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horrorbiene
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Bewertungen

Insgesamt 210 Bewertungen
Bewertung vom 01.01.2013
Morgen, Freundchen, wird's was geben!

Morgen, Freundchen, wird's was geben!


ausgezeichnet

Nachdem ich im letzten Jahr den Krimi-Adventskalender von Knaur gelesen habe und er mir nach anfänglicher Skepsis gut gefallen hat, wollte ich auch in diesem Jahr auf einen literarischen Adventskalender nicht verzichten und meine Wahl ist auf dieses Buch gefallen, das fast gänzlich ohne kriminalistische Anwandlungen auskommt.
Von den meisten Autoren habe ich noch nie etwas gehört, doch Markus Heitz, der zwei Geschichten beigesteuert hat, ist mir sehr wohl bekannt und auch ein von mir sehr geschätzer Autor. Doch nicht nur Kurzgeschichten lassen sich in diesem Band finden, unter den 24 Beiträgen sind auch zwei Kurzcomics von Christian Moser, welche mit einem besonderen Humor bestechen. Alle Geschichten haben eine ordentliche Länge, sind aber auch nicht übertrieben lang – die ideale Mischung für die Lektüre vor dem Schlafengehen.
Die Qualität der Beiträge variiert schon, doch es gab keine Geschichte dabei, die ich gänzlich blöd fand. Manche waren etwas übertrieben, zwei habe ich nicht so recht verstanden. Doch es gab viele Geschichten, die mir wirklich gut gefallen haben, gerade weil sie das Weihnachtsfest realistisch, kritisch oder humoristisch betrachtet haben. Egal ob Weihnachtsmuffel oder Weihnachtsfreund, es ist jedenfalls für jeden etwas dabei. Besonders gefallen haben mir jedoch die beiden Geschichten von Steffie von Wolff, die durch ihren Humor bestechen. Da war zum einen eine Mutter die in ihren Vorbereitungen den Überblick verliert, was mit einer gelungenen Pointe endet und zum anderen alkoholisiert ein junges Mädchen beim Weihnachts-Kindergeburstag ihrer Schwester ungewollt alle Kinder. Beide sind für sich genommen prima geschrieben und meine Highlights des Buches. Von den beiden Geschichten von Markus Heitz, die mich bei diesem Buch besonders interessierten, war eine zwar etwas makaber, doch sehr gelungen, die andere war durchschnittlich. Dazu muss ich sagen, dass die beiden Geschichten meiner Erkenntnis nach, mit keiner von Heitz’ bisherigen Veröffentlichungen zusammenhängen.
Als Bonus befinden sich im hinteren Teil des Buches noch ein paar Rezepte für Weihnachtspunsch, die ich jedoch nicht ausprobiert habe.

Fazit: Mit diesem literarischen Adventskalender kann man nichts falsch machen. Egal ob man dem Konsumrausch kritisch gegenüber steht, man das Weihnachtsfest schon vor dem ersten Advent penibel durchgeplant hat oder ob man die besinnliche Zeit am liebsten genießt – hier ist für jeden Weinachtstyp etwas dabei. Zwar sind einige seltsame Beiträge darunter, doch keine völligen Ausfälle. Mit den Geschichten von Steffie von Wolff sind auch zwei echte Highlights dabei.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2013
Das Pestzeichen / Pest-Trilogie Bd.1
Zinßmeister, Deana

