Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Nina [libromanie.de]
Über mich: 
Medienstudentin :: 20something :: verschlingt alles, was aus Buchstaben besteht und schreibt darüber

Bewertungen

Insgesamt 115 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2009
Pala und die seltsame Verflüchtigung der Worte
Isau, Ralf

Pala und die seltsame Verflüchtigung der Worte


gut

Pala lebt mit ihrer Familie in Silencia, der Stadt der Dichter und Erzähler. Schon frühzeitig hat das Mädchen seine Liebe zur Sprache entdeckt und verbringt die Zeit am liebstem damit, neue Wörter zu erfinden oder den Geschichten von Nonno Gaspare zu lauschen.
Doch dann zieht der geheimnisvolle Zitto in die jahrhundertealte Burg über der Stadt und bringt eine rätselhafte Seuche mit, die zuallererst Nonno Gaspare befällt und ihm die Sprache raubt. Nach und nach fallen immer mehr Bewohner Silencias der merkwürdigen Krankheit anheim, vergessen Silben oder ihren gesamten Wortschatz. Oder haben schlichtweg keine Zeit mehr für vernünftige Gespräche. Wo einst fröhlich geplappert und miteinander geplaudert wurde, wird nunmehr gestritten und geschwiegen.
Um die Stadt von dem unheimlichen Sprachverlust zu befreien, sucht Pala einen Weg hinauf zu Zitto’s Burg und gerät dort in einen verwunschenen Garten der Worte…

Ralf Isau’s Einfallsreichtum ist bemerkenswert. Jedem der insgesamt 15 Kapitel ist ein Sonett vorangestellt, dass sich thematisch auf den jeweiligen Abschnitt bezieht. Flüstertüten, Stilblüten und Bucheckern haben eine völlig andere Bedeutung und statt Korn- gibt es Zornblumen, die denjenigen, der sie berührt, in Rage versetzen. Die Leidenschaft des Autors zum Umgang mit Sprache ist nahezu spürbar, sodass das Lesen des Buches ein absoluter Genuss wäre - wenn neben ebendieser Sprachgewalt nicht all die anderen Dinge, die eine gute Geschichte ausmachen, nahezu komplett in den Hintergrund rücken würden.

So bleiben die Charaktere leider durchweg recht blass und konnten mich selbst in ihren emotionalsten Momenten nicht berühren.
Zudem kommt die Handlung einfach nicht richtig in Fahrt, spannend waren lediglich der mysteriöse Anfang und das Finale in der Burg. Die Rätsel, die Pala auf ihrem Weg lösen muss, sind sich allesamt sehr ähnlich und ihre Lösung meist schnell gefunden; haben sie doch alle eine mehr oder weniger neue moralische Erkenntnis zu bieten, die manchmal etwas plump daherkommt.
Eher unstimmig wirkt auch der zeitliche Sprung in der Erzählung. Während zunächst auf wenigen Seiten Monate und Jahre in Silencia vergehen, werden mit Beginn von Pala’s Mission plötzlich Tage und Stunden genau beschrieben, während die Geschichte zeitgleich auch recht unerwartet ins Märchenhafte abdriftet.
Das Ende ist zwar rund, fällt jedoch etwas übertrieben glücklich aus.

FAZIT: War ich zunächst absolut begeistert von Pala’s Kampf gegen die Wortklauber, habe ich das Buch zum Schluss eher enttäuscht zugeklappt.

Bewertung vom 17.05.2009
Das Spiegellabyrinth
Beddor, Frank

Das Spiegellabyrinth


gut

Frank Beddor erzählt in 'Das Spiegellabyrinth' die wahre Geschichte von Alice’s Abenteuern im Wunderland. Eigentlich heißt Alice nämlich Alyss und ist die Prinzessin von Wunderland, einem Land, in dem durch die Macht der Imagination Fantasien real werden.
Alyss hat schon früh eine sehr starke Einbildungskraft und soll bald mit der Ausbildung zur Königin beginnen. An ihrem siebten Geburtstag fällt jedoch Redd, die böse Schwester der Königin, mit ihren Kartentruppen in den Herzpalast ein, tötet Alyss’s Eltern und tritt die Herrschaft über Wunderland an. Alyss entkommt durch den Teich der Tränen und landet in London, wo sie nach einiger Zeit im Waisenhaus von den Liddells adoptiert wird und Jahre später ein gewisser Charles Dodgson ihre Geschichte niederschreiben wird – allerdings in einer völlig anderen Version.
Alyss versucht, ihre Herkunft zu vergessen, aber dann holt die Vergangenheit sie wieder ein, denn Wunderland braucht seine rechtmäßige Königin…

