Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
urmeli

Bewertungen

Insgesamt 478 Bewertungen
Bewertung vom 15.05.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


sehr gut

Nach der Beerdigung der an Krebs erkrankten Freundin der Kriminalrätin Eslem Keskin liest sie in deren Tagebuch von einer schweren Schuld, die sie auf sich geladen haben. Vor 22 Jahren verschwand auf ungeklärte Weise der junge Winzer Peter Kautenberger, der damals ermittelnde Polizeibeamte wurde auf dubiose Weise vom Fall abgezogen. Nun bittet ausgerechnete seine ehemalige Chefin Keskin den inzwischen als Privatermittler und Dozent arbeitende Max Bischoff um Hilfe. Im beschaulichen Moselort Klotten soll er sich umhören, was damals vorgefallen ist. Die Clique um Peter Kautenberger wie auch alle andere, die er befragt schweigen oder wissen von nichts. Auch die Hilfe seines Freundes, des Psychologen Dr. Marvin Wagner, führt ihn nicht weiter. Bis sich die Dinge zuspitzen und ein Mord im Weinberg geschieht. Jetzt will die „richtige“ Polizei übernehmen und in Person des damals abgezogenen Kriminalkommissars den Fall klären. Max bleibt und ermittelt weiter.
Vertuschen und Verschweigen, darum ging es damals und auch jetzt und an der Dorfbevölkerung beißen sich alle die Zähne aus. Personen aus Max Umfeld spielen ebenso mit in diesen eher mäßig spannenden Krimi hinein wie auch die Menschen in Klotten und deren Befindlichkeiten. Psychologisch interessant, doch manchmal etwas langatmig geschrieben.

Bewertung vom 15.05.2023
Solange wir leben
Safier, David

Solange wir leben


ausgezeichnet

David Safier, bekannt durch humorvolle Romane und Drehbücher zu Fernsehserien, beschreibt in diesem Buch die Geschichte seiner Eltern. Seine Mutter Waltraut, bei Kriegsbeginn gerade drei Jahre alt, wuchs in Bremen auf, sie kam aus ärmlichen Verhältnissen und lebte mit ihren Eltern und dem älteren Bruder Klaus einige Jahre in einem Eisenbahnwaggon in dem auch Ratten hausten. Einen Schulabschluss hat sie nicht geschafft, aber sie war eine Löwin, sie kämpfte für das, was sie wollte. Und sie wollte Verkäuferin bei Karstadt werden. In Kindertagen war Friedrich ihr Freund, sie verloren sich aus den Augen, verliebten sich, und als sie schwanger wurde heirateten sie. Friedrich starb, noch bevor Gabi geboren wurde.
Der Vater Joschi hat es 1939 als 23-jähriger gerade noch geschafft von Wien nach Palästina, jetzt Israel, zu flüchten. Außer ihm hat nur seine Schwester Rosl überlebt, die ganze Familie wie auch seine schwangere Freundin sind dem Holocaust zum Opfer gefallen. Ohne abgeschlossene Ausbildung und sehr unstet versuchte er sich in vielerlei Tätigkeiten, als Barkeeper, beim Militär und als Spion. Dora, die das Konzentrationslager überlebte, wurde seine Frau, doch sie blieb kinderlos und litt so sehr darunter, dass Joschi die Flucht ergriff und zur See fuhr. In Bremen traf er auf Waltraut und es passierte, was er sich nicht vorstellen konnte. Aus Liebe zog er nach Bremen, ins Land der Täter, er heiratete eine Christin und sie bekamen ihren Sohn David. Die Höhen und Tiefen, die Rückschläge im beruflichen und privaten Bereich aber auch das immer wieder Aufstehen beschreibt David Safier in sehr persönlicher Weise, ernst, doch auch mit Passagen, in dem der jüdische Humor seines Vater zu erkennen ist. In zwei verschiedenen Schrifttypen gedruckt weiß man, aus welcher Sichtweise gerade erzählt wird. Ein hoch interessantes Buch.

