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Benutzername: 
Normanfips
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 227 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2023
Rules of Kings
Rose, Chrissy Em

Rules of Kings


sehr gut

Spannendes Hörspiel

Wir tauchen ein in die Welt von verschiedenen Reichen, wie dem Sonnenreich, regiert von König Julien und seiner sich ständig einmischenden Mutter. Dem Rosenreich, aus diesem kommt Roanna, die dazu auserkoren wurde Julien zu heiraten. Dann gibt es noch das Mondreich, das Julien gerne unterwerfen würde und noch einige andere Reiche in diesem High Fantasy Roman. Weitere wichtige Rollen spielen die Schneiderin Emilia, an der Julien einen Narren gefressen hat und Morris. Er ist der Mann fürs Grobe im Dienste des Königs Julien. Chrissy Em Rose hat hier interessante Charaktere geschaffen, bei denen man nie so genau weiß, wie sie als nächstes reagieren werden, was die Geschichte spannend macht. Als Leser oder Hörer bekommt man eine Welt voll mit Intrigen, Lügen, Missverständnissen und auch Gewalt. Weiter spielen Prophezeiungen eine wichtige Rolle. Ich fühlte mich gut unterhalten und mochte ganz besonders die alternierenden Erzählperspektiven. Im Hörspiel wurde das sehr schön mit unterschiedlichen Sprecherstimmen umgesetzt. Mir haben alle vier Sprecherinnen und Sprecher gut gefallen. Die Geschichte wird flott erzählt, ist temporeich und spannend. Am Ende gibt es allerdings einen gewaltigen Cliffhanger.

Bewertung vom 23.10.2023
Nathan Kantereit
Winterstein, Co

Nathan Kantereit


ausgezeichnet

Tiefgründige Novelle

Nathan Kantereit ist ein introvertierter Mann, der sich in seinem relativ ereignislosen Leben gut eingerichtet hat. Er arbeitet als Museumswärter und dort hat er auch seine große Liebe gefunden. Clara heißt seine Angebetete, allerdings ist sie nicht aus Fleisch und Blut, sondern auf einem von Renoirs Gemälden zu sehen. Als das Gemälde in ein anderes Museum nach Italien gebracht werden soll, wirft es Nathan komplett aus der eingefahrenen Bahn. Plötzlich findet er den Mut und die Kraft sich zum ersten Mal alleine auf eine größere Reise zu begeben.
Co Winterstein schreibt knapp und präzise und schafft es dabei, dass der Leser ein gutes Gefühl für Nathan entwickelt. Trotz oder gerade wegen seiner Verschrobenheit fühlt man mit ihm und wünscht ihm nur das Beste. Er macht eine Entwicklung durch, denn er entdeckt seinen Mut und eine vorher nicht gekannte Entschlossenheit. Was er am Ende der Reise findet, das sollte jeder selbst lesen. Eine berührende Novelle, die durch eine schöne Sprache überzeugt. Das Cover und weitere Bilder, die zwischen den Seiten eingestreut sind, wurden von Till Gerhard gemalt. Sie passen wunderbar zu dieser Geschichte. Die ganze Aufmachung und auch das Schriftbild sind etwas ganz Besonderes. Daher gebe ich gerne meine Empfehlung ab, für ein Buch der leisen und zarten Töne.

Bewertung vom 17.10.2023
Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1
Niemeitz, Merit

Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1


sehr gut

Spannend und überraschend

Mabel hat ein Stipendium an der Universität Cambridge ergattert und tut alles für ihr Studium. Sie hat wenig Kontakte bis auf Zoe und Davie. Zoe ist mit Ashton befreundet und widerstrebend begleitet Mabel sie auf die Treffen von Ashtons Verbindung, die sich der Bund der Stare nennt. Je mehr Mabel über diesen Bund erfährt, desto mehr begibt sie sich auch in Gefahr. Sie macht sich Sorgen um ihre Freundin und zugleich fühlt sie sich zu einem Mitglied der Verbindung, Cliff, stark hingezogen. Dieser verhält sich äußerst widersprüchlich. Davie unterstützt Mabel bei ihren Recherchen und sie finden heraus, dass es diesen Bund schon seit Jahrhunderten gibt und sich rund um ihn seltsame Ereignisse ranken.
Merit Niemeitz schreibt flüssig und spannend und man tappt lange im Dunkeln. Die Geschichte wird aus den wechselnden Perspektiven von Mabel und Cliff erzählt. Während ich mir Mabel sehr gut vorstellen konnte, war Cliff bis zum Ende nicht so recht greifbar. Auch die Nebenfiguren hätte ich mir deutlich gezeichneter gewünscht. Der Roman baut kontinuierlich Spannung auf, in der Mitte gab es für mich einen kleinen Durchhänger, aber zum Ende hin wurde es noch einmal richtig packend. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und freue mich schon auf Band 2.

