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EOS
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Siegen

Bewertungen

Insgesamt 210 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2022
Unser kostbares Leben
Fuchs, Katharina

Unser kostbares Leben


sehr gut

Gedankenlosigkeit und Vertuschung in den 70er/80er Jahren
Das Buch erzählt die Geschichte der Familien Stern und Schönwetter, die im fiktiven Ort Mainheim in den 70er/80er Jahren leben. Die Töchter der Familien, Caro und Minka, sind beste Freundinnen und damals ein Herz und eine Seele. Diese Jahre spielten auch in meinem Leben eine große Rolle, so dass ich mich über viele schöne Erinnerungen gefreut habe. Ach ja, da war doch: Europa Schallplatten, Hawaii-Toast, Gummitwist, das Parfüm 'My Melody', Knautschsäcke u.v.m.
Aber da ist auch eine andere Seite, die ich mir nie bewusst gemacht habe und die mir durch den Roman deutlich vor Augen geführt wurde: diese Jahre haben der Umwelt und der Natur sehr zugesetzt, beide wurden rücksichtslos ausgebeutet und die Schäden wurden vertuscht. Besonders die Tierrechte wurden radikal missachtet, Versuchstiere wurden schlimmstens misshandelt und fast keinen kümmerte es. Medikamente wurden an wehrlosen Heimkindern getestet, ohne Rücksicht auf die Folgen. Bäume wurden massenweise gefällt für irgendwelche Autostraßen, die Plastikschwemme erreichte einen Höhepunkt, Industrieabwässer flossen unkontrolliert in die Flüsse u.v.m. Das fand ich sehr erschütternd, weil mir erst jetzt klar wurde, dass ich damals sehr gleichgültig gewesen bin und die offensichtlichen Gefahren ignoriert habe. Der große Umbruch kam erst 1986 mit Tschernobyl.
Mir hat gefallen, dass das Buch politisch und gesellschaftskritisch in die Tiefe ging und nicht diese Zeit als kunterbunte Hippiewelt darstellte. Die Autorin hat sehr gründlich recherchiert und dies alles versprachlicht. Deshalb liegt dieser 600 Seiten-Wälzer vor dem Leser! Hier muss ich hinzufügen, dass mir manches zu detailliert beschrieben war und einige Passagen recht langatmig waren. Auch hat sie viele verschiedene Handlungsfäden aufgenommen, die aber dann nicht alle richtig zu Ende geführt wurden. Da hätte ich in manchen Verflechtungen mehr Klarheit erwartet. Gegen Ende geht alles ganz schnell und die Kapitel werden deutlich kürzer, um alle Protagonisten nochmal zu betrachten. Das hat mir weniger gefallen.
Der Schreibstil ist einfach und klar, die Beschreibungen detailliert und meist nachvollziehbar. Die Handlungen werden aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, über jedem einzelnen Kapitel findet sich der Name des Betrachters.
Wer einen Bezug zu dieser revolutionären Zeit hat, wird hier gut unterhalten, informiert und findet sich in interessanten Erinnerungen wieder. Mich hat das Buch zum Nachdenken angeregt und ich möchte eine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 17.01.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


