Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Meggie
Wohnort: 
Mertesheim
Über mich: 
Ich lese gerne! Und diese Leidenschaft möchte ich teilen! https://www.meggies-fussnoten.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1153 Bewertungen
Bewertung vom 09.07.2023
Babel
Kuang, R. F.

Babel


gut

Robin Swift wird von Professor Lovell mit nach Großbritannien genommen, nachdem in China die Cholera wütet und Robins Mutter daran gestorben ist. Professor Lovell bietet Robin die Möglichkeit, nach Oxford zu gehen, um sich in Babel, dem Königlichen Institut für Übersetzung, einzuschreiben und dort studieren zu können. Robin ist zunächst begeistert, denn hier kann er sich entfalten und seine Fähigkeiten voll ausschöpfen. Zusammen mit seinen neu gefundenen Freunden Rami, Letty und Victoire stürzt er sich mit Feuereifer in die Studien.
Als Griffin auf ihn zutritt und ihn mit dem Hermes-Bund in Berührung bringt, fängt Robin an zu zweifeln, ob das, was in Babel gelehrt und durchgeführt wird, richtig ist. Denn von Großbritannien und gerade Oxford und Babel geht eine Macht aus, die sich bis in die fernen Länder streckt. Auch China ist davon betroffen. Das Imperium Babel weitet sich immer weiter aus. Die Unterdrückung anderer Länder zieht Konsequenzen nach sich. Und Hermes will sich dagegen wehren. Doch wird dafür das wertvolle Silber gebraucht, mit dem Babel unter anderem arbeitet.
Robin muss sich entscheiden, ob er gegen das kämpft, was für ihn wichtig ist.

Sehr lange bin ich um das Buch herumgeschlichen, habe immer wieder den Klappentext gelesen und - wenn ich in der Buchhandlung war - auch in das Buch reingeluschert. Die ersten Seiten lasen sich interessant und versprachen eine Geschichte um einen jungen Robin Swift, dem die Möglichkeit geboten wird, aus dem Armenviertel in China in das reiche England zu reisen, um dort ein Studium zu absolvieren, dass ihm helfen soll, später für sein Heimatland Gutes zu tun.

Doch dann kam es anders, als gedacht.

Ich mag das geschrieben Wort und Sprache allgemein, und ich bin auch immer wieder daran interessiert, die Herkunft verschiedener Wörter zu erfahren. Dass sich viele Wörter (in egal welcher Sprache) zusammensetzen und aus anderen Sprachen herleiten lassen, ist spannend und zeigt, dass eben alle Sprachen aufeinander aufbauen und letztendlich aus einer Sprache entstanden sind.

Robin und seine neu gewonnenen Freunde Rami, Letty und Victoire sind ebenfalls sprachaffin und sprechen auch mehrere Sprachen fließend. Doch diese auch richtig verstehen, lernen sie erst in Babel, einem Institut bzw. eine Universität in Oxford. Babel ist mächtig, Babel ist riesig. Ein Turm in der Stadt, zu dem nur Eingeweihte Zugang haben. Und Robin gehört dazu. Stolz ist er, und zeigt dies auch offen. Er studiert mit Herzblut, hängt sich rein und mit seinen Freunden wird diskutiert und gearbeitet.
Und dies über die Hälfte des Buches. Ein langwieriges Projekt. Auch wenn es sehr viele interessante Passagen über Wortherkünfte gab und zwischendurch auch immer mal wieder Griffin auftaucht, um Robin für den Hermes-Bund zu gewinnen und ihm kleinere Aufträge erteilt, war ich irgendwann wirklich gelangweilt, weil einfach nichts Richtiges passierte.

Robin studiert, hilft Griffin, diskutiert, gibt Geld aus, wirkt teilweise überheblich, weil er denkt, er wäre etwas Besseres. Er suhlt sich in Selbstmitleid ob seines Vormundes Professor Lovell und stürzt sich umso mehr in seine Studien.

Als dann der große Auslandsaufenthalt auf dem Plan steht, dachte ich, jetzt passiert was. Und das tut es auch, aber nicht in dem Maße, in dem ich es erwartet habe. Bis etwas passiert, dass Robins Leben - und auch das seiner Freunde - um 180 Grad dreht. Doch auch das konnte mich dann nicht mehr so packen, weil ich fast schon damit gerechnet habe.

Die Autorin hat einen wirklich fesselnden Schreibstil. Ein Grund für mich, das Buch nicht abzubrechen. Die letzten Kapitel waren dann auch wirklich spannend. Doch hätte man alles um rund 200 Seiten kürzen können. Es gab teilweise sehr große Abschweifungen und vieles war auch etwas kompliziert erklärt. Außerdem gab es etliche Fussnoten, die den Lesefluss etwas gestört haben, wobei viele Fussnoten auch einfach nur das chinesische Zeichen des jeweilig erklärten Wortes darstellten. Für mich, als Mandarin-Laie, eher uninteressant. Dazu kam, dass die Fussnoten in einer kleineren Schrift abgedruckt waren. Vielleicht liegt es an meinem Alter, aber ich musste das Buch dann doch etwas näher an mein Gesicht halten. Bei der Dicke des Buches dann doch etwas umständlich.

Meggies Fussnote:
Eine passable Geschichte mit Längen und Mängeln.