Die Idee dieser düsteren Thriller-Variante von Alice im Wunderland ist originell, die Umsetzung aber leider nur mittelmäßig gelungen.
Zwar ist das Buch durchaus spannend und lässt sich aufgrund der einfachen Sprache und der sehr kurzen Kapitel, die manchmal gerade mal drei Seiten umfassen, recht schnell lesen, jedoch kommt einfach keine richtige Atmosphäre auf. Eigentlich fantasievolle Einfälle werden flüchtig und lieblos eingeworfen, so dass sie sich kaum einprägen. Ohnehin geht alles sehr schnell, der Showdown am Ende fällt verhältnismäßig kurz aus, Alyss’ Gefühle und ihre Entwicklung werden nur sehr knapp beleuchtet. Die Charaktere bleiben allesamt blass und es ist schwer, mit ihnen mitzufiebern/-fühlen.
Hauptaspekt sind vielmehr bloß der Krieg in Wunderland und die damit verbundenen Kampfhandlungen. Hat man sich damit abgefunden, dass man die gewohnten, bunten Wunderlandpfade verlassen hat, ist es auch nicht weiter störend, dass die Schilderungen teilweise sehr brutal sind und eine Menge Blut fließt. Trotzdem ist schade, dass Beddor’s Wunderland so gar kein märchenhaftes Flair mehr anhaftet, sondern alles sehr technisch und für die Zeit um 1863 viel zu modern ist. So gibt es schon das TM-Zeichen und Wunden werden nicht durch Zauber geheilt, sondern mithilfe von Manschetten mit NRG-Knoten und Schmelzkernen, Glühstäben, Laserbrennern und künstlich hergestellter Haut, was für mich trotz aller Aufgeschlossenheit für Neues absolute Fremdkörper im Wunderland sind.

FAZIT: Zwar trifft man auf alte Bekannte, allerdings in völlig veränderter Form. Wenn man sich darauf einlassen kann und kein Problem damit hat, dass Wunder eher technischer Art sind, bietet das Buch spannende und kurzweilige Unterhaltung. Richtig neugierig auf den zweiten Teil Seeing Redd hat es mich allerdings nicht gemacht.

Bewertung vom 16.05.2009
Ausgesetzt
Nichol, James W.

Ausgesetzt


gut

In seiner letzten Erinnerung an seine leibliche Mutter flüstert diese dem damals 3jährigen Walker ins Ohr, sich gut an einem Zaun festzuhalten, bevor sie verschwindet. Nach Stunden wird der verängstigte Junge gefunden und im Laufe der Jahre einer Pflegefamilie nach der anderen übergeben. Mit 19 hat Walker zwar endlich eine Familie gefunden, die ihn von Herzen liebt, jedoch möchte er endlich Licht ins Dunkel seiner Vergangenheit bringen und macht sich in Toronto auf die Suche nach seiner Mutter.

Abwechselnd begleitet der Leser Walker und Krista, die den jungen Mann bei seinen Nachforschungen unterstützt, und lernt parallel dazu Bobby kennen, der schon als Kind Spaß daran hatte, Tiere – und später auch Menschen – zu quälen. Nach und nach laufen diese beiden Handlungsstränge zusammen, bis es am Ende zum spannenden, aber auch recht blutigen und verhältnismäßig kurzen Finale kommt.
Der Aufbau des Buches ist geschickt konstruiert. Während die Suche von Walker und Krista eher langsam anläuft und streckenweise etwas vor sich hin dümpelt, halten die Einschübe über Bobby den Leser bei der Stange, denn obwohl von Beginn an klar ist, dass dieser ein Psychopath ist, der in irgendeiner Verbindung zu Walker’s Vergangenheit stehen muss, bleiben die näheren Zusammenhänge bis zum Schluss unklar. Selbst als ich meinte, die Lösung gefunden zu haben, wurde ich noch einmal überrascht.
Die Charaktere sind nicht unbedingt flach, weisen aber auch keine besondere Tiefe auf. Zwar fieberte ich durchaus mit ihnen mit, hatte aber auch ständig das Gefühl, dass sie sehr leicht austauschbar wären. Auch die Ursachen für Bobby’s sadistische Art werden lediglich angerissen, allerdings fällt dies nicht sonderlich negativ auf, da der Roman ja vorrangig unterhalten soll.
So ist auch die Sprache einfach gehalten und lässt sich insgesamt flüssig lesen, auch wenn ich während der Lektüre vereinzelt auf etwas holprige Passagen gestoßen bin, welche u.U. aber auch auf die Übersetzung zurückzuführen sein können.

