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Benutzername: 
Monika58097
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Hagen

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Insgesamt 637 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2019
Annas Rückkehr
Philipps, Rose

Annas Rückkehr


ausgezeichnet

1955 kehrt Anna an der Seite ihres Managers und guten Freundes John zurück nach Berlin, ein Berlin, das noch immer in Trümmern liegt. Die einst so prachtvolle Stadt, voller sichtbarer Zeugnisse des brutalen Krieges.

Anna, die berühmte Opernsängerin, sollte eigentlich in Berlin auftreten, doch ihre Stimmbänder versagen. So macht sie sich auf den Weg, ihre Familie zu suchen. Ob ihre Eltern noch leben? So lange hatte sie keinen Kontakt mehr, hat ihre Mutter sie doch nach Amerika geschickt, was Anna ihr nie verziehen hat.

Anna hat Glück. Sie trifft auf ihren geliebten Bruder Anton und auch die Mutter hat den Krieg überlebt. Der Vater, an den sie selbst keine guten Erinnerungen hat, ist in Russland geblieben. Es bleibt Anna nicht viel Zeit, sich mit ihrer Mutter auszusöhnen, denn Grete ist schwer krank.

Gemeinsam mit Anton und mit Hilfe eines Tagebuches begibt sich Anna auf Spurensuche. Weshalb wurde Anna, die in Wahrheit Erna heißt, nach Amerika geschickt? Wieso gab es keinen Kontakt zur Familie? Die beiden Geschwister stoßen auf erschütternde Wahrheiten.

Da ist Elli, die Frau des Reichsleiters Probst, die sich nichts sehnlicher als ein eigenes Kind wünscht, hat der Führer doch erklärt, die Hauptaufgabe der Frauen sei es, dem Land möglichst viele Kinder zu schenken, doch Elli wird nicht schwanger. So kümmert sie sich hingebungsvoll um die Kinder im Dorf. Durch Zufall lernt sie Grete kennen und ahnt dennoch nicht, wie sehr das Schicksal ihre beiden Familien tatsächlich miteinander verbunden hat.

In Nazi-Deutschland haben behinderte Kinder keinen Platz mehr. Zwei von Gretes Kindern werden ihr weggenommen und in eine Anstalt gebracht. Die wenigsten Kinder überleben. Wird es Elli gelingen, Gretes Kinder zu retten oder begibt sie sich selbst in große Gefahr?

"Annas Rückkehr" - eine fesselnde, hoch emotionale und tief bewegende Geschichte! Eine Geschichte, die die ganze Bandbreite der Brutalität des Nazi-Regimes aufzeigt. Dass jüdische Menschen ins Gas geschickt wurden, weiß heute jeder, doch, dass auch Kinder mit leichten Behinderungen als nicht lebenswert galten, mag nicht jedem bekannt sein.

Rose Philipps fesselt mit präziser Sprache. Ihre intensiven Schilderungen berühren, machen nachdenklich, lassen einen erschauern. Ihre Geschichte zeigt, unter welchen Ängsten die Menschen in dieser schrecklichen Zeit gelitten haben. Menschen, die vor Angst nichts getan haben. Menschen, die Mitläufer waren, aus echter Überzeugung, aber auch als Angst vor dem eigenen Leben. Diese Geschichte zeigt aber auch, dass es mutige Menschen gab, die helfen wollten, die ihr eigenes Leben für andere riskiert haben.

Es ist eine fiktive Geschichte, doch diese Geschichte steht für viele tatsächlich erlittene Schicksale. Was mussten die Menschen damals für ein Leid über sich ergehen lassen! Die unfassbare Brutalität und Kaltblütigkeit der Nazis, deren Rassenwahn. Für mich eigentlich immer noch unfassbar.

