Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
JED
Wohnort: 
Berlin
Über mich: 
Wenn Ihr Lust habt, besucht doch mal meinen Bücherblog: http://schmoekerstube.blogspot.com/ Hier findet Ihr noch mehr zum Thema BÜCHER sowie weitere Rezensionen von mir. Freue mich über Euren Besuch. :o)

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2011
Kein Vampir für eine Nacht / Dark One Bd.3
MacAlister, Katie

Kein Vampir für eine Nacht / Dark One Bd.3


weniger gut

Grundsätzlich hängt die Bewertung von einem Buch sicher auch von der Erwartungshaltung ab, mit der man an dieses herangeht. Und ich bin an dieses Buch offenbar mit völlig falschen Erwartungen herangegangen, nachdem ich wirklich großartige Dark-Fantasy-Bücher in er Hand hatte, wie die Rachel-Morgan-Serie von Kim Harrison, die Serie um Cat und Bones von Jeanie Frost und die um die Vampire von Lara Adrian.

Denn der Inhalt hörte sich erstmal gut an:
Die wenig erfolgreiche Geisterbeschwörerin Allie begibt sich ins spukige England, um endlich Erfolge vorweisen zu können. Dort angekommen träumt sie von einem blutübertrömten Mann, der sie um ihre Hilfe bittet. Am nächsten Tag findet sie ebendiesen im Keller eines Spukhauses. Doch in Wirklichkeit will er ihre Hilfe gar nicht.
Tatsächlich überschlugen sich die Rezensenten hier fast vor Höchstbewertungen. Aber offenbar darf man sich darauf nicht immer verlassen. Oder ich habe einfach einen komischen Geschmack.

Meine Meinung:

Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Das einzige Gefühl, was dieses Buch in mir hervorgerufen hat, ist, dass ich mich wahnsinnig darüber aufgeregt habe. Und ich ständig zwischen in die Ecke pfeffern (dafür hätte es dann nur 0 bis 1 Punkt gegeben) oder weiterlesen schwankte.
Fakt ist, dass dies ein Buch ist, was ich lesen konnte, selbst wenn mir schon total die Augen zufielen - also ohne jeglichen Anspruch. (Nicht-Vampir-Bücher-Leser mögen mir verzeihen, aber es gibt durchaus Vampir-Bücher mit Anspruch - siehe oben).

Die Figuren sind einfach nur flach und eindimensional. Leute, die man eben kennen lernt, sind gleich die besten Freunde. Die Dialoge zwischen Liebenden (natürlich passierte die Anziehung zwischen beiden auch hier innerhalb von Sekunden), laufen grundsätzlich so ab: "Du bist das Licht, Du bist meine Rettung".... oder "Ich will, dass unsere Herzen im gleichen Takt schlagen, und wir dieselbe Luft atmen" (ich dachte, das tut man ohnehin)....oder "Es gibt nichts an Deinem Körper, das ich nicht verehren und anbeten werde, wie es Dir gebührt.".... usw.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich für so einen Quatsch offenbar echt schon zu alt bin, diese "Anbetungsdialoge" verstoßen in ihrer Wortwahl schon langsam gegen das 1. Gebot.

Auch die ganze Story ist voller Lächerlichkeiten und Ungereimtheiten. So steht Allie einer anderen Beschwörerin gegenüber und lügt diese an. Auch diese Frau lügt Allie an und Allie bemerkt als inneren Dialog, dass man das als Beschwörer zum Glück sofort merkt, da man das Gefühl für Schwankungen in der Atmosphäre hätte. Aha...aber müsste die andere dann ihre Lüge nicht auch bemerken?
Dann betont sie in einem Abschnitt, dass sie keinerlei Erfahrungen mit Dämonen hätte, da sie nur mit Geistern arbeitet. Ein paar Seiten später bannt sie problemlos einen Dämon im Keller, später beschwört sie sogar selbst einen

usw...

