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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 29.03.2021
Finstere Havel
Pieper, Tim

Finstere Havel


ausgezeichnet

Potsdam/Havelland. Am Fähranleger bei Schmergow wird ein PKW aus der Havel gezogen. Hinter dem Steuer befindet sich die Leiche einer Frau. Während schnell feststeht, dass es sich bei der Toten um die 34-jährige Melanie Berndt handelt, herrscht über die Todesumstände Unklarheit - hat die junge Frau Selbstmord begangen? Ist sie einem Unfall zum Opfer gefallen? Wurde sie ermordet? Hauptkommissar Toni Sanftleben und sein Team wurden mit den Ermittlungen betraut und nehmen das recht harsche Umfeld der toten Wissenschaftlerin unter die Lupe…

„Finstere Havel“ ist bereits der fünfte Fall für Toni Sanftleben, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände gut verständlich.

Den Leser erwartet auch in diesem Band wieder eine vielschichtig angelegte Geschichte – die aktuelle Handlung mit den Ermittlungen im Fall Berndt und den privaten Angelegenheiten der Kommissare wird immer wieder durch Rückblenden unterbrochen, in denen man Melanie Berndt - die aufgrund ihrer Hochsensibilität große Schwierigkeiten hatte, ein normales Leben zu führen - kennenerlernt und außerdem verfolgen kann, was die Biologin und Mutter einer kleinen Tochter in den Tagen vor ihrem Tod erlebt hat. Die unterschiedlichen Handlungsfäden wurden von dem Autor dabei sorgsam miteinander verknüpft, so dass man dem lebhaften und abwechslungsreichen Geschehen problemlos folgen kann.

Tim Pieper versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser an der Nase herumzuführen. Die Suche nach der Wahrheit erweist sich als äußerst knifflig; immer neue Fakten und Ereignisse lassen nicht nur Toni Sanftleben, sondern auch den Leser durchweg über Zusammenhänge und Hintergründe grübeln.

Abgerundet wird die Krimihandlung durch eine kräftige Portion Lokalkolorit. Das Havelland wird mit seiner Vielfalt und seinen Besonderheiten interessant dargestellt, so dass man schnell von der Atmosphäre der Flusslandschaft eingefangen wird und sich die unterschiedlichen Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann.

„Finstere Havel“ hat mir sehr gut gefallen - ein kurzweiliger Krimi, der mich mit spannenden Ermittlungen und einer facettenreichen Handlung bis zur letzten Seite gefesselt hat.

Bewertung vom 25.03.2021
Schach mit toter Dame
Minck, Lotte

Schach mit toter Dame


ausgezeichnet

In der Seniorenresidenz „Herbstglück“ geht es nicht mit rechten Dingen zu – davon sind die fidelen Schwestern Cäcilie und Käthe fest überzeugt. Die beiden sind sich sicher, dass ihr Mitbewohner Heribert eiskalt ermordet wurde und seine wertvollen Antiquitäten gestohlen und durch billige Imitationen ersetzt wurden. Sie bitten Loretta Luchs um Hilfe. Damit Loretta Bewohner und Personal der Residenz unauffällig unter die Lupe nehmen kann, wird sie kurzerhand von Cäcilie und Käthe als Küchenhilfe eingeschleust…

Lotte Minck wartet auch in Lorettas mittlerweile dreizehntem Fall wieder mit einer abwechslungsreichen Handlung, spannenden Ermittlungen und wortwitzigen Dialogen auf. Die Krimödie ist auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich - schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im Geschehen und kann prima mit der munteren Hobbyermittlerin mitfiebern und miträtseln.

Loretta ist ruckzuck wieder in ihrem Element - während sie als Kaltmamsell und Servicekraft für das leibliche Wohl der Senioren sorgt, sammelt sie Hinweise, hört sich um und fragt sich durch, bringt dabei ihre hervorragende Beobachtungsgabe zum Einsatz und diskutiert und kombiniert mit ihren Co-Ermittlern Erwin, Dennis und Frank. Auch die quirligen Schwestern lassen sich das Abenteuer nicht entgehen – endlich passiert mal etwas Spannendes in ihrem ansonsten so langweiligen Seniorenheim! - und unterstützen Loretta im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Die Akteure haben alle ihre Eigenarten, Besonderheiten und Macken, sorgen durch ihr turbulentes Zusammenspiel für beste Unterhaltung und lassen den Roman damit zu einem kurzweiligen Lesevergnügen werden.