ausgezeichnet

Extremspannung
Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt, da es ein regelrechter Pageturner ist, und zwar bis zur letzten Seite. Ich habe meine Lektüre sehr ungern unterbrochen, da mich das Geschehen in seinen Bann gezogen hat. Für den Schluss habe ich bis tief in die Nacht gelesen.
Das Genre wird als psychologischer Thriller eingeordnet, mit Recht! Es gibt keine großartigen Action-Szenen, das meiste spielt sich in Gedanken und Dialogen ab, was aber sehr fesselnd ist.
Durch den ständigen Perspektivwechsel verstärkt sich die Spannung noch, denn der Autor baut regelmäßig Cliffhanger ein, die den Leser sehnsuchtsvoll auf den nächsten Abschnitt aus gleicher Sicht warten lassen.
Inhaltlich geht es um drei junge Leute, die sich eine Wohnung teilen. Sarah und Marc sind ein Paar, Henning ist Marcs bester Freund. Das Verhältnis zwischen Sarah und Henning ist nicht problemlos. Henning wir eines Tages brutal erstochen, haben seine Mitbewohner mit dieser Tat zu tun? Oder ist der Täter im weiteren Umfeld zu suchen? Alle drei haben ein Luxus-Leben geführt, ohne dass klar ist, woher das Geld fließt, liegt der Mord hier begründet? Nach einem gemeinsamen Urlaub in der Karibik hat sich vieles verändert, was ist damals in Nicaragua geschehen?
Es stellen sich viele Fragen, und ich als Leser habe mitgerätselt, wobei ich oft meine Gedanken neu sortieren musste, was mir sehr gefallen hat. Am Ende wurde ich sehr überrascht, damit hatte ich nicht gerechnet! Aber alles ist plausibel erklärt und macht Sinn. Sehr gelungen!
Sehr interessant fand ich auch die Einblicke in Verhör-Taktiken, die durch die Chefermittlerin Bianca Rakow preisgegeben werden. Psychologisch raffiniert übt sie Druck auf die Verdächtigen aus, und auch ihren Co-Ermittler Höger, der eher plumpe Verhörmethoden anwendet, kann sie auf freundliche, aber bestimmte Weise für sich gewinnen.
Ich möchte mit keinem der drei jungen Protagonisten befreundet sein, sie erscheinen mir sehr oberflächlich, und ihre angeblich tiefe Zuneigung erweist sich als trügerisch. Diese Charakterzüge hat der Autor sehr gekonnt dargestellt.
Alles in allem kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen. Das Buch hat mich überzeugt, großes Lob an den Autor, gerne mehr davon!

Bewertung vom 16.01.2022
Abschied von der Heimat / Böhmen-Saga Bd.1
Sonnberger, Gabriele

Abschied von der Heimat / Böhmen-Saga Bd.1


sehr gut

Eine abwechslungsreiche böhmische Familiengeschichte
Diese Familiensaga macht den Leser mit Erika bekannt, die bereits als Fünfjährige sehr tapfer sein muss. Denn sie muss ihre Heimat, das Rheinland, verlassen, um zu ihrer Tante nach Böhmen zu ziehen. Grund dafür ist eine Hungersnot, die Familie Binder dazu bringt, die jüngste Tochter zu Tante Mimi zu schicken, die Lehrerin ist und keine Kinder hat. Dort wächst Erika behütet, aber ziemlich gefühlsneutral auf. Die Tante wirkt verbittert und herrisch. Aber Erika macht mit ihrem sonnigen Gemüt das Beste daraus und entwickelt sich zu einer selbstbewussten jungen Frau. Aber dann bricht der Krieg aus und bringt große Probleme mit sich....
Ich habe sehr viel über den politischen Hintergrund der historischen Region Böhmen gelernt, allerdings hatte ich gehofft, mehr über die Vertreibung der Deutschen zu erfahren, was der Klappentext versprach. Dieses Thema wurde aber nur am Ende des Buches angesprochen und wird sich wohl im nächsten Band zurückmelden. Das hat mich etwas enttäuscht. In diesem Zusammenhang möchte ich noch die Übersichtskarte vorne im Buch positiv erwähnen, die ich gern benutzt habe, um die erwähnten Orte zu finden und so einen besseren Überblick zu bekommen.
Das Buch liest sich flüssig und spannend, man möchte immer wissen, was als Nächstes passiert. Darunter sind auch einige schwerwiegende Vorfälle, die aber vorsichtig umschrieben werden, so dass der Leser nicht vor den Kopf gestoßen wird.
Widersprüche sehe ich in der Person der jugendlichen und erwachsenen Erika. Einerseits selbstbewusst und intelligent, reagiert und handelt sie manchmal mit überraschender Naivität und Gutgläubigkeit. Auch ist ein weiter Bogen gespannt von der kämpferischen Erika, die Partisanenaufgaben gegen die Nazis übernimmt, bis zur verliebten Erika, die sich der nazifreundlichen Gesinnung ihres Freundes anschließt. Das war für mich nicht überzeugend!
Alles in allem hat mir das Buch unterhaltsame Lesestunden beschert, so dass ich eine Leseempfehlung aussprechen möchte, aber wegen der oben erwähnten Kritikpunkte ziehe ich ein Sternchen ab.

