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Philo
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Frankfurt am Main
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


gut

Das Cover weist das Buch als typischen Kluftinger-Krimi aus, und die Tongrube paßt zur Geschichte. Ich habe alle Krimis dieser Reihe gelesen, und jetzt war die Freude groß über das neue Buch. Leider bleibt eine gewisse Enttäuschung zurück. Klufti hat in Sachen Internet nichts dazu gelernt und stiftet innerhalb der Familie die eine oder andere Verwirrung an, ohne jemals auf seine Frau oder Sohn und Schwiegertochter zu hören. Insofern hat man beim Lesen das Gefühl, die Gags und Handlungen schon zu kennen. Alles ist vorhersehbar. Außer natürlich dem Kriminalfall mit der Leiche in der Tongrube. Der ist gut zu lesen und verlangt von Klufti viel Einsatz bis zum Ende der Ermittlung.

Leider ist und bleibt der Klufti in vielen Dingen ziemlich begriffsstutzig. Von einem Polizeipräsidenten (interims) muß man schon erwarten, daß er sich den technischen Fortschritten nicht verschließt. Er mag ein genialer Ermittler sein, aber sein Team muß ordentlich nachhelfen.

Vielleicht gelingt es den Autoren, sich für das nächste Buch etwas mehr anzustrengen, daß nicht jede Pointe vorhersehbar ist und der Klufti nicht immer als Depp dasteht.

Bewertung vom 01.05.2022
Das verschlossene Zimmer
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer


ausgezeichnet

Krakau 1939. Die 17jährige Marie wächst bei ihrem Vater, einem angesehenen Arzt auf, aber sie vermißt ihre Mutter. Nach Aussagen des Vaters hat diese die Familie verlassen, als Marie 2 Jahre alt war. Marie hat keine Erinnerung an ihre Mutter, und ihr Vater spricht nicht über sie. Verbotenerweise öffnet Marie die immer verschlossene Tür zum Zimmer ihres Vaters, aber auch hier findet sie keinen Hinweis auf den Verbleib ihrer Mutter, lediglich einen in einer Schachtel verpackten blonden Zopf, von dem sie annimmt, daß er von ihrer Mutter stammt.

Marie ist eine intelligente junge Frau, die die Suche nach ihrer Mutter nicht aufgibt und eigene Nachforschungen anstellt. Hierzu fährt sie nach Lemberg, ihren Geburtsort. Sie trifft auf eine frühere Nachbarin, die sich noch gut an Marie und ihre Mutter erinnern kann, aber über ihren jetzigen Verbleib nichts sagen kann.

In dieser Zeit steht ihr ihr Jugendfreund Ben zur Seite. Ben ist Jude. Er ist Lehrer und darf nicht mehr unterrichten, weil zu dieser Zeit für Juden ein normales Leben nicht mehr möglich ist. Die Juden werden verfolgt, gedemütigt und vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Viele sind auf der Flucht. Es droht der Einmarsch von Hitlers Truppen in Polen, und die Menschen sind in großer Angst vor einem drohenden Krieg.

Man liest das Buch in dem Bewußtsein, daß in der Ukraine wieder Krieg herrscht und schreckliche Verbrechen zutage treten. In einer solchen Zeit (1939) muß Marie einen Weg für sich und Ben finden, um dem fürchterlichen Grauen entgegenzutreten.

Die Autorin beschreibt sehr genau ihre Protagonisten, vor allem das Leben von Maries Mutter, die unglaublich schwere Zeiten durchmachen mußte, nachdem der Vater von Marie sie im Stich gelassen hatte. Als Alleinerziehende konnten Frauen nur unter schwierigsten Bedingungen ihre Familie ernähren und waren zudem noch den Übergriffen ihrer Vorgsetzten ausgesetzt. Marie wollte nach dem Abitur wie ihr Vater Medizin studieren, wurde aber als Frau nicht zum Studium zugelassen.

Es sind starke Frauen, die die Autorin in ihrem Buch beschreibt. Intelligent und mutig genug, sich nicht unterkriegen zu lassen. Vor allem haben mir Marie und Ben gefallen, die sich zu ihrer Liebe bekennen, auch wenn dies im Jahr 1939 große Gefahren bedeutete.

Ein sehr lesenswertes Buch mit einem unerwarteten Ende, das aber nachvollziehbar ist. Dieses Buch hat viel Aufmerksamkeit verdient, und ich möchte es gerne weiterempfehlen.