Bewertung vom 09.07.2023
Die unerhörte Reise der Familie Lawson
Klune, T. J.

Die unerhörte Reise der Familie Lawson


ausgezeichnet

Giovanni Lawson lebt zusammen mit seinem Sohn Victor und dem Pflegeroboter Schwester Grob sowie dem Staubsauger Rambo in einer Hütte im Wald. Sie lieben es, Maschinen zu reparieren und Dinge zu sammeln, die sie auf dem Schrottplatz finden. Eines Tages findet Vic auf eben diesem einen Androiden, der schwache "Lebenszeichen" von sich gibt. Vic nimmt ihn mit nach Hause, repariert ihn und gibt ihm den Namen Tom.
Tom gewöhnt sich langsam ein und lernt von Grund auf, was Freundschaft und Familie heißt.
Doch eines Tages geschieht Schreckliches. Giovanni wird von seiner Vergangenheit eingeholt und entführt. In die Stadt der elektrischen Träume. Für Vic ist klar, er muss ihn suchen und wieder nach Hause bringen.
Und so macht sich Vic mit seinen drei Roboter-Freunden auf den Weg, wieder alles in Ordnung zu bringen.

Wer die Bücher von T.J. Klune kennt, weiß, dass es nicht normal zugehen kann. Es wird magisch, fantastisch und schräg.
Im vorliegenden Buch befinden wir uns in der Zukunft, wie weit, wird nicht verraten, doch sehr weit entfernt von unserer heutigen Zeitrechnung.

Vic, der Protagonist der Geschichte, lebt zusammen mit seinem Vater Giovanni und den beiden Robotern Schwester Grob und Rambo mitten im Wald. Es ist beschaulich, ruhig und alles läuft in seinen Bahnen. Bis Vic auf dem Schrottplatz den Androiden Tom findet. Ab da wird es chaotisch, gefährlich und vor allem eins: liebevoll.

Schon die ersten Sätze des Buches haben mich wieder berührt. Der Autor hat eine wahnsinnig interessante Art, seine Geschichten zu erzählen. Es wird mit ruhigen und besonnenen Worten eine Atmosphäre geschaffen, in der man sich gleich wohl fühlt.

Wir haben Vic, einen schüchternen, aber doch so mutigen, jungen Mann, der in einer Welt aufwächst, die im ersten Moment wohltuend wirkt. Erst auf den zweiten Blick merkt man, dass da etwas nicht stimmt. Als dann der Android Tom mit in die Geschichte genommen wird, fängt das Abenteuer so richtig an. So langsam wird man in diese neue Welt eingeführt, bekommt einen Blick hinter die Kulissen und merkt, dass es gar nicht so eitel Sonnenschein ist, wie es am Anfang scheint.

Vic bekommt zwei Freunde zur Seite gestellt, die sich ganz besonders in mein Herz geschlichen haben. Der Pflegeroboter Schwester Grob (Gerät für Reha, Operationen und Bohren, kurz GROB) und der Saugroboter Rambo. Schwester Grob macht ihrem Namen alle Ehre. Sie ist schonungslos ehrlich, sagt, was ihr in den Prozessor kommt und nimmt wirklich kein Blatt vor das Mikrofon. Sie ist mutig, treu und ein bisschen sadistisch veranlagt. Rambo ist das komplette Gegenteil. Er hat vor allem Angst und stellt alles in Frage. Aber im Aufräumen und Putzen ist er Weltmeister. Und doch ist er eine genau so treue Seele wie Schwester Grob.

Und dann kommt Tom mit ins Spiel. Ein Androide, wunderschön und undurchsichtig. Bis er anfängt, sich auf das Thema "Familie" einzulassen, das er so vorbildlich von Vic, Schwester Grob, Rambo und Giovanni vorgelebt bekommt. Und Vic merkt, dass er vielleicht ein kleines bisschen mehr für Tom empfindet, als er sich je hätte träumen lassen.

Als sich die Vier auf die Schuhe nach Giovanni machen, wächst der Zusammenhalt. Die Roboter lernen, was für Vic selbstverständlich ist. Für uns Leser ist es jedoch ein Blick in die Zukunft, die gar nicht so weit entfernt ist, wenn man sich die aktuelle Entwicklung der KI ansieht. Ein bisschen beängstigend ist dies schon.

Die Story ist wirklich schräg, aber sie ist in meinen Augen so perfekt, wie es nur geht. Es geht um Treue, um Freundschaft, um Familie, um Liebe, um die Vergangenheit, die Zukunft. Es geht um Zusammenhalt und dass es egal ist, wie man äußerlich ist. Das Innere zählt. Man soll blieben, wie man ist. Man soll sein, wie man ist. Und vor allem eins: Man soll sich selbst so akzeptieren, wie man ist.

Der Autor erzählt dies in seiner einfühlsamen Art und gibt einem viel mit auf den Weg.

Ich mag diese weirde Geschichte. Sie ist in meinen Augen ein kleines Juwel und ganz sicherlich eines meiner Jahreshighlights.

Meggies Fussnote:
Schräg, queer und liebevoll.

