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mosaik
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Neumarkt a. W., Salzburg
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Meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 450 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2019
Leopold Mozart

Leopold Mozart


sehr gut

Begleitbuch zur Ausstellung 2019 in Salzburg mit informativen Texten und allen Ausstellungsstücken

Leopold Mozarts 300. Geburtstag wird 2019 in Salzburg mit einer Sonderausstellung im Mozart Wohnhaus gewürdigt. Dazu ist ein Begleitbuch in deutscher und englischer Sprache erschienen, dass Leopold Mozart in folgenden Kapiteln versucht zu beschreiben: Der Augsburger Sohn, der Komponist, Leopold Mozarts Kirchenmusik, Hofmusiker und Vizekapellmeister, seine Violinschule, als Erzieher und Pädagoge, der Briefschreiber, der belesene Komponist und komponierende Leser, der Unternehmer und Manager sowie Leopold Mozart im Spiegel seiner Zeitgenossen und früher Biografen, insgesamt 50 Seiten.

Am Anfang des Buches gibt es einen vierseitigen biografischen Abriss, der bereits viele Details aus dem Leben des Künstlers bietet. Nach den oben genannten Kapiteln werden auf 85 Seiten alle 75 Ausstellungsobjekte mit Bild und kurzer Beschreibung präsentiert. Diese bestehen aus zeitgenössischen Gemälden, Zeichnungen und Skizzen sowie Kompositionen und Briefe. Auch die Konzertvioline von Wolfgang Amadé Mozart ist zu sehen.

In den Beiträgen sind unter anderen die Recherchen zum manchmal kolportierten übertriebenen Ehrgeiz des Vaters Leopold in Bezug auf Wolfgang interessant. Dieses Buch zeigt an Hand von zeitgenössischen Textauszügen einen stolzen Vater, der Mozart nicht seinen Erfolg neidisch war. Auch gibt es Belege für ein gutes Vater-Sohn-Verhältnis.

Dass Leopold Mozart wohl überwiegend Kirchenmusik komponierte und spielte und warum wird ebenso erläutert wie Informationen zu seinen Reisen und deren Finanzierung. Das erste Kapitel über die Zeit der Familie Mozart in Augsburg bietet Aufschlüsse für spätere Beziehungen von Leopold. Da ist auch „die eine erste, umfassende, didaktisch wie auch pädagogisch einzigartige Violinschule“ zu nennen, wie sie Johannes Honsig-Erlenburg, Präsident der Stiftung Mozarteum Salzburg, beschreibt. Sie wurde nämlich in Augsburg verlegt.

Die einzelnen Kapitel sind zwischen sechs und zehn Seiten lang, bieten also ausreichend Information ohne langatmig oder mühsam beim Lesen zu werden. Ich finde das Buch sehr in Ordnung, lässt Leopold Mozart zu seinem 300. Geburtstag im Lichte der neuesten Forschungsergebnisse erscheinen und ist auch für jene Personen, die die Ausstellung nicht besuchen können, ein interessantes Buch.

Bewertung vom 05.02.2019
Die Kurden
Schamberger, Kerem;Meyen, Michael

Die Kurden


gut

Von kurdischem Aktionismus in Deutschland, unvollständigen Schilderungen über Vorgänge
Kerem Schamberger, ein Mitglied der marxistischen Linken, zieht von einem Treffen kurdischer Aktionisten in Deutschland zum nächsten, schildert Beiträge von Gastrednern, die selbst eher fanatisch erscheinen und der Journalist Michael Meyen bringt alles zu Papier.

Nach 20, 30 der rund 230 Seiten konnte ich bereits erkennen, dass dieses Buch wohl eher einseitig berichtet, sprunghaft und manchmal ohne vollständige Information über Geschichte und Vorgänge in den Gebieten der Kurden. Es wird öfter mit Wortfetzen oder einzelnen Sätzen etwas angerissen, aber nicht weiter erklärt. Auch finde ich, dass das Buch trotz Kapitel und Unterkapitel eher unstrukturiert wirkt. Also man liest nicht unbedingt das im Kapitel, was gerade als Überschrift darüber steht.

