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Janasbuecherliebe

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2023
Wo du uns findest / Light in the Dark Bd.2
Wesseling, Antonia

Wo du uns findest / Light in the Dark Bd.2


ausgezeichnet

Melina und Ben sind seit eineinhalb Jahren ein paar. Die erste Phase des großen Verliebtseins ist vorbei, der Alltag hat sich eingeschlichen, dennoch sind sie glücklich - zumindest eigentlich: Ben ist in letzter Zeit sehr beschäftigt, denn er befindet sich im Praktischen Jahr seines Medizinstudiums und kommt neben dem Arbeiten im Krankenhaus und dem Lernen für die letzen Prüfungen kaum noch zum durchatmen. Oftmals schafft er es nicht, sich aufzuraffen, kommt beim lernen kaum voran, hat keinen Appetit und fühlt sich ausgelaugt. Ganz anders hingegen sieht es bei seiner Freundin Melina aus: sie befindet sich ebenso in den letzten Zügen ihres Studiums und bloggt schon seit einiger Zeit hobbymäßig. Durch einen Zufall bekommt sie einen großen Zuwachs an Abonnenten und es eröffnen sich ihr plötzlich ganz neue Möglichkeiten. Während sie sich riesig freut, fällt es Ben immer schwerer, diese neue Seite an seiner Freundin zu akzeptieren, denn sie blüht richtig auf, während seine Tage immer dunkler werden…


Die Leben der beiden wurden sehr ausführlich dargestellt und der Leser hat einen tiefen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt bekommen. Die Videoproduktion als Mels Hobby und Ben als angehender Arzt waren sehr gut ausgearbeitet, genauso wie die Mental-Health Themen, die in dem Buch eine Rolle spielen. Alles wirkte sehr realsitisch und echt, nichts wurde beschönt. Gerade deshalb habe ich die Geschichte sehr gerne verfolgt, auch wenn sie sich teils etwas zieht. Immer wieder erfährt man durch Rückblicke in die Kennlernzeit der beiden von den schönen Momenten und merkt, was sie sich eigentlich bedeuten, auch wenn man das aktuell nicht so spüren kann bzw sie es ich gegenseitig nicht so zeigen können.
Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Sensiblisierung von psychischen Krankheiten, vor allem bei Männern. Das typische Männerbild kann dazu führen, dass Männer sich Probleme kleineren und größeren Ausmaßes nicht eingestehen wollen, denn im Hinterkopf ist oft eine kleine Stimme: Männer sind stark, Männer weinen nicht, Männer stärken der Frau den Rücken, nicht andersrum. Wie gefährlich eine solche Denkweise werden kann, sieht man an Ben. Immer wieder streitet er es ab, möchte keine Hilfe annehmen, ja er möchte es nicht mal vor sich selbst zugeben.
Es ist außerdem endlich mal etwas anderes und zeigt, dass in einer Beziehung eben nicht alles super ist, denn man muss stetig an sich arbeiten. Es ist ganz normal, dass Interessen und Karrieren sich in verschiedene Richtungen entwickeln können. Trotzdem muss das nicht das Aus einer Beziehung bedeuten, denn mit viel Kommunikation und Verständnis dem Partner gegenüber kann man auch schwere Phasen gemeinsam durchstehen.

Band 2 hat mir erheblich besser gefallen als der erste, was vermutlich daran lag, dass mich die Themen mehr angesprochen haben, da ich mich besser mit ihnen identifizieren konnte. Besonders gefallen haben mir auch die Schauplätze in und um Köln.