"Annas Rückkehr" ist jedoch keine Geschichte, die nur düster ist. Diese Geschichte ist auch voller Hoffnung, voller Liebe. Dem Leser begegnen Personen, die er verachten wird, er trifft aber auch Personen, mit denen er mitfühlen, mit denen er weinen und lachen wird. Es ist ein Buch der ganz großen Emotionen und oft habe ich mich beim Lesen gefragt, wie die Autorin die Recherche-Arbeiten erlebt haben mag. Wie kann man es aushalten, über all diese tatsächlichen Schicksale zu lesen, zu erfahren?

Die hervorragende Charakterzeichnung, die fesselnde Geschichte an sich, macht dieses Buch zu etwas ganz Besonderem. Ein Buch, das ich nicht mehr vergessen werde, ein Buch

Bewertung vom 04.03.2019
Und über uns das Blau des Himmels (eBook, ePUB)
Rabe, Verena

Und über uns das Blau des Himmels (eBook, ePUB)


sehr gut

Marlis und Johanna haben sich schon als Kinder kennengelernt. Marlis ist jeden Sommer mit ihrer Familie nach Jurmala in Lettland gekommen. Die beiden Mädchen verbindet früh mehr als nur eine reine Mädchen-Freundschaft. Doch dann ist Johannes Vater Tod. Die Nazis haben die Herrschaft in Deutschland übernommen und haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Baltendeutschen zurückzuholen. So kommen Johanna und ihre Mutter zurück nach Berlin. Während Marlis als Sekretärin arbeitet und ihren Eltern im Laden hilft, möchte Johanna wie ihre Mutter am Theater arbeiten.

Eines Tages wird Johanna von dem Geliebten ihrer Mutter, einem SS-Offizier, bedroht und erpresst. Johanna bittet ihre Freundin um Hilfe, doch deren Angst, dass ihr und ihrer Familie selbst etwas passieren könnte, ist zu groß. Als sie ihre Meinung ändert, ist es jedoch für Johanna längst zu spät. Die Freundin kommt ins Gefängnis. Unverheiratet und mit Kind gilt sie als Asoziale. Marlis nimmt den kleinen Fred zu sich und ihrer Familie. Wenigstens das kann sie für die Freundin tun. Zusammen mit ihrem Vater schmiedet sie einen Plan, wie sie Johanna aus dem Gefängnis befreien könnten, doch diese ist längst ins Konzentrationslager nach Ravensbrück gebracht worden...

Jahrzehnte später hält Fred das Tagebuch seiner Mutter in Händen. Wird er die Kraft aufbringen und es lesen können?

"Und über uns das Blau des Himmels" - eine aufwühlende Geschichte. Auch ein Stück deutscher Geschichte, die ich bisher so noch nicht kannte. Als ich letztes Jahr im Sommer das KZ Dachau bei München besucht habe, habe ich zum ersten Mal vom Schicksal solcher Frauen gehört, dem Schicksal, dem sich auch die junge Johanna stellen musste, die von der Gesellschaft als Asoziale abgestempelt wurde, nur, weil sie ein uneheliches Kind hatte.

Wie leicht waren die Menschen zu beeinflussen! Falsche Behauptungen wurden aufgestellt, geglaubt und konnten Menschen ins größte Unglück stürzen. Wäre das heute auch noch möglich?

Verena Rabe hat einen fesselnden Roman geschrieben über eine dunkle Zeit. Ihre Geschichte berührt, macht nachdenklich. Die Zeitsprünge kommen plötzlich. Als Leser befindet man sich noch woanders und doch spreche ich eine absolute Lese-Empfehlung aus.

Bewertung vom 02.03.2019
Die Fliedertochter
Simon, Teresa

Die Fliedertochter


ausgezeichnet

Wir schreiben das Jahr 1936. Die junge Sängerin Luzie Kühn träumt davon, auf den Bühnen der Welt ihr Können zu zeigen, doch Luzie ist Halbjüdin und lebt in Berlin. Die Nazis kommen an die Macht. So verlässt Luzie schweren Herzens ihre Großeltern, bei denen sie lebt und Berlin und macht sich auf nach Wien, wo sie wieder von ganz von vorne anfangen muss. Sie lebt nun bei ihrer Tante Marie, die sie adoptiert hat. Luzie verliebt sich in Bela Król, der so wunderbare Musik schreibt, doch auch in Österreich marschieren die Nazis auf. 1938 dann der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Hitler wird in Wien von einem tosenden Menschenmeer mit dem Deutschen Gruß empfangen. Ist Luzie hier wirklich noch sicher?