Manchmal hatte ich beim Lesen das Gefühl, was die PKK macht ist in Ordnung, was die türkische Staatsmacht unternimmt, ist böse, dass die Kurden eigentlich gar kein vereintes Kurdistan wollen, weil sie untereinander in Streitigkeiten verstrickt sind. Eine kurdische Aktivistin in Deutschland versteht den deutschen Rechtsstaat nicht mehr, dass er ihre Wohnung gefilzt und ihre Telefonate monatelang überwacht hatte, nur weil sie an Demonstrationen teilgenommen und dabei mal ab und zu einer Anzeige wegen Landfriedenbruch oder Hausfriedensbruch gekommen war. Und deshalb konnte die Kurdin erst ein Jahr verspätete ihr Studium – in Deutschland – abschließen.

Ein Aktivistenpärchen erzählt von ihrem Buch über die politischen Vorgänge rund um die Kurden und Türken, das sich aber schlecht verkauft. Aber in diesem Buch hier wird dafür daraus zitiert. Schließlich taucht im Buch noch ein Österreicher auf, der ebenfalls als linker Aktivist mehrere Jahre in Gebieten der Kurden lebte, kämpfte.

Es ist also ein Buch mehr oder weniger über Aktivisten und Träumer in Deutschland und weniger ein Buch über Geschichte der Kurden und Hintergründe der Probleme. Ehrlich gesagt habe ich nicht wirklich verstanden, was die Autoren dieses Buches mitteilen wollen.

Bewertung vom 05.02.2019
Wo Dollfuß baden ging

Wo Dollfuß baden ging


ausgezeichnet

Sommerfrische mit deutschnationaler Gesinnung und österreichische Geschichte der 1930er-Jahre

Das Buch entstand anlässlich einer Bildungswoche 2016 in Mattsee im Salzburger Land. 2016 erinnerte sich das Land Salzburg an seine 200jährige Zugehörigkeit zu Österreich. 125 der 180 Seiten beschäftigen sich mit der Sommerfrische an den drei Trumer Seen mit Zentrum in Mattsee ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Zeit den Nationalsozialismus.

Dr. Heinrich Wallmann (*1827 in Mattsee; † 1898 in Wien), Militärarzt, Fremdenverkehrspionier und Ehrenbürger von Mattsee, brachte die Sommerfrische in Mattsee zu einer ersten Blüte. Gleichzeitig erkannte er auch die aufkommende deutschnationale Gesinnung mit antisemtischer Haltung. Als deutliches Zeichen gegen diese Entwicklung in Mattsee ernannte der „Saison-Verein in Mattsee“ den langjährigen Sommerfrischlergast in Mattsee, den Wiener jüdischen Schriftstellers Balduin Groller, alias Adalbert Goldschneider, zum Ehrenmitglied. Anfang der 1920er-Jahre erklärte sich dann Mattsee für „Judenrein“ und vertrieb im Sommer den jüdischen Komponisten Arnold Schönberg. Bei der Bildungswoche 2016 war sein Sohn Lawrence in Mattsee zu Gast.

Ein besonders spannender Teil ist der Abschnitt „Wo Dollfuß baden ging“. Darin wird die Entstehung des Austrofaschismus und des Ständestaats sehr verständlich geschildert. Es kommt auch zur Erklärung, weshalb Bundeskanzler Dollfuß wenige Tage vor seiner Ermordung beim Juliputsch 1934 in Mattsee war, um schwimmen zu lernen. Dabei kam es auch zu einem Geheimtreffen mit Arthur Seyß-Inquart, der nach Hitlers Einmarsch in Österreich zum Reichsminister avancierte.

