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Benutzername: 
Heather_H
Wohnort: 
Braunschweig

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2015
Sündenbock / Schöffin Ruth Holländer Bd.2
Arendt, Judith

Sündenbock / Schöffin Ruth Holländer Bd.2


ausgezeichnet

*INHALT*
Ruth Holländer ist Schöffin am Landgericht Berlin-Moabit und wird einem Prozess zugeteilt, der sie berührt: Der Rentner Jürgen Dombroschke soll seine bettlägerige und schwer Parkinson-kranke Frau vergiftet haben. Trotz eindeutiger Indizien glaubt Ruth nicht daran, dass dieser zutiefst traurig scheinende Mann seine Frau umbringen konnte, und schlägt alle Warnungen in den Wind, sich nicht auf eigene Faust umzusehen.
Und auch privat läuft einiges drüber und drunter - und Ruth hat alle Hände voll zu tun, die richtige Balance zu finden zwischen ihrem Restaurant, ihren Kindern, ihrer schwierigen Beziehung und nicht zuletzt ihrem Schöffenamt..

*MEINE MEINUNG*
Wie auch bereits der Vorgänger und erste Band um Ruth Holländer hat mich dieses Buch von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen.

Wer hier einen nervenaufreibenden Krimi erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Judith Arendt hat hier einen Fall erschaffen, der sehr unaufgeregt daher kommt, und auf subtilere Art spannend ist. Alles andere wäre bei einer Protagonistin, die nicht beruflich, sondern ehrenamtlich mit dem Fall in Berührung kommt, auch nicht glaubhaft.

Vielmehr bekommt der Charakter der Protagonistin und damit auch ihr Privatleben Gewicht. Ruth Holländer ist eine Frau mittleren Alters, die mit beiden Beinen im Leben steht - und irgendwie doch nicht. Gerade die privaten Schwierigkeiten und kleinen Problemchen machen diese Figur so authentisch wie liebenswürdig.

Dabei schafft es die Autorin, das richtige Maß zu finden und die privaten Dinge nicht zu sehr aufzubauschen, sondern eine komplexe und vielschichtige Geschichte zu erzählen. Sie tut das vor allem durch Rückblenden aus Sicht der verschiedenen beteiligten Personen, die langsam und nach und nach ein Gesamtbild ergeben, in das sich auf den letzten Seiten das letzte Puzzleteil einfügt.

Der Schreibstil liest sich sehr flüssig und angenehm - ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass etwas fehlen würde oder überflüssig wäre. Judith Arendt (nebenbei bemerkt ein Pseudonym von Tanja Weber) schreibt fesselnd und anschaulich, ohne sich in etwas zu verlieren oder die Geschichte zu schnell voran zu treiben. Dieser unaufgeregte Erzählstil trägt seinen Teil dazu bei, dass diese Geschichte ihren eigenen Charakter erhält, der sie so besonders macht.

Nicht nur Ruth Holländer, sondern vor allem auch das Ehepaar Dombroschke wird mir noch eine Weile in Erinnerung bleiben und mich beschäftigen - und ich hoffe auf weitere Einsätze für die Schöffin, die mir so ans Herz gewachsen ist.

Bewertung vom 04.04.2015
Freyas Land
Crönert, Claudius

Freyas Land


ausgezeichnet

*INHALT*
715 n. Chr. - Radbod ist der Herzog des Frieslandes, und hat es nach jahrlanger Anstrengung geschafft, die friesischen Stämme zu vereinen, um gemeinsam gegen die Franken zu ziehen, die die Handelsstadt Dorestad besetzt halten.
Doch die Stämme halten mehr schlecht als recht zusammen und als Reemer, einer der Stammesfürsten, von Radbod verlangt, dass dieser ihm seine Tochter Eila zur Frau geben solle, ist das Patt perfekt - Radbod will seine Tochter nicht gegen ihren Willen vermählen, und der Fürst kann schlecht einen Rückzieher machen. Radbod ist jedoch auf Reemers Männer angewiesen, um den Franken ein für alle Mal aus Friesland zu vertreiben, und mit ihnen die christlichen Missionare, die den Friesen ihren Glauben aufzwingen wollen.
Wird Radbod es schaffen, eine Lösung für die Situation zu finden, und die Friesen zusammen halten können, bevor sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen?

