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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Aenna (www.buecherspleen.blogspot.com)
Wohnort: 
Niedersachsen

Bewertungen

Insgesamt 94 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2011
Wunder einer Winternacht
Leino, Marko

Wunder einer Winternacht


ausgezeichnet

Der kleine Nikolas verliert mit fünf Jahren seine Eltern und die kleine, geliebte Schwester.
Es ist tiefer Winter und das Weihnachtsfest naht.
Der verzweifelte Junge findet Obdach bei einer der acht Familien des kleinen Dörfchens Korvajoki. Die Winter sind jedoch ein harter Überlebenskampf für die armen Fischersleute, so muß Nikolas jedes Jahr an Weihnachten in eine andere Familie wechseln.
Aus Dankbarkeit schnitzt er für die Kinder seiner "Familien" Weihnachtsgeschenke....
Das Weihnachtsfest wird für ihn zum wichtigsten Ereignis des Jahres, und dies soll sein Leben lang so bleiben!
...Und so beginnt die wahre Geschichte vom Weihnachtsmann!

"Wunder einer Winternacht" von Marko Leino ist ein als Adventskalender gestaltetes Buch mit 24 Türchen/Kapiteln.
Es ist eine das Herz anrührende, schöne Geschichte, und ich hätte niemals die Geduld aufgebracht, jeden Tag nur ein Kapitel zu lesen!
Die Verzweiflung des kleinen Nikolas , der seine ganze Familie und sein Zuhause verloren hat, rührt den Leser zu Tränen. Er fügt sich jedoch seinem Schicksal und ist in seiner Dankbarkeit immer darauf bedacht, Anderen etwas zurückzugeben.
Eine solch erwachsene Haltung eines kleinen Jungen gibt es nur im Märchen und als solches betrachte ich "Wunder einer Winternacht".
Ein Märchen, in das ich eintauchen kann, das mich in meine Kindheit zurückversetzt. Das mich träumen, weinen und vor Spannung die Luft anhalten lässt.
Denn abgesehen davon, dass diese Geschichte uns Einiges lehrt oder wieder vor Augen führt, könnte sie wahrhaftig die Geschichte vom Weihnachtsmann sein...

"Je weniger die Menschen wissen, desto mehr können sie glauben.......
.....und je mehr die Menschen glauben, desto weniger zweifeln sie."

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
Die Reise zum Horizont
Amann, Jürg

Die Reise zum Horizont


ausgezeichnet

Ein Passagierflugzeug stürzt mitten in den Anden ab. Es gibt Tote, Verletzte, aber auch Überlebende. Überlebende, die anfangs noch voller Zuversicht an Rettung glauben. Doch diese bleibt aus.
Täglich wächst die Zahl der Toten, und täglich wächst die Verzweiflung!

Im gnadenlosen Kampf gegen Kälte und Hunger, Einsamkeit und Wahnsinn..., in diesem Kampf ums Überleben tun sich menschliche Abgründe auf.


Die Novelle "Die Reise zum Horizont" von Jürg Amann ist angelehnt an die wahren Ereignisse des Absturzes der Fuerza Aerea 571 in den 70er Jahren.
Es wird in der "Wir-Form" erzählt, wobei die Protagonisten ohne Gesicht bleiben. Trotzdem kommt die Geschichte hautnah an uns Leser heran.
Amann erzählt manchmal geradezu nüchtern, dann wieder voller Dramatik, wodurch ich die innere Zerrissenheit der Absturzopfer mitfühlen konnte, etwa, als es darum geht, Nahrung zu beschaffen...
Obwohl sie nur gut 100 Seiten umfasst, musste ich die Lektüre zwischendurch mehrfach zur Seite legen, um das gerade Gelesene erstmal zu verdauen...
Manche Passagen las ich ein zweites Mal, um wirklich zu begreifen, was da geschrieben steht. Nicht etwa, weil die Sprache des Autors so kompliziert wäre -im Gegenteil-, sondern weil ich so unvorstellbar und schrecklich fand, wie der Mensch in dieser Extremsituation agiert. Es bleibt nicht aus, dass man sich zwangsläufig in eben gelesene Situationen hineinversetzt und sich fragt, wie man wohl selbst reagieren würde....
Letztendlich bleibt das Ende offen, was dazu führt, dass die Geschichte noch einige Zeit im Kopf bleibt.
Aber da es ja einen Erzähler gibt, scheint sie zumindest für eine Person ein gutes Ende genommen zu haben.....
Keine leichte, aber sehr eindringliche Lektüre!

