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Philo
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 421 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2022
Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1
Goldammer, Frank

Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1


gut

Ein Cover, das ins Auge sticht. Es ist toll und aufwändig gestaltet und gefällt mir gut. Schwer getan habe ich mir mit den beiden Ermittlern in dem Fall, die beide große psychische Probleme haben. Nicole Schauer, die neu bei der Dresdner Polizei ist, leidet noch an ihrer Krebserkrankung und an der Trennung von ihrem Freund, der sie deswegen verlassen hat und wohl auch noch an traumatischen Kindheitserfahrungen. Felix Bruch hält sich mit Tabletten über Wasser und leidet an vielem, aber ich weiß nicht genau an was. Meist total abwesend spricht er kaum mit der neuen Kollegin, weiß aber immer genau, wie sich der neue Fall weiter entwickelt.

Ein 12jähriges Mädchen wird vermißt, und die beiden Ermittler begeben sich auf die Suche. Diese führt zu einem fast restlos verfallenen Dreiseitenhof, in dem die Jugend des Ortes sich wohl öfter aufhält. In der Hoffnung, das verschwundene Mädchen dort zu finden, verbringen Schauer und Bruch zwei Nächte in dem Hof, wobei die Beschreibung mehr als unheimlich ist und Gänsehautcharakter hat. Für Schauer kaum auszuhalten, zumal Bruch trotz seines Versprechens bei ihr zu bleiben, mehrmals in der Nacht verschwindet, und sie nicht weiß, wo er sich befindet.

Die Ermittler mit ihren eigenen Problemen sind mir nicht sympathisch. Sie haben nichts an sich, was sie für mich einnehmen könnte.

Der Fall an sich ist spannend, zumal zwei Jahre zuvor schon einmal ein Mädchen verschwand, das aber wieder auftauchte, von den Eltern aber total abgeschirmt wurde, so daß der Fall nicht aufgeklärt werden konnte und jetzt für den neuen Fall keine Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Auch die Eltern der beiden Mädchen sind keine Sympathiefiguren, die den Ermittlern freundlich gesonnen gegenübergetreten wären.

Der Autor erzählt eine spannende Kriminalgeschichte mit einem völlig unerwarteten Ende, was einen gut durchdachten Krimi ausmacht. Was jedoch die beiden Ermittler angeht, hätte es dem Buch gut getan, wenn deren Probleme nicht über Gebühr in einer unnötigen Länge erzählt würden, ohne daß letztendlich Klarheit geschaffen wurde. Das hat mir das Lesen teilweise verleidet. Möglicherweise gibt die Fortsetzung hier Aufklärung.

Bewertung vom 19.08.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


sehr gut

Das Buch hat mich wirklich überrascht, weil die Geschichte sich völlig anders entwickelt als gedacht. Die Anwältin Dannie lebt mit ihrem Verlobten in einer harmonischen Beziehung und ist mit ihrem Leben zufrieden. Ihr ganzes Streben gilt ihrer Karriere. Ihr ganzes Lebensgefüge bricht auseinander, als ausgerechnet an dem Tag, an dem ihr Verlobter ihr einen Heiratsantrag macht, sie sich im Traum in einem anderen Leben befindet. Es ist fünf Jahre später, sie befindet sich mit einem anderen Mann, mit dem sie sehr vertraut ist, in einer fremden Wohnung. Dieser Traum und der fremde Mann lassen sie nicht mehr los. Es ist dieser Traum, wegen dem Dannie die Hochzeit mit ihrem Verlobten immer wieder verschiebt. Und dann begegnet ihr dieser Mann fünf Jahre später tatsächlich. Jetzt möchte man als Leser meinen, beginnt eine rührselige Liebesgeschichte, aber weit gefehlt. Der Mann erweist sich als Freund ihrer besten Freundin Bella. Ab hier bekommt die Geschichte mehr Tiefgang, weil Bella wegen einer schweren Erkrankung auf Hilfe angewiesen ist, die sowohl der Freund als auch Dannie leisten.
Und wer auch immer seine Schlüsse aus der Geschichte auf das Ende ziehen will, wird erstaunt sein. Es ist komplett anders, als erwartet. Mir hat es gefallen.