Zwei weitere, interessante Themen folgen: Wie die ungarischen Krönungsinsignien über Mattsee in die USA kamen und die Familiengeschichte Breitner. Dr. Burghard Breitner, der „Engel von Sibirien“ des Ersten Weltkriegs, war Vierteljude. Sein Vater Anton, ein uneheliches Kind, einer Jüdin und des Anton Eugen Dreher, Besitzer der Klein-Schwechater Brauerei, stattete Burghard Breitner finanziell gut aus. Das Buch beleuchtet auch die nicht ganz klare Rolle von Burghard Breitner im Nationalsozialismus („so verkannt wie umstritten“).

In den letzten Kapiteln des Buches setzt sich Therese Muxender mit Arnold Schönberg, Mattsee und die Folgen auseinander und Roland Peter Kerschbaum geht dem Thema „Erinnern: Menschliche Fähigkeit. Historische Notwendigkeit – Herzsache des Glaubens“ nach sowie noch Auszüge von Gesprächen im Rahmen der Bildungswoche 2016. Es gibt bei jedem Kapitel zahlreiche Fußnotenverweise auf Quellen sowie am Ende des Buches ein Namensregister.

Für mich waren die Seiten über die Geschichte von Mattsee ausgesprochen informativ. Darin habe ich nicht nur Lokalgeschichte erfahren, sondern, wie oben bereits erwähnt, die österreichische Geschichte der 1930er-Jahre besser verstanden. Das Buch mag vielleicht in den letzten Kapiteln etwas schwieriger zu lesen sein, das tut dem sehr guten Gesamteindruck dieses Buches aber keinen Abbruch. Ein lesenswertes Buch über lokale – deutschnationale – Geschichte.

Bewertung vom 04.01.2019
Kochen wie in Neapel
Santangelo, Dario;Santangelo, Manuela

Kochen wie in Neapel


ausgezeichnet

Fantastischer gastronomischer Reiseführer mit herrlichen Rezepten aus der Küche von Neapel

Ich bin schlichtweg begeistert von diesem Buch! Und ich habe alle 280 Seiten gelesen, dann muss ich zum Kochen beginnen. Was da der neapolitanische Fotograf Dario und seine im niederösterreichischen Mostviertel aufgewachsene Grafiker-Ehefrau Manuela als Buch herausgebracht haben ist wirklich etwas Einmaliges.

Nach dem Lesen dieser „neapolitanischen Essens-Bibel“ gibt es keine Ausreden mehr, nicht nach Neapel reisen oder nicht selbst einmal die neapolitanische Küche ausprobieren zu wollen. Auf rund 50 Seiten wird der Leser zunächst in die geschichtliche Entwicklung der neapolitanischen Küche eingeführt. Dann erfährt er, wie die Pizza dort wirklich gebacken wird und manchmal ganz anders aussieht als bei uns in Mitteleuropa. Nun geht es zur Sache: Welche Kochutensilien man in der Alchemie-Küche Neapels findet wie beispielsweise eine neapolitanische Ölkanne oder Kochzange. Im folgenden Kapitel geht es um Zutaten wie die San-Marzano- oder Piennolo-Tomaten, scharfe Essigpaprika, Kräuter, Schmalz, Pecorino Romano und anderes.

Nach diesen 15 Seiten „Grundkenntnissen“ folgt ein sehr wesentlicher Teil des gesamten Buches: Die Pasta! Welchen Weizen, welche Herstellungsverfahren gibt es und wie kann man erkennen, um welche Qualität es sich bei Nudeln handelt sowie die verschiedenen Kochtechniken – wir sind noch nicht bei Rezepten, sondern immer noch bei einer sehr detaillierten, gut geschriebenen Einführung für die richtige Zubereitung von Pasta. Natürlich gibt es dann auch einige Rezepte für Pasta und Pizzateige.