Bewertung vom 21.01.2011
Purpurdrache
Koch, Sven

Purpurdrache


sehr gut

Marlon Kraft ist Journalist mit Fleisch und Blut. Für eine gute Schlagzeile nimmt der Starreporter einer Lemfelder Tageszeitung einiges auf sich. Drei Jahre zuvor erlebte er ein spektakuläres Geiseldrama in einer örtlichen Kindertagesstätte hautnah mit, was ihm psychische Traumata einbrachte, unter deren Folgen er bis zum heutigen Tag leidet.
Und nun meldet sich der "Purpurdrache", damals verantwortlich für das Drama, bei Marlon mit mysteriösen Emails. Bald darauf wird die erste, grausam zugerichtete Leiche gefunden.
Marcus, leitender Ermittler und zugleich Marlons bester Freund, sowie Alexandra von Stietencron als Kriminalpsychologin, nehmen die Spur auf. Diese scheint zu Marlon zu führen...

"Purpurdrache" ist der erste veröffentlichte Roman von Sven Koch. Der Autor überzeugt mit einem sehr flüssigen Schreibstil, der es dem Leser leicht macht, das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Die Spannung wird dabei kontinuierlich gesteigert, der Leser aufs Glatteis geführt und verwirrt, bis man gegen Ende der Geschichte den Täter allenfalls erahnt...

Die Beschreibung mancher Vorgänge bzw. Schauplätze ist nahezu filmisch genau und mir persönlich fast eine Spur zu ausführlich. Dies führt leider zu kurzen Spannungseinbrüchen.

Den Protagonisten dagegen kommt Kochs Liebe zum Detail zugute. Er gibt seinen Figuren ein Gesicht, haucht ihnen Leben ein. Mit ihnen freundet sich der Leser so an, dass eine Fortsetzung des Romans wünschenswert und denkbar wäre!

Trotz weniger kleiner Kritikpunkte ist "Purpurdrache" ein solider Thriller, dem eine grandiose Idee zugrunde liegt. Absolut lesenswert!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
Feigen in Detroit
Yunis, Alia

Feigen in Detroit


sehr gut

Nacht für Nacht wird Fatima, die bei ihrem Enkel Amir in Kalifornien lebt, von Scheherazade heimgesucht, der sie ihre Geschichten erzählt. Es sind Geschichten aus ihrem Leben, von ihren zehn Kindern, von ihren Ehemännern. Nach der 1001. Nacht erwartet Fatima ihren Tod, und vorher möchte sie ihre Angelegenheiten geregelt wissen. So überlegt sie, wie sie ihr Erbe verteilen wird, besonders ihr Elternhaus im Libanon liegt ihr dabei am Herzen.

In schnellen Szenenwechseln führt uns Fatima mit Scheherazades Hilfe durch ihr Leben. Diese bereist mithilfe ihres fliegenden Teppichs ferne Orte, um Fatimas Kinder zu besuchen. So lernen wir diese kennen , eine große Familie, deren Mitglieder kaum noch Kontakt zueinander haben, und erhalten Einblicke in ihre Lebensumstände.