Das Pestzeichen / Pest-Trilogie Bd.1


sehr gut

Lange habe ich kein historisches Buch mehr gelesen. Umso mehr habe ich mich auf dieses gefreut, vor allem da ich Bücher gern mag, in denen die Pest eine Rolle spielt. In diesem Buch lernt der Leser nun Susanna kennen, die aufgrund eines heimtückischen Mordes ihre gesamte Familie verloren hat. Doch dies geschah nicht ohne Grund: Der Vater hat von einem Mann namens Jeremias mit langen schwarzen Haaren und ebenso langem Mantel geheime, magische Schriften gekauft. Mithilfe dieser Schriften, einer beiligenden Karte und allerlei Hilfsmitteln soll es möglich sein einen Schatz zu heben und den Dämon oder Schatzgeist zu erlösen, der den Schatz zu Lebzeiten angehäuft und vergraben hat und nun nach seinem Tod diesen bewacht. Nachdem Susanna auch bei ihrer Muhme nicht unterkommen konnte und Jeremias und seine Helfershelfer sie nicht in Frieden lassen, in der Hoffnung, sie habe das Büchlein in ihrem Besitz, macht sich Susanna selbst auf die Schatzsuche in der Hoffnung mit dem Geld ein neues Leben zu beginnen. Unterwegs begegnet ihr der junge Urs, der sie nicht nur vor dem Wundbrand schützt, sondern auch zu einem treuen Begleiter wird.
Zu Beginn der Lektüre kam mir das Gerede um Magie und diesen Aberglauben um die Hilfsmittel der Schatzsuche schon sehr suspekt vor. Doch nach einer Weile konnte ich mich gut in die Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg hineinversetzen und verstand, dass die Leute damals so etwas für bahre Münze nahmen und Magie und Aberglaube zu ihrem täglichen Leben dazu gehörte.
Gut gefallen hat mir auch die Hauptfigur Susanna, musste sie doch viel in der letzten Zeit durchleben, doch hat sie noch nie so viele Leute in ihrem Leben kennengelernt und ist an den Ereignissen eindeutig gewachsen. Schön fand ich die Beziehung, die sie zu Urs aufbaut, ist sie doch geprägt von Missverständnissen und falsch gemeinter Zickerei. So ist sie die Jugend, damals wie heute. Eigenartig fand ich nur, dass Susanna mit ihren 17 und Urs mit 19 Jahren beide weder bereits jemandem versprochen – noch verheiratet waren, sind sie doch schon von fortgeschrittenem Alter für die Zeit. Urs hat seltsamerweise nicht einmal einen Beruf erlernen müssen – er hat nur bei seinem Oheim zum Spaß an der Freude in den Beruf des Heilers hineingeschnuppert und das finde ich mit 19 schon etwas spät.
Ansonsten haben mir auch die Landschaftsbeschreibungen sehr gut gefallen. Durch diese und durch manche kleinen Fakteneinschübe wurde das Buch atmosphärisch. Dazu beigetragen hat auch, dass reale Schauplätze wie die Pestkirche von Aschbach eine Rolle spielen.
Mein größter Kritikpunkt hängt mit dem Titel des Buches zusammen. Wenn ein Buch schon Das Pestzeichen heißt, dann finde ich sollte die Pest schon eine große Rolle spielen. Sicher kommt die Pest hier vor, doch eine Epidemi herrscht – auch in der Umgebung als Bedrohung – derzeit nicht. Die Pest ist lediglich als große Motivation hinter Jeremias Handeln zu sehen. Die Pestzeichen an sich wurden erwähnt, spielten jedoch gar keine tragende Rolle. Ich hätte mir gewünscht, dass diese Thematik mehr in den Mittelpunkt gerückt wäre. Der Schwerpunkt hier liegt eindeutig bei der Schatzsuche der verschiedenen Parteien, dabei hat der Satz des Klappentextes “Und die Zeit drängt, denn nicht nur die Pest kommt näher, auch Jeremias ist ihr auf der Spur …” doch so vielversprechend geklungen. Auch hätten die Folgen des Krieges oder der Krieg selbst meinem Geschmack nach auch eine größere Rolle spielen können. Dadurch bleibt bei mir der Eindruck, dass diese Geschichte auch hätte zu einer anderen Zeit spielen – oder gar als Fantasy-Buch aufgemacht werden können.

Fazit: Das Pestzeichen ist ein gelungener Roman, der durch die Schatzsuche und die Jagd auf Susanna einiges an Spannung liefert. Dennoch hätten für meinen Geschmack die historischen Aspekte – allen voran die Pest – stärker in den Vordergrund gestellt werden können. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gern gelesen und wurde gut unterhalten.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2013
Sonea - Die Königin / Die Saga von Sonea Trilogie Bd.3
Canavan, Trudi

Sonea - Die Königin / Die Saga von Sonea Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

In Sonea – Die Königin werden die Geschehnisse aus dem Vorgängerband aufgegriffen und konsequent weitergeführt. Das Buch ist weiterhin geprägt durch die Zweiteilung der Handlungsstränge: In Imardin wird Lilia in die Feinheiten der schwarzen Magie eingeführt und nimmt ihren Unterricht wieder auf. Cery und seine Leibwächter sehen sich gezwungen unter der Gilde Schutz zu suchen, da der Dieb und wilde Magier Skellin die Stadt fest im Griff hat und Schwarzmagier Kallen noch keinen Weg gefunden hat, ihn zu fangen. Des Weiteren greift die Sucht nach Feuel weiter um sich. In Sachaka ist Lorkin wieder in der Hauptstadt angekommen und wird prompt vom König gefangen genommen, um die Geheimnisse der Verräterinnen aus ihm heraus zu pressen. Als die Gilde davon erfährt, wird Sonea nebst Regin als Begleitung ausgeschickt, um mit dem König in Verhandlungen zu treten und Lorkin zu befreien – doch auch mit den Verräterinnen soll Sonea verhandeln…

