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Anonym

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2024
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


sehr gut

Tiefgender Blick aufs Leben


Im Kern der Geschichte steht Cora Hübsch, die nun, nachdem ihre Kinder ausgezogen sind, feststellen muss, dass durch die anstrengenden Jahre mit den Kindern auch ihre Ehe mit Dito massiv gelitten hat. Durch ihr Tagebuch wird sie wieder auf ihre alte Liebe Daniel aufmerksam. Doch zwischen Daniel und Cora steht noch immer Coras Schuld, die sie an einem Happy End hindert. Ich habe „Eine halbe Ewigkeit“ gelesen ohne vorher „Mondscheintarif“ gelesen gehabt zu haben. Vielleicht erklärt sich daraus, warum mir der Zugang zur Geschichte und den Figuren so schwer fiel. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass die Themen, die Frau Hübsch beschäftigen, für mich noch zu weit in der Ferne liegen.

Der Roman will im Vordergrund vor allem einen Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre von Cora Hübsch werfen. So verfolgen wir Hübsch dabei, wie sie ihr Leben reflektiert und mit ihren alltäglichen Problemen im Alter hadert. Zum Ende hin wird die Geschichte dann richtig emotional, wenn es um die Entscheidung, die Cora Hübsch damals getroffen hat, geht. Diesbezüglich empfand ich die Aufarbeitung wirklich gelungen, weil ähnliche Reaktionen in einem solchen Fall sehr vorstellbar sind. Auch wenn ich mich mit Hübschs Problemen nicht identifizieren konnte, empfand ich den ehrlichen und tiefgehenden Blick auf ihr Leben mal etwas anderes und stellenweise hat er mich auch sehr nachdenklich gemacht. Somit würde ich die Geschichte vor allem, Frauen, die Cora Hübschs Probleme mit dem Alter nachvollziehen können, empfehlen.

Bewertung vom 29.02.2024
Der Spurenfinder Bd.1
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder Bd.1


ausgezeichnet

Wohlfühlbuch, das fantastische Elemente mit Witz und einem Kriminalfall kombiniert


Der Spurenfinder Elos von Bergen hat gemeinsam mit seinen Kindern Ada und Naru fast jeden Fall lösen können. Doch nachdem es fast zu einem tödlichen Konflikt gekommen wäre, wollte er sich eigentlich zur Ruhe setzen und ist dazu mit seinen Kindern nach Friedhofen gezogen. Doch dann geschieht ausgerechnet in diesem geruhsamen Dorf ein Mord. Und wer anders als Elos von Bergen könnte ihn lösen?

Der Spurenfinder verbindet fantastische Elemente mit Witz und einem Kriminalfall und ist deswegen ein ganz besonderes Buch. Im Gegensatz zu anderen Krimifällen fühlt dieser Roman sich dank der fantastischen Elemente nach einem Wohlfühlbuch an, in dessen Welt man gerne eintaucht. Dazu tragen auch die beiden Zwillinge Ada und Naru bei, die man aufgrund ihrer humorvollen und durchtriebenen Art schnell ins Herz schließt. Der Kriminalfall ist undurchsichtig, wodurch ich viel Spaß beim Miträtseln hatte. Besonderes Highlight sind die vielen Illustrationen, die das Geschehen toll graphisch wiedergeben.

Für mich war das Buch dank der Mischung aus fantastischen Elemente mit Humor und einem Kriminalfall ein absolutes Wohlfühlbuch, sodass ich es allen die eine schöne Geschichte suchen, gerne empfehle.

Bewertung vom 29.02.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Hochaktuelle Fragen zur Literaturbranche


Mit „Yellowface“ bespricht R. F. Kuang hochaktuelle Fragen zur Literaturbranche. Es geht um kulturelle Aneignung, darum, wer überhaupt die Möglichkeit bekommt, zu veröffentlichen und wer über welches Thema schreiben darf. Daneben versteht man die Literaturbranche nach der Lektüre deutlich besser.

Kuangs Schreibstil nimmt einen gleich zu Beginn von der Handlung ein. Sie spinnt die behandelten Themen in einen spannenden Thriller, bei dem einem trotz Junipers unsympathischen Art das ständige Mitfühlen, ob Juniper auffliegt, bleibt.
Denn Juniper stiehlt nach einem Unfall, bei dem die chinesisch-amerikanische Autorin Athena Liu stirbt, deren Manuskript, überarbeitet es und gibt es schließlich als ihr Werk aus. Dies ist umso brisanter, weil der Roman von den chinesischen Heldentaten im 1.Weltkrieg handelt und Juniper im Gegensatz zu Athena keinen chinesischen Hintergrund hat, ihr Name Juniper Song aber den Eindruck erwecken möchte. Daran anknüpfend werden die Fragen, wer wie veröffentlichen darf, gestellt.