Bewertung vom 09.10.2023
Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3
McDonnell, C. K.

Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3


ausgezeichnet

Herrlich verrückt

Vincent Banecroft, Chef der skurrilen Zeitschrift STRANGER TIMES, benimmt sich in letzter Zeit merkwürdig. Er scheint mit seiner vermeintlich toten Ehefrau durch einen Geist zu kommunizieren. Da stellt sich die Frage, ob sie denn tatsächlich tot ist. Hannah verließ die Redaktion von einem Tag auf den anderen und befindet sich nun im Pinter Institut - um was genau zu tun - fragt man sich als Leser. Ihre Stelle als stellvertretende Chefredakteurin übernimmt Betty, die etwas seltsam erscheint. Aber damit fällt sie eher weniger auf zwischen den Menschen am Irrentag oder der herrlich verschrobenen Belegschaft der STRANGER TIMES.
Der Autor eröffnet gleich zu Beginn viele Handlungsstränge und man weiß lange nicht, wie das alles zusammenhängen soll. Eine Spur ist schräger als die andere, aber alle machen sie Spaß. Die Dialoge sind witzig, die Einfälle absurd komisch und der Humor very british.
Ich habe mich beim Lesen bestens amüsiert, aber auch die Spannung kam nicht zur kurz. Irgendwie hat man am Ende fast alle lieb gewonnen und hofft auf den nächsten Band aus der Feder von C.K. McDonnell.
Erwähnenswert ist noch der tolle Buchschnitt, der das Lesen auch optisch aufpeppt. Daher eine klare Lesempfehlung.

Bewertung vom 08.10.2023
Meister der Dschinn (Gewinner des Nebula Award 2021 für Bester Roman & des Hugo Award 2022 für Bester Roman)
P. Djèlí, Clark

Meister der Dschinn (Gewinner des Nebula Award 2021 für Bester Roman & des Hugo Award 2022 für Bester Roman)


sehr gut

Frauenpower in Kairo

Kairo im Jahre 1912, vierzig Jahre sind vergangen seit Al-Dschahiz das Tor zu einer anderen Welt öffnete. Seitdem gibt es Magie auf der Welt und es tummeln sich Ghule und Dschinns neben den Menschen. Um ein reibungsloses Zusammenleben zu gewährleisten wurde das Ministerium für Alchemie, Verzauberungen und übernatürliche Wesen geschaffen. Dort arbeitet Fatma, die erst kürzlich die Zerstörung der Welt verhindern konnte. Nun ist sie wieder gefragt, da ein Mörder in Kairo unterwegs ist, der von sich behauptet Al-Dschahiz zu sein. Fatma glaubt eher an einen Hochstapler.
Der Roman nimmt langsam Fahrt auf, zu Beginn lässt sich der Autor Zeit, den Leser an die Hand zu nehmen und ihm Kairo detailreich nahezubringen. Dann nimmt das Buch Fahrt auf, die Spannung steigt und ich hatte Spaß Fatma und ihre Kollegin beim Verfolgen der Spuren zu begleiten. Zuletzt laufen die Fäden in einem Showdown zusammen, der mich ein wenig an James Bond Filme erinnerte. Hier wäre mir weniger lieber gewesen. Fatma ist eine interessante Figur, wie auch andere Charaktere wirklich gut gezeichnet sind. In diesem Roman wird Frauenpower groß geschrieben.
Ich fühlte mich wirklich gut unterhalten und konnte mir dieses Kairo wunderbar vorstellen. Trotz allem hätte der Roman noch mehr Potential gehabt, das leider nicht ganz ausgeschöpft wurde. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 03.10.2023
Und Sie sind also der Künstler?
Bill, Simon

Und Sie sind also der Künstler?