Allein schon bei meiner kurzen Inhaltsangabe wird für mich ein Punkt deutlich, der mich bei dieser Serie gestört hat: Sonea bricht kein Gesetz, als sie nach Sachaka aufbricht, denn sie wird von der Gilde geschickt. Wieso muss ein Klappentext so irreführend sein? Doch wesentlich irreführender ist der Titel der gesamten Trilogie: Ich habe dies schon bei den vorangegangenen Bücher bemängelt und möchte dies daher nicht näher ausführen, doch mit dem Titel Sonea – Die Königin findet die irreführende Titelgebung einen Höhepunkt. Zum einen klingt der Titel so, als sei Sonea die einzige Hauptperson – was praktisch nicht gelingen kann, bei einer solch zweigeteilten Geschichte – zum anderen erweckt der Titel die Erwartung, dass Sonea nun einen ganz wichtigen Posten einnehmen könnte, nämlich den einer Königin. Das ist natürlich Unsinn. Sie ist Magierin und stammt nicht aus einem der Häuser – Königin von Kyralia kann sie nicht werden. Und Königin der Verräterinnen? So wie der Leser die Verräterinnen kennengelernt hat, ist auch dies unmöglich. Da wurde der Titel mal dem Originaltitel folgend übersetzt, doch dies funktioniert nicht, da die Trilogie einen solch ungünstig gewählten Titel trägt. Sicher sagt dies nichts über die Qualität des Buches aus, doch bei mir hat der Titel der Trilogie und der einzelnen Bände jeweils Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt werden können und dies finde ich wirklich ungeschickt gemacht…

Nichtsdestotrotz hat mir das Lesen dieses abschließenden Bandes wieder enorme Freude bereitet. Canavan schreibt wirklich mitreißend und atmosphärisch, so dass ich in die von ihr gesponnene Welt eintauchen konnte und mir gewünscht habe, das Buch würde nicht aufhören oder doch noch eine Fortsetzung erhalten. Die Spannung steigert sich gegen Ende des Buches enorm, münden doch beide Handlungsstränge in ein mitreißendes Finale. Doch leider wurde die Zweiteilung der Handlung nicht wirklich aufgehoben, da Sonea zwar nach Sachaka reist, doch die Geschehnisse in Imardin von der noch sehr neuen Figur Lilia geführt werden. Das fand ich etwas schade, war aber anders nicht zu machen. Im Nachhinein gesehen, wäre es vielleicht geschickter gewesen, der Handlung in Imardin nicht so viel Raum zu geben und nur zu zeigen, was Sonea so treibt, statt mit der Einführung neuer Charaktere die Geschehnisse zu einem tragenden Teil der Geschichte zu machen. Denn gerade gegen Ende fiel doch stark auf, dass die beiden Handlungssträge nicht wirklich zusammenpassen und daher den Charme des Buches stören – in diesem Band noch mehr als in den anderen. Mit nur einem Haupthandlungsstrang hätten manche Charaktere mehr Tiefe bekommen, die sie auf jeden Fall verdient hätten.

Fazit: Trotz aller Widrigkeiten – falsche Erwartungen durch irreführende Titel sowie die starke Zweiteilung der Handlung – hat mir das Lesen von Sonea – Die Königin und der gesamten Trilogie sehr viel Freude bereitet. Canvan schreibt einfach zu gut, als dass Kleinigkeiten den Lesespaß hemmen könnten. Das Buch ist ein würdiger Abschluss dieser schönen Trilogie.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2013
Die Seelenjägerin / Magister-Trilogie Bd.1
Friedman, Celia