Loretta und ihre Mitstreiter geben in „Schach mit toter Dame“ wieder alles – ein herrlicher Krimi, randvoll mit guter Laune.

Bewertung vom 18.03.2021
Wohin die Reise geht
Ferber, Marlies

Wohin die Reise geht


ausgezeichnet

Bremen. Der 72-jährige ehemalige Kaffeefabrikant Jakob Hüfner hat ein Problem: er kann nicht Nein sagen. Nicht, als sein Sohn ihn bittet, eine Million Euro Schwarzgeld in die Schweiz zu schmuggeln. Und auch nicht, als sein Chorkollege Matthias auf die Idee kommt, ihn auf diese vermeintliche Urlaubsreise zu begleiten. Der 40-jährige Matthias ist Polizist und schwer herzkrank. Und er glaubt, eine gute Menschenkenntnis zu haben. Deshalb wird er sofort misstrauisch, als Jakob während eines Stopps an einer Autobahnraststätte wieder einmal nicht Nein sagen konnte und zwei Anhalterinnen anschleppt – die verwirrt wirkende 67-jährige Opernsängerin Tilda und die 18-jährige Straßenmusikerin Alex, die ganz offensichtlich etwas zu verbergen hat. Das ungleiche Quartett braust in Richtung Lugano, nicht ahnend, dass diese Reise einen ganz anderen Verlauf nehmen wird, als eigentlich geplant…

Marlies Ferber hat mich mit diesem abenteuerlichen Roadtrip von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Ich war nicht nur neugierig darauf, wie das Zusammenspiel dieser vier unterschiedlichen Menschen, deren Leben auf die eine oder andere Weise ins Trudeln geraten ist, funktionieren wird, ich wollte auch wissen, was Tilda und Alex - deren Hintergrundgeschichten abgesehen von ein paar Andeutungen erst nach und nach aufgeblättert werden - im Vorfeld widerfahren ist und habe daher gespannt die Ereignisse verfolgt.

Was für die Reisenden als wenig spektakulärer Ausflug beginnt, wandelt sich ruckzuck zu einen nicht erwarteten Abenteuer - auf der Autobahn kommt eine Polizeisperre in Sicht und lässt die Nervosität im Auto sprunghaft ansteigen. Durch eine Kurzschlusshandlung von Alex nimmt die Geschichte ab hier einen Verlauf, der immer dramatischer wird – das Geschehen gleicht mehr und mehr einem Krimi und entwickelt dabei einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Marlies Ferber lässt ihre Protagonisten im Wechsel zu Wort kommen, so dass man intensiv an den Gedanken, Emotionen und Geheimnissen jedes Einzelnen teilhaben kann und dadurch versteht, was sie bewegt und wie sie ticken. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass ihre Wesen nicht so eindeutig sind, wie es auf den ersten Blick schien. Die Reise bietet jedem der Weggefährten die Möglichkeit, hinter die Fassaden der anderen zu blicken und Verborgenes aufzudecken. Es zeigt sich schließlich, dass sie zusammenhalten müssen und jeder die Unterstützung der Mitreisenden braucht, um das eigene Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.

„Wohin die Reise geht“ ist eine humorvoll erzählte Geschichte, die voller spannender Wendungen und Überraschungen steckt und mit einigen nachdenklich machenden Passagen gespickt ist. Es hat Spaß gemacht, Jakob, Matthias, Tilda und Alex auf ihrer turbulenten Reise zu begleiten, mit ihnen mitzufiebern und am Ende gemeinsam mit ihnen zu der Erkenntnis zu gelangen, dass eine Zufallsbekanntschaft befreiend sein kann und manchmal wertvoller ist, als die eigene Familie oder langjährig Vertraute.