Bewertung vom 26.04.2023
Sieben Männer später
Vine, Lucy

Sieben Männer später


gut

Was Esther noch zu ihrem Glück fehlt, ist ein Mann. Doch das ist stellt sich als gar nicht so einfach heraus, denn ihre Dates haben positiv ausgedrückt so einige Luft nach oben. Als sie mit ihren Freundinnen zufällig auf einen Artikel in der Zeitung stößt, scheint sich das Problem endlich zu lösen: dort wird behauptet, dass jede Frau im Leben 7 Beziehungen geführt hat, von der jede in ein bestimmtes Schema passt. Und noch besser: ein ehemaliger Partner soll sogar die große Liebe sein. Kein Wunder, dass sich Esther direkt auf die Suche nach ihren Ex-Partnern macht…

Nach und nach versucht Esther nun Treffen mit den Ex-Freunden zu arrangieren, um diese im Nachgang mit ihren Freundinnen zu analysieren. Die Anekdoten rund um ihre damaligen Partner waren wirklich witzig, wenn auch oft von Banalitäten geprägt, sodass man nicht wirklich viel von der Beziehung der beiden mitbekommen hat. Das hat sich auch in den Treffen widergespiegelt: alles war sehr lustig aufgezogen, doch wirklich tiefe Gespräche haben gefehlt. Daher konnte ich es Esther nicht ganz abkaufen, dass ihre Ambitionen, unter den Männern den einzig wahren ausfindig zu machen, wirklich ernst waren. Das ist vielleicht auch gar nicht notwendig - denn die Treffen waren dennoch nett und die ein oder andere offene Frage aus der Vergangenheit konnte geklärt werden.
Esthers Freundinnen waren eine bunt gemischte Truppe und vor allem die Problematik mit der Toilette war sehr amüsant. Was mir allerdings etwas negativ aufgestoßen ist, war der gefühlt dauerhafte Alkohol-Konsum, der überhaupt nicht reflektiert wird. Egal ob bei Langeweile oder bei einem Problem - die Lösung scheint immer „Alkohol“ zu lauten, was ich auf Dauer bedenklich fand.
Esther selbst fand ich zeitweise etwas anstrengend: oftmals verhält sie sich unnötigerweise total kindisch und ihre Meinung gleicht einem Fähnchen im Wind. Ihr ist es super wichtig, einen Partner zu finden. Es kommt fast so rüber, als definiere sie sich darüber, was echt schade ist.
Dafür mochte ich aber die Auflösung sehr gerne, auch wenn mich das Buch an sich nicht komplett überzeugen konnte. Es war eine amüsante RomCom mit einer guten Grundidee, von der man allerdings nicht zu viel Tiefgang erwarten sollte.

Bewertung vom 23.04.2023
Dinge, die ich am Anfang meiner Karriere gerne gewusst hätte
Trunk, Mirijam

Dinge, die ich am Anfang meiner Karriere gerne gewusst hätte


ausgezeichnet

In diesem Buch schreibt die Autorin darüber, was man (vor allem als Frau) zu Beginn seiner Karriere wissen sollte. Sie beruft sich dabei auf eigene Erfahrungen und führt Interviews. Konkret geht es um die Wahrnehmung von Frauen im Berufsalltag, die Existenz von (in)formellen Netzwerken, sie klärt über bestimmte Phänomene auf und entkräftet typische, mit Vorurteilen behaftete Sätze, um ein paar Beispiele zu nennen.
Aktuell befinde ich mich in meinem letzten Uni-Jahr: das Buch kam also wie gerufen! Es ist voller Informationen und hat einen sehr lockeren und flüssigen Schreibstil, sodass das Lesen sehr angenehm war und ich mich zu keinerzeit von den Infos erschlagen gefühlt habe.
Ich konnte super viel lernen: warum haben es queere schwarze Frauen dreimal so schwer in der Berufswelt als Männer? Warum ist es für Frauen so schwer, in Führungspositionen zu gelangen? Wie baue ich mir ein gutes Netzwerk auf? Wie kann ich gegen Vorurteile und alte Traditionen vorgehen? Wie kann ich sensibel mit meiner Sprache im Berufsleben umgehen? Auf diese und noch viele mehr Fragen liefert die Autorin Antworten.
Persönlich sehr spannend fand ich, dass Frauen oftmals mit ganz anderen Adjektiven beschrieben werden bzw. gleiche Beschreibungen bei Männern und Frauen unterschiedlich interpretiert werden. Ein Phänomen, was man täglich zB. im Fernsehen mitbekommt, was mir so aber noch nicht in der Deutlichkeit klar war. Allgemein hat mir das Buch mehrfach die Augen geöffnet, mich staunen und wütend werden lassen.
Einen wertvollen Beitrag leisten ganz verschiedene weibliche Personen mit recht unterschiedlichen Biografien, die alle eine Gemeinsamkeit haben: sie haben sich in Unternehmen an die Spitze gearbeitet oder haben andere verantwortungsvolle Positionen. Sie alle berichten von ihren diversen Erfahrungen.
Es werden nicht nur Missstände aufgedeckt, sondern auch viele Tipps gegeben - was mir bei solchen Büchern wichtig ist.
Das Buch ist voll gepackt mit sehr wertvollen Informationen und meiner Meinung nach eine riesige Empfehlung vor allem für alle weiblichen Personen, die bald in die Arbeitswelt starten. Es sensibilisiert, informiert und rüttelt wach.

