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Benutzername: 
Uli Geißler
Wohnort: 
Fürth/Bay.

Bewertungen

Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2015
Spinderella (Kinderspiel des Jahres 2015)

Spinderella (Kinderspiel des Jahres 2015)


ausgezeichnet

Kribbeliges Wettkrabbeln

Ameisenstraßen im Wald werden zur Rennstrecke, welche die beiden Spinnenbrüder Roberto und Klaus gemeinsam mit ihrer Schwester Spinderella von oben aus dem Geäst der Bäume und Sträucher beobachten. Die beiden spinnen einen Faden zwischen sich und Spinderella lässt sich an einem daran befestigten Faden hinunterbaumeln. Sie versucht, auf die auf dem Waldboden um die Wette flitzenden Ameisen ein wenig zu ärgern und wieder an den Start zurück zu befördern.

Der Spielplan besteht aus zwei Ebenen. Auf der oberen spannen die beiden Spinnenjungs ihren Haltefaden und Spinderella lässt sich von der Unterseite dieser Fläche an einem Faden nach unten. Die Ameisen bewegen sich nach Würfelwurf die verschlungenen Wege auf dem unteren Spielplan herum Richtung Futterhäufchen als Ziel. Da die Ameisen dieses Spiels sowie Spinderella magnetisch sind, haftet so manches Mal eine Ameise an Spinderella an und kann so zum Startpunkt zurückgestellt werden. Schutz für die Ameisen bietet einzig alte Borke (angemodertes Aststück), unter welcher sich sogar mehrere Ameisen vor der frechen Jagdspinne verstecken können. Auch die Spinnen werden nach Würfelwurf gezogen und man muss gut überlegen, wie die Punkte auf Roberto und Klaus verteilt werden, damit Spinderella sich über einer Ameise platzieren kann, denn je näher die beiden Brüder beieinander stehen, desto tiefer hängt deren Schwester an ihrem Faden über dem Waldboden.

Sobald es jemand gelingt die eigenen, farbgleichen Ameisen zum Futterplatz zu ziehen, steht fest, wer gewonnen hat und das Spiel ist aus.

Das ist ein wirklich würdiges Spiel für ein „Kinderspiel des Jahres“ (2015), denn es macht Spaß, die Spinnen und ihren Faden herum zu bugsieren, bis die hängende Spinne eine Ameise schnappt, was sogar ein wenig zu hören ist. Planerisch durchdacht lässt sich allerdings das Geschnapptwerden auch umgehen und bleibt bis zum Ende spannend, wer wohl Spinderella am besten aus dem Weg gehen konnte.

(c) 6/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.

8 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.05.2015
Back-Träume
Gugetzer, Gabriele

Back-Träume


sehr gut

Frische Ideen mit süßen oder herzhaften Zutaten aus dem Garten

Ein ganzes Jahr lang lässt sich backender Weise verbringen, denn dieses Buch der erfahrenen Autorin bietet nach Jahreszeiten unterteilt die Fülle von etwa 100 interessanten, wohlschmeckenden und auch außergewöhnlichen Rezepten für die Backröhre.

Das geht im Frühjahr von Erdbeerküchlein, Rhabarbar-Biskuit-Törtchen über einen pikanten Spinat-Champignon-Kuchen und Bärlauch-Käse-Teilchen über zu den sommerlichen Buttermilch-Birnen-Cobbler, den Stachelbeer-Trifle mit selbst gebackenen Mandelkeksen oder die Blaubeer-Zitronentorte bis hin zum süß-pikanten Mangold-Pie und dem Maisbrot zu Tomatenmarmelade.

Im Herbst folgen dann Backvorschläge wie Rote-Beete-Muffins mit Kokosnuss, Kürbiskuchen mit Pinienkernen oder Brokkolimuffins mit Chipotlecreme und der Winter lockt kulinarisch mit Lavendelkeksen, Apfel-Scones mit Käsefüllung, Chicorée-Gugelhupf mit Speck, einer Pilzquiche und einer Tarte mit Rotwein-Radicchio.