Ein brillanter Roman, der einen mit vielen klugen Fragen zur Literaturbranche konfrontiert und deren Schattenseiten aufzeigt.

Bewertung vom 29.02.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

Das Schicksal eines Kindes, das stellvertretend für eine ganze Generation und Region steht


Demon Copperhead hat es schon zu Beginn seines Lebens nicht leicht: sein Vater ist vor seiner Geburt gestorben, seine Mutter ist drogenabhängig. Sein weiteres Leben wird von diesem Schicksal geprägt sein. Er wird in unterschiedliche Pflegefamilien geschickt, die ihn nur wegen des Geldes oder seiner Arbeitskraft aufnehmen und erlebt so Hunger und Armut am eigenen Leibe.

Bis er eines Tages auch noch in die Drogensucht rutscht. Schonungslos ehrlich erzählt Barbara Kingsolver von den brutalen Auswirkungen auf sein Leben. Seine Geschichte steht stellvertretend für eine ganze Generation, der man nachlässig Schmerzmittel verschrieben hat und die so unfreiwillig in die Drogensucht reingerutscht sind. Anhand der vielen gut recherchierten Details wird Kingsolvers intensive Beschäftigung mit der Opioidkrise deutlich.

Demon Copperheads Geschichte ist in Kingsolvers Heimatregion, den Appalachen angesiedelt. Neben den schrecklichen Zuständen, die sie in den Blick nimmt, lernen wir auch ihre Einwohner, die Melungeons kennen.
Kingsolver erzählt die Geschichte authentisch aus der Sicht eines Kindes und lässt durch die vielen Details die harte Realität deutlich werden. Die Themen, die Kingsolver thematisiert, sind stark in das Leben ihres Protagonisten Demon eingebettet und werden erst durch dessen Entwicklung begreifbar.

Ein beeindruckender Roman, der einen noch lange danach zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 22.02.2024
Nature Guide Wildpflanzen
Ester, Theresa

Nature Guide Wildpflanzen


ausgezeichnet

Wildpflanzen leicht und sicher bestimmen


Durch Theresa Ester-Nackes praktische Herangehensweise ist es möglich, Wildpflanzen leicht und sicher zu bestimmen. Erster Bestimmungsschritt ist die Farbe der Blüten. Dementsprechend ist das Sachbuch auch aufgebaut. Durch die Unterteilung in die Blütenfarben weiß, rot, gelb, blau und grün/braun können die in Frage kommenden Wildpflanzen schnell eingegrenzt werden, sodass man direkt im entsprechenden Kapitel nachschlagen kann.

In einem nächsten Schritt geht es um die Blütenform und den Blattaufbau. Dafür verwendet Ester-Nacke anschauliche Bilder, die das Aussehen der Wildpflanze detailreich vermitteln. Insbesondere wird die Bestimmung durch die Pfeile innerhalb der Bilder erleichtert, anhand derer das genaue Merkmal gezeigt und am Rande nochmals beschrieben wird. Immer mal wieder stellt sie verschiedene, ähnlich aussehende Pflanzen mit Bildern gegenüber und zeigt, wie es leicht möglich ist, diese voneinander zu unterscheiden. Wer auf der Suche nach einer bestimmten Wildpflanze ist, dem verhilft das alphabetische Register am Ende des Buchs.

Besonders gut gefällt mir, dass trotz des schmalen Formats ein paar tolle Rezepte enthalten sind. Zwischendrin gibt es immer wieder Anregungen, z.B. wie man Waldmeister zu einer Maibowle verarbeiten oder ein Veilchen-Bärlauch-Salz herstellen kann. Richtig innovativ fand ich die Idee, Schlehen zu falschen Oliven zu verarbeiten. Das muss ich unbedingt testen.

Insgesamt ein wirklich hilfreiches Buch, das einen befähigt, Wildpflanzen leicht und sicher zu bestimmen und viele tolle Inspirationen bietet. Durch das kleine und schmale Taschenbuchformat passt der Nature Guide perfekt in jeden Rucksack und wiegt nicht viel.