*MEINE MEINUNG*
Dieses Buch hat mich schlichtweg begeistert.

Der Erzählstil ist einfach klasse, man kann beinahe den Wind und die Gischt spüren und das Gurgeln der Nordsee hören, so lebendig und kraftvoll wird die Geschichte erzählt. Der Autor spannt einen Spannungsbogen von der ersten Seite an und hält ihn bis zur letzten, auch trotz oder gerade wegen der sich abwechselnden Handlungsstränge, die jeder für sich eine eigene Dynamik entwickeln.

Die Figuren sind toll ausgearbeitet und werden so detailliert beschrieben, dass man sich die Charaktere gut vorstellen kann und man mit ihnen mitfühlt, sie entweder ins Herz schließt oder aber lernt, sie gründlich zu hassen.

Besonders gut gefielen mir die Abschnitte, in denen der Autor auf den friesischen Glauben eingeht, in denen die Götter erwähnt und beschrieben werden, und auch die Szenen, in denen Radbod an seinen Göttern und seinem Glauben zweifelt und sich fragt, was es mit dem Glauben der Christen auf sich hat. Das hat der Geschichte für mich noch eine andere Dimension gegeben, sie viel reicher und tiefer gemacht, und ich habe vieles gelernt, was mir vorher überhaupt nicht bewusst war, über die Friesen, über Freya und Forsete, und all das, was damit zusammen hängt.

*FAZIT*
Ein toller historischer Roman, der mich sehr für den Autor eingenommen hat, und den ich nur wärmstens weiter empfehlen kann.

Bewertung vom 02.04.2015
Wie Sparkassen treue Kunden abzocken und wie Sie sich erfolgreich dagegen zur Wehr setzen
Juckel, Hilmar;Doose, Andreas

Wie Sparkassen treue Kunden abzocken und wie Sie sich erfolgreich dagegen zur Wehr setzen


schlecht

*INHALT*
Das Buch gliedert sich in verschiedene Unterthemen, unter anderem die Geschichte der Sparkasse, die Frage nach den Eigentümern, der "Dschungel der Gebühren", Kreditablösungen, Anlageberatung etc.
Die Themen werden durch Beispiele greifbar gemacht und durch farblich abgesetzte Seiten ergänzt, auf denen Rechtsanwalt und Co-Autor Andreas Doose Hinweise und Tipps zum Umgang mit bestimmten Themen gibt.

*MEINE MEINUNG*
Ich hatte mir ein Sachbuch erhofft, dass Tatsachen vorstellt und objektiv beleuchtet, das aufklärt und seine Leser informiert - stattdessen hatte ich immer mehr das Gefühl, dass es sich bei diesem Buch um die persönliche Abrechnung des Autors mit der Sparkasse handelt.

Gleich auf den ersten Seiten erklärt er den Grund für dieses Buch - ihm sei die gesamte "Freundschaft" aufgekündigt worden, sämtliche Kreditverträge und Darlehen seien von einem neuen Ansprechpartner der Bank vorzeitig für beendet erklärt worden. Bei der Durchsicht der Unterlagen sei dem Autor und seinem Anwalt (dem Co-Autor) aufgefallen, dass über Jahre hinweg falsche Zinsen berechnet wurden und ihm ein Schaden von über 10.000 Euro entstanden sei.
Daraufhin habe er sich mit der Thematik auseinander gesetzt und dieses Buch geschrieben, um andere Kunden der Sparkasse zu warnen, die Augen offen zu halten und sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen.

