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Benutzername: 
sabisteb
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 01.01.2013
Der kleine Häwelmann
Storm, Theodor

Der kleine Häwelmann


weniger gut

Theodor Storm dürfte wohl am ehesten für seinen „Schimmelreiter“ bekannt sein. Wie so viele andere Autoren, trieb er sich aber auch mal im Bereich Kinderbücher herum. 1849 schrieb er für seinen Sohn „Der kleine Häwelmann“ zu Deutsch „Die kleine Nervensäge“.
Häwelmann, die Nervensäge, soll schlafen, will aber nicht. Seine Mutter ist dermaßen geschafft, dass sie trotz seines Heulens einschläft. Häwelmann ist aber nicht dumm, er macht sich aus seinem Hemdchen ein Segel, spannt es mit seinen Füßen auf und segelt durch die Stadt bis zum Mond, den er so nervt, dass selbst dieser sich verzieht.

Auch diese Geschichte kannte ich als Kind nicht. Am bekanntesten dürfte dich Geschichte wohl in der illustrierten Form von Else Wenz-Viëtor von 1926 sein, denn ganz ehrlich, ohne Bilder macht sie nicht viel her. Dennoch würde ich sie einem Kind aus mehreren Gründen nicht vorlesen. Zum einen, das mit dem Segel, das funktioniert nicht, da gibt es nämlich noch den Rückstoß, den der Autor übersehen hat, und als Naturwissenschaftler habe ich ein Problem damit Kindern etwas vorzulesen, was einfach nur falsch ist. Auch die Stelle „Es war ein großes Glück für den kleinen Häwelmann, dass es gerade Nacht war und die Erde auf dem Kopf stand.“ Ließ mich doch sehr ratlos zurück. Die Erde stand Kopf?! Warum? Was will mir der Autor damit sagen? Ich weiß es nicht.
Häwelmanns Abenteuer sind OK, der Schluss jedoch lässt mich erneut ratlos zurück „Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, hätte er doch leicht ertrinken können.“ Ich habe kein Boot, ich habe keinen Häwelmann gerettet und als Kind hätte ich meine Mutter an dieser Stelle mit vielen Fragen geplagt, die keiner hätte beantworten können. Der Schluss lässt echt zu wünschen übrig. Für ein privates Geschichtchen für den Sohn OK, aber ob man das wirklich veröffentlichen musste. Ohne Zeichnungen ist die Geschichte komplett unattraktiv, die Bilder sind nett, aber auch nicht mehr.

Bewertung vom 01.01.2013
Downton Abbey - Season 1 (3 Discs)

Downton Abbey - Season 1 (3 Discs)


sehr gut

Upstairs downstairs reloaded

Graf Robert Grantham hat ein Problem. Er hat zwar 3 Kinder, aber leider sind alles Mädchen. Sein Vater hat aber in seinem Testament verfügt, dass nur ein Mann erben kann. Alles war bestens, da die älteste Tochter Mary, den aktuellen Erben heiraten sollte, alles wäre in der Familie geblieben, wenn da nicht die unsinkbare Titanic doch untergegangen wäre. Der nächste Erbe in der Reihe ist ein Anwalt aus dem Mittelstand. Nicht nur Graf, Gräfin und Kinder sind entsetzt, auch das Personal. Unter dem Stand eines Earls bedienen sie doch nicht, schon gar nicht so einen dahergelaufenen Anwalt aus dem Mittelstand. Auch Mary ist wenig angetan einen Mann aus diese niederen Klasse ehelichen zu müssen, um Dowton Abbey zu behalten, genauswenig die der junge Anwalt, der sich nicht verkuppeln lassen will und sein Leben weiterhin selbestimmt führen will. So schockiert er die Gesellschaft damit, dass er sich selbst ankleidet und auch weite als Anwalt arbeitet, während seine Mutter weiterhin ihrer Arbeit als Krankenschwester nachgehen will und das örtliche Krankenhaus mit neuartigen Ideen aufmischt.

