Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
melange
Wohnort: 
Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 827 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2023
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2


sehr gut

Ein dynamisches Trio

Zum Inhalt:
Judith wundert sich zwar über die Einladung zum Polterabend bei einem einflussreichen Bewohner ihres Dorfes, aber dass dieser sein Leben bedroht sieht, gibt den Ausschlag. So findet sie sich gemeinsam mit ihren Freundinnen Suzie und Becks auf der Gartenparty ein. Doch trotz ihrer Anwesenheit kommt der Bräutigam zu Tode. In einem verschlossenen Raum, ohne andere Anwesende. Unfall oder doch Mord, - denn Sir Peter hatte sehr viele Feinde.

Mein Eindruck:
Richard Thorogood agiert in seinen Cosy-Crimes um das aktive Damentrio mittleren Alters wie bei seinen "Death in Paradise"-Krimis: Zwar gibt es Tote (und bei einem bleibt es hier nicht), aber die gute Laune kommt nie zu kurz. Er schafft für einige Figuren Verdachtsmomente, so dass genügend Motive die Knobelei um Tat und Täter für die Leser unterfüttern. Die Hauptpersonen agieren glaubwürdig und immer ihrem gezeichneten Charakter entsprechend. Die einzelnen Tugenden der drei Damen sind die Basis für die Aufklärung und diese erfolgt nachvollziehbar.

Mein Fazit:
Wie gut, dass die Rente noch kein Thema ist

Bewertung vom 19.11.2023
Der Cocktailmörderclub / Phyllida Bright Bd.2
Cambridge, Colleen

Der Cocktailmörderclub / Phyllida Bright Bd.2


sehr gut

Zum Inhalt:
Agatha Christie und befreundete Schriftsteller wollen auf einem Dorffest die beste Nachwuchs-Krimihoffnung prämieren. Doch dann nimmt die Geschichte eine kriminelle Wende und der Pfarrer fällt tot um. Vergiftet. Mit einem Cocktail, der eine spezielle Würze enthielt. Will jemand auf Biegen und Brechen den ersten Preis ergattern und vor allen Dingen: War der Pfarrer ein Zufallsopfer oder sein Tod geplant? Phyllida, die Haushälterin Agathas, steckt ihr Spürnäschen in den neuen Fall, - immer unterstützt vom Rest des Dienerschaft.

Mein Eindruck:
Colleen Cambridge gelingt es ganz wunderbar, den Stil Agatha Christies nachzuahmen und trotzdem keine (schlechte) Kopie abzuliefern. Ihre Charaktere - insbesondere die Protagonistin Phyllida - haben das Herz zumeist auf dem rechten Fleck, agieren glaubhaft und verhaftet in der Zeit, in der die Geschichte spielt. Latente Ausländerfeindlichkeit und Standesdünkel wie auch Patriarchat und versteckte Homosexualität finden den Weg in das Buch, ohne dass man sich von einem erhobenen Zeigefinger genervt fühlt. Eine gesunde Mischung aus Komik und Spannung trägt durch die Story bis zu einem Ende, das wie eine Hommage an Hercule Poirot wirkt. Alle Figuren vereint und der große Detektiv - hier als Haushälterin getarnt - entlarvt die verantwortliche Person. Fast perfekt, doch zwei Dinge stören ein bisschen. Erstens gibt es zu viele Personen, um alle glaubhaft als Täter präsentieren zu wollen und zweitens agiert die Polizei ein bisschen zu dilettantisch. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau.

Mein Fazit:
Gute und - trotz vieler Tote - unblutige Krimiunterhaltung

Bewertung vom 12.11.2023
Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1 (eBook, ePUB)
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein großer Spaß

Zum Inhalt:
Ein Familientreffen in den Bergen gestaltet sich sehr bald zum Kampf ums Überleben. Denn Familie ist vor allen Dingen eins: Sehr gefährlich!