Trotzdem gebe ich noch 2 Punkte,weil das Buch stellenweise auch komische Momente hat. So umgibt sich Allie mit lauter Geistern, die sie in England beschwört hat und die zu den unpassendsten Momenten auftauchen oder gern "Buffy" schauen (was etwas bedenklich ist, wenn man einen echten Vampir im Haus hat) oder sich an Wrestling-Shows orientieren und daraufhin in entsprechenden Anzügen rumlaufen und sich die Zunge piercen - die daraufhin verschwindet. Leider sind diese komischen Momente aber rar gesät.

FAZIT:

Wenn man keine hohen Ansprüche hat, mag das Buch ja ganz nett sein, ich würde es aber nicht wirklich weiter empfehlen.

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.06.2011
Schlangenhaus
Bolton, Sharon J.

Schlangenhaus


ausgezeichnet

Auf Schlangenhaus bin ich - man soll es ja nicht glauben - über ein Lesezeichen gekommen, was im Buchhandel lag. Darauf war der Inhalt beschrieben und der hat mich so fasziniert, dass ich mir das Buch gleich bestellt habe.

KURZINHALT:

Die Tierärztin Clara wird zu Hilfe gerufen, als im Bett eines Babys eine Schlange entdeckt wird. Doch dies bleibt nicht das einzige Tier. Überall im Dorf tauchen Schlangen auf und bringen den Tod. Clara lässt das Rätsel keine Ruhe, spätestens als sie einer der giftigsten Schlangen der Welt gegenübersteht, die in England eigentlich nichts verloren hat.

MEINE MEINUNG:

Schon allein die Vorstellung einer Schlangenplage lässt einem Gänsehaut über den Rücken laufen. Es ist die alte Feindschaft Mensch-Schlange, die hier beschworen wird. Ausgelöst durch ein Tier, das sich seltsam kriechend über den Boden bewegt und auch für uns Menschen tödlich sein kann. Dazu kommt die Frage nach dem WIE. Das hat mich zuallererst nach dem Buch greifen lassen.

Zudem faszinieren mich Thriller von jeher, die in einer dörflichen Atmosphäre spielen, welche oft eine ganz eigene Dynamik haben. Abgeschlossene kleine Ortschaften, in denen jeder jeden kennt, alte und neue Geschichten kursieren, Gerüchte, gegen die man sich oft nicht wehren kann. Schon gruselig genug. Was zu einem Hexenkessel werden kann. So auch hier. Clara kommt einem Geheimnis aus der Vergangenheit des Dorfes auf die Spur, das mit dem menschlichen Verstand kaum zu fassen ist. Und sieht sich selbst dabei immer mehr bedroht, denn sie hat sich bewusst für die Abgeschiedenheit entschieden, da sie selbst ein Mensch mit einem Geheimnis ist. Wie dieses Geheimnis parallel zu dem der Schlangen aufgedeckt wird, ist ein großartiger Kniff der Autorin.

FAZIT:

Großartig!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.06.2011
Die Pelzhändlerin
Thorn, Ines

Die Pelzhändlerin


gut

BEZIEHE MICH AUF DAS HÖRBUCH

"Die Pelzhändlerin" von Ines Thorn ist mir eher zufällig in die Hände gefallen, aber die Grundidee gefiel mir:

KURZINHALT:
Arme Wäscherin schlüpft in die Haut einer Kaufmannstochter (die mehr oder weniger unbemerkt im Kloster verstorben ist) und beginnt auf die Art im mittelalterlichen Frankfurt ein völlig neues Leben, schon weil sie damit komplett ihren Stand wechselt. Das versprach einige Verwicklungen und interessante Momente.

MEINE MEINUNG:
Tatsächlich lief das Ganze für mich viel zu glatt ab. Wenn man bedenkt, dass eine Wäscherin, die zudem ihr junges Leben bis dahin außerhalb der Stadt in einem Siechenhaus verbracht hat, im Prinzip über keine Bildung verfügen würde, ist es kaum ein Leichtes, einfach in die Haut einer Bürgerstochter zu schlüpfen, die zudem im Kloster erzogen wurde.

