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OwlmaBooks
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Bewertungen

Insgesamt 252 Bewertungen
Bewertung vom 11.01.2016
Lincoln County Lockdown - Tödliche Fracht
Münter, Felix

Lincoln County Lockdown - Tödliche Fracht


ausgezeichnet

Dieses Buch war der erste Romane aus der Feder von Felix A. Münter, das ich gelesen habe, aber mit Sicherheit nicht das letzte, denn der Autor hat mich vom ersten Abschnitt an fesseln können und ein unglaublich spannendes Werk vorgelegt. Nervenkitzel, starke Charaktere, individuelle Persönlichkeiten, ein gut ausgefeilter Plot und ein Szenario, das einem Gänsehaut beschert.

Dieser rasante Thriller wird uns in einer Art Drehbuchstil nähergebracht. Wir haben einen allwissenden Erzähler, der immer wieder dynamisch zwischen den einzelnen Szenen hin und her schwenkt. Dies erzeugt zum einen Spannung und zum anderen hat der Leser den Eindruck, wirklich überall mit dabei zu sein und alles im Blick zu haben. Zusätzlich sorgen Orts- und Zeitangaben über den jeweiligen Abschnitten dafür, dass man sich prima zurechtfindet. Mir haben diese schnellen Cuts sehr gut gefallen und auch der Schreibstil war flüssig und präzise. Herr Münter bedient sich einer sehr direkte Sprache und lässt sich von jedem Charakter individuell beeinflussen, wie er spricht (umgangssprachlich, eher gehoben etc.), was den Effekt hat, dass sie noch lebendiger erscheinen.

Die Protagonistin Cassy Webber hat mir sehr gut gefallen. Sie ist eine starke Frau, die sich nicht nur mit ihrer Situation als Sheriff perfekt organisiert hat (ich sage nur Frau in einer Männerdomäne), sondern darüber hinaus auch einen Pathos für ihr County besitzt, der über die Normalität hinaus geht. Sie bewahrt auch in Situationen Ruhe, die einen eigentlich in Panik ausbrechen lassen. Oft ist sie cooler und lösungsorientierter als ihre männlichen Mitstreiter, was ihre Rolle als weiblicher Sheriff zusätzlich stärkt. Auch Deputy Moses King ist so ein Sympathieträger. Ich muss zugeben, dass er mir am Anfang weniger zugesagt hat, sich dann aber im Laufe der Story in mein Herz schlich. Er ist die Sorte von Mensch, die sich immer selbst treu bleibt – quasi ein Original, das für seine Vorsätze einsteht. In Kombination sind beide ein tolles Team und vermitteln einen glaubhaften Eindruck von einem Provinz-Departement.

Auch Agent Kelly vom Pentagon hat einen authentischen Auftritt hingelegt. Ihn mochte ich sogar von Anfang an, obwohl er eher als „Gegenpart“ in die Geschichte hineingeworfen wurde. Generell wurde bei diesem Roman eine tolle Arbeit an den Charakteren geleistet, denn obwohl sie vielzählig sind, verliert man doch nicht den Überblick und hat den Eindruck, dass jeder genau da hingehört, wo er ist.

Die Spannung setzt schon im ersten Kapitel ein und steigert sich sogar noch bis zum Ende – und das nicht zu knapp. Das letzte Viertel des Buchs ist nur so dahingeschmolzen und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Der einzige Minikritikpunkt geht an den Schluss bzw. an dessen Interpretationsfähigkeit. Ich mag „offene“ Enden generell nicht so sehr, von daher ist das eigentlich keine richtige Kritik, sondern der persönliche Geschmack meinerseits.

Vom Genre her würde ich das Buch natürlich unter Thriller verbuchen, weil die Spannung einfach fesselnd ist. Viele unerwartete Wendungen, ein County im Ausnahmezustand, Militär, Schießereien und blutiges Gemetzel (wer einen schwachen Magen hat, sollte eventuell zu einer anderen Lektüre greifen!). Darüber hinaus kann man für die entflohene Ladung der Transporter durchaus sagen, dass auch ein Touch Fantasy oder Sci-Fi vorhanden ist, zumindest muss man hier ein bisschen Vorstellungskraft mitbringen.