Bewertung vom 16.08.2022
Die Rückkehr der Kraniche
Fölck, Romy

Die Rückkehr der Kraniche


ausgezeichnet

Zunächst möchte ich das wunderschöne Cover erwähnen, das ganz hervoragend zur Geschichte paßt und einen das Buch gerne in die Hand nehmen läßt. Ich liebe Familiengeschichten, und diese hat mir ganz besonders gefallen. Sie ist mit so viel Empathie geschrieben und der ganz eigene und wunderbare Schreibstil der Autorin hat mich dazu gebracht, mich mit den vier Hansen Frauen auseinanderzusetzen. In kurzen Kapiteln, die jeweils den Namen einer der vier Frauen tragen, stellt die Autorin ihre Protagonistinnen ihren Lesern vor, die früher alle auf dem Restehof im Marschland der Elbe gewohnt haben. Jetzt leben dort noch Wilhelmine, die Mutter, und Grete, einer der beiden Töchter, Freya, die zweite Tochter, hat inzwischen in Berlin Karriere gemacht, und Anne, die Enkelin, studiert in Bremen.

Der frühe Tod des Vaters hat Wilhelmine hart und zu einer strengen Mutter werden lassen. Es gab keine Gefühle oder liebevolle Zuwendung für die Kinder. Jede der vier Frauen fühlt sich vom Leben benachteiligt. Aber anstatt sich einander auszusprechen und sich einander wieder anzunähern, werden die Gräben immer tiefer. Erst als Wilhelmine erkrankt, kehren Freya und Anne für längere Zeit auf den Restehof zurück und müssen erkennen, wie stark das Gefühl für diese wunderschöne Heimat ist, und endlich können sie auch miteinander reden, wobei einige Geheimnisse zutage treten.

Der Autorin ist es gelungen, eine wunderschöne Familiengeschichte mit sympathischen Protagonistinnen zu schreiben. Sehr gut gefallen haben mir auch die Beschreibung des Marschlandes an der Elbe und besonders die lehrreiche Beschreibung der einzelnen Vogelarten, für die Grete als Vogelwartin verantwortlich ist. Man kannn förmlich die einzelnen Vogelstimmen hören. Das besondere sind die Kraniche, die Grete ganz besonders ins Herz geschlossen hat.

Viele Leser wünsche ich diesem Buch und empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 12.08.2022
Der Geruch von Wut
Clima, Gabriele

Der Geruch von Wut


ausgezeichnet

Das Cover gefällt mir nicht so gut. Ich kann es im Zusammenhang mit der Geschichte nicht recht einordnen. Das Buch selbst hat mir gut gefallen. Man spürt den „Geruch der Wut“ förmlich durch das Buch ziehen. Und den Zorn, den Alex in sich spürt kann ich gut nachvollziehen. Er will Rache üben an einem Schwarzen, von dem er glaubt, dass er den Autounfall verursacht hat, bei dem sein Vater ums Leben kam und er selbst und seine Mutter schwer verletzt wurden. Alex vermisst seinen Vater sehr, und in Rückblicken erfährt man einiges aus dem wohl harmonischen Familienleben. Alex gelingt es nicht, auf eigene Faust den Schwarzen zu finden. Er vertraut sich einem Freund an, der ihn mitnimmt in eine Rechtsradikale Gruppe, die verspricht, ihm bei der Suche zu helfen. Stattdessen aber versuchen sie, ihn zu radikalisieren und bei Angriffen auf Schwarze, Einwanderer und Obdachlose mitzumachen. Alex kann das nicht lange aushalten. Aber anstatt sich seiner Mutter, die sich große Sorgen macht, anzuvertrauen, verkriecht er sich in seinem Zimmer.

Mich hat das Thema des Buches sehr berührt. Es zeigt deutlich, wie wichtig es ist, dass Jugendliche mit ihrer Wut und ihrem Kummer nicht alleine umzugehen versuchen. Sie sollten den Mut haben, sich ihren Eltern oder Verwandten anzuvertrauen. Auch das Ende des Buches ist nachvollziehbar, aber kann hier nicht verraten werden. Ein gelungenes Jugendbuch, dass ich gerne empfehle