Luisa, die nun Sybilla heißt, bewältigt aber nicht nur das, sondern steigt mit ihren Ideen zur reichsten Pelzhändlerin Frankfurts auf. Schon für eine Frau, die in diesen Stand hineingeboren worden ist, sicher ein Unding zu der damaligen Zeit.

Dass sie das in einer "fremden Haut" tut, spielt eigentlich nur noch am Rande eine Rolle. Tatsächlich trifft sie sich mit den Großen der Stadt und später des Landes, als hätte sie nie etwas anderes getan. Alles geht ihr problemlos von der Hand.

Ihre Mutter, die ihr all dies ermöglicht hat, um ihr ihr eigenes hartes Leben als ewige Magd zu ersparen, taucht auch nur noch am Rande auf und stirbt auch bald den Pesttod.

Es bleibt auch bis zum Schluss offen (ACHTUNG, SPOILER!), ob Luisa letztlich nun erkannt worden ist oder nicht - denn eine weitere Magd aus dem Pesthaus taucht Jahre später in der Stadt auf. Der Faden wird aber irgendwie nicht zu Ende gesponnen. Schade.

FAZIT:
Alles im allem sehr glatt, z.T. auch sehr vorhersehbar. Der Plot an sich wurde verschenkt.

Dennoch fand ich das Hörbuch nicht uninteressant, da es einen guten Einblick in die Zünfte der damaligen Zeit gewährt, in alle die Überlegungen und Erfordernisse, die das Überleben erst möglich machten.

Andrea Trieß liest recht gut, nur ihre "Schreiattacken" sind mir manchmal echt auf die Nerven gegangen, vielleicht gerade weil ich das Hörbuch auf meinem MP3-Player angehört habe und sie mir regelrecht ins Ohr kreischte. Eines der häufigsten Wörter in diesem Buch scheint "Nein!" zu sein. Insofern kein Hörbuch zum Einschlafen :o)))

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.06.2011
Totenreich / Die Verbrechen von Frankfurt Bd.3
Thorn, Ines

Totenreich / Die Verbrechen von Frankfurt Bd.3


sehr gut

Kurzinhalt:

Pater Nau ist verzweifelt: drei Mal kommt ein seltsamer Mann zu seiner abendlichen Beichte, der jedes Mal aus der Bibel zitiert und dann verschwindet.
Doch lässt er auch jedes Mal etwas zurück: den blutigen Skalp einer Frau, welche Pater Nau in der ersten Panik erstmal in der Krippe des Jesuskindes verschwinden lässt.
Schnell kommt heraus: es sind schwangere Frauen, die im Frankfurt des Jahres 1533 verschwinden und zu denen offenbar das Haar gehört.
Pater Nau gerät in das Visier der Ermittler.
Als eine weibliche Leiche mit aufgeschnittenem Unterleib gefunden wird, bekommt die Schwester von Pater Nau, Gustelis, Angst um ihre schwangere Tochter Hella und beide Frauen beginnen auf eigene Faust zu ermitteln.


Meine Meinung:

Bei diesem Buch handelt es sich bereits um den 3. Band aus der Reihe Die Verbrechen von Frankfurt", die man aber durchaus unabhängig voneinander lesen kann.
Figuren wie Pater Nau, Gustelies und Hella, die in allen Bänden immer wieder auftauchen, haben soviel Eigenleben, dass es nicht schwer fällt, sich in diese hineinzufinden, auch wenn man ihnen zum ersten Mal literarisch begegnet.
Tatsächlich habe ich selten in einem historischen Buch solch selbstbewusste Menschen angetroffen, die ihr Leben mit soviel Humor und auch Eigensinn meistern und damit - ob absichtlich oder nicht - dem Leser doch sehr gegenwärtig werden, da einem einige Dinge doch bis heute sehr bekannt vorkommen.

Dies ist auch dem herrlichen Humor und der oft doppeldeutigen Schreibweise von Ines Thorn geschuldet:
Bereits auf der ersten Seite muss sich Pater Nau leicht genervt die Sünden der alten (!) Mutter Dollhaus (Nomes est omen) anhören, die schon wieder (!) unzüchtige Gedanken hatte, als der Schlachter ein Schaf auseinander nahm.