Ein insgesamt sehr gutes Vorhaben, doch die Umsetzung lässt mir die Haare zu Berge stehen. Der Text trieft nur so vor Sarkasmus und Negativität, die vielen Beispiele sind teils real, aber teils auch konstruiert und wirken ergo völlig aus der Luft gegriffen, und immer wieder heißt es "die Sparkassen", wo doch in den ersten Kapiteln ausführlich erläutert wurde, dass jede Sparkasse eigenständig ist und eigenständig handelt.
Trotzdem werden sie immer wieder über einen Kamm geschert, es werden einzelne Beispiele herangezogen, um die bösen Absichten aller Sparkassen aufzudecken und allen Mitarbeitern wird von vorn herein Unfähigkeit oder sogar böswillige Absicht unterstellt.

Dieses Buch ist an Einseitigkeit kaum zu überbieten.

Lediglich im Epilog heißt es in einem Nebensatz, dass andere Banken da auch nicht besser sein sollen; allerdings hat sich mir dann die Frage gestellt, was ich denn jetzt tun kann, um mich dagegen zu wehren? Die Tipps, die der Titel ankündigt, sind rar gesät. Und lassen sich so zusammenfassen: "Prüfen Sie alles, was die Sparkasse Ihnen vorlegt, genauestens. Schalten Sie ggf. Sachverständige ein."
Dafür hätte es die 190 Seiten nicht gebraucht; das wusste ich vorher auch schon.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2015
Das schmutzige Geld der Diktatoren
Horcicka, Florian

Das schmutzige Geld der Diktatoren


ausgezeichnet

*INHALT*
Arabische Diktatoren, Machthaber ex-sowjetischer Republiken und russische Oligarchen kommen oft unrechtmäßig an ihr Vermögen, das nicht selten Millionen, wenn nicht gar Milliarden beträgt. Um es in Sicherheit zu bringen, legen sie es oft in Europa an: In Österreich.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Diskrete Banken, die sehr viel Wert auf ihr Bankengeheimnis legen einerseits, Privatstiftungen und "gute Freunde" aus Politik und Wirtschaft andererseits.
In diesem Buch deckt der Wirtschaftsjournalist Florian Horcicka auf, woher die Gelder kommen, wie sie in weitreichenden Geldwäschesystemen gewaschen werden und welche Firmen und Banken involviert sind.


*MEINE MEINUNG*
Der Autor fasst in diesem Sachbuch die Fakten zusammen, und er tut dies, ohne unnötig auszuschweifen. Kurz, präzise und prägnant bringt er die Sachverhalte auf den Punkt, nennt Namen, Firmen, Banken, Straßen und Beträge, die mein Vorstellungsvermögen weit überschreiten.

In dieser Kürze liegt meiner Meinung nach der einzige Angriffspunkt: Da ich mich vorher noch nicht viel mit der Materie beschäftigt habe und mir die meisten Namen und auch Firmen wenig sagten, hatte ich oft Mühe, die Zusammenhänge richtig zu begreifen und nicht durcheinander zu kommen.
Ein Personenregister hätte mir sehr geholfen, vielleicht auch eine Länderliste, sodass eine grobe Zuordnung möglich wäre.

Andererseits hätte ich gar nicht gewollt, dass der Autor ausschweift und jedes Detail für jeden Laien ausführt, denn das hätte das Buch nur unnötig dick gemacht und ich weiß nicht, ob mir das wirklich geholfen hätte, oder ob es mich nicht noch mehr verwirrt hätte. In der vorliegenden Form hingegen hat man die Möglichkeit, sich durch das Buch einen groben Überblick zu verschaffen (man muss es ja nicht in eins hintereinander weg lesen, sondern kann sich Abschnitt für Abschnitt und Land für Land vornehmen) und bei Bedarf selbst recherchieren, um tiefer in den jeweiligen Fall einzusteigen.