sehr gut

Interessante Mischung von Kunst und Neurowissenschaft

Wir begleiten in diesem Roman einen Künstler, dessen Namen wir nie erfahren, bei seinen gescheiterten Versuchen, seine Bilder an den Mann zu bringen, Geld zu verdienen und in Künstlerkreisen ernst genommen zu werden. Zudem hat er ein massives Alkoholproblem. Seine Freundin hat ihn verlassen und er hat kaum soziale Kontakte. Dann ergattert er ein Arbeitsstipendium an einem neurologischen Institut. Zuerst weiß er gar nicht so recht, was er dort auf die Beine stellen soll, aber dann beginnt er sich immer mehr für die Neurowissenschaft und für die Patienten vor Ort zu interessieren. Dazwischen besucht er immer wieder Vernissagen und hier lässt der Autor die Künstlerwelt gar nicht gut aussehen. Das ist schon ziemlich bissig, was Simon Bill hier beschreibt.
Der Autor wechselt ab zwischen der Geschichte des Künstlers, seinen philosophischen Gedanken, die ab und zu einfließen, kleinen Abstechern zur Kunst allgemein und zu Künstlern, Kritik an der Kunstszene und Einblick in die faszinierende Welt der Neurowissenschaft.
Insgesamt bleibt dies für mich etwas fragmentarisch und es fehlt ein bisschen der rote Faden. Ich hätte auf eine deutlichere Weiterentwicklung des Protagonisten gehofft, am Ende ist es doch nur ein fragiles Pflänzchen, das da herangewachsen ist. Der Schluss versöhnt allerdings ein wenig.

Bewertung vom 03.10.2023
Südstern
Staffel, Tim

Südstern


ausgezeichnet

Eine beeindruckende Leseerfahrung

Wir lernen Vanessa und Deniz mit ihrem jeweiligen Umfeld kennen. Beide erzählen abwechselnd aus der Ich-Perspektive. Sie leben in Berlin, aber nicht in dem schicken Berlin, das vielleicht die Touristen eher zu sehen bekommen. Wir lernen eine Großstadt kennen, in der es rau zugeht, in der jeder unter Druck steht und ums Durchkommen kämpft. Manchmal schaffen die Menschen es nur mit Drogen oder Medikamenten. Und hier kommt Vanessa ins Spiel, die als Kurier unterwegs ist und die vermeintlich glücksmachenden Substanzen an den Mann oder die Frau bringt. Deniz ist Streifenpolizist und fährt Doppel- und Dreifachschichten, weil er das Geld dringend braucht. Er muss sich um seinen an Parkinson erkrankten Vater fast alleine kümmern. Dann treffen die beiden Protagonisten eines Tages aufeinander und es entsteht eine starke Anziehung zwischen ihnen. Man wird förmlich in diesen Roman geworfen, in dem man sich zuerst einmal zurecht finden muss. Die Sprache ist außergewöhnlich, vermittelt einem ein Gefühl wie in Echtzeit dabei zu sein, man spürt fast den Druck und die Atemlosigkeit. Aufzählungen, Situationen, Dialoge ohne diese sprachlich kenntlich zu machen (kein Doppelpunkt, keine Anführungszeichen), reihen sich kurz und nüchtern aneinander. Dies bringt den knallharten Alltag dem Leser nahe, um dann dazwischen auch wieder sehr poetische bis surreale Einschübe zu finden. Zuerst musste ich mich sehr konzentrieren, um zu erkennen, wer denn jetzt gerade spricht, aber dann wurde ich von der Geschichte und der Sprache vollkommen in den Bann gezogen. Eine deprimierende Grundstimmung, die durch die zarte Liebesgeschichte von Vanessa und Deniz aufgelockert wird und einen nicht vollkommen desillusioniert zurücklässt. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen. Mich hat es definitiv beeindruckt.

Bewertung vom 03.10.2023
Elefanten Ekstase
Du Plessis, Claudia

Elefanten Ekstase


ausgezeichnet

Ein Buch, das gute Laune macht

Vier Bayern aus dem Dorf Lupfershofen teilen nicht nur die Vorliebe für Fußball und gutes Essen miteinander, sondern auch die Reiselust. Am liebsten eine Reise nach Namibia. Und genau auf dieser Reise, erzählt von Fritzi, der ohne ausreichend Schlaf, Kaffee und Essen erst gar nicht ansprechbar ist, begleiten wir die 4 Spezln. Während der eine die Vögel liebt, schwärmt der nächste von Fischen und ganz besonders natürlich für die Elefanten. Claudia Du Plessis hat eine Mischung aus einem Reisetagebuch und einem Krimi geschrieben, wobei der Humor nicht zu kurz kommt. Die Tierbeobachtungen und auch die Landschaft sind bildhaft beschrieben und auch durch den Erzählstil (Fritzi spricht den Leser direkt an), hat man das Gefühl mit dabei zu sein. Die Liebe der Autorin zu Namibia spricht aus jeder Zeile. Ich glaube, ich hätte den Krimifall gar nicht gebraucht, weil mich alleine schon die Beschreibungen begeistert haben. Aber sicher macht es Spaß auch ein bisschen Mitzurätseln beim Vermisstenfall.
Die Lektüre war was zum Wohlfühlen und verschaffte mir gute Laune, daher empfehle ich den Reisekrimi sehr gerne weiter.