Weshalb die Neapolitaner immer etwas mehr kochen, habe ich bereits in der Einführung erfahren. Und so sind nun alle Rezepte auch für sechs bis acht Personen. Dann geht es mit Rezepten für neapolitanische Festtagsgerichte los. Auf rund 180 Seiten Rezepte gibt es beginnend mit Pasta, Minestre und Risotti - 38 Rezepte, gefolgt von Fleischrezepten (13), für Fisch (16), Gemüse und Beilagen (18), nachhaltige Küche (9), salzig gebacken (10) und Desserts (22).

Die Rezeptbeschreibungen sind sehr detailliert, sogar manche länger als eine Seite. Sie sind gut lesbar und strukturiert, daneben sehr klar die Darstellung der Zutaten. Bei den Beschreibungen ist mir aufgefallen, dass die beiden wirklich sehr genau die Zubereitung beschreiben und immer wieder praktische Tipps geben. Dazu erklären sie bei manchen Zutaten woher sie stammen und wie sie sonst noch zu verwenden sind.

Wer noch nicht zum Kochen kam wie ich genießt die wunderbaren Bilder, die es sehr zahlreich im Buch gibt. In den einführenden Kapiteln sind es Bilder aus Neapel, der dortigen Küche und den Menschen, bei den Rezepten farbintensiv-anregende Aufnahmen der Gerichte.

Kostproben? Gnocchi auf sorrentinische Art, Minestra Maritata – Eintopf mit Blattgemüse und Fleisch, gebackene Zahnbrasse mit Kartoffeln und roten Zwiebeln, Tempura auf neapolitanische Art – allerlei Frittiertes aus dem Meer, gefüllte Pizza aus Brotteig, Blattspinat mit Pancetta und Pecorino, Casatiello – pikante Ostertorte, Bergamottecreme, Kaffeemousse auf Haselnuss-Crunch mit Schokolade oder Orangen-Profiteroles mit karamelisierten Kumquats.

Wer sich nicht ans Kochen wagt kann auch bei den beiden Autoren in Wien einen Kochkurs buchen, wie die beiden zum Schluss des Buches bebildert in einem Kapitel schildern. Ich finde das Buch optisch und inhaltlich wirklich ausgezeichnet.

Bewertung vom 03.01.2019
Limousin & Auvergne - Zentralmassiv Reiseführer
Sand, Severine;Müller, Martin

Limousin & Auvergne - Zentralmassiv Reiseführer


ausgezeichnet

Macht Lust auf viel Unbekanntes mitten in Frankreich abseits der touristischen Trampelpfade

Ich bin immer wieder davon fasziniert, was weniger bekannte Regionen Frankreichs zu bieten haben. Gut, es sind zwei zentral gelegene Regionen in einem Führer. Aber trotzdem zusammen 500 Seiten.

Darin kann man beispielsweise über eines der schönsten Dörfer Frankreichs lesen: Salers, bekannt auch für eine alte Rinderrasse, einen herben Aperitif und ein Butterkeks. In Néris-les-Bains sprudelt seit Jahrtausenden Thermalwasser. In Le-Puy-en-Velay beginnen die Jakobspilger ihre Wanderung nach Santiago de Compostela in Nordspanien und man kann auf Basaltkegeln zu einer Kirche und zu einer riesigen Marienstatue hinaufsteigen. Das Cantal steht für einen der ältesten und schmackhaftesten Käsesorten Frankreichs und für ein Département, das von vulkanischen Bergen geprägt ist und zu ausgedehnten Wanderungen einladet. In Arnac-Pompadour hatte König Ludwig XV. seiner Geliebten Madame Pompadour ein Landgut geschenkt, das der Grundstein für eine Pferdezucht war. Heute ist Arnac-Pompadour die Pferdestadt Frankreichs schlechthin. In Bourganeuf wohnte einst in der mächtigen Kompturei ein türkischer Prinz.

