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Top-Rezensenten Übersicht

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Gurke
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 157 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2013
Macht
Weiss, David G. L.

Macht


sehr gut

Die Ethnologin Josephine ist genervt von dem Wust an unnötigen E-mails in ihrem Postfach und den vielen Studenten aus besserem Hause, die mit ihren Sorgen und vermeintlichen Nöten ihre Sprechzeit belagern. Eine Nachricht von dem Pfarrer Gabriel aus Österreich lässt sie dann aber doch aufhorchen, denn er ist ihr bester Freund und zugleich letzte Verbindung in ihre Heimat, der sie den Rücken gekehrt hat. Er berichtet von seltsamen Leuchtbildern am Grabstein des durch eigene Hand jung gestorbenen Philosophen Otto Weininger und ungewöhnlichen Opfergaben auf dem Friedhof in Form von Totenkopfringen. Stellen die seltsamen Schmuckstücke eine Verbindung zu der SS dar, einem anderen geheimen Verbund oder sind sie nur aus jugendlichem Leichtsinn dort gelandet? Als kurz darauf Gabriels Leiche entdeckt wird, weiß Josi, dass sie besser schon früher die Recherche aufgenommen hätte..

Wer die Möglichkeit hat in den Prolog von „Macht“ zu schnuppern, sollte sich die Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen, denn der Einstieg in das Buch mit der Erkundung des ehemaligen Fahrerbunkers in Berlin ist wirklich gigantisch, sehr kraftvoll und stimmt hervorragend auf den Thriller ein, der eine sehr gelungene Mischung aus historisch wichtigen Stützpfeilern und Hetzjagd der Gegenwart darstellt. Aber auch der weitere Verlauf muss sich nicht dahinter verstecken, denn schon bald erfahren wir Leser eine Menge über bekannte und auch eher ungewöhnliche Verschwörungstheorien, die mich sofort fesseln konnten und zu eigenen Nachforschungen annimierten.
Der Vergleich zu dem legendären Dan Brown liegt deshalb nahe und hat sich spätestens nach der Hälfte der Lektüre für mich gezeigt, da viele actionreiche Wendungen und düstere Gestalten für reichlich Adrenalin beim Schmökern sorgen. Eine 1+ mit Sternchen bekommt der Schreibstil von mir verliehen für sehr schön ausgeklügelte Sätze, kluge Dialoge und insgesamt ein hohes Niveau für dieses Genre, was allerdings auch zur Folge hatte, dass man teilweise sehr konzentriert lesen muss, um nicht den Anschluss zu verpassen. Besonders im letzten Drittel hatte ich persönlich damit auch so meine Probleme, weil ich gerne abends im Bett lese und dann einfach zu viel Wissen und Hinweise auf mein dämmerndes Ich ein gesprudelt sind.
Das Finale war dann ein wenig zu fad, um mit dem beachtlichen Rest des Thrillers mitzuhalten, was den Punktabzug erklärt. Dennoch hat der Plot ein gutes Potenzial um verfilmt zu werden und auch auf der Leinwand die Spannung prima zu projizieren.

Abschließend kann ich sagen, dass ich „Macht“ zu einem späteren Zeitpunkt wahrscheinlich noch einmal lesen werde, damit ich das dichte Netz an Informationen mit noch mehr Lesevergnügen beschreiten und noch die letzten düsteren Winkel beleuchten kann – außerdem ist eine Fortsetzung geplant für die vermutlich aufgefrischte Kenntnisse ganz hilfreich wären, wie ich den Autor kennen bzw. lesen gelernt habe. ;-)

Bewertung vom 30.10.2013
Ziemlich beste Freundinnen
Ruppert, Astrid

Ziemlich beste Freundinnen


gut

Konstanze Keller-Stein steht kurz vor dem Lagerkoller, denn seit ihrem Treppensturz mit einhergehendem komplizierten Beinbruch steht die Welt der ehrgeizigen Kardiologin zwangsweise still. Ausgerechnet jetzt wo die Wahl zum neuen Chefarzt auf Hochtouren läuft, auf dessen Stelle sich auch ihr Mann Philipp beworben hat, wird der zweifachen Mutter eine Kur im idyllischen Hessen verordnet – weit weg von Zuhause. Wie wird ihre chaotische Rasselbande den Alltag ohne strikte Planung und ihre feste Hand bewältigen und wie soll Konstanze sich entspannen, wenn durch eine technische Fehlbuchung kein Einzelzimmer verfügbar ist und sie notgedrungen mit der Geringverdienerin und verhinderten Kosmetikerin Jacqueline auf engstem Raum leben muss, die komplett andere Werte als sie selbst vertritt?