FAZIT: Ein ordentlicher Thriller, der noch zu überraschen vermag, sich aber auch nicht allzu tief ins Gedächtnis gräbt.

11 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2009
Wächter der Nacht / Wächter Bd.1
Lukianenko, Sergej

Wächter der Nacht / Wächter Bd.1


weniger gut

In Russland sind die Wächter-Romane Millionen-Bestseller, sogar beliebter als ‘Der Herr der Ringe’ und ‘Harry Potter’. Das muss nichts heißen, aber neugierig macht es schon. Vor allem, wenn Vampire, Magier, Hexen und Gestaltenwandler locken…

Diese leben als “die Anderen“ unerkannt unter den Menschen, in einer Welt, in der die Dunklen und die Lichten vor etlichen Jahren den „großen Vertrag“ unterzeichnet haben; ein Abkommen, das für das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse sorgen soll. Etwaige Vertragsbrüche werden durch die jeweiligen Kontrollorganisationen - den Wächtern des Tages und den Wächtern der Nacht - geahndet. Für jede gute Tat darf das Böse eine gleichwertige schlechte Handlung vornehmen, jeder Akt der Dunklen wiederum erlaubt den Guten eine entsprechende Gegenmaßnahme.
Anton, „Nachtwächter“ und Magier anfangs geringen Grades muss jedoch bald feststellen, dass nicht immer alles einfach schwarz oder weiß ist und dass es Grauzonen gibt, in denen es schwer ist, Entscheidungen zu fällen und diese (auch vor sich selbst) zu rechtfertigen. Vor allem, wenn es darum geht, ob man sein persönliches Glück über das Schicksal anderer stellen darf.

Anfangs war ich von diesem Ausgangspunkt und den vielen magischen Wesen sowie einigen neuen Ideen wie etwa dem „Fluchstrudel“ noch ziemlich angetan. Nach kurzer Zeit war für mich jedoch die Luft raus.
Die Einteilung des Buches in drei Geschichten ist höchstens aus formalen Gründen zu rechtfertigen, ansonsten aber völlig unnötig, da die Handlung nach kurzen zeitlichen Unterbrechungen einfach weiterläuft.
Während die erste Geschichte noch spannend war, waren die beiden weiteren vergleichsweise zäh und wenig überraschend, da sie alle nach demselben Schema ablaufen: Anton, der nicht perfekte und daher eigentlich recht sympathische Held, tappt im Dunkeln, bis er hier und da einen Geistesblitz hat und feststellt, dass er ja eigentlich doch nur eine Schachfigur im Spiel um die ganz große Macht ist. Die meiste Zeit philosophiert er über Gut und Böse und das Dazwischen und diskutiert mit seinen Kollegen über Probleme, für die es letztlich eh keine richtige oder falsche Lösung gibt.

Ohnehin räumt der Autor seinen – oftmals sperrigen – Dialogen sehr großen Raum ein. Viele Informationen entnimmt man den Lageberichten, die sich die Figuren gegenseitig unterbreiten, was auf Dauer einfach ermüdend ist.
Hinzu kommt die unschöne Tatsache, dass die deutsche Erstausgabe voller Fehler ist und die Übersetzung mich mehr als einmal kopfschüttelnd zurück ließ.