Im Jahr 2018 bekommt Pauline Willke von ihrer großmütterlichen Freundin Toni den Auftrag, in ihren Namen nach Wien zu reisen, um sich dort um ein Erbstück zu kümmern. In Wien angekommen, wird Pauline ein altes blaues Tagebuch ausgehändigt, darin geschrieben die Geschichte der Luzie Kühn. Pauline beginnt das Tagebuch zu lesen und taucht so sehr in die Geschichte der jungen Sängerin ein, dass sie alles um sich herum zu vergessen scheint. Fotos tauchen auf. Wie kommt es, dass Pauline so eine frappierende Ähnlichkeit mit Luzie zu haben scheint?

"Die Fliedertochter" - was für eine Geschichte! Was für ein spannender Roman! So, wie Pauline nicht mehr von dem Tagebuch lassen konnte, so konnte ich nicht mehr von der Geschichte lassen. Es ist eine spannende und tief bewegende Geschichte. Sie fesselt mit präziser Sprache, sie begeistert, sie macht fassungslos.

Teresa Simon entführt den Leser anhand Luzies Tagebuch in das Wien der Nazi-Herrschaft. Die bedrückende Stimmung ist beinahe greifbar. Die Angst der Menschen, vielleicht bald unter denen zu sein, die einfach abgeholt und weggebracht werden. Man spricht von Transporten in Konzentrationslagern, doch niemand weiß etwas Genaues, doch immer mehr Menschen verschwinden. Männer, Frauen, Kinder, Kranke und schließlich auch die Alten.

Die Autorin setzt sich sehr einfühlsam mit dem Thema auseinander. Dem Leser begegnen vielschichte und interessante Persönlichkeiten, nicht nur zu Zeiten des Krieges, sondern auch in der Gegenwart, der Zeit von Pauline und ihrer Familie. In dieser Zeit erleben wir ein wiedererwachtes bezauberndes Wien. Ein Wien mit einladenden Kaffeehäusern und unzähligen Sehenswürdigkeiten. Wir wandeln als Leser aber auch auf den Spuren der Vergangenheit

"Die Fliedertochter" - eine wunderbares Buch, voller Tragik, voller Leben, aber auch voller Liebe. Ein echtes Juwel für uns Leser! Unbedingt lesen!

Bewertung vom 23.02.2019
Mein Leben mit Martha
Bergmann, Martina

Mein Leben mit Martha


sehr gut

Als Heinrich aufgrund eines kleinen Unfalls ins Krankenhaus muss, gibt er Martina als nächste Angehörige an. Die beiden sind nicht verwandt. Sie kennen sich aus Martinas Buchhandlung. Heinrich lebt mit Martha zusammen und das schon seit ungefähr 40 Jahren. Martha ist dement oder wie Heinrich immer so schön sagt "in poetischer Verfassung".

Als Heinrich schwer erkrankt und schließlich stirbt, erbt Martina sein Haus. Aber nicht nur das. Irgendwie erbt sie auch die alte Dame - Martha. Es ist der Beginn einer ungewöhnlichen Lebensgemeinschaft und Freundschaft. Für Martina stellte sich nie die Frage, ob sie sich nicht um die alte Dame kümmern würde. Sie hat es einfach getan. Und so kümmert sich Martina um Martha oder wie Martha es oft vergnüglich sieht, Martha kümmert sich um Martina.

Martha war Heinrichs erste große Liebe, Martina die letzte. Wie die Beziehung zwischen Martina und Heinrich letztlich tatsächlich war, das bleibt der Phantasie des Lesers überlassen.