„Wow“, sagte Jacqueline. „Jedes Kind ein eigenes iPhone.. Na, bei mir hat jedes Kind einen eigenen Vater.“ (S.224)

Nach Astrid Rupperts Roman „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, der mich sehr begeistern konnte, wartete ich schon gespannt auf die Erscheinung von „Ziemlich beste Freundinnen“, mit der Hoffnung, dass die Autorin wieder eine Art Überraschungserfolg schaffen würde, der aber dieses Mal leider ein wenig ausblieb.

Es gab durchaus einige Szenen, die humorvoll waren und mit der Mischung aus Reha-Alltag und zwischenmenschlichen Aneckungen einen charmanten Reiz hatten, doch insgesamt plätscherte die Handlung etwas schwunglos dahin, was aber nicht an den Krücken der Hauptperson lag. Unterbrochen wurde das Erzählte immer wieder von diversen Schlagabtäuschen der Protagonistinnen, die lautstark ihre eigene Wünsche und Hoffnungen verteidigten, schmollten und danach wieder freundschaftlich dem Schnaps zusprachen. Mit beiden Extremen konnte ich mich nicht identifizieren und die Wechsel von himmelhochjauchzender Harmonie zu zickigem Streit waren schlichtweg für mich zu pubertär, wobei ich sowieso kein Fan der überspitzen Dialoge bin.

Nichtsdestotrotz hat sich dieses Frauenbuch wieder angenehm flüssig lesen lassen, was dem geradlinigen und trotzdem behaglichen Schreibstil zu schulden ist und an einigen Punkten regten mich „Konnis“ und „Jackis“ Dispute sogar zum Nachdenken an, obwohl mich diese spezielle Freundschaft nicht so berührt hat und das Ende mich sogar etwas langweilte. Als Aufmunterung für Bekannte, die lustlos auf Kur fahren müssen, hat das merkwürdige Duo aber bestimmt einen heilenden Effekt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2013
Tanz der Zitronen
Joens, Nicole

Tanz der Zitronen


gut

„GEZ – dafür zahl' ich nicht“

Das war jahrelang die Parole von einem unzufriedenen und meist jungen Publikum, welches sich mit dem Fernsehprogramm von ARD und ZDF so gar nicht identifizieren konnte. Die Sonntagsfilme habe ich selbst (Jahrgang 1989) gar nicht erst für einen gemütlichen Ausklang vom Wochenende in Erwägung gezogen, weil diese eintönig und häufig mit den selben Schauspieler/innen besetzt wurden, sodass ein Krimi oder Drama schon auf dem ersten Blick der gleiche Einheitsquark war und damit frei von jeglicher kreativen Inspiration und schlichtweg uncool. Bei den zahlreichen Ärzteserien und Seifenopern hatte man irgendwann auch das Gefühl, die Handlung weit voraus schon zu kennen und sich nur berieseln zu lassen, weil die Charaktere viel zu flach gezeichnet wurden und die Umsetzung ohne künstlerische Qualität gedreht wurde. Doch wozu dient dann eine Zwangsabgabe, wenn die Mattscheibe nicht zwangsweise einen neuen Glanz erhält? Wo bleibt mein Rundfunkbeitrag?

Umso neugieriger war ich, als ich die Möglichkeit bekam durch Nicole Joens einmal hinter die Kulissen der großen Deutschen TV-Fabrik zu schauen – ungeschönt und in all ihrer Hässlichkeit. Nachdem die Autorin nämlich ihre Ausbildung in den USA abgeschlossen hat, war sie selbst zwei Jahrzehnte als freie Drehbuchautorin für die Fernsehriesen in München unterwegs, was aber urplötzlich einen tiefen Riss bekam, als sie für einen Vierteiler vor Gericht gezerrt wurde, da sie an ihrem eigenen Konzept festhalten wollte – ein Unding im politisch geprägten Korruptionsdschungel.
An dieser Stelle muss man ihr auch einfach für den Mut danken, sich trotz aller Widrigkeiten nicht zu verkriechen, sondern wie ein Phönix aus der Asche zu steigen und die Verantwortlichen in den Fokus zu rücken.
Es dauert auch nicht lange, um vollkommen desillusioniert zu werden, was ein faires Miteinander in diesem Berufsbild angeht. Da werden Freunde zu Feinden und Verträge an denjenigen verteilt, der sich am besten verstellen und bestechen kann. Natürlich herrscht in der freien Marktwirtschaft ein rauer Ton, doch die Ausmaße, die von Nicole Joens beschrieben werden, gehen weit über mein Verständnis von Fleiß und Gerechtigkeit hinaus. Die Kreativen werden möglichst klein gehalten und um ihren verdienten Lohn gebracht, um dann auf der anderen Seite das Geld (UNSER Geld!) in Massen in zum Scheitern verurteilte Projekte fließen zu lassen. Es ist wirklich erschreckend und lässt uns beim Lesen nur beschämt mit dem Kopf schütteln, weil so viel vertuscht wird und kaum die Chance besteht eine ehrliche Antwort auf kritische Fragen zu erhalten.