Bewertung vom 02.03.2021
Lebenssekunden
Fuchs, Katharina

Lebenssekunden


ausgezeichnet

In ihren Roman „Lebenssekunden“ erzählt Katharina Fuchs aus dem Leben zweier junger Frauen, die auf ganz unterschiedliche Weise aufwachsen und sich ihren Platz im Leben erkämpfen. Die Handlung beginnt im Jahr 1956 und erstreckt sich über fünf Jahre – im stetigen Wechsel erfährt der Leser, wie es Angelika Stein und Christine Magold auf ihren Wegen ergeht, bis die beiden sich unter dramatischen Umständen 1961 in Berlin zum ersten Mal begegnen.

Angelika wächst in Kassel in einem Künstlerhaushalt auf. Die 15-Jährige ist blitzgescheit, muss aber wegen wiederholten Schwänzens die Schule verlassen. Ohne Abschluss scheint ihr Traum, eine Ausbildung zur Fotografin zu machen, geplatzt zu sein. Doch sie hat Glück, die Begegnung mit dem Fotografen Joachim Hellmann, der ihre Leidenschaft und ihr großes Talent für die Fotografie erkennt und ihr eine Lehrstelle gibt, ebnet ihr den Weg, eine der ersten Fotojournalistinnen Deutschlands zu werden…

Auch die ebenfalls 15-jährige Christine ist hochtalentiert. Christine lebt aber in einer ganz anderen Welt, als Angelika, und das nicht nur, weil sie in Ostdeutschland aufwächst. Christine ist Kunstturnerin und gilt als große Medaillenhoffnung der DDR bei den Olympischen Spielen. Vom Ehrgeiz ihrer Mutter und dem physischen und psychischen Druck ihres Trainers und der Funktionäre angetrieben, erbringt Christine Höchstleistungen – ihr Alltag gleicht dabei einer nicht enden wollenden Tortur aus Hunger, brutalen Trainingsmethoden und Schmerzen …

„Lebenssekunden“ wird fesselnd erzählt und entwickelt schnell einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann. Der Roman besticht vor allen Dingen durch die überzeugende Verknüpfung von Realität und Fiktion – Katharina Fuchs hat das Erwachsenwerden und die Entwicklung ihrer Protagonistinnen eng mit der Lebensart, den gesellschaftlichen und politischen Strukturen beider deutscher Staaten und den tatsächlichen Herausforderungen und Vorgehensweisen in den 1950er Jahre verwoben. Die beiden Frauen und ihr Umfeld wirken dabei so echt und authentisch, dass man es kaum glauben mag, dass es sich um fiktive Figuren handelt.

Anschaulich und eindringlich schildert die Autorin die vielen Höhen und Tiefen, die Angelika und Christine durchstehen müssen. Ich wurde von den Erlebnissen der beiden jungen Frauen regelrecht mitgerissen und habe durchweg mit beiden mitgefiebert – ich habe Angelika dafür gefeiert, dass sie trotz aller Widrigkeiten ihren Weg gegangen ist und sich einen Platz in einer rauen Männerdomäne erkämpft hat. Und ich habe mit Christine gelitten, wenn sie für den Ruhm und die Ehre des sozialistischen Vaterlandes bis zum Umfallen getriezt wurde und von jeglicher Individualität beraubt um den sportlichen Erfolg gerungen hat.

„Lebenssekunden“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert - eine mitreißend erzählte Geschichte, die den Leser intensiv am Werdegang zweier mutiger junger Frauen im Nachkriegsdeutschland teilhaben lässt. Absolute Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2021
Wenn Wattwürmer weinen / Ostfriesen-Krimi Bd.8
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Wenn Wattwürmer weinen / Ostfriesen-Krimi Bd.8


ausgezeichnet

Neuharlingersiel. Postbote Henner Steffens hat einen Tag frei und gönnt sich am frühen Morgen eine Joggingrunde. Als ihm Neuharlingersiels neueste Touristenattraktion ins Auge fällt, beschließt er, die Gelegenheit zu nutzen und einen kurzen Blick ins Innere des riesigen Übernachtungsstrandkorbs zu werfen. Wider Erwarten ist der Strandkorb jedoch nicht leer; Tourismusmanager Ulfert Johannsen liegt darin - mausetot! Als Todesursache wird zunächst ein Herzinfarkt vermutet, doch schnell steht fest, dass Ulfert vergiftet wurde…