Bewertung vom 21.02.2024
Die geheime Gesellschaft
Penner, Sarah

Die geheime Gesellschaft


sehr gut

Kombiniert Kriminalfall und Spiritualismus


Lenna Wickes möchte endlich herausfinden, von wem ihre Schwester Evie ermordet wurde. Dafür begibt sie sich zu der Spiritualistin Vaudeline D’Allaire, die bei Séancen Kontakt zu Mordopfern aufnimmt und so die Wahrheit ermitteln kann. Um den Mord aufzudecken, arbeiten Evie und Vaudeline mit der Séance Socienty, einem Londoner Männerclub für Spiritualität zusammen, geraten dabei aber selbst in Gefahr…

Zwei sich abwechselnde Perspektiven, die von Lenna Wickes und die von Mr. Morley, einem Mitglied der Séance Society, erhalten die Spannung. Das gewählte Thema des Spiritualismus ist mal etwas ganz anderes und hat dadurch für eine gute Unterhaltung gesorgt. Insbesondere war es spannend, wie der Mordfall dadurch aufgedeckt wurde und welche überraschenden Wendungen Sarah Penner in die Geschichte eingearbeitet hat. Demgegenüber hätte es die Liebesgeschichte für mich persönlich nicht gebraucht, da sie aber nur am Rande vorkommt, hat sie keinen zu großen Teil eingenommen.

Somit eine Geschichte mit einem toll erzählten Handlungsstrang, die den Kriminalfall mit der Kombination aus Spiritualismus mal anders angeht.

Bewertung vom 20.02.2024
Der Spion und der Verräter
Macintyre, Ben

Der Spion und der Verräter


ausgezeichnet

Extrem spannendes Sachbuch, das einen tiefen Einblick in die Arbeit von KGB und MI6 gewährt


Ben Macintyre versteht es wie kein zweiter, sachliche Informationen höchst spannend zu erzählen. In seinem neuesten Sachbuch geht es um den Doppelagenten Oleg Gordijewski, der vom KGB zum MI6 übergelaufen ist.

Macintyre konnte für „Der Spion und der Verräter“ Oleg Gordijewski höchstpersönlich interviewen, aber auch die beteiligten MI6 Beamten befragen. Die vielen Informationen, die wir in diesem Buch bekommen, gewähren damit einen tiefen Einblick in die Spionage von KGB und MI6, aber auch CIA, der gerade zur aktuellen Zeit umso spannender ist. Insbesondere wenn man Gordijewskis hohe Position innerhalb des KGB bedenkt, wird deutlich, wie einzigartig sein Einblick in die Denk- und Arbeitsweise des KGB ist.

Doch Ben Macintyre gelingt es auch, die nötige Distanz zu wahren und aufzuzeigen, dass Gordijewski zunächst sehr hinter dem russischen System stand und erst nach und nach seine Überzeugung für die westlichen Werte entstand.
So bettet er die Spionagegeschichte in das Leben von Oleg Gordijewski und zeigt uns dessen Herkunft und Werdegang auf. Nach und nach wird so deutlich, was Gordijewski zum Überlaufen bewegt hat. Gerade unter Berücksichtigung, welcher Gefahr sich Oleg damit ausgesetzt hat und dass er selbst mit seiner Frau nicht darüber reden konnte und auch heute in Großbritannien noch extrem zurückgezogen leben muss, ist dieser Mann umso bewundernswerter. Das ganze Ausmaß dieser Gefahr wird im letzten Drittel deutlich, wenn wir Gordijewski bei seiner Flucht aus der Sowjetunion verfolgen.

Somit ein hoch spannendes Sachbuch über einen extrem mutigen Doppelagenten, das nichts an seiner Aktualität verloren hat.

Bewertung vom 14.02.2024
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


sehr gut

Gesellschaftliche Schicksale in Lübeck zur Kaiserzeit


Lübeck, 1890: Im kleinsten Staat des deutschen Reiches lebt Familie Lindhorst, eine konservative und kaisertreue Familie. Unsereins erzählt von den acht Kindern der Familie Lindhorst. Daneben geht es aber um viel mehr: jedes Schicksal eines Familienmitglieds steht sinnbildlich auch für die gesellschaftlichen Gegebenheiten zu der Zeit. Um diese einfangen zu können, wirft Inger-Maria Mahlke daneben auch einen Blick auf die Angestellten der Lindhorsts, wie des Dienstmädchens Ida. Die politischen Gegebenheit werden mit einem Ratsdiener und verschiedene Senatoren thematisiert.

Zunächst hatte ich etwas Mühe mich unter den vielen Personen zurechtzufinden, habe mich dann aber entschlossen am Anfang immer nochmals im Personenverhältnis nachzuschlagen, wie die Personen zueinander stehen. So kam ich schnell in die Geschichte und entwickelte immer mehr Interesse an den verschiedenen Figuren.