Inhaltlich beschränkt sich die Autorin allerdings nicht nur auf diesen Schwerpunkt, sondern liefert einen bunten Mix aus Eckdaten ihrer ganzen Lebensgeschichte ab, was mich leider immer wieder zu Pausen gezwungen hat, weil die Sprünge für mein Empfinden zu ruckartig waren und dadurch ein stetiger roter Faden in der Erzählung fehlte, was für ein Sachbuch aber eigentlich Voraussetzung sein sollte und mir vom Stil gar nicht gefiel.
Einige Szenen, wie eine gedankliche Therapiestunde von ARD und ZDF (in drei Kapiteln) waren für mich auch unnötig und haben von dem Wesentlichen abgelenkt, obwohl man einen kreativen und gekränkten Kopf vielleicht auch nicht in die starren Formen eines nüchtern erzählten Berichts zwängen sollte, denn dafür waren einige Passagen eindeutig zu emotional.

Der Vierteiler „Herzblutlinde“ klingt nichtsdestotrotz (in der Urfassung) vielversprechend und ich hoffe, dass er schon bald verfilmt wird, denn intelligentes Fernsehen kommt in der Gegenwart leider viel zu kurz. „Tanz der Zitronen“ sollte deshalb die größte mögliche Aufmerksamkeit bekommen, damit die Verschwendung ein Ende hat und endlich wieder gutes Fernsehen im Rundfunk laufen kann – nicht nur für Senioren, denn wir sind die Zuschauer von morgen bzw. eigentlich schon von heute, das haben die ARD und das ZDF nur noch nicht begriffen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2013
Die Verschworenen / Eleria Trilogie Bd.2
Poznanski, Ursula

Die Verschworenen / Eleria Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Die Verratenen des Trilogie-Auftakts haben bei Quirin – dem Bewahrer und Hüter der Stadt unter der Stadt – Zuflucht gefunden und werden mit freundlicher Genehmigung von Fürst Vilem und seinem möglichen Nachfolger Sandor geschützt, wenngleich ihr Clan der Schwardornen verstärkt mit Angriffen von Feindclans zu kämpfen hat, die durchaus mit den versteckten Wundermenschen zusammenhängen könnten und es somit für die fünf Freunde unmöglich macht an der Oberfläche die Sonne zu genießen.
Zur Untätigkeit verdammt und von ihren Emotionen wegen Aureljos Plänen zum Einschmuggeln in die nächstgelegene Sphäre völlig entfesselt, vergräbt Ria sich immer tiefer in die alten Wälzer der ehrwürdigen Bibliothek und macht einen Fund, auf den sie sehnsüchtig hingearbeitet hat: eine handschriftliche Seite aus Jordans Chronik – der Schlüssel zu ihrem Schicksal.

Die Autorin hat die Charaktere auf den ersten Seiten mit ihren speziellen Gaben sofort wieder aufleben lassen, obwohl ich den ersten Teil vor gut einem Jahr gelesen habe. Der Übergang ist ihr in dem Fall völlig nahtlos gelungen und die Stadt unter der Stadt war mir so vertraut wie Ria und ihren Freunden. Allerdings hält sich Ursula Poznanski dann für meinen Geschmack zu lange mit der tristen Normalität unter Tage auf, was durch eine depressive und ständig schlecht gelaunte Tomma selbst beim Lesen zu einem Lagerkoller führt, da können auch nicht Rias Ausflüge in die Bibliothek und an geschützte Orte in der Wildnis oder Tychos fröhliches Gemüt mit unbändigem Wissensdurst nichts ändern.

Nach einem einschneidenden Erlebnis, was die Verschworenen in eine neue Situation bringt, beginnt der Marsch zurück in die vermeintliche Heimat und Geborgenheit – die Sphäre Vienna 2.
Hier unter der schützenden Hülle streut die Autorin dann endlich die wichtige Prise Pfeffer in die Handlung, sodass ich gar nicht richtig zum Durchatmen kam, weil beinahe hinter jeder Kuppel eine neue Gefahr drohte und damit das Tempo und die Spannung nach dem etwas zähen Einstieg gnadenlos hoch getrieben wurde, dass bei uns Lesern die Salvatoren (wenn wir denn welche hätten) wegen besorgniserregender Pulssequenz gar nicht mehr aufgehört hätte, die Werte ans MedCenter zu schicken. ;-)