Bewertung vom 03.05.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


ausgezeichnet

Medusa wird als Säugling vor dem Höhleneingang ihrer Schwestern zurückgelassen und lebt fortan als Sterbliche bei den Gorgonen. Als Jugendliche besucht sie den Tempel der Athene. Dort wird sie jedoch vom Meeresgott Poseidon missbraucht. Sehr zum Missfallen der Göttin Athene, die ihre Wut an Medusa auslässt und sie verflucht. Fortan wird alles, was Medusa erblickt, zu Stein verwandelt. Ihr Schicksal hinnehmend, zieht sich Medusa immer weiter zurück. Doch dann steht Perseus vor ihr, der sich aufgemacht hat, das Haupt einer Gorgone zu erobern, um seine Mutter davor zu retten, jemand heiraten zu müssen, den sie nicht heiraten will.

Die griechische Mythologie lässt sehr viel Spielraum für Geschichten. In letzter Zeit sind einige Romane erschienen, in denen die Frauen der griechischen Antike zu Wort kommen. Schon Jennifer Saint und Madeline Miller konnten mich mit ihren Romanen überzeugen. Und nun wird auch Natalie Haynes sich einreihen. Denn ihr Roman über die Gorgone Medusa, die dazu verdammt wird, mit ihrem Blick alles zu Stein werden zu lassen, hat mich vollends überzeugen können.

Auch wenn ich zu Anfang etwas verwirrt war, hat die Autorin es schnell geschafft, dass ich fast nicht vom Buch ablassen konnte. Diese Verwirrtheit wurde dadurch ausgelöst, dass die Autorin verschiedene Charaktere zu Wort kommen lässt. So ist es mal Hera, mal Athene, mal die Gorgonen oder noch viele andere, die in ihren Kapiteln Teile des Romanes erzählen. Meint man, dass dies nicht zu einem roten Faden führen kann, wird dann doch bald klar, dass gerade dieser doch vorhanden ist und jedes Kapitel langsam zum großen Ganzen führt.

Zwischendrin kommt immer wieder Medusa zu Wort. Kennt man sie eigentlich aus anderen Erzählungen als rachsüchtig, kämpferisch und absolut tödlich, wird sie hier als sanftmütiges Mädchen beschrieben, dass seinen Platz auf der Welt noch nicht gefunden hat. Sie verehrt ihre beiden Schwestern, ist freundlich, klug, ruhig und naturverbunden. Und doch sehnt sie sich im Inneren nach Antworten, die sie leider nicht bekommt.

Die Autorin beschreibt in einer wunderbaren Art die ganze Geschichte von Medusa. Sie erzählt von Göttern, von Königen und Prinzessinnen. Sie lässt Nebenfiguren zu Wort kommen, erzählt ganze Kapitel aus der Sicht der Nereiden. Vor allem Frauen haben das Wort, aber dann kommt Perseus und auch seine Geschichte wird erzählt. Erst am Ende führt alles zusammen und das Puzzle wird zusammengesetzt.

Die Kapitel sind zwar immer recht kurz gehalten, enthalten aber alles, was für die Erklärung notwendig ist. Die Götter waren ebenso einbezogen, wie die Sterblichen und ich hatte das Gefühl, dass die Autorin sämtliches Repertoire der griechischen Mythologie aufgefahren hat. Auch hat sie sehr deutlich gezeigt, wie rechthaberisch und egoistisch die Götter allesamt sind und dass sie sich eigentlich nur mit Widerwillen in die Geschehnisse der Sterblichen einmischen wollen, sobald es darum geht, jemandem zu helfen. Wenn es allerdings darum geht, jemandem zu schaden, sind sie sofort zur Stelle.

Der Erzählstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich jetzt schon auf ihren nächsten Roman, den ich auf alle Fälle lesen werde.

Meggies Fussnote:
Ein tödlicher Blick einer gebrochenen Frau.

Bewertung vom 10.04.2023
Nomaden der Ozeane - Das Geheimnis der Meeresschildkröten
Bagusche, Frauke

Nomaden der Ozeane - Das Geheimnis der Meeresschildkröten


ausgezeichnet

Schildkröten sind faszinierende Tiere. Sie strahlen eine unbeschreibliche Ruhe aus, stehen für Weisheit und Geduld. Diese urzeitlich anmutenden Wesen haben jedoch noch viel mehr drauf, als man vermutet. Die Autorin, Meeresbiologin und Schildkröten-Liebhaberin, widmet ihr Buch den faszinierenden Geschöpfen, die das Meer besiedeln: den Meeresschildkröten.

Dabei stellt sie uns nicht nur die neun verschiedenen Arten der Meeresschildkröten vor, sondern erzählt auch, wie die Vorfahren der so wunderbaren Tiere gelebt haben. Ebenso gibt sie Einblick in Forschungen, Auffangstationen, Umweltverschmutzung und deren Auswirkung auf die Tierwelt, Verbreitung, Fortpflanzung und das Orientierungsvermögen dieser putzigen Tiere.

Es gibt große und kleine, breite und schmale, schwere und leichte, bedrohte und weit verbreitete Arten. Jede Meeresschildkröte wird bedacht und uns näher vorgestellt. Wir lernen Pepita kennen, eine Schildkröte, die an Arthritis leidet, wir lernen, warum die Temperatur wichtig für die Entwicklung des Geschlechts des Nachwuchses ist, wir lernen, welche Gefahren im Meer und an Land für die Schildkröten lauern.

Dabei setzt die Autorin nicht auf trockene Fakten, sondern erklärt in ihrem ganz eigenen Stil, immer wieder durchbrochen von kleinen Erzählungen von Erlebnissen.