Bewertung vom 03.08.2022
Fast bis zum Nordkap
Pinnow, Judith

Fast bis zum Nordkap


ausgezeichnet

Mit dem Vorsatz, mit Bulli Werner bis zum Nordkap zu reisen, macht Bea sich auf den Weg. Sie hat sich eine sechsmonatige Auszeit von ihrer erfolgreichen Arbeit in einer großen Werbeagentur genommen, weil sie in letzter Zeit unter Anzeichen von Burn-out leidet. Ihr überaus attraktiver Freund und Kollege ist beleidigt und zieht sich von Bea zunächst einmal zurück. Unterstützt von ihrer Freundin Tina macht Bea sich auf den Weg. Sie schafft es bis nach Schweden in den kleinen Ort Sjöhyttan. Hier gibt Bulli Werner den Geist auf. Bea ist genötigt, zu bleiben und trifft allerlei liebenswerte Menschen an, die ihr den Aufenthalt dort sehr angenehm gestalten. Da ist die sympathische Bistrobesitzerin Nanni, die wunderbar kochen und backen kann, da ist der bemühte Besitzer der Autowerkstatt, der Bea immer wieder vertröstet, weil die Lieferung des neuen Motors Wochen dauern kann, und da ist vor allem der sehr sympathische und gut aussehende Tischler Per mit seinen beiden Töchtern Ebba und Olivia. Nicht zu vergessen Beas ältere Zimmernachbarin, Frau Schlettberg, die viele gute Lebensweisheiten zu verkünden hat. Bea fühlt sich bald sehr wohl in der harmonischen Gesellschaft. Und alle sind bemüht, in der einen oder anderen unauffälligen Weise Bea zum Bleiben zu bewegen, da alle längst wissen, daß Bea und Per sich näher gekommen sind, nur die beiden scheinen davon nichts zu merken.

Die Geschichte wird wechselweise aus Sicht von Bea und Per erzählt, so daß man sich in die Gefühlswelt der beiden sehr gut hineinfühen kann. Der Autorin gelingt es, durch ihren Erzählstil eine heitere, mitunter auch ernsthafte, Liebesgeschichte zu schreiben, die zwar für den Leser vorhersehbar ist, aber durch die Art und Weise, wie sie erzählt wird, zu Herzen geht und bis zum Ende Freude beim Lesen bereitet.

Sympathische Protagonisten, eine erzählfreudige Autorin und schwedisches Feeling machen das Buch zu einer tollen sommerlichen Lektüre, die ich gerne empfehle.

Bewertung vom 28.07.2022
Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod
McCulloch, Amy

Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod


sehr gut

Innerhalb eines Jahres will der weltberühmte Extrem-Bergsteiger Charles McVeigh alle Achttausender ohne Sauerstoff besteigen. Den Manaslu hat er sich für den Schluß aufgehoben und hierzu eine Gruppe von Bergsteigern eingeladen. Auch Cecily, eine Journalistin, der er für das Ende der Tour ein Exklusiv-Interview zugesagt hat. Dies ist die Chance von Cecily, sich unter den Reisejournalisten einen Namen zu machen. Allerdings hegt sie von Anfang an große Zweifel, ob sie den Berg wohl bezwingen kann. Große Zweifel kommen ihr erst recht, nachdem einige Expeditionsteilnehmer auf mysteriöse Weise ums Leben kommen. Cecily glaubt nicht an Unfälle, sondern ist der festen Überzeugung, daß ein Mörder am Berg unterwegs ein. Es scheint, als würde jeder Expeditionsteilnehmer ein Geheimnis mit sich herumtragen. Wem also soll Cecily trauen? Dem strengen Bergführer Doug, dem windigen Grant, dem liebenswürdigen Zak. Sie freundet sich mit der lebensfrohen Elise an, die jeden Tag einen Blogbeitrag an ihre Follower schreibt.

Interessant fand ich die Passagen, in denen es um Fragen der Ausrüstung für eine solche Expedition geht. Die Fragen zur Sicherung wurden sehr ausführlich behandelt, was ich unglaublich interessant fand. Die Autorin hat den Manaslu selbst schon bestiegen, weshalb ihr gerade auch die Beschreibung gefährlicher Passagen am Berg glaubhaft und gut gelungen sind.

Nachdem weitere Expeditonsteilnehmer zu Tode kommen, konzentriert sich der Verdacht auf Ben, einen Freund von Cecilys Ex-Freund James, der die Expeditionsteilnehmer bestiehlt, um seine Teilnahme an der Expedition zu bezahlen.

Mein Verdacht aber richtete sich von Anfang an auf eine bestimmte Person, ohne dies genau begründen zu können. Am Ende sollte ich recht behalten, aber die Gründe waren andere als gedacht.

Da ich selbst gerne in den Bergen unterwegs bin, hat mich dieses Buch sehr interessiert und als Thriller auch gut unterhalten. Ich habe einiges gelernt über Ausrüstung und Klettertechniken. Ich selbst habe einen großen Respekt vor der Natur, insbesondere vor den Gefahren, die von waghalsigen Klettertouren in den Bergen ausgehen, und mit etwas Angst im Gepäck wird man vorsichtig unterwegs sein und den Bergen seinen Respekt erweisen.