Etwas vierzig Seiten vor dem Ende offenbart sich uns dann noch ein Geheimnis, welches geradezu galaktische Ausmaße annimmt und bei mir im ersten Moment für völliges Unverständnis sorgte, weil ich es ehrlicherweise nicht aus den vereinzelten Andeutungen entschlüsseln konnte und mir deshalb wie eine Lösung aus dem Nichts erschien. Im Nachhinein bin ich aber noch immer der Meinung, dass es sehr schwierig ist, die Schlüsse eigenständig zu ziehen, weswegen ich mir vielleicht noch zwei-drei mehr versteckte Hinweise zur Rätsel-Lösung gewünscht hätte und nicht zum Schluss damit durch Rias siebten Sinn überrannt werde, obwohl fairerweise der Effekt dieser Information alleine schon fünf Sterne verdient hätte. Vielleicht war ich aber auch schlichtweg zu sehr von dem tollen Schreibstil abgelenkt…

Bei „Die Verschworenen“ bleibt dieser letzte Knaller noch lange im Gedächtnis und hätte mich fast dazu verleitet mit voller Überzeugung die volle Punktzahl zu vergeben, aber zu einem Roman gehört eben auch immer der restliche Teil und dieser hatte durch einen etwas eintönigen Alltag bei den Dornen minimale Längen, wodurch ich einen halben Stern abziehe und für das hoffentlich fulminante Finale aufspare, denn noch tickt eine gefährliche Zeitbombe, die solange bewahrt werden konnte – bis jetzt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2013
Der Spiegel der Göttin / Die Samuraiprinzessin Bd.1
Bomann, Corina

Der Spiegel der Göttin / Die Samuraiprinzessin Bd.1


sehr gut

Die Bauerntochter Tomoe lebt ein bescheidenes und bodenständiges Leben, welches von Entbehrungen einer armen Familie im frühen 12.Jahrhundert sowie der Angst vor den scheußlichen Steuereintreiber geprägt ist, und sich durch Demut vor den göttlichen Kräften zwischen Himmel und Erde auszeichnet. Als sie eines Tages von ihrer Mutter in den Wald zum Holzsammeln geschickt wird, wartet dort bereits ein finsterer Geist auf das Mädchen, der ihr eine geheimnisvolle Prophezeiung rund um drei verschollene Throninsignien offenbart und sie als die Erwählte ernennt. Etwas ungläubig kehrt sich nach Hause zurück und muss ein furchtbares Blutbad an ihren lieben Verwandten verkraften, weshalb sie ewige Rache schwört und sich auf den Weg ins Ungewisse macht – die Nachricht des Waldgeistes lässt sie allerdings nie ganz los..

Im ersten Drittel des Romans wurde für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr auf die Bremse gedrückt und sich viel Zeit genommen, um uns Leser behutsam in die Geschichte einzuführen. Was für die einen ein gelungener Einstieg in die Handlung ist, hat mich in meiner Vorfreude auf Tomoe und ihr Abenteuer gehemmt, wodurch ich für die ersten 100 Seiten auch am längsten gebraucht habe.

Dafür haben die restlichen Kapitel mich mit ihren mystischen Elementen und der kurzweiligen Verflechtung von allerlei spannenden Wendungen überzeugt.
Dabei lernen wir auf dem Weg zur Umsetzung der Prophezeiung nicht nur tapfere Mönche und siegeshungrige Krieger des Fürsten kennen, sondern auch übernatürliche Wesen, wie die linkische Kitsune (eine Fuchsfrau), die sehr viel Lebendigkeit in die mächtigen Wälder und Täler gebracht hat und den durchscheinenden Diener des Totengottes Enmas, der mit einer Berührung das Verderben bringen kann und immer in der Nähe der Protagonistin lauert, aber gleichzeitig seine positiven Seiten zur Schau stellt.
Corina Bomann zeigt in diesen Sequenzen wirklich literarische Künste, die eigentlich viel zu schade sind, um nur von Jugendlichen gelesen zu werden. In einigen Kampfszenen geht es auch hoch her und die Krieger für die Gerechtigkeit auf dem japanischen Thron gehen nicht zimperlich bei ihrer Mission vor, sodass es für älteres Publikum durchaus ins Beuteschema passt, schließlich ist der Aufbau auch überdurchschnittlich pfiffig und durch wahre Einflüsse aus dem Leben der japanischen Kultfigur, Tomoe Gozen, unterlegt.

Ich habe mich schon bedeutend schlechter von sogenannten Bestsellern unterhalten lassen und möchte gar nicht ein Jahr warten, bis zur Suche des zweiten Throninsigniums. Glücklicherweise hat die Autorin schon zahlreiche andere Bücher für jede Altersklasse geschrieben und damit werde ich mir die Zeit bis die Samuraiprinzessin erneut in ferne Gebiete ausreitet, gerne versüßen.
Als Hörbuch bzw. -spiel könnte ich mir die geplante Trilogie übrigens auch gut vorstellen, denn mit der Untermalung von asiatischen Klängen, dem Scheppern von Schwertklingen oder einem fröhlichen Kichern der Füchsin wird das alte Japan noch realitätsnaher, obwohl der abwechslungsreiche Schreibstil auch so nicht an Ausdrucksstärke verliert.
Die volle Punktzahl bekommt Frau Bomann von mir, wenn sie es bei der Fortsetzung schafft, das hohe Niveau gleich zu Beginn wieder so bildlich mit japanischem Flair abzurunden und nicht erst eine Vorlaufzeit benötigt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2013
In einem Boot
Rogan, Charlotte