Viel Natur, alte Herrenhäuser, kleine Schlösser und uralte Dörfer warten in den beiden Regionen entdeckt zu werden – mithilfe dieses Führers, der sehr detailliert über Sehenswürdigkeiten (oder auch weniger interessante Orte) samt Öffnungszeiten, Eintrittspreisen und Internetadressen informiert. Wo essen, wo schlafen inkl. Tipps für Campingplätze gibt es natürlich auch neben allen Michael-Müller-Ausgaben üblichen Informationsblöcken.

Herausnehmbare Karte gibt es keine, lediglich in den Umschlagklappen Übersichtspläne. Das ist aber sinnvoll, denn aufgrund der Größe der Gebiete empfiehlt es sich eine ordentliche Straßenkarte zu kaufen.

Es gibt auch etliche Bilder im Buch zu sehen, wenngleich nicht übermäßig viele. Wohl, weil es andererseits viel zu schreiben gibt. Auf 20 Seiten bieten die beiden Autoren dann noch zehn Wandervorschläge, doch recht gut beschrieben mit brauchbaren Kartenausschnitten. Länge, Dauer, Markierung und Ausrüstung samt Tipps, ob und wie viel Proviant man einpacken soll ergänzen diese Informationen.

Wer einmal den Zentralraum Frankreichs kennenlernen möchte ist mit diesem Führer sicherlich sehr gut beraten.

Bewertung vom 03.01.2019
Tallinn MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag
Hoock, Maja

Tallinn MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag


sehr gut

Vielfältig, aktuelle Informationen, optisch gut aufgebaut, mit Ausflugszielen in der Umgebung

Die Autorin scheint Tallinn gut zu kennen, weiß sie doch zu berichten, dass es in Tallinn kaum gute italienische Restaurants gibt. Nun ja, vielleicht reist ja jemand auch nicht wegen der italienischen Küche in den Norden Europas. Aber sie beschreibt gut die Alternativen in der Stadt und die sind zahlreich. Man kann russisch essen, herzhaft estnisch essen und sich durch die jahrtausendalte Biertradition kosten. Es gibt übrigens auch Dünnbier und Obstwein.

Nach dem Lesen dieses praktischen Führers habe ich den Eindruck, dass Tallinn eine junge und moderne Stadt ist. Hoock schreibt beispielsweise in einem Beitrag, dass Estonia, Estland, das „digitalste“ Land Europas sei. So stammt Skype aus Tallinn, wo es überall kostenfreies Internet gibt.

In sechs Touren führt Hoock den Leser durch die Stadt, gefolgt von einem Kapitel mit Ausflügen in das Küstenviertel Rocca al Mare und Nõmme sowie einem Kapitel mit Tagesausflügen. Was ich ganz praktisch finde, sind Übersichten ganz am Anfang des Buches: Sightseeing-Klassiker: knappe Beschreibungen, was wo sehenswert wäre mit Seitenverweisen. Dann Sightseeing-Alternative, eine ebenso kurze wie praktische Übersicht mit Seitenverweisen, gefolgt von Essen-Ausgehen-Einkaufen-Kurzübersicht und „Tallinn im Sommer“ wie „Tallinn im Winter“.

So und dann gibt es alle sechs Touren im Detail und mit fast 100 Seiten doch recht ausführlich beschrieben. „Nachlesen, Nachschlagen“ enthält allerlei praktische Tipps wie Kunst, Galerien, Tallinn mit Kindern, Übernachten oder unterwegs in Tallinn und anderes mehr. Bekannt ist Tallinn für sein sommerliches Sängerfest.

An Hand der kleinen Kartenausschnitte bei den einzelnen Touren kann man sich gut orientieren, fürs Grobe gibt es eine herausnehmbare Übersichtskarte mit dem Netz der öffentlichen Verkehrsmittel, die man übrigens sehr günstig nutzen kann.

Ein ganz ordentlicher Führer, offensichtlich gut recherchiert, mit dem man sicherlich Tallinn erleben kann.