Die Seelenjägerin / Magister-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Dies ist mal wieder eines der Bücher, bei denen sowohl Klappentext als auch Verlagsbeschreibung von Fehlern gespickt sind und daher einen falschen Eindruck der Geschichte vermitteln. Daher rate ich dazu, beides nicht zu lesen. Auf dem Klappentext wurde zudem peinlicherweise ein falscher Name verwendet.
Doch dies sagt nichts über die Qualitäten des Buches aus. Bei Erscheinen der broschierten Ausgabe bekam ich das Buch als Geschenk und mir ist sofort das Cover sehr positiv aufgefallen. Ich musste das Buch anschließend sofort lesen und habe es dabei regelrecht verschlugen. Obwohl viele klassische Elemente der Fantasy auch hier Verwendung finden, wie z.B. der Kampf gegen übermächtige Wesen, die im Norden von den Vorfahren gebannt wurden. Nur liegt der Kampf der Vorfahren so weit in der Vergangenheit, dass sie die Menschen nicht mehr daran erinnern wollen, oder es als Märchen oder Aberglauben abtun. Dies und anderes hat mich so manches Mal an Das Lied von Eis und Feuer von George R.R. Martin denken lassen. Dies soll keine Kritik sein, eher ein Beweis dafür, wie gut geschrieben Die Seelenjägerin ist, ohne jedoch die enorme Ausführlichkeit von Das Lied von Eis und Feuer zu erreichen. Doch es gibt auch neue Elemente in dieser Trilogie. So z.B. die Magie, die hier auf der Kraft der eigenen Seele beruht, die sich im Laufe des Lebens natürlich verringert. Nutzt man diese für Magie, altert und stirbt man schließlich schneller. Es gibt nur eine Möglichkeit, dem frühen Tod zu entgehen: Man muss sich des Seelenfeuers eines Unbekannten bedienen, der letztendlich daran strerben wird, den Magier – hier Magister genannt – dafür jedoch theoretisch unsterblich macht, da er sich stets neue Konjunkten suchen kann. Dadurch ergeben sich interessante Situationen und auch eine Art Politik, die mir unheimlich gefallen hat.
Auch sonst ist Friedmans Schreibstil nicht verworren, sondern einfach gradlinig, doch durch die verschiedenen tragenden Perspektiven (Kamala, Andovan, Colivar) wird Spannung, aber auch Atmosphäre erzeugt. Dies hat mir sehr gut gefallen und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Doch mit den drei Perspektiven sind noch nicht alle abgedeckt. Wenn es notwenig ist, erlebt der Leser die Handlung auch aus den Augen von so manchem Nebendarsteller. Und ich vermute, dass mindestens zwei dieser Figuren in den weiteren Bänden noch eine entscheidende Rolle spielen werden.

Fazit: Ich habe das Buch nun schon zum zweiten Mal gelesen, weil es mir so gut gefallen hat und ich auf dem Laufenden sein wollte, wenn es daran geht, die gesamte Trilogie zu lesen. Beim zweiten Lesen hat das Buch eben so viel Spaß gemacht, nur fiel das Rätselraten um die Zusammenhänge weg, denn die kenne ich nun schon. Dabei ist mir klar geworden, dass gerade dieses Rätseln einen entscheidenden Reiz des Buches ausgemacht hat. Dennoch bleibt noch viel ungeklärt und daher freue ich mich nun riesig, die Trilogie weiter lesen zu können.
Die Seelenjägerin ist ein Fantasy-Buch mit besonderen Qualitäten, dass sich erfrischend von der Masse abhebt, gut und spannend geschrieben ist und meiner Meinung nach viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Ich kann den Auftaktband der Trilogie jedem Fantasy-Leser nur als Herz legen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2013
Isch geh Schulhof
Möller, Philipp

