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Meggie
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Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2023
Die Bucket List für Potterheads
Grimm, Tom

Die Bucket List für Potterheads


ausgezeichnet

"Wenn wir träumen, betreten wir eine Welt, die ganz und gar uns gehört."
Albus Dumbledore

Die Faszination Harry Potter lässt nicht nach. Zumindest bei mir nicht. Es ist jetzt schon 20 Jahre her, dass ich das Buch "Harry Potter und der Stein der Weisen" zum ersten Mal gelesen habe und trotzdem ist es bei jedem Mal lesen so, als würde ich diese magische Welt noch nicht kennen und mit jeder gelesenen Seite immer mehr in sie abtauchen. Ich bin über 40 Jahre alt, aber immer noch ein Potterhead, durch und durch. Und da kommt diese "Bucket List" für Potterheads gerade richtig.

In dem kleinen Büchlein stehen Aufgaben, die man als Potterhead schon mal gemacht haben sollte. 250 Stück, um genau zu sein. Da finden sich so einfache Aufgaben wie: Lies die Bücher - zack 7 Aufgaben abgehakt. Bleiben noch 243. Schau die Filme. 8 Aufgaben weniger. Schau sie an einem Wochenende. Noch eine Aufgabe erledigt. Damit wären wir bei 234 zu erledigenden Aufgaben.

Ich habe mal gezählt, wie viele Aufgaben ich bislang erledigt habe und bin bei 86 gelandet. Hmm. Stolze Zahl, aber das sind die einfachen Aufgaben. Dieses Jahr werde ich noch weitere Aufgaben von der Liste streichen können wie z. B. das Theaterstück in Hamburg zu besuchen oder mir eine Ausgabe des Buches in einer anderen Sprache zu besorgen. Aber es gibt einige Aufgaben, die nicht so leicht zu erledigen bzw. mit einer Menge Geld verbunden sind.

Aber auch diese stehen auf meiner Bucket List. In den nächsten Jahren gibt es eine Harry Potter Tour durch England (mit einer Fahrt im legendären Hogwarts Express), eine Studio-Tour in London.
Edinburgh wird besucht und die dortigen Harry Potter-Orte abgeklappert.

Eine signierte Ausgabe des Buches wäre natürlich ein Traum. Mal schauen, ob ich das auch in Angriff nehmen kann.

Das Buch soll nicht dazu verleiten, die Aufgaben unbedingt erfüllen zu müssen, sondern auch Anregung geben, was man denn so alles erledigen könnte. Ich war erstaunt, was es denn alles so gibt, was man kurzerhand einfach erledigen kann.

So habe ich mich nach dem Lesen bei www.wizardingworld.com angemeldet, dabei herausgefunden, dass ich dem Haus Slytherin angehöre, mein Patronus ein Fischadler ist und mein Zauberstab aus Lärchenholz besteht, 14 1/2 Zoll lang ist und einen Kern aus Phönixfedern hat. Wieder drei Aufgaben abgehakt.

Mir bleiben also noch 164 Aufgaben, die ich erledigen kann. Dazu gehören ein Quidditchspiel zu besuchen oder gleich meine eigene Mannschaft zu gründen. Oder mich mal einen Tag wie mein Lieblingscharakter aus den Büchern zu verhalten. Ob ich als Neville Longbottom unbeschadet durch den Tag komme?

Eins bekomme ich auch noch hin. Ich muss meine Alexa dazu bringen, mich Voldemort zu nennen. Damit wäre noch eine Aufgabe abgehakt.

Hach. Und beim nächsten Vollmond heule ich den Mond wie Professor Lupin an. Wieder ein Haken.

Es geht, man kann die Aufgaben lösen. Man muss nur auch ein kleines bisschen zaubern können oder zumindest daran glauben.

Meggies Fussnote:
Zauberhafte Aufgaben.

Bewertung vom 04.02.2023
Von Alraune bis Zentaur
Stein, Falk N.