Bewertung vom 04.12.2018
Bis es nicht mehr weitergeht und dann links
Nikolaus, Heike

Bis es nicht mehr weitergeht und dann links


gut

Nicht alle Orte sind am Ende der Welt, ein wichtiger fehlt, mehr eine Tagebuchveröffentlichung

Der Leser erfährt es nicht so richtig, ob nun die beiden Autoren gemeinsam reisten, was man an Hand der Bilder vermuten darf, oder doch nur Heike Nikolaus als Texterin, woraus die in der „ich“-Form geschriebenen Texte schließen lassen.

Wie auch immer, für mich liest sich das ganze Buch mehr als Aufarbeitung von Reiseerlebnissen, denen eben dieser Buchtitel gegeben wurde. Aber er wird nicht schlüssig durch das Buch durchgezogen. Es beginnt mit 34 Seiten „Hic sunt dracones – hier wohnen Drachen. Eine Ideengeschichte der Weltenden“. Sie entführen in die vorchristlichen Jahrhunderte, deren Philosophen und möglichen Weltanschauungen. Ich gestehe, offenbar humanistisch nicht ausreichend gebildet, dieses „Essay“ nicht verstanden zu haben.

Im Kapitel um die Enden der Welt in Spanien wird die Autorin schon ganz gut dem Buchtitel gerecht. Wenngleich sie manchmal auf ihre Frage, ob sie denn hier jetzt am Ende der Welt sei als Antwort erhielt, nein, es sei, im Gegenteil, der Anfang. Also auch irgendwie widersprüchlich. Schwieriger wird das mit dem „bis es nicht mehr weitergeht“ bei den Enden der französischen Welt in der Bretagne. Ja schon, sie findet Leuchttürme und Menschen, die begeistert dort in ihrer Heimat leben. Alles, wie auch im Spanienteil, nette Geschichten, bei denen manchmal die Vermutung aufkommt, alles sei doch nicht so zufällig geschehen wie die Nikolaus es beschreibt. Eher wohl im Rahmen ihrer TV-Dokumentationen gut geplant. Denn so viele durchaus interessante Menschen durch Zufall kennenzulernen, dürfte doch eher selten für einen Wanderer sein, wie sie sich darstellt.

Bei den Enden der Welt in Norwegen wird es dann ganz schwierig eine Verbindung zum „bis es nicht mehr weitergeht, dann links“ herzustellen. Ihre durchaus nicht uninteressanten Beiträge erlebte sie in der Bucht um Oslo, also fernab von einem „Ende der Welt“. Hier merkt man auch bereits, dass der Hauptteil des Buches Spanien und Frankreich betrifft und ihr die Geschichten ausgehen. Immer kürzer werden die Beiträge zu den Enden der Welt.

Sie verlässt Europa ohne eines der vielleicht „echten“ Enden der Welt besucht und beschrieben zu haben, nämlich Lands‘ End am südwestlichsten Punkt England. Der hätte wahrscheinlich viel zu erzählen gehabt. Aber den gibt es in diesem Buch nicht.

Was dann das amerikanische Pennsylvania mit einem Ende der Welt zu tun haben sollte, ist für mich nicht nachvollziehbar. Gut, ganz im Norden grenzt es ein paar Kilometer an die Erie See. Die Amish-Leute, über die sie diesem Beitrag schreibt, lehnen fast alle technischen Fortschritte ab und so könnte man sehr entfernt ihr Land als am Ende der Welt und Meer sehen. Es folgt als letztes Kapitel Sri Lanka als „Ende der Welt“. Na ja, mitten in den asiatischen Gewässern gelegen sehe ich das nicht so.

Florian Wagner mag ein guter Fotograf sein, aber alle Bilder haben so einen undefinierbaren Braunblauton, der die Farben irgendwie unecht erscheinen lassen. Eher blass also und manchmal gar nicht animierend. Technisch schlecht oder dunkel gedruckte Bilder mögen aber vielleicht Schuld des Verlages sein.