Mein Eindruck:
Der Schriftsteller Benjamin Stevenson spielt auf mehreren Ebenen auf der Klaviatur der Lachmuskeln seiner Leser. Einerseits behauptet sein Ich-Erzähler Ernest Cunningham ebenfalls Autor zu sein (von Leitfäden für Kriminalromane), andererseits hat Stevenson für seinen Protagonisten eine absolut spaßige und schwarzhumorige Krimikomödie erdacht. Trotz einer nicht geringen Zahl von Toten - schließlich haben wir ja alle irgendwen auf dem Gewissen - bleiben die meisten Charaktere irgendwie liebenswert und die zahlreichen Verweise auf Klassiker der Kriminalliteratur sorgen für ein zusätzliches Vergnügen. Dass man selbst auf die Lösung kommen könnte (wenn man denn gut aufgepasst hat) und wie letztendlich Ernie das Verbrechen auf Poirot-Art klärt und erklärt ist dann ganz großes Kino.

Mein Fazit:
Leseempfehlung, - uneingeschränkt!

Bewertung vom 01.11.2023
Der verlorene Sohn. Ein Orphan X Thriller
Hurwitz, Gregg

Der verlorene Sohn. Ein Orphan X Thriller


ausgezeichnet

Auf der Rasierklinge

Zum Inhalt:
Evan Smoak glaubt seinen Ohren nicht zu trauen: Eine Frau ist am Telefon, die nicht nur einen Auftrag für ihn hat, sondern behauptet, seine Mutter zu sein. Auch wenn er mit seiner Begnadigung spielt, gibt das letztendlich den Ausschlag und Evan muss sich wieder mit Subjekten der übelsten Sorte anlegen. Dieses Mal mit extrem lernfähigen.

Mein Eindruck:
Wie gut, dass Gregg Hurwitz die Reihe um den Ex-Killer im Dienste des Staates nicht beendet hat und ihn aus dem Ruhestand befördert. Denn kaum ein Held ist gleichzeitig so gekonnt tödlich und dennoch nahbar wie der Nowhere Man. Gewohnt spannend und mit viel Einblick in die Materie - hier die Entwicklung von Drohnen - wird man durch einen Kugelhagel der Emotionen geschickt, der einen durch die Geschichte katapultiert. Der Text gibt dem Affen dabei genau so viel Zucker, wie es braucht, um ständig unter Spannung zu bleiben und trotzdem dank des schwarzen Humors vor sich hin lächeln zu können. Zusätzlich gefällt, dass einige wohlbekannte Personen aus Evans Vorleben auftauchen und ihre ganz persönlichen Stärken einbringen. Das Ende ist dann der ultimative Hammer und lässt - Cliffhanger - den nächsten Band herbeisehnen.

Mein Fazit:
Bitte noch lange kein Ende, aber eine baldige Fortsetzung

Bewertung vom 29.10.2023
Ein höchst royaler Mord / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.3
Bennett, S J

Ein höchst royaler Mord / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.3


gut

Versnobt

Zum Inhalt:
Als in der Nähe von Sandringham eine Hand mit Siegelring gefunden wird, kann die Queen höchstselbst bei der Identifizierung helfen. Der Tote ist ein adliger Bekannter, der früher Ausschweifungen nicht abgeneigt war, jetzt jedoch ganz brav auf der Umweltwelle mitschwimmen will. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Motive, denen nachgegangen werden muss. Her Majesty unterstützt dabei oft subtil und über Dritte.

Mein Eindruck:
S.J. Bennett hat einen Krimi verfasst, der sich in jeder Hinsicht an das Protokoll hält. Denn auch wenn das Cover einen anderen Eindruck vermittelt, hält sich die Komik in engen Grenzen und wird höchstens in der Person des Prinzgemahls Philip verkörpert. Die Geschichte selbst zeigt die "echten" Personen so, wie man sie kennt (oder meint zu kennen) und präsentiert die Hauptperson als Monarchin, die mit Augenmaß und streng, aber gerecht ihre Untertanen lenkt und unerschrocken ihre Frau steht. Die Charakteristik des Textes weiß die Sprecherin Sandra Voss gekonnt wiederzugeben, - sie spricht akzentuiert und im besten Sinne distanziert.
Doch bei aller gut entwickelten, unvorhersehbaren und doch glaubhaften Handlung ist "Ein höchst royaler Mord nicht der beworbene "humorvolle cosy Krimi". Diese Erwartungshaltung wird nicht erfüllt!