Denn Unsereins stellt vor allem die verschiedenen Figuren in den Vordergrund und möchte von ihren Schicksalen erzählen. Die Schicksale der verschiedenen Personen sind dabei oft konträr, sodass es umso spannender war die Entwicklung der Figuren zu verfolgen.
Mahlke erzählt uns von den Schicksalen der Frauen, für die, egal ob arm oder reich, ein anderes Schicksal als für die Männer vorgesehen war. Daneben geht es aber auch um Homosexualität und deren Verfolgung. Und nicht zuletzt um die politischen Zustände, wie den immer noch bestehenden Antisemitismus, unter dem auch Familie Lindhorst zu leiden hat.

Kurzum gelingt es Mahlke mit Unsereins, ein gesamtgesellschaftliches Bild der damaligen Zeit abzubilden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, mich mit den vielen Personen zurechtzufinden, haben mich die vielen Schicksale nicht mehr losgelassen und ich habe Unsereins begeistert gelesen.

Bewertung vom 12.02.2024
Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
Raether, Till

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?


gut

Für Personen, die Till Raether kennen und schätzen


In seinem neuesten Buch „Hab ich noch Hoffnung oder muss ich mir welche machen“ beschäftigt sich Till Raether detailliert mit der aktuellen Klimakrise und was diese mit unserer Hoffnung macht.

Gut gefallen hat mir, dass Raether direkt klarstellt, dass er selbst aus einer privilegierten Lage auf das Thema blickt. Und man dennoch auch aus einer privilegierten Lage angesichts der aktuellen Weltlage die Hoffnung verlieren kann. Konkret widmet sich Raether vor allem der Klimakrise, da er gerade durch seine eigenen Kinder auch viel damit konfrontiert wird. Viel ist aber auch von Depressionen die Rede, unter denen Raether selber leidet und die auch schon seine Mutter betroffen haben. So wird deutlich, dass dieses Buch ein sehr persönliches Buch ist, bei dem Raether viel von seinem eigenem Erleben und seinen Ansichten erzählt. Am Ende kommt er zum Ergebnis dass auch wenn alles noch so aussichtslos ausschaut, wir die Hoffnung nicht verlieren dürfen. Generell waren seine Gedanken und seine Erlebnisse spannend zu lesen. Was das Buch aber nicht bieten kann, ist eine konkrete Lösung, wie man die Hoffnung behalten kann. Deswegen vor allem für Personen, die Till Raether kennen und schätzen, empfehlenswert.

Bewertung vom 12.02.2024
Das Abenteuer im Fuchswald / Hilda Hasenherz Bd.1
Goldfarb, Tobias

Das Abenteuer im Fuchswald / Hilda Hasenherz Bd.1


ausgezeichnet

Abenteuerreiche Geschichte rund um die mutige Häsin Hilda


Hilda Hasenherz ist ein Buddelhase und muss deswegen den ganzen Tag nach Möhren buddeln, um den strengen Baron von Ratzezahn nicht zu verärgern. Doch als Hilda herausfindet, dass der Baron die Möhren nur hortet, um mit einer Million gesammelter Möhren Hasenkönig zu werden, ganz wie es ein altes Hasengesetz besagt, beschließt Hilda etwas dagegen zu unternehmen…

Ich habe das Hörbuch zu Hilda Hasenherz gehört. Hierbei wurde sehr viel wert darauf gelegt, dass Kinder beim Zuhören nicht mit den Gedanken abschweifen. Zum einen gab es für jedes Tier einen anderen Sprecher, und die Sprecher haben ihre Figuren toll verkörpert und entsprechend vorgelesen, wodurch es sehr leicht war, die vielen Tiere auseinanderzuhalten. Unter den Sprechern waren passend zum jeweiligen Charakter auch Kinder, so z.B. bei der jungen Hilda. Zum anderen wurden sogar 2 Songs aufgenommen, einer zu Biber Django und einer zur Heldin Hilda, die Kindern sicher viel Freude bereiten werden.

Hildas Hasenwelt war durch die vielen, detailliert ausgearbeiteten Tiere unterhaltsam zu entdecken und die Spannung blieb so konstant aufrechterhalten. Zudem steht im Vordergrund der Geschichte mit Hilda eine mutige Protagonistin, die zeigt warum es sich lohnt, sich selber etwas zuzutrauen. Daneben wird vermittelt, wie wichtig Freundschaft ist und dass man zusammen alles schaffen kann. Hilda Hasenherz bietet ein wirklich tolles Abenteuer, das ich nur empfehlen kann.