Moskau als Schauplatz des Buches war für mich mal eine neue Erfahrung, jedoch empfand ich die vielen Plattenbauten, die hohe Kriminalitätsrate und den ständigen Alkoholkonsum als sehr deprimierend und fühlte mich permanent unwohl. Auch wenn die düstere Atmosphäre sicherlich zur Geschichte gepasst hat.
Diese ist im Übrigen mehr oder weniger abgeschlossen; die akute Gefahr ist gebannt, das große Ende ist aber noch nicht in Sicht. So heißt es dann auch am Ende des Buch Lesen Sie weiter in ‚Wächter des Tages’. Millionen Leser sind dieser Aufforderung gefolgt – ich werde es nicht tun.

FAZIT: Enttäuschend.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2009
Vom Umtausch ausgeschlossen / Schnäppchenjägerin Rebecca Bloomwood Bd.4
Kinsella, Sophie

Vom Umtausch ausgeschlossen / Schnäppchenjägerin Rebecca Bloomwood Bd.4


sehr gut

Auch im 4. Teil der Schnäppchenjägerin-Reihe hat Rebecca Bloomwood mal wieder das ein oder andere Problem…
Sah die Welt auf der 10monatigen Hochzeitsreise noch mehr als rosig aus, muss Becky zurück in London feststellen, dass das Eheleben im Alltag nicht unbedingt so ist wie sie erwartet hatte. Luke mutiert wieder zum eingespannten Geschäftsmann und Beckys beste Freundin Suze hat während ihrer Abwesenheit eine neue „beste Freundin” gefunden, welche Becky so gar nicht leiden kann. Als sich dann herausstellt, dass Becky eine Halbschwester hat, ist sie sofort Feuer und Flamme. Aber aus gemeinsamen Shopping-Trips wird nichts, denn Jess ist geizig und interessiert sich für Mode nicht die Bohne.
Als Becky bei ihrem ersten großen Streit mit ihrem Ehemann ein Einkaufslimit gesetzt wird und sie dann auch noch ein ziemliches Chaos in Lukes Firma anrichtet, fürchtet die junge Frau um ihre Ehe. In dem Glauben, nur ihre Schwester könne ihr helfen, gerät sie nicht nur in eine komische Situation nach der anderen, sondern auch noch (fast) in Lebensgefahr…

Wie immer gibt es in diesem wunderbar erfrischend geschriebenen Roman einiges zu lachen. 
Einen Punkt Abzug gibt es jedoch, weil sich der Mittelteil der Geschichte ein wenig in die Länge zieht und Becky, die ich in den ersten Teilen absolut sympathisch und liebenswert fand, stellenweise übertrieben naiv ist. 
Das Ende hat mich dann allerdings wieder ein wenig entschädigt, auch wenn es unrealistischer nicht sein könnte.

Wer Becky Bloomwood liebt und/oder gerne eine unterhaltsame, nicht immer zu 100% realistische Geschichte über Liebe, Freundschaft, Familie und natürlich Shopping liest, wird auch dieses Buch - trotz kleinerer Schwächeren - innerhalb kürzester Zeit verschlungen haben. 
Wer Becky Bloomwood noch nicht kennt, dem würde ich – obwohl die Romane dieser Reihe unabhängig voneinander verständlich sind – empfehlen, mit dem ersten Teil Die Schnäppchenjägerin anzufangen, da es doch schöner ist, wenn man die näheren Zusammenhänge kennt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2009
Elbenzorn
Gerdom, Susanne

Elbenzorn


sehr gut

Viele viele Jahre sind vergangen, seitdem die dunklen Elben von ihren goldenen Brüdern und Schwestern aus der einst gemeinsamen Heimat, dem Wandernden Hain, vertrieben wurden. Zwar ranken sich um die Dunklen düstere Legenden, doch offiziell gibt es sie gar nicht – bis das ruhige, höfische Leben der Goldenen gestört wird, als der erste einer Reihe brutaler Morde passiert. Sollten die Dunklen zurückgekehrt sein, um sich zu rächen?

