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Benutzername: 
c-bird
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2022
Der dunkle Himmel
Fritz, Astrid

Der dunkle Himmel


ausgezeichnet

Ein Jahr ohne Sommer

Ausgelöst durch einen Vulkanausbruch im fernen Indonesien, wird das Jahr 1816 zu einer globalen Klimakatastrophe, insbesondere für Europa und Nordamerika. Dunkle Wolken, ständiger Regen und massive Kälteeinbrüche sorgen dafür, dass sämtliche Ernten ausfallen. Auch der kleine Ort Hohenstetten auf der schwäbischen Alb leidet unter den Auswirkungen. Einst blühte hier die Weberei, doch nun geht es rapide bergab. Zunächst trifft es die Ärmsten, die an Hunger und Not leiden, doch auch die Mittelschicht muss bald ihr Hab und Gut verkaufen, um sich die immer knapper werdenden Nahrungsmittel zu leisten.
Unter diesem Hintergrund erzählt uns Astrid Fritz eine spannende, aber auch informative Geschichte. Im Mittelpunkt stehen drei sympathische Protagonisten. Der junge Schulmeister Friedhelm, der unsterblich in Paulina verliebt ist, diese aber nicht heiraten darf. Die Wirtstochter Paulina selbst, eine junge energische Frau, für die der Vater schon einen anderen Mann ausgewählt hat und der Pfarrer des Ortes, der zwar Weitblick besitzt, aber die Not auch nicht aufhalten kann. Die Figuren sind super ausgearbeitet und werden sogar schon im Einband des Buches kurz vorgestellt.
Zwar steht die Liebesgeschichte zwischen Friedhelm und Paulina im Vordergrund, doch auch die Hungersnot wird vorbildlich beschrieben. Man merkt, dass die Autorin hier gründlich recherchiert hat und dem Leser damit das Jahr ohne Sommer um einiges näherbringt. Aber auch die widrigen Umstände, die die Heirat von Friedhelm und Paulina verhindern sind gut ausgearbeitet und dargelegt
Der Erzählstil ist einfach toll und man kann sich bestens in die Lage der Bewohner des Ortes hineinversetzen und leidet mit ihnen. Es gibt immer wieder Rückschläge, Wendungen, aber auch Hoffnung. Ein tolles Buch, trotz der über 550 Seiten möchte man keine davon missen. Am Ende des Buches befindet sich zudem ein umfangreiches und äußerst hilfreiches Glossar.
Insgesamt ein spannend geschriebener historischer Roman, der beim näheren Betrachten auch einen Bezug zu unserer heutigen Zeit hat. Eine Geschichtsstunde, die interessant und ebenso unterhaltsam war.

Bewertung vom 09.04.2022
Düsteres Watt / Liv Lammers Bd.6
Weiß, Sabine

Düsteres Watt / Liv Lammers Bd.6


ausgezeichnet

Top Sylt-Krimi - Spannung pur!
Sylt mitten im Hochsommer. In den Wanderdünen wird eine Leiche gefunden, die offensichtlich ertrunken ist. Der Fund gibt Liv Lammers und ihren Kollegen von der Kripo Flensburg zunächst Rätsel auf, doch die Identität des Toten kann schnell geklärt werden. Es handelt sich um Karl von Raboisen, einen reichen Adligen und zudem der Ehemann einer bekannten Politikerin. Die Medien stürzen sich entsprechend auf den Fall und die Polizei arbeitet unter Hochdruck. Doch da wird eine weitere Leiche entdeckt…

„Düsteres Watt“ ist bereits der sechste Band rund um die sympathische Ermittlerin Liv Lammers. Für mich war es die erste Begegnung, aber ich kam ohne Probleme in die Handlung rein. Die Figuren werden alle supergut eingeführt und festigen sich schnell. Auch zum Privatleben von Liv wird genügend erläutert, sodass sich die Bücher ohne Vorkenntnisse der anderen Bände lesen lassen.
Der Tote entpuppt sich schnell als ein richtiger Stinkstiefel und fast jeder der Familie oder des Personals hätte einen Grund gehabt ihn zu ermorden. Es gibt also jede Menge Verdächtige und man kann bestens miträtseln.
Geschrieben ist das Buch extrem spannend und gerade diese hohe Spannung hält sich bis zum Schluss. Die Beschreibungen von Land und Leuten sind extrem gut und man kann sich bestens in die Szenen hineinversetzen. Gerade das Ende ist ein wahres Feuerwerk an Ereignissen und bietet jede Menge Überraschungen. Insgesamt ein stimmiges Ende, bei dem ein paar kleine Fragen als cliffhanger für den nächsten Band offenbleiben. Darauf freue ich mich schon.