In diesem Sinne empfehle ich dieses Buch gerne all denen, die einen guten Thriller lesen wollen, aber gleichzeitig auch einiges über das Bergsteigen erfahren möchten.

Bewertung vom 28.07.2022
An den Ufern von Stellata
Raimondi, Daniela

An den Ufern von Stellata


ausgezeichnet

Eine so gut geschriebene und umfassende Familiengeschichte habe ich lange nicht gelesen. Über einen Zeitraum von gut 200 Jahren hinweg begleitet der Leser die Familie Casadio, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Stellata strandet und wegen des anhaltend schlechten Winterwetters dort bleiben muß, aber auch später nicht weiterzieht. Viollca, eine zingara, mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und Talenten ausgestattet, verliebt sich in Giacomo und heiratet ihn. Damit ist die Verbindung zwischen dem fahrenden Volk und den Dorfbewohnern hergestellt. Viollca und Giacomo bekommen einen Sohn, der viel von Viollcas übernatürlichen Fähigkeiten geerbt hat. Er kann mit den Toten auf dem Friedhof reden und später auch mit dem toten Vater. Ansonsten lebt er mit dem Kopf in den Wolken, bis seine Mutter ihm eine Frau aussucht. So wird die Geschichte der Familie Casadio fortgeschrieben.
Da die nachfolgenden Generationen mit Kindern reich gesegnet werden, ist es nicht immer ganz einfach, den Überblick zu behalten. Sehr hilfreich ist der Stammbaum am Ende des Buches. Um den Überblick zu behalten, habe ich hier öfter nachgeschaut.
Die Autorin widmet all ihre Fürsorge ihren Protagonisten, die sie mit viel Liebe darstellt und deren Eigenheiten sie herausstellt. So kann man sich mit den einzelnen Personen sehr gut auseinandersetzen. Wie in jeder Familie liegen auch hier Glück und Leid nah beieinander, vor allem vor dem historischen Hintergrund Italiens, den die Autorin genau beleuchtet und gut recherchiert hat.
Das Buch hat immerhin über 500 Seiten, die aber alle gefüllt sind mit dieser spannenden Familiengeschichte, so daß das Lesen ein Vergnügen war. Hierfür gibt es 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.07.2022
Das Letzte, was du hörst
Winkelmann, Andreas

Das Letzte, was du hörst


sehr gut

Den neuesten Thriller von Andreas Winkelmann habe ich mit Spannung erwartet. Leider hat er dieses Mal die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Zwar hat das Buch einiges an Spannung zu Beginn und erst recht gegen Ende aufzubieten. In der Mitte flacht es jedoch ab und ist etwas zählt zu lesen. Um was geht es in dem Buch? Es geht um Rache, weil jemand sich in seinem Leben nicht mitgenommen fühlt und schlimmste traumatische Kindheitserlebnisse zu verarbeiten hat. Und dann ist da dieser Podcast. Marc Maria Hagen gibt hier Lebensweisheiten zum besten, und es ist seine Stimme, die die Zuhörer, insbsondere seine weiblichen Fans, gefangen hält. Nachdem mehrere Morde geschehen, wobei die weiblichen Opfer zum Schluß den Podcast von Marc Maria Hagen gehört haben, gerät dieser ins Fadenkreuz der Polizei. Wer ist dieser Mann, den keiner kennt, außer seiner Stimme? Der Ausgangspunkt der Taten liegt weit zurück und wirft das Licht auf eine verwirrende Familiengeschichte. Die zu entwirren, bringt am Ende noch einmal ordentlich Spannung ins Geschehen, und wie es sich für einen guten Thriller gehört, ist alles anders als erwartet.

Auch wenn dieser Thriller nicht ganz hält, was ich erwartet hätte, so ist er doch sehr unterhaltsam und gut geschrieben. Eine Leseempfehlung für alle Winkelmann-Fans.

