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marcialoup

Bewertungen

Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2023
Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
Scherzant, Sina

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne


gut

Ein Leben in Nebenrollen

Hm… nicht einfach zu bewerten…
Vom Cover und dem einzigartigen, außergewöhnlichen Titel habe ich mich sofort beeindrucken lassen und bin es immer noch. Ein Buch, was ich wohl auch nur wegen Cover und Titel ins Regal stellen möchte!
Auch die Geschichte versprach etwas, dass mir nahe kam, da ich selbst oft in dieser Position bin, in der sich die Protagonistin Katha immer wieder befindet: das anpassungsfähige Chamäleon, Katha, die sich um alle und alles kümmert, nur nicht um sich selbst.
Katha, Scheidungskind, mit kleiner Schwester und trauriger Mutter, mit totem Hamster, neuem Wohnort, neuer Schule, neuer Clique, schlägt sich durchs Leben durch Anpassung und kümmernde Hilfsbereitschaft.
Ein Zitat, das sofort meinen Nerv trifft:
„Sich zu kümmern, aufzuopfern, allzeit bereit zu sein im Kampf gegen das Unwohlsein der anderen, hieß auch, irgendwie unsichtbar zu werden. Anders als die Figuren in meinen Lieblingsserien wurde ich zur Nebenrolle in meinem eigenen Leben.“

Bis Katha auf Angelica trifft, die Mutter einer Freundin aus ihrer Schulklasse. Mit ihrer Hilfe entwickelt Katha einen Weg, sich selbst auch einmal näher zu sein.
Doch diese neue Katha-Welt stürzt bald zusammen, als Angelica mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird.
„Ich schaltete innerhalb einer Sekunde auf Modus Lebenshandwerkerin, hängte meine neue Persönlichkeit in den Schrank und schloss ab. Dafür war jetzt keine Zeit mehr. Die Frage an Angelica „Stirbst du?“ nahm ich aus meinem Kopf und packte sie schnell zu meiner neuen Persönlichkeit in den Schrank. Jetzt aber endgültig abschließen und den Schlüssel direkt wegwerfen.“

Das Buch beginnt mit Kapitel 0! Interessant...
Der Schreibstil ist anders als erwartet. Die Sprache ist locker-flockig, jugendlich angehaucht, offen und klar, so wie „sonnengelbe Vorhänge“… Teilweise etwas langatmig und nicht so verschlingend, wie der Wolf das mit der Sonne beim Weltuntergang macht.
Drei Sterne: einer für das Cover, einer für den Titel, einer für den Inhalt.

Bewertung vom 31.08.2023
Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1
Martin, Lily

Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1


gut

Eine Reise nach Paris
Das Cover ist sommerlich frisch, lecker einladend und farbenfröhlich gestaltet.

Die Protagonistin Lola reist nach Paris, einem Anruf ihres Vaters folgend, da ihre Großmutter verschwunden ist. Dabei trifft sie auf alte Bekannte und neue Bekanntschaften, genießt die Pariser Cafés und macht sich auf die Suche nach ihrer "Mamie".

Liebevoll beschreibt die Autorin Lily Martin verschiedene Pariser Szenerien in die man sofort hinein“reisen“ kann. Insgesamt hätte ich mir jedoch mehr "Quartier Latin" gewünscht. Es kommt ein bißchen zu kurz. Die Geschichte hätte auch woanders genauso spielen können, im Vordergrund platziert sich die Liebesgeschichte. Ok, Paris ist die Stadt der Liebe, aber der Roman ist trivialer als gedacht und das hat mich enttäuscht.
Obwohl man manch bildschöne Sätze, die man von Anne Stern erwartet auch von Lily Martin in diesem Roman findet. Immer wieder leuchten liebliche Sätze hervor, die die Hoffnung wecken, das der Roman doch noch gut wird.
Er trifft den Nerv der leichten Sommerunterhaltung.

Bewertung vom 27.08.2023
Der Wald
Rode, Tibor

Der Wald


sehr gut

Rasantes Naturschauspiel einer Ur-Pflanze

Das Cover zeigt eine grüne Schlingpflanze in grau-braunem Hintergrund, die sich durch die Buchstaben des Titels schlängelt. Schlicht, aber aussagekräftig genug!