Von Alraune bis Zentaur


weniger gut

Ein Harry Potter Lexikon über die ersten drei Bücher - klein, aber fein, denkt man sich nun. Nein. Denn teilweise ist die Art und Weise der Beschreibungen einfach nur den Büchern entnommen oder in einer Art ausgedrückt, die eher jemandem ähneln, der nicht so viel mit dem geschriebenen oder gelesenen Wort zu tun hat.

Ich hatte auch ein paar Hintergrundinfos erwartet. So zum Beispiel, wann die einzelnen Charaktere Geburtstag haben, wo sie geboren sind usw. Aber es gibt einfach nur eine Zusammenfassung dessen, was in den ersten drei Teilen schon bekannt ist.

Es ist zwar praktisch, nachzulesen, was z. B. die einzelnen fantastischen Tierwesen sind wie z. B. den Hippogreif oder den Troll. Aber trotzdem wird nur das wiedergegeben, was in den Büchern erwähnt wird.

Es gibt etliche andere Bücher, die ebenfalls eine Art Lexikon bilden und hier wird ausführlicher auf einzelne Begriffe, Personen oder Tiere und Orte eingegangen, als in diesem Buch.

Wie schon oben erwähnt, hat mich auch der Schreibstil sehr gestört. So gibt es z. B. bei der Erklärung zu Besen folgendes zu lesen: "Besen, sind natürlich zum Fliegen da. Im Unterschied zu seinen Problemen mit Zaubertränken ist HP ein Naturtalent im Umgang mit den Fluggeräten. Das bringt ihm schon als Erstkläßler die Mitgliedschaft in der Quidditch-Mannschaft als Sucher..."
Schon dass in den drei Sätzen Rechtschreib- und Grammatikfehler vorhanden sind, ist die Beschreibung auch recht einfallslos.

Diese Fehler ziehen sich durch das ganze Buch. Wo es bei vielen Begriffen eine "ausführliche" Erklärung gibt (eine kurze Zusammenfassung der letzten drei Bücher), sind andere Begriffe sehr lieblos erklärt.

Bei dem Begriff "Fang" z. B. wird nur dazugeschrieben "Fang, ist Hagrids Jagdhund". Wo bleibt die Beschreibung Saurüde oder dass er sabbert? Dass er gutmütig ist und ein Angsthase?

Ihr merkt, das Lexikon ist nicht ausgereift. Es werden zu viele "Passagen" aus Teil 1 bis 3 entnommen, bei anderen Dingen wird nur kurz etwas dazu ausgeführt.

Es gibt allerdings auch Positives zu berichten. So finde ich es gut, dass bei den einzelnen Begriffen immer wieder auf die Bücher verwiesen wird durch eine Kombination aus römischen und lateinischen Zahlen. So bedeutet (II 216) z. B. dass im zweiten Buch auf Seite 216 zum ersten Mal Fawkes, Dumbledore Phönix erwähnt wird. Allerdings auch nicht bei jedem Begriff. Bei dem oben erwähnten Fang zum Beispiel gibt es keinen Verweis auf Buch und Seite.

Aber nicht nur ein Lexikon erwartet einem. Am Ende der Beschreibungen gibt es noch einige Texte über "Die Welt von Harry Potter". Hier erzählt der Autor noch ein bisschen über die Erfolgsgeschichte der ersten drei Bücher. Dabei geht er auch etwas ins Detail als er erklärt, wie die Welt der Muggel mit der der Zauberer verbunden ist, zählt Parallelen auf und verweist dabei auch auf das Schicksal von Harry Potter.
Diese Ausführungen haben mich dann etwas dafür entschädigt, dass das Lexikon an sich nicht gerade so viel hergegeben hat.

Wenn man kurz nachlesen will, was es denn mit bestimmten Begriffen auf sich hat, ist das Lexikon genau richtig. Aber ins Detail geht es leider nicht.

Meggies Fussnote:
Leider nicht empfehlenswert.