Mein Fazit:
Ein guter Kriminalroman, aber weit entfernt von "cosy"

Bewertung vom 29.10.2023
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


ausgezeichnet

Er kann auch Dystopie

Zum Inhalt:
Sechs Menschen wachen ohne Erinnerung an ihr früheres Leben auf einem Schiff auf; der siebte hat sich gerade erschossen. Geleitet von einer elektronisch verfremdeten Stimme werden sie in das zerstörte London gelotst. Nicht nur dort stoßen sie auf Gefahren, - der Feind lebt auch im Innern.

Mein Eindruck:
Anthony Ryan ist insbesondere als Autor von dicken Fantasy-Büchern bekannt und seine Trilogien bestechen dabei durch Spannung und starke Figuren. Diese beiden Faktoren zeichnen auch "Ein Fluss so rot und schwarz" aus, obwohl das Buch nur etwas über 200 Seiten zählt. Doch da es - dem Gedächtnisverlust geschuldet - nur ein sehr rudimentäres "Vorher" gibt, brauchen die Figuren keine Geschichte - das Hier und Jetzt reicht völlig aus und hat es in sich. Die Gefahrenlage entfaltet sich Stück für Stück und erschließt sich den Charakteren ebenso wie den Lesern erst während der Lektüre; alle wabern ohne Ahnung durch den Nebel. Der Grund für die Katastrophe, die fehlenden Erinnerungen und die Lösungsmöglichkeit werden erst zum Ende hin deutlich. Und das Ende ist perfekt.

Mein Fazit:
Ein echter Könner des Erzählens, dieser Anthony Ryan

Bewertung vom 29.10.2023
Die dunkle Spur (eBook, ePUB)
Blackhurst, Jenny

Die dunkle Spur (eBook, ePUB)


sehr gut

Spurensuche im Paradies

Zum Inhalt:
Holly hat eine seltsame SMS verschickt und ist seitdem nicht mehr erreichbar. Deshalb macht sich ihre ältere Schwester Claire auf nach Martha's Vineyard, wo Holly sich nach dem Tod der gemeinsamen Mutter erholen wollte. Dort angekommen stellt Claire fest, dass Holly nach einer Veranstaltung am Strand verschwunden ist, die auch von einigen reichen Urlaubsgästen besucht wurde. Reiche Gäste, die meinen, über dem Gesetz zu stehen.

Mein Eindruck:
Jenny Blackhurst gliedert ihren Krimi in zwei Erzählstränge. Einerseits lernt man Holly und ihre Erlebnisse im Urlaubsgebiet kennen bis zu ihrem Verschwinden, anderseits darf man sich mit dem Hoffen und Bangen von Claire nach Hollys Verschwinden befassen und - ja - auch ein bisschen gruseln. Denn je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr fürchtet man um Holly Leben und irgendwann ebenfalls um Claires Gesundheit. Es gefällt, dass Blackhurst ihre Charaktere nicht eindimensional gestaltet, sondern Wert auf Vielschichtigkeit legt. So sind selbst die "Bösen" nicht nur böse und auch die Guten haben ihre Macken (selbst, wenn es nur das wöchentliche Steak des Möchtegern-Veganers ist).
Einzig das Ende ist nicht für jeden zu empfehlen, beinhaltet es doch auf mehreren Ebenen ein Rechtsempfinden, welches nicht unbedingt mit dem eigenen kompatibel ist.

Mein Fazit:
Über weite Strecken absolut spannend, zum Ende fragwürdig

Bewertung vom 29.10.2023
Meine Männer
Kielland, Victoria

Meine Männer


gut

Schwierig

Zum Inhalt:
Die Magd Brynhild wird vom Hof gejagt, als sie vom Hoferben schwanger wird. Wie viele Norweger wählt sie den Ausweg "Amerika", um ihrem Elend zu entfliehen. Dort tauft sie sich um in Belle, doch ihr Glück findet die Schöne in Amerika ebenfalls nicht. Tote säumen ihren Weg.