Alle Rezepte werden übersichtlich und in einzelnen Arbeitsschritten beschrieben und sind in aller Regel unkompliziert nachbackbar; nur wenige Rezepte erfordern mehr Vorbereitungs- und Herstellungsaufwand. Bei vielen Backwerken regen ansprechend fotografierte Bilder zum Nachbacken an. Die erforderlichen Zutaten finden sich jeweils neben dem Text einschließlich der Angabe benötigter Backformen. Was leider fehlt sind die Nährwerte und Kalorienangaben. Das wäre das „i-Tüpfelchen“. Und es braucht schon einen sehr vielfältig bewachsenen Garten, um all die besonderen Früchte und das ungewöhnliche Gemüse ernten und verarbeiten zu können. So ist vor dem Backen für Viele ein Wochenmarktbesuch ziemlich sicher unerlässlich.

Hilf- und lehrreich sind die kurzen, aber ausreichend lehrreichen Erläuterungen zum Wert, der Lagerung und Haltbarkeit der einzelnen Früchte und Gemüse jeweils zu Beginn der jahreszeitlichen Rezeptesammlungen.

Ein bereicherndes Anleitungsbuch für engagierte Backfreudige, welches jahreszeitlich passend immer eine ausreichende Auswahl an Ideen für abwechslungsreiche lukullische Genüsse bietet.

(c) 3/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.05.2015
STILL
Drvenkar, Zoran

STILL


ausgezeichnet

Verstörender Alptraum - beklemmend und fesselnd
Unklar, was einen erwartet bei diesem Buchtitel, fesselt die mit feinsinnigen Worten behutsam erzählte Geschichte über eine Gruppe von brutalen und gnadenlosen Psychopaten und ihre kruden und nicht erträglichen Taten von Anfang an. Der aus drei Perspektiven sprachlich geschliffen dargestellte Wahnsinn ist nur schwer zu verkraften und trotz atemloser Anspannung wird man getrieben, weiter zu lesen. Es ist der Drang, aufzuwachen, die düstere Welt des Geschehens verlassen zu können und der nach wenigen Seiten sich einstellende Wunsch, zu erfahren, ob die sich sehr bald einstellende und für das Weiterlesen erforderliche Hoffnung auf ein – wenigstens – Ende noch erfüllt.

Einzig mit den Überschriften Ich, Du, sie kennzeichnet der Autor die drei Erzählstränge, welche dann in emotionaler Tiefe die Charaktere und Denkweisen der Protagonistinnen und Protagonisten beschreiben. Es fügt sich nach und nach ein Gesamtbild der Ereignisse, ohne jedoch ernsthaft je verstehen zu können, weshalb sich diese so ergeben konnten, wenngleich der Plot als solches gut zu verfolgen ist. Gegen all das wirklich Böse in dieser Nervenaufreibenden Jäger-Beute-Geschichte hilft die Erkenntnis, dass „Still“ glücklicherweise Fiktion ist.

„Du“ ist Lucia, ein stumm gewordenes Mädchen, welches nach einer Entführung barfuß im T-Shirt aus dem verschneiten Nichts plötzlich wieder auftauchte, nun in einem Pflegeheim unter dem Bett schläft und des tags stumm aus dem Fenster blickt und zu dem seit ihrer Rückkehr niemand mehr einen Zugang findet. „Ich“ ist der wahnsinnig vor innerem Schmerz aufgewühlte und Rache sinnende Vater dieses Mädchens, der sich unter falschem Namen als Mika Stillar in die Hölle der Teufel begibt. „Sie“ schließlich sind die völlig jeglicher moralisch-sittlichen Norm entfremdeten und entmenschlichten Psychopaten, deren nicht zu beschreibende Trieb jegliche Vorstellungskraft übersteigt.

Die massiven Grenzüberschreitungen der Handelnden einerseits, die so unglaubliche Willens- und Überlebenskraft der extreme Belastungen und Schmerzen Erlittenen und Erleidenden sorgen für ein Wechselbad der Gefühle; der verachtenden Verurteilung einerseits, der bedingungslosen Zuwendung und inneren Unterstützung andererseits und nicht zuletzt dem nachvollziehbaren Rachegedanken, so dass auch gefestigte eigene ethisch-moralische Werte in der Unsicherheit der wechselseitigen Gefühle entschwinden.

Der wirklich düstere Psychothriller gehört sicher zu den herausragenden Veröffentlichungen dieses Genres, was an den tief wirkenden Formulierungen, der beklemmenden und doch grausig-spannenden Geschichte und der ergreifenden Atmosphäre liegt.