Bewertung vom 08.01.2023
Mimik
Fitzek, Sebastian

Mimik


sehr gut

Hannah erwacht in einem schäbigen Hotelzimmer, ans Bett gefesselt und mit einer gefährlichen Wunde an der Seite. Warum sie hier ist, weiß sie nicht. Sie kann sich an nichts erinnern. Noch nicht einmal an ihren Namen.
Nach einer Operation hat sie mit den Folgen eines Gedächtnisverlustes zu kämpfen. Als sie zufällig im Fernsehen sieht, dass sie eine gesuchte Mörderin ist, ihre Stieftochter und ihren Ehemann ermordet haben soll, ist Hannah noch mehr verwirrt. Ein Video soll dabei helfen, Licht ins Dunkle zu bringen. Denn Hannah arbeitet als Mimikresonanz-Expertin, kann also die noch so kleinsten körperlichen Signale deuten und auswerten. Das Video allerdings ist ein Schock für Hannah. Denn diejenige, die dort den Mord an der Familie zugibt, ist sie selbst.

Da ich schon so einige Thriller des Autors gelesen habe, weiß ich, dass ich nicht alles glauben kann, was man so im Laufe der Geschichte liest. Wenn man meint - Hah, jetzt hab ich's, das ist der Mörder - kann man zu 1000 Prozent sicher sein, dass der Autor wieder alles umschmeißt und am Ende steht der Mörder da und sagt - Ätsch, wieder nicht richtig. Ich war's.
Und so war es natürlich auch wieder im vorliegenden Thriller.

Harter Stoff, muss ich sagen. Bestialische Morde an Erwachsenen und Kindern. Psychische Folter, Anschuldigungen, Gewalteinwirkung, Morddrohungen und dies zum Teil an Kindern hat mich dann doch verleitet, das Buch oft aus der Hand zu legen. Zwar ist es bislang in einigen Büchern des Autors so, dass auch Kinder die Leidtragenden sind, aber mittlerweile geht mir das doch etwas mehr an die Substanz als früher.

Trotz des schweren Themas war jedoch auch eine gewisse Faszination vorhanden. Ich musste wissen wie es weitergeht. Ich musste wissen, wie Hannah es schafft, sich aus dieser ausweglosen Situation herauszubugsieren. Ob sie es schafft, ist wohl besser ausgedrückt.

Da man Hannah hier im Buch nur in Stresssituationen kennenlernt, bekommt man keinen richtigen Bezug zu ihr. Die kurzen Rückblicke in die Vergangenheit lassen auch nicht viel Einblicke in ihr Privatleben. Man weiß nur, dass sei für ihren Beruf lebt, dass sie dafür sogar ihre Familie vernachlässigt und dass sie genau weiß, dass ihr Verhalten nicht richtig ist und sie sich ändern müsste.
Dies macht sie fast sympathisch, aber nur fast. Denn am Ende kommt nochmal so ein richtiger Schocker. Und hier wusste ich, dass ich Hannah nicht mehr bemitleiden kann.

Die Story ist durchweg spannend. Es gibt aber leider keinen Charakter, bei dem ich sagen würde, dass er mich richtig packen konnte. Vielleicht noch Lutz Blankenthal, der mit seiner Art so eine Art Hassliebe ausgelöst hat.

Es finden sich auch wieder Bezüge zu den früheren Büchern des Autors. Auch werden Personen erwähnt, die im wirklichen Leben existieren und mit dem Autor schon zusammen Bücher geschrieben haben.

Der Plot ist gerissen, trotz kleiner Schwächen. Der Ausflug in den Bereich "Mimikresonanz" fand ich sehr gelungen und ich werde in Zukunft wahrscheinlich auch mal darauf achten, ob jemand Augenbrauen hebt oder unbewusst mit dem Finger auf sich zeigt. Was der Gegenüber mir dann aber damit sagen will, wird wohl immer ein Rätsel bleiben, da ich nicht so emphatisch veranlagt bin wie Hannah.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Hauptsächlich kommt Hannah zu Wort, doch auch Farat, Simone und Telda haben ihren Part. Wobei diese Kapitel meist noch mehr Verwirrung stiften und so das Rätelsraten natürlich noch größer wird.