Bewertung vom 09.04.2023
Nur wir beide
Wilde, Jo

Nur wir beide


ausgezeichnet

Die Idee des Buches finde ich super gelungen: was, wenn dich nicht nur eine weltweite Pandemie an dein Haus fesselt, sondern auch noch an deinen Mann, von dem du dich gerade endgültig trennen willst?

Die Geschehnisse in der Gegenwart und die Vergangenheit wechseln sich ab. Aktuell erlebt man die ersten Tage des Lockdowns mit den beiden und zwischendurch haben die Rückblenden sowohl Einblicke in vergangene bessere Zeiten gezeigt, als auch die länger andauernden Probleme offenbart. Schon seit die Kinder aus dem Haus sind und damit ein großer Abschnitt des Lebens zu Ende ging, der mit vielen Aufgaben und großer Verantwortung verbunden war, haben sich Julie und Michael auseinandergelebt. Im Alltag ließ sich das ganz gut ignorieren: auch wenn es nicht optimal war und sich die Kommunikation schon länger auf das nötigste beschränkt hat, waren beide sehr in ihren Jobs eingespannt. Nun müssen sie gezwungenermaßen Zeit miteinander verbringen und gehen in Mini-Schritten aufeinander zu. Es gibt einige Rückschläge und Wortgefechte und zunächst war ich etwas genervt, dass sie sich nicht gemeinsam an einen Tisch setzen und den Elefanten im Raum ansprechen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass währenddessen die Pandemie begonnen hat, eine sehr neue, ungewisse und herausfordernde Zeit. Dieser Fakt in Kombination mit den Eheproblemen ist kein Zuckerschlecken und so konnte ich die beiden gut verstehen. Mit der Zeit gehen sie immer weiter aufeinander zu, das ist jedoch gar nicht so einfach, wenn man sich schon so weit voneinander entfernt hat. Sie geben sich aber wirklich Mühe, kommunizieren miteinander und öffnen sich, auch bezüglich Themen, die schon viele Jahre im Verborgenen geschlummert haben. Ein Buch mit einer tollen Idee und einer gelungenen Umsetzung, das an eine verrückte Zeit erinnert und daran, wie wichtig offene Kommunikation und ein gesunder Umgang mit Problemen ist sowie das dauerhafte Arbeiten an einer Beziehung.

Bewertung vom 05.04.2023
Morgen werden wir uns finden
Kirschner, Marina

Morgen werden wir uns finden


ausgezeichnet

Dieses Buch erzählt die Geschichte von David und Valerie: in der Kindheit haben sie gegenüber gewohnt und waren stets interessiert am Leben des anderen, an dem sie aber nicht teilgenommen haben. Ein Umzug von Valerie trennt die beiden zwar räumlich, doch tief im Inneren wissen sie: da ist jemand, der mich fasziniert. Bloß haben sie keinen namentlichen oder konkret äußerlichen Anhaltspunkt um den jeweils anderen aufzufinden. Immer wieder begegnen die beiden sich, flüchtig. Das Leben schreitet voran, Beziehungen kommen und gehen, aber werden die zwei sich endgültig finden?