Überhaupt haben die Frauen in diesem Buch einen sehr eigenen Stellwert, wenn auch anders als man dies aus den derzeit den Markt überflutenden historischen Romanen kennt (Marke: eine schwache Frau behauptet sich in der Männerwelt).
Bei Ines Thorn haben die Frauen durchaus den ihnen im spätmittelalterlichen Frankfurt zugewiesenen Platz als z.B. Hausfrau und Mutter eingenommen, nutzen aber jede noch so kleine Lücke, die sich ihnen bietet, um ihr Leben ein wenig selbstbestimmter zu gestalten.
So werden selbst alte Frauen zu tüchtigen Detektivinnen, weil die Männer ja ohnehin zu nichts kommen. Während sie sich gleichzeitig über den 2. Platz beim alljährlichen Kuchenwettbewerb ärgern.
Dabei wirken solche kleinen Ausflüge in die Emanzipation niemals aufgesetzt oder unglaubwürdig, sondern sind jedes Mal mit genügend Augenzwinkern gekennzeichnet, so dass der Leser nicht umhin kommt, sich zu fragen: Hatten wir möglicherweise tatsächlich solche Vorfahren?

Dennoch gibt es auch einig befremdliche Momente in dem Buch, welche doch wieder den Abstand zwischen den Jahrhunderten eindeutig betonen. Das titelgebende Totenreich" scheint zur damaligen Zeit doch weniger Respekt einzuflößen als dies heute der Fall ist.
Da wird mit den Toten dann allerhand Unbill getrieben, weil der Aberglaube vorherrscht, dass dieses oder jenes Teil eines Verstorbenen noch allerhand Kräfte für die Lebenden besitzt.
Zum Teil wird dies von Ines Thorn mehr als anschaulich beschrieben, was für zart besaitete Gemüter möglicherweise dann nicht der richtige Lesestoff ist.


Fazit:
Amüsanter Ausflug in spätmittelalterliche Frankfurt - sofern man den Ekelfaktor aushält.

Bewertung vom 05.06.2011
Engelsnacht / Fallen Bd.1
Kate, Lauren

Engelsnacht / Fallen Bd.1


gut

Kurzinhalt:
Eines vorweg: Wer etwas über den Inhalt des Buches erfahren möchte, sollte auf keinen Fall die Beschreibung auf der Rückseite lesen. Da steht nämlich mehr, als man wissen sollte, wenn man das Buch wirklich noch mit Neugierde und Spannung lesen möchte.
Die 17jährige Luce kommt in eine Art Besserungsanstalt, eine Schule für Jugendliche, die mit Kameras überwacht wird und in der man alles abgeben muss, was einen irgendwie mit der Außenwelt verbinden könnte.
Was sie getan hat oder besser wie, weiß sie selbst noch nicht genau. Das einzige, was sie weiß, ist, dass ihr Freund nun tot ist und sie irgendetwas damit zu tun hat.

Seltsame Schatten verfolgen sie, die außer ihr niemand zu sehen scheint. Luce fürchtet, dass bald wieder ein Unglück passieren wird. Doch wem kann sie sich in ihrer neuen Umgebung anvertrauen? Der überdrehten Arriane? Der gewalttätigen Molly? Oder doch Daniel, den sie sehr anziehend findet, obwohl er sich ihr gegenüber mehr als abweisend verhält.

Meine Meinung:
Die Schulumgebung wirkte schon in Büchern wie Harry Potter" oder bei Bella und Edward aus der Biss-Reihe", jedoch erscheint sie hier eher beklemmend. In diese Schule gehen die Schüler nicht freiwillig, sie sind hier, weil sie etwas in ihrem Leben getan haben, was sie nun von der Gesellschaft ausschließt, aber die wenigsten reden darüber, was genau das war.