In einem Boot


gut

Das Unglück der „Titanic“ ist erst zwei Jahre her, als die junge Grace an Bord der „Zarin Alexandra“ mit ihrem frisch gebackenen Ehemann in die Heimat über den großen Teich aufbricht. Dort hofft sie, ihre Schwiegermutter von sich überzeugen zu können, und ein sorgenfreies Leben an der Seite ihres eroberten Bankiers zu führen.
Zwischen diesen hoffnungsvollen Phantasien liegt allerdings ein trauriges Ereignis, denn das Schiff sinkt eines Nachts und die Rettungsboote reichen erneut nicht für die gesamte Crew. Von dieser dramatischen Sparmaßnahme ahnt Grace erst einmal noch nichts, denn sie sitzt behütet zwischen tapferen Frauen und Männern und hofft, dass ihr Henry ein anderes Boot nehmen konnte.

Nach der Inhaltsangabe habe ich auf einen Roman gehofft, der dort ansetzt, wo der „Titanic“ Blockbuster so tragisch endete. Die Autorin versucht auch gar nicht mit der Dramatik des Untergehens eines riesigen Dampfers zu konkurrieren und so spielt die erste Szene direkt in dem kleinen Wassergefährt, was für die glücklich geretteten in der nächsten Zeit Fluch und Segen zugleich sein wird.
Die Schwierigkeit zeigt sich nämlich schnell darin, dass trotz ihres enormen Glücks die Menschen verzweifeln, immerhin sind die Gedanken an die Lieben allgegenwärtig und die Frage nach dem „Wenn und Aber“ zerfrisst sie regelrecht.
Der Platz ist zu knapp bemessen und ein nahender Sturm zwingt die Besatzung zu einem sehr unmoralischen Vorschlag, denn zum Wohle des Gesamtheit sollen sich einige „freiwillig“ opfern und in den Fluten den Tod suchen. Hinzukommt, dass die Mannschaft kaum Trinkwasser und Nahrungsmittel zur Verfügung hat und die Nerven bald blank liegen, was zur Folge hat, dass selbst an der Führungsposition des erfahrenen Matrosen gezweifelt wird und eine feinfühlige, aber sehr dominante Matrone ihn verdrängen will.
Was nun aber nach einem ausgeklügelten Psychoterror mit spannenden Thrillerelementen auf hoher
See klingt, ähnelt mehr einem Tagebucheintrag, der erstaunlich kühl und sachlich formuliert ist und deswegen einen großen Teil des dramatischen „Zaubers“ verliert.
Die Protagonistin selbst wirkt durch diesen ziemlich distanzierten Erzählstil abgestumpft und berechnet, wodurch ich ihr schon beinahe eine Verurteilung wegen Mordes (der im Prolog erwähnt wird) gegönnt hätte.

Das gefühlt größte Manko, war meine fehlende Vorstellungskraft von dem Ausmaß des Rettungsbootes, welches einen Schlafplatz für erschöpfte Ruderer und sogar Raum für große Fässer geboten hat. Eine Skizze mit Eckdaten, sowie einer Passagierliste, wie sie auf der Autorenhomepage zu finden sind, wären ein nettes Extra für die Leser gewesen.

Die erste Hälfte des Romans hat mir insgesamt ganz gut gefallen, aber danach haben sich leider immer mehr Schwächen durch chaotische Abläufe und langatmige Gespräche bzw. Sticheleien eingestellt, die ihren „krönenden“ Abschluss in einer Farce an Gerichtsverhandlung gefunden haben.
„In einem Boot“ konnte damit leider meine Erwartungen nicht erfüllen, obwohl ich mich sehr auf die Abgründe der menschlichen Seele gefangen in einer sprichwörtlichen Nussschale auf dem blauen, weiten Meer gefreut habe.

Bewertung vom 03.10.2013
Zwischen uns das Meer
Hannah, Kristin

Zwischen uns das Meer


sehr gut

Wie reagiert man darauf, wenn die Liebe des Lebens offenbart, dass die Gefühle im Alltag verloren gegangen sind? Trennt man sich räumlich oder auf Zeit oder kämpft man für die Familie und das Aufleben des alten Feuers?
Jolene Zarkades, Soldatin aus Überzeugung, muss mit dieser demütigenden Zurückweisung durch ihren Ehemann Michael leben lernen und dabei noch ihre beiden Töchter bändigen, wobei die eine mitten in der Pubertät und die andere beinahe noch in den Babyschuhen steckt.
Neben ihrer griechischen Schwiegermama kann sich die Waise, die ihre Eltern durch die Alkoholsucht früh verloren hat, auf ihre Kollegin und Seelenschwester Tamy verlassen, doch eine Freundschaft kann keine Herzenswärme und Zärtlichkeit ersetzen. Der Terror in der Welt richtet sich leider nicht nach persönlichen Differenzen und somit gibt der Stützpunkt zur denkbar ungünstigsten Zeit den Befehl zum Abflug in eine Region aus Sand und Blut.