Die erste Staffel beginnt mit dem Untergang der Titanic am Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 15. April 1912 und endet mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges am 4. August 1914 (der stilvoll auf einer Gartenfeier bekanntgegeben wird). Freunde der Serie „Haus am Eaton Place“ werden bei dieser Serie sicherlich auf ihre Kosten kommen, denn Dowton Abbey läuft nach den gleichen ausgeluschten Schema ab. Da gibt es die „Sorgen“ der Herrschaft, die Zickereien unter den drei Töchtern des Hauses, die sich gegenseitig das Leben schwer machen und sich Steine in den Weg legen, und natürlich die Sorgen, Nöte und Träume des Personals.
Sowohl upstairs als auch downstairs herrschen Standesdünkel, was einem recht bald nervt. Warum ist diese Serie so ein Erfolg? Sehen sich die Menschen weltweit wirklich nach dieser Zeit mit ihren Standesschranken zurück, in denen der Adel das Geld mit vollen Händen ausgab und der Rest in Mansarden der Schlösser lebte, um hinter dem Blaublütern anschließend hinterher zu putzen und auch noch stolz darauf zu sein?
Ja, die Serie ist toll ausgestattet, wunderbare Kostüme, tolle Schauspieler, aber sie hat auch ihre Schwächen. Zum einen ist da der Verlauf der Zeit? Wieviel Zeit vergeht zwischen den einzelnen Episoden. Zwischen der ersten und vorletzten Episode liegen 2 Jahre, aber keiner ist gealtert, man merkt nicht wie oder dass die Zeit vergeht. Die „Probleme“ sind trivial, ja es gibt lustige Augenblicke, in denen Mutter und Tochter die Leiche eines Botschafters entsorgen, insgesamt sind aber alle dermaßen steif, gefühllos und affektiert, dass man sie nur schütteln möchte und es einem egal ist, was mit ihnen passiert. Nach einer Staffel habe ich erst mal genug. Es ist mir egal was aus Mary wird, sie ist so oder so reicht und wird nie wirklich Not leiden. Ihre Schwestern sind eher farblos und werden auch von den Eltern eher stiefmütterlich behandelt, sie sind halt da und auch nur Mädchen. Das Personal hat schon mehr zu bieten, aber diese Intrigen, damit man der Herrschaft dienen darf, langweilen auch recht bald. Das ist nicht meine Welt, ich wünsche mir diese Zeit nicht wieder herbei, ich bin froh, dass diese Zeiten rum sind, und ich kann diese Nostalgie und Begeisterung für diese soziale Schicht an Schmarotzern nicht nachvollziehen. Dennoch eine wirklich sehr gut ausgestattete, besetzte und umgesetzte Serie, auch wenn das Thema so gar nicht meines ist.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2013
Edition Bester Film: In 80 Tagen um die Welt Special Edition
David Niven,Cantinflas,Robert Newton

Edition Bester Film: In 80 Tagen um die Welt Special Edition


sehr gut

Der reiche Exzentriker Phileas Fogg schließt mit dem Ingenieur Andrew Stuart, den Bankiers John Sullivan und Samuel Fallentin, dem Brauer Thomas Flanagan und Walther Ralph, einem Administrator der Bank von England eine Wette über 20 000 GBP, dass er es schafft die Welt in 80 Tagen einmal zu runden, und am Samstags, dem 21. Dezember um acht Uhr fünfundvierzig Minuten Abends wieder in London im Reformclub zu sein. Zusammen mit seinem neu eingestellten Diener Jean Passepartout macht sich Fogg noch am gleichen Abend auf die Reise.