Für mich hatte der Roman alles, was ich für ein paar nervenaufreibende Stunden gebraucht habe: einen toll konstruierten Plot, starke Charaktere, spannende Wendungen und viele Konflikte. Daher kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen und freue mich auf weitere Bücher des Autors!

4,5 Sterne

Bewertung vom 09.01.2016
Warte auf mich
Andersen, Philipp;Bach, Miriam

Warte auf mich


sehr gut

„Warte auf mich“ ist ein außergewöhnlicher Roman, der die Geschichte zweier Liebenden erzählt. Er handelt von der Sehnsucht, vom Schicksal, von Trauer und Wut, von Gefühlen, die einen dem Himmel näher kommen lassen oder auch tiefe Verzweiflung auslösen können.

Eine gemeinsame Story – zwei Blickwinkel: Das ist wohl das Besondere an diesem Roman, der außerdem noch ein Buch im Buch darstellt. Die beiden verschiedenen Perspektiven unterscheiden sich dann auch noch klar im Stil. Während Philipps Parts in der Ich-Perspektive und kursiv geschrieben sind, sind Miriams Einsichten in einer neutralen Perspektive gehalten. Dies dient schon allein zur optischen Abgrenzung, aber als Leser hat man zusätzlich das Gefühl, dass Philipp einen mehr an seinen Gefühlen teilhaben lässt als Miriam. Ich finde diesen Wechsel überaus gelungen, denn ich habe bisher noch kein Buch gelesen, bei dem man wirklich den Eindruck hatte, dass hier zwei vollkommen unterschiedliche Autoren am Werk sind. Ich stelle mir das sehr schwierig vor, weil die Abschnitte zudem noch relativ kurz sind und der Wechsel so sehr oft stattfindet, was für den Leser wiederum angenehm ist.

Philipp und Miriam waren jeder für sich einfach perfekt ausgearbeitet. Ich habe ihnen jeden Satz, jede Regung und jeden Atemzug abgenommen. Gerade auf der Gefühlebene wurde hier eine Meisterleistung vollbracht. Ich finde das Thema recht schwierig, weil aus meiner Sicht eine Gradwanderung zwischen Schmerz, Daramatik und Kitsch stattfinden musste. Zu viel in eine der drei Richtungen und die Stimmung wäre für mich dahin gewesen. Aber genau das Gegenteil war der Fall: Eine perfekt ausbalancierte Komposition von Zwischenmenschlichkeiten und persönlichen Belangen. Jede Emotion war deutlich spürbar und ich als Leserin hätte mich während der ganzen Story für keine Seite entscheiden können. Beide sind wahnsinnig verzweifelt und können einfach nicht aus ihrer jeweiligen Haut – was sie noch sympathischer und authentischer macht.

Die Autoren beschränken sich lediglich auf ein paar Nebendarsteller. Dies ist auch angemessen, denn es geht eigentlich um Philipp und Miriam. Da haben andere Personen nichts zu suchen – außer sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Ursachenforschung. Generell vergebe ich aber für die Chrakterfindung einen dicken Pluspunkt, weil ich einfach begeistert bin, wie lebendig alle sind.

Die Spannung baut sich langsam auf. Spätestens ab Seite 50 hatte mich die Story dann aber vollkommen in ihren Bann gezogen und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der flüssige Schreibstil, die wechselnden Perspektiven und die relativ kurzen Abschnitte haben ihr Übriges dazu beigetragen. Lediglich das ewige Hin und Her hat dazu geführt, dass ich zwischendurch kurzzeitig genervt war und mich gefragt habe, ob man hier nicht eine andere Lösung hätte finden können. Das Ende ist dann aber wieder spannend und vor allem sehr aufwühlend. Ich finde, dass die Geschichte ein würdiges Ende findet, denn der Schluss ist für mich schlüssig und ich kann die Entscheidungen nachvollziehen, die getroffen werden.