Dorfpolizist Rudi Bakker macht sich gemeinsam mit Oberkommissar Helmut Schnepel von der Kripo Wittmund auf Spurensuche – die beiden haben es gleich mit mehreren Verdächtigen zu tun, denn der umtriebige Tourismuschef hat sich in seinem Umfeld nicht nur Freunde gemacht…

Lehrerin Rosa Moll hat – ganz anders als man es von ihr gewohnt ist – anfangs so gar keinen Sinn für die Ermittlungen, denn einige Veränderungen in ihrem Privatleben erfordern ihre ganze Aufmerksamkeit…

In „Wenn Wattwürmer weinen“ schicken Christiane Franke und Cornelia Kuhnert ihr munteres Ermittlertrio bereits zum achten Mal auf Verbrecherjagd – es hat mir wieder großen Spaß gemacht, Rosa, Henner und Rudi bei ihren Nachforschungen zu begleiten und ihnen bei ihren privaten Angelegenheiten über die Schultern zu schauen. Neben den spannenden Ermittlungen - bei denen der Leser prima über Täter und Motiv miträtseln kann - und einer guten Portion Humor spielt auch der Alltag der Dorfgemeinschaft mit vielen Dingen, die die Neuharlingersieler interessieren und bewegen, wieder eine Rolle.

Eine Übersicht über das Stammpersonal der Serie sowie die Rezepte der Leckereien, die im Verlauf der Handlung gekocht werden, befinden sich im Anhang und runden diesen Küstenkrimi damit perfekt ab.

„Wenn Wattwürmer weinen“ hat mir sehr gut gefallen - ein Ostfriesen-Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite vergnügliche Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 23.02.2021
Abels Auferstehung / Paul Stainer Bd.2
Ziebula, Thomas

Abels Auferstehung / Paul Stainer Bd.2


ausgezeichnet

Leipzig im Februar 1920. Kriminalinspektor Paul Stainer, dem eine Kriegsneurose und ganz besonders der gewaltsame Tod seiner Frau Edith schwer zu schaffen machen, bekommt einen neuen Fall auf den Tisch: im Hotel „Fürst Bismarck“ wurde der Maler und ehemalige Soldat Fritz Sternberg erstochen aufgefunden. Eine erste Spur führt den Ermittler zu einer schlagenden Studentenverbindung…

Zur gleichen Zeit reist die Journalistin Marlene Wagner - die gerade eine Mensur miterleben durfte und einen abfälligen Artikel über das Erlebnis geschrieben hat - nach Basel, weil sie befürchtet, dass es sich bei einem aus dem Rhein gezogenen toten Soldaten um ihren Bruder Roland handelt. Schnell stellt sich heraus, dass der Tote ein Fremder ist. Im Besitz des unbekannten Soldaten befanden sich u. a. ein besonderes Taschenmesser sowie ein Zigarettenetui einer Leipziger Firma – beides weckt Marlenes Neugierde und sie beginnt nachzuforschen…

„Abels Auferstehung“ ist der zweite Fall für Paul Stainer und seine Kollegen in der Wächterburg und knüpft unmittelbar an die Geschehnisse des ersten Teils an. Auch wenn es für das Verständnis der Handlung dieses Krimis nicht vonnöten ist, den ersten Band gelesen zu haben, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannenden Fortsetzung noch erhöht.

Den Leser erwartet auch in diesem Band wieder ein vielschichtig angelegter Krimi. Mehrere Handlungsstränge, unterschiedliche Schauplätze und zahlreiche Personen - darunter neben dem Ermittlerteam bereits bekannte Akteure wie Nachtclub-Besitzerin Rosa Sonntag und Straßenbahnfahrerin Josephine König, aber auch neue Gesichter wie zum Beispiel Joseph Nürnberger, ein Spezialist für Spurensicherung - sorgen für eine lebhafte und abwechslungsreiche Handlung.