Richtig schön zu lesen, wie sich Martina um die alte Dame kümmert, die tagsüber immer noch alleine zurecht kommt. Soweit ist ihre Krankheit noch nicht fortgeschritten, doch Martina hört auf die Tipps der Profis, die ihr zum Beispiel zu einem Pflegedienst raten, der tagsüber auch mal nach Martha sieht. Denn es gibt nicht nur Menschen, die diese ungewöhnliche Lebensgemeinschaft gut heißen. Es gibt tatsächlich Neider, Aufpasser, Beobachter, die es Martina schwer machen. So zieht sie sogar mit Martha um, damit endlich Ruhe vor der Nachbarschaft einkehrt.

"Mein Leben mit Martha" - kein Roman, sondern der Bericht eines ungewöhnlichen Zusammenlebens. Ein liebevoller Bericht über 2 ungewöhnliche Frauen, die sich zusammentun und gemeinsam die Hürden einer Krankheit meistern.

Bewertung vom 22.02.2019
Jahre aus Seide / Das Schicksal einer Familie Bd.1
Renk, Ulrike

Jahre aus Seide / Das Schicksal einer Familie Bd.1


ausgezeichnet

Ruth Meyer und ihre kleine Schwester haben eine schöne und behütete Kindheit. Ein Kindermädchen, eine Köchin und ein Chauffeur kümmern sich um das Wohl der Familie, während Karl, der Vater, sein Geld mit den neuesten Schuhmodellen verdient. Allen geht es gut. Ruth ist mit Rosi, der Tochter des Chauffeurs von Richard Merländer, einem Seidenhändler befreundet. Sie wohnt mit ihrer Familie direkt gegenüber der Meyers in einer großen Villa, in der Ruth so gerne spielt. Da Ruth so gerne näht, bekommt sie von Herrn Merländer oftmals Stoffproben geschenkt, aus denen sie Geschenke für die Familie und Freunde näht.

Doch die Zeiten sollen nicht so unbeschwert bleiben. Hitler kommt an die Macht und die Meyers sind Juden. Immer öfter werden sie ausgeschlossen. Sie dürfen das öffentliche Schwimmbad nicht mehr besuchen, sie dürfen nicht mehr tanzen gehen. Familie Meyer versucht das Beste daraus zu machen. Immer wieder hoffen sie, dass alles nur ein böser Spuk und schnell zu Ende ist, doch immer mehr Mitglieder der jüdischen Gemeinde tragen sich mit dem Gedanken, in ein anderes Land auszureisen, was sich auch nicht immer als so einfach herausstellt.

Dann kommt der Tag, an dem Geschäfte geplündert werden, die Synagogen brennen. Chauffeur Aretz versteckt die beiden Mädchen der Meyers, doch was ist mit Karl und Martha? Konnten sie sich retten?

Ich liebe die Geschichten von Ulrike Renk. Ich liebe diese Geschichten vor allen Dingen, weil diese immer auf wahren Begebenheiten beruhen. Die Familie Meyer und auch Richard Merländer haben tatsächlich gelebt.

Die Meyers habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Eine liebevolle Familie, die sich auch immer um andere kümmert, denen es nicht so geht wie ihnen selbst. Die Geschichte fängt ruhig und beschaulich an, doch sie nimmt einen den Atem, je weiter man liest. Es ist aus mit dem ruhigen und beschaulichen Leben, als die Nazis an die Macht kommen. Keine Teilhabe am öffentlichen Leben mehr, keine Geschäfte mehr. Nichts. Stattdessen herrschen Angst und Unsicherheit.