Der Titel des Romans heißt zwar DER WALD, es geht aber zunächst um Saatgut, dass anonym mit vielen Briefen in die Welt geschickt wird und ohne Anschreiben und ohne weitere Info bei verschiedenen Empfängern in den Briefkästen landet. Neugierig wird es von vielen Menschen eingepflanzt und zunächst freut man sich noch über das immens schnelle und üppige Wachstum, doch schon kurze Zeit später läßt sich die Invasion der unbekannten Pflanze nicht mehr aufhalten.
Sie überwuchert alles, oberirdisch wie unterirdisch und alle Pflanzenteile an ihr sind giftig. Menschen sterben oder werden sehr krank durch Pollen, während die Pflanze immer weiter wächst und wuchert. Ein Krebsgeschwür der Natur?

Marcus Holland ist Pflanzen-Neurobiologe und wird zu Hilfe gerufen, der mysteriösen Pflanze Einhalt zu gebieten.
Neben Marcus Holland spielen noch Waverly, eine Archäobotanikerin und Ava, eine Frau, die sich aus einem Wald gegen den Söldner Silva herauskämpfen muß, eine Rolle. Außerdem ist da noch Li, die in China auf dem Postamt arbeitet, bei dem die Saatgut-Päckchen aufgegeben wurden.
Der Zeitraum des spannenden Szenarios beläuft sich auf August 2023, ein aktuelles Zeitgefühl, das der Roman widerspiegelt. Nur die Geschichte um Waverly enthält auch Rückblenden ins Jahr 2016, als sie die Spuren der Ur-Pflanze entdeckt.
Wie laufen diese Fäden der verschiedenen Protagonisten wohl zusammen?

So rasant, wie die Pflanze sich verbreitet, so rasant liest man sich durch diesen spannenden Natur-Thriller, der einen nachdenklich zurückläßt mit dem Gefühl, was wäre wenn...

Ein markanter Satz sollte beeindrucken: Wir sind abhängig von der Pflanzenwelt. Würden morgen sämtlichte Pflanzen von der Erde verschwinden, wäre die Menschheit bald dezimiert. Verschwinden jedoch die Menschen, erobern die Pflanzen in kürzester Zeit alle zurück.

Bewertung vom 14.08.2023
Das Chaos eines Augenblicks
Hunter, Becky

Das Chaos eines Augenblicks


gut

Alles sehr präsent aber spurenlos

Das Cover ist vorwiegend in Rottönen, auch ein bißchen chaotisch verlaufend und verschlungen in einer Umarmung. Es ist ein anziehender Blickfang durch starke, kräfitge Farben.
Der Klappentext verspricht schicksalhafte, stark emotionale Lektüre. Die beiden Protagonistinnen sind sofort präsent.

Scarlett und Evie, so charakterisch unterschiedliche und doch seit Schulzeiten schon beste Freundinnen. Sie teilen sich eine Wohnung und leben ihre Freundschaft. Sie sind im Streit auseinandergegangen, der am Abend zuvor passiert ist. Evie, eher ein bißchen introvertiert und mit ihrer Erkrankung MS kämpfend - Scarlett, das Sternchen, die Hübsche, die Erfolgreiche, die am kommenden Abend die Präsentation ihres Lebens hat – ihren Streit, den sie über Nacht nicht beigelegt hatten... Und dann stirbt Scarlett auf dem Weg zur Präsentation auf tragische Weise…
Mit emotionaler Wucht wird sie aus dem Leben gerissen, hinterläßt einen Schock und bei Evie auch große Leere.
Eingestreut in die Kapitel ist nun Scarlett’s Seele, die „von außen“ betrachtet die Gegenwart von Evie begleitet. Scarlett’s Bewußtsein weiß, dass sie tot ist, sie „schaut“ aber dennoch nach Evie und läßt sie nicht los.
Als dritter Protagonist schleicht sich zart und vorsichtig Nate in Evie’s Leben. Wegen Nate ist Scarlett’s Unfall passiert, denn Nate selbst hatte einen Unfall, bei dem Scarlett helfen wollte. Evie gibt somit Nate die Schuld an Scarlett’s Tod. Doch er bleibt an Evie’s Seite, sodaß die Zeit dazu beiträgt, dass Evie sich öffnen muß.
Und dann erfährt Evie, WARUM Scarlett an ihrem Todestag überhaupt in dieser Gegend war, denn diese Frage hatte Evie umtrieben, da diese Gegend nicht auf Scarlett’s Arbeitsweg lag. Schockiert erfährt Evie aus einem Brief diese Neuigkeit, die Zweifel an der Freundschaft hinterläßt.