Bewertung vom 15.05.2023
Südlich von Porto lauert der Tod
da Silva, Mariana

Südlich von Porto lauert der Tod


sehr gut

Zur Beerdigung ihres geliebten Großvaters reist Ria Almeida mit ihren Eltern aus Stuttgart ins portugiesische Küstendorf Torreira. Sie selbst ist in Stuttgart aufgewachsen, sie merkt die Unterschiede der Kulturen und dennoch fühlt sie sich in Portugal wohler als in Deutschland. Private und berufliche Probleme möchte sie mit einer längeren Auszeit klären. Ihre Beziehung zu ihrem Vorgesetzten ist gerade in die Brüche gegangen, sie hat sich von der Kriminalpolizei zur Verkehrspolizei versetzen lassen und überlegt, wie es für sie weitergehen soll. Während sie bei ihrer Cousine Mariposa und deren Mann, dem Dorfpolizisten Joao wohnt, wird eine junge Frau tot aufgefunden. Es sieht aus wie ein normaler Todesfall, wenn nicht kurz vor einer angeordneten Obduktion die Leiche verschwindet. Joao bittet Ria um Hilfe, sie kennt sich doch mit Ermittlungen aus. Dass sie gar nicht befugt ist, wird auch gegenüber dem eingesetzten Chef Baptista nicht erwähnt, denn Ria merkt schnell, dass ihre Fähigkeiten im Ermitteln liegen, dass es ihre Berufung ist.
Der Kriminalfall tritt in diesem Buch in den Hintergrund, dadurch fehlt auch die Spannung. Sehr genau wird die Landschaft, die Menschen an der Nordküste Portugals und deren Lebensweise beschrieben, wie auch Rias innere Konflikte, wie es in ihrem beruflichen Leben weitergehen soll. Die Unterschiede der Kulturen werden durch eine in Deutschland aufgewachsene Portugiesin interessant erzählt.

Bewertung vom 15.05.2023
Samuels Buch
Finzi, Samuel

Samuels Buch


ausgezeichnet

Der bekannte Schauspieler Samuel Finzi erzählt aus seinem Leben, seine Kindheit und Jugend bis zu seinem 23. Lebensjahr und der Beginn seiner Schauspielkarriere in Deutschland. Er wuchs in einem Künstlerhaushalt in Sofia, Bulgarien, auf, die Mutter war Konzertpianistin, der Vater Schauspieler. Sie förderten ihren Sohn bereits in sehr jungen Jahren, er bekam außerschulischen Unterricht, wurde zu Konzerten und Theateraufführungen mitgenommen. Er erzählt von einer unbeschwerten Kindheit, die ihn, durch die jüdische Vergangenheit der Familie und der weit verstreuten Familie, auch eine Reise mit seinen Eltern nach Frankreich führte. Mit zunehmendem Alter und besonders nach dem Kennenlernen der westlichen Kultur und Freiheit wird sein Wunsch immer drängender, in den Westen zu kommen.
Auch wenn Samuels Buch seine Lebensgeschichte ist, so steht er nicht im Mittelpunkt, sein Leben wir immer im Kontext mit der gesellschaftlichen und politischen Lage Bulgariens erzählt. Da mir die Historie wie auch das Leben der Menschen dort fremd ist, wobei ich annehme, dass das Leben in einem Künstlerhaushalts nicht dem Durchschnitt entspricht, ist dieses Buch für mich eine Bereicherung. Es ist chronologisch aufgebaut mit einem humorvollen Schreibstil.

Bewertung vom 04.04.2023
Lebendige Nacht
Kimmig, Sophia

Lebendige Nacht


sehr gut

Während wir in der Nacht schlafen krabbeln, fliegen und laufen so einige Lebewesen um uns herum, viel mehr als gedacht. Sophia Kimmig nimmt uns mit in diese vielseitige unbekannte Welt. Dass Fledermäuse, Käuze und Waschbären nachts unterwegs sind, haben die meisten von uns bereits erfahren, die nächtliche Tierwelt ist jedoch deutlich reichhaltiger. Und auch Pflanzen richten sich darauf ein. Einerseits werden in diesem Sachbuch Tiere der Nacht beschrieben und wie es überhaupt zur Aktivität in der Nacht kam, andererseits wird die Wirkung der Nacht auf den Menschen beleuchtet. Wie gehen wir damit um, wie haben wir durch die zunehmende Beleuchtung das Leben in der Nacht gestört und verändert, wie können wir den nachtaktiven Tieren ihr gewohntes Leben erhalten. Neben wissenschaftlichen Texten wird Sophia Kimmig auch persönlich und lockert so die abwechslungsreichen, leicht lesbaren Texte auf. Ich hätte mir mehr Beschreibungen und Fotos der hiesigen nachtaktiven Tierwelt gewünscht, mehr Informationen des Lebens um uns herum, wie es der Untertitel vermuten lässt und weniger die Wirkung der Nacht auf den Menschen.