Auch, wenn die Abschnitte über Fatimas Kinder recht kurz gehalten sind, versteht Alia Yunis es, ihnen ein Gesicht zu geben. Der lockere und flüssige, mit leisem Witz gespickte Schreibstil lässt den Leser durch die Kapitel fliegen und oft schmunzeln.

Allerdings bleibt auch die politische Situation und die Problematik, als Araber im heutigen Amerika zu leben, nicht unerwähnt.

Wir erfahren mehr über Fatima , die seit drei Jahren von Ibrahim geschieden ist, eine schrullige alte Dame mit allen Zipperlein, die man im Alter so hat, und erleben mit ihr Situationen, die manchmal einer gewissen Komik nicht entbehren. Die Figur der Scheherazade tut ihr Übriges dazu. Nur Fatima kann sie sehen und mit ihr sprechen, was zu einiger Verwirrung in ihrem Umfeld führt...
Aber auch die ernsten und tragischen Momente ihres Lebens werden uns nahe gebracht, und dies mit einer großen Warmherzigkeit. Das Ende der Geschichte ist sehr eindringlich, bittersüß und lässt mich den Hut ziehen vor Fatima....

Man könnte das Buch sowohl als ernstes Drama als auch als Satire verfilmen..Auf jeden Fall wäre es ein Episodenfilm...

Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, mit diesem Stil zurechzukommen. Dieses Buch entsprach so gar nicht meinen Erwartungen an einen Familienroman, mit denen ich ans Lesen herangegangen war, da die Protagonisten, abgesehen von Fatima und Amir, kaum miteinander zu tun haben.
Dies ist kein Buch, das man "so nebenbei" lesen kann. Man muß Zeit haben, sich vollkommen darauf einlassen zu können, dann gelingt auch das "Abtauchen". Ich bin froh, mich darauf eingelassen zu haben, denn "Feigen in Detroit"hat es eindeutig verdient!

Bewertung vom 21.01.2011
Die Ankunft / Morbus Dei Bd.1
Zach, Bastian;Bauer, Matthias

Die Ankunft / Morbus Dei Bd.1


ausgezeichnet

Tirol, im Winter vor 300 Jahren: Johann List hat genug vom Krieg, von Mord und sinnloser Gewalt. Auf seiner Flucht durch tief verschneites Gebirge verirrt er sich in ein abgelegenes Bergdorf. Schwer verletzt und dem Tode näher als dem Leben wird er von der schönen Elisabeth und deren Großvater aufgenommen und gesund gepflegt. Zum Dank dafür leistet er Elisabeths tyrannischem Vater Jakob Karrer Dienste als Knecht auf dessen Gehöft. Die Tatsache, dass er sich in Elisabeth verliebt hat, versüßt ihm die harte Arbeit und die Entscheidung, im Dorf zu verweilen. Denn er merkt bald, dass dieses von einem mysteriösen Geheimnis umgeben ist, welches die Dorfbewohner nicht preisgeben wollen. In den Wäldern soll "das Böse" lauern...., soviel bekommt Johann mit. Wovor fürchten sich die Menschen in diesem Dorf ? Lassen sie sich nur von ihrem Aberglauben leiten oder gibt es "die Anderen" wirklich? Johann geht der Sache auf den Grund...

Dieses Buch, geschrieben vom Autorenteam Bastian Zach und Matthias Bauer, ist einmal etwas ganz anderes....und es lohnt absolut, sich darauf einzulassen!

Bereits nach wenigen Seiten befand ich mich im frühen 18. Jahrhundert und mittendrin in der Geschichte. Dies ist sicherlich zurückzuführen auf die einfache, aber sehr bildhafte Sprache und die Verwendung spezifischer Ausdrücke(auch wenn diese mir teilweise fremd waren).
Ich lief neben Johann her, sah die Schauplätze mit seinen Augen wie auch die Charaktere, mit denen er zu tun hat. Ich fühlte das Primitive der Zeit, zum einen durch die sehr gute Beschreibung der Lebensumstände, zum anderen aber auch aufgrund der Darstellung diverser, doch äusserst brutaler Gewaltszenen.