Wer sich für diesen Roman entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass es im Prinzip um eins geht: Liebe. Wir haben es mit Herzschmerz pur zu tun. Der Fokus wird auf zwei Menschen gelegt, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber trotzdem auf der selben Wellenlänge liegen. Wir betrachten zwei Schicksale, die durch eine zufällige Begegnung in die gleiche Bahn gelenkt werden und diese Situation meistern müssen. Ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen, weil mich dieser Roman einfach unglaublich berührt hat. Schon während der gesamten Lesezeit, aber besonders auf der vorletzten Seite, auf der mein Lieblingszitat geschrieben steht, das ich nun aber leider nicht zitieren kann, weil ich sonst spoilern würde. Also: Lest das Buch, lasst euch von Philipp und Miriam entführen und entdeckt die wahre Liebe mit ihnen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.12.2015
Die Flucht der blauen Pferde
Schulze Gronover, Sabine

Die Flucht der blauen Pferde


sehr gut

„Die Flucht der blauen Pferde“ war mein erster Münster-Krimi der Autorin, aber sicher nicht der letzte, denn mit ihrem spannenden Schreibstil hat mich Frau Schulze Gronover sofort für sich gewinnen können. Ein sympathischer Anti-Held trifft auf eine interessante Hintergrundstory, die es in sich hat.

Der lockere, aber doch den Charakteren und der Situation angepasste Schreibstil hat mich auf der ersten Seite direkt abgeholt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Die Autorin versteht es, fesselnd zu schreiben und immer wieder spannende Elemente sowie Plottwists einzubauen. Nichts ist, wie es scheint. Alles kann sich im Verlauf der Story als unwahr herausstellen. Dabei wird uns die Geschichte von einem allwissenden Erzähler nähergebracht, um eine gewisse Distanz zu den Charakteren zu wahren. Ich hatte am Anfang ehrlich gesagt ein paar Probleme mit dieser „anonymen“ Sichtweise, weil ich sehr gerne gewusst hätte, was in Konstantin während der ein oder andren Situation vorgegangen ist. Er wirkt zu Beginn etwas nüchtern, was sich aber im Verlauf der Story gibt.

Konstantin ist der typische Anti-Held einer Geschichte. Gerade aus dem Gefängnis entlassen, versucht er möglichst in der Masse unterzutauchen und gerät dabei von einer prikären Situation in die nächste. Ich kann nicht leugnen, dass ich sowohl Mitleid mit ihm hatte als auch Sympathie empfunden habe. Trotz seiner schwierigen Situation lässt er sich nicht unterkriegen und wühlt sogar jedes Mal noch tiefer in der Vergangenheit seiner Mitbewohner. Diese Stärke und sein Forscherdrang zeichnen ihn aus und machen ihn zu dem, was er ist: ein überaus sympathischer Protagonist, von dem ich sehr gerne noch mehr lesen würde.

Die Nebencharaktere sind ebenfalls gut ausgearbeitet und allesamt authentisch. Jeder spielt eine wichtige Rolle in diesem perfekt kontruierten Theaterstück. Besonders der alte Adler hat mir sehr gut gefallen. Sein Mundwerk und seine forsche, raue Art haben trotz allem etwas Knuffiges. Man muss ihn einfach mögen und kann ihn gar nicht hassen.

Dass jeder der Hausbewohner Dreck am Stecken hat, wird ziemlich schnell klar, allerdings wird uns die Lösung des ganzen Falls immer nur häppchenweise serviert und selbst ganz zum Schluss bekommen wir noch mal ein paar neue Details geliefert, die man so gar nicht vermutet hätte. Generell kann ich sagen, dass dieser Krimi sehr spannend war, was nicht zuletzt auch am interessanten Hintergrundthema lag. Der Kunstraub der Nazis ist ja nun wirklich ein ganz heikles Thema und die Autorin hat eine großartige Recherchearbeit geleistet. Dabei werden die geschichtlichen Fakten sehr gut mit der Story verwoben, sodass wir kein seitenlanges Referat bekommen, sondern – im Gegenteil – an den Lippen des Erzählers hängen und mehr zu diesem Thema erfahren möchten.