Bewertung vom 27.09.2023
Wer das Vergessen stört / Die Canterbury-Fälle Bd.1
Duncan, Tessa

Wer das Vergessen stört / Die Canterbury-Fälle Bd.1


sehr gut

Psychologischer Krimi

Lily Brown, eine Psychotherapeutin aus Canterbury, hat aktuell zwei Klientinnen, die sie sehr beschäftigen. Zum einen ist da Vera Osmond, die aufgrund von Panikattacken Lilys Praxis aufsucht und zum anderen Samantha Harris, die in einer von Gewalt beherrschten Ehe lebt. Als Vera tot aufgefunden wird und die Polizei zu dem Schluss kommt, dass es ein Suizid war, beginnt Lily auf eigene Faust zu ermitteln. Sie kann einfach nicht glauben, dass Vera sich das Leben genommen hat. Unterstützung erhält sie dabei von ihrem Praxiskollegen Matt und ihrem Ex-Freund Dan.
Der Krimi ist vorwiegend in der dritten Person geschrieben, nur Vera spricht in der Ich-Form. Dieser Wechsel hat mir sehr gut gefallen. Die Kapitel sind kurz gehalten, die Sprache einfach und dadurch entsteht ein guter Lesefluss. Vor allem im ersten Teil erfährt man viel über Dialoge in Therapiesitzungen und psychologisches Hintergrundwissen, im zweiten Teil des Buches liegt der Fokus mehr auf dem Fall und die Spannung steigt. Man merkt deutlich, dass die Autorin in Psychologie versiert ist (sie ist ausgebildete Klinische Psychologin und Psychotherapeutin). In diesem ersten Band beleuchtet sie frühkindliche Traumata und toxische Beziehungen. Die Themen und Fälle sind teilweise sehr bedrückend und verstörend, v.a. da sie auf wahren Begebenheiten beruhen. Mir hat dieser Auftakt der Canterbury-Fälle gut gefallen und ich bin gespannt, wie es mit Lily weitergehen wird.

Bewertung vom 27.09.2023
Wasserfallsturz
Wind, Jennifer B.

Wasserfallsturz


sehr gut

Krimi mit Lokalkolorit

Franziska Fürst wechselt vom LKA in Wien als Chefinspektorin nach Murau. Sie zieht wieder bei ihrem Vater ein, der im Nachbardorf Schöder lebt. Mit dabei ist ihre pubertierende Tochter, die alles andere als begeistert vom Umzug ist, und der kleine Sohn. Kaum angekommen, wird Franzi mit einem mysteriösen Unfall konfrontiert. Die ehemalige Volksschullehrerin Marion soll am Günster Wasserfall abgestürzt sein, was doch recht seltsam anmutet, da Marion unter Höhenangst litt. Aber nicht nur der vermeintliche Unfall beschäftigt Franzi, sondern auch einige brutal getötete Schafe und zunächst unverständliche Wandschmierereien.
Jennifer B. Wind hat einen Krimi mit viel Lokalkolorit geschrieben. Die Protagonisten sind sympathisch, das Ermittlerteam funktioniert gut und der Anteil zwischen dem Fall und dem Privaten ist ausgewogen. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und durch die kurzen Kapitel kommt Tempo in den Lesefluss. Die Autorin wechselt in der Erzählperspektive zwischen dem aktuellen Geschehen, der verunglückten Marion, die im Koma liegt und einer Stimme aus der Vergangenheit. Das macht den Krimi sehr abwechslungsreich. Alleine das Ende war mir zu vorhersehbar und die Auflösung war nicht so ganz mein Fall. Trotzdem hatte ich Spaß beim Lesen und fühlte mich gut unterhalten. Unbedingt erwähnenswert ist der tolle grüne Buchschnitt. Ein echter Hingucker.