Die Geschichte ist spannend, vom Anfang bis zum Ende. Die Bedrohung des "Bösen" schwebt über dem Leser, der unbedingt wissen möchte, was dahintersteckt!
Die Auflösung ist in meinen Augen schlüssig und hat mich durchaus zufriedengestellt.

Dennoch ist dies kein Buch, das man ausliest und gleich ins Regal stellt....
Die Autoren haben es geschafft, einen Roman mit enormer Atmosphäre zu schreiben, welche den Leser noch eine ganze Weile gefangen hält...

Herr Zach und Herr Bauer, mehr davon bitteschön!!!

3 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
Am Ende eines Sommers
Ashdown, Isabel

Am Ende eines Sommers


ausgezeichnet

Die letzten Seiten sind gelesen. Gedankenverloren klappe ich das Buch zu und streichle über den rilligen, himbeerroten Einband, der normalerweise mit einem in blassblauen Tönen gehaltenen Fotoumschlag versehen ist.

Was für eine Geschichte. Und jetzt ist sie vorbei.

Es ist, als hätten sie mich verlassen, Mary und ihr Sohn Jake, die mir diese Geschichte, ihre Geschichte erzählt haben, jeder aus seiner eigenen Sicht. So lese ich eigentlich zwei Geschichten, die sich irgendwann kreuzen. Und einmal angefangen, tauche ich vollends ein und kann mich nicht mehr lösen...

Jake, 13 Jahre alt, berichtet in der Gegenwart in den Jahren 1984/1985. Er erzählt von seinem Leben, seinen Wünschen, Träumen und Sorgen. Da ist der ältere Bruder, der in die Welt gezogen ist, der Vater, der von der Familie getrennt lebt und er selbst, Jake, der mit seinem jüngeren Bruder Andy bei der Mutter lebt. Einer Mutter, die er liebt, die sich aber ständig in ihre eigene Welt zurückzieht.... Jake steht hilflos vor den Trümmern seiner Familie. Hin und Hergerissen zwischen Kind und Erwachsensein versucht er, diese zu schützen.

Parallel lerne ich Mary kennen. Sie beginnt ihre Erzählung viel früher im Jahr 1957. Sie führt mich bruchstückweise durch ihre Kindheit und Jugend. Ihre Schwester Rachel nimmt eine große Rolle in ihrem Leben ein, dennoch verliert sie später den Kontakt zu ihr. Auch von ihren Eltern wird sie verstossen, als sie gegen deren Willen Bill heiratet und eine eigene Familie gründet. Ich lerne eine Frau mit starken Gefühlen kennen, die ihre Vergangenheit nicht bewältigen kann und sich in Depressionen und Alkohol flüchtet. Als Rachel wieder in ihr Leben tritt, lebt Mary auf...

Isabel Ashdown hat einen wunderbareren Roman geschrieben, welcher übrigens ihr Erstling ist. Ihr nahezu poetischer Stil hat mich vollends gefesselt, wobei sie Jake in seinem eigenen Slang erzählen lässt, während Mary sich schon etwas vornehmer ausdrückt. So konnte ich mich nur zu gut in die Charaktere einfühlen. Der Autorin gelingt es, dass man komplett in die Welt des jeweils Erzählenden abtaucht, mit ihm Freud, Leid und auch Hoffnung teilt.
Ich las eine tragische, eine sehr eindringliche Geschichte, die mich noch eine Weile verfolgen wird...
Dies ist ein ganz besonderes Buch!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
Böse Dinge geschehen / David Logan & Elisabeth Waishkey Bd.1
Dolan, Harry