In 80 Tagen um die Welt dürfte wohl einer der meistverfilmten Romane von Jules Verne sein und ich gebe zu, ich habe schon einige Versionen dieser Geschichte als Film gesehen. Diese jedoch, aus dem Jahr 1956, unter der Regie von Michael Anderson ist eine derjenigen, die dem Buch am nächsten sind und die man mit gutem Gewissen als Literaturverfilmung bezeichnen kann.
Natürlich gibt es Änderungen, bzw. in diesem Fall Ausschmückungen, denn für 184 Minuten Laufzeit, scheint das Buch nicht genug Stoff zu liefern. So gibt es Szenen, in denen Passepartout sich in der Arbeitsagentur um den Hob bei Fogg bewirbt, einer Ballonfahrt von UK nach Spanien und eine leider sehr langatmige Episode in Spanien, mit einem noch langatmigeren, und total unnötigen Stierkampf. Den hinzuerfundenen Szenen fehlt es an Vernes Tempo, sie schleppen sich zeitweise und fallen dadurch auch ein wenig unangenehm auf. Passepartout scheint in diesem Film eher Spanier als Franzose zu sein, auch bucht Fogg einen Großteil der Reise einfach bei Thomas Cook.
Obwohl es wirklich sehr viele Freilandaufnahmen gibt, wurde teilweise mit Studioaufnahmen ergänzt, diese fallen auch durch eine sehr starke Studioatmosphäre teils unangenehm auf, eben weil die Freilandaufnahmen so viel besser sind.
Die Besetzung ist sehr gelungen. David Niven ist neben Pierce Brosnan meine liebste Besetzung des Phileas Fogg, Cantinflas ist OK als Passepartout. Shirley MacLaine als Princess Aouda ist jedoch für mich eine Fehlbesetzung. Sie sieht nicht indisch aus, sie verhält sich nicht indisch, gab es damals keine amerikanischen Inder oder indischen Schauspieler?
Die deutsche Synchronisation in einigen Nebenrollen ist steif und eher schlecht, insgesamt jedoch eine wirklich sehr gelungene Verfilmung, die nahe an der literarischen Vorlage bleibt. Sehr charmant und kein bischen angestaubt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2012
Das Buch Emerald / Die Chroniken vom Anbeginn Bd.1 (2 Audio-CDs)
Stephens, John

Das Buch Emerald / Die Chroniken vom Anbeginn Bd.1 (2 Audio-CDs)


gut

Die Geschwister Kate, Michael und Emma werden als kleine Kinder von ihren Eltern verlassen. 10 Jahre lang touren sie von Kinderheim zu Kinderheim, denn keiner will drei Kinder gleichzeitig adoptieren. Letztendlich landen sie im Waisenhaus des Dr. Pym. Dieses Waisenhaus ist etwas Besonderes, denn ihn gibt es magische Dinge. Gleich am Tag nach ihrer Ankunft, einem Weihnachtstag, entdecken die drei ein Buch, dass sie durch die Zeit reisen lässt, wenn sie ein altes Foto hineinlegen. Diese Reise in die Vergangenheit führt sie in ein Cambridge Falls, in dem eine Hexe nach dem magischen Buch Emerald sucht und Kinder als Gefangene hält, damit deren Eltern nach dem Buch graben.

Dieses Weihnachtshörspiel des SWR/WDR 2012 mit einer Laufzeit von ca. 150 Minuten, das in 3 Teilen ausgestrahlt wurde (1. Nach Cambridge Falls, 2. Die Tote Stadt, 3. Der Grässliche Magnus) basiert auf dem gleichnamigen Roman von John Stephens.
Ein gutes Hörspiel ist eine Kombination aus spannender Geschichte und sehr guter Umsetzung. Ich kenne das Buch nicht, dieses Geschichte jedoch, konnte mich nicht packen und ich kann die guten Bewertungen die das Buch erhalten hat, anhand des Hörspiels nicht nachvollziehen. Die Erzählweise ist sehr sprunghaft, man hat das Gefühl, dass ganze Erzählstränge fehlen (vor allem Kampfszenen), die dann in einem Nebensatz erwähnt werden. Die Charakterisierung der Figuren ist mangelhaft, sie werden kaum eingeführt, man weiß kaum etwas über die Geschwister und es fiel mir die ganze Zeit schwer, sie zu unterscheiden. Kate ist wohl die Älteste, sehr schön und sehr dünn. Wie alt die Kinder sind, wie sie aussehen, was sie ausmacht, all das bleibt auf der Strecke und die Figuren verschwimmen zu einem Einheitsbrei. Die Geschichte an sich rettet da auch nichts mehr. Es wimmelt von Archetypen, wenn es spannend oder gefährlich wird, wird schnell mal gezaubert und das Problem einfach mal so gelöst, dazu nach konfuse Zeitsprünge, das war mir einfach zu viel. Ab der Mitte des zweiten Teils beginnt die Geschichte daher, sich zu ziehen und man schaut, wie lange das Hörspiel wohl noch läuft.
Die wirklich gute Umsetzung kann bei diesem konfusen, sprunghaften, dünnen Geschichtchen leider auch nichts mehr retten, da hilft es nicht, dass die Kinderrollen sehr gut besetzt sind und die Kinder fast nicht abgelesen klingen. Hätte der SWR doch lieber Bartimäus weiter vertont.