Durch die wunderschönen Bilder in der Mitte des Buches bekommt man einen näheren Einblick in den faszinierenden Beruf der Meeresbiologie. Die sanften Wesen, die im Wasser zu schweben scheinen, sind dort sehr gut eingefangen. Aber auch weitere Bilder über Korallenriffe oder Strände sowie eine Erklärung über die Identifikationsmerkmale von Schildkröten runden das Buch ab.

Die Autorin rüttelt etwas auf, appelliert an den Verstand der Menschheit, den Klimawandel und die Umweltverschmutzung ernst zu nehmen, denn von den vorgestellten neun Arten stehen sieben schon auf der Roten Liste und sind vom Aussterben bedroht. Mit einem bisschen Hilfe von jedem könnte dies alles aufgehalten werden.

Meggies Fussnote:
Eine Einführung in die Welt der bezaubernden Meeresschildkröten.

Bewertung vom 25.03.2023
Book Love
Tung, Debbie

Book Love


ausgezeichnet

Bücher sind für mich ein Lebenselixier. Ich liebe es, zu lesen, mich in Geschichten fallen zu lassen, den Alltag für ein paar Stunden einfach auszublenden und die Unterhaltung zu genießen, die geboten wird. Aber nicht nur die Geschichten sind es, die mich zu Büchern greifen lassen. Auch das Buch an sich ist für mich ein wahrer Schatz. Deswegen tummeln sich etliche Schmuckausgaben, illustrierte Versionen und Bücher mit wunderschönem Farbschnitt in meinem Bücherregal. Eben echte Hingucker.

Debbie Tung, der Autorin von Book Love, geht es genauso. Sie liebt es, in Buchhandlungen zu stöbern, den Geruch von Büchern aufzusaugen und sich mit anderen Buchverrückten auszutauschen, selbst wenn sie gar nicht so verrückt sind.

Und sie zeichnet gerne.

Diese beiden Talente verbindet sie jetzt zu einem und zeigt in dem kleinen Buch ihre persönliche "Liebeserklärung an das Lesen". Auf ein- bis zweiseitigen Comics gibt sie Einblick in eben diese Liebeserklärung und zeigt uns, wie schön es sein kann, in einer Buchhandlung zu stöbern, welche verschiedenen Lese-Verhalten es gibt, wie man sich lesend durch eine Party bewegt und welchen Book-Hangover man erleiden kann, wenn man ein Lieblingsbuch beendet.

Sie zeigt, wie man mit Büchern Sport machen kann, wie man von Büchern angezogen wird, welche Ängste Bücherwürmer haben, was Buchsucht ist und vor allem eins: Buchverliebtheit.

Die kleinen Bildchen und die so wahren Texte haben mich so sehr begeistert, dass ich mir das Buch - welches ich erst als ebook las - nochmals als Hardcoverausgabe ins Regal gestellt habe. Damit ich immer mal wieder reinschnuppern und mich von den so wahren Geschichten ablenken lassen kann.

Ich konnte mich mit allem, was die Autorin in dem Buch beschreibt, identifizieren. Denn Bücher sind schlafraubend, aufregend, schweißtreibend, traurig, liebevoll, unheimlich, lustig, teuer, anziehend und einfach fantastisch. Deswegen kann ich mich dieser wunderbaren Liebeserklärung einfach nur anschließen und das Buch jedem ans Herz legen, der ebenso Bücher verehrt, wie die Autorin oder ich.

Meggies Fussnote:
Ein Muss für alle, die Bücher lieben.

Bewertung vom 25.03.2023
Der Ahorn und die neue Welt
Baites, Mina

Der Ahorn und die neue Welt


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Auf dem Gelände der Schuhfabrik der Breitenbachs in Amerika wird eine Leiche gefunden. Ein Schwarzer wurde ermordet und alles deutet auf einen rassistisch verübten Mord hin. Felix und seine Familie versuchen herauszufinden, wer dahinter steckt, doch leider werden ihnen viele Steine in den Weg gelegt. Währenddessen muss auch Chesmu, Julias Ehemann indianischer Abstammung mit Vorurteilen kämpfen und sieht sich einer geballten Übermacht gegenüber.
In Berlin derweil ist es Isa, die mit ihrer Firma zu kämpfen hat. Journalisten belagern das Haus und machen ihr das ohnehin schon durch ihre Behinderung geprägtes Leben schwer. Und dann ist da noch Mikail, der ihr immer wieder Avancen macht. Diese lehnt sie kategorisch ab. Der Nationalsozialismus breitet sich weiter aus und so sieht Mikail nur noch eine Chance, seine Zukunft zu gestalten. Er zieht nach Schweden, weit weg vom Judenhass und der unerfüllten Liebe zu Isa.

Der Abschluss der Breitenbach-Saga hat mir sehr viele emotionale Momente beschert. Gleich zu Anfang ist es der Mord an einem Mitarbeiter der Schuhfabrik, der einen rassistischen Hintergrund trägt.
Die Autorin hat in einer Leserunde so manche von uns gestellten Fragen beantwortet und auch Hintergründe geschildert. Sie selbst fand es sehr schwer, solch ein Buch zu schreiben, in dem es neben Rassismus auch um Anti-Semitismus sowie um den Umgang mit den Ureinwohnern Amerikas geht. Denn die Parallelen zur heutigen Zeit sind einfach unübersehbar.

