucht, ist wie ein Tüpfelchen auf dem i.
Hinzukommt noch eine Menge an guten Fragen, Sprüchen, Sätzen, gleichmäßig im Text verteilt, die uns auf bestimmte (gefährliche) Entwicklungen aufmerksam machen, viel Stoff zum Nachdenken liefern uvm.

Fazit: Sehr, sehr lesenswert. Eindeutig ein literarisches Lesehighlight in diesem Herbst. Zum Vorlesen eignet sich der Roman auch sehr gut. Eine Fülle an Geschichten um die einfachen Menschen, ob kurz oder lang, komplex oder simpel, alle zusammen liefern sie viel Stoff zum Nachdenken und regen Meinungsaustausch.
Ich habe schöne, erfüllte Lesestunden damit verbracht, was ich Euch auch wünsche.

Bewertung vom 01.10.2021
Der Sucher (eBook, ePUB)
French, Tana

Der Sucher (eBook, ePUB)


sehr gut

Nicht der stärkste oder beste Roman der Autorin. Hat aber durchaus positive Seiten an sich und kann erfüllte Lesestunden schenken, wenn man Tana French mag. Die Einsteiger sollten lieber zu ihren früheren Werken greifen.
Diesen Roman habe ich gern gelesen. Es war mir eine willkommene Lektüre abends zur Entspannung. Dabei habe ich mich erinnert, wie gern ich Tana French auch früher gelesen habe: Ihre Art, Geschichten zu erzählen, die Figuren in Szene zu setzen, die allesamt wie dem wahren Leben entsprungen zu sein scheinen, ihre Gedanken, Emotionen, Beweggründe zu beschreiben uvm. Die Aussagen, die sich aus dem Ganzen folgern lassen, bleiben mir noch lange in Erinnerung.
Auch dieser Roman ist eher ein literarisches Werk. Doch es bleibt nicht ausschließlich beim abstrakten Beschreibenden. Es gibt ein Ziel, das der Handlung eine Richtung gibt, und am Ende gibt es eine nachvollziehbare Auflösung. Einige Elemente sorgen für latente Spannung, die bis zum Schluss bleibt.
Tana French schildert die irische Naturidylle, sehr atmosphärisch, zum Greifen nah, sodass man sich wie in einem Kurzurlaub in Irland fühlt.
Inmitten der schönen, fast unberührten Natur versucht der ehemalige Cop aus Chicago ein altes Haus, und auch sein Leben, eine Art Parallele hier, wieder ins Lot zu bringen. Doch in diesem überschaubaren Dorf tun sich die Abgründe auf.
Die gesellschaftlichen Verhältnisse, die sozialen Probleme, die erst nach und nach ans Licht kommen, sind alles andere als idyllisch. Die Perspektivlosigkeit der Jugend, die dem Drogenhandel am Ende zum Opfer fällt, die Machtlosigkeit der älteren Generation, irgendetwas daran zum Positiven zu verändern, wurden überzeugend dargestellt. Gerade am Ende, die Dinge über die Probleme der jungen Männer, die der alteingesessene Nachbar von Cal sagt, trifft es genau.
Nicht alles war allerdings so bierernst. An mehreren Stellen musste ich schmunzeln. Die eine oder andere Aussage über die Welt und die Menschen darin rief ein zustimmendes Nicken hervor. Einiges war so süß zum Ausdruck gebracht!
Die Aussagen zu den Themen: Familie, Freundschaft, Partnerschaft, Erwachsenwerden, Platz in der Welt finden erschienen mir sehr treffend und wurden kunstfertig in den Erzählteppich eingewoben.

Diesen Roman höre ich gerade. Die gekürzte Fassung. Aber trotzdem sehr schön, atmosphärisch. So manches kommt deutlicher zur Geltung.

Bewertung vom 29.09.2021
Agata und ihr fabelhaftes Dorf (MP3-Download)
Ranno, Tea

Agata und ihr fabelhaftes Dorf (MP3-Download)


sehr gut

Dieses Werk habe ich als Hörbuch geistig „verspeist“. Eine interessante, leicht humorige Geschichte mit einigen mythischen Elementen, mit der Hauptaussage: Frauen an die Machtdie ich wunderbar beim heimischen Werkeln kennenlernen konnte. Und als ich hörte, dass es Fortsetzung gibt, dann war klar, dass auch Teil 2 auf meinem Abspielgerät landet.
Klappentext beschreibt die Eckpunkte ganz gut.
Überrascht hat mich diese Geschichte auf vielerlei Art.
Dass sie so deutlich gesellschaftskritisch wird, hätte ich nicht gedacht. Am Beispiel des kleinen Dorfes wurde hier der heutigen Gesellschaft Spiegel vors Gesicht gehalten. Die skrupellosen, machtgierigen Männer zerstören das wenige noch gebliebene Gute, bloß um ihre Ansprüche zu befriedigen und ihren Status zu stipulieren, was der Gemeinschaft aber nichts nachhaltig Gutes verspricht. Dagegen gibt es eine harmlos wirkende Frau, frei von Machtgehabe und weitestgehend in politischen Dingen unerfahren, sie macht dann das Rennen und wird zum Oberhaupt des Dorfes. Was Frauenrolle angeht, mutet diese Geschichte geradezu märchenhaft an.
Die Fülle an Stellen, die mit Liebesszenen und dergleichen zu tun haben, hat mich ebenfalls überrascht. Die Bevölkerung des Dorfes hat scheinbar nichts weiter im Kopf. Gutes Essen kommt an zweiter Stelle noch dazu.
Aber insgesamt ist dies eine gute Unterhaltung. Leicht humorig, ganz nett als Nebenbei Unterhaltung. Ich bleibe auf Teil 2 gespannt und vergebe 4 Sterne.