Böse Dinge geschehen / David Logan & Elisabeth Waishkey Bd.1


ausgezeichnet

David Loogan ist neu zugezogen in Ann Arbor. Er lernt den Verleger Tom Kristoll kennen, welcher ihm einen Job anbietet, obwohl er kaum etwas über David weiß. Beide Männer empfinden Sympathie füreinander, so dass David sich sogar bereit erklärt, Tom bei der Beseitigung einer Leiche zu helfen.
Sie hält ihn jedoch nicht davon ab, mit dessen Frau Laura ein Verhältnis anzufangen.
Die nächste Leiche ist dann Tom Kristoll selbst, und er wird nicht die Letzte bleiben in dieser Geschichte...
Kommissarin Elizabeth Waishkey stösst bei Ihren Ermittlungen auf Verrat und fein gesponnene Intrigen. Nichts ist, wie es scheint, und als David, selbst zum Verdächtigen geworden, auf eigene Faust ermittelt, überschlagen sich die Ereignisse.
Harry Dolan schreibt in einem ganz besonderen Stil, gespickt mit Witz und trockenem Humor. Dabei bewegt er sich manchmal an der Grenze zur Skurilität, aber nicht so, dass man diesen Krimi nicht mehr ernst nehmen könnte. Die Geschichte ist durchweg spannend und bis ins kleinste Detail sauber durchdacht. Der Leser wird durch Irrungen und Wirrungen geführt und muß manchmal schon höllisch aufpassen, dass er nicht den Durchblick verliert. Letztendlich löst sich der Knoten aber immer im richtigen Moment.
Ja, und dann ist da ja noch David Loogan, die Hauptperson. Wer ist dieser Mann, der Angst im Dunkeln hat? Es dauert eine Weile, bis Harry Dolan uns einweiht. Bis es soweit ist, hat man sich bereits viele Gedanken um David gemacht. Und das erhöht die Spannung noch zusätzlich.
"Böse Dinge geschehen" ist Harry Dolans Erstling, und das ist kaum zu glauben. Die Geschichte und vor allen Dingen dieser ganz eigene sprachliche Stil hat mich vollkommen überzeugt. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Roman nicht lange auf sich warten lässt...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
Vatermord / Tony Hill & Carol Jordan Bd.6
McDermid, Val

Vatermord / Tony Hill & Carol Jordan Bd.6


sehr gut

Mit "Vatermord" setzt Val McDermid die Reihe um Ermittlerin Carol Jordan und Profiler Tony Hill fort und legt hier den sechsten Fall vor.
Ein Serienmörder treibt in Bradfield und Umgebung auf unvorstellbare Weise sein Unwesen. Er ködert einzelne Jugendliche mit Hilfe einer Internet-Plattform, um sie beim ersten persönlichen Treffen zu töten und zu verstümmeln.
Nach welchen Kriterien sucht er seine Opfer aus?
Wofür müssen sie mit ihrem jungen Leben bezahlen? Und warum richtet der Täter sie so grausam zu?
Viele Fragen für das Team von Carol und Tony, die zwischen Tatorten, trauernden und verzweifelten Eltern und dem Medium Internet ermitteln, um die Gedankengänge eines Psychopathen zu ergründen.
Viele Fragen, die es zu beantworten gilt, bevor dieser erneut zuschlägt....