Das Ende war unerwartet und (für mich persönlich) auch schockierend. Ich habe ehrlich gesagt mit etwas ganz anderem gerechnet.

Meggies Fussnote:
Immer wieder überraschend, mit welch neuen Tricks der Autor aufwarten kann.

Bewertung vom 08.01.2023
Elektra, die hell Leuchtende
Saint, Jennifer

Elektra, die hell Leuchtende


sehr gut

Elektra, Tochter des Agamemnon muss mit ansehen, wie ihr Vater in den Krieg gegen Troja zieht. Ihre Mutter Klytämnestra jedoch hat nur Augen für ihre Tochter Iphigenie. Nachdem Agamemnon Iphigenie für das Kriegsglück opfert, ist es Klytämnestra die Rache schwört und über Jahre hinweg diese auch plant. So vernachlässigt sie ihre Kinder und Elektra wartet auf die Rückkehr ihres Vaters. Als dieser jedoch heimkehrt, wendet sich das Schicksal und Elektra steht wieder alleine da. Sie muss nun ihr Leben selbst in die Hand nehmen und fordert dazu auch die Götter heraus.

Die griechische Mythologie ist faszinierend. Die letzten beiden Jahre befasse ich mich dank der Autorinnen Madeline Miller und Jennifer Saint eingehender mit den "Nebencharakteren" und nicht den üblichen Helden. Abseits vom Mainstream gibt es nämlich starke Persönlichkeiten. Die obigen Autorinnen widmen sich dabei eher den Frauengestalten und erzählen deren Geschichte auf einzigartige Weise.

Jennifer Saint hat schon Ariadne und den Minotaurus in "Ich, Ariadne" sehr gut in Szene gesetzt und legt nun mit "Elektra, die hell Leuchtende" nach.

Wir befinden uns in Mykene und dem Palast des Agamemnon. Zusammen mit seiner Frau Klytämnestra und seinen drei Töchter führt er ein eigentlich eher ruhiges Leben. Das vierte Kind ist unterwegs und man setzt die Hoffnung auf einen Sohn. Doch dann wird Helena von Sparta entführt und nach Troja gebracht. Agamemnon eilt seinem Bruder Menelaos zur Hilfe und erklärt Troja den Krieg.
Und damit nimmt das Unheil seinen Lauf.

Abwechselnd aus Sicht Klytämnestras, Kassandras und Elektras erzählt die Autorin die Geschichte des Trojanischen Krieges, wobei es nicht um den eigentlichen Krieg geht, sondern um das Schicksal dieser drei Frauen.

Elektra ist die Tochter von Klytämnestra und hofft, nachdem ihr Vater Agamemnon in den Krieg gezogen ist, dass sie nun von ihrer Mutter Unterstützung und Liebe erfährt. Doch als Agamemnon zur Sicherung des Kriegsglücks seine Tochter Iphigenie den Göttern opfert, wird Klytämnestra nur von einem Gedanken angetrieben: Rache. Und so hat in ihrem Leben niemand weiteres mehr Platz. Sie vernachlässigt ihre Kinder und stürzt sich in die Planung, ihre tote Tochter zu rächen.
Elektra jedoch sieht in der Tat ihres Vaters nichts Falsches und verehrt ihn mehr denn je.

Klytämnestra gibt Einblicke in ihre Gedanken, ihre Planung, ihre Überlegungen, wie sie den Tod ihrer Tochter rächen kann. Sie schließt Bündnisse mit dem Feind und fordert immer wieder auch ihre anderen Kinder auf, sie zu verstehen und ihr zu helfen.

Kassandra dagegen, die als Priesterin in Troja lebt, erzählt ihr Schicksal. Sie ist von Apollon mit der Gabe des Sehens ausgestattet worden, doch ist es auch so, dass ihre Vorhersehungen von niemanden geglaubt werden. Sie sagt sie den Untergang Trojas voraus, doch wird des als Lüge abgetan bzw. wird ihre Vorhersage anders ausgelegt.