Mit diesem Buch habe ich das erste Jahreshighlight beendet und ich denke das sagt schon alles. Nach dem ich letztes Jahr von der Autorin das Buch „Zusammen sind wir wundervoll“ gelesen habe, habe ich gemerkt, dass ihr Bücher etwas ganz besonderes sind und so war es auch hier.
Marina Kirschner hat einen Schreibstil, der zum eher gemütlichen Lesen anregt. Ich bin nicht durch die Seiten geflogen, sondern habe viel eher jedes Detail aufgesogen, dass in und zwischen den Zeilen stand.
Es war mein erstes Buch, das eine Geschichte über einen so langen Zeitraum erzählt, nämlich von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Immer wieder erfährt man Bruchstücke bis hin zu längeren Geschichten aus dem jeweiligen Leben der vier Charaktere. Natürlich können in einem 450-Seiten Buch keine 30 Jahre ausführlich beschrieben werden, daher wird sich meist auf wichtige Erlebnisse fokussiert, dennoch erfährt man auch viel aus dem Alltag, von Wünschen und Sorgen. Die Zeitsprünge zwischen den Kapiteln waren geschickt umgesetzt.

Die beiden Hauptcharaktere sind Valerie und David, die sich zu finden versuchen, ohne es richtig zu wissen. Eine große Rolle spielen dabei noch Amanda, Valeries beste Freundin und Lenian, Davids bester Freund. Die beiden machen einen so großen Teil des Lebens aus, dass auch sie zu einem unverzichtbaren Teil der Geschichte werden und der Leser sie umfassend kennenlernt.

Man wird mit den Charakteren älter, ihre Ansichten, Wünsche und Ziele verändern sich und der Leser ist eingeladen, sie auf ihrer Reise zu begleiten.
In einem so langen Zeitraum spielen die unterschiedlichsten Themen eine Rolle: manche eine kleine, andere eine größere. Besonders hervorheben möchte ich dabei die Thematik einer Pflegefamilie, den Wunsch nach einer Familie und eines Partners/ einer Partnerin und die Konfrontation mit Rassismus und Krankheiten. Das Buch ist einfach so echt und realistisch. Es zeigt alle Fassaden bzw Aspekte des Lebens, nichts wird beschönigt aber auch nichts unnötig schlecht geredet.
Man weiß nie, was als Nächstes kommt. Erst leben sie eine behütetet Kindheit, doch dann im Erwachsenenalter stellen sich viele Herausforderungen, die sie als Teams meistern.
Vielleicht - wer weiß das schon?- finden sich Valerie und David am Ende. Doch bis dahin lebt das Buch von einer ganz wunderbaren Reise durch das Leben einiger Menschen. Ein absolutes Meisterwerk!

Bewertung vom 23.03.2023
Muschelträume / Küstenliebe Bd.1
Lassen, Svenja

Muschelträume / Küstenliebe Bd.1


ausgezeichnet

Nora hat ihre Koffer gepackt, denn es geht nach München: dort lebt ihr Freund schon länger, und nun zieht sie hinterher. Sie hat Resturlaub von ihrem bisherigen Job und freut sich schon, sich in der Stadt einzuleben einzuleben und wieder mit ihrem Freund zusammen zu sein. Doch dieser freut sich scheinbar nicht so sehr darauf, denn er fordert kurzerhand per Brief eine Beziehungspause. Nora ist mehr als wütend und schockiert. Wo soll sie jetzt hin? Nachdem sie die ganzen Umzugskartons eingelagert hat, beschließt sie, wandern zu gehen und etwas für sich zu tun. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man wandern nicht gewohnt ist - daher bricht sie die Route ab und besucht stattdessen eine langjährige Freundin am Meer. Dort gibt es neben schönen Ausflügen und Meeresrauschen zur Entspannung natürlich auch gut aussehende Männer - aber eigentlich ist sie ja noch mit ihrem Freund zusammen und sie machen nur eine Pause, oder?