Bewertung vom 20.04.2022
Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2
Pötzsch, Oliver

Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2


ausgezeichnet

Die Gestaltung des Covers mit dem Zentralfriedhof im Wien um 1894 ist gut gelungen und sehr passend zum Buch. Der Zentralfriedhof spielt eine bedeutende Rolle im Buch, und hier ist der Totengräber Augustin Rothmayer zu Hause. Er kennt sich aus mit den Toten und schreibt gerade an einem Buch über den Totenkult der Völker in vergangenen Zeiten. Auszüge hierzu gibt es vor den einzelnen Kapiteln, die sehr interessant und lehrreich sind. Augustin Rothmayer ist ein intelligenter Mann, sehr belesen und hilfreich und voller guter Einfälle, wenn es darum geht, dem neuen Inspektor bei der Wiener Polizei, Leopold von Herzfeldt, bei der Aufklärung mehrerer Morde mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Morde an jungen Männern, die aus Armut als Stricher arbeiten, halten Leopold auf Trab. Hier handelt es sich ganz offensichtlich um einen Serientäter, der dem Ermittler aber immer wieder entwischt. Hilfe bekommt Leopold auch von seiner Freundin, der Polizeifotografin Julia Wolf, die viel aushalten muß beim Fotografieren der entstellten Leichen.

Überaus interessant fand ich aber die Ermittlungsarbeit zur Aufklärung des Mordes an dem Archäologen Professor Strössner, von dem alle Kollegen annahmen, er sei zu Ausgrabungen nach Ägypten gereist. Aber er taucht als Mumie im Kunsthistorischen Museum auf. Leopold und Rothmayer sind überzeugt, daß der Professor ermordet und dann mumifiziert wurde. Aber wer hat den Professor umgebracht. Hier kommt nur jemand infrage, der sich mit dem Brauch der Mumifizierung bestens auskennt.

Das Buch war überaus spannend zu lesen. Mit seinem Schreibstil nimmt der Autor seine Leser gefangen und nimmt sie mit in das alte Wien und in das Reich der Toten.

Alle Protagonisten sind authentisch beschrieben. Man kann sie sich alle genau vorstellen. Mein absoluter Favorit ist wie schon im ersten Buch Augustin Rothmayer. Er ist einfach ein besonderer Mensch, und ich hoffe, er wird noch einige Fälle gemeinsam mit Leopold von Herzfeldt lösen. Ein Buch, das sich zu lesen lohnt und das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 20.04.2022
Die Knochenleser
Ross, Jacob

Die Knochenleser


ausgezeichnet

Es ist ein ganz besonderer Protagonist, der den Leser in dem Buch erwartet, wie auch das ganze Buch etwas besonderes ist. Es spielt auf der Insel Camoha, die zu den Kleinen Antillen gehört, und man bekommt einen Eindruck, wie das Leben dort abläuft. Es herrschen Gewalt, Frauenfeindlichkeit und Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung. So hat Michael "Digger" Digson keine Chance auf einen Ausbildungplatz und einen gut bezahlten Job, obwohl er in der Schule die allerbesten Noten hatte und ein gerechtigkeitsliebender, intelligenter junger Mann ist, aber er ist ein Schwarzer. Er jobbt in einem Hotel, und in einem Moment, in dem er gerade auf der Straße weilt, wird ein 10-jähriger Junge von einer Meute Jugendlicher bedrängt und getötet. Er macht seine Aussage und Detective Superintendent Chilman erkennt das Talent von Digger. Er rekrutiert ihn für die Polizeiarbeit, läßt ihn in Forensik ausbilden und macht ihn fit für die Arbeit im Polizeidienst.

Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen. Der mir bis dahin unbekannte karibische Autor hat die Zustände auf der Insel sehr realistisch beschrieben. Er hat seinem Protagonisten Digger eine Frau an die Seite gestellt, die immer einen klaren Blick auf alle Vorgänge hatte. Viele Morde, Vergwaltigungen von Minderjährigen und andere Verbrechen waren aufzuklären, und Missa Digger und Miss Stanislaus waren ein hervorragendes Ermittlerteam und haben mit ihrem Spürsinn und ihrer Menschenkenntnis viele Erfolge erzielt. Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Mit dem Buch und den ganz unterschiedlichen Personen auf der Insel muß man sich auseinandersetzen, was am Anfang nicht ganz einfach war, aber dann wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es ist ein besonderer Kriminalroman, wie es sie nur selten gibt, weshalb ich ihn gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 20.04.2022
Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1
Engel, Nora

Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1


ausgezeichnet

Von philo
Die Hellerts sind eine Winzerfamilie in der Pfalz, die zu kämpfen hat, um über die Runden zu kommen. Zu ihren drei Kindern nehmen sie noch Maria, die Tochter ihrer verstorbenen Haushaltshilfe als Ziehtochter auf. Aber Maria merkt schnell, daß sie nicht zur Familie gehört, sondern als Arbeitskraft eingesetzt wird und keine eigenen Rechte hat. Als sie schwanger wird und bei der Geburt ihrer Tochter Greta stirbt, nehmen die Hellerts auch die kleine Greta bei sich auf. Greta entwickelt sich zu einer intelligenten jungen Frau, die aber ebenfalls völlig von den Hellerts abhängig ist und als Arbeitskraft ausgenutzt wird. Lediglich der kleine Matse, der Nachzügler bei den Hellerts, hängt mit aller Liebe an ihr.

Elfriede und Harald Hellert waren mir nicht sympathisch, obwohl man anerkennen muß, daß sie Greta ein zu Hause gegeben haben. Aber sie mußte ohne jede Anerkennung, die schweren Arbeiten in den Weinbergen verrichten, was ihr aber dazu verhalf, sich ein großes Wissen über den Weinbau anzueignen.

Greta wünschte sich mehr Freiheit und machte sich große Gedanken über ihr späteres Leben und wie sie der Vormundschaft der Hellerts entkommen konnte. Hierbei schloß sie sich Robert an, dem zweiten Sohn, der Hellerts, der ebenfalls der Familie zu entkommen versuchte, da er lieber Musik als Weinbau studieren wollte.

Greta wird als gradlienige und wißbegierige junge Frau beschrieben, und durch ihre Studien zum Weinanbau lernt man als Leser ebenfalls ganz viel dazu. Das hat mir sehr gefallen.

In diesem ersten Teil er Trilogie begleiten wir Greta durch ihre Jugendzeit bis zur Volljährigkeit, als ihr Leben durch ein Erbe eine entscheidende Wende nimmt. Ich bin sehr gespannt, wie Gretas Leben weiter verläuft und freue mich deshalb schon auf das nächste Buch.

Bewertung vom 05.04.2022
Der große Fehler
Lee, Jonathan

Der große Fehler


ausgezeichnet

Aufgrund des Klappentextes bin ich davon ausgegangen, daß es sich bei dem Buch um einen Krimi handelt. Dies ist aber nicht der Fall. Zwar geschieht ein Mord und Inspector Mc Clusky soll diesen aufklären, womit er sich hinreichend Mühe gibt, aber in Wirklichkeit handelt es sich um die Lebensgeschichte des Ermordeten, nämlich Andrew Green, einem Mann, der sich um New York sehr verdient gemacht hat. Zu seinen Werken gehören der Central Park und die New York Puclic Library.

Der Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an Andrew Green wieder zu beleben.

Leider bin ich zunächst mit dem Schreibstil nicht zurecht gekommen. Unsagbar lange Schachtelsätze verhindern ein flüssiges Lesen und außerdem war ich auf einen Krimi eingestellt.

Erst als mir nach und nach klar wurde, welche Persönlichkeit sich hinter Andrew Green verbirgt, wurde das Buch für mich spannend und überaus interessant. Der Central Park ist - wie ich finde - einer der schönsten Parks überhaupt, den ich einige Male besucht habe. Leider ist mir die Bank mit dem Namenszug des Begründers nicht aufgefallen, aber ich hoffe, ich kann das nachholen. Mit viel Akribie und gut recherchiert beschreibt der Autor das Leben seines Protagonisten, der sich hochgearbeitet hat vom einfachen Bauernsohn bis hin zu einer der angesehensten Persönlichkeiten im New York seiner Zeit, wobei er sich an vielen seiner Bekannten orientiert hat und deren gehobenen Status und Bildungsgrad ebenfalls erreichen wollte. Nachdem er Jura studiert hatte und als Rechtsanwalt zugelassen wurde, hat er begonnen, sich für ein lebenswertes New York einzusetzen, was ihm auch gelungen ist.