Obwohl ich ein Neuling auf dem Gebiet der ‚Erwachsenen-Fantasy’ bin, fiel mir der Einstieg erstaunlich leicht und schon bald war ich völlig in dieser spannenden Geschichte um Macht, Magie, Freundschaft, Selbstfindung und (ein bisschen) Liebe versunken.
Zusammen mit den beiden ungleichen Schwestern Iviidis und Rutaaura sowie einer Reihe interessanter Nebenfiguren machte ich mich an die Aufdeckung der Verschwörung und erlebte hierbei die eine oder andere Überraschung.
Das fing schon damit an, dass die Elben in Elbenzorn nicht „typisch elbisch“ sind. Statt die Vorlage von Tolkien zu übernehmen, zeigt uns die Autorin ihr eigenes Elbenvolk, das zwar spitzohrig und naturverbunden, aber teils sehr eitel und steif ist und erstaunliche politische Intrigen spinnt. Schnell wird deutlich, dass längst nicht alle Goldenen gut und alle Dunklen nur böse sind.
Durch ihre mal poetische, mal moderne Sprache schafft Susanne Gerdom eine dichte Atmosphäre, die durch zauberhafte Ideen wie die Fähigkeit der Baumsinger und die Möglichkeit der Falterpost noch vertieft wird. Auch der Humor kommt nicht zu kurz und besonders die vielen erfrischenden Dialoge ließen mich des Öfteren schmunzeln.
Die Figuren sind durchweg interessant gezeichnet und so konnte ich mich gar nicht entscheiden, welchen Handlungsstrang ich am liebsten verfolgte. Selbst der Ausflug in die Welt der Zwerge, bei dem sich eine eigentliche Nebenfigur plötzlich in den Vordergrund spielt, hielt nicht auf, sondern war durch den tollen Charakter des Trurre Silberzunge und dessen komplizierte Familienverhältnisse überaus lesenswert.
Die Auflösung am Ende kommt allerdings ein bisschen schnell. Da man bis zum Schluss auf sie gewartet hat, hätte ihr ruhig ein wenig mehr Platz eingeräumt werden können. Auch werden einige Fragen offen gelassen, was in manchen Fällen nicht weiter stört, in anderen aber unbedingt nach einer Fortsetzung schreit; zumindest was das Schicksal einer Figur angeht, die auf halber Strecke mehr oder weniger verloren ging.

Die Aufmachung des Buches ist optisch sehr ansprechend und die Fantasy-Tattoos sind ein originelles Gimmick. Leider macht die sehr enge Bindung es jedoch schwer, das Buch ohne Lesefalten im Rücken zu lesen. Außerdem wäre ein Register mit Erklärungen/Übersetzungen der vielen elbischen Begriffe wünschenswert gewesen, die zwar allesamt wunderbar wohlklingend sind, deren Bedeutung sich aber nicht immer genau erschließen lässt.

FAZIT: Ein Buch mit vielen fantasievollen Ideen, das einfach Spaß macht und auch für Fantasy-Einsteiger wunderbar geeignet ist.

Bewertung vom 16.05.2009
Sternwanderer
Gaiman, Neil

Sternwanderer


sehr gut

Das englische Dörfchen Wall liegt an einer dicken Steinmauer, hinter der sich die Grenze zum Feenreich befindet. Alle neun Jahre wird auf der Wiese hinter der Mauer ein Jahrmarkt gefeiert, auf dem sich die Bewohner des Menschen- und des Feenreichs gleichermaßen amüsieren. Auf einem dieser Feste wird Tristran gezeugt, der bei seinem Vater in Wall aufwächst und Jahre später seiner angebeteten Victoria verspricht, ihr einen Stern zu schenken, der über dem Feenreich vom Himmel gefallen war. Mutig übertritt Tristran die verbotene Grenze und begibt sich auf die Suche nach dem Stern – ohne zu wissen, dass er nicht der Einzige ist, der sich von dem Fund etwas erhofft…

Als Leser taucht man schon bald völlig in ein phantastisches Märchen ein. Auf einer spannenden Reise durch’s Feenland trifft man auf Hexen und Einhörner, gerät in die Machtkämpfe dunkler Königssöhne, die nach den Leben der jeweils anderen trachten und ist ziemlich verblüfft, als Tristran den Stern tatsächlich findet und dabei eine höchst ungewöhnliche Entdeckung macht.
Streckenweise ist die Geschichte recht düster und manche Stellen sind etwas blutig. Da die Sprache allerdings eher modern gehalten ist, obwohl die Geschichte eigentlich zu Zeiten der Regentschaft von Königin Victoria spielt, kommt auch der Humor nicht zu kurz.
Die verschiedenen Handlungsfäden werden geschickt miteinander verwoben und ergeben am Ende ein rundes Ganzes, so dass die Geschichte trotz ihrer Kürze dicht und wunderbar abgeschlossen ist. Viele kleine Hinweise lassen den Leser spekulieren und kombinieren, geben aber nie zu viel preis, so dass die Handlung nie übermäßig vorhersehbar ist.
Die Charaktere sind zwar klar und sympathisch gezeichnet, jedoch hätte ihrer Entwicklung ein wenig mehr Platz eingeräumt werden können.