Was ein absoluter Wohlfühlroman! Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und wollte gar nicht, dass der Roman endet. Obwohl Nora zu Beginn der Geschichte sehr verletzt ist, geht es danach bergauf und die Trennung bringt sehr viel gutes: Zeit am Meer, Zeit mit ihrer Freundin und ganz viel Zeit für sie alleine zum reflektieren. Nach der Trennung muss Nora zurück zu sich selbst finden, dabei bekommt sie Unterstützung von ihrer Freundin und nimmt ihr Glück selbst in die Hand. Es war toll, sie auf diesem Weg zu begleiten. Oftmals ist sie geprägt von Selbstzweifeln, doch der Wille, wieder glücklich zu sein, überwiegt.
Die Charaktere hatten allesamt ihre Stolpersteine, mit denen sie zu kämpfen haben, aber dennoch dreht sich der Großteil der Geschichte darum, weiterzumachen und den eigenen Weg zu finden. Es war eine bunte Mischung aus den verschiedensten Personen, die allesamt liebenswert waren und ihre Eigenarten hatten.

Ein super süßes Buch zum abschalten mit ganz viel entspannter Meer-Atmosphäre, ohne dass es langweilig wird.

Bewertung vom 08.03.2023
Give a Fck
Altzschner, Catrin

Give a Fck


ausgezeichnet

In diesem Buch versucht die Autorin Catrin Altzschner ein möglichst komplexes Bild von Sexarbeit zu erstellen: wie sie geschichtlich entstanden ist, wer sie in Anspruch nimmt, wer sie anbietet, aber auch warum sie so stigmatisiert ist.

Mit dem Thema Sexarbeit hatte ich mich in der Tiefe noch nie wirklich beschäftigt: ich wusste, dass es sie gibt, wo es sie gibt und zugegebenermaßen hatte ich ein recht vorurteilsbehaftetes Bild von Sexarbeiter*innen in meinem Kopf. Um diese Vorurteile aus dem Weg zu räumen und mir Wissen anzueignen über ein Thema, was oft am Rande der Gesellschaft verortet ist, kam dieses Buch wie gerufen.

Es sind viele diverse Personen, die eine Verbindung zur Sexarbeit haben, mit kontroversen Ansichten zu Wort gekommen und verschiedenste Aspekte wurden beleuchtet. Teilweise hätte ich diese Punkte gar nicht mit Sexarbeit in Verbindung gebracht, daher waren die Impulse der Autorin umso wertvoller. Unter anderem geht es um Menschenhandel, die Geschichte der weiblichen Lust, die aktuelle Gesetzeslage und ein Blick in andere Länder.
Besonders gefallen hat mir, wie reflektiert die Autorin war, indem sie immer wieder ihre eigenen Denkmuster und Annahmen kritisch hinterfragt hat. Viele Aussagen sind gesellschaftskritisch und geben dadurch Denkanstöße. Somit konnte ich nicht nur einige meiner persönlichen Vorurteile aus dem Weg räumen und mir Wissen aneignen, bspw. über das Nordische Modell, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte, sondern habe auch noch einzigartige Einblicke in das Leben von Sexarbeiter*innen durch die Interviews bekommen.

Eine große Empfehlung für alle, die sich tiefer mit einem Thema beschäftigen wollen, dass oft nur mit Vorurteilen abgestempelt wird und sehr stigmatisiert ist.