Fazit:
Dieses Buch hat mich ob der Dimensionen, um die es geht, einfach nur sprachlos gemacht. Es ist keine leichte Kost und sollte sorgfältig und aufmerksam gelesen werden.
Ich lege es jedem ans Herz, der seine Augen nicht vor dieser Parallel-Welt verschließt und mehr über Europas Verstrickungen und Beziehungen zu den Diktatoren erfahren möchte.

Bewertung vom 23.03.2015
Der Preis der Treue
Brasseur, Diane

Der Preis der Treue


sehr gut

*INHALT*
Der Protagonist, ein 54-jähriger Geschäftsmann, arbeitet unter der Woche in Paris und verbringt die Wochenenden bei seiner Frau und Tochter in Marseille. Was diese nicht wissen - unter der Woche wohnt er bei seiner jungen Geliebten Alix. Seit einem Jahr bereits führt er dieses Doppelleben, und ist hin- und hergerissen: Er ist verrückt nach Alix, er begehrt sie und verzehrt sich nach ihr - und doch liebt er seine Frau.
Kurz bevor er mit seiner Familie über die Feiertage nach New York fliegen will, sitzt er in seinem Arbeitszimmer und sinniert über beide Beziehungen. Er hat Alix nie Versprechungen gemacht, nie gesagt, dass er seine Frau verlässt, doch er könnte es tun und mit Alix von vorn anfangen. Eine neue Beziehung, vielleicht sogar noch Kinder? Doch wieso sollte er seine Frau verlassen? Will er das überhaupt? Oder wartet er nur darauf, dass das alles in einem Drama endet?

*MEINE MEINUNG*
Das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben, man erhält dadurch einen exklusiven Eindruck in die Gedankenwelt des Protagonisten. Ein wenig merkwürdig und gewöhnungsbedürftig fand ich, dass nirgendwo sein Name erwähnt wird, und auch seine Frau und Tochter sind immer nur "meine Frau" und "meine Tochter". Alix ist der einzige Name, der in diesem Roman fällt.
Doch sobald ich mich darauf eingestellt hatte und nicht mehr darauf wartete, dass der Name fällt (ist es denn wichtig, wie er heißt?!), konnte ich es genießen, in die Geschichte einzutauchen.

Diane Brasseur erzählt hier sehr eigenwillig - die Gedanken springen häufig - von Alix zur Frau, von der Frau zu Alix - springen in der Zeit, springen zwischen Erinnerungen und Fantasien, doch gerade das fand ich sehr interessant. Die Fantasien malt der Protagonist oft so lebendig aus, dass ich mich teilweise fragte, ob es wirklich eine Fantasie ist oder vielleicht doch eine Erinnerung. Beispielsweise stellt er sich vor, Alix würde einen neuen Mann kennenlernen, während er die Feiertage in New York verbringt - und diese Vorstellung erzählt er so überzeugend, dass er selbst richtig wütend wird und dem imaginären Nebenbuhler am liebsten eine runterhauen würde.
An einigen Stellen hat es mich ein wenig verwirrt, doch kleine Anmerungen haben immer wieder geholfen, die Szenen deuten und verstehen zu können.

Ich fand es sehr interessant zu lesen, für mich war das eine völlig neue Perspektive und eine neue Art und Weise, an ein Thema heran zu gehen. Die Autorin hat mich mit dieser Geschichte mit auf eine Reise genommen, die spannend und dramatisch, aber stellenweise mindestens ebenso schön ist. Einen (halben) Stern ziehe ich ab, da mich das Ende ein wenig verwirrt zurück gelassen hat - ich kann es nicht richtig einordnen und bin mir nicht sicher, ob ich es richtig verstanden habe.
Ansonsten habe ich aber nichts zu beanstanden.

Bewertung vom 20.03.2015
Ein seltsamer Ort zum Sterben
Miller, Derek B.