Die Ermittlungsarbeit ist spannend und wird durch immer neue Hinweise und überraschende Ereignisse lebendig gehalten. Geschickt lenkt Thomas Ziebula den Blick des Lesers dabei in unterschiedliche Richtungen, so dass man bis zum Schluss über die Identität des Täters mitgrübeln und miträtseln kann.

Es ist Thomas Ziebula außerdem hervorragend gelungen, das damalige Leipzig und seine Bewohner darzustellen. Die Mentalität und die Eigenarten der Menschen, die unsichere Lebens- und Arbeitswelt sowie die unbeständige politische Situation werden für den Leser greifbar - die Ereignisse des Krieges wirken in Leipzigs Straßen und Häusern nach, das spürt beim Lesen.

„Abels Auferstehung“ hat mir sehr gut gefallen – ein historischer Kriminalroman, der mit interessanten Charakteren, stimmigem Zeitkolorit und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 01.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Der als verdeckter Ermittler tätige John Adderley wird bei einem Einsatz in Baltimore gegen ein nigerianisches Drogennetzwerk enttarnt. Im Zuge des Zeugenschutzes bekommt er eine neue Identität und wird auf eigenen Wunsch Teil einer neu gegründeten Polizeigruppe für unaufgeklärte Verbrechen in seiner Heimat Schweden. Damit verstößt er gegen die Auflagen des Zeugenschutzprogramms, doch John hat einen besonderen Grund für seine Wahl – der erste Cold Case, den die schwedischen Ermittler wieder aufrollen, ist der Fall der seit 10 Jahren vermissten AckWe-Erbin Emelie Bjurwall. Für deren Verschwinden wird damals wie heute Johns Halbbruder Billy verantwortlich gemacht. Johns Ziel: endlich herausfinden, was 2009 in Karlstad wirklich geschehen ist…

Peter Mohlin und Peter Nyström beginnen diesen ersten Roman der Karlstad-Reihe mit der Vorstellung der Akteure und einem Überblick über die Ereignisse vor der Wiederaufnahme des Bjurwall-Falls. Man erlebt den missglückten Undercover-Einsatz in Baltimore mit und lernt John kennen - ein FBI-Agent mit schwedischen Wurzeln, der in bedrohlichen Situationen mit Panikattacken zu kämpfen hat. Darüber hinaus bekommt man in mehreren Rückblenden ins Jahr 2009 Einblick in Emelies Familie und erfährt, was in den Tagen rund um ihr Verschwinden geschehen ist.

Danach beginnt Johns Spurensuche in Karlstad. Die Ermittlungsarbeit ist spannend und entwickelt schnell einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann. Immer neue Hinweise und Ereignisse sowie überraschende Wendungen sorgen dabei für eine lebhafte und abwechslungsreiche Handlung. Geschickt lenken die Autoren den Blick des Lesers in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Motive, Zusammenhänge, Hintergründe und Täter miträtseln und mitgrübeln kann.

„Der andere Sohn“ hat mir sehr gut gefallen – ein gut durchdachter Krimi, der mir mit seiner fesselnden Handlung ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 31.01.2021
Die Kannenbäckerin
Spratte, Annette

Die Kannenbäckerin


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Die Kannenbäckerin“ nimmt Annette Spratte den Leser mit in den Westerwald zur Zeit des 30-jährigen Krieges und erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich trotz aller Widrigkeiten einen Platz im Leben erkämpft.

Johanna Hatterod ist gerade einmal 13 Jahre alt, als sie durch die Pest ihre Familie verliert. Sie verlässt daraufhin ihr Heimatdorf und macht sich – zu ihrem Schutz als Junge getarnt – auf den Weg nach Hilgert ins Kannenbäckerland, in der Hoffnung, bei einem ihr bisher unbekannten Onkel eine Bleibe zu finden. Dort angekommen, behält sie kurz entschlossen ihre Tarnung bei und findet bei dem Kannenbäcker Wilhelm Hatterod nicht nur ein neues Zuhause, sondern bekommt auch die Chance, das Töpferhandwerk zu erlernen…