Erzählerin: Birgitta Assheuer
Kate: Nastassja Hahn
Kate (4 Jahre): Fanny Margarethe Treptow
Michael: Anton Kurth
Emma: Lucie Erdmann
Kates Mutter: Bettina Kurth
Kates Vater / Hanisch / Fergus / Zwergkönig: Joachim Kaps
Abraham: Carl Heinz Choynski
Dr. Pym: Ernst Konarek
Miss Crumley: Juliane Koren
Mrs.Lovestock: Doris Wolters
Gräfin: Kathrin Angerer
Mr.Cavendish: Gottfried Breitfuß
Gabriel: Thomas Piper
Steven: Jerome Hirthammer
Miss Sallow: Rahel Ohm
Robbie / Wallace / Das Buch: Andreas Fröhlich
Kurma: Andreas Szerda
Zwerge / Kreischer: Daniel Fischer, Tobias Graupner, Anne Leßmeister
Zwerge / Mütter / Menge: Collegium Musicum Baden-Baden

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2012
Das Vermächtnis der Wanderhure / Die Wanderhure Bd.3 (DVD)

Das Vermächtnis der Wanderhure / Die Wanderhure Bd.3 (DVD)


weniger gut

Maries Rache an den Zuschauern

Die Ex-Hure und Ex-Kaufmannstochter Marie ist nun schon mehrere Jahre glücklich verheiratet und lebt als lebt mit ihrem Mann Michel am Hof König Sigismunds. Marie ist zum zweiten Mal schwanger uns sicher, dass es diesmal ein Sohn wird. Nachdem Michel zum Ritter geschlagen wurde, ist er leider auch verpflichtet mit dem König in den Krieg gegen die Tataren zu ziehen, statt Marie bei der Geburt Händchen zu halten. Schmollend zieht sie ab, um eben alleine das Kind auf Hohenstein zu bekommen, während Michael ihr verspricht zurückzukommen bevor das Kind laufen kann...
Dummerweise wird Marie auf dem Weg nach Hause entführt, oder besser ihr ungeborenes Kind wird entführt, da die Mätresse Hulda von Hettenheim Sigismund mit einem Kind an sich binden will, dummerweise selber aber nicht schwanger ist. Sie gibt einfach Maries Kind als ihres aus (wie gut, dass es damals keine Gentests gab) und will Marie entsorgen. Nurgal, der Ziehsohn des Tatarenfürsten Terbent Khan jedoch, will Marie als seine Haremsdame und nimmt sie kurzerhand mit zu Papi.

Ich weiß nicht, warum ich nach dem grottenschlechten ersten filmischen Versuch diesen dritten Teil auch noch angeschaut habe. Was auffällt, man muss den zweiten Teil und eigentlich auch den ersten Teil nicht kennen, um diesem dünnen, vorhersehbaren, klischeeüberfrachteten Geschichtchen folgen zu können. Erstaunlicherweise ist diese Verfilmung sogar wirklich besser als der erste Teil, aber nicht viel besser. Man macht die gleichen Fehler wie beim ersten Teil. Die Dialoge sind steif, gestelzt voller Allgemeinplätze mit antiquierten Worten, um mittelalterlich daherzukommen, wieder einmal Laientheater vom Dorfe. Beim aufsagen ihrer Sprüchlein jedoch scheinen die Schauspieler einen Stock verschluckt zu haben und sich nur mit Mühe an ihren Text zu erinnern, so steif und leblos wie sie daherkommen. Die Kulissen wirken wie frisch aus dem Mittelalterfestivalbedarf oder LARP Bedarf, nichts ist verwohnt oder gebraucht, die Kemenaten wirken wie frisch getüncht oder renoviert, alles wirkt neu und improvisiert.
Als wäre das nicht genug, löst sich Gift laut sprudelnd, als wenn man Brause in den Wein kippen würde auf, und man fragt sich, ob das Opfer das nicht hören muss. Marie hat einen derart schlechten Orientierungssinn, dass sie trotz dem mittelalterlichen Reisens im Schneckentempo nicht zu wissen scheint, auf wessen Ländereien sie sich gerade befindet (den Zollübergang muss sie dann wohl verpennt haben). Da marschiert ein Bote des Feindes gemütlich durch eine Burg und nimmt eine Gefangene mit, ohne dass es jemand merkt oder sie oder ihre Leiche vermissen würde, bzw. bemerken würde, dass da eine Wache zusammengeschlagen bzw. getötet wurde. Der Soundtrack ist teils unglaublich unpassend bis nervig und erinnert teilweise an billige Fantasyproduktionen mit Ethnosound unter denen sich muntere Popliedchen mischen.