Insgesamt haben wir es mit einem unblutigen Kriminalroman zu tun, der sich auf die Ermittlungsarbeit konzentriert. Dabei bekommen wir diese aber zum größten Teil aus Sicht von Konstantin präsentiert, der einfach auf eigene Faust ermittelt. Ich hatte oft ein Schmunzeln im Gesicht, weil man manchmal einfach nur dachte: Oh Konstantin, was hast du nun schon wieder angestellt?

Münster als Tatort ist ein bisschen untergegangen. Ein paar Schauplätze werden zwar erwähnt, aber der Krimi hätte auch an jedem anderen Ort spielen können. Ich persönlich fand das nicht tragisch, aber wer hier viele erwähnenswerte und vor allen Dingen dargestellte Plätze in und um Münster erwartet, sollte nicht enttäuscht sein, wenn sie zahlenmäßig begrenzt sind.

Insgesamt hat mir der Krimi gut gefallen und ich werde demnächst auch noch andere Romane der Autorin lesen, weil sie mich mit der Geschichte von Konstantin Neumann und der Raubkunst überzeugen konnte.

Bewertung vom 07.12.2015
Edvard
Beck, Zoë

Edvard


ausgezeichnet

„Edvard – Mein Leben, meine Geheimnisse“ ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Zwar stehen auch noch einige Thriller von ihr in meinem Bücherregal, aber bisher hat es keins in meine Finger geschafft. Dies wird sich nach Edvard aber definitiv ändern!

Wir bekommen dieses witzige Jugendbuch aus Sicht von Edvard selbst erzählt. Dabei hat die Autorin die Erzählform eines Blogs gewählt, was die Geschichte auflockert und das Lesen noch interessanter gestaltet. Durch die Datums- und Uhrzeitangaben weiß der Leser zu jeder Zeit, wann wir uns nun befinden und kann das Geschehen sofort zuordnen. Auch der Schreibstil an sich konnte mich von der ersten Seite an überzeugen, denn er ist auf der einen Seite locker und leicht und auf der anderen genau der Jugendsprache eines 14jährigen angepasst, sodass man sich sofort in Edvard und seine Kumpels hineinversetzen konnte.

Edvard war mir von Anfang an sympathisch und hat mir im weiteren Verlauf der Geschichte zunehmends leidgetan. Er schlägt sich mit den typischen Problemen der Pubertät herum: Stimmbruch, die ersten (nicht vorhandenen) Haare auf der Brust und einem Mädchen, das ihm keine Beachtung schenkt. Seine Methoden sind dabei mehr als kreativ und machen einfach Spaß. Bei der Lösungssuche manövriert er sich immer weiter in die Kacke – um es mal mit seinen Worten zu formulieren. Für mich war seine Persönlichkeit stimmig, denn trotz der vielen Probleme und seinem Versuch cool zu sein, ist der doch vor allem ein Junge, der seinen Mitmenschen hilft und immer für sie da ist.

Auch die Nebencharaktere waren super ausgearbeitet und in sich stimmig. Jeder hat in diesem herrlichen Theaterstück seine Rolle perfekt gespielt und zum Erfolg der Geschichte beigetragen. Trotz der verwendeten Stereotypen (Klassenschönheit, Punk, Schläger oder stilles Wunderkind) waren die Charaktere aber doch individuell, weil sie jeder für sich eine Geschichte zu erzählen hatten.

Da die Story nach 192 Seiten bereits zu Ende ist, habe ich das Buch auch locker in einem Rutsch durchgelesen. Man muss einfach permanent wissen, in welches Fettnäpfchen Edvard nun wieder hineingestiegen ist und kann das Buch nicht aus der Hand legen. Ich persönlich würde sehr gerne mehr von unserem schusseligen Freund lesen, denn auf den wenigen Seiten ist er mir bereits ans Herz gewachsen.

Wer ein paar witzige und doch emotional-einfühlsame Stunden verbringen möchte, liegt mit dieser Lektüre genau richtig. Lernt Edvard und seine Freunde kennen und ihr werdet sie lieben.