(c) 5/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2015
Die Springflut / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.1
Börjlind, Cilla;Börjlind, Rolf

Die Springflut / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.1


gut

Praktikantin löst ungeklärten Mord

Die junge Polizistentochter Olivia Rönning lässt sich im Rahmen ihrer Ausbildung zu einer Fleißaufgabe hinreißen und befasst sich mit einem von zahlreichen ungeklärten Fällen. Es ist der grausame Mord an einer schwangeren Frau am Strand von Nordkoster im Jahr 1987, welcher von Olivias vor einigen Jahren verstorbenen Vater gemeinsam mit dem damaligen Hauptermittler Tom Stilton bearbeitet, jedoch nicht aufgeklärt wurde. Tom Stilton verzweifelte an diesem Fall, quittierte später aufgrund der erfolglosen Ermittlung den Dienst und erlitt danach einen gesellschaftlichen, sozialen und persönlichen Absturz.

Eine Reihe feiger und brutaler Überfälle auf wehrlose Obdachlose erscheinen zunächst zusammenhanglos mit Olivias Nachforschungen, doch ergibt sich im Verlauf der bisweilen etwas abwegig konstruierten Geschichte doch ein Zusammenhang. Die Polizeischülerin erkennt, dass offenbar nur der damalige Partner ihres Vaters weiterhelfen kann und so macht sie sich auf die Suche nach ihm, was zunächst wenig Erfolgversprechend bleibt.

„Handwerklich“ ist „Die Springflut“ sicher ein guter Kriminalroman, welcher gut unterhält und auch interessante Ideen zu einer Geschichte zusammenfügt. Der anfangs durchaus fesselnde Plot ist schlicht und einfach formuliert, auch spannend, doch fehlt einfach die psychologische und sprachliche Finesse zu einem wirklich sehr guten Thriller. Eine Vielzahl von Handlungssträngen ist zu bewältigen und nachzuvollziehen, auch eine ganze Reihe an Nebenfiguren verwirren oder lenken zumindest ab.

Man könnte den Eindruck gewinnen, das erfahrene Drehbuchautorenpaar versuchte, alle aufgekommenen Ideen in einem Buch zu verwerten, ohne darüber zu reflektieren, ob diese auch glaubwürdig verbunden werden können. Es braucht einige Konzentration, die Verbindungen zwischen den Geschehnissen vor knapp dreißig Jahren und den verschiedenen aktuellen Vorgängen miteinander zu verbinden. „Die Springflut“ ist durchaus spannend und gut unterhaltsam, jedoch nicht ausgezeichnet oder unübertrefflich. Daher erscheinen mir 3 von 5 Sternen passend. Trotzdem bin ich auf den zweiten Fall gespannt.

(c) 4/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.04.2015
Outdoor mit dem Taschenmesser
Immler, Felix

Outdoor mit dem Taschenmesser


ausgezeichnet

Draußen-aktiv-Projekte für Naturliebende

Wer ein Taschenmesser besitzt, mag eventuell die eine oder andere Funktion eines herausklappbaren merkwürdig anzusehendes Hebelchen eventuell nicht sofort entschlüsseln können, aber ein ganzes Buch über dieses gängige Geschenk für Mädchen und Jungen zu Schuleintritt, Kommunion oder auch vielen weiteren Anlässen …? Wer das Impressum liest, weiß freilich schnell, wo das Multiwerkzeug hängt … : Der Autor ist schlicht Mitarbeiter in der das Buch mit herausgebenden Herstellerfirma.

„Bushcraft“- oder laut Autor auch nach dem „Erfinder“ dieser Freizeitbeschäftigung „Waldhandwerk“ genannte Projekte werden die Aktivitäten genannt, welche aus reinem Vergnügen ohne ökologische Umweltschützerische Notwendigkeit oder eingetretener Notsituation aus purer Freude am Leben in und mit der Natur umgesetzt werden, sinnvoller Lernerfolg und praktischer Alltagsnutzen nicht ausgeschlossen.

Schon beim Durchblättern werden die Lust und die Ideen für die Herausforderungen im Wald geweckt und egal mit welchem Taschenmesser auch immer – am liebsten soll es gleich losgehen. Nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene werden angeregt, sich doch so eine Zeit im Wald zu gönnen und das eine oder andere Projekt aus den insgesamt 63 im Buch in durchnummerierten Arbeitsschritten beschriebenen umzusetzen.