Wie diese drei Schicksale letztendlich miteinander verbunden sind, muss man selbst lesen, doch ist es erstaunlich, wie ähnlich sich diese drei Frauen doch sind, obwohl sie unterschiedliche Richtungen einschlagen.

Die Autorin weiß geschickt, diese drei Schicksale miteinander zu verschmelzen und zeigt ein starkes Frauenbild auf. Auch wenn alle drei Frauen aus unterschiedlichen Motiven heraus handeln, sind es doch die gleichen Gedanken, die zu eben diesem Handeln führen.

Allerdings muss ich mich fragen, warum das Buch "Elektra, die hell Leuchtende" heißt. Für mich hat vor allem Klytämnestra das Buch geprägt. Ihre Passagen waren intensiv und ausführlich. Man erfährt, wie sie zu dem in ihr brodelnden Hass kommt, wie sie ihre Rache plant und steckt tief in ihrer Gefühlswelt drin. Elektra, die zu Anfang fast gar nicht "zu Wort" kommt, lernt man zwar von Kindesbeinen an kennen, jedoch kann man aufgrund einer doch eher nur "nebensächlichen" Erzählung keinen großen Bezug zu ihr aufbauen. Kassandra dagegen fand ich vollkommen fehl am Platz. Sie lebt in Troja, hat also mit der Gefühlswelt Elektras und Klytämnestras so gar nichts am Hut und bekommt auch nicht mit, was im Palast in Mykene vor sich geht. Nur durch Kassandra bekommt man Einblick in den Krieg und wie es vor den Toren zugeht. Ihren Part habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden, hätte man - um in der Familie zu bleiben - vielleicht eher noch Helena (Klytämnestras Schwester) oder jemand anderes aus dem Lager der Griechen nehmen sollen.

Alles in allem fand ich es dann aber doch sehr faszinierend, wie es in den drei Frauen innerlich so aussieht und mit welchen Mitteln sie versuchen, ihren Weg zu gehen.

Die Autorin erzählt die Geschichte der drei Frauen sehr genau nach, lässt aber auf alle Fälle auch ihre eigenen Gedanken miteinfließen. Dies so geschickt, dass man letztendlich meinen könnte, dass alles genau so stattgefunden hat.

Meggies Fussnote:
Eine düstere Interpretation der griechischen Mythologie.

Bewertung vom 08.01.2023
Friends, Lovers and the Big Terrible Thing (deutschsprachige Ausgabe)
Perry, Matthew

Friends, Lovers and the Big Terrible Thing (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

"Friends" - eine Serie, die viele ins Herz geschlossen haben.
Einer der Hauptdarsteller - Matthew Perry - spielt den Charakter Chandler Bing. Einen sarkastischen, auch auch sehr klugen und manchmal melancholischen jungen Mann, der durch seinen Humor einen großen Beitrag in der Clique leistet. Er kann sich bedingungslos auf seine Freunde verlassen und bekommt Hilfe, wo es nur geht. Er heiratet seine große Liebe Monica, kauft ein Haus, bekommt Kinder. Ihm geht es gut.

Im wahren Leben ist es Matthew Perry allerdings nicht so gut ergangen, wie seinem Schauspielcharakter Chandler Bing. Denn ihn hat eine andere "Freundschaft" fest im Griff. Die Sucht. Die Sucht nach Alkohol und Medikamenten. Ein schlimmer Freund, dem er jedoch nicht entsagen kann und ein Freund, der ihm schon mehrmals hätte das Leben kosten können.

In seiner Autobiografie erzählt Matthew Perry ohne Schnörkel, ohne Schönung und ohne die Schuld groß bei anderen zu suchen, wie er in diese Sucht hineingekommen ist und wie schwer es ihm fällt, wieder herauszukommen.

Schon in sehr jungen Jahren griff er zum Alkohol und als seine Schauspielkarriere noch klein war, kamen die ersten Medikamente dazu.