Insgesamt gesehen ist mir der Roman zu trivial. Es geschehen hier und da Wendungen, die den Roman „lebendiger“ machen (sollen), doch der Lesefluß ist einfach.
Mein Fazit: ein Buch für jugendliche Leser, ein Buch für leichte Unterhaltung, ein Buch für Zwischendurch. Es hinterläßt in mir keine Spuren...

Bewertung vom 25.07.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


ausgezeichnet

brillianter Krimi mit Feinschliff

Er ist und bleibt mein Lieblingsautor! Kein Buch hat mich je auf diese Art und Weise unterhalten, gefesselt und nachhaltig glücklich gemacht wie die Bücher von Joel Dicker. Hervorzuheben ist natürlich „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“, das man aber im Falle der „Affäre Alaska Sanders“ nicht unbedingt vorher gelesen haben muß, denn es sind beides in sich abgeschlossene Romane. Trotzdem fühlt man sich in der Affäre Alaska Sanders sicherlich besser zurecht und auch gleich viel wohler und „wieder zuhause angekommener“, wenn man den Quebert vorher gelesen hat.
Die Affäre Alaska Sanders ist ein Roman, ein Krimi, ein Buch im Buch, und vor allem ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann.

Alaska Sanders wird tot aufgefunden, der Mörder wird schnell gefunden und die Akte als geschlossen angesehen. Mit Sergeant Perry Gahalowood rollt der Schriftsteller Marcus Goldman den Fall 11 Jahre später wieder auf, denn sie finden Unstimmigkeiten und gehen der Sache nach.

Intensiv und vielschichtig, spannend, detailliert, ereignisreich und komplex, aber doch klar und hervorragend gekonnt spinnt Joel Dicker Fäden, die den Leser manchmal in die irre führen und manchmal nah ran an den Täter (denkt man zumindest...).
Es kommen viele Charaktere mit unterschiedlichen Nebengeschichten zu Wort, die letztendlich an einem roten Faden wieder zusammenlaufen. Sie sind alle einzeln für sich wichtig, um den Fall aufzuklären.
Hinzuzufügen sei, dass es überhaupt nicht schwer ist, diesen vielen Charakteren zu folgen. Oft findet sich bei anderen Büchern die Problematik, dass viele Charaktere eher Chaos und Undurchsichtigkeit bringt, jedoch hat Joel Dicker ein Händchen dafür, diese vielen und unterschiedlichen Menschen so zu zeichnen, dass ein kleines Dorf entsteht, indem sie einem alle bekannt vorkommen. Für die Zeit des Lesens ist man in Mount Pleasant und so mit in die Geschichte verwoben, dass man sich fast als Nachbar, der aus dem Fenster schaut, fühlt. Das hallt auch noch einige Zeit nach Beenden der Lektüre nach.
Die Rückblicke und aktuellen Geschehen um Marcus Goldman zwischendurch und die Zeitenwechsel sind eine Notwendigkeit und runden die Ermittlungen, die Atmosphäre und die Lebendigkeit auf.
Es hat mich sehr gefreut, wieder mit Marcus Goldman unterwegs zu sein – immer wieder gern.

Wie schon bei Harry Quebert hatte ich auch bei der Affäre Alaska Sanders wieder Sorge, dass sie ohne mich weiter ermitteln, wenn ich das Buch beiseite lege!
Die dicken Bücher von Dicker sind gar nicht so dick wie sie zunächst scheinen, denn sie lesen sich viel zu schnell weg. Und ich lege sie jedem ans Herz und verschenke sie auch zu jeder Gelegenheit weiter.

Bewertung vom 23.07.2023
Der Trost der Schönheit
Arnim, Gabriele von

Der Trost der Schönheit


ausgezeichnet

Aushalten von Ambivalenz in der Weltwirklichkeit

Gabriele von Arnim schreibt mit einer unfassbaren Schönheit von Worten den Leser sprachlos.
Sinnhaft eingestreute Zitate im Buch verstärken die Worte der Autorin, wobei man als Leser gern ständig diese schönen Sätze der Autorin zitieren möchte.
Man kann dieses Buch nicht in einem Atemzug durchlesen, zu tiefsinnig und mächtig sind die Sätze und Wortkreationen, die man wirken lassen muss und möchte.
„Weltwirklichkeit“ – ein Wort, das ich sofort umsetzen konnte in ein eigenes Gefühl. Das eigene Innere und die Verbundenheit mit dem Äußeren der Welt, manchmal zu nah, zu übergriffig, und dann muß man das „Aushalten von Ambivalenz“ lernen.