Auch wenn die Grundlagen zum Umgang mit einem Taschenmesser erst auf Seite 192 zu finden sind, sollten diese zuerst wahrgenommen werden. Dabei sollte ein Augenmerk auch auf die Hinweise zur Beschaffung und Erzeugung der verwendbaren Materialien gelegt werden. Nicht zuletzt sind die in diesem Kapitel vorgestellten Gesetzlichen Aspekte oder Verhaltensregeln im öffentlichen Wald zu beherzigen. Dann kann es aber wirklich losgehen mit improvisierten Werkzeugen und Hilfsmitteln wie Grabstock, Leiter oder Steinhammer, mit fixen Lagerbauten samt Feuerstelle und Wärmereflektor, Sitzbank, Kühlschrank (!) und Steinofen, der mobilen Campingeinrichtung wie Dreibeinhocker, Kleiderbügel oder Harzkerze, den Küchenutensilien wie Rindenlöffel, Trinkbecher oder Korb und der Kochstelle samt Grillrost, Rindentopf und Drehgrill mit Wasserkraft.

Alle Projekte sind reichhaltig bebildert, wodurch sich die praktische Machbarkeit gut erkennen lässt. Die Fülle an erprobten Aktivitäten dieses anregenden Aktivbuches begeistert und wird sicher die eine oder den anderen Naturbegeisterten ganz neu die natürlichen Möglichkeiten des Waldes und die dort erlebbaren Wildnisabenteuer entdecken lassen. Und welches Taschenmesser letztlich zum Einsatz kommt, ist dennoch der eigenen Entscheidung überlassen.

(c) 4/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2015
Tödliche Ohnmacht
Forester, C. S.

Tödliche Ohnmacht


ausgezeichnet

Zwangsläufiger Racheplan

Die Titelgestaltung in „Graphic Noir“ lässt die spontane Einordnung Kriminalroman aus den 30-50er-Jahren des letzten Jahrhunderts zu. In der Tat wurde dieser erst 2011 wieder entdeckte Roman von C. S. Forester schon 1935 erstmals veröffentlicht. Die lineare Kriminalgeschichte spielt in einer Vorstadt Londons und die knappen Beschreibungen des Alltags der handelnden Personen sind bildhaft genug, um sich das triste, oft lieblose Leben dort und zu dieser Zeit vorstellen zu können.

Dot, die Schwester der Hauptprotagonistin Marjorie liegt eines Abends tot in ihrer Küche, den Kopf im offenen Gasbackherd, scheinbar ein Suizid. Doch schon bald fügen sich ihre Vermutungen und vor allem die ihrer Mutter, Frau Clair, zu der Erkenntnis, dass es doch Mord war. Das noch mehr, als bei Obduktion der Toten eine Schwangerschaft festgestellt wird und zudem der vierjährige Derrick, auf welchen die Tante neben dessen siebenjähriger Schwester an dem Abend aufpasste, andeutete, wer an dem Abend noch seinen Spaß mit Tante Dot hatte. Geradezu unerträglich ahnen die beiden Frauen, dass als grausamer Täter einzig und allein der bürgerlich wirkende und doch so herrschsüchtige, jähzornige und übergriffige Ehemann Marjories infrage kommen kann.

Psychologisch ruhig baut der Autor die Geschichte ohne Nebenschauplätze oder verwirrende Seitenstränge linear auf, das Unvermeidliche bahnt sich unablässig an. Obgleich gar nicht sicher ist, ob der Ehemann Ted tatsächlich die Tat vollbrachte, entwickelt Marjories Mutter einen Plan zur Sühne der niederträchtigen Tat.

Konsequent und für die Lesenden unablässig spannend verfolgt Mrs. Clair das eine Ziel, den Schwiegersohn zu beseitigen. Dabei sorgt sie geschickt und perfide für einen Kontakt und arrangiert schließlich sogar einen gemeinsamen Urlaub mit dem Untergebenen des herrischen Ehemanns und ihrer Tochter sowie der beiden Enkel an der Küste. Die aufkeimende Liebelei zwischen Marjorie und George Ely ist dabei Teil des bösen Vorhabens.