Die Geschichte ist in einem, wie von der Autorin gewohnt, flüssigen Stil geschrieben und fesselt von Anfang an. Wir stehen als Leser genauso lange vor dem Rätsel dieses Falles wie die Ermittler, ohne vorher auch nur ansatzweise eine Ahnung über Identität und Beweggründe des Mörders zu haben. Dies wird uns erst fast zum Ende des Buches offenbahrt, und selbst da hält Frau McDermid noch Überraschungen parat...Ein Ende mit Wow-Effekt! Einzig die Motivation des Mörders für genau diese bestimmten Verstümmelungen der Leichen wird meines Erachtens nicht eindeutig klar...
Das Team sowie die Harmonie zwischen den Charakteren wird anschaulich beschrieben, der Leser fühlt die Autorität Carols(die alle ihrer Mitarbeiter duzt, während sie selbst mit respektvollem "Sie" angesprochen wird). Man nimmt Teil an dem perfekten Zusammenspiel eines gut funktionierenden Teams und fühlt sich sogar wohl dort.
Auch das Privatleben der beiden Hauptprotagonisten kommt nicht zu kurz. Während für Carol der Griff zum Alkohol zum Problem werden könnte, muß sich Tony mit den Schatten seiner Vergangenheit und zum Teil ungeklärten Herkunft auseinandersetzen. Und auch ihre Gefühle füreinander sind natürlich ein Thema, wenn auch ganz unterschwellig und leise sich jeder der Beiden alleine damit auseinandersetzt.
Durch die Vielzahl der Charaktere war es für mich manchmal schwierig, den Überblick zu behalten, allerdings war ich dann doch schnell wieder im Bilde.
Der Titel des Buches ist interessant, während des Lesens habe ich mehrfach über seinen Bezug zum Inhalt nachdenken müssen (und eigentlich bin ich damit auch noch nicht fertig...)

"Vatermord" ist ein lesenwerter und gut durchdachter Thriller, und wer wie ich nicht alle Teile dieser Serie kennt, bekommt durchaus Lust auf mehr.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
Verglühte Schatten
Shamsie, Kamila

Verglühte Schatten


ausgezeichnet

Der 9.August 1945 wird für immer in Hiroko Tanakas Gedächtnis haften bleiben...so wie auch die drei Kraniche, die sich aus ihrem Kimono in ihren Rücken gebrannt haben, an diesem bewußten Tag, als über Nagasaki eine Atombombe abgeworfen wird. Sie sieht ihren Vater sterben, und auch ihr Verlobter Konrad Weiss überlebt diese Katastrophe nicht.
Hiroko geht nach Indien, wo sie von der Verwandtschaft Konrads, den Burtons, aufgenommen wird. Dort trifft sie auch den jungen Inder Sajjad Ashraf, den sie schließlich heiratet. Die politischen Unruhen Indiens führen sie nach Pakistan, wo sie sich ein neues Leben aufbauen.
Die Schicksale der Ashrafs und Burtons und ihrer Nachkommen bleiben über Jahrzehnte verbunden bis in das Jahr 2001, wo sich der Kreis mit den Ereignissen um den 11. September schließt...

Eine Frau überlebt Nagasaki, folgt ihrer Liebe durch die politischen Wirrungen einer ihr fremden Kultur, erlebt unsägliches Leid durch den Verlust geliebter Menschen und steht immer wieder auf.
Hiroko Tanaka ist eine starke Frau,gütig, stolz, oft auch zornig.
Wir mögen sie, fühlen mit ihr, wir empfinden Bewunderung.
Und mehr als einmal stellen wir uns die Frage, wie eine Frau nur soviel aushalten kann. Nämlich dann, wenn Kamila Shamsie unverhofft zum nächsten Schlag ausholt, der uns Leser mit derselben Wucht trifft wie er auch die Protagonistin getroffen haben muss.
An anderer Stelle dagegen erzählt die Autorin mit viel Einfühlungsvermögen in schöner Sprache.
Alle Charaktere , vor allen Dingen die der zwei Familien, deren Leben so miteinander verknüpft sind, haben für mich ein Gesicht bekommen. Alle Schauplätze wurden real, alle Gefühle Wirklichkeit. Politische Ereignisse beklemmend, zumal die Geschehnisse in New York von 2001 noch in der eigenen Erinnerung wach sind.
Ich las eine fiktive Geschichte, aber mir wurde erschreckend bewusst, dass diese für unzählige, wahre Schicksale steht.
Kamila Shamsie hat ein Meisterwerk geschaffen. Über Liebe, Leid, Verrat und über Freundschaft, die letztendlich siegt!
Ein wunderbares Buch!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.