Die Breitenbach-Saga umfasst insgesamt fünf Bände und wir begleiten die Familie Breitenbach auf ihrem Weg in die Neue Welt. Ein Teil der Familie ist ausgewandert und hat sich in einem kleinen Städtchen namens Cortez ein neues Leben aufgebaut. Die Autorin erzählt nun im letzten Band hauptsächlich von Sam, Sohn von Julia Breitenbach und Chesmu, einem Indianer. Sam ist mir sehr ans Herz gewachsen, denn er muss - da er halb Indianer und halb Weißer ist - mit vielen Vorurteilen kämpfen. Doch er meistert sie geschickt, auch wenn er zwischendurch Zweifel in allem sieht.

Die zweite Hauptperson ist Isa, die in Berlin geblieben ist. Dies erstens aufgrund ihrer Behinderung und zweitens wegen ihrer florierenden Firma und ihren Eltern. Isa ist eine weitere Person, die ich ins Herz geschlossen habe. Ihr unerschütterlicher Mut ist bemerkenswert. Nur wenn es darum geht, sich ihren Gefühlen zu stellen, ist sie feige.

Es gibt weitere Kapitel aus Sicht von Mikail, der als Isas Orthopäde zu dieser eine besondere Beziehung aufbaut. Doch bleiben seine Gefühle unerwidert und so trifft er eine schwerwiegende Entscheidung. Ebenso kommt Felix zu Wort, der als Inhaber der amerikanischen Schuhfabrik so seine Probleme hat. Er hat mit der Aufklärung des Mordes an einem Mitarbeiter zu kämpfen und versucht gleichzeitig, die Firma zum Laufen zu bringen. Aber auch ihm werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, die er aber geschickt zu nutzen weiß.
Auch Chesmu hat seine Momente in diesem Buch, vor allem, wenn er versucht, seinen Sohn Sam auf die Zukunft vorzubereiten. Er möchte ihm die Erziehung mitgeben, die er genossen hat und die Werte vermitteln, die die Ureinwohner Amerikas seit Jahrhunderten leben.

Die Autorin schafft es geschickt, die Belange aller Personen in einen Roman zu packen. So kommt keine Langeweile auf, denn jeder hat sein Päckchen zu tragen. Aber die Familie Breitenbach ist auch etwas ganz Besonderes. Ihr Zusammenhalt ist es, der sich so in den Vordergrund drängt und den möchte ich hier auch gesondert nochmals erwähnen. Es hat mir sehr imponiert, wie die Familie sich gegenseitig hilft, sich respektiert und ohne zu Zögern mit Rat und Tat zur Seite steht. Denn diese Hilfe wird mehr als einmal gebraucht.

Die Geschichte, die den Abschluss bildet, ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Die Autorin lässt ihre Charaktere in alle Gefühlslagen treten und erzeugt damit ein anschauliches Bild. Sie zeigt, dass Liebe und Trauer sehr nah beinander liegen, ebenso wie Freude und Leid sowie Respekt und Hass.

Manch eine Figur muss Unerwartetes erleben und wir müssen uns auch von Charakteren trennen. Aber dies erzeugt für mich ein authentisches Bild und gibt mir das Gefühl, dass für das Buch wirklich recherchiert wurde. Ein großer Pluspunkt.

Meggies Fussnote:
Ein emotionaler Abschied von einer großartigen Familie.

Bewertung vom 21.03.2023
Atlas der verborgenen Welten
Hawkins, Emily

Atlas der verborgenen Welten


ausgezeichnet

Meine Meinung:
In allen Kulturen unserer Welt gibt es Mythen und Sagen über Orte, Völker und Inseln. Meist kann nicht nachgewiesen werden, ob diese tatsächlich existiert haben. Nur ein kleiner Teil wurde bislang entdeckt oder existiert heute noch (als Ruinen oder durch Aufzeichnungen).
Von Europa, über Afrika und Asien, bis hin nach Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Australasien und Ozeanien sogar bis ins Innere der Erde ziehen sich diese verborgenen Welten.

Die Autorinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Welten genauer zu betrachten und - gerade für Kinder - sehr anschaulich zu beschreiben.

So starten wir in Europa mit den uns wohl bekanntesten Orten wie Atlantis oder Camelot, begeben uns dann nach Afrika mit dem sagenhaften Land der Königin von Saba oder dem legendären Karthago und reisen dann nach Asien, um uns Troja oder Xanadu anzuschauen. In Nord-, Mittel- und Südamerika ist es das Land der Azteken oder die Goldstadt Eldorado, die näher beleuchtet werden. In Australasien und Ozeanien begeben wir uns in das Land der Toten und die Heimat der Maori. Sogar ins Erdinnere wird geblickt und sich auf die Suche nach versunkenen Kontinenten gemacht.

Das Buch ist sehr liebevoll aufgebaut. Auf 96 Seiten wird mit vielen bunten, die Kinder ansprechenden Bildern und kurzen Texten über die jeweiligen geheimen Orte, vergessenen Städte oder verschwundenen Inseln erzählt. Sehr knapp gehalten, aber sehr informativ. Gerade so, dass Kinder nicht ob langer Erklärungen das Interesse an den doch so spannenden Informationen verlieren.