Ein seltsamer Ort zum Sterben


ausgezeichnet

*INHALT*
Sheldon Horowitz ist 82 Jahre alt, als er (nach dem Tod seiner Frau) zu seiner Enkelin und deren Mann nach Oslo zieht. Er findet sich dort nicht unbedingt gut zurecht und hat sich im Laufe der Zeit ein paar Eigenheiten gegönnt, die seine Frau und nun auch seine Enkelin dazu bringen, sich zu fragen, ob er an Altersdemenz leidet.

Als er eines Tages Lärm im Treppenhaus hört und die Tür öffnet, trifft er auf eine Frau mit ihrem Sohn. Sie wird ermordet, Sheldon kann jedoch mit dem Jungen fliehen und hat sich fest vorgenommen, ihn zu beschützen und nicht zuzulassen, dass die Mörder ihn bekommen.

Eine Verfolgungsjagd beginnt..

*MEINE MEINUNG*
Ich würde dieses Buch nicht als Thriller bezeichnen, auch wenn dieses Wort unter dem Klappentext (in einer Meinung des Guardian) steht. Ich finde "Roman" viel treffender, da es hier nicht um den Nervenkitzel geht und auch nicht der Mord und dessen Aufklärung im Vordergrund stehen, sondern Sheldon, seine Lebensgeschichte und das Beschützen des kleinen Jungen.

Der Autor spricht im Laufe der Geschichte durch Rückblenden und Erinnerungen viele gesellschaftlich relevante Themen an; es geht beispielsweise um Kriege wie die in Vietnam oder Korea, aber auch um Europas Asylpolitik oder den Kosovo. Trotz - oder gerade wegen - dieser Unterbrechungen in der Rahmen- oder Haupthandlung gelingt es Derek B. Miller, einen Spannungsbogen zu spannen und eine interessante und kuriose Geschichte zu erzählen, die mich sowohl ergriffen und berührt, als auch zum Schmunzeln gebracht hat.

Ein interessanter Protagonist, der sehr viel Spaß gemacht hat und den ich gerne noch länger begleitet hätte, ebenso tolle Nebenfiguren, und eine gut durchdachte Geschichte mit viel Tiefgang ergeben ein Buch, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Bewertung vom 20.03.2015
Eine Handvoll Sommerglück
Wanner, Heike

Eine Handvoll Sommerglück


ausgezeichnet

*INHALT*
Christine hat ihre beste Freundin Lexie gerade zu Grabe getragen, nachdem sie sie monatelang gepflegt hatte und tut sich sehr schwer mit diesem Verlust. Bei der Testamentseröffnung erfährt sie nicht nur, dass sie eine halbe Million und eine Alm im Schwarzwald geerbt hat, sondern erhält auch noch einen Brief, in dem Lexie sie auffordert, sich eine Auszeit aus dem stressigen Alltag zu nehmen, sich auf der Alm niederzulassen und sie zu renovieren und neu zu gestalten, um wieder Farbe in ihr Leben zu bringen.
Christine beherzigt den Rat, vor allem auch, weil ihr die ständigen Streitereien ihrer Tochter Jule und ihrer Mutter Helga auf die Nerven gehen, doch es fällt ihr sehr schwer, Abschied von ihrer Freundin zu nehmen. Weitere Briefe von Lexie, die sie in einer Pralinenschachtel versteckt hatte, sollen Christine bei ihrer Trauerarbeit helfen und ihr neuen Lebensmut geben.
Und so beginnt ein neuer Abschnitt in Christines Leben, mit neuen Menschen, die ihr ans Herz wachsen, und vielen Erkenntnissen über sich selbst, ihre Familie und ihr Leben..

*MEINE MEINUNG*
Mir ging beim Lesen das Herz auf.