Isch geh Schulhof


ausgezeichnet

Ich habe mich riesig gefreut, als ich das Buch geschenkt bekam und habe auch sofort angefangen zu lesen. Ich bin selbst seit Beginn des Schuljahres ’12/’13 (Fach-)Lehrerin einer Grundschule in einem sogenannten sozialen Brenntpunkt und habe dort sehr ambivalente Erfahrungen gemacht. Oft habe ich mir gesagt: “In Berlin ist es noch schlimmer…” und nun konnte ich mit Isch geh Schulhof einen Erfahrungsbericht von einem als Diplompädagogen in Erwachsenenbildung ausgebildeter Quereinsteiger lesen, der an einer “mittleren” Berliner Grundschule entstand.
Um es kurz zu fassen, habe ich viele Parallelen entdeckt, mich selbst an manschen Stellen wiedergefunden, doch (zum Glück) auch Unterschiede ausmachen können. Dabei habe ich wirklich sehr viele Textpassagen gefunden, die ich prompt unterschreiben würde, bei denen es um Dinge geht, bei denen man einfach den Kopf schütteln muss. Wie kann es z.B. sein, dass ein junger (in meinem Fall ausgebildeter) Lehrer sechs Wochen ohne Gehalt auskommen muss, nur weil die Behörden schön Geld einsparen wollen?! Wieso denken sich “die von oben” immer neue Dinge aus, die an der Schule als Institution verschlimmbessert werden sollen, ohne darauf zu achten, dass die personellen Ressourcen vorhanden sind?! Über so etwas kann ich mich stundenlang aufregen – und es gibt zahlreiche Dinge, die einmal gesagt werden müssten. Philipp Möller tut dies in seinem Buch und darüber bin ich froh. Dabei ist dieses Buch im Gegensatz zu so manch anderer Lektüre über das Lehrerdasein an Schulen nicht humoristisch gemeint, sondern möchte aufrütteln. Sicher hat die eine oder andere geschilderte Szene zweifelsohne einen hohen Wert an Situationskomik, doch wird hier der Ernst der Lage nicht ins Lächerliche gezogen!
Mir hat die Lektüre von Möllers Buch sehr gut gefallen. Es ließ sich sehr gut lesen und die Seiten auf denen er seinen Alltag in der Berliner Grundschule beschreibt flogen nur so dahin. Dabei schildert er die schönen Momente seines 24-monatigen Lehrerdaseins genauso wie die Verzweiflung und die Verwirrung, die der Beruf mit sich bringt sehr plakativ und zeigt die Probleme die das gesamte Schulsystem (und das nicht nur in Berlin) hat gekonnt auf. Er verwendet dazu nicht nur die Berliner Mundart, sondern auch die Sprechweise der Schüler (“Züüüüüsch.”) kommt in den Dialogen realistisch zur geltung. Ich hätte mir mitunter statt der einen oder anderen kurzen Zusammenfassung noch mehr Details geschwünscht, obwohl das Buch mit seinen 359 Textseiten doch schon sehr umfangreich ist.

Fazit: Isch geh Schulhof ist in Gegesatz zu so manch anderer “Lehrerleküre” nicht so überzogen, sondern betrachtet das Schulsystem mit einem kritischen Blick. Ich habe viele Stellen entdeckt, mit denen ich mich indentifizieren kann. Ein Buch, das ich im Kollegium auf jeden Fall bekannt machen werde und auch sonst nur sehr empfehlen kann.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2013
Die Seelenzauberin / Magister-Trilogie Bd.2
Friedman, Celia

Die Seelenzauberin / Magister-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

In Band zwei setzt sich die Geschichte aus dem ersten Teil nahtlos fort: Kamala muss sich von den Strapazen des Kampfes mit dem Seelenfresser erholen und folgt – ganz der Tradition der Magister um Wissen zu erlangen – zwei Hütern auf einer Expedition zum Heiligen Zorn. Was sie dort finden wird die bisherige Welt verändern. Im Großkönigreich wird ein Büßermönch zum neuen König gekrönt und die Hexenkönigin wittert eine Möglichkeit zur Einflussnahme. Ihr Seelenfeuer widerrum ist mittlerweile so ausgebrannt, dass ihr nur noch wenig Lebenszeit vergönnt ist und da ihr die Magister nicht zu helfen scheinen, vertraut sie auf ganz andere Mächte. Diese breiten ihre Fühler auch noch an anderer Stelle aus und ein ausgeklügeltes Netzwerk wird deutlich. Da kann nur noch eines helfen: Die Macht der Lyr muss geweckt werden. Doch wie soll das von statten gehen und wie kommt es, dass Magister Colivar so viel weiß?!
Band eins habe ich regelrecht verschlungen. Er war geprägt von der Reise Andovans zu der Quelle seines Leidens: Kamala. Dass sie ihren eigenen Konjunkten fand und sich auch noch in ihn verliebte hat den Reiz dieses Buches ausgemacht. Da Andovan am Ende des ersten Bandes starb, musste dieses Buch nun von gänzlich anderem Charakter sein. Tatsächlich ist es das auch. Die Seelenfresser sind wieder da und sie gehen scheinbar in der Seele verwurzlte Verbindungen ein. Die Seelenfresser sind demnach nicht einfach zurückgekehrt, sondern sind Teil einer großen Verschwörung, die schon größere Bahnen gezogen hat, als alle bisher dachten. Dies wird innerhalb des Buches Schritt für Schritt aufgedeckt, wobei Perspektivwechsel und Zeitsprünge so geschickt eingesetzt wurden, dass der Plot richtig spannend wurde und die Seiten wieder einmal nur so dahin flogen. Auf diese Weise enthält Band zwei noch eine ganze Menge mehr Spannung und Tiefgang als Band eins. Dabei erlebt der Leser, wie sich die Charaktete entwickeln und so manche Veränderung durchmachen. Allen voran Kamala, die zwar eine Magisterin ist, doch ihr “Menschsein” liegt noch nicht so weit zurück, dass ihr menschliches Verhalten gänzlich abhanden gekommen ist. Dies führt z.T. zu sehr interessanten Konflikten, doch könnte die Figur noch etwas tiefgründiger gestaltet werden. Dies ist allerdings nicht von entscheidender Bedeutung, ist sie doch nur eine Figur auf dem großen Schachbrett.
Friedmans Erzählstil ist einfach gehalten und schafft es durch die Perspektiven und die Einblicke in die Gegenseite nicht nur Spannung aufzubauen, sondern auch eine gehörige Portion Atmosphäre.