Selbst ich hatte sehr großen Spaß daran, mir die ganzen Orte genauer anzusehen und auch vieles Neues zu lernen. Mit einigen Orten werde ich mich noch näher beschäftigen und mal im Internet forschen, was es dazu noch so Wissenswertes gibt.

Dabei werden reale Orte aufgeführt, aber auch Orte, die in Legenden oder Mythen einen großen Platz einnehmen.

Am Ende des Buches erwartet einem noch ein umfangreicher Glossar, in welchem die verschiedenen Fremd- und Fachwörter nochmals kurz erklärt werden.

Das Buch ist wunderschön gestaltet. Die Bilder sind nicht zu kitschig gehalten, aber auch nicht zu realistisch, so dass schon ein gewisser Zauber in der Luft liegt. Für Kinder einfach wunderbar gemacht.

Ich denke, dass das Buch sehr gut für Kinder ab 10 Jahren geeignet ist, vor allem, wenn diese Interesse an fantasiereichen und mythischen Geschichten aufbringen. Schon allein die Bilder anzusehen, reicht, um sich fantastische Geschichten auszumalen.

Meggies Fussnote:
Ein wunderschönes Nachschlagewerk über mythische Stätten, geheimnisvolle Orte und magische Legenden.

Bewertung vom 18.03.2023
Der Mitternachtsmord
Willberg, T. A.

Der Mitternachtsmord


weniger gut

Meine Meinung:
Marion Lane fühlt sich in ihrem neuen Job wohl. Sie wurde rekrutiert und arbeitet nun in Ausbildung im Buchladen von Miss Brickett. Doch dies ist nur Tarnung zu einem geheimnisvollen, unterirdischen Detektivbüro, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Fälle zu lösen, die die Polizei nicht lösen kann. Doch innerhalb der eigenen Reihen kommt es zu einem Mord. Und plötzlich scheint jeder verdächtig. Durch einen Zufall kommt Marion an eine Karte, die ihr den Weg in die Tunnel weist, die eigentlich verboten sind. Marions Entdeckungen führen zu weiteren Geheimnissen und schon bald ist sie in großer Gefahr. Kann sie es schaffen, rechtzeitig den Mörder zu entlarven?

Ein geheimnisvolles Detektivbüro in den unterirdischen Tunneln von London? Rätselhafte

Aufträge? Eine junge Ermittlerin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, für Gerechtigkeit zu sorgen? Klingt spannend.
War es aber nicht.

Denn das, was der Klappentext letztendlich verspricht, wird leider nicht ganz gehalten. Zwar begeben wir uns mit Marion auf die Suche nach Antworten und wird auch ein roter Faden durch die Geschichte verfolgt, doch gibt es einige Nebenstränge, die in dem Buch eigentlich gar nichts zu suchen haben.

Marion ist eine junge, am Anfang recht sympathische Dame, die ihre Eltern schon früh verloren hat und nun bei ihrer bevormundenden Großmutter wohnt. Und hier habe ich schon meine Probleme. Denn im Laufe des Buches kommt es zu einer Entscheidung der Großmutter, die über Marions Kopf hinweg getroffen wird. Eigentlich etwas, was Marion nicht hinnehmen kann, aber trotzdem geschehen lässt, ohne sich groß zu wehren.

Und auch im weiteren Verlauf der Geschichte ist es Marion, die sich bei mir eher unsympathisch macht. Sie ist eine große Zweiflerin, scheint schwer Vertrauen aufbauen zu können und hört auch nicht gerne auf Ratschläge. Ihr Ton ist sehr schnippisch und sie lässt sich nicht gerne Regeln aufzwingen. Andererseits befolgt sie die Regeln dann aber doch pedantisch, solange sie ihr etwas nutzen.

Erst im letzten Viertel des Buches begehrt sie richtig auf, aber anstatt sich zu öffnen und um Hilfe zu fragen, nimmt sie alles alleine auf sich bzw. lässt zu, dass sich andere für sie in Gefahr bringen.

Leider konnte ich der ganzen Geschichte nicht sehr viel abringen. Ich wollte zwar wissen, wer denn hinter dem Ganzen steckt, also wer den Mord begangen hat und was er damit bezweckte, doch hatte ich gleichzeitig das Gefühl, dass das Buch unnötig aufgebauscht wurde. In den eigenen Reihen ist ein Verräter und Mörder und die Detektei macht einfach so weiter, wie bisher. Anstatt die einzelnen Mitarbeiter zu verhören oder die Zimmer zu durchsuchen, wird einfach davon ausgegangen, dass alles so weiterläuft.

Ebenso werden sehr viele Nebencharaktere genannt, die zu der eigentlichen Geschichte nicht sehr viel beitragen. Marion ist zwar Teil einer Clique, die ihre Freizeit miteinander verbringt, doch hatte ich oft das Gefühl, dass Marion gar nicht so richtig dazugehören will und sich lieber auf sich selbst konzentrieren möchte.

Dies klang für mich sehr unrealistisch.
Ebenso hatte ich beim Lesen des Klappentextes das Gefühl, dass das Buch eher in das "Genre" Fantasy einzureihen ist. Die geheimnisvollen Tunnel, in denen etwas sein Unwesen treibt. Die Aufträge, die von er Polizei nicht lösbar sind. Und doch ist es nur ein Kriminalroman, der mich leider nicht mitreißen konnte.