Doch nicht nur Alkohol und Medikamente machen ihm das Leben schwer, auch er selbst, weil er ständig nach Aufmerksamkeit sucht und vor allem bei jedem als "gut" angesehen werden will. Ist dies nicht der Fall oder gerät er an Personen, die es nicht so gut mit ihm meinen, rettet er sich in einen Alkohol- und Medikamentenrausch, um zu verdrängen und zu vergessen. Er sucht nach Bestätigung, nach Anerkennung und Liebe.

Gleich zu Anfang erzählt Matthew Perry von einer Nahtoderfahrung der schlimmsten Art und in kleinen Kapiteln, "Intermezzo" genannt, erfahren, wir, wie es aktuell (bei Beendigung des Buches) um ihn steht. Ansonsten erzählt er, meist nicht sehr chronologisch, von seinem Leben, vpm Kennenlernen seiner Eltern bis hin zu eben diesem tragischen Erlebnis, das sein Leben fast gekostet hätte.

Ich war erschüttert, wie tief der Schauspieler, der zu meinen Lieblingsfiguren in der Serie "Friends" zählt, sich in seiner Sucht befindet, aus der es - meines Erachtens - keinen Ausweg mehr für ihn gibt. Seine Abhängigkeit ist so stark, dass er nach mehreren Entzügen, viele davon kalt, und Therapien trotzdem wieder rückfällig wurde. Das Ende des Buches hat mich auch zögernd zurückgelassen. Zögernd zu glauben, dass er es schafft. Denn wenn man darüber hinwegsieht, was die Sucht mit seinem Körper angestellt hat, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass er fast zärtlich und liebevoll von seiner Abhängigkeit redet. Sie gehört zu ihm dazu, sie weist ihm den Weg und hat ihn im Griff. Die Momente, in denen er der Sucht den Mittelfinger zeigen konnte, waren nur kurz und schmerzhaft.

Aber nicht nur in seine Sucht gibt Matthew Perry Einsicht, auch in seinen Werdegang zu dem Schauspieler, der er heute ist. Er verdankt der Serie "Friends" sehr viel. Die Berühmtheit ist da nur ein Beispiel. Bis heute verdient er damit Geld und hat sich auch mit Nachfolgerollen in Filmen einiges dazu verdienen können. Sein größter Hit war "Keine halben Sachen", an dessen Erfolg er aber leider auch nicht mehr anknüpfen konnte. Wobei ihm hier aber auch seine sehr angeschlagene Gesundheit einen Strich durch die Rechnung macht.

Wer die Rolle Chandler Bing kennt, weiß, dass dessen Stärke der Humor ist. Im wahren Leben ist Matthew Perry ebenfalls damit ausgestattet und dies ist auch etwas, was man ihm zu Gute halten muss. Denn auch im Buch gibt es einige Stellen, die er mit Humor auszeichnet und so noch mal einiges mehr von seinem wahren Ich zeigt.

Die schonungslose Ehrlichkeit, mit der er sein Leben erzählt, hat mich tief beeindruckt. Es kostet unheimlichen Mut, sich so zu öffnen. Und zu entschuldigen. Dies tut er an mehreren Stellen. Nicht nur bei seinen Lesern und Fans, auch bei ehemaligen Lebensgefährtinnen, Freunden und Schauspielkollegen, die es nicht sehr einfach mit ihm hatten.

Ich wünsche ihm für die Zukunft alles Gute, dass er seine Sucht vielleicht so weit in Schach halten kann, dass man nicht irgendwann lesen muss, dass sie ihn matt gesetzt hat. Ich wünsche ihm, dass er Frieden findet und merkt, dass er es nicht allen anderen, sondern vor allem sich selbst recht machen muss und dass er weiß, dass er nicht alleine auf dieser Welt ist. Denn gerade seine Familie, die immer hinter ihm stand, ist weiter für ihn da. Ich wünsche ihm, dass er endlich seine große Liebe findet, eine Frau, die ihm das geben kann, was er verdient, die ihn stützt und so liebt, wie er wirklich ist.

Ich wünsche ihm von Herzen, dass diese "Big Terrible" Thing nicht mehr sein Leben beherrscht, sondern er der Herrscher wird und dass er endlich Matthew sein kann und keinem etwas vorspielen muss.