Das Zusatzmaterial umfasst 16 Seiten und enthält Wissenswertes über den Autor, das Vorwort zu Wall: Ein Prolog sowie eben diesen und Mehr von Neil Gaiman.

FAZIT: Ein zauberhaftes Märchen für Erwachsene, das in wenigen vergnüglichen Stunden gelesen ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.04.2009
Du glaubst doch an Feen, oder? oder TagundNachtgleiche
Marzi, Christoph

Du glaubst doch an Feen, oder? oder TagundNachtgleiche


ausgezeichnet

Weil ihre Eltern sich scheiden lassen und ihrer Tochter ersparen wollen, Aus- und Umzüge direkt mitzuerleben, verbringt Pippa den Sommer bei Tante und Onkel.
Auf einem Ausflug lernt sie den mysteriösen Fox kennen und obwohl er voller Rätsel ist und Pippa ziemlich verwirrt zurücklässt, verliebt sie sich in den Jungen. So beginnt sie, Nachforschungen anzustellen und stößt dabei auf eine Wahrheit, die einem Märchen gleicht: Fox steht unter dem Bann von Lady Nightingale, der nur am Abend der Tagundnachtgleiche gebrochen werden kann…

Auf knapp 100 Seiten im XS-Format entführt uns Christoph Marzi in eine Welt, in der es ratsam wäre, besser nicht an Feen zu glauben und Liebe auf der ersten Blick zwar möglich, aber sehr gefährlich sein kann.
Auch wenn vieles sehr schnell passiert und für eine umfangreiche Charakterzeichnung kein Raum bleibt, ist die Geschichte in sich stimmig und überrascht vor allem mit einem ungewöhnlichen Ende.
Besonders überzeugt das Werk allerdings durch den unverkennbaren Schreibstil des Autors, der sich sowohl durch kurze, prägnante Sätze als auch einen Hauch von Poesie auszeichnet.

Anlässlich des 60jährigen Jubiläums des Arena Verlags kommt das Büchlein in einer Sonderausstattung mit Magnet am hinterem Umschlag daher. So ganz erschließt sich mir dessen Sinn zwar nicht, aber durch das kleine Format (ca. 15×10 cm) ist das Buch fix gelesen und eignet sich hervorragend als literarisches Betthupferl, für das möglicherweise schon eine Fortsetzung geplant ist.

FAZIT: Für Fans ein Muss und für alle anderen eine günstige Gelegenheit anzutesten, ob ihnen der typische Marzi-Stil gefallen könnte.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2009
Mängelexemplar
Kuttner, Sarah

Mängelexemplar


ausgezeichnet

Nachdem 2oo6 und 2oo7 bereits zwei Kolumnensammlungen von Sarah Kuttner erschienen sind, hat sie sich bei ihrem nächsten literarischen Projekt an ihren ersten Roman gewagt, der als solcher ganz sicher nicht als „Mängelexemplar“ zu deklarieren ist.

Vielmehr trifft diese Bezeichnung auf Karo, die 27jährige Hauptfigur des Romans zu, die der Leser durch ein emotional höchst aufwühlendes Jahr begleitet. Vom anfänglichen Absturz bis zum ansatzweise hoffnungsvollen Neubeginn.
Vorne raus ist Karo clever, selbstbewusst und hat stets einen feschen Spruch auf den Lippen, doch innerlich ist sie zerrissen, traurig und unsicher. Als sie ihren Job in einer Eventmanagementagentur verliert und sich mehr oder weniger freiwillig aus einer völlig unnützen Beziehung löst, fällt Karo in ein tiefes Loch aus Tränen und Panikattacken. Ausführliche Selbstanalysen und gut gemeinte Ratschläge von Freunden und Familie reichen da nicht. Karo muss sich eingestehen, dass sie krank ist. So krank, dass sie psychologische Hilfe benötigt, um ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen.