Fazit: Die Seelenzauberin ist wie auch schon der erste Teil ein Fantasy-Buch mit besonderen Qualitäten, dass sich erfrischend von der Masse abhebt, gut, spannend und atmosphärisch geschrieben ist und meiner Meinung nach viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Band zwei erhält nun durch die verschiedenen Komplotte, die nach und nach zu Tage treten noch mehr Tiefgang und Spannung. Ich kann die Trilogie nur wärmsten empfehlen und freue mich schon darauf, bald Band drei lesen zu können!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.12.2012
Die Landkarte der Liebe
Clarke, Lucy

Die Landkarte der Liebe


sehr gut

Ich hatte mal wieder Lust auf etwas romantischere Lektüre und bin auf dieses Buch gestoßen. Die Idee, den Weg, den die verstorbene Schwester gegangen ist, nachzuvollziehen und nachzugehen, um sie und ihr Handeln besser zu verstehen, hat mir sehr gut gefallen und dementsprechend bin ich mit hohen Erwartungen an das Buch herangegangen.
Mia und Katie sind zwei ganz unterschiedliche Schwestern, die in der Vergangenheit sehr miteinander verbunden waren und sich nun nicht mehr so gut verstehen. Doch jetzt ist Mia tot und Katie kann dies nicht verstehen, da die Polizei auf Bali von Selbstmord spricht, und Mia nicht der Typ für diesen Ausweg ist. So macht sie sich auf den Weg Mias Reise nachzuvollziehen. Dabei hat sie Mias Tagebuch als Reiseführer. Doch sie wird nicht nur auf dieser Reise mehr über ihre Schwester erfahren, sondern auch über sich selbst und was sie vom Leben erwartet.
Das Buch hat zwar zum Hauptthema Katies Trauerbewältigung, doch am Ende hat dieses Buch auch eine wunderbare Botschaft: Eine Beziehung zu einem Menschen kann nur durch Komunikation funktionieren. Wenn man sich nicht mitteilt, können Welten auseinander driften – wie im Fall von Mia und Katie. Dieser Aspekt hat mir wirklich gut gefallen, vor allem, weil es am Ende so schön herausgearbeitet wurde – denn das Finale ist wirklich ergreifend.
Dies rettet das Buch: Im Mittelteil war es wirklich etwas dröge. Es passierten einfach viel zu viele vorhersagbare Dinge, die mich beim Lesen schon etwas langweilten, doch zum Schluss tun sich doch Dinge auf, die mich noch überraschen konnten. Dennoch gefiel mir gerade die Schilderung der gestörten Beziehung der Schwestern, zeigt sie doch, wie schnell man sich missverstehen kann. Sie ist zudem so glaubhaft geschildert, als würden diese Schwestern gleich nebenan wohnen – wenn man denn in Cornwall lebt.
Ich habe komischerweise erwartet, dass das Buch anders aufgebaut ist – zumindest hätte ich es anders aufgebaut, wäre ich die Autorin gewesen. Erwartet habe ich, dass der Leser mit Katie die Reise erlebt und auch mit Katie sozusagen gemeinsam die Tagebucheinträge lesen und Mias Zeichnungen betrachten kann, Mia somit nur durch das Tagebuch spricht und der Leser genauso viel weiß, wie Katie. Stattdessen bekommt man im Höchstfall kleine Passagen des Tagebuchs zu lesen, denn das Buch ist in zwei Erzählpersektiven aufgeteilt: Katie in der Gegenwart und Mia in der Vergangenheit. Der Leser erlebt also auch Mias Reise mit und erfährt ihre Gefühle durch ihre Gedanken und Handlungen. Dieser Aufbau macht das Lesen zwar intensiver, da man Mia als Menschen kennenlernt, doch nur das zu wissen, was Katie weiß, hätte ich auch sehr interessant gefunden.