Nochmal auf die Texte zurückkommend, hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass der Schreibstil manchmal eher einfach oder holprig klingt. Insgesamt kommen mir die Texte in jenem modernen Schreibstil gehalten vor, bei dem man viel schreibt, aber inhaltlich eher weniger ausdrückt.

Bewertung vom 04.12.2018
Stille Nacht
Breckwoldt, Tina

Stille Nacht


sehr gut

Etwas ausschweifend, doch informativ, leider sind die goldenen Seiten im Buch schwer lesbar
Die vier Kapitel „Geschichte“, „das Lied“, „Verbreitung und Rezeption“ und „Appendizes“, was auch immer das sein mag, bieten im Großen und Ganzen einen guten Überblick über alles Wesentliche rund um das Lied. Dieses Buch ist nicht so in die Tiefe gehend wie ein zweites, ebenfalls in 2018 Salzburg erschienenes Buch zu diesem Thema. Aber es ist durchaus ausreichend und detailliert geschrieben, um dem Titel gerecht zu werden.

Manche Kapitel könnten kürzer ausfallen, da sie (geschichtlich) weit ausholen, sind aber vom Inhalt her interessant. Beispielsweise beschäftigt sich das Kapitel „Gesellschaftlicher Hintergrund und geistige Landschaft in Salzburg“ über 16 Seiten mit der Zeit Ende des 18. Jahrhunderts bis ins erste Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Wieso da der letzte regierende Fürsterzbischof von Salzburg, Hieronymus Graf Colloredo doch relativ ausführlich beschrieben wird, obwohl er bereits im Dezember 1800 fluchtartig mit dem gesamten Geld der Salzburger nach Wien floh, ist mir im Zusammenhang mit dem Lied nicht ganz klar, aber interessant. Gleiches gilt für das Unterkapitel „Arme und Bettler“. Später kommt noch ein Kapitel „Schulwesen und Schulreform unter Colloredo“, aber das war gut 20 Jahre vor der Entstehung des Liedes und die politischen Herrscher – Österreich, Frankreich, Bayern und endgültig Österreich – hatten wohl alles wieder stark verändert. Beim anschließend auf drei Seiten abgedruckten Spottlied auf Colloredo erfährt der Leser, dass später Franz Xaver Gruber sich zu diesem Lied geäußert hatte. Gut, ein Bezug. Ja, aber ob dieser Abdruck wirklich notwendig ist?

Anders als andere Autoren geht die Autorin an die Beschreibung des Textes von Stille Nacht heran. Sie erörtert dabei auch Rhythmus, Reimschema, Wortfeld, Phrasen und Syntax. Dann aber folgen wieder etwas ausschweifend 14 Seiten über deutsche Weihnachtslieder ab dem 17. Jahrhundert. Habe ich mir eigentlich nicht unbedingt im Zusammenhang mit „Stille Nacht“ erwartet, mag aber für manchen Leser nicht uninteressant sein.

Der Leser erfährt einiges über die Übersetzungen des Liedes in andere Sprache, u. a. ausführlich mit in den Sprachen Arrernte und Maori geschriebenen und ins Deutsche übersetzte „Stille Nacht“-Lied und über das erste kanadische Weihnachtslied. Ein Kapitel für sich sind dann die nicht ganz 20 „goldenen“ Seiten einer Liste der Sprachen, in denen auf der Welt das Lied gesungen wird. Da erfährt der Leser beispielsweise, dass eine der Sprachen Alur ist, eine nilotische Sprache der Alur in Uganda, die 1,4 Millionen Menschen sprechen. Oder dass auch die Kornisch sprechenden Engländer, deren an der Zahl es 250 bis 300 Personen sind, das Lied so singen. Nun ja, eine seitenlange Aufzählung eben.