Ob das Wort nun gesprochen oder geschrieben ist – bei Sarah Kuttner geht viel in kurzer Zeit. So bekommt man erwartungsgemäß wenig Handlung und dafür ein Mehr an Worten. Wahre, ehrliche und treffende Worte in lauten wie auch leisen Tönen, wie sie der TV-Ulknudel vielleicht nicht jeder zugetraut hätte. Manche Wortkreationen im Stile von „geabendbrotet“ mögen albern sein und auch die unzähligen, teils hanebüchenen Metaphern wirken – ähnlich wie Karo – manchmal eher anstrengend und gezwungen lustig. Hier rettet sich die Autorin allerdings mit kluger Selbstironie und beeindruckender Beobachtungsgabe.

Lebensnah, eindringlich und nachfühlbar beschreibt sie Karo’s Zusammenbrüche und Ängste. Ängste, die viele Leser auch selbst kennen dürften. Ich zumindest konnte mich in ihren Ausführungen über seelische Stolpersteine und deren Auswirkungen auch auf zwischenmenschliche Beziehungen Seite um Seite wieder finden. Auch wenn mir das manchmal gar nicht so recht war, denn wer will sich schon mit einer Figur identifizieren können, die zum Nervenarzt muss?
Vielleicht zeigt aber gerade das, dass Sarah Kuttner ein sehr realistisches Bild der heutigen Generation gezeichnet hat. Immerhin ist in Deutschland jeder Zehnte wegen einer Depression in Behandlung. Nicht selten wird die vermeintlich erforderliche öffentliche Selbstdarstellung der Erfüllung von persönlichen Wünschen im Wege stehen.
Eine Lösung für das Problem bietet Sarah Kuttner natürlich nicht, dafür aber gute Unterhaltung und den Impuls, sich in die eine oder andere Richtung vielleicht mal ein paar Gedanken zu machen.

FAZIT: Lohnt sich. Und das sage ich nicht aus Angst vor der Karmapolizei.

18 von 26 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2009
Himmelblau und Rabenschwarz
Winston, Lolly

Himmelblau und Rabenschwarz


sehr gut

Nachdem die 36jährige Sophie ihren Ehemann nach langer Krankheit verloren hat, versucht sie, sich in die Rolle der Witwe einzufügen und die Erwartungen, die man an sie stellt, so gut es geht zu erfüllen. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn die Trauer einem jeglichen Antrieb nimmt.
Als Sophie eines Morgens in Morgenmantel und Häschenpantoffeln im Büro erscheint, weil eben alles andere in der Wäsche ist, ist sie auch noch ihren Job los, so dass ihr kein anderer Ausweg bleibt, als ihr Haus zu verkaufen, zu einer Freundin zu ziehen und noch einmal ganz vor vorne anzufangen…

Als Leser begleitet man Sophie durch die verschiedenen Trauerphasen, erlebt mit ihr absolute Tiefpunkte, aber auch Momente voller Hoffnung und Lebensfreude. Wenn sich Sophie an die letzten Momente mit ihrem Mann erinnerte, musste ich ganz schön schlucken. Andere Szenen wiederum haben mich köstlich amüsiert, was vor allem an der überaus sympathischen Hauptperson lag, die zwar ein wenig tollpatschig, aber im Vergleich zu vielen anderen ‚Heldinnen’ dieses Genres eine ganz normale Frau ist. Auch die anderen Figuren, von der seltsamen Schwiegermutter bis zum bockigen Teenager Crystal, derer sich Sophie annimmt, sind äußerst lebendig und glaubhaft beschrieben.
Im Gegensatz zum vielfach verglichenen 'PS, Ich liebe dich' von Cecelia Ahern fällt positiv auf, dass sowohl Autorin als auch Protagonistin von 'Himmelblau und Rabenschwarz' älter und damit auch deutlich reifer sind. Chick-lit typische Partygänge oder Urlaubserlebnisse gibt es somit nicht.

Einen Ratgeber zur Trauerbewältigung darf man dennoch nicht erwarten. Das Buch fällt definitiv in die Kategorie Frauenroman, wenn es auch aufgrund der betrüblichen Thematik eben nicht ganz so locker-flockig daherkommt.
Die volle Punktzahl gibt es einzig deshalb nicht, weil das Ende mir etwas zu einfach gehalten ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.