"Jahre aus Seide - Das Schicksal einer Familie" - man spürt die Liebe der Autorin zu ihren Figuren. Die Geschichte ist so voller Leben, so voller Liebe, so voller Tragik. Ein wunderbarer, aber auch tragischer Familienroman, der mich fesselt, mich begeistert und mich zum Schluss zum Weinen gebracht hat. Ein echtes Juwel! Ich warte gespannt auf die beiden weiteren Teile!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2019
Unter uns nur Wolken
Pfeffer, Anna

Unter uns nur Wolken


ausgezeichnet

Der Text zum Buch hatte mich verzaubert. Tom, der sich um seinen an Alzheimer erkrankten Großvater kümmert. Tom, der aber auch seiner Arbeit nachzugehen hat und deshalb eine Pflegekraft sucht. Diese vergrault der alte Herr jedoch allesamt, bis eines Tages rein zufällig Ani vor der Tür steht, die gar keine Pflegekraft ist, dafür aber an Liebeskummer leidet.

Die ersten Seiten des Romans hatten noch einen gewissen Zauber. Dieser verflog jedoch sehr schnell. Tom hatte so überhaupt nichts Liebevolles an sich. Er schien mit sich und der Welt unzufrieden, ging sehr barsch mit seinem Großvater um, den er doch angeblich über alles liebt. Befremdlich fand ich auch, dass er den geliebten Opa mit seinem Vornamen anredete.

Nach nicht mal 50 Seiten war ich nur noch genervt. Tom, dessen Lieblingswort "Scheiße" zu sein scheint. Fällt einem Autorenteam da wirklich nichts anderes ein? Und die ewigen kindlichen und leider sehr unglaubwürdigen Spielchen des alten Herrn.

Sorry, ich weiß, wieviel Arbeit es macht, ein Buch zu schreiben, aber hier wäre weniger mehr gewesen. Die überwiegend positiven Rezensionen sind mir ein Rätzel. Vielleicht soll der "lockere" Sprachgebrauch eher für junge Leute gedacht sein? Wie auch immer, ich habe das Buch abgebrochen. Es ist leider einfach nichts meins.

Bewertung vom 19.02.2019
Das Mädchen mit dem Poesiealbum
Es, Bart van

Das Mädchen mit dem Poesiealbum


ausgezeichnet

Der Autor Bart van Es macht sich auf Spurensuche. Er entdeckt, dass seine Großeltern während der Nazi-Herrschaft ein jüdisches Mädchen aufgenommen und versteckt gehalten haben. Der Vater von Bart van Es ist mit dem jungen Mädchen Lien aufgewachsen, doch warum hat nie jemand etwas über dieses Mädchen erzählt? Und warum brach einst der Kontakt zu Lien ab? Was ist damals passiert?

Das jüdische Mädchen Lien hatte nichts weiter dabei als einen Brief und ein Poesiealbum, als es die Eltern auf die Reise zu der Familie van Es geschickt haben. Lien lebt sich recht schnell in der Familie ein. Die Familienmitglieder sind ihr schnell eine gute Ersatzfamilie geworden, doch Lien kann nicht bleiben. Ihr Versteck wurde entdeckt. Lien muss weiterziehen.

Man schickt sie weiter aufs Land. Lien muss hart bei der neuen Familie arbeiten und sie muss furchtbare Dinge über sich ergehen lassen, doch 1945 kann sie zurückkehren zu ihrer geliebten Ersatzfamilie van Es. Zu ihrer tatsächlichen Familie kann sie nie mehr zurück. Die Familie wurde in Auschwitz ermordet. Lien geht wieder zur Schule, macht später eine Ausbildung, doch dann muss sie auch bei den van Es eine schreckliche Entdeckung machen.

Lien heiratet, doch ihre Ehe wird keinen Bestand haben. Sie verändert sich ständig, während ihr Mann sich nicht weiter entwickelt, stehen bleibt. Lien wird depressiv, ihre Ehe hat keine Zukunft mehr. Sie lässt sich scheiden, kümmert sich endlich um sich selbst, macht eine Therapie und startet neu durch.

