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Suska

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2017
Kleine Stadt der großen Träume
Backman, Fredrik

Kleine Stadt der großen Träume


ausgezeichnet

Björnstadt ist eine kleine Stadt im Wald im Norden von Schweden. Die Winter hier sind lang und die Sommer kurz. Früher war hier mal mehr los, doch der Wohlstand und das soziale Leben schrumpfen immer weiter. Nur eines hält die Menschen hier zusammen und gibt ihnen Hoffnung: Das Eishockey. Und ganz besonders die Juniorenmannschaft rund um Mannschaftsstar Kevin, die bald im Halbfinale der Meisterschaften ihre große Chance hat und Björnstadt die Chance auf eine bessere Zukunft geben kann. Bis eines Nachts etwas passiert, das die Gemeinschaft zu zerstören droht.

Ich habe bisher alle Bücher von Backman gelesen und liebe sie. Bei diesem Buch war ich anfangs etwas skeptisch, denn mit Eishockey kann ich wenig anfangen. Aber wenn es natürlich auch ums Eishockey geht, steht es trotzdem nicht im Mittelpunkt des Buches. Es könnte auch jede andere Mannschaftssportart sein. Es geht um ein ganzes Dorf, das schon bessere Zeiten gesehen hat, in denen Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, aber auch harte Arbeit und Wohlstand nah beieinander liegen. Es geht um eine Dorfgemeinschaft, die Hoffnung hat, Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf Arbeitsplätze und Anerkennung. Und die diese Hoffnung plötzlich in Gefahr sehen und alles dafür tun, weiter träumen zu können. Die dafür auch zu weit gehen, die Augen verschließen und es nicht wahrhaben wollen. Und bald muss sich jeder Björnstädter fragen, auf welcher Seite er steht.

Backman versteht es in seiner für ihn so typischen Schreibweise eine Atmosphäre zu schaffen, die den Leser fesselt. Die einzelnen Charaktere sind ausführlich beschrieben und ausgearbeitet. Schnell kann man sich in die Personen hineinversetzen und entwickelt eine gewisse Bindung. Backman wiederholt häufig seine Schlüsselsätze, was absolut in seine Bücher passt und wodurch sich ein roter Faden durch den jeweiligen Abschnitt zieht.

Das Buch ist keine leichte Kost, die Sätze möchten aufmerksam gelesen, die Charaktere verstanden werden. Das Buch hat mich berührt, an vielen Stellen auch empört, und es hat mich auch mitfiebern lassen, sogar bei den Eishockeyspielen. Für mich ein Buch, dass sich in die Reihe der „unbedingt lesen“ Bücher einreiht.

Bewertung vom 23.01.2017
Alleine bist du nie
Mackintosh, Clare

Alleine bist du nie


sehr gut

Zoe Walker ist Mutter von 2 erwachsenen Kindern und lebt mit ihnen und ihrem Partner in London. Zu ihrem Job bei einer Immobilienvermittlung fährt sie jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Eines Tages entdeckt sie im „Metro“ Magazin eine Anzeige für eine Partnervermittlung – mit ihrem Bild! Zuerst unsicher, ob die Frau auf dem Foto wirklich sie ist, entdeckt sie nach und nach Zusammenhänge zwischen der Anzeige und Verbrechen an Frauen. Denn jeden Tag ist eine andere Frau in dieser Anzeige zu sehen. Zoe ist überzeugt, dass sie gemeinsam mit vielen anderen Frauen in Gefahr schwebt. Doch niemand will ihr so richtig glauben.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Mal aus Zoes, mal aus Sicht der Polizistin Kelly, die noch immer mit einem Vorfall in ihrer Vergangenheit kämpft, Zoe aber unbedingt helfen möchte. Zwischendurch gibt es kursive Einschübe, die die Gedanken des Täters beschreiben. Dadurch baut sich nach und nach Spannung auf, die sich zum Ende hin entlädt.

Das Buch startet etwas langsam, wird aber immer rasanter. Der letzte Abschnitt hat es in sich, das Ende fand ich sehr gelungen. Inklusive Kopfkino.

Alleine bist du nie ist durchaus gelungen, leidet aber ein wenig unter dem gemächlichen Anfang. Das kann die Spannung und das unerwartete Ende aber durchaus wettmachen. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle Thriller-Fans.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.01.2017
Das Lazarus-Syndrom (eBook, ePUB)
Breuer, Guido M.

Das Lazarus-Syndrom (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Chirurg Joe ist seit dem Unfalltod seiner Frau Birgit ein gebrochener Mann. Gefangen in seiner Alkoholsucht und ohne Perspektive verschwendet er seine Fähigkeiten in einem Organentnahmeteam. Früher war er es, der die Transplantationen durchgeführt hat, heute ist er dazu nicht mehr in der Lage. Nur seine Katze und seine Freundin Uli halten im (noch) die Treue. Doch Joe fallen immer mehr Ungereimtheiten auf. Die Zahl der Organspender ist sprunghaft angestiegen. Als auch noch sein alter Kommilitone ermordet wird, beginnt Joe nachzuforschen. Und gerät in die skrupellosen Machenschaften einer Organmaffia, die sein eigenes Leben gefährden.