Der Einstieg in diese Umgebung gelingt der Autorin sehr gut, viele Schüler wirken zwielichtig und durchsichtig, Sympathie spielt weniger eine Rolle als das nackte Überleben.
Visuell untermauert wird diese Umgebung durch ein ziemlich skurriles Umfeld, beherrscht doch ein Friedhof das Schulgelände, genauso wie eine zur Turnhalle umgebaute Kirche.
Insofern ist auch das Auftauchen von Arriane an der Seite von Luce zunächst mit gemischten Gefühlen verbunden und ihr gegenüber anderen Schülern geäußerter Satz: Sie gehört mir!" klingt schon wie eine Drohung.

Leider kann die Autorin diese Atmosphäre nicht aufrechterhalten und das Buch verkommt zu einem Schulroman mit fast schon langweiligem Alltag, bei dem selbst die Schwerenöter" keine ecken und Kanten mehr haben.
Schade, denn hier wurde ein wirklich interessanter Plot verschenkt.

Seitenweise wird über verschiedene Unterrichtsfächer oder Strafarbeiten berichtet, aber nichts davon hat wirklich einen Bezug zum Fortgang der Handlung. Mehr und mehr gewinnt man als Leser den Eindruck, Lauren Kate hätte zwar die Rahmenhandlung beim Schreiben im Kopf gehabt, wusste aber die Mitte nicht zu füllen.
So verschwindet Arriane dann auch wieder über mehrere Kapitel im Buch, ohne das klar ist, wohin. Andere Schüler treten in den Mittelpunkt des Geschehens: der charmante Cam und der abweisende Daniel, die beide immer mehr die Gedankenwelt von Luce beherrschen.

Aber selbst diese wird immer flacher, einschließlich der Dialoge, die sich zum Teil in Ein-Wort-Sätzen erschöpfen. Die Charaktere erhalten keinerlei Tiefe und so ist deren Anziehung füreinander nur schwer nachzuvollziehen. Selbst Luce bleibt einfach nur flach.
Immer mal wieder tauchen die Schatten" auf, die aber auch für den Leser regelrecht im Schatten" bleiben, denn man erhält keinerlei Anhaltspunkte über das Warum, so dass man sie irgendwann einfach nur als gegeben hinnimmt und weiterhin darauf wartet, das irgendwas passiert.

Das fulminante Ende kommt dann auch zum Schluss, nach über 300 Seiten, nur um festzustellen, dass dieser offenbar schon wieder ein Anfang für Band 2 ist. Wirklich zufrieden bleibt man da nach dem Lesen nicht zurück.


Fazit:
Das wunderschön gestaltete Cover habe ich mir immer wieder gern angesehen, leider hält der Inhalt nicht, was es verspricht.
Und ja, es handelt sich hierbei um einen Engelroman, aber schillernde Wesen auf einer Wiese, die jungen Mädchen den Atem rauben, kennt man auch schon aus der Biss-Reihe".

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2011
Die Reliquie
Volkers, Mara

Die Reliquie


ausgezeichnet

Kurzinhalt:
Die zehnjährige Bärbel lebt als Tochter eines freien Bauern in einem kleinen mittelalterlichen Dorf des dreizehnten Jahrhunderts.
Dieses wird von dem grausamen Burggrafen Walther von Eisenstein beherrscht, dem niemand etwas entgegen zu setzen hat. Denn er ist der Erbe einer geheimnisvollen Reliquie, die seine gesamte Familie seit mehreren Generationen schützt. Das nutzt er reichlich aus.
So muss auch die Familie von Bärbel hilflos mit ansehen, wie der Graf die älteste Tochter Elisabeth entführt, den Vater zum Hörigen macht und die Mutter von seinen Männern vergewaltigen lässt.

Bärbel scheint seitdem den Verstand verloren zu haben. Doch niemand ahnt, dass sie sich damit nur vor den Grausamkeiten ihrer Umwelt schützt. Und dass sie zudem den Schlüssel zum Sturz des Grafen in sich trägt.


Meine Meinung:
Ist dieses Buch ein historischer Roman mit fantastischen Zügen? Oder ein Märchen, das in einer mittelalterlichen Umgebung spielt? Oder doch eher eine Heiligenlegende?

Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten und es scheint, als könnte auch die Autorin (hinter der sich übrigens das Autorenduo Iny Lorentz verbirgt) nicht immer entscheiden, worauf sie ihren Schwerpunkt legen soll.

Mal überwiegen die Berichte über das historische Umfeld, in der u.a. das Interregnum vor Kaiser Rudolf thematisiert wird, während dessen sich ein Großteil der Grafen mehr Macht einverleibte, als ihnen zustand.

Dann nimmt Mara Volkers den Leser wieder mit in Zauberwälder voller Geister und Feen.

Und immer wieder steht die titelgebende Reliquie im Mittelpunkt, die einst aus dem Heiligen Land kam und um die sich nun offenbar Engel und Teufel streiten - manchmal vielleicht etwas zu pathetisch, was aber durchaus dem damaligen Glauben um die Schöpfung Gottes entspricht.

Bärbel selbst erinnert zudem an das Märchen von Aschenputtel, verdreckt, verlacht und doch eigentlich wunderschön. Zeitsprünge über mehrere Jahre verfolgen ihre Entwicklung bis sie 15 Jahre alt ist.
Ein Märchen für Erwachsene, in der auch die erotischen Obsessionen der mittelalterlichen Adligen eine Rolle spielen.
Dennoch handelt es sich um eine wunderbar einfallsreiche Geschichte, in die man sich gerade jetzt zur kälteren Jahreszeit gern entführen lässt.

Mögen die Figuren auch manchmal etwas zu archetypisch erscheinen, so erfüllen sie doch ihre Rolle in dieser von Volkers erschaffen Welt: Sei es der Zauberer aus dem Morgenland, der grausame Graf, die wunderschöne Bauerntochter, die eifersüchtige Gräfin, das kluge Kräuterweib oder der hilfsbereite Knecht. Sie alle füllen dieses Buch mit Leben und Abenteuern, die durchaus ihren Ursprung in der Glaubenswelt des Mittelalters haben.

Neben all den zauberhaften Dingen sollte man aber die Kernfrage des Buches nicht übersehen: Was macht es aus einem Menschen, der weiß, dass ihm eigentlich nichts Schlimmes passieren kann - unabhängig davon, wie er sich verhält?


Fazit:
Ein ins Mittelalter verlegtes Gothic-Aschenputtel, umgeben von ziemlich vielen brutalen Männern und nur wenigen wahren" Rittern.
Genau das Richtige für die dunkle Jahreszeit. Wer sich gern in eine mittelalterliche Fantasiewelt entführen lässt, ist hier genau richtig.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2011
Das Spiel des Puppenkönigs
Serno, Wolf

Das Spiel des Puppenkönigs


gut

Kurzinhalt:
1783: Der Bauchredner Julius Klingenthal, bereits bekannt aus einem vorhergehenden Buch von Wolf Serno, wird auf dem Weg nach Berlin sein gesamtes Geld abgenommen. Er kommt bei einem freundlichen Wirt unter, der ihm rät, sich mit seinem Problem direkt an Friedrich II. zu wenden. Dieser gibt ihm tatsächlich eine neue Barschaft, doch kaum verlässt Julius Schloss Sanssousi, stolpert er auch schon über einen Sterbenden mit seltsamen gelben Handschuhen. Und dieser soll auch nicht der letzte bleiben.

Meine Meinung:
Bei Wolf Serno habe ich oft Probleme mit der Beliebigkeit der Zeit. Das Buch könnten genausogut im Mittelalter oder auch in unserer Gegenwart spielen, die wirklich historische Atmosphäre kommt nicht auf, auch wenn der Bauchredner Klingenthal mit seinen "redenden" Puppen einen ganz eigenen Charme hat.

Daran ändert auch das Auftreten des Preußenkönigs Friedrichs nicht, den der Autor zwar wunderbar schrullig darstellt, der aber letztlich nur eine untergeordnete Rolle in der Erzählung spielt. Und ganz ehrlich: Hätte der wirklich einfach einen beraubten Bauredner empfangen und ihm Geld in die Hand gedrückt?