„Es fehlt die Lustkraft für Neues … es fehlt die davongeflogene Zeit.“ Empfindungen die man kennt, wenn Zeit rennt und man irgendwann erschrocken feststellt, dass Zeit unaufholbar verloren ist.
Sätze, die wie kleine Pfeile ins Herz treffen und das Innere berühren.
Aber auch Sätze, die wie Sonnenstrahlen in die Seele wandern und sie wärmen.

„Trost heißt, am Schmerzfluss Ufer bauen, Liegeplätze, an denen man den Kahn anbinden, aussteigen und sich ausruhen kann.“ So liebevoll gestaltete Worte, dass man das fließende Gewässer vor sich sieht und das Grün der erholsamen Wiese fast riechen kann, den Schmerz vergißt und in Natur versinkt.
Dieser und viele weitere Sätze schaffen in mir lieblich-betroffene Momente, in denen ich Trost sofort spüre.

„Atmen, tiefatmen. Einatmen, Ausatmen. Atmen.“
Diese automatisch ablaufende Lebensbedingung in einen Satz zu kleiden zeigt notwendige Erkenntnis. Als Duftstoff-Allergikerin ist frische, saubere Luft atmen für mich ein wichtiges Lebenselexier geworden, das heutzutage leider nicht mehr oft gegeben ist und somit die Weltwirklichkeit meine eigene kleine Welt trifft, die ich in Einklang bringen muß und dabei immer wieder an Grenzen stoße.
Die Schönheit liegt in einzelnen Momenten, in individuellen Geschehnissen, in innerer Achtsamkeit. Mit ihr kann man Widersprüchlichkeiten der Welt erträglicher machen.
Es ist schwierig, dieses Buch zu rezensieren ohne Zitate daraus hervorzuholen, die prägnant sind, denn sie geben diesem Buch ihre gewisse Schönheit.

Von schlichter tiefer Schönheit geprägt ist auch das Cover, das für mich die inneren Strukturen eines Blattes darstellt. Aber hier mag jeder eventuell etwas anderes darin sehen bzw. erkennen.
Die Farben in Rot und Rosa spenden direkt Wärme und damit vielleicht schon Trost. Obwohl Rot eine Warnfarbe ist, erzeugt sie dies auf dem Cover nicht.

Gabriele von Arnim ist eine erkenntnisreiche, tiefsinnige Lektüre gelungen, die auch das Altern und Alleinsein anspricht, mit der man sich aber gern auseinandersetzt und in sich selbst und in die Welt hineinhorcht.

Bewertung vom 16.07.2023
Kontur eines Lebens
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


ausgezeichnet

Ein Leben mehr!

Wow, was für ein Buch … !
Die ersten Tränen kamen mir gleich zu Beginn bei der herzzerreißenden Szene als Frieda’s Mann Louis starb. Kurz darauf fand sich die 81-jährige Frieda im betreuten Wohnen wieder.
Für Frieda war der Umzug ins betreute Wohnen noch frisch und zieht sich durchs Buch, denn Tobias, ihr Sohn, der in Kürze Vater werden wird, räumt die Wohnung seiner Eltern aus und organisiert den Umzug von Frieda.
Allein in ihrem Zimmer kommen Erinnerungen an Zeiten der jungen Frieda auf und zwischen Abschied und Neubeginn schleicht sich die verbotene Geschichte ihres Lebens, die sie noch einmal erleben kann, dieses Mal frei von Konventionen.

Mit eindringlicher Sprache beschreibt Jaap Robben das Alt-sein, Abschiede und das Jung-sein in den 60er-Jahren. Dabei nimmt er Leser und Leserin gekonnt mit. Für mich war es wie ein Sonntagsbesuch dort bei Frieda, die mir ihre Lebensgeschichte erzählt, denn ich habe das Buch tatsächlich an einem einzigen Tag gelesen!