Bewertung vom 19.12.2022
Die Prophezeiung der Templer
André, Martina

Die Prophezeiung der Templer


ausgezeichnet

Auf Burg Waldenstein herrscht reges Treiben. Ein Turnier muss ausgerichtet werden, denn Gero, der von seiner Tante adoptiert und als Erbe eingesetzt wurde, soll nun dieses Anrecht festigen und mit dem Fest seine Verbündeten stärker an sich binden. Doch die Gens du Roi, die immer noch hinter versprengten Templern her ist, schmiedet einen perfiden Plan. Mit Hilfe einer alten Freundin Amelies, soll diese von der Burg weggelockt werden, damit Kommandeur Rufus de la Motte die Templer zu sich locken und endgültig auslöschen kann. Gleichzeitig wird ein Cousin von Geros Tante ermordet aufgefunden. Die von Lichtensteins, allen voran Johann II., von allen nur Hanemann genannt, verdächtigt die Waldensteins des Mordes und verlangt Aufklärung. Gero bricht jedoch zu einer Rettungsmission für Amelie auf, während er seine Frau Hannah und die Tochter auf Waldenstein zurücklässt. Nun muss sich Hannah mit Johann II. rumplagen, während Gero und seine Templerbrüder immer tiefer in die Machenschaften der Gens du Roi eindringen.

Ein neues Abenteuer mit unseren Templerbrüdern Gero von Breydenbach, jetzt Gerard von Lichtenstein zu Waldenstein, und seinen Freunden Struan, Johan und vielen anderen.

Diesmal geht die Gens du Roi zu weit und lockt Amelie, Struans schwangere Frau unter einem Vorwand von ihrem Ehemann weg, um die Templerbrüder zu sich zu locken. Natürlich macht sich Struan auf, seine Frau zu finden. Zusammen mit Gero und vielen anderen Mitbrüdern geht es los.

Dabei treffen die Brüder auf viele alte Bekannte und neue Freunde, die ihnen helfen, ihren Plan zu verfolgen.

Die Autorin schickt uns durch viele Orte, Klöster, Burgen und geheime Plätze, erzählt vom Zusammenhalt des Templerordens, Freundschaften, tiefen Bündnissen, alten Bekanntschaften und eine Prophezeiung, die geheim bleiben muss.
Während Gero sich auf die Suche macht, bleibt seine Frau Hannah auf der Burg zu Waldenstein und macht sich an die Aufklärung eines Mordes. Denn Johann I. lag vergiftet in seinem Bett, und sein Erbe Johann II., genannt Hanemann, verlangt nach Aufklärung, da er vermutet, das Gero mit dem Tod etwas zu tun hat.

Natürlich bleibt es nicht bei der Aufklärung und Hannah schlittert in eine Erbschaftsfehde hinein, die sie aufhalten muss. Dabei entwickelt Hannah Pläne und Bündnisse, die ihr helfen, aus dieser Fehde herauszukommen. Mit Hilfe neuer Verbündeter kommt sie dem Mörder auf die Spur.

Mit großem Interesse habe ich die beiden Handlungsstränge verfolgt, wobei ich mit Amüsement Hannahs Gang und mit viel Emotionen Geros Auftrag verfolgt habe.

Sehr positiv aufgefallen ist mir in der Geschichte Lyn, die einen großen Beschützerinstinkt gegenüber Hannah und deren Tochter entwickelt und alles in der Macht stehende tut, um die beiden außer Gefahr zu bringen.

Ebenso beeindruckend ist Odile, ein neuer Charakter. Sie ist erst 14, aber nicht auf den Mund gefallen. Sie ist frech, ehrlich, offen und an den richtigen Stellen verschwiegen und treu. Ihre Loyalität wird immer größer, je mehr wir uns dem Ende der Geschichte nähern.