Bewertung vom 10.01.2022
Strahlentod / Sabine Kaufmann Bd.6
Holbe, Daniel;Tomasson, Ben

Strahlentod / Sabine Kaufmann Bd.6


sehr gut

Hasserfüllter Blick zurück
Der Blick zurück beschreibt eine Konfrontation zwischen Atomgegnern und Polizisten, bei der ein gewalttätiger Demonstrant einen Polizeibeamten mit einem Steinwurf tötet. Einige Jahre später explodiert während einer Protestaktion gegen Atommüll Transporte ein alter VW-Bus, in dem einer der lokalen Alt-Hippies saß. Kommissar Ralph Angersbach ist schockiert, als er zum Tatort kommt, denn sein Vater fährt einen derartigen Wagen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um ein identisches Fahrzeug eines anderen Atomkraftgegners handelt, und dieser kam bei dem Anschlag ums Leben. Im näheren Umfeld geschehen weitere grausame Morde und Angriffe, und bald muss man einfach einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen sehen. Aber wer mag dahinter stecken?
Zusammen mit LKA-Beamtin Kaufmann nimmt Angersbach die Ermittlungen auf, die sich nicht einfach gestalten. Es gibt eine ganze Reihe von Verdächtigen, und als Leser ist man geneigt auf so manche Spur reinzufallen, die sich dann aber als Sackgasse erweist. Auf jeden Fall kann man miträseln, was ich an Kriminalromanen sehr schätze, und ich hatte auch schon sehr bald einen dringenden Verdacht. Der Autor schaffte es aber immer wieder, mich unsicher zu machen. Das hat mir gut gefallen, und das Ende hat mich vollends überzeugt, alles wurde logisch gelöst und erklärt.
Die Spannung baut sich ganz allmählich auf, in der ersten Hälfte des Buches gab es einige langatmige Passagen, die aber in der zweiten Hälfte nicht vertreten waren. Ganz im Gegenteil - in der zweiten Hälfte mochte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, die Spannung steigerte sich enorm!
Was mir nicht gefallen hat, waren häufige Wiederholungen. Ich weiß nicht, wie oft ich im Buch gelesen habe, dass Angersbach seine Halbschwester Janine sehr mag und dass sein Vater ihn im Stich ließ, um die freie Liebe zu praktizieren. Sehr oft! Zu oft! Irgendwann hat man es kapiert!
Ja, und dann wurden viel zu viele Seiten gefüllt mit der privaten Beziehung der beiden Ermittler zueinander, die nicht wissen, ob sie eine dauerhafte Partnerschaft eingehen sollten. Dieses ständige Hin und Her nervt und nimmt zu viel Platz ein. Ich finde es ganz nett, in Maßen etwas über das Privatleben zu erfahren, aber nicht in diesen Ausmaßen!
Die Hauptfigur Ralph Angersbach ist mir nicht sympathisch. Offensichtlich hat der Kommissar traumatische Ereignisse seiner Kindheit noch nicht verarbeitet. Er ist schroff, empathielos, empfindlich und Humor ist für ihn ein Fremdwort. Auch seine Sprache (z.B. 'das geleckte Ehepaar') gefällt mir nicht. Seine Kollegin Sabine Kaufmann gefällt mir etwas besser, sie zeigt deutlich mehr Empathie und ermittelt weitsichtiger. Aber auch sie wirkt unreif im Umgang mit möglichen Lebenspartnern.
Gut gefallen hat mir der Rechtsmediziner Hack. Raue Schale, netter Kern, und oftmals sarkastische und treffende Kommentare.
Alles in allem stufe ich das Buch als lesenswerten Kriminalroman ein, ziehe aber aus oben genannten Gründen ein Sternchen ab.