Bewertung vom 03.03.2023
Du bist mein Lieblingsgefühl
Groh, Kyra

Du bist mein Lieblingsgefühl


gut

Nela ist 30, liebt ihren eigenen Plattenladen und hat mit Beziehungen nichts am Hut. Max hingegen ist hoffnungsloser Romantiker und wünscht sich nichts sehnlicher als die Frau fürs Leben, mit der er eine Familie gründen kann. Die beiden treffen im denkbar ungünstigsten Moment aufeinander, nämlich in einem Brautladen und gehen daher davon aus, dass der andere bald heiratet. Doof nur, dass sie sich total voneinander angezogen fühlen und die Firma von Max über Nelas Plattenladen zieht, sodass sie sich bald täglich sehen..

Kyra Grohs Humor ist wirklich grandios und hat das Buch einzigartig gemacht. Die Idee der Geschichte hat mir total gut gefallen! Das Grundkonzept mochte ich gerne: beide denken, dass der andere heiratet obwohl das nicht der Fall ist. Somit können sie sich natürlich nicht kennenlernen, obwohl es sofort gefunkt hat. Beide waren so aufgeregt in der Gegenwart des anderen, dass sie kaum einen geraden Satz rausgebracht haben. Zwar sind sie so interessiert, trauen sich aber nicht zu fragen, ob der andere wirklich bald heiratet. Das stand für mich im Widerspruch.

Bis das Missverständnis aufgeklärt wurde hat es recht lang gedauert, zumal sich die Handlung im Kreis gedreht hat. Max und Nela waren für ihr Alter vor allem zu Beginn ziemlich unbeholfen, was wohl an der Anziehung liegt. Viele Konflikte bzw Missverständnisse wären mit entsprechenden Gesprächen aber nie entstanden, was ich zuerst noch verziehen habe, mich auf Dauer aber doch etwas gestört hat.
Vor allem zum Ende des Buches hin wurden beide offener und die Kommunikation dadurch erheblich besser, was die Sache viel einfacher gemacht hat.
Die Berufe der beiden, also Nela als Plattenladenbesitzerin und Max als ITler haben charakterlich 1a gepasst.
Die Nebencharaktere, vor allem Nelas Freundesgruppe waren pur und echt. Komplett aus dem Leben gegriffen und ein Querschnitt von dem, wo man in seinen 30ern so stehen kann. Die Treffen und Unterhaltungen waren so lustig und realistisch, so etwas habe ich lange nicht gelesen.

Zusammenfassend ein sehr humorvolles Buch mit der nötigen Tiefe, dass sich aber aufgrund von Fehlkommunikation teils ein bisschen gezogen hat.

Bewertung vom 01.03.2023
The Man I Never Met - Kann man lieben, ohne sich zu kennen? (eBook, ePUB)
Cook, Elle

The Man I Never Met - Kann man lieben, ohne sich zu kennen? (eBook, ePUB)


sehr gut

Vor einigen Jahren hab ich einen Briefroman (Gut gegen Nordwind gelesen), der mir total gut gefallen hat. Daher habe ich mich schon lange auf dieses Buch gefreut, da es ähnliche Vibes versprochen hat.

Aber worum geht es?
Durch einen Zahlendreher in einer Telefonnummer lernt Davey Hannah kennen. Anstatt es bei dem einen zufälligen Telefonat zu belassen, sind beide neugierig und beginnen, sich regelmäßig zu schreiben und zu telefonieren. Langsam aber sicher fühlen sie sich auch zueinander angezogen - da kommt es gerade passend, dass Davey beruflich in Hannahs Nähe zieht, nämlich aus Amerika nach London. Leider verläuft nicht alles so reibungslos und das Leben kommt dazwischen…

Hannah mit ihrem kunterbunten Leben und ihren Bekanntschaften war mir direkt sympathisch, ihr Leben in London ist aufregend und abwechslungsreich, aber teilweise doch etwas einsam - da kam Davey zur rechten Zeit in ihr Leben.
Die Chemie zwischen Davey und Hannah hat einfach gestimmt und ich habe die Anziehung förmlich gespürt. Ich mochte ihre offene Kommunikation über Kontinente hinweg, ihre abendlichen Gespräche und wie sie ihren Alltag geteilt haben. Ein zunächst lockerer Smalltalk, der zu mehr führt, aber dennoch nicht einengt und jedem den nötigen Raum gibt. Die Zeitverschiebung hat ihr übriges getan und manche Dinge erschwert, doch die beiden haben immer einen Weg gefunden.