Bei aller beschaulichen Erzählweise bleibt die Geschichte wirklich bis zum Schluss spannend und gut nachempfindbar. Die Atmosphäre der 1930er-Jahre lässt sich wunderbar nachempfinden und die sich langsam bis zum tragischen Ende aufbauende Tragik der Geschichte ergreift stark. Ein klasse geschriebener Kriminalroman in einer entschleunigenden aber nicht minder tragfähigen Erzähldichte begeistert trotz oder gerade wegen der zahlreichen konkurrierenden Hochgeschwindigkeits-Action-Thriller sehr.

(c) 4/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2015
Veranda Junkies
Ruegg, Cornel;Reber, Sabine

Veranda Junkies


sehr gut

Stadtbegrünungsrevolution
Eine Revolution ist es wohl nicht, was sich mehr und mehr in größeren und kleineren Städten auf Dächern, Balkonen, Vorgärten oder auch öffentlichen Grünflächen und –inseln zeigt: das urbane Gärtnern wächst im wahrsten Sinn des Wortes überall.

15 solcher „Urban Gardener“ beschreiben in dem Buch ihre Erfahrungen als Stadtgärtnernde sowie wo und wie sie ihren „grünen Daumen“ einsetzen, Pflanzkübel und –gefäße mit Erde und Sämlingen bestücken und sich so ein wenig autarkes Leben mit der Natur in städtischer Umgebung schaffen.

Da gießt Marcel seine Kräuter und Sträucher auf seinem Dachgarten in Bahnhofsnähe und erzeugt eigenen Zitronenmelissensirup, Andrea genießt den Duft von Lavendel auf ihrem Südbalkon in der Vorstadt, Karel erfreut sich an Salaten und sogar Kartoffeln aus Pflanzsäcken, welche er auf der Dachterrasse seiner Altbauwohnung platziert hat.
Madeleine wagte sich sogar an Hopfen und will später mal eigenes Bier daraus brauen, Giorgio widmete seinen Parkplatz zum Minigarten um und findet neben dem Gefallen an seiner Duftgeranie auch gelegentlich Anerkennung als Pflanzendoktor für Problemgewächse von Nachbarn oder Freunden.

So geht es weiter in der Anthologie der Pflanzideen weiterer Gartenbegeisterten. Beeren, Kräuter, Tomaten, Erbeeren, Bohnen, Mangold, Kapuzinerkresse, verschiedenste Blumen, sogar Apfel- und Feigenbäume finden sich da in luftiger Höhe oder auch auf engstem Raum in Kästen, Boxen, Schalen, Tüpfen, Bechern, Eimern und Tüten.

Es gibt Tipps zur Bewässerung mit Solarpumpe ausgesprochen Umweltschonend oder mittels Tonkegel. Einkaufslisten für den Balkongarten oder wichtige Gartenwerkzeuge finden sich ebenso, wie Anleitungen für einen Kräuterturm, Hinweise auf essbare Blüten oder die Beschreibung der Funktion eines Wurmkomposter.

Am Ende des Buches hilft eine Art Lexikon wesentliche Fehlerquellen bei der Versorgung der Pflanzen zu vermeiden und das Glossar erläutert wichtige Fachbegriffe. Hilfreich ist der „Veranda Junkie Kalender“ mit den Monat für Monat anfallenden Aufgaben für echte „Urban Gardener“. Zahlreiche großformatige Fotos wecken die Lust zur Nachahmung.

Eine durchgängige Bepflanzungsanleitung oder Hilfen bei der Auswahl von Pflanzen in sachgerechter Reihung oder Schritt-für-Schritt-Anleitungen fehlen zwar, doch wirkt die sehr vielfältige Präsentation der unterschiedlichen Menschen mit ihren Ideen und kleinen Lebensphilosophien und persönlichen Tricks niedrigschwellig einladend. Es zeigt sich, dass die neue Art zu Gärtnern immer individuell und sehr Persönlichkeitsabhängig ist, so dass jede und jeder selbst entscheiden kann und wird, von welcher Art der Begrünungskultur sie oder er sich ansprechen lässt.

Ein in gewisser Weise doch revolutionäres Buch mit vielen Tipps und einigen Anleitungen für all diejenigen, welche sich mit ihren Händen in die Erde der Begeisterung wühlen wollen.

(c) 4/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.