Meggies Fussnote:
Leider nicht so rätselhaft wie gedacht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2023
Troja / Mythos-Trilogie Bd.3
Fry, Stephen

Troja / Mythos-Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Nichts fasziniert (mich) so sehr in der griechischen Mythologie wie der Trojanische Krieg. Und diesem Thema nimmt sich der Autor Stephen Fry sehr genau an.
Der Kampf um das legendäre Troja, ausgelöst durch eine unbedachte Tat Helena von Sparta und Prinz Paris von Troja.
Die wunderschöne Helena verliebt sich Hals über Kopf in den charismatischen Schönling Paris, obwohl sie mit Menelaos verheiratet ist und zusammen mit diesem als König und Königin über Sparta herrschen.
Doch Helena ist unzufrieden, will Abwechslung und so lässt sie sich mit Freuden von Paris "entführen", um fortan mit ihm in Troja als Mann und Frau zu leben.

Dies hat jedoch weitreichende Folgen, denn Menelaos möchte seine Frau zurück und beruft sich auf einen Eid, den alle Griechen, die ebenfalls Interesse an Helena hatten, geleistet haben. Sollte dem Glück von Menelaos und Helena etwas im Wege stehen, ziehen sie in den Krieg.

Und dies passiert. Menelaos und sein Bruder Agamemnon horten die Griechen um sich, fahren mit Schiffen nach Troja und belagern die Stadt.

Der Autor erzählt nun ausführlich, wer mit von der Partie ist, jedoch muss er dazu weit ausholen. Dies tut er mit so einer Leichtigkeit, dass man eigentlich nicht das Gefühl hat, zu weit auszuschweifen, sondern eher mittendrin zu sein, sich dazugehörig zu fühlen und genauestens zu erleben, wie es denn hätte ablaufen können.

Denn was hier geschildert wird, ist größtenteils dem Schriftsteller Homer zuzuschreiben. Und der lebte bekanntlich 400 Jahre nach dem Ende des Krieges.

Der Autor erklärt auch, dass es zu Zeiten des Trojanischen Krieges noch keine richtige Schrift gab und deshalb vieles mündlich überliefert wurde. Insoweit ging - falls der Krieg tatsächlich stattfand - vieles verloren und wurde wahrscheinlich von Homer "dazu erfunden".

Der Autor Stephen Fry jedoch stellt hier so seine ganz eigenen Thesen auf, schweift ab, interpretiert, gibt Denkanstöße und lässt auch die Götter zu Wort kommen. Er haucht der griechischen Mythologie seinen ganz eigenen Atem ein und lässt diese lebendig werden.

Es handelt sich hier eindeutig um ein Sachbuch gemischt mit an einen Roman erinnernden Elementen und einem Humor, der mich mehr als einmal zum Lachen brachte.

Die Belagerung von Troja wird von ihm meisterhaft nacherzählt und er lässt nichts aus, erklärt genauestens, wie alles abgelaufen sein könnte. Seine Inspiration holt er dabei aus verschiedenen Nachschlagewerken, die am Ende des Buches auch nochmals aufgelistet werden. Ebenso gibt es ein Personenregister. Dies ist auch bitter nötig, denn manchmal fühlte ich mich wirklich erschlagen ob der ganzen Namen. Der Autor weist jedoch mehrmals darauf hin, dass man sich keine Namen merken brauche, da er im richtigen Moment immer wieder auf die jeweiligen Personen eingeht und sie nochmals "erklärt".

Ich habe noch nie so ein unterhaltsames Sachbuch gelesen, welches mit in den Bann ziehen konnte. Grund genug, mir natürlich auch noch die beiden Vorbände "Mythos" und "Helden" anzusehen, die gleich auf meinem SuB gelandet sind.

Der Autor lässt sogar die Leidenschaft der einzelnen Parteien einfließen. Agamemnon, der Heißsporn, der jedoch bei der geringsten Niederlage gleich nach Hause fahren will. Achilles, schmollend, golden und mutig, der seine Liebsten bis aufs Blut rächt. Paris, eitel und egoistisch, der zwar kämpft, doch lieber flieht, als getötet zu werden. Hektor, die Zukunft Trojas, loyal und doch besiegbar. Helena, die Schöne, die am liebsten nach Griechenland zurückkehren möchte. Kassandra, die unverstandene Seherin. Odysseus, der gerissene Abenteurer, der sogar vor Mord nicht zurückschreckt. Die Götter, die mit ihren Einmischungen mal mehr, mal weniger Schlechtes verursachen.

Alle bekommen ihre 15 Minuten Ruhm und am Ende ergibt sich eine detailreiche und vor allem bildhafte Nacherzählung des Trojanischen Krieges, der sich 10 Jahre hinzog.

Ich bin wirklich begeistert von dem Stil des Autoren. Grund genug, mehr von ihm zu lesen.

Meggies Fussnote:
Bildhaft, wortgewaltig und humorvoll.