Der Schwerpunkt liegt auf dem Kriminalfall, der von vielen Zufällen und einer Kombinatorik bestimmt wird, die ich nicht immer nachvollziehen konnte.
Genauso wie Klingenthal mal wieder ganz zufällig seine große Liebe Alena in Potsdam wiedertrifft - Deutschland ist ja auch klein.

Fazit:
Hat mich so gar nicht überzeugt. Schade. Es gibt bessere Bücher von Serno, etwa Die Hitzkammer

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2011
Das Erbe der Königin
Gregory, Philippa

Das Erbe der Königin


ausgezeichnet

Das Buch setzt dort ein, wo andere längst aufgehört haben: Nach dem Tod der dritten Ehefrau Heinrich VIII., Jane Seymour.
Anna von Kleve, zweite Schwester eines deutschen Herzogs, lässt sich malen und hofft dabei, dass ihr Portrait dem König gefällt und er sie zu seiner nächsten Frau nimmt.
Doch das ist nicht die einzige Ich-Perspektive", die der Leser verfolgen kann. Gleichzeitig nimmt man teil an den Gedanken von Jane Boleyn, der Schwägerin Anne Boleyns sowie Katherine Howards, 13jährige Cousine von Anne Boleyn.

Drei Frauen, drei Sichtweisen, die abwechselnd die Vorgänge am Hofe Heinrich VIII. bis ins Jahr 1542 betrachten und dabei ein erschreckendes Gesamtbild von einem Herrscher formen, der immer mehr zum Tyrannen wird. Sein Hof lebt mehr und mehr Angst und letztlich bleibt niemandem ein anderer Ausweg als Flucht, Tod oder Verrat.
Oder wie Anna an einer Stelle sagt: "Es scheint, dass uns in allem, was den König angeht, nur der Part der schweigenden Zustimmung bleibt."

Meine Meinung:
Es ist als Verdienst Philippa Gregorys anzusehen, dass sie sich in diesem Buch mit den zwei (Ehe-)Frauen auseinandersetzt, über die bisher kaum etwas bekannt ist und nur wenig geschrieben wurde. Dieses Wenige hat die Autorin genutzt, um ein stimmiges und menschliches Portrait dieser Frauen und ihrer Beweggründe zu zeichnen, die sich nun an einem Hofe zu bewegen, an dem vorher schon drei Ehefrauen starben.

Tatsächlich setzt das Buch aber auch das Wissen um die Vorgänge vor 1539 voraus, sonst bleibt es schwer verständlich. Ein Zeitstrahl im Anhang wäre insofern zum besseren Verständnis nicht verkehrt gewesen.
Zum besseren Verständnis sei das Buch derselben Autorin, Die Schwester der Königin" empfohlen, das sich den drei vorhergehenden Frauen Heinrichs widmet: Katharina von Aragon, Anne Boleyn und Jane Seymour.
Auch ein Stammbaum der Howards und Boleyns hätte dem Buch gut getan, um einige Zusammenhänge von Anfang an zu verstehen. Schon das Auftauchen mehrerer Katherines" wirkt zunächst verwirrend. Der Hinweis von Philippa Gregory auf der letzten Seite, man könnte diesen auf ihrer Homepage runterladen, kam für mich zu spät. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir schon selbst einen ergoogelt.

Im englischen Original heißt das Buch The Boleyn Inherintance" - und das macht mehr als der deutsche Titel klar, um welches Erbe es sich hier eigentlich handelt.
Tatschlich symbolisieren die 3 Frauen, an deren Gedanken der Leser teilnehmen darf, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Königs. Während Anna von Kleve (Gegenwart) aus einer völlig anderen Welt in Deutschland kommt, sind Jane (Vergangenheit, da sie an den Vorgängen um Anne Boleyn bereits beteiligt war) und Katherine (Zukunft) dem Erbe Anne Boleyns verpflichtet und ihrer Familie, der Howards. Alles, was sie tun, tun sie letztlich, um ihre Familie und deren Ansehen voranzubringen.
Der König scheint in diesem Kontext nur wie ein Spielball an einem Hof, an dem andere die Fäden ziehen.