Bewertung vom 02.01.2022
Red Sky Burning / Dark Blue Rising Bd.2
Terry, Teri

Red Sky Burning / Dark Blue Rising Bd.2


sehr gut

Die quälende Sehnsucht nach dem Meer
Tabby, die seit dem verheerenden Tsunami, der auch ihre Mutter das Leben kostete, auf der Flucht ist, empfindet immer wieder diese unendliche Sehnsucht, die an ihren Kräften zehrt und sich nur mit Mühe unterdrücken lässt. Aber woher kommt dieses Verlangen? Auch Denzi, Sohn eines britischen Politikers empfindet immer wieder diesen dringenden Wunsch, sich ins Meer zu begeben. Beide waren im Sommer-Schwimmkurs für besonders begabte Schwimmer, zusammen mit vielen anderen Jugendlichen. Denzi musste den Kurs frühzeitig verlassen, da seine Mutter einen Unfall hatte, so dass er der Katastrophe entkam. War dies Zufall oder geplant? Denn eigentlich hat seine Mutter keine schlimmen Verletzungen....Eine Gruppe von Umweltterroristen, 'der Kreis', bekennt sich zu den Klima-Anschlägen, wie z.B. der Tsunami. Sie wollen damit Druck auf die Politiker ausüben.
Die grundlegende Frage ist , warum Tabby verfolgt wird. Immer wieder wird sie aufgespürt, obwohl sie sehr vorsichtig ist. Wie kommt das? Hat die Penrose Klinik etwas damit zu tun, denn Tabby und Denzi wurden durch künstliche Befruchtung in dieser Klinik 'gezüchtet'.
Im Laufe des Lesens dieses Klima-Thrillers tauchen viele unbeantwortete Fragen auf, und es ist frustrierend, dass nur ein kleiner Teil davon bis zum Ende des zweiten Bandes beantwortet wird. Da war ich dann doch enttäuscht! Es ist klar, dass nicht alles gelöst werden kann, denn es folgt ja schließlich noch ein dritter Band, aber etwas mehr Auflösung hätte mir sehr gefallen. Dieser Mangel wird teilweise ausgeglichen durch das permanent hohe Spannungslevel, das gleich zu Beginn einsetzt und sich bis zum erschreckenden Ende hält. Das hat mir gut gefallen, denn man mochte das Buch einfach nicht aus der Hand legen.
Die Themen sind aktuell, der Umweltschutz spielt eine große und tragende Rolle, was ich sehr gut finde, da aktuelle Tendenzen wiedergegeben werden. Der dystopische Ausblick auf inszenierte Umweltkatastrophen hinterlässt einen furchterregenden Eindruck.
Bleibt noch das beeindruckende Cover zu erwähnen, in Rottönen gehalten, passend zum brennenden Himmel, die Augen des Mädchens sind ängstlich und vorwurfsvoll. Absoluter Eyecatcher sind aber die kupferfarben schimmernden Quallen und Meerespflanzen. Sehr schön und kompatibel mit dem Inhalt.
So kann ich eine fundierte Lesempfehlung aussprechen und finde es nur schade, dass weitere Aufklärung erst im dritten Band erfolgt.