"Das Mädchen mit dem Poesiealbum" - es ist die verstörende und zugleich wahre Geschichte eines versteckten Mädchens im Zweiten Weltkrieg. Mit ganz viel Einfühlungsvermögen erzählt Bart van Es die Geschichte dieses Mädchens, die auch seine Geschichte ist, die Geschichte seiner Familie, die so lange, lange Zeit geheim gehalten wurde. Der Autor setzt sich sehr einfühlsam mit der Geschichte auseinander. Dabei schont er auch seine eigene Familie nicht.

"Das Mädchen mit dem Poesiealbum" - die Geschichte eines versteckten Mädchen, die Geschichte einer schweigenden Familie. Ein wichtiges Zeitzeugnis. Eine Geschichte, die unbedingt gelesen werden sollte.

Bewertung vom 10.02.2019
Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens
Zöller, Elisabeth

Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens


ausgezeichnet

Anton, ein Kind, das es trotz seiner leichten geistigen und körperlichen Behinderung schafft, eine normale Schule zu besuchen, doch die Zeiten haben sich geändert. Es ist Krieg und so einer wie Anton wird nicht mehr gerne gesehen. Der Führer will nur reinrassige, gesunde Menschen in seinem Land. Da passt Anton, der so gerne Bilder malt und der rechnen kann wie sonst niemand, nicht hinein. Lehrer wie Schüler quälen, verspotten und demütigen ihn. Erträglich ist es in der Schule nur, wenn sein Onkel Franz Unterricht gibt, doch dieser wird immer kränker und fällt bald ganz aus.

Es ist eine Zeit, in der Synagogen angezündet und jüdische Geschäfte zerstört werden. Immer mehr Menschen verschwinden auf mysteriöse Weise. Antons Familie lebt in stetiger Angst, dass ihnen der Junge zwecks "wissenschaftlicher Erforschung" weggenommen wird. Da ist die Angst vor dem Lehrer, die Angst vor dem Blockwart. Wem kann man noch trauen? Wo ist man noch sicher? Antons Eltern gelingt es, den Jungen aus der Stadt zu bringen zu Menschen, die es gut mit ihm meinen. So überlebt Anton als einer der wenigen Behinderten in dieser furchtbaren Zeit.

"Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens" - es ist ein Jugendbuch für Menschen ab 12 Jahren. Es ist leicht zu lesen, so dass junge Leser keine Schwierigkeiten mit dem Text haben dürften. Die Geschichte ist eine wahre Geschichte. Es ist die Geschichte eines Onkels der Autorin. Es ist eine sehr verstörende Geschichte. Immer wieder fragt man sich, wie es passieren konnte, dass Menschen zu solchen Monstern mutierten. Wie konnten sie ihren Hass, ihre Wut an anschuldigen Kindern auslassen?

Es ist eine Geschichte die den Leser nicht mehr los lässt, ein Buch der ganz großen Emotionen und es ist eine Geschichte gegen das Vergessen. Auch für Erwachsene unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 09.02.2019
Dunkelmädchen
Haubrich, Leonie

Dunkelmädchen


ausgezeichnet

Als Elena von einem Schrei nach ihr in der Nacht geweckt wird, ist sie sich sicher, dass das Kind, das nach ihr gerufen hat, nicht ihre kleine Tochter Julia ist, doch wer ist das Mädchen dann?

Ihr Mann Johannes, mit dem sie gerade Urlaub in einer zugigen und kalten Burg in Frankreich macht, hält sie für überspannt. Wer soll das Kind sonst sein, als ihre kleine Julia? Elena lässt jedoch nicht locker. Ihr fehlen die ganz bestimmten Empfindungen gegenüber ihrer Tochter. Die Liebe zu ihr, die Nähe, das kann doch nicht einfach so verschwinden. Elena bemerkt Julias andere Augenfarbe. Und wo ist das Mützchen des Mädchens? Ebenso stellt Elena fest, dass ihre Lieblingskette fehlt. Niemand will ihr glauben.