Aber je länger man das Buch liest, umso mehr stellt sich die Frage, ob diese Fäden tatsächlich nur Puppen gehörten. Denn nichts anderes scheinen die Menschen am Hofe für Heinrich zu sein: Figuren, die er immer wieder neu aufstellt, wenn es ihm beliebt.
Letztlich bleiben diese drei unterschiedlichen Frauen mit allen ihren Wünschen und Träumen Figuren in einem größeren Machtgefüge, auf deren Vorgänge sie nur bedingt Einfluss haben - auch wenn sie lange etwas anderes glauben.
Das macht das Buch so beklemmend. Der interessante Perspektivwechsel auf die verschiedenen Überlegungen und Motivationen von Anna, Jane und Katherine treiben das Buch voran auf einen nicht abwendbaren Höhepunkt zu, an dem einer buchstäblich das letzte Wort haben wird.
Leider kommt es auch immer wieder zu einigen gedanklichen Wiederholungen, was sicher menschlich ist, aber beim Lesen eher störend wirkte.

Fazit:
Dieses Buch füllt eine Lücke in der Literatur um Heinrich VIII. Bewegendes Bild 3er unterschiedl.Frauen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2011
Die Rache des Kreuzfahrers
Patterson, James; Gross, Andrew

Die Rache des Kreuzfahrers


weniger gut

Kurzinhalt:
Hugo de Luc ist Gastwirt in einem kleinen französischen Dorf, das unter der grausamen Herrschaft Herzog Baudouins steht.
Hugo schließt sich den Kreuzfahrern an, um seiner Frau eines Tages eines besseres Leben bieten zu können. Als er in sein Dorf zurückkehrt, ist nichts mehr, wie es war und Hugo beschließt Rache.


Meine Meinung:
Soetwas hatte ich auch nicht: Ein Buch, was aus einem zunächst sehr postivem Eindruck völlig ins Gegenteil kippt.

Erst war ich sehr überrascht: Von der Darstellung der Grausamkeiten, die man als Lehnsmann zu erdulden hatte, von den Entbehrungen der Kreuzfahrt, die sehr plastisch gezeigt werden, wie auch von der Menschlichkeit der "Gegenseite" im Heiligen Land, die in anderen Büchern oft zu kurz kommt.

Auch wenn es mich doch etwas gewundert hat, dass Hugo seine Frau in einem Dorf zurücklässt, in dem ein solch grausamer Herzog das Regiment führt. Insofern war jedem - außer offenbar Hugo - klar, was er bei seiner Rückkehr vorfinden würde.

So weit, so gut.

Mit der Rückkehr Hugos kippt das Buch völlig.

Die Grausamkeiten, die Hugo an jeder Ecke begegnen, werden irgendwann nur noch unglaubwürdig und auch echt eklig. Es kann nicht sein, dass jede Frau im MA nur dazu da war, um vergewaltigt zu werden. Zum Teil haben mich die regelrechten Gewaltorgien des Autors nur noch angewidert.

Die Zeit, in der das Buch spielt, wird beliebig. Die Hörigen wehren sich gegen ihren Herrn und man ist mehr an die Bauernkriege des 17. Jahrhunderts erinnert. Die Kreuzfahrt spielt eigentlich gar keine Rolle mehr, sondern war offenbar nur für die ersten Kapitel titelgebend, mal abgesehen davon, dass Hugo von dort einen Gegenstand mitgebracht hat, der noch ein wichtige Rolle spielen wird.

Lächerlich ist auch, dass Hugo oft überlebt, "weil er so ein schönes Lächeln hat". Das wird ernsthaft thematisiert! Irgendwann fasst man sich als Leser nur noch an den Kopf.

Über das Ende, darf ich nicht reden, um nicht zu viel zu verraten.
Nur soviel: Wer's glaubt, wird selig!

Fazit:
Z.T. wirklich widerwärtig und unglaubhaft. Hier wird wohl die Theorie des "Dunklen Zeitalters" vertreten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.