Bewertung vom 04.04.2023
Der weiße Fels
Hope, Anna

Der weiße Fels


gut

Im Jahr 2020 befindet sich eine namenlose Schriftstellerin auf einer Pilgerreise zum weißen Felsen an der mexikanischen Küste. Viele Tage fährt sie bereits mit ihrer kleinen zusammen gewürfelten Truppe, ihrer dreijährigen Tochter und ihrem Mann im beengten heißem Van. Dieser Felsen wird von den Ureinwohnern der Gegend, den Wixarikas, verehrt. Der erste Europäer, der diesen Felsen sah, war im Jahr 1775 ein spanischer Leutnant. 1969 versteckte sich dort ein Sänger vor seinen Fans und gab sich dort dem Alkohol und Drogen hin. Auch für ein namenloses mexikanisches Mädchen, die mit ihrer älteren Schwester verschleppt wurde, landet an diesem weißen Felsen. Erst in den Anmerkungen der Autorin erfährt man näheres über die namenlosen Protagonisten der Geschichten, die es wirklich gab.
Vier sehr unterschiedliche Geschichten aus verschiedenen Zeitebenen werden in sehr ansprechendem Schreibstil beschrieben, private, politische und gesellschaftliche Probleme stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Leider haben, bis auf die Verschleppung des Mädchens, die Geschichten bei mir keine Emotionen ausgelöst, ich konnte mich nicht in sie hineinversetzen. Ebenso negativ empfand ich die Stückelung der Kurzgeschichten.

Bewertung vom 04.04.2023
Mythen und Sagen der Griechen
Seelert, Sylvia

Mythen und Sagen der Griechen


sehr gut

Die Mythen und Sagen der Griechen sind sehr umfangreich und, so zumindest in den von den alten Geschichtenschreibern verfassten Werken, oft schwere Kost. Dieses Werk von Sylvia Seelert liest sich dagegen leicht und verständlich. Ein extra Teil beschäftigt sich mit den Göttern und dem Olymp und einem Teil von Zeus Kindern von den unterschiedlichsten Göttinnen und Sterblichen. Der dünne Band umfasst nur die wichtigsten Sagen der alten Griechen, auf Vollständigkeit wird keinen Wert gelegt, die Schrift ist groß gehalten, die einzelnen Kapitel in einer chronologischen Abfolge verfasst. Besonders schön ist die künstlerische Gestaltung, viele Zeichnungen der Gottheiten und der Sagen vervollständigen den Eindruck, den man durch das äußerst gut gelungene Cover des Buches bereits erhält. Durch die einfache und klare Sprache ist dieses Buch für Erwachsene wie auch etwas ältere Kinder besten geeignet. Als einziges, wirklich sehr kleines Manko ist die am Ende des Buches feststellbare Vernachlässigung der korrekten Rechtschreibung zu bemängeln.

Bewertung vom 04.04.2023
Fünf Winter
Kestrel, James

Fünf Winter


ausgezeichnet

Das Leben von Joe McGrady wäre völlig anders verlaufen, wenn er in seiner Stammkneipe auf Hawaii im November 1941 bei seinem Feierabendbier nicht ans Telefon gegangen wäre. So ermittelt er gemeinsam mit Detective Fred Ball vom Honolulu Police Department an einem grausamen Doppelmord. Der junge tote Mann ist der Neffe des Oberbefehlshaber der Pazifikflotte, die junge Frau eine Asiatin. Wurden sie gefoltert um Geheimnisse preiszugeben? Da Joe einen Reisepass besitzt wird er auf die Spur des Verdächtigen John Smith gesetzt, dessen Spur nach Hongkong führt. In der Hoffnung, bald wieder zurück zu sein, plant er ein romantisches Wochenende mit Molly, die er aufrichtig liebt.
Doch es kommt anders, in Hongkong wird er verhaftet und nach Japan gebracht. Der Diplomat Takahashi Kansei erfährt davon und schleust ihn aus dem Gefängnis zu sich nach Haus. Die junge, getötete Asiatin war seine Nichte, die bei ihm und seiner gleichaltrigen Tochter Suchi lebte. In dieser Zeit führt Joe ein Tagebuch für Molly, die Gedanken an ihre Liebe hält ihn aufrecht. Viele Jahre vergehen, wird sie immer noch für ihn da sein?
Fünf Winter ist ein Thriller, da es um die Aufklärung des Doppelmordes geht, doch das ist nur eine Seite des sehr gut geschriebenen Romans. Die politische Lage im zweiten Weltkrieg zwischen Japan und den USA, der Angriff auf Pearl Harbour, die Gegenangriffe und die Atombomben auf Japan spielen genauso mit hinein wie die kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede der beiden Nationen. Wir werden mitgenommen in die Kriegswirren und Grausamkeiten des Krieges wie auch in eine aufblühende Liebesgeschichte voller Zartheit. Dieses Buch bereitet in allen Genres höchstes Lesevergnügen. Ein Extralob geht an die Buchgestaltung, die mit einem hervorragenden Cover ohne Umschlag überzeugt.