Die goldene Farbe des Umschlages zieht sich durch das Buch als goldener Faden, allerdings als Papierfarbe, auf dem in Grau der Text gedruckt steht. Aber darunter leidet die Lesbarkeit dieser Seiten deutlich. Gleich zu Beginn des Buches wird das Lied selbst mit Noten und Text abgedruckt, fast unlesbar. Gleiches gilt für die Seiten mit biografischen Daten verschiedener Personen. Und am Ende acht Seiten „Zeitleiste“, ebenfalls in goldener Farbe schwer lesbar.

Es ist durchaus ein vielseitiges und informatives Buch, das jetzt vielleicht zu einem Viertel nicht ganz mit dem „Stille Nacht“-Lied direkt zu tun hat; mit zahlreichen Abbildungen und historischen Aufnahmen, die auch nicht immer mit dem „Stille Nacht“-Lied zu tun haben. Es mag sicherlich ein gutes Buch sein, das vielleicht einfach nur meinen Vorstellungen von einem Buch rund um das „Stille Nacht“-Lied nicht ganz entspricht.

Bewertung vom 04.12.2018
Die heilende Kraft des Waldes
Eilmsteiner, Sabine

Die heilende Kraft des Waldes


sehr gut

Beim Lesen ihres Buches spürt man, dass sie eine Waldfrau ist.

Die seit 2018 diplomierte Waldluftbademeisterin Autorin Sabine Eilmsteiner ist mit naturbegeisterten Eltern und einer kräuterkundigen Großmutter inmitten des oberösterreichischen Mühlviertels aufgewachsen. Beim Lesen ihres Buches spürt man, dass sie eine Waldfrau ist.

Sie kennt jede Pflanze, jeden Strauch und Baum, weiß aus allem Tees, Säfte, Mahlzeiten oder Räuchermischungen herzustellen – von allem gibt es bei den einzelnen Beschreibungen auch Rezepte dazu. Eilmsteiner teilt das Buch in die vier Jahreszeiten ein und so wandert der Leser vom Frühling bis in den Winter mit ihr und erfährt jahreszeitliche Schmankerl. Am Anfang des Buches stehen aber Tipps zum Sammeln und Abfüllen.

Jede Pflanze, jeder Strauch oder Baum wird zunächst einem Steckbrief beschrieben. Dann erklärt sie die Verwendung, es folgen Sammeltipps und weitere Tipps (in grüner Farbe) sowie ein oder mehrere Rezepte oder Zubereitungsarten. Jedem Monatsabschnitt geht ein allgemein einleitender Text voran, wie der Leser den Wald richtig genießen kann, worauf er in diesem Monat im Wald achten soll und anderes aus ihren Erfahrungen. Zwischendurch gibt es in brauner Farbe gehaltenes „Waldwissen“ zum Lesen.

In diesem Buch erfährt der Leser beispielsweise … dass ein Birkenast im Frühjahr bis zu vier Liter Birkenwasser pro Tag geben kann; … dass man kandierte Lärchenblüten als Hustenzuckerl verwenden kann; … ein Rezept Walddgeißbartauflauf mit frischen Morcheln; … von einem Kiefernzapfenlikör; … dass die Walderdbeere ein Rosengewächs ist und zu den Sammelnussfrüchten zählt; … wie man selbst gemachte Wacholderbeeren-Räucherstäbchen herstellt oder dass nicht nur Miraculix gerne Misteln verwendet hatte, sondern auch die Autorin vieles darüber weiß, wie sie zu verwenden sind.

Einem lückenhaften Inhaltsverzeichnis, das einem immer das ganze Buch durchblättern lässt, wenn man etwas sucht, steht ein guter farblich gestalteter Sammelkalender in den vorderen und hinteren Umschlagseiten gegenüber.

Viel Informatives, gute Bilder und optisch übersichtlich gut gestaltet zeichnen dieses Buch als gutes Nachschlagewerk bei einem Waldbesuch aus.