Fazit: Schlechte Schauspielerische Leistung, billige Kulissen, dünne Story und haufenweise Logiklöcher. Was erwartet man mehr von einer Sat1 Eigenproduktion?

Bewertung vom 29.12.2012
Monte Cristo - Der Graf von Monte Christo

Monte Cristo - Der Graf von Monte Christo


sehr gut

Marseilles, 24.02.1815. Nach einer langen Fahrt, bei welcher der Kapitän des Schiffes starb, kehrt der junge Seemann Edmond Dantès als erster Offizier und provisorischer Kapitän der "Pharao" in seinen Heimathafen zurück. Der Reeders Morrel ist glücklich über die sichere Heimkehr und so von Dantès Fähigkeiten angetan, dass er ihn augenblicklich zum Kapitän befördert. Dantès Leben ist perfekt. Ein super Job, es soll in wenigen Tagen seine große Liebe Mercédès heiraten und das alles, obwohl er gerade mal Anfang 20 ist. So jung und schon ein gemachter Mann, das zieht Neider nach sich, in Edmonds fall gleich drei. Danglars, Zahlmeister an Bord der "Pharao", neidet Edmond seine kometenhafte Karriere. Fernand, Mercédès Cousin, neidet ihm seine Verlobte, die er selbst heiraten möchte. Aus Rache denunzieren sie Dantès beim Staatsanwalt und Edmond wird gefangengenommen und vom stellvertretenden Staatsanwalt Villefort nach Château d’If verfrachtet. Nach 14 Jahre gelingt Edmond die Flucht und er nimmt fürchterlich Rache.

So, oder so ähnlich kennt irgendwie jeder die Geschichte. Kaum einer dürfte den kompletten ca. 1500 Seiten dicken Wälzer gelesen haben, am wenigsten jene, die Filme über ihn drehen. Ich gehöre zu den wenigen, die das Buch kennen, und es ist wirklich faszinieren, auf wie viele Arten man die Geschichte neu verhunzt erzählen kann. Meist kommt dabei eine Art Rachegeschichte heraus, die mal besser oder schlechter ausfällt. Ich habe nie wirklich verstanden, wie dieses Netz der Rache funktioniert, das Dantès spannt, weil ein Film dieses in all seinen Feinheiten einfach nicht widergeben kann und bei jeder Verfilmung irgendwelche Logiklücken entstehen, die es im Buch nicht gibt. Die Verfilmung von 2002 mit Jim Caviezel (kennt man derzeitig eher aus der Serie Person of Interest) als Edmond Dantès macht da leider keine Ausnahme, obwohl, doch, sie macht eine Ausnahme, denn es dürfte die Verfilmung sein, die wohl am wenigsten mit dem Buch zu tun hat, und sich eher unbekanntere Episoden des Buches herauspickt, um diese zu verdrehen.
Es beginnt schon mit den handelnden Personen. Aus Fernand dem Fischer, wird der Sohn eines Grafen. Caderousse wird gestrichen. Aus dem Baron Danglars und dem Zahlmeister werden irgendwie zwei verschiedene Personen (?!). Edmonds Vater erhängt sich und verhungert nicht. Edmond landet auf Elba, um einen Arzt für seinen Kapitän aufzutreiben. Napoleon gibt ihm persönlich einen Brief und Edmond ist, obwohl er Kapitän werden will, Analphabet, das passt vorne und hinten nicht.
Luigi Vampa wird zum Schmuggler (das ist mal neu), und auch neu ist, dass man die Rom Episode in der Verfilmung verwendet. Ab dem letzten Drittel hat der Film mit dem Buch gar nichts mehr zu tun und ist vielleicht daher soweit spannend, weil man eben erahnt, wie das neue Hollywood Happy End sein wird, man sich aber fragt, wie sie da in 20 Restminuten hinkommen wollen. So wirkt der Schluss den auch extrem gehetzt.
So gesehen ist der Film nicht schlecht, denn er ist so weit vom Buch entfernt, dass er fast nichts mehr mit der literarischen Vorlage gemein hat, so dass man sie kaum ärgert, sondern diese neue Geschichte, die irgendwie ein wenig abgekupfert wirkt, aufgrund der schönen Bilder und guten Besetzung genießt.
Was mich jedoch ärgerte sind schlampige Flüchtigkeitsfehler. Die Geschichte spielt in Marseille in Frankreich. Kein Franzose, der was auf sich hält würde und hätte seine Firmenbeschriftung auf Englisch geschrieben. Briefe, die eingeblendet werden, sind auch auf Englisch, statt Französisch und der tote Abe ist so nett, seinen Kerkermeistern, die ihn in den Seesack einwickeln die Hand aus dem Weg zu halten.
Aufgrund der schönen Bilder und Ausstattung durchaus unterhaltsam, auch oder weil der Film mit dem Buch nur noch wenig zu tun hat und eher in den Motiven wildert und sie kreativ neu kombiniert. Der Hollywoodschluss ist peinlich und nervt. Insgesamt aber eine nette Verfilmung.