Annette Spratte hat einen angenehm zügig zu lesenden Schreibstil – schnell ist man mittendrin im Geschehen und fiebert mit Johanna mit. Die Autorin lässt ihre Protagonistin einen sehr steinigen Weg gehen – immer neue Herausforderungen und Schicksalsschläge, die harte Arbeit auf dem Hof und in der Töpferei, das nicht immer harmonische Dorfleben und auch die Missgunst der anderen Kannenbäcker machen Johanna schwer zu schaffen, lassen sie aber stetig wachsen und im Verlauf der Handlung zu einer selbstbewussten jungen Frau werden, die alles daran setzt, mit Geschick und Fleiß in einer Männerdomäne Fuß zu fassen.

Obwohl ich eigentlich ein großer Freund von ausführlichen Schilderungen bin und besonders in historischen Romanen gerne ein umfassendes Bild von Zeit und Ort vermittelt bekomme, hat es mir hier sehr gut gefallen, dass die Autorin sich auf Johannas Werdegang und deren Erlebnisse in und um Hilgert konzentriert und die große Politik rund um den 30-jährigen Krieg außen vor gelassen hat.

Sehr interessant sind die Einblicke in das Töpferhandwerk zur damaligen Zeit. Die vielfältigen Aufgaben von der Beschaffung des Tons bis hin zur abschließenden Salzglasur und die Schwierigkeiten, die während des Herstellungsprozesses auftreten konnten, werden eingehend beschrieben und verständlich erläutert.

„Die Kannenbäckerin“ hat mir sehr gut gefallen – es hat Spaß gemacht, Johanna durch die für sie sehr aufregende Zeit zu begleiten und ihr Wachsen und Werden zu beobachten.

Bewertung vom 16.01.2021
Erinnerungen aus Glas
Dobson, Melanie

Erinnerungen aus Glas


ausgezeichnet

Amsterdam 1942. Als Eliese und Josie sich als junge Erwachsene wiederbegegnen, ist die unbeschwerte Kindheit der beiden nur noch eine blasse Erinnerung – die Welt um sie herum hat sich verändert, die Nazis haben die Niederlande mittlerweile fest im Griff. Eliese wurde vom Judenrat dazu verpflichtet, gemeinsam mit Walter Süskind in der Hollandsche Schouwburg Juden zu registrieren. Josie unterstützt derweil in einer dem Theater gegenüberliegenden Kinderkrippe die Krippenleiterin Fräulein Pimentel bei der Versorgung der Kinder. Das Schicksal der Kinder erschüttert Eliese und Josie und so schmieden die beiden einen waghalsigen Plan…

Ein zweiter Handlungsstrang spielt in der heutigen Zeit. Ava Drake ist Mitglied der überaus reichen Kingston-Familie, gilt aber als Außenseiterin und wird nur von ihrer Großmutter Marcella akzeptiert. Marcella hat Ava zur Direktorin der Kingston-Stiftung bestimmt, eine Organisation, die weltweit gemeinnützige und wohltätige Projekte unterstützt. Avas Aufgabe ist es, Förderanträge zu überprüfen. Als sie in Uganda die Kaffeeplantage und das daran angeschlossene Kinderheim von Landon West besichtigt, wird sie unversehens mit ihrer eigenen Familiengeschichte konfrontiert. Sie beginnt nachzuforschen und bringt Unglaubliches ans Tageslicht…

„Erinnerungen aus Glas“ beruht auf wahren Begebenheiten. Melanie Dobson hat diesen Roman in Gedenken an Henriëtte Pimentel, Walter Süskind, Johan van Hulst und die vielen Helfer, die die drei dabei unterstützt haben, hunderte Kinder aus den Fängen der Nazis zu befreien, geschrieben.

Melanie Dobson erzählt die Geschichte sehr anschaulich und wartet mit einer Fülle von Details auf – die feine Charakterisierung der Figuren, die bildhaften Beschreibungen der Handlungsorte und die Schilderungen des abwechslungsreichen Geschehens sowohl in dem historischen wie in dem zeitgenössischen Part machen diesen Roman zu einem genauso ergreifenden wie spannenden Leseerlebnis.