Fazit: Die Landkarte der Liebe ist im Grunde ein schöner, tiefgründiger Roman über die Beziehung zweier Schwestern, der zwar angemessen traurig ist, doch auch eine positive Botschaft vermittelt. Dem etwas langweiligeren weil viel zu vorhersagbaren Mittelteil folgt ein schönes Finale mit Überraschungen. Ohne dieses Finale würde das Buch jedoch schnell im Durchschnitt versinken.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2012
Sonea - Die Hüterin / Die Saga von Sonea Trilogie Bd.1
Canavan, Trudi

Sonea - Die Hüterin / Die Saga von Sonea Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe damals die Gilde der Schwarzen Magier verschlungen. Zwar hat es etwas gedauert, bis ich richtig in das Buch fand, doch dann hat es mich richtig mitgerissen, so dass das Finale in Die Meisterin mir an die Nieren ging – und am liebsten hätte ich sofort weitergelesen. Das Problem damals war, dass die Sonea-Trilogie noch nicht erschienen war und ich musste die Bände der Sequel-Trilogie Sonea sofort nach Erscheinen haben – um sie dann ins Regal zu stellen, bis ich die Trilogie vollständig mein Eigen nennen kann. Zwar habe ich Band drei nun noch nicht, doch das wird nicht lang auf sich warten lassen und endlich konnte ich mit der Trilogie starten. Siehe da, ich wurde nicht enttäuscht so lange gewartet zu haben…
Sonea – Die Hüterin beginnt gut 20 Jahre nach den Geschehnissen aus Die Meisterin. Soneas Stand als Schwarzmagier der Gilde ist nun gefestigt, wenn es auch einen weiteren schwarzen Magier gibt, damit sie sich beide kontrollieren können. Soneas Sohn Lorkin – in Die Meisterin war Sonea gerade im vierten Monat schwanger – ist mittlerweile erwachsen, selbst Magier und begibt sich auf Reisen nach Sachaka als Gehilfe Dannyls. Auch Cery taucht wieder auf und auch er hat es zu einem stattlichen Ruf und Territorium unter den Dieben gebracht. All das erfährt der Leser recht schnell. Langwierige Charaktereinführungen und Beschreibungen der Kultur, wie sie sonst in Auftaktbänden (Die Novizin, Priester) von Canavan vorkommen, werden auf ein Minimum beschränkt und die Geschichte startet sofort. Sogar die Figur Lorkin, die nun zwangsläufig neu ist, wird nicht ausschweifend beschrieben, stattdessen spicht er durch seine Handlungen für sich. Dies ist sehr erfrischend, weil die Geschichte so alles andere als langweilig ist. Dieser Vorteil, den das Buch als Auftaktband einer Sequel-Trilogie hat, ging auch nicht auf Kosten der Atmosphäre. Mir gefällt Canavans Schreibstil einfach ungemein. Ich kann jedes Mal wieder in ihre Welten förmlich eintauchen und die Erlebnisse mit ihren Charakteren erleben. Dies ist vor allem gut, da die Geschichte durch die räumliche Trennung der Hauptpersonen, bzw. der Personen aus deren Sicht die Erlebnisse geschildert werden, sonst sehr leiden würde. So befindet sich Lorkin in Sachaka und lernt eine gänzlich neue Kultur innerhalb der Sachakanischen kennen und Sonea und Cery verweilen in Imardin, wo die Jagd nach einer wilden Magierin sie zusammenführt. So ist zwar die Verbindung zwischen Sonea und Cery klar, doch wie dieser Handlungsstrang mit dem von Lorkin zusammenpasst, ist mir noch nicht klar. Komisch finde ich allerdings, dass die Trilogie den Titel Sonea trägt, da ihr Sohn dem Originaltitel (The Traitor Spy 1: The Ambassador’s Mission) folgend die wichtigere Rolle zukommt. Wie dies zusammenhängt, werden die nachfolgenden Bände zeigen und ich bin schon ganz gespannt, wie es weiter geht und umso froher, dass ich mit dem Lesen gewartet habe, bis ich sie alle hintereinander lesen kann.