Heike Wanner behandelt vor allem die Trauerarbeit in diesem Roman, den Abschied von einem geliebten Menschen und den Schmerz, der damit einher geht. Diese Geschichte ist jedoch alles andere als traurig und deprimierend. Im Gegenteil - die Briefe, die Lexie ihrer besten Freundin geschrieben hat, sind kleine Oden an das Leben. Sie sind voller Dankbarkeit und Liebe, und geben der traurigen Geschichte einen rührenden und positiven Anstrich.
Auch die Tatsache, dass die Protagonistin neue Freundschaften schließt und ihre Tochter Jule ihre erste große Liebe erlebt, tragen zum lebensbejahenden Charakter dieses Buches bei.

Der Schreibstil gefällt mir, er liest sich sehr schnell und flüssig; ich mochte vor allem die Beschreibungen der Figuren, die mit sehr viel Liebe zum Detail ausgearbeitet wurden und auch alle eine Entwicklung im Laufe der Geschichte machen.
Manchmal passiert mir der Umschwung von Figuren zu schnell - hier fand ich es sehr passend - gerade weil sie aus dem Alltagstrott heraus kommen und auch durch Lexies Briefe eine neue Perspektive aufgezeigt bekommen, die bisherige Annahmen hinterfragt. Die Wandlung war also authentisch und es machte Spaß, die Figuren dabei zu beobachten.

Der Inhalt von Lexies Briefen gefiel mir auch gut. Manchmal hilft es einfach, im Alltag inne zu halten und über einige Dinge nachzudenken, die man sonst einfach so hinnimmt; dazu muss man nicht unbedingt auf eine Alm fahren :)

Fazit:
Ein tolles Buch, das mich berührt hat, das positiv und lebensbejahend ist, und Spaß macht.

Bewertung vom 19.03.2015
Hinrichtung
Stanzl, Werner

Hinrichtung


sehr gut

*INHALT*
Commissario Bruno Vossi und sein Team werden zu einem Aufsehen erregenden Mord gerufen: In den frühen Morgenstunden wurde ein Mann gesteinigt - per Fernbedienung und unter den Augen der gesamten Anwohner. Als kurz darauf noch ein weiterer Katholik stirbt, geraten schnell islamische Dschihadisten in den Fokus - doch Vossi mag nicht so recht an diese Erklärung glauben und setzt alles daran, die wenigen Hinweise, die es gibt, zu verfolgen und die Mordserie aufzuklären, noch bevor der Papst zu seinem angekündigten Besuch erscheint...

*MEINE MEINUNG*
Dieses Buch war eine Wonne.

Den Protagonisten Vossi hatte ich recht schnell ins Herz geschlossen, ebenso wie das gesamte Team. Die Charaktere waren mit viel Liebe zum Detail heraus gearbeitet, und auch Vossis Frau Jelena, die lediglich eine Randfigur bleibt, bekommt in den wenigen Szenen einen so liebevollen Charakter, dass ich sie auf Anhieb mochte.
Vor allem die vielen italienischen Worte und Begriffe machen einen Teil des Charmes aus, ebenso wie die hin und wieder eingestreuten sachlichen Informationen zur Geschichte, die nie langweilten, sondern immer unterhielten.

Leider wurde mir eben dies gegen Ende ein wenig zu viel - ich stieg irgendwann bei den vielen Neben- und Rand-Personen und Namen und italienischen Titeln nicht mehr ganz durch, wer jetzt wozu gehört und welcher Titel sich auf welchen Namen bezieht. Dafür ziehe ich einen halben Stern ab. Da hätte ein Personenregister vielleicht geholfen, den Überblick zu behalten.

Vor allem aber die brandaktuelle Thematik fand ich toll - die Morde, die sehr schnell den Islamisten in die Schuhe geschoben werden, ohne dass auch nur handfeste Indizien dafür vorlagen, ebenso wie viele andere Themen, die in diesem Buch Erwähnung finden, die ich hier allerdings nicht spoilern möchte, haben diese Geschichte zu einer ganz besonderen für mich gemacht, die genau hierher, in diese Zeit und diese Gesellschaft passt. Die sich kritisch mit der Gesellschaft auseinander setzt und bestehendes Denken hinterfragt.