Bewertung vom 03.04.2022
Die Rezeptur: Thriller
Shepherd, Catherine

Die Rezeptur: Thriller


ausgezeichnet

Beste Thriller-Unterhaltung
Mit „Die Rezeptur“ legt Catherine Shepherd bereits den zwölften Thriller der Zons-Reihe vor. Wie immer gibt es dabei zwei Handlungsstränge, bei denen einer in der Gegenwart und einer 500 Jahre zuvor spielt. Die Fälle sind immer in sich geschlossen und lassen sich daher unabhängig voneinander lesen. Dieses Mal muss sich Bastian Mühlenberg im Zons von 1503 auf die Suche nach einem Giftmörder machen. Ein Bruder des Klosters wurde tot aufgefunden und kurze Zeit später stirbt ein weiterer Mönch. Bei den Toten finden sich seltsame Schriftstücke, die auf eine geheime Rezeptur verweisen. Beim Fall in der Gegenwart macht sich Kommissar Oliver Bergmann an die Klärung von ebenso seltsamen Todesfällen. Die Opfer wurden ermordet in einer Badewanne aufgefunden, die mit einer seltsam riechenden Brühe befüllt ist. Zudem hinterlässt der Täter Satzfragmente auf dem Badezimmerspiegel. Die Ermittlungen führen in eine Schönheitsklinik…
Catherine Shepherd ist ein Garant für spannende Thriller, die zudem noch gut unterhalten. Auch dieses Mal geht es sehr temporeich zu, ständig passiert etwas Neues und immer, wenn es gerade am spannendsten ist, switch die Handlung auf die andere Zeitebene. Man ist quasi gezwungen weiterzulesen, weil man unbedingt wissen will wie es weitergeht. Es gibt zahlreiche Wendungen und falsche Fährten. Auch das Ende ist wieder sehr gelungen und stimmig. Die Autorin schafft es immer wieder aufs Neue hier ihre Leser miträtseln zu lassen und am Ende doch zu überraschen.
Beste Thriller-Unterhaltung, ich freue mich schon auf den nächsten Band.

Bewertung vom 29.03.2022
Die Tote im Container / Team Helsinki Bd.1
Ollikainen, A.M.

Die Tote im Container / Team Helsinki Bd.1


sehr gut

Kein highlight, aber guter Durschnitt
Mittsommer in Finnland. Einer der wichtigsten Feiertage Finnlands, überschattet von einem mysteriösen Mord. Vor der Landvilla einer bekannten Unternehmerfamilie steht plötzlich ein Container, bis oben hin gefüllt mit Meerwasser. Darin eine ertrunkene, dunkelhäutige Frau. Zunächst ist die Identität der Toten unbekannt, doch die Ermittlungen ergeben, dass es sich dabei um die Lehrerin Rauha Kalando handelt, die erst kurz zuvor aus Namibia einreiste. Auch die Unternehmerfamilie baute ihren Erfolg auf ihrer Tätigkeit in Namibia auf. Warum also steht der Container vor deren Villa? Und warum musste die Frau sterben?

Der Einstieg in das Buch fordert die ganze Aufmerksamkeit. Das Polizeiteam rund um die Kommissarin Paula Pihjala wird im Schnellverfahren eingeführt, zudem werden mehrere Handlungsstränge angerissen, bei denen zunächst noch kein Zusammenhang erkennbar ist. Dennoch machen diese vielen Informationen unglaublich neugierig darauf zu erfahren, was hier passiert ist.
Paula ist eine große und auch durchsetzungsfähige Frau, die sich gut in ihrem Team behaupten kann. Dennoch wurde ich nicht so richtig warm mit ihr. Vielleicht lag es an dem dunklen Geheimnis, das sie umgibt und zum Ende hin zumindest ansatzweise geklärt wird. Ganz anders ihr Kollege Renko, der mir sofort sympathisch war. Er redet zwar gerne ein wenig zu viel, ist aber ein zuverlässiger und cleverer Partner.
Der Schreibstil ist flüssig und das Buch lässt sich gut lesen. Durch die entfachte Neugier zu Beginn folgt man gespannt der Handlung und es passiert eigentlich auch immer wieder etwas. Lediglich mit den Namensbezeichnungen hatte ich meine Schwierigkeiten. Viele ähnlich klingende Namen bei denen die Vor- und Nachnamen leicht mutieren. Aber da die Anzahl der Personen doch recht übersichtlich ist, festigen sich die Figuren mit der Zeit. Das Ende war ziemlich überraschend und konnte somit den kleinen Durchhänger in der Mitte des Buches retten.
Hinter dem Pseudonym A. M. Ollikanen verbirgt sich das Autoren-Ehepaar Aki und Milla Ollikainen, die bereits mehrere Romane geschrieben haben, dies ist jedoch ihr erstes gemeinsames Projekt. Die Reihe scheint auf mehrere Bände hin ausgelegt zu sein, daher bleiben gerade in Hinblick auf Paula noch einige Fragen offen.
Insgesamt ein Thriller, der recht unblutig daherkommt, aber doch recht spannend ist. Die finnischen Krimis werden aktuell immer beliebter, dieser war jetzt nicht unbedingt mein highlight, aber immer noch gut über dem Durchschnitt.