Ich durfte das Buch bereits vor Veröffentlichung im Rahmen einer Leserunde lesen. Das Buch ist in kurze Kapitel eingeteilt, die ein schnelles Lesen ermöglichen. Hier wechseln die Perspektiven ab und an, die die Spannung erhöhen. Joes Charakter ist sehr gut ausgearbeitet, auch wenn ihn das nicht viel sympathischer macht. Auf seiner Suche nach Antworten gerät er immer weiter in Gefahr, was ihn anfangs allerdings überhaupt nicht stört. Er geht eher grob vor bei seiner Suche nach Antworten. Der Leser bekommt den einen oder anderen Hinweis auf die Personen, die hier mit drinhängen, tappt aber meist im Dunkeln. Bis zum Schluss habe ich verschiedene Personen verdächtigt, oft allerdings die falschen.

Das zentrale Thema Organspende und Organhandel ist sehr heikel. Denn dass viel mehr Menschen auf ein Spenderorgan warten als es Spender gibt, ist kein Geheimnis. Umso brenzliger ist nun das Thema Organhandel bzw. Organmaffia, denn es spielt mit den Ängsten der Menschen, früher als nötig hirntot erklärt zu werden, um an die wertvollen Organe zu kommen.

Ein lesenswerter Thriller.

Bewertung vom 24.10.2016
Flawed - Wie perfekt willst du sein? / Perfekt Bd.1
Ahern, Cecelia

Flawed - Wie perfekt willst du sein? / Perfekt Bd.1


gut

Celestine hat ein durch und durch perfektes Leben. Gute Noten in der Schule, einen Freund, den sie liebt, und ganz genaue Zukunftspläne. Sie lebt in einer Welt, in der es genau darum geht: Perfektion. Wer nicht perfekt ist und falsche Entscheidungen trifft, wird als Fehlerhaft gebrandmarkt und aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Überwachung, Einschränkung uns Isolation sind die Folge. Als sie eines Abends mit ansehen muss, wie ihre Nachbarin, die sie für einen grundauf guten Menschen gehalten hat, verhaftet und gebrandmarkt wird, gerät ihr Weltbild ins wanken. Es kommt wie es kommen muss: kurze Zeit später muss sie sich entscheiden: gegen das System oder gegen die Menschlichkeit.

Cecilia Ahern kennen wir eigentlich als erfolgreiche Autorin für Liebesromane, die regelmäßig auf die Bestsellerlisten klettern. Nun hat sie sich an einem All Age Roman versucht und eine Dystopie geschrieben. Ein für sie völlig neues Genre, was man leider auch an der einen oder anderen Stelle merkt.
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich schnell und gut lesen. Mir fehlte aber schon hier emotionale Tiefe in den Charakteren Besonders mit der Hauptfigur Celestine konnte ich nicht ganz warm werden, ihr Charakter war für mich schwer greifbar. Es wird immer wieder betont, dass sie Logik liebt und Dinge durchdenkt – handelt aber regelmäßig ganz und gar unlogisch.
Sehr gut gefallen haben mit die kurzen Kapitel, die einen schnellen Lesefluss ermöglichen und auch mal Pausen erlauben, ohne dass man das Gefühl hat, beim Weiterlesen nicht wieder reinzukommen. Hier zeigt sich auch, dass das Buch eher auf ein jugendliches Publikum ausgerichtet ist.

Die Autorin hat das Buch systematisch aufgebaut. Das Buch startet mit der Schilderung der Gesellschaft, der Funktionsweise des Systems, wie es entstanden ist und was mit fehlerhaften Menschen passiert. Celestine ist anfangs komplett von diesem System überzeugt und beginnt erst darüber nachzudenken, als plötzlich ihre Nachbarin verhaftet wird, was auch dazu führt, dass sie selbst vor Gericht landet. Nach und nach wandelt sie sich vom Mitläufer zur Rebellierenden, allerdings stark beeinflusst von außen, von Personen, die sie für sich nutzen wollen. Das erinnert mich sehr stark an eine andere, sehr bekannte Dystopie. Einige Szenen sind sehr detailgetreu und brutal geschildert, sodass mir beim Lesen etwas mulmig wurde. Ich fand es zwar spannend, Celestine bei ihrem Wandel zu begleiten, hatte aber an mehreren Stellen das Gefühl, dass Cecilia Ahern das System nicht vollständig durchdacht hat, wodurch es einige Unstimmigkeiten gibt. Aber dieses System bietet dem Leser auch durchaus spannende Denkansätze. Heute wollen alle perfekt sein, höher, schneller, weiter kommen. Aber sind es nicht gerade Fehler, die uns am Ende ein bisschen perfekter machen? Denn wer aus Fehlern lernt, ist hinterher ein bisschen schlauer. In Aherns Konzept darf man jedoch nicht aus Fehlern lernen, denn macht man einen einzigen, wird man verstoßen. Wer legt das fest? Und warum akzeptiert ein Großteil der Gesellschaft dieses System? Dass das nicht lange gutgehen kann, wird recht schnell klar, und dass es einen Helden braucht, der unverhofft Großes bewegt, auch. Was das Ganze leider auch vorhersehbar macht.

Ich werde auch den zweiten Teil lesen, denn ich möchte wissen, wie es nun weiter geht. Ich finde aber, dass es bessere Dystopien gibt, die es sich zu lesen lohnt. Alles in allem findet man in diesem Buch viele Denkanstöße, die gerade für die jugendliche Zielgruppe spannend sind. Aufgrund der Vorhersehbarkeit und einigen Schwächen im Gesellschaftssystem kann ich aber nur 3 Sterne vergeben.