Bewertung vom 29.12.2012
Soylent Green - Jahr 2022... die überleben wollen
Charlton Heston,Leigh Taylor-Young,Chuck...

Soylent Green - Jahr 2022... die überleben wollen


sehr gut

NY im Jahre 2022. Die Erde ist komplett überbevölkert. Die Klimaerwärmung führt zusätzlich zur Verknappung von Lebensmitteln und Wasser. Die Schere zwischen Arm und Reich ist aufgeklappt. Die Armen leben in der Gosse oder in winzigen Apartments und ernähren sich von künstlichen Lebensmitteln wie Soylent, die Reichen in Luxus und leisten sich sich fließend warmes Wasser und natürliche Lebensmittel, wie Erdbeermarmelade das Glas für 150 Dollar (Wieweit die Inflation da hineinspielt sei mal dahingestellt). Zu den Wohnungen der Reichen (Männer) gehören schöne Frauen als Hausinventar, ein fairer Tausch, Luxusleben gegen Sklavendienste.
In diesem Moloch aus Hitze, Überbevölkerung und Armut arbeitet der Polizist Robert Thorn mit dem emeritierten Professor und Mitbewohner Sol Roth. Sein neuester Fall ist die Aufklärung des Mordes am reichen Industriellen William R. Simonson der für Soylent arbeitete. Dieser Mord jedoch ist eine Nummer größer, als er zunächst erscheint.

Soylent Green ist ein Sci-Fi Film aus dem Jahre 1973 und basiert auf Harry Harrison Roman New York 1999. Wie stellte man sie damals die Zukunft vor und was ist davon eingetroffen? So schlimm, wie dieser Film die Zukunft malt, ist es 2012 noch nicht, ja Klimaerwärmung ist ein Thema, die Überbevölkerung ist auch noch nicht so schlimm eingetroffen und wir essen tatsächlich immer mehr industrielle Nahrungsmittel, aber noch trennen und 10 Jahre von dieser filmischen Vision und in 10 Jahren kann noch viel passieren. So gesehen ist es erstaunlich, wie exakt die Vorhersagen dieses Filmes bisher eingetroffen sind. Von der Vorhersage und Vision her, ein wirklich gelungene er Film. Auch die Besetzung ist zum Großteil sehr gut, wenn auch arg stereotyp. Die Handlung ist aus heutiger Sicht sehr vorhersehbar und auch vorhersagbar. Die Auflösung keine Überraschung und die Sozial- und Umweltkritigk arg direkt und platt, aber noch immer zutreffend.
Der Soundtrack ist anstrengend bis stimmungstötend andererseits verströmt er ein putziges 70er Jahre Flair, besonders auch, was die Vorhersage des zukünftigen Konsums von Komputerspielen angeht. Die Effekte und Kulissen sind OK, der Gelbschleier, der teilweise wohl Ausdünstugen der Stadt darstellen sollte wirkt teilweise arg künstlich, aber das war damals eben Stand der Technik. Der Kriminalfall ist nicht überragend, aber soweit solide ermittelt und so gesehen ist dieser Film ein durchaus gelungener dystopischer Sci-Fi Krimi, der mit seinen Vorhersagen bisher noch recht gut in der Zeit liegt. Endlich weiß ich, was Frank Black in der TV Serie Millenium mit seinem Codesatz, der diesem Film komplett spoilert, meinte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.12.2012
Oliver Twist - 2 Disc DVD