Bewertung vom 10.03.2023
Wir Töchter von Sparta
Heywood, Claire

Wir Töchter von Sparta


ausgezeichnet

Sparta ist ein aufblühendes Land. Mit der Geburt der Töchter Klytämnestra und Helena sowie den danach folgenden Zwillingen Kastor und Pollux könnte das Königspaar nicht glücklicher sein. Doch die Familie umgibt ein Geheimnis und so muss für die Töchter ein passender Ehemann gefunden werden. Klytämnestra wird mit Agamemnon verheiratet, der in Mykene als König der Könige vereehrt wird. Helena, obwohl die jüngere Tochter, ehelicht Menelaos und bekommt damit das Erbe Spartas. Beide könnten nicht glücklicher sein und doch gibt es Zweifel, Neid, Missgunst und Hass. Helena fühlt sich unverstanden und unglücklich, bis der junge Paris, Prinz von Troja auftaucht und sie entführt. Ein Vergehen, welches weitreichende Folgen hat. Für ganz Griechenland.

Die griechische Mythologie besteht aus vielen kleinen Geschichten. Die Bekannteste dürfte wohl der Krieg sein, der - ausgelöst durch eine Entführung - ganz Griechenland ins Unglück stürzt und eine Stadt dem Erdboden gleich macht. Der Trojanische Krieg wurde schon oft in Romanen verarbeitet. Doch befindet man sich da meist vor Ort und es wird aus Sicht der Trojaner oder der Griechen darüber berichtet.

Diesmal lernen wir aber nicht diejenigen kennen, die den Krieg vorantreiben (auch wenn Helena ihn verursacht hat), sondern wir nehmen Teil am Leben der beiden Schwestern Klytämnestra und Helena, die als spartanische Prinzessinnen im Palast ihrer Eltern aufwachsen. Beide sind sorglos und lieben ihr Leben, bis ein kleiner Fehler Klytämnestras ihr Schicksal ins Rollen bringt.

Ab diesem Zeitpunkt ist alles nicht mehr so, wie es war. Die Freiheiten sind eingeschränkt, die Zukunft wird verplant und plötzlich ist es Klytämnestra, die nach Mykene geschickt wird, um dort im Palast des Agamemnon als dessen Ehefrau und Königin zu leben.
Helena dagegen bleibt in Sparta und heiratet Menelaos.
Beide Ehen sind geschickt eingefädelt und bringen beiden Ländern Reichtum und Wohlstand.

Doch dann geht es nur noch bergab. Helena ist mit ihrem Leben nicht zufrieden und will mehr. Klytämnestra wächst mit ihrer neuen Aufgabe, wird von ihrem Mann jedoch hintergangen.

Die Autorin hat sich zwei sehr interessanter Frauen angenommen. Mit ihrem so ganz eigenen Stil erzählt sie deren Leben, beginnend mit der Kindheit der beiden. Klytämnestra und Helena sind vom Aussehen her sehr unterschiedlich, haben aber viel gemeinsam. Erst als beide verheiratet sind, merkt man deutlich, dass sie nun getrennte Wege gehen. Denn obwohl beide als Kind dachten, dass sie ihren Platz im Leben finden werden, ist es nur Klytämnestra, die weiß, was sie will.

Abwechselnd erfahren wir etwas über den Werdegang der beiden Frauen. Wir erleben, wie Helena aufwächst, sich erst dem Willen ihres Vaters beugt, später jedoch ihren eigenen Willen entdeckt und damit folgenschwere Fehler begeht. Wenn man nun liest, wie die Autorin sich Helena vorstellt, muss ich deutlich sagen, dass das "Bild" dieser Frau, dass ich ständig in meinem Kopf hatte, nun doch bröckelt. Ich hatte immer Mitleid mit ihr, da sie aus ihrem Leben ausbrechen wollte, in Troja jedoch auch nicht das fand, was sie suchte. Hier aber denke ich: Bist selbst dran schuld. Vom Regen in die Traufe. Wärste mal daheim geblieben.
Wobei ich bei Klytämnestra immer das Gefühl hatte, dass diese robuster und forscher an die Sache herangeht. Warum sie aber letztendlich so handelt, wie sie handelt, ist aber einer Tatsache geschuldet, die ich gar nicht mehr so auf dem Plan hatte. Aber absolut verständlich, was sie dann tut.

Der Schreibstil ist unheimlich fesselnd und hat mich sehr in den Bann gezogen. Ich hatte sehr oft das Gefühl, mich wirklich in Sparta zu befinden oder etwas später hinaus auch in Troja. Die Autorin spinnt einen roten Faden, der sich stetig durch das Buch zieht. Es gab für mich keine Längen, das Interesse war stets gewahrt und am Ende hatte ich das Bedürfnis, noch mehr zu erfahren, noch mehr zu lesen und herauszufinden, wie es den beiden Frauen nach all der Sache mit den trojanischen Krieg denn so ergangen ist.

Aber es gibt auch einen Kritikpunkt. Im Text kommen öfter die Worte "Hallo" und "Baby" vor. Für mich aber Worte der "modernen" Zeit. Irgendwie passen diese nicht in das antike Griechenland. Gerade das Wort "Baby" wurde erst im 19. Jahrhundert in den Sprachgebrauch aufgenommen. "Hallo" stammt wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert. Wir befinden uns geschichtlich aber sehr weit vor der Geburt Christi (Ende des Krieges war 1182 v.Chr.), deswegen passt dies in meinen Augen nicht in die eigentliche Geschichte.

Trotzdem fand ich die Interpretation der Autorin sehr gelungen und werde auch weiter verfolgen, mit welchen Romanen sie uns noch überraschen kann.

Meggies Fussnote:
Klytämnestra und Helena. Wie Feuer und Wasser.