Mein Eindruck:
Die Autorin orientiert sich am Schicksal einer echten Serienmörderin, schreibt dieser Beweggründe und Seelenqualen zu, versucht jedoch nie, das Böse zu relativieren. Trotz der Blicke in das Innerste Belles wirkt der Text seltsam fern und damit eher als Auf- denn als Einsicht. Durch das fehlenden der wörtlichen Rede erschließt sich immer nur der körperliche Austausch und nie der geistige zwischen den Individuen. Das hinterlässt den Eindruck von einer animalischen Figur, gleichgültig, wie oft in die Kirche gegangen und gebetet wird. So ist man gleichermaßen abgestoßen und fasziniert - wie von einer Spinne, die ihr Mahl verschlingt. Der Text ist schwer zu ertragen. Gut, dass er nur so kurz ist.

Mein Fazit:
Eine ambivalente Erfahrung: Gerne einmal, gerne nie wieder.

Bewertung vom 01.10.2023
Dreizehnfurcht
Freund, Wieland

Dreizehnfurcht


sehr gut

Aus der Zeit gefallen

Zum Inhalt:
Moritz, genannt Momme, hat Angst vor der Zahl 13. So sehr, dass sie ihn an der Führung eines normalen Lebens mit Arbeitsplatz und Unterkunft hindert. Der Ausweg bietet sich mit einem Jobangebot in die brandenburgische Provinz. Sein neuer Arbeitgeber entpuppt sich als Mensch aus einer Parallelwelt, in die auch Momme wechselt. Hinein in ein Berlin, welches eine dreizehnte Stunde, jedoch weder Elektrizität noch andere neumodische Errungenschaften besitzt.

Mein Eindruck:
Der Autor Wieland Freund weiß geschickt eine Zeit auferstehen zu lassen, die an den Anfang des letzten Jahrhunderts erinnert - inklusive Verhalten und Sprache der darin befindlichen Charaktere. Interessant wird es immer dann, wenn die Figuren die Welten wechseln und entweder Unbehagen, Furcht oder Freiheit verspüren. Es ist spannend zu sehen, wie auf der einen Seite Personen versuchen, den Status Quo beizubehalten und dabei auch nicht vor Gewalt und Umsturz zurückschrecken und andere das Beste aus beiden Welten suchen, um beispielsweise mit dem Schmuggel von Medikamenten Leben zu retten. So bietet sich eine unorthodoxe Geschichte, die sich der Einordnung in ein Genre entzieht. Wie die Grenzgänger in Berlin.

Mein Fazit:
Seltsam, aber fesselnd

Bewertung vom 01.10.2023
Schattenriss (eBook, ePUB)
Prammer, Theresa

Schattenriss (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Verwirrte Gefühle

Zum Inhalt:
Edgar und Toni werden von der Stiefmutter eines jungen Mannes engagiert, als dieser gemeinsam mit einer Bekannten verschwindet. Auslöser für den Auftrag ist ein Priester, der in der Vergangenheit Edgars eine besondere Rolle spielte.

Mein Eindruck:
Wie schon in dem ersten Buch mit dem unorthodoxen Ermittlerpaar aus Ex-Polizist und Schauspielschülerin gelingt es Theresa Prammer auf das trefflichste, eine Krimihandlung mit viel Witz zu kombinieren, ohne in Slapstick zu verfallen. Das Privatleben ihrer Spürhunde ist dabei unterhaltsam und bringt in Teilen die Handlung voran, ohne mit zu viel Drama zu nerven. Die Charaktere haben auch in den Nebenfiguren Tiefe und Persönlichkeit und sind niemals eindimensional, sondern fast "wia im richtigen Leben". Doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz; ein Showdown mit allem, was dazugehört, Gefahr für Leib und Seele und ein kleiner emotionaler Cliffhanger zum Schluss. Perfekt!

Mein Fazit:
Liebenswert und spannend