Bewertung vom 23.03.2022
DIE LÜGEN
Kara, Lesley

DIE LÜGEN


ausgezeichnet

Thriller mit genialen Wendungen

Lizzie und Alice sind Teenager, beste Freundinnen und nichts kann sie trennen. Bis zu dem Tag, an dem das Unglück geschah. Bei einem Zugunglück stirbt Alice im Alter von 13 Jahren. Lizzie hat zu diesem Zeitpunkt einen epileptischen Anfall und kann sich an nichts erinnern. Die Unwissenheit belastet Lizzie und sie trägt seitdem Schuldgefühle mit sich herum. Doch nun sind viele Jahre vergangen und ein neuer Lebensabschnitt steht bevor. Lizzie ist verlobt und plant einen Neuanfang. Doch dann holt die Vergangenheit sie plötzlich wieder ein, denn Irgendjemand schickt ihr mysteriöse Nachrichten.

Wow! Was für ein Buch. Einmal in die Geschichte eingetaucht lässt sie einen nicht mehr los. Begierig folgt man den Erzählungen Lizzies und lernt sie dabei nach und nach kennen. Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich aus der Perspektive Lizzies. Dabei gibt es drei Zeitebenen, das „Jetzt“, die Zeit vor und die Zeit nach dem Zugunglück. Dazu gibt es noch eine vierte Sicht, kursiv gehalten, von der man anfänglich nicht weiß, wem sie zuzuordnen ist. Zu Beginn ist man Lizzie gegenüber etwas misstrauisch. Kann sie sich wirklich nicht erinnern? Oder verschweigt sie uns etwas und ist eine unzuverlässige Erzählerin? Doch je mehr man über Lizzie erfährt, desto spannender wird es. Ganz fantastisch gelungen ist die Mitte des Buches, mit der auch der zweite Teil beginnt. Was für eine Wendung! Damit hätte ich niemals gerechnet.
Ein Psychothriller, der viel Spannung mit sich bringt und auch unter die Haut geht. Die Autorin hat den Plot wirklich genial konstruiert und überrascht den Leser mit immer neuen Wendungen. Ein tolles Leseerlebnis, nur zu empfehlen!

Bewertung vom 19.03.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


ausgezeichnet

Mörderische Geheimnisse

Von c-bird

Bereits die spannende Jan-Römer-Reihe konnte mich begeistern und wurde dann durch die Born-Trilogie getoppt. Nun also der erste Stand-alone von Linus Geschke. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Tatsächlich hat sich der Autor mit „Das Loft“ nochmals gesteigert.

Sarah und Marc sind ein Paar Anfang 30 und leben in einem schicken Loft in Hamburg. Auch Henning, Marcs bester Freund, den er schon seit Kindheitstagen kennt lebt in dem Loft. Drei Jahre geht alles gut, doch dann geschieht das Unfassbare. Henning wird ermordet und alles weist auf Sarah und Marc als Täter hin. Doch wer der beiden war es? Oder gar beide zusammen? Die Polizei erfährt bei den Vernehmungen der beiden Hauptverdächtigen zwei unterschiedliche Geschichten und steht vor einem Rätsel. Zudem ist auch die Leiche verschwunden…