Es lohnt sich, sich auf dieses Buch einzulassen. Das Leben des Andrew Green ist auf alle Fälle ein spannendes und die Umstände seines Todes überraschend. Nach dem Lesen des Buches kann man auch das Cover einordnen mit dem Elefanten und dem aufgedruckten Stadtplan. Es ist ein besonderes Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 27.03.2022
In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3
Ventura, Luca

In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3


ausgezeichnet

Das Cover gefällt mir gut, und es paßt hervorragend zur Geschichte. Auch wenn "In einer stillen Bucht" bereits der dritte Krimi dieser Reihe von Luc Ventura ist, muß man die Vorgänger nicht gelesen haben. Man kommt auch so wunderbar in die Geschichte rein. Auf Capri, wo sich bei schönstem Sonnenwetter die Touristen tummeln und Ausgelassenheit und Urlaubsstimmung herrschen, geschieht ein Mord. Auf einem Felsen vor Capri wird in einem Koffer die Leiche einer Frau entdeckt. Inselpolizist Enrico Rizzi und seine Kollegin Antonia Cirillo werden vor eine schwierige Aufgabe gestellt.

Viel Lokalkolorit, viel Musik, mehrere Verdächtige ergeben eine Mixtur aus Krimi und italienischem Flair, die sich ganz wunderbar lesen läßt. Man taucht ein in das private Leben der Protagonisten und nimmt gleichzeitig teil an den Ermittlungen zum Mordfall. Der Autor versteht es ganz wunderbar, das eine mit dem anderen zu verbinden. Sein Schreibstil liest sich wunderbar leicht und flüssig. Durch die handelnden Personen bleibt die Geschichte immer spannend.

Die sympathischen Ermittler aus Capri müssen sich gegen die Kollegen aus Neapel durchsetzen, um den Fall aufzuklären. Wer hat die Frau im Koffer umgebracht und wer ist sie überhaupt? Es ist nicht einfach, alle Handlungstränge zusammenzuführen, und nicht immer ist die verfolgte Spur die richtige, aber mit viel Geschick gelingt es den beiden Ermittlern den Fall für den Leser zu einem unerwarteten Ende zu bringen.

So muß ein Krimi sein. Beste Unterhaltung und Spannung. Eine tolle Gegend, sympathische und erfolgreiche Ermittler und ein Kriminalfall, dessen Lösung anders als erwartet ausfällt und man selbst auch nicht ahnen konnte, wer letztendlich der Täter war. Sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 25.03.2022
Leo und Dora
Krup, Agnes

Leo und Dora


ausgezeichnet

Zunächst fällt das wunderschöne Cover ins Auge, und ab der ersten Seite taucht man ein in eine Geschichte mit liebenswerten Protagonisten in einer sommerlichen Idylle. Für Leopold Perlstein stellt sich der überraschende Aufenthalt in der etwas heruntergekommenen Familienpension Roxy allerdings nicht angenehm dar. Er war in Europa ein bekannter Schriftsteller, der aber seit Jahren an einer Schaffenskrise leidet und der sich jetzt seinen Lebensunterhalt bei einer Versicherung in Palästina verdient. Auf Vorschlag seiner Agentin wollte er in deren Haus in Amerika versuchen, ein neues Buch zu schreiben. Leider ist das Haus nach einem Brand unbewohnbar und zu seinem Unmut landet er im Roxy. Sein Zimmer ist miserabel, die Kinder der Feriengäste sind zu laut und das Essen schmeckt ihm nicht. Aber die Autorin hat ihn mit viel Empathie für seine Mitmenschen ausgestattet. So schließt er zunächst den 14-jährigen Anton, den Ziehsohn der Pensionswirtin, ins Herz, der ihm die Gegend näherbringt und überall mit anpackt, wo er gebraucht wird.

Zu seiner Freude lernt er seine Nachbarn kennen, Professor Joel Geringer und dessen liebenswerte Frau Asha. Sie muntern ihn auf, nehmen ihn mit zum Baden und auf Ausflüge und bewirten ihn in ihrem Haus. Das gefällt dem Leopold Perlstein schon sehr. Nur mit dem Buchschreiben hapert es auch weiterhin.

Dann wäre da noch Dora, die Pensionswirtin, eine energische tatkräftige Frau der Leopold zunächst kritisch gegenübersteht.

Die Autorin beschreibt die Protagonisten als sehr sympathische Menschen, die dem Leben zugewandt sind, obwohl alle schwere Zeiten in ihrem Leben durchgemacht haben. Nachdem sie sich aber vertrauensvoll gegenseitig von ihrem Leben berichtet haben, kommen sie sich näher und der gegenseitige Respekt wächst.