Die 60er Jahre und ihre strenge Familie ziehen Frieda ein Kleid an, das ihr nicht paßt. Dadurch wird Frieda eine starke Frau, die aber innerlich immer zerbrochen bleibt und nun das Kleid aufknöpft, um endlich Luft zu bekommen. Sie wurde zu Entscheidungen getrieben, die nicht ihre waren. Das zu bereuen holt sie an ihrem Lebensabend ein und sie fängt an, ihr altes Leben zu suchen und stößt dabei auch auf Unverständnis … der eigene Sohn, wie schon damals ihre Eltern – allein gelassen in einer Situation, die sie nur härter machen konnte.
Erschreckend die Reaktionen der Menschen von damals, wie sie über Frieda’s Leben entschieden haben in den 60er-Jahren – aufwühlend, tief.
Dann hatte ich wieder feuchte Augen bei der Geburt von Frieda’s erstem Kind sowie bei den Grausamkeiten, die sie erfuhr.
Kapitel 46 … nur ein Satz … so herzergreifend!
Atemlos liest man bis zur letzten Seite, ein Buch, das lange nachhallt.

Der Schmutzumschlag zeigt ein wunderschönes Cover und ein perfekter Titel rundet es ab, beides könnte nicht besser zum Inhalt eines langen Lebens passen, das in Erinnerung wieder an den Stellen lebendig wird, die unterdrückt wurden und nun endlich verarbeitet werden dürfen.
Das Cover zeigt Bruchstücke wie Puzzleteile einer hübschen Blume, deren schönste Blüte sich immer widerspiegelt. In grau gehalten der Teil der Blüte, der nicht so leben durfte, wie er wollte und ein kleines Stück davon in zarter Farbe, die herausgearbeitet wurde.
Die Puzzleteile sind in verschiedenen Rosatönen auf dem Hardcover selbst wiederzufinden.
Die Ich-erzählende Protagonistin Frieda wirkt sehr sympathisch und als Leser/in begleitet man sie gern durch ihre Lebensgeschichte.

Bewertung vom 15.07.2023
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


sehr gut

all the women in me...

Beim ersten Anblick dieses Buches wird man von dem leicht verträumten, gedankenverlorenen Blick der Protagonistin eingeladen, sich zu ihr an den Tisch im Café zu setzen, sich mit ihr zu unterhalten und über das Leben zu sinnieren. Im Hintergrund nuanciert das Meer in einer Bucht mit satten, kräftigen, warmen Farbtönen eine mediterrane Stimmung.
Und so ist das Buch – eine Unterhaltung mit dem Leben. Dabei begegnet die Protagonistin Léa vielen Geschichten, Wahrheiten und Fragen, findet Antworten und neue Erkenntnisse.

Léa führt ein Café mit französischen Spezialitäten, ein Traum, den sie sich erfüllt hatte. Während ihrer Auszeit in Frankreich, die Léa auf dem Familiensitz ihres Großvaters an der Côte d’Azur verbringt, begegnet sie in der ersten Gartennacht zufällig dem jungen Mädchen Alice, die sich des nachts in den Garten geschlichen hatte ohne damit zu rechnen, plötzlich jemanden vorzufinden. Aus dieser überraschenden Begegnung entwickelt sich ein sympathisches Gespräch, das noch lange in Léa nachhallen wird, denn Alice ist am nächsten Tag tot.
Kurz darauf lernt sie Émile kennen, Alice’s Bruder, der herausfinden möchte, was mit seiner Schwester geschehen ist.
In einer ersten vorsichtigen Unterhaltung nähern sie sich einander. Intensive Dialoge entstehen – vielschichtig, tiefgehend, aufwühlend und erinnernd blättern Léa und Émile ihre Leben voreinander auf. Sie brauchen einander, um Alices’ Tod zu verstehen und werden dabei über sich selbst und ihre eigene Vergangenheit klarer.
Zwischendurch bringen Briefe von Claire, eine Freundin von Léa’s Mutter Brigitte, neue Offenbarungen.

Mit Lea’s Leben kann ich mich zwar nur in Teilen identifizieren: auch ich habe ein Café mit französischen Spezialitäten, das ein Traum von mir war… auch ich beborzuge es, im Hintergrund zu stehen und meine Kochkünste in den Vordergrund zu stellen bzw. die Gäste kulinarisch zu verwöhnen… auch ich war in Nizza, Èze und Antibes... und das sind unsere Gemeinsamkeiten. Dieser Roman holt eine ganz wundervolle Erinnerung an meine Zeit dort hervor, und ich tauche ein in die sonnendurchflutete, meeresberauschende Kulisse Südfrankreichs.