Für den gefühlvollen Schreibstil verdient die Autorin die Höchstpunktzahl und als Leser leidet man sowohl mit der enttäuschten und auf sich alleine gestellten Ehefrau, als auch mit dem überforderten Ehemann und den kleinen Mädchen mit. Ich kann mir vorstellen, dass die US-Schriftstellerin besonders im christlichen Amerika einen wunden Punkt getroffen hat, wenn es darum geht, um die Ehe zu kämpfen bzw. die Menschen, die wir lieben.
Beide Sichtweisen werden auf glaubhafte Weise dargestellt, denn Jolene lässt keine negativen Gefühle zu, geht jedem Streit aus dem Weg und klammert sich verzweifelt an die Vorstellung des selbst geschaffenen Glücks, dagegen kann ein hingebungsvollen Mann mit dem Wunsch nach echter Leidenschaft schon mal die Kontrolle verlieren und aus der heilen Welt ausbrechen wollen.
Die Protagonisten gehen also einmal auf weiblich zurückhaltende und in manchen Fällen sogar sturen Variante mit dem gebrochenen Herz um und der Mann auf eine kühle und reservierte Art. Die Geschlechter zeigen viele Facetten von überspitzt zickig bis depressiv geknickt und so manche Leserin wird sich in Jolenes Trauer wiederfinden, was sie trotz aller Schwierigkeiten zu einer Sympathieträgerin macht.

Eindeutig zu amerikanisch angehaucht waren mir allerdings die Passagen von Jolenes Hubschrauberflügen im irakischen Kriegseinsatz, dieser Ausflug in die Militärabteilung hat mir schon in der Leseprobe nicht gefallen. Es ist zwar wichtig über die Einsätze im Krisengebiet zu berichten, aber die schreckliche Phantasie hat durch Kristin Hannahs Ausführungen sehr viel Futter bekommen, was mir bei einem Liebesroman nicht gefällt, zumal die Befürworter für die zahlreichen Verluste eindeutig in der Überzahl waren.

„Zwischen uns das Meer“ hat für meinen Geschmack zu viel Tiefgang auf politischer Ebene und ein Fokus ausschließlich auf das Ehepaar und die abgebrannten Emotionen wäre vielleicht noch berührender und romantischer gewesen.

Bewertung vom 15.09.2013
Amy's Geheimnis
O'Brien, Deborah

Amy's Geheimnis


gut

Von ihrer aufgeschlossenen Tante in Sydney, die nie mit Kindern gesegnet war, wurde Amy mit allerlei bunten Hüten und Kleidern verwöhnt, aber auch in die von ihrem strenggläubigen Vater verpönte Literatur von Jane Austen eingeführt.
Im Jahre 1872, als Siebzehnjährige, muss das älteste Kind der Duncans ins staubige Millbrooke zurückreisen. Dort soll sie ihrer von einer komplizierten Schwangerschaft gezeichneten Mutter im Haushalt zu helfen und ihre Brüder zu unterrichten.
Nach einem morgendlichen Besuch in der örtlichen Bäckerei schaut die junge Frau in einem asiatisch anmutenden Warenhaus, bei dem sogar die Fassade einen goldenen Glanz verströmt und das sie mit seinem Duft nach diversen Kräutern und Gewürzen magisch anzieht, vorbei. Besitzer der feinen Speisen aus Fernost ist der charmante Charles, der Amy mit seinem Anmut und der Art sich zu kleiden völlig verzaubert. Auch der junge Händler mit chinesischen Wurzeln zeigt Interesse an der gebürtigen Schottin.

Einen Koffer mit den Habseligkeiten aus dem Besitz der Pfarrerstochter findet in der Gegenwart die früh verwitwete Künstlerin Angie, die endlich die Trauer über den Verlust des Ehemanns hinter sich lassen und fern der Heimat neue Energie tanken will – indem sie Amys Geschichte so gut es geht rekonstruiert.

Ich habe mich sehr gefreut, als ich die Inhaltsangabe zu Deborah O'Briens Debüt gelesen habe, denn die Aufdeckung von Geheimnissen in zwei Zeitebenen ist zur Zeit eine meiner Lieblingsformen bei Romanen, sodass ich mittlerweile auch schon einige Vergleichsbücher kenne.