Es gelingt der Autorin ausgesprochen gut, dem Leser die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln. Man wird von den vielen Höhen und Tiefen, die Eliese, Josie und auch Ava durchstehen müssen, mitgerissen und fiebert durchweg mit ihnen und ihren Wegbegleitern mit.

„Erinnerungen aus Glas“ hat mir sehr gut gefallen – eine tiefgründige Geschichte, die kurzweilig erzählt wird und mich auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt hat.

Bewertung vom 13.01.2021
Die Jüdin von Magdeburg
Laurin, Ruben

Die Jüdin von Magdeburg


ausgezeichnet

In seinem historischen Roman „Die Jüdin von Magdeburg“ nimmt Ruben Laurin den Leser ein weiteres Mal mit in das 13. Jahrhundert nach Magdeburg. Seit „Der Kathedrale des Lichts“ sind einige Jahre vergangen, in denen der Domneubau allerdings nicht wirklich vorangekommen ist. Die mittlerweile ergraute Mystikerin Mechthild lebt nach wie vor in der Stadt und wird von vielen für ihre Güte und Barmherzigkeit geliebt, von einigen jedoch für ihre Ansichten gehasst und als geisteskrank beschimpft.

Die Handlung beginnt mit einem spannenden Prolog. Der Leser wird Zeuge eines grausamen Überfalls – während des Laubhüttenfestes im September 1261 lässt Erzbischof Ruprecht das Judendorf angreifen und ausplündern. Das Attentat trifft die Familie des Geldverleihers Amos besonders hart. In diesem kurzen Abschnitt lernt man nicht nur zahlreiche Akteure kennen, die im Verlauf der Handlung eine wichtige Rolle spielen, man kann auch schon erahnen, wie konfliktreich es damals in der Elbstadt zuging.

Zeitsprung in das Jahr 1275. Wolfram von Hildesheim dient dem Ritter Adalbert von Stendal als Knappe. Wolframs Ziel ist es, einmal ein gütiger und edler Ritter zu werden – dafür bringt der junge Knappe alle nötigen Voraussetzungen mit, wie der streitlustige Markgraf Otto IV. von Brandenburg feststellt und Wolfram deshalb gerne in seinem Gefolge hätte. Doch Wolfram zögert…

Wolfram befindet sich gerade in Magdeburg, als ein schreckliches Unglück über die Stadt hereinbricht. Während einer festlichen Prozession zu Ehren der heiligen Margareta stürzt eine Brücke ein und reißt hunderte Menschen in die Fluten der Elbe. Wolfram kann Amos Tochter Esther vor dem Ertrinken retten und verliebt sich in die junge Jüdin. Als Amos sich weigert, seine Tochter einem Christen zur Frau zu geben und Wolfram zudem nach einem heftigen Streit mit Adalbert dringend die Stadt verlassen muss, nimmt er das Angebot des brandenburgischen Markgrafen an…

Ruben Laurin hat einen fesselnden Schreibstil und versteht es ausgezeichnet, den Leser in den Bann seiner Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im dramatischen Geschehen, wird von den Höhen und Tiefen, die Esther, Wolfram, Mechthild oder auch deren Pflegetochter Genoveva durchmachen, mitgerissen und fiebert durchweg mit allen mit.

Ruben Laurin hat das Schicksal seiner Protagonisten eng mit den tatsächlichen Geschehnissen des 13. Jahrhunderts in und um Magdeburg verflochten. Reale Ereignisse wie der Überfall auf das Judendorf, der Brückeneinsturz oder auch das Gerangel um die Wahl des Erzbischofs und die damit einhergehenden Kampfhandlungen bereichern die spannende fiktive Handlung und lassen eine mittelalterliche Welt aus hinterhältigen Machenschaften, Machtgier, Rittertum und Minnesang vor den Augen des Lesers entstehen.

„Die Jüdin von Magdeburg“ hat mir sehr gut gefallen - die gut ausbalancierte Mischung aus historischen Fakten, Spannung und Romantik wird anschaulich und lebendig erzählt und hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.