Bewertung vom 16.07.2022
Violeta
Allende, Isabel

Violeta


ausgezeichnet

Isabel Allende hat wieder ein Buch geschrieben. Und was für eins. Die Lebensgeschichte von Violeta del Valle. Violeta erzählt in einem langen Brief an ihren Enkel Camilo von ihrem 100 Jahre währenden Leben in einer erstaunlichen Ehrlichkeit von allen Höhen und Tiefen, von Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Verrat und schmerzhaftem Verlust. Geboren während der Spanischen Grippe in Chile (auch wenn das Land nicht genannt wird) und gestorben während der Corona Pandemie. Sie wurde in eine reiche Familie hineingeboren und wuchs frei und ungebunden auf, bis die Weltwirtschaftskrise auch den Untergang für ihre Familie bedeutete. Ihr Vater konnte den Verlust all seines Vermögens nicht ertragen und hat sich erschossen. Die Familie floh aufs Land nach Argentinien.

Violeta erzählt vom ärmlichen Leben auf dem Land, von ihrer zügellosen Leidenschaft zu Julian Bravo, einem Frauenhelden, dem sie verfallen war und von dem sie nicht loskam. Mit ihm bekam sie ihren Sohn Juan Martin und ihre Tochter Nieves. Erst in ihrem späteren Leben begegnet sie Männern, denen sie vertrauen kann. Sie ordnet ihr Leben und baut mit ihrem Bruder Antonio ein Unternehmen auf. Mit ihrem Geschäftssinn bringt sie es zu Ansehen und Reichtum.

Es ist eine wundervoll erzählte Geschichte, wie sie nur Isabel Allende erzählen kann. Wie immer berichtet sie über die politischen GeschehnIsse in ihrer Heimat, über die Militärdiktatur, die Auflehnung dagegen, Verhaftungen und Folterungen und all die Schrecknisse dieser Zeit.

Alle Personen, die Violeta durch ihr langes Leben begleiten, sind so einfühlsam und der jeweiligen Zeit entsprechend charakterisiert. Vielen habe ich aufrichtige Sympathie entgegengebracht, anderen bin ich mit Mißtrauen begegnet. Aber immer waren die Schilderungen dazu geeignet, mich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Dieses Buch muß man einfach lesen. Es ist eine ganz wunderbar geschriebene Geschichte über eine starke Frau, ihr Leben und ihre Familie. Ich liebe die Bücher von Isabel Allende und bin begeistert von diesem neuen Roman, den ich mit Überzeugung weiterempfehle.

Bewertung vom 03.07.2022
Schmelzpunkt
Harlander, Wolf

Schmelzpunkt


ausgezeichnet

Das erschreckend realistische Cover zeigt schon auf, wie die Wirklichkeit aussehen wird, wenn dieser Thriller Wahrheit wird. Und man muß fürchten, daß dies so kommt.

Die Einleitung zum Buch klingt nach einer Reisebeschreibung. So habe ich die grönländische Arktis vor wenigen Jahren noch erlebt, und so hätte auch ich sie beschrieben. Ich habe die Inuits erlebt, die in kleinen Gemeinschaften friedlich miteinander leben und die Erlaubnis haben, Robben und Eisbären zu jagen, die sie zu ihrem Lebensunterhalt benötigen. Fröhlich spielende Kinder waren zufrieden mit selbstgebasteltem Spielzeug und aus allerlei Utensilien angelegten Spielplätzen. Eisbären haben wir wenige gesehen, oft sind sie am Strand herumgelaufen, wo die Gletscher schon längst nicht mehr bis ins Wasser reichen. In kleinen Museen ist anschaulich dargestellt, wie sich in den letzten Jahren das Eis verändert hat.

Nun hat der Autor in einem Thriller in einer durchaus realistischen Weise in die Zukunft geschaut. Die Weltmächte streiten um die durch den Klimawandel erreichbar werdenden Rohstoffe ohne jede Rücksicht auf die Natur und die dort lebenden Menschen. Als der junge Inuit Nanoq Egede ein riesiges Fischsterben entdeckt, das er sich nicht erklären kann, kommt die Biologin Dr.
Hanna Jordan nach Grönland, um gemeinsam mit Nanoq dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Auch zwei Mitarbeiter des BND kommen in die Arktis, um sich über die geheimen Machenschaften der dort agierenden Großmächte zu informieren. Sie alle geraten in große Gefahr und müssen um ihr Leben fürchten.

Der Autor hat einen spannenden und nervenaufreibenden Thriller geschrieben, der den Lesern vor Augen hält, was passieren wird, wenn nicht schnellstmöglich alles getan wird, um dem verheerenden Klimawandel entgegenzuwirken. Hierzu ist nicht nur die Politik aufgerufen, sondern jeder Einzelne ist angehalten, seinen Beitrag hierzu zu leisten. Für dieses Buch eine ganz besondere Leseempfehlung.