Fazit: Eine tolle Geschichte, liebevoll erzählt, mit Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Themen - Für mich ein Volltreffer.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2015
Hawelka & Schierhuber laufen heiß
Pfeifer, Günther

Hawelka & Schierhuber laufen heiß


ausgezeichnet

*INHALT*
Eigentlich haben Hawelka und Schierhuber ein langes Wochenende, doch als der Hilferuf der Niederösterreichischen Kollegen die Wiener Kriminalpolizei erreicht, werden die beiden in das winzige Dorf Vestenötting geschickt, um dort einen Mordfall aufzuklären.
Sie können sich lange nicht einigen, ob sie die Dorfsäufervariante oder doch besser die Stammtischmethode anwenden sollen und saufen sich in den ersten Tagen eher die Hucke in der Dorfkneipe voll, als dass sie stichhaltige Ermittlungsergebnisse vorweisen können - denn das gesamte Dorf hält dicht und niemand will etwas gesehen haben.
Dem Ermittlerduo wird viel Fingerspitzengefühl, Beharrlichkeit abgefordert - und noch mehr Trinkfestigkeit, um dem Mörder auf die Schliche zu kommen...

*MEINE MEINUNG*
Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an begeistert.
Der Schreibstil, der an vielen Stellen nur vor Ironie trieft, hat genau meinen Humor getroffen und mich sehr oft laut auflachen lassen. Die beiden Ermittler sind herrlich schräg, doch dabei jeder auf seine Weise so liebenswürdig, dass ich sie vom Fleck weg ins Herz geschlossen habe.
Auch das "Auskunftsbüro" der Kripo in Wien, das sich aus so individuell verschiedenen wie eigensinnigen Frauen zusammensetzt, leistet ganze Arbeit - sowohl bei der Recherche von Hintergrundinformationen, als auch in Bezug auf witzige Situationen und Dialoge, die sich zwischen den Figuren ergeben.

Für mich war hier klar erkennbar, dass der Autor zwar auch einen schlüssigen Kriminalfall dargestellt hat, dass aber der Fokus eindeutig auf den Charakteren lag. Selbst die Randfiguren wurden durch die Beschreibung ihres Auftretens charakterisiert und bekamen eine eigene Sprache, was sie sehr lebendig und authentisch gemacht hat. Dadurch hat es mir sehr viel Freude bereitet, sie kennenzulernen und ein Stück zu begleiten.
In den ersten Kapiteln läuft die Aufklärung des Mordes eher schleppend an, doch da die verschiedenen Dorfbewohner vorgestellt wurden, man ihre Eigenheiten und Macken kennengelernt hat, und es mir sehr viel Freude bereitet hat, mehr über diese verschiedenen Charaktere zu erfahren und die Interaktion mit Hawelka und Schierhuber zu beobachten, hat mich das keinesfalls gestört. Nach einigen Kapiteln dann zieht das "Ermittlungstempo" auch an, und die beiden verbringen weniger Zeit beim Ratschen in der Dorfkneipe.

Der Fall selbst ist sehr interessant und vom Autor so klasse inszeniert, dass ich bis zum Schluss keinen blassen Schimmer hatte, wer der Täter sein könnte. Auch ein anderer "Fall", den die beiden noch nebenbei aufdecken, trägt zur Komplexität der Geschichte bei und macht sie spannender.
Ein kleines Manko sei hier erwähnt: An manchen Stellen konnte ich den der Dramaturgie geschuldeten Gedankensprüngen im Text nicht ganz folgen und zwar kurzzeitig verwirrt - doch die Situationen wurden durch Rückblenden schnell aufgeklärt.

Insgesamt ein herrlich unterhaltender, humorvoller Krimi, zwei Protagonisten, die ich so schnell nicht wieder vergessen werde, und ein Autor, der in mir einen neuen Fan hat.