Bewertung vom 22.12.2021
Diana / Ikonen ihrer Zeit Bd.5
Heiland, Julie

Diana / Ikonen ihrer Zeit Bd.5


ausgezeichnet

Emotionaler Kampf um Anerkennung
Nachdem ich mich bereits in der Ikonen-Reihe für Fräulein Mozart und Madame Curie begeistert hatte, war dieser neue Band über Prinzessin Diana ein Muss, denn als Fan des englischen Königshauses habe ich Dianas Leben seit ihrem Eintritt in die Öffentlichkeit mit Interesse verfolgt, alle glücklichen Momente, alle Tiefgänge, alle Skandale. Ihr Tod hat mich total schockiert, denn sie wurde aus dem Leben gerissen, als dieses gerade begann, wieder Spaß zu machen. Als ich in den sonntäglichen Nachrichten den ersten Satz hörte ('Prinzessin Diana ist tot' ) hat mich dies emotional sehr getroffen, denn irgendwie hatte ich ihr insgeheim immer gewünscht, dass ihre Rebellion gelingt.
Das Buch beschreibt ihr Leben ab dem ersten schüchternen Kennenlernen von Prinz Charles, und es zeigt die tiefe Kluft auf, die seit Beginn dieser Beziehung zwischen den beiden hervortrat. Sie liebt ihn zunächst aufrichtig und würde alles für ihn tun, aber Charles sucht 'nur' eine Frau, die seiner Familie zusagt und die ihm Thronfolger schenkt. Die strengen Sitten und Regeln im Palast stoßen Diana vor den Kopf, aber für ihre große Liebe ist sie bereit, sich unterzuordnen. Von Anfang an hat sie es nicht leicht, denn da ist einerseits Charles Familie, die ihr mit Vorsicht und teilweise auch Spott begegnet, und andererseits ist da diese ständige Dritte im Bunde: Camilla Parker-Bowles. Ich weiß nicht, ob ihr Einfluss auf Charles hier übertrieben dargestellt wird, mir war jedenfalls nicht bewusst, wie tief das Band zwischen beiden war.
Diana leidet zunächst unter einer extremen Einsamkeit und Kälte im Palast, da ist keiner, der ihr Zuwendung und Verständnis entgegenbringt. Sie befindet sich in einem tiefen Zwiespalt zwischen ihrer Liebe zu Charles und ihrer Angst, ihr eigenes Ich aufgeben zu müssen. Da ist es kein Wunder, dass ihre Psyche rebelliert, z.B. in Form von Bulimie. Erst als sie auf ihr Herz hört, tritt eine Wendung ein, denn sie merkt, dass es das ist, was die Menschen haben wollen. Sie geht auf die einfachen Leute zu und lässt ihren Gefühlen freien Lauf. Damit hat sie das Volk auf ihrer Seite!
Das Buch ist spannend und unterhaltsam geschrieben, am liebsten möchte man die Lektüre nicht unterbrechen. Sie zieht einen mit in eine andere Welt, die Welt der britischen Royals.
Sehr gefallen haben mir auch die Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Wohnsitzen der königlichen Großfamilie und zu ihren Eigenheiten und Charaktereigenschaften. Immer wieder gab es kleine Überschneidungen mit anderen Büchern, die ich gelesen habe, und die mir so manches 'Ach ja'- Erlebnis brachten.
Was mir nach der Lektüre bleibt, ist die Erinnerung an eine starke Frau, die es geschafft hat, sich gegen unsinnige Traditionen zu wehren und sich trotz mancher Niederlage zu behaupten in einem Umfeld, das ihr nicht wohlgesonnen war.
Mir gefällt dieses Buch sehr und ich möchte eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 08.12.2021
Berauscht vom Leben
Libaire, Jardine;Ward, Amanda Eyre

Berauscht vom Leben


weniger gut

Berauschende Aktivitäten zur Abstinenz vom Alkohol
Die beiden Autorinnen beschreiben in ihrem Buch ihre intensiven Kontakte mit Alkohol, bis hin zur Sucht, und wie sie sich seit dem Wendepunkt in ihrem Leben immer mehr vom Mainstream Alkohol abgewendet haben und dieses Rauschmittel durch andere Aktivitäten mit berauschender Wirkung ersetzt haben.
Das Buch besteht überwiegend aus Erfahrungsberichten über Aktivitäten, die vom Alkohol ablenken und seine Wirkung übertrumpfen. Würde man diese Ratschläge realisieren, müsste man viel Geld ausgeben, denn aus vielen Beispielen wird ersichtlich, dass Geld für die Autorinnen keine Rolle spielt. Mal eben nach Texas fliegen, um einen Sonnenaufgang zu sehen, mal eben ein Motorrad kaufen und einer Frauen-Motorradgruppe beizutreten, mal eben Geschirr kaufen und es zerschmettern, um seine Wut abzureagieren usw. Das sind für mich Dinge, die sich nicht jeder leisten kann und die deshalb nicht als Beispiele dienen dürften. Solche Vorschläge widersprechen in meinen Augen auch dem 'Downsizing', das in diesem Buch propagiert wird. Kurz gesagt, ich finde die Ratschläge wenig praktikabel, und ob sie den gewünschten Effekt erzielen, erscheint mir fragwürdig.
Einige der Aktivitäten der beiden Autorinnen fand ich recht interessant und gaben mir Impulse zur Freizeitgestaltung, aber insgesamt hatte ich etwas anderes erwartet und fühle mich nicht motiviert, auf mein sporadisches Gläschen Wein zu verzichten.
Das Buch erscheint mir weniger als Ratgeber, sondern es entspricht eher einer Selbstdarstellung, wie die beiden Frauen es geschafft haben, dem Alkohol zu entsagen. Ich denke nicht, dass es einen Leitfaden für andere Abstinenzwillige darstellt. Eine wirkliche Hilfe für Alkoholiker ist es mit Sicherheit nicht.