Fazit: Sonea – Die Hüterin ist ein wirklich gelungener Auftaktband einer Trilogie die zeitlich und inhaltlich an Die Gilde der Schwarzen Magier anschließt. Kennt man die erste Trilogie – was wirklich zu empfehlen ist – so kann man erneut eintauchen in die Welt der Magier aus Kyralia. Dabei verzichtet Canavan auf langwierige Charaktereinführungen und startet sehr früh mit der eigentlichen Handlung. Das Buch lässt sich prima weglesen und zieht einen in seinen Band. Mit dem Lesen von Band zwei Sonea – Die Heilerin werde ich jedenfalls nicht lange warten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2012
Böser Wolf / Oliver von Bodenstein Bd.6
Neuhaus, Nele

Böser Wolf / Oliver von Bodenstein Bd.6


ausgezeichnet

Dieser Teil ist erst der dritte Band, den ich aus dieser Serie lese. Doch Neuhaus’ Schreibstil ist ähnlich dem in Schneewittchen muss sterben. Er zeichnet sich dadurch aus, dass die Geschichte um die Mordfälle aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. Da sind natürlich die beiden Hauptpersonen Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein und natürlich haben auch die Nebencharaktere ihre Passagen, in denen aus ihrer Perspektive berichtet wird. Der Leser ist zwar stets auf dem aktuellen Stand der Dinge, erlebt Szenen, die dem Ermittlerduo noch unbekannt sind, blicken durch die Augen der Nebencharaktere und dennoch war mir stets unbekannt, wer denn nun wirklich der Mörder ist. In diesem Buch habe ich die Konzentration auf die Gegenseite und die Nebencharaktere als nicht so dominant empfunden, wie im letzten Band, was mir pesönlich sehr gut gefiel, da der Schwerpunkt mehr auf Pia gelegt wurde. Dennoch liebe ich diese Erzählweise sehr, weil es die Geschichte um den Mordfall plastisch werden lässt und man als Leser mehr weiß und nichtsdestotrotz immer noch miträtseln muss. Um die Geschichte nicht undurchsichtig werden zu lassen wird sie chronologisch erzählt und die jeweiligen Tage bilden die Kapitel. Trotzdem gibt es ein paar – gut gekennzeichnete – Rückblenden, die im ersten Moment nicht wirklich zu passen scheinen und letzlich doch Licht ins Dunkel bringen.
Das Thema – Kindesmissbrauch – dem sich Neuhaus hier zuwendet, macht das Buch aufgrund der Brisans und der Aktualität besonders spannend und mitreißend. Dabei verzichtet sie zum Glück auf Details und konstruiert stattdessen im Großen Stil organisiertes Verbrechen, das sie so schildert, dass man Angst bekommt, so etwas könnte tatsächlich nicht weit vom eigenen Lebensmittelpunkt geschehen. Ich hatte während des Leses immer ein Lied von den Toten Hosen im Ohr, dass sich desselben Themas zuwendet und auch noch denselben Titel trägt.

“Sie weiß Geschichten, die sie nie erzählt, die meisten davon hat sie selber erlebt. Wie die vom bösen Wolf, der hin und wieder kommt und jedes Mal danach von ihr verlangt, dass sie niemals ein Sterbenswörtchen sagt, weil er sie dafür sonst fürchterlich bestraft.” Mehr davon.

Das Buch lässt sich trotz der vielen Perspektiven sehr gut und leicht lesen und gerade durch diese Vielschichtigkeit der Perspektiven wird dieses Buch so unheimlich spannend, so dass man es nicht aus der Hand legen mag. Habe ich beim letzten Band noch bemängelt, dass die Nebencharaktere auf Kosten der Hauptpersonen zu viel Raum einnemen, kann ich das von diesem Buch nicht sagen. Neuhaus hält perfekt die Waage. Auch ist der Umfang des Buches hier im Gegensatz zum Vorgänger kürzer. So ist die gesamte Geschichte straffer und damit auch mit mehr Spannung erzählt.

Fazit: Nele Neuhaus hat auch hiermit wieder einen vielschichtigen, tiefgründigen und sehr spannenden Kriminalroman zu einem aktuellen und brisantem Thema geschrieben, der durch die vielfältigen Perspektiven und gut durchdachten Charaktere besticht. Die Klärung des Mordfalls ist sehr spannend dargestellt und die Seiten fliegen nur so dahin. Für mich eindeutig das Krimi-Highlight des Jahres.

20 von 30 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.