Der Autor schafft es den Leser von Beginn an ans Buch zu binden. Dies geschieht zum einen durch die Erzählweise, aber auch durch eingestreute Bemerkungen und fiese cliffhanger, die sofort die Neugier wecken. Erzählt wird die Geschichte aus ständig wechselnden Perspektiven. Hauptsächlich wechseln sich hier Marc und Sarah ab. Dazu kommt noch die Sicht der Polizei. Schon von Beginn an wird klar, dass man hier nicht nur eine Wahrheit erfährt. Allein schon das Kennenlernen von Marc und Sarah, ein und dieselbe Situation, geschildert einmal aus Marcs und einmal aus Sarahs Sicht zeigen auf, wie unterschiedlich etwas wahrgenommen werden kann. Aber erzählen uns die beiden auch die Wahrheit? Und sind verschwiegene Wahrheiten auch Lügen? Wem darf man glauben? Als Leser*in hat man hier eine harte Nuss zu knacken.
Das Ermittlerteam besteht aus Bianca Rakow, die gerade von München nach Hamburg gewechselt hat und ihrem etwas älteren Kollegen Peter Höger. Da sich Höger bei einer Beförderung übergangen fühlt, müssen sich die beiden erst zusammenraufen, bevor aus ihnen ein gutes Team wird. Da beide nicht unbedingt im Vordergrund stehen, waren mir die beiden nur mäßig sympathisch.
Und so folgt man gebannt den Geschichten von Marc und Sarah und deckt nach und nach so manches Geheimnis aus deren Vergangenheit auf. Dabei baut sich eine ungeheure Spannung auf und man fiebert förmlich der Auflösung entgegen.
Das Ende war für mich vollkommen überraschend. Genial gelöst und ein perfekter Abschluss für das Buch. Bitte mehr davon!

Bewertung vom 19.03.2022
Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4 (eBook, ePUB)
Raabe, Marc

Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Grandioser Abschluss einer spannenden Serie

„Violas Versteck“ ist bereits der vierte und wahrscheinlich finale Fall für den LKA-Ermittler Tom Babylon und die Psychologin Sita Johans.
Nie hat Tom die Suche nach seiner kleinen Schwester aufgegeben. Seit über 23 Jahren versucht er Viola, die im Alter von 10 Jahren plötzlich verschwand, zu finden. Doch nun endlich ein Hinweis. Ein Foto im Keller seiner Eltern, das Viola als erwachsene Frau zeigt. All die Behauptungen, Viola sei längst tot sind Geschichte. Tom, getrieben von Schuldgefühlen, nimmt erneut die Spur auf. Doch Tom ist nicht der Einzige, der auf der Suche nach Viola ist…

Seit dem ersten Fall, „Schlüssel 17“, der 2018 erschienen ist, bin ich ein begeisterter Leser der Reihe. Wie ein roter Faden zieht sich dabei die Suche nach Viola durch die vier Bände. Vier Jahre habe ich bei der Suche mitgefiebert und Toms oft eigenwillige Grenzgänge miterlebt. Viele Geheimnisse wurden gelüftet und so manches Rätsel gelöst. Doch Viola blieb verschwunden und trat immer nur als die imaginäre Stimme in Toms Kopf auf. Im Laufe der Jahre sind mir die beiden Protagonisten Tom und Sita richtig ans Herz gewachsen. Ob dies nun wirklich das Ende der Reihe ist?

Die Fälle selbst sind zwar immer in sich geschlossen und es wird auch ausreichend erklärt um die Handlung zu verstehen, dennoch nimmt das Buch immer wieder Bezug auf die Ereignisse aus den Vorgängerbänden. Daher empfehle ich die Reihe am besten in ihrer chronologischen Reihenfolge zu lesen, um auch wirklich die Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, die zudem zeitversetzt sind. Der ständige Wechsel der Perspektive macht das Ganze unglaublich spannend und trotz der über 600 Seiten fliegt man nur so durch das Buch. Besonders fasziniert war ich von den Erlebnissen Sitas, die auf den bekannten Antagonisten Dr. Walter Bruckmann trifft, der sich in einer psychiatrischen Anstalt in Bayern befindet.
Zum Ende hin gibt es dann auch ausreichend Erklärungen und Auflösungen für all die Fragen, die sich im Laufe der Jahre aufgebaut haben. Ein Stück deutscher Zeitgeschichte, das geschickt in die Handlung eingewoben wurde, auch wenn dies so mancher gerne vergessen möchte.
Insgesamt ein grandioser Abschluss einer der besten und spannendsten Serien, die die deutsche Thriller-Szene zu bieten hat.