Bewertung vom 30.11.2015
Verstörende Träume / Kings & Fools Bd.2
Matt, Natalie;Matthes, Silas

Verstörende Träume / Kings & Fools Bd.2


sehr gut

„Verstörende Träume“ ist der zweite Teil der Fantasy-Mystery-Reihe rund um die Internatsschüler von Favilla. Meiner Meinung nach konnten sich die Autoren hier steigern, was Spannung und Schreibstil betrifft. Dazu mehr im Detail.

Die zweite Geschichte von Kings & Fools bekommen wir aus Sicht von Estelle erzählt. Am Anfang habe ich mir mit dem Perspektivenwechsel ein bisschen schwer getan, aber nach wenigen Seiten habe ich ein Gefühl für den Charakter bekommen und fand auch die Rückblenden zwischendurch gelungen, um so mehr über die Protagonistin zu erfahren. Was ich im ersten Band am Schreibstil auszusetzen hatte, muss ich spätestens jetzt wieder zurücknehmen. Der zweite Teil ist viel flüssiger geschrieben. Auch hat sich die Änderung auf die Spannung ausgewirkt, denn durch kurze, prägnante Sätze versteht sich das Autorenduo darauf, an passender Stelle Atmosphäre zu schaffen.

Estelle hat mir als Charakter viel besser gefallen als Lucas. Ob das daran liegt, dass sie eine Frau ist, kann ich nicht sagen, aber ich konnte mich sehr gut in ihre Situation und vor allem in ihre Gefühlswelt hineinversetzen. Ihre Motive waren klar erkennbar und ihre Handlungen mit ihren Gedanken im Einklang, weswegen ich sie als authentischen Charakter empfunden habe. Sie war mir nach wenigen Seiten bereits mehr als sympathisch, darum wüsste ich natürlich gerne, was weiter mit ihr geschieht und hoffe, dass dies im nächsten Band geklärt wird, denn der Cliffhanger ist dieses Mal echt böse (so böse, dass ich sogar die Leseprobe vom nächsten Band gelesen habe, aber keine Lösung präsentiert bekam).

Auch die Nebencharaktere haben sich wieder gut in das Gesamtbild eingefügt. Ein bisschen komisch war es allerdings jedes Mal, wenn ich eine Szene mit Lucas lesen musste, da wir ja vorher die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt bekamen. Er erschien mir in diesem Band ein bisschen fremd. Vielleicht eben auch deshalb, weil wir nicht mehr direkt in seinen Kopf schauen und nur raten können, warum er sich so oder so verhält. Noel ist immer noch mein Liebling und ich freue mich schon wahnsinnig auf den nächsten Band, weil dieser aus seiner Sicht geschrieben ist!

Die Spannung und Atmosphäre waren gelungen und vor allem greifbar. Ich habe die Story als extrem Nerven aufreibend empfunden und wurde bestens unterhalten. Gerade die Kampfszenen sind dieses Mal sehr gut geschildert. Nicht zu lang, nicht zu kurz, trotzdem hat sich ein Film vor meinem inneren Auge abgespielt. Dieses Mal wird es definitiv blutiger, was ich lediglich erwähnen möchte.

Der einzige Kritikpunkt geht dieses Mal an den Plot. Ich hatte nach der Lektüre das Gefühl, dass eigentlich gar nichts passiert ist. Die Geschichte an sich und auch die Szenen sind gut geschrieben, aber so wirklich viel ist nicht passiert. Ich würde mir wünschen, dass die Autoren das Niveau der Spannung, Charaktere und dem Schreibstil halten und dafür noch ein bisschen mehr Verlauf in die Geschichte bringen würden. Ich weiß auch noch gar nicht so recht in welche Richtung die Gesamtstory steuert. Beim momentanen Erzähltempo hat man das Gefühl, dass die Story nach sechs Bänden unmöglich abgeschlossen sein kann. Von daher lasse ich mich überraschen und hoffe auf das Beste.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2015
Girl on the Train
Hawkins, Paula

Girl on the Train


sehr gut

„Girl on the train“ ist ein absolut atmosphärischer, spannender und vor allem authentischer Roman/Thriller, der von hinten bis vorne durchdacht ist. Gleichzeitig kann ich allerdings nicht genau benennen, was mich hier trotzdem teilweise gestört hat, weswegen ich einen Stern in der Bewertung abgezogen habe.