Die Beziehung zwischen Johannes und Elena wird immer angespannter. Sie beginnt eine Therapie auf Anraten ihres Mannes, doch auch hier scheint sie nicht weiter zu kommen. Schließlich ist Elena so verzweifelt, dass sie sich umbringen will. Sie führt den Plan nicht aus, weist sich aber selbst in eine psychiatrische Klinik ein. Hier kommt sie langsam zur Ruhe und fasst einen Plan, der Wahrheit endlich auf die Spur zu kommen.

"Dunkelmädchen" - ein Thriller mit vielen Wow-Effekten! Eine mitreißende Geschichte mit überraschenden Wendungen. Sie ist spannend, sie ist authentisch. Was habe ich mit Elena mitgefühlt! Wieso glaubt ihr niemand? Was ist mit ihrem Mann los? Ist Elena wirklich krank, wie Johannes vermutet?

Leonie Haubrich spielt mit dem Leser. Mal ist man auf der einen, mal auf der anderen Seite. Immer wieder lässt sie einen überlegen, grübeln. Was ist die Wahrheit?

"Dunkelmädchen" - eine mitreißende und atmosphärische Geschichte, so spannend, dass man es kaum erwarten kann umzublättern. Absolut guter Lesestoff! Unbedingt lesen! Für alle, die es unblutig mögen und doch die Spannung lieben!

Bewertung vom 03.02.2019
Sophies Tagebuch
Remin, Nicolas

Sophies Tagebuch


gut

Während des Unterrichts erfährt die Französisch-Lehrerein Erika zur Linde Ende der 80er Jahre vom plötzlichen Tod ihres Vaters Ulrich. Der Mann, der ihr immer irgendwie fern geblieben ist, hat sich an seinem Schreibtisch erschossen. Ob der Brief aus Amerika etwas damit zu tun hat, den er ein paar Tage zuvor erhalten hat?

Als Erika die Unterlagen ihres Vaters sortiert, findet sie ein Tagebuch ihrer Mutter Sophie. Hier hat die Mutter alles aufgeschrieben, was ihr zu Zeiten des Nationalsozialismus wichtig schien - was ihr persönlich wichtig schien. Während der Ehemann in den Krieg musste, hat sie deren Freund Felix Auerbach, einem Juden, verbotenerweise Obdach gegeben. Ständige Bombenabwürfe haben Sophie und Felix sich näher kommen lassen, doch kann sie Felix wirklich retten?

Während sich Erika zur Linde durch das Tagebuch ihrer Mutter arbeitet, beginnen in Ostberlin die Unruhen. Berlin steht kurz vor dem Mauerfall. Und dann kündet sich Paul Singer aus Amerika an, der Mann, dem Ulrich zur Linde kurz vor seinem Tod geschrieben hat.

"Sophies Tagebuch" - ein sehr spannendes Buch, obwohl es in der Mitte auch einige mit Sicherheit vermeidbare Längen gegeben hat. Leider konnte ich mir die einzelnen Figuren nicht wirklich vorstellen, eine Tatsache, die mich persönlich stört. Die Figuren blieben blass, trotz der außergewöhnlichen Rollen, die sie gespielt haben.

Gut kommt heraus, wie sich Sophie zum Beispiel eher gedankenlos der Partei anschließt, weil sie ihrem Job als Journalistin nachgehen möchte. Und warum ist Felix Auerbach nicht ausgereist? Möglichkeiten dazu hatte er genug. Mir erscheint es etwas zu naiv, das wirklich nur der Liebe wegen getan zu haben. Auch er muss sich der tatsächlichen Gefahren bewusst gewesen sein.

Gefragt habe ich mich auch, warum der zweite Erzählstrang ausgerechnet ins Berlin zu Zeiten des Mauerfalls gelegt wurde? Der Mauerfall, die ganzen politischen Umwälzungen in Ostberlin, in der DDR, bleiben zweitrangig, werden nur eher nebenbei erwähnt.

"Sophies Tagebuch" - eine sicherlich spannende Geschichte; mir persönlich fehlt jedoch das gewisse Etwas.