Anika Landsteiners Roman ist eine sommerleichte, berührende aber anspruchsvolle Lektüre. Ihre Worte zaubern einen klugen Roman einer Frau, deren Ich’s im Inneren ausgebrannt sind, die an vielen Stellen angekommen ist, wo sie so nicht hinwollte. Und das Zitat auf der ersten Seite ist für mich treffender als der Titel selbst: all the women in me (are tired)...

Bewertung vom 04.06.2023
Wo du mich findest
Barns, Anne

Wo du mich findest


sehr gut

Das Buch ist für dich

Geschmeidig schöner Anfang der Ich-Erzählerin Sophie, die während ihres Urlaubs in einem Büchercafé auf einen Mann trifft, so sehr, dass sie ihn versehentlich mit Kaffee überschüttet, aus dem Becher, den sie in ihrer Hand hält, als sie aus der Tür tritt; so sehr, dass er nicht mehr weggeht – der Mann – nicht aus ihren Gedanken, nicht aus ihren Träumen. Bis sie anfängt, in ihren Träumen zu leben.
Die Geschichte ist geschrieben aus Sicht der Ich-Erzählerin, oder besser gesagt, die Geschichte wird erzählt, denn der Klang der Sprache entwickelt sich wie eine Erzählung, der man lauscht, zuhört, obwohl man liest.
Mit viel Beobachtungsgabe werden kleine Details ins Licht gerückt und lassen beim Lesen Achtsamkeitsmomente zu. Oder es entstehen ganze Bilder von Umgebungen. Und auch das Gefühlsleben ist intensiv. Wobei man manchmal den Eindruck hegen könnte, dass die Ich-Erzählerin und die Autorin miteinander verschmelzen.
Melodisch melancholisch beschreibt die Autorin Anne Barns den Werdegang der Liebe Sophies zu einem Mann in ihrem Traum, einem Traummann. Mit kraftvollen Sätzen flüchtet die Protagonistin aus ihrem Alltag und lebt und fühlt mit geschlossenen Augen. Bis sie erwacht… und den Traum versucht, mit Realität zu füllen:
Sophie reist zurück auf ihre Urlaubsinsel um Dich zu suchen. Wird sie dich finden?
Es ist gleichermaßen eine Geschichte von Verlusten, die schmerzhaft und auch unverhofft plötzlich da stehen und den Leser treffen, manchmal mehr als Sophie selbst. Und man fühlt sich fast ein bißchen alleingelassen mit diesen Gefühlen.
Auf den ersten Blick scheint das Cover nicht ganz zum Stil der Geschichte zu passen, einerseits – durch mehrere Blicke von anderer Seite betrachtet zeigt es die gedankenverlorene Abwesenheit einer Frau in einem Meer von Wasser und verstärkt damit das geschriebene Wort der nachfolgenden Seiten.
Ein besonderer Roman, mit dem man gern ein paar Stunden verbringt, auch wenn sich zwischendurch einige Längen auftun.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2023
Here With Me / Die Adairs Bd.1
Young, Samantha

Here With Me / Die Adairs Bd.1


gut

Bezauberndes Cover verspricht prickelnden Lesegenuss

Zuerst muß ich diesen wunderschönen Farbschnitt lobend erwähnen, der sich so hervorragend ins Cover einschmiegt und ein traumhaftes Outfit des Buches ergibt.
Innen wird es jedoch sehr abwechslungsreich:
Es geht um Robyn, die nach langer Zeit ihren Vater besuchen will, der in den Highlands bei einer reichen Familie angestellt ist. Dort trifft Robyn auf Lachlan Adair, einem gut aussehenden Hollywood-Star, der ihr, ohne dass sie es möchte, den Kopf verdreht. Trotz innerer Abneigung fühlt sie sich zu ihm hingezogen und sie können nicht voneinander lassen. Die Szenen wechseln schnell zwischen prickelndem Sex, gefühltem Herzschmerz, schwierigen Familienverhältnissen und idyllischen Landschaften. Ein offenes Ende verspricht Fortsetzung.

Die Sprache der Autorin ist leicht zugänglich und wenig schnörkelhaft.
Es war ok, einmal solch einen Roman zu lesen, es ist nicht mein Genre und ich brauche die Fortsetzung nicht.
Für Liebhaber dieser Romane ist es ein empfehlenswerter Auftakt für mehr aus dieser Reihe.