Es ist eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft, Liebe und Vertrauen. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Und wer wissen möchte, was aus Leo und Dora wird, dem kann ich das Buch herzlich empfehlen.

Bewertung vom 20.03.2022
Für immer und noch ein bisschen länger
Leciejewski, Barbara

Für immer und noch ein bisschen länger


ausgezeichnet

Schon das schöne Cover ist sehr passend für das Buch und die Geschichte um Anna Trost. Es zeugt von Vertrauen und Geborgenheit. Das aber ist es, was Anna verloren hat. Nachdem ihre große Liebe Jeremias durch einen Unfall ums Leben kam, lebt sie zurückgezogen und hat alle Verbindungen zu ihren Freunden abgebrochen, geht nur noch ihrer Arbeit als Pianistin nach. Zu allem Unglück muß sie auch noch ihre wunderschöne Altbauwohnung aufgeben, in der sie mit Jeremias glücklich war. Sie findet sich in einer Wohngemeinschaft wieder, in der sie freundlich aufgenommen wird, in der die Bewohner aber wenig miteinander zu tun haben.

Wie man es von der Autorin gewohnt ist, gibt sie ihren Protagonisten viel Raum, sich ihren Lesern zu nähern. In ihrem ruhigen und einfühlsamen Schreibstil macht sie das Lesen zum Vergnügen. Anna macht es sich zur Aufgabe, ihre Mitbewohner nach und nach einander näher zu bringen und ihre Lebensgeschichten zu erzählen. Das Leben kehrt wieder ein in die Wohngemeinschaft. Es wird viel Zeit miteinander verbracht, gespielt, gesungen, gefeiert und gelacht.

Es ist eine wunderschöne Geschichte, in der die Autorin davon erzählt, wie durch Mitgefühl und Verständnis Menschen sich öffnen und zueinander finden. Die überaus sympathischen Protagonisten haben es verdient, wieder Freude am Leben zu haben. Und auch wenn es Anna schwerfällt, ihre eigene Geschichte zu erzählen, war der Umzug in die Wohngemeinschaft ein Glücksfall für sie.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen, und allen, die ein Buch über Freundschaft, Liebe, Vertrauen und jederzeitige Hilfsbereitschaft lesen möchten, kann ich dieses Buch sehr empfehlen.

Bewertung vom 28.02.2022
Kaiserstuhl
Glaser, Brigitte

Kaiserstuhl


ausgezeichnet

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es paßt zum Titel und der Geschichte, um die es in dem Buch geht. Es ist die Zeit um 1962/63, die Zeit, in der der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Präsident Charles de Gaulle gemeinsam den deutsch/französischen Freundschaftsvertrag unterzeichnen wollen. Hierzu steht im Mittelpunkt eine Flasche Champagner des Weingutes Vossinger aus dem Jahre 1937, die zu dem Ereignis geöffnet werden soll. Aber mit dieser Flasche ist ein Geheimnis verbunden.

Wie in all ihren Büchern verbindet die Autorin sehr gekonnt historische Ereignisse mit fiktivem Geschehen. Es ist immer ein besonderes Vergnügen Bücher von Brigitte Glaser zu lesen. Die historischen Gegebenheiten sind bestens recherchiert und in die Geschichte eingebettet, die bis in das Jahr 1937 zurückgehen. Es geht um Weinhandel und damit verbundene Kriegsverbrechen und es ist auch die Geschichte der Weinhändlerin Henny Scherer, die nach dem Krieg in Freiburg den Weinhandel ihres Vaters wieder aufgebaut hat. Henny hat mir gut gefallen. Ich fand sie sehr sympathisch, auch wenn sie in der Vergangenheit nicht immer klug gehandelt hat. Die Hochzeit mit dem Elsässer Paul Duringer hat sie platzen lassen, worunter sie später immer leidet. Ihr Leben verläuft nicht gradlinig, aber ihre Geschichte ist bewegend und sehr spannend und kurzweilig zu lesen.

Das Lesen des Buches läßt einen eintauchen in die Vergangenheit und bringt viele Erinnerungen zurück. Wer sich für die historischen Geschehnisse dieser Zeit interessiert oder wer auch nur die Geschichte vom Kaiserstuhl und den Weinhändlern aus dem Elsass und der Champagne und den dort lebenden Personen lesen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Es ist ein sehr lohnendes Lesevergnügen.