Bewertung vom 04.04.2023
Totes Moor / Janosch Janssen ermittelt Bd.1
Engels, Lars

Totes Moor / Janosch Janssen ermittelt Bd.1


sehr gut

Der Polizist Janosch Janssen ist nach Jahren in Frankfurt wieder zurück in sein Heimatdorf in die Rhön gezogen, da seine Mutter allein nicht mehr zurecht kommt. Mit seiner Chefin, der ehrgeizigen Kriminaloberrätin Diana Quester kommt er nicht zurecht, er fürchtet sich direkt vor ihr. Bisher wurden ihm auch nur kleine Delikte zugeteilt bis zu dem Tag, als er als erster Beamter bei einer aufgetauchten Moorleiche ist. Diese konnte nur durch ein Irrlicht, welches vorher dort nicht war, gefunden werden. Bei der Toten handelt es sich um die seit ca. 10 Jahren verschwundene Mathilda Nolte, Janoschs heimliche Jugendliebe. Nach einer Party hatte sie auf der Landstraße einen Autounfall mit Janoschs Vater und seitdem war sie verschwunden. Janoschs Vater war der Hauptbeschuldigte und nach der Vernehmung durch Diana Quester nahm er sich das Leben. Durch das Auftauchen Mathildas wird der Fall wieder aufgerollt, neue Aspekte und Sichtweisen werden beleuchtet und Janosch versucht, auch wenn er wieder mal nicht offiziell ermitteln kann, seinen Vater zu rehabilitieren und Licht ins Dunkel zu bringen. Bis ein weiterer Mord geschieht.
Das gesamte Dorf hat etwas zu Verschleiern, dadurch treten immer wieder neue Verdächtige auf und nichts scheint so zu sein, wie es aussieht. zusätzlich zu der spannenden Mordaufklärung wird die dörfliche Bevölkerung sehr gut beschrieben, die Verwicklungen der Menschen untereinander. Spannend und emotional geschrieben.

Bewertung vom 04.04.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Die 14-jährige Sophie Luise Strobl-Martinek ist eine sehr gute Schülerin, aber in der Klasse eine Außenseiterin. Dem sehr stillen Flüchtlingskind aus Somalia, Aayana, geht es genauso und so verbringen die beiden Zeit miteinander. Als die wohlhabenden befreundeten Familien Binder und Strobl-Martinek ihren Urlaub in einer exklusiven Villa in der Toskana verbringen möchten, wird Aayana mit eingeladen. Sophie Luises Mutter, die Grünpolitikerin Elisa, erkämpft sich die Zustimmung von Aayanas Eltern. Statt eines unbeschwerten Urlaubs passiert gleich am ersten Abend das Unglück. Aayana ertrinkt im Pool und keiner bekommt es mit.
Aus verschiedenen Sichtweisen und Befindlichkeiten wird das Leben der Protagonisten, ihrer privaten Probleme und deren Umgang mit dem Unglück beschrieben. Da die Politikerin in der Öffentlichkeit steht gibt es reichlich Kommentare im Netz. Als man glaubt, der Vorfall wird zu den Akten gelegt, klagen Aayanas Eltern auf einen hohen Schadensersatz. Und auch Sophie Luise verändert ihr Verhalten eklatant.
Die Schreibweise ist besonders und die Aufarbeitung des Ertrinkungstod eines Flüchtlingskindes, das sehr unterschiedliche Leben der wohlhabenden Familien gegenüber einer geflüchteten, das Verständnis für Fremde, werden ansprechend und packend thematisiert.