Bewertung vom 28.11.2021
Das Geschenk
Bronsky, Alina

Das Geschenk


sehr gut

Gruppendynamische Prozesse
Kathrin und Peter beschließen die Weihnachtstage mit Klaus zu verbringen, einem alten Freund, dessen Frau vor einiger Zeit verstorben ist. Die Kinder sind erwachsen und gehen ihre eigenen Wege, aber früher haben sich beide Familien oft zusammen getan, um etwas zu unternehmen oder Ferien miteinander zu verbringen. Peter freut sich nicht auf das Treffen, da ihn mit Klaus nicht mehr viel verbindet. Aber seine Frau Kathrin hält es für ihre Pflicht, den Witwer aufzuheitern. Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als die beiden bei dem alten Freund ankommen und feststellen, dass er eine neue Partnerin hat. Und was für eine.....sie entspricht in keiner Weise der verstorbenen Ehefrau und löst alleine dadurch bei Kathrin starke Aversionen aus.
Von nun an setzen sich in dieser kleinen Gruppe dynamische Prozesse in Gang, die einiges klären, aber auch für so manche Verstimmung sorgen. Vorverurteilungen wechseln sich ab mit Klischeebildung und Arroganz. Nach und nach zeigen die Protagonisten ihr wahres Ich, und dabei wird so manches gut gehütete Geheimnis enthüllt. Ich fand es sehr spannend zu lesen, wie sich die sozialen Beziehungen in der Gruppe verändern, ausgelöst durch Situationen oder Gesprächsnuancen. Die Charaktere sind sehr tiefgründig und werden von der Autorin detailliert beschrieben.
Was mich dann enttäuscht hat, war das eher langatmige und weniger spannende Ende. Hier hatte ich mehr erwartet. Aber abgesehen davon, kann ich das Buch wärmstens empfehlen. Keine Weihnachtsgeschichte mit Lichterglanz und Harmonie, aber durchaus realistisch.

Bewertung vom 26.11.2021
Die Schönheit des Himmels
Biasini, Sarah

Die Schönheit des Himmels


weniger gut

Ein fragwürdiger Brief
Vielleicht versucht Sarah Biasini die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit auf diese Weise zu bewältigen. Handelt es sich um eine Aufarbeitung ihrer Vergangenheit? Ihr ist nicht viel an persönlicher Erinnerung an ihre Mutter geblieben, obwohl sie als Schauspielerin immer wieder in alten Filmen in Erscheinung tritt. Aber da sind keine privaten Emotionen im Spiel.
In ihrem Buch möchte die Autorin ihr distanziertes Verhältnis zu ihrer berühmten und so früh verstorbenen Mutter aufzeigen, und noch viel mehr möchte sie verhindern, dass ihr eigenes Kind auch diese bitteren Erfahrungen machen könnte. Deshalb schreibt sie dieses Buch, um ihrer Tochter Anna etwas zu hinterlassen, das sehr persönlich ist. Hier frage ich mich allerdings, warum diese sehr intimen Dinge in Form eines Buches für alle interessierten Leser veröffentlicht werden. Wie wird ihre Tochter als erwachsene Frau darauf reagieren? Die Autorin beschreibt ihre Schwangerschaft und die Geburt, was teilweise für den Leser recht langatmig ist.
Schlimm wird es nach der Geburt, denn die Autorin beschreibt detailliert ihre Verlustängste, ihre Versagensängste und auch ihr teilweise psychotisches Verhalten. Z.B. verletzt sie sich selbst, um mit ihrer Tochter, die hingefallen war, zu leiden. Wie wäre es einfach mit Trostspenden? Sie möchte ihr Kind am liebsten für sich alleine und wird schon eifersüchtig, wenn der Kindesvater sich mit der Kleinen beschäftigt. Ist dies alles wirklich für die Öffentlichkeit bestimmt?
Die Autorin beschreibt das Buch als Brief an ihre Tochter, um ihr etwas zu hinterlassen. Der Brief erinnert aber eher an Tagebucheinträge, es fehlt ein roter Faden, denn es sind viele Zeitsprünge enthalten, so dass man sich immer wieder neu orientieren muss, um welche Phase es geht.
Grundsätzlich habe ich laut der Klappenbeschreibung andere Inhalte erwartet, mehr Bezug zu ihrer Mutter, die ich früher als Schauspielerin geschätzt habe. Im Gegenteil bin ich enttäuscht, dass Sarah Biasini ihre Mutter überwiegend kritisiert und sogar Aggressionen entwickelt. Schade!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2021
Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2