Oliver Twist - 2 Disc DVD


gut

Oliver Twist wächst als Waise in einem kirchlichen Armenhaus einer englischen Kleinstadt auf. Trotz harter Bedingungen überlebt er das entbehrungsreiche Dasein. Nachdem er bei einem Sarg-Tischler namens Mr. Sowerberry in die Lehre gegeben wird, dort aber misshandelt wird, läuft Oliver weg und will sein Glück in London versuchen. Halb verhungert findet er beim jüdischen Hehlers Fagin und seiner Kinderbande Unterkunft und Verpflegung und wird in die Bande aufgenommen.
Oliver Twist dürfte wohl Charles Dickens bekanntester (Jugend-)Roman sein, was möglicherweise an seiner häufigen Verfilmung liegt, bis heute an die 25 Mal. Das liegt vielleicht daran, dass Oliver Twist eher zu den dünneren Romanen von Dickens gehört und sich so zu Verfilmungen anbietet, oder weil es einfach schon zu seiner Zeit sämtliche Hollywood Klischees bedient, bzw. erfunden hat und so die Literatur geprägt hat.

Umso erstaunlicher, dass die meisten Verfilmungen, dieses dünne Büchlein trotzdem dermaßen verhunzen, diese BBC Verfilmung aus dem Jahr 2007 ist da keine Ausnahme. Wie üblich, fällt die Mrs. Maylie Episode komplett unter den Tisch, daran ist man ja schon gewöhnt, aber, die Familien und Verwandtschaftsverhältnisse werden dermaßen verdreht, dass diese Geschichte kaum noch entwas mit der tatsächlichen Vorlage zu tun hat.
Im Original ist Oliver der Sohn eines Freundes von Mr. Brownlow und Mr. Brownlow definitiv nicht sein Großvater. Der väterliche Freund, der mit Mr. Brownlow wettert, ob Oliver die Bücher zurückbringt oder abhaut wurde gestrichen. Rose ist plötzlich ein Mündel von Mr. Brownlow. Ja, die meisten Verfilmungen verhunzten die tatsächliche Personenkonstellation, die im Buch teilweise extrem unglaubwürdig ist, und diese Konstellation ist tatsächlich teils glaubwürdiger als das Original, hat aber nur wenig mit dem Buch zu tun.
Was mich wirklich ärgerte war die teils komplett falsche Charakterisierung der Figuren. Oliver ist eine sensible Heulsuse, hier jedoch ein aufmüpfiges, stures Kerlchen und so gar nicht verhungert. Außerdem ist Oliver, auch wenn der Film Oliver Twist heißt, in dieser Umsetzung eher eine Nebenfigur.
Der sanfte, freundliche Mr. Brownlow ist in kalter Mann, dem eigentlich kaum bis nichts an Oliver gelegen ist, diese sanfte Rolle übernimmt hier Rose.
Nancy ist hier eine Farbige, ich bin mir nicht sicher, ob Dickens Nancy wirklich beschrieben hat, aber sie wirkt irgendwie wie die gewollte Quotenschwarze.
Richtig übel ist aber der Soundtrack: E-Gitarre und Ziehharmonika zerstören das letzte bisschen Stimmung, das vielleicht aufkommen mag.
Ich mag ja sonst die BBC Mehrteiler, normalerweise sind sie ein Garant für gelungene Umsetzungen der literarischen Vorlagen. Aber leider muss ich weiterhin dabei bleiben, die beste Umsetzung ist für mich bisher der David Leah Klassiker in schwarz-weiß aus dem Jahr 1948.