Bei Amys Geheimnis handelt es sich allerdings viel weniger um ein Rätsel, als um die erzählte Lebensgeschichte einer Frau, die sich im frühen 19.Jahrhundert nicht um die Konventionen scheren und trotz des Verbots ihres Vaters ein „Schlitzauge“ ehelichen wollte.
In Australien tobte damals nämlich ein regelrechter Goldrausch, dem auch viele Arbeiter aus China gefolgt sind und in den funkelnden Gruben den Zorn der Einheimischen zu spüren bekamen, weil diese in ihnen große Konkurrenz sahen und sie am liebsten ins nächste Schiff nach Hause verfrachtet hätten.
Amy, Charles und ihre Freunde waren große Befürworter einer Organisation zum Schutz der Arbeiter, doch Vorurteile in den Köpfen der Menschen verschwinden nur sehr schleppend, was für ihre Liebe aber zu lang gedauert hätte.

Die Handlung war für meinen Geschmack weder mysteriös, noch besonders gut geeignet für viele Unterbrechungen durch die Gegenwart, wodurch der Fokus der Liebesgeschichte mit Hindernissen zu sehr beispielsweise von den Malkursen der Witwe Angie abgedriftet ist.
Zudem war der gesamte Roman an einigen Stellen sehr schmalzig und auf der anderen Seite zu unaufgeregt, sodass der Funke nicht überspringen konnte. Diesen etwas leidenschaftslosen Kapiteln fehlte ein wenig das Feuer und die Dramatik des Augenblicks, sodass es als historischer Roman über die männlichen „Zopfträger“ mit dem Wunsch nach goldenen Händen besser funktioniert hätte oder wenigstens ein nicht so irreführender Titel aus meiner Sicht gewählt werden müsste.
Deswegen vergebe ich nur drei von fünf Sternen für sympathische Protagonisten aus dem alten Millbrooke, die durch den zweiten Handlungsstrang leider etwas abgewertet wurden. Nicht jede Geschichte wird also durch wechselnde Perspektiven lebendiger und lesenswerter – schade.

Bewertung vom 07.09.2013
Das Verstummen der Krähe / Kristina Mahlo Bd.1
Kornbichler, Sabine

Das Verstummen der Krähe / Kristina Mahlo Bd.1


ausgezeichnet

Kristina Mahlo, Nachlassverwalterin aus München, hat es mit einem besonders speziellen Testament zu tun, das einiges an Fingerspitzengefühl erfordert. Denn die Witwe Theresa Lenhardt verfügt über eine beachtliche Geldsumme, die sie mangels lebender Familienangehöriger an ihre fünf engsten Freunde vererben möchte, allerdings nur unter einer perfiden Bedingung.
Kristina soll vor der Vollstreckung ihres letzten Willen noch einmal tief in alten Wunden bohren, um herauszufinden, wer ihrer Erbberechtigten den Journalisten Konstantin Lischka getötet hat.
Die Schwierigkeit an dem Fall besteht darin, dass die Tat schon einige Jahre zurückliegt und die Polizei Theresas Ehemann Fritz damals als Schuldigen verhaftet hat, der aber aus Scham oder Schuldgefühlen im Gefängnis Selbstmord begangen hat. Die Witwe was aber fest davon überzeugt, dass es sich dabei um ein abgekartetes Spiel gehandelt hat und man ihrem Mann den Mord mit falschen Beweisen anhängen wollte. Kristina will den auf den ersten Blick sehr lukrativen Job schon ablehnen, als sie in den Unterlagen der Verstorbenen einen Hinweis auf ihren verschwundenen Bruder Ben findet und beschließt einen Vorstoß zu wagen. Im Zweifel an der Unschuld der Freunde soll das Erbe dem Tierschutz zugeführt werden, was Kristina nach dem ersten Treffen mit der hungrigen Meute nur zur gerne einleiten würde.

Auch begeisterte Leseratten wie ich es bin kennen nicht alle Autoren, und so war „Das Verstummen der Krähe“ für mich eine Krimi-Premiere aus der Feder von Sabine Kornbichler, die mich über die psychologische Intensität einer Laien-Ermittlerin staunen ließ.

Die neue Mitarbeitern bei der Anwältin der Toten ist die Deutsch-Türkin Funda, die es mit ihrer Lebensfreude regelmäßig schafft, die vom Stress einer Selbstständigkeit gebeutelten Kris wieder zum Lachen zu bringen. Sie verkörpert das perfekte Bild einer integrierten und fleißigen jungen Frau, die im Leben angekommen ist. Gemeinsam mit der geheimnisvollen Trödel-Besitzerin Henrike, die nach dem Verschwinden von dem homosexuellen Ben zu einer guten Freundin für dessen Schwester wurde, sind sie die rechte Hand im Nachlass-Chaos des ungleichen Freunde-Quintetts, was als harmonisches Freunde-Oktett begann. Ein Jeder hatte ein plausibles Motiv für die Tat, welches entweder auf verletzten Gefühlen, Angst oder purer Raffgier begründet liegt – oder saß doch der rechtmäßige Verbrecher hinter Gittern?
Es dauert lange, bis sich die gestandenen Persönlichkeiten vor der taffen Kris öffnen, die immer von der Hoffnung getrieben, dass ihr geliebter Bruder noch lebt, von einer schlaflosen Nacht in die nächste fällt. Doch manche Wahrheit blättert auch unangenehm Seiten an den vertrauten Menschen auf, die man lieber unter Verschluss gehalten hätte.