ausgezeichnet

Die Queen kann es nicht lassen
Und sie liebt ihre geheime Detektivarbeit, die zwar gemächlich verläuft, aber durchaus effektiv ist. So nun auch in diesem zweiten Band, auf den ich mich richtig gefreut habe, nachdem ich schon den ersten gelungen fand.
Diesmal dreht sich alles um zwei Probleme, die aber letztendlich miteinander verwoben sind. Die Queen stellt eines Tages im Rahmen einer Ausstellung fest, dass eines ihrer Bilder (mit der Yacht Britannia) plötzlich den Besitzer gewechselt hat, es befindet sich in Plymouth. Es ist zwar kein sehr wertvolles Gemälde, aber für Elizabeth sind schöne Erinnerungen damit verknüpft. Wem hat sie diese Frechheit zu verdanken? Ein Fall für die königliche Miss Marple! Und dann wird am königlichen Pool die Leiche der langjährigen Haushälterin gefunden. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, erweckt kurze Zeit später das Misstrauen der Queen, zumal auch noch Drohbriefe bei einigen Angestellten auftauchen. Und sie beginnt mit ihren Ermittlungen...Sie recherchiert nicht direkt und nicht allein, sondern dirigiert aus dem Hintergrund ihre Leute, insbesondere ihre Privatsekretärin Rozie, die aus Nigeria stammt. Die beiden sind ein perfektes Team und verstehen sich auf Detektivarbeit.
Wie erhofft hatte auch dieser Band wieder viel für Royal-Fans bereit: das Buch ist durchdrungen von feinem britischen Humor, skurril und voller Ironie, sowie auch von bedeutungsträchtigen Anspielungen auf andere bekannte Royals sowie Personen des öffentlichen Lebens in GB. Diesmal hat mich die Beschreibung der Premierministerin Theresa May begeistert, insbesondere bezüglich ihres Schuh-Ticks. Das war ganz nach meinem Geschmack. Außerdem hat die Autorin augenscheinlich gut recherchiert, denn man erfährt so einiges über die Gewohnheiten und Vorlieben der Queen, die ich teilweise auch bereits aus anderen Büchern oder Zeitschriften kannte und die dadurch ergänzt wurden. Für mich sehr informativ!
Insgesamt hat mir dieser Band besser gefallen als der erste, weil hier für mich alles nachvollziehbar und verständlich war. Allerdings gibt es auch hier wieder einige Längen, wo man immer denkt, es passiert gleich was, aber da kommt nichts mehr. Die Spannung lässt an diesen Stellen zu wünschen übrig. Was mich auch etwas stört, ist Rozies Perfektion, sie kann einfach alles und alles gelingt ihr, sogar im Finanzwesen kennt sie sich aus. Auch sollte bei der Übersetzung auf Fehler geachtet werden.
Alles in allem kann ich das Buch jedoch empfehlen, angenehme royale Unterhaltung und immer wieder witzige Einlagen.