Wir bekommen diese vielschichtige Geschichte aus drei Perspektiven erzählt. Zum einen gibt es da die Parts der Protagonistin Rachel, die mich von der ersten Seite an eingenommen haben, weil sie schonungslos direkt sind. Außerdem werden manche Situationen aus Sicht von Anna beleuchtet, um noch mal eine andere Perspektive darzustllen. Die dritte Ich-Erzählerin ist Megan selbst, von der wir eine Art Rückblick erhalten. Alle drei zusammen bilden eine gute Abwechslung, sodass der Leser des Rätsels Lösung immer ein Stückchen näher kommt. Auch der Schreibstil der Autorin ist flüssig. Sie kommt ohne Umschweife auf den Punkt und benennt die Dinge beim Namen.

Wie schon erwähnt, hat mir Rachel außerordentlich gut gefallen. Sie ist eine typische Anti-Heldin, denn sie ist zu Beginn der Geschichte schon ganz unten angekommen. Trotz allem gibt sie nicht auf, beißt sich an der Geschichte fest und lässt nicht locker – egal, was sich ihr für Hindernisse in den Weg stellen. Obwohl sie vermeindlich stark ist, hat sie aber auch eine Seite, die sofort Sympathien beim Leser weckt. Ich musste einfach mit ihr mitfiebern und habe ihr auf jeder Seite nur das Beste gewünscht. Manchmal hat man einfach so Charaktere, die einem von Beginn an sympathisch sind.

Anders verhält es sich da bei manchen Nebencharakteren. Nach wenigen Seiten wird klar, dass hier mehrere Personen Dreck am Stecken haben. Man kann zwar nicht genau benennen, womit man es zu tun hat, aber die Antipathie ist sofort greifbar. Generell muss man der Autorin ein großes Lob für ihre Charaktergestaltung aussprechen, denn wir haben es hier mit einzigartigen Individuuen zu tun, die jeder für sich ihr Päckchen zu tragen haben. Auch die Enthüllungen über die Vergangenheit der einzelnen Charaktere sind durchdacht und kommen sehr oft überraschend für den Leser, was ich nur positiv hervorheben kann.

Die Spannung war für mich nach den ersten 50 Seiten nicht mehr abzustreiten. Gerade die zweite Hälfte des Buches hat es in sich: Eine Enthüllung jagt die nächste und jede ist noch ein bisschen dramatischer oder aufwühlender. Auch das packende Finale war super konstruiert, so hat man gar nicht gemerkt, wie hier die Seiten dahingeschmolzen sind. Mein Kritikpunkt geht allerdings an den Verlauf in der Mitte des Romans. Hier war es etwas zäh, weil die Geschichte nicht so recht vom Fleck kam, obwohl man eigentlich nur wissen wollte, was denn nun passiert ist. Ein paar Seiten weniger wären in dieser Passage sicher hilfreich gewesen.

Bei dieser Lektüre hat die Autorin einen gelungenen Genre-Mix konstruiert: Von einer (dramatischen) Liebesgeschichte, bis hin zum packenden Thriller waren alle Elemente vertreten. Auch das Gefühl und Mitgefühl für die einzelnen Charaktere kam nicht zu kurz. Frau Hawkins zeigt uns, wie das Leben einem mitspielen kann. Sie offenbart uns Schicksale und wie man mit diesen umgehen kann – oder wie man daran zugrunde gehen kann.

Ich habe das Buch gerne gelesen und würde es auch jedem empfehlen, der tiefer in die Psyche eines Protagonisten einsteigen möchte. Wenn das Buch verfilmt werden würde, würde ich definitiv ins Kino gehen, weil ich sowieso das Gefühl hatte, dass ein Film vor meinem inneren Auge abläuft.