Selbst die Nebenschauplätze wie die „Frage und Antwort Post-its“ im Treppenhaus über die Kris' Eltern seit dem tragischen Vorfall nur noch kommunizieren, sind unterhaltsam dargestellt und die zahlreichen Verhöre bzw. Gespräche, die für ein lückenloses Verständnis der verhängnisvollen Mordnacht notwendig waren, sind gespickt mit viel Schlagabtausch und Intrigen, sodass man als Leser dem nächsten Zusammentreffen der Parteien entgegenfiebert und auch insgesamt ein wahre Freude am Rätseln entwickelt. Natürlich ist die Täterfrage von Anfang an überschaubar, dennoch bleibt es bis zum großen Finale spannend und im gesamten Krimi könnte ich spontan keine Längen nennen, die das Lesevergnügen getrübt haben.
Die Wahl-Münchnerin Sabine Kornbichler hat für meinen Geschmack also einen 1A-Krimi mit viel Frauenpower verwirklicht, der im Herbst 2014 eine Fortsetzung bekommt, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen darf. Ich bin froh, dass ich hiermit eine neue Autorin kennen und schätzen lernen durfte - „Der gestohlene Engel“ (2008) liegt schon für den nächsten Genuss bereit. :-)

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2013
Ins Gras gebissen / Pippa Bolle Bd.4
Auerbach & Keller

Ins Gras gebissen / Pippa Bolle Bd.4


ausgezeichnet

Einen Schlüssel, den gibt es nicht. Im Storchendreieck schließt niemand ab.

Denn die Bewohner der Altmark in der ehemaligen DDR leben vollkommen autark und vertrauen einander blind, schließlich kennt man sich seit Kindesbeinen und unter den wachsamen Augen ihres Spökenkiekers Heinrich und der 100-Jährigen Christabel Gerstenknecht, der Arbeitgeberin Nummer 1 der Region kann sich das Böse gar nicht ausbreiten. Bis der Notar der Gegend tot unter einem Bierhahn gefunden wird und ein Gartenzwerg aus der Manufaktur der Stadt ein stummes Zeugnis über sein Ableben abgibt. Als dann auch noch eine Verbindung zu zwei rätselhaften Unfällen vor 20 Jahren vermutet wird, ist der Kriminalfall perfekt und Pippa Bolle wieder knietief in den Ermittlungen involviert, obwohl sie eigentlich nur eine alte, gebrechlich Frau pflegen wollte.

Auch der vierte Fall rund um die sympathischen Halb-Engländerin mit dem klangvollen Doppelkonsonanten im Namen konnte mich wieder überzeugen, denn das weibliche Autorenduo hat sich bei dem Ausflug in den malerischen Landstrich zur Abwechlsung mal an ein heikles Thema der Vergangenheit gewagt und nicht nur auf den Spaßfaktor gesetzt, den wir Pippa-Fans schon oft genießen durften. Dabei kommen die humorvollen Passagen aber keineswegs zu kurz, sie werden nur passend in einen ernsten Hintergrund gebettet, der est ziemlich spät im Krimi angesprochen wird und deshalb auch in meiner Rezension ein Geheimnis bleiben soll.

Als kleine Schwierigkeit habe ich die vielen Nebencharaktere empfunden, die in einem Personenverzeichnis zu Beginn zwar eingeführt werden, aber bei mir dennoch für Verwirrung sorgten, da wirklich Jeder im Dorf zu Wort kommen will und sich damit auf der Verdächtigenliste einige Namen tummeln. Positiver Nebeneffekt ist natürlich, dass wir Leser lange im Dunkeln tappen und auch die schlitzohrige Christabel in ihrem rüstigen Alter reichlich Storchendreck aufwirbelt. Überhaupt ist die sanfte Dame mit dem Bärenwillen der heimliche Star bei „Ins Gras gebissen“, da wirkt selbst die rothaarige Pippa neben ihr an einigen Stellen etwas blass. Aber im weiteren Verlauf der Geschichte balanciert sich das Ungleichgewicht wieder gut aus und am Ende hat man (fast) alle Storchwinkler lieb gewonnen und das unbändige Bedürfnis einen Gartenzwerg zu kaufen und/oder ein Stück Baumkuchen zu essen – solche Bedürfnisse schaffen bei mir immer nur Bücher, die mich auf angenehme Weise berühren, deswegen ist auch der nächste Fall fest eingeplant!