Ich mochte das Buch sehr und hätte gerne erfahren, ob und wie die beiden sich sehen und zueinander finden, allerdings musste ich es leider nach guten 100 Seiten weglegen, da es ein Thema behandelt, was für mich persönlich sehr belastend ist. Das Buch hat keine Triggerwarnung, vor dem Kauf lohnt sich also definitiv ein Blick ins Nachwort - dieses spoilert zwar natürlich, aber so kann man entscheiden, ob man diesem Thema gewachsen ist. Dazu möchte ich gerne noch sagen, dass es definitiv ein wichtiges Thema ist, über das gesprochen werden muss. Da ich aber leider einen familiären Hintergrund dazu habe und mich das Thema sehr bedrückt, habe ich das Buch abgebrochen. Alles, was ich bis dahin gelesen hatte, mochte ich aber sehr!

Bewertung vom 17.02.2023
Wie Papierschiffchen im Fluss
Stumpp, Julia

Wie Papierschiffchen im Fluss


ausgezeichnet

Janna hat quasi alles, was man sich wünscht: mit ihrem Ehemann Simon und ihren zwei Kindern wohnt sie in einer großen Villa und führt mit ihrem Mann außerdem ein erfolgreiches Unternehmen. Doch schon seit längerer Zeit kriselt es zwischen Simon und ihr und der Alltag fühlt sich nicht mehr so locker leicht an, wie er einmal war. Als Simon in Eigenregie einen Lichtinstallatuer für das gemeinsame Unternehmen anheuert, stellt sich dieser als Jugendliebe von Janna heraus und das Chaos ist perfekt.


Die Geschichte beginnt damit, den Kontrast der beiden Männer aufzuzeigen: mit Maris hat Janna ihre Jugend verbracht und dachte, es sei die große Liebe für immer. Doch dann ist er weggegangen und hat aus einem ihr nicht bekannten Grund die Beziehung beendet, weshalb sie nie damit abschließen konnte. Mit Maris scheint Jannas Leben leicht und voller Abenteuer, doch es birgt auch Sorgen, wie sie schmerzlich lernen muss.
Simon hingegen repräsentiert Sicherheit: ein vom Vater geerbtes Unternehmen mit einigen Mitarbeitern, das gut läuft. Ein großes, schickes Haus und zwei Kinder. Auch wenn Janna mit ihm glücklich war, war es dennoch nicht die feurige Liebe wie mit Maris, es war eben anders. Im Alltagstrott ist ihre Zuneigung zueinander immer mehr verloren gegangen.
Durch den Einblick in Jannas Gedanken habe ich mich sehr mit ihr verbunden gefühlt und konnte eine große Sympathie aufbauen. Sie hat vielleicht nicht immer moralisch richtig gehandelt (was vermutlich aber keiner macht), doch die Zweifel und Gewissensbisse waren dafür umso stärker. Ich habe ihre Ehrlichkeit total geschätzt, auch wenn sie die aufgrund ihrer Arbeitskonstellation nicht immer mit ihren Mitmenschen teilen konnte.
Das Buch erinnert daran, jeden Moment zu nutzen, denn keiner weiß, was kommt. Seine Träume sollte man Leben, Wünsche verwirklichen und um geliebte Menschen kämpfen. Es ist keine Schande, wenn sich Vorstellungen ändern und man neue Wege gehen muss, um glücklich zu sein.
Ein ganz ehrlicher, gefühlvoller und tiefgreifender Roman über das Wiedertreffen der Protagonistin mit ihrer Jugendliebe, die sie in einen Zwiespalt zwischen ihre Familie und ihre Gefühlen bringt.