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Benutzername: 
tstone
Wohnort: 
Landau

Bewertungen

Insgesamt 83 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2021
Betongold
Weber, Tanja

Betongold


ausgezeichnet

Münchner Milieu

in Krimi, der im „alten“ Münchner Milieu spielt und ein München zeigt, wie es wohl nur noch wenige kennen.

Die Kriminalgeschichte tritt dabei etwas in den Hintergrund, die Hauptrolle spielen die wirklich grandios gezeichneten Hauptfiguren. Allen voran der Smokey und „sein“ Russe (auf die Idee muss man so erstmal kommen…). Aber auch mit allen anderen lebt, fühlt und leidet man mit. Nebenbei erfährt man auch eine ganze Menge über die Mechanismen im boomenden Immobilienmarkt und entwickelt eine Vorstellung, warum Preise explodieren und wie die Gentrifizierung unaufhörlich fortschreitet und die „Ureinwohner“ verdrängt werden. Das alles erzählt in einem sehr individuellen Stil.

Für mich hat das Buch das Zeug zum Kultstatus und ich könnte mir vorstellen, dass es die Bestsellerlisten erklimmt. Und natürlich wünsche ich mir eine Fortsetzung!

Bewertung vom 01.10.2021
Der Sucher
French, Tana

Der Sucher


sehr gut

Anders...

Es fällt nicht leicht, dieses Buch zu beurteilen. Der Name Tana French und die ersten Kritiken in der Presse („ihr bisher bestes Buch“) wecken natürlich eine bestimmte Erwartung. Diese kann das Buch aus meiner Sicht nicht erfüllen, wirklich enttäuscht hat es mich dennoch nicht. Allerdings würde ich es nicht als „Spannungsliteratur“ bezeichnen und als Krimi schon gar nicht. Am ehesten trifft es vielleicht die Einordnung als Milieustudie: Eine Schilderung des Lebens und der Bevölkerung eines abgelegenen irischen Dorfes (das aber genauso gut in einer ländlichen Gegend Deutschlands liegen könnte).

Ich bin der ruhigen Erzählweise von Tara French gerne gefolgt, besonders eindrucksvoll ist die Schilderung der vielfältigen Charaktere, bei denen nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Ich bin sehr gespannt, ob das Buch an den Erfolg der vorherigen Titel von Tana French anknüpfen kann.

Bewertung vom 27.09.2021
Die vier Winde
Hannah, Kristin

Die vier Winde


sehr gut

Im Dust Bowl

Auch wenn mir der Begriff „Dust Bowl“ für Teile der Great Plains durchaus geläufig war, den dramatischen Hintergrund dieses Begriffes, nämlich die verheerende, menschengemachte Umweltkatastrophe in den 1930er Jahren kannte ich so noch nicht.

Anhand des Schicksals von Elsa und ihrer Familie lässt Kristin Hannah diese Zeit sehr lebendig werden. Dazu erhalten wir einen Einblick in die Auswüchse des amerikanischen Kapitalismus und die damit einhergehende Verelendung großer Teile der Landbevölkerung. Hier steht das Buch, auch durch die Schilderung der durch die Kommunistische Partei organisierten Streiks, durchaus in der Tradition von John Steinbecks „Früchte des Zorns“.

Wie schon erwähnt ist das Ganze in einem sehr lebendigen und flüssigen Schreibstil verfasst, der mich das Buch fast „in einem Rutsch“ hat lesen lassen. Das Ende ist der Autorin allerdings ein wenig zu dramatisch und rührselig geraten, deswegen von mir „nur“ vier Sterne.

Zum Schluss noch ein Lob an den Verlag: Schutzumschlag und Einband sind sehr schön und liebevoll gestaltet, auch an das Lesebändchen wurde gedacht.