Aber auch der Rest der Geschichte ist wieder spannend und ich finde es sehr gelungen, dass die Autorin unsere Gegenwart so geschickt mit der Vergangenheit verbindet. Es ist immer wieder herrlich zu lesen, wenn Hannah Dinge aus der Vergangenheit mit der Gegenwart vergleicht oder in ihren Redefluss Sachen aus der Gegenwart einfließen lässt, wobei ihr Gegenüber nur ungläubig schaut, weil er einfach kein Wort versteht.

Auch finde ich es sehr erstaunlich, dass immer wieder neue Charaktere auftauchen und die gegebenen Umstände erklärt bekommen, aber keine großen Fragen stellen, sondern ohne Umschweife dazu übergeben, zur Hilfe zu eilen. Unter den Templerbrüdern besteht ein großes Vertrauen und eine riesige Hilfsbereitschaft.

Auch der Schreibstil der Autorin führt dazu, dass man sich einfach wohlfühlen muss. Man fliegt durch die Geschichte, es wird nicht langweilig und an den richtigen Stellen wird es spannend, emotional oder einfach lustig.

Ich hatte aber ehrlich gesagt etwas Mühe mit den ganzen Orten, an denen die verschiedenen Gruppen reisen und übernachten oder handeln. Eine kleine Übersichtskarte am Anfang des Buches wäre vielleicht von Vorteil.

Am Ende erwartet einem ein Personenregister, in welchem erklärt wird, wobei es sich um fiktive Charaktere und echte historisch verankerte Personen handelt.

Meggies Fussnote:
Wieder ein herrlich spannender Lesegenuss mit den Templerbrüdern.

Bewertung vom 19.12.2022
Olaf Schubert bewertet die Schöpfung
Schubert, Olaf;Ludwig, Stephan

Olaf Schubert bewertet die Schöpfung


ausgezeichnet

Olaf Schubert - unser bekanntester Pullunder-tragender Comedian - hat schon viel Bühnenerfahrung hinter sich bringen dürfen. Auch im Fernsehen hat er lang und breit erklärt, wie er die Welt retten würde, hat seine Ansichten kund getan und vor allem mit seinem unverwechselbaren Humor Millionen Menschen zum Lachen gebracht.

Und dass er nicht nur reden kann, hat er schon mit zwei geschriebenen Büchern bewiesen. Nun ist sein drittes erschienen, in dem er mit seinem so ganz eigenen Humor "die vom Schöpfer geschöpfte Welt" beleuchtet und bewertet. Von "Abba bis Zyankali" nimmt er sich so einiges auf dieser Welt Erfundene heraus und gibt dazu seine Meinung ab.

Die von ihm abgegebene Bewertung erfolgt natürlich auf fundiertem Hinter- sowie Vordergrundwissen. Und die abgegebenen Sternenzahl schwankt zwischen 0 und 6 Sternen. Dieses von ihm eigens erfundene Bewertungssystem führt dazu, dass man sich in den kurzen Absätzen verliert und schmunzelnd oder sogar laut lachend nicht nur darüber nachdenkt, ob man nicht auch genau eben dieser Meinung ist, die hier in geschriebener Form so präsent vor einem aufprangt.

Mit vielem gehe ich konform. Ich bin begeistert von der zielgenauen Erfassung des Kerns einer Aussage und der detaillierten Hintergrund-informationen, die einem teilweise - trotz des darin versteckten Humors - auch nachdenklich stimmen.

Olaf Schubert weiß genau, wie er Dinge bewerten kann und darf. Denn die "Schöpfung", auf der wir leben, unsere Erde, unsere von uns geschaffene Welt, ist voller faszinierender Dinge und Möglichkeiten.

Während des Lesens hatte ich sehr oft (eigentlich andauernd) die Stimme Olaf Schuberts im Kopf, ebenso den unverwechselbaren Akzent sowie die Art, mit der er auf der Bühne steht und sein Publikum unterhält. Das Kopfkino war also in vollem Gange. Und es hat natürlich auch gleich dazu geführt, im Internet zu stöbern und herauszufinden, dass er 2023 in Bad Dürkheim beim SWR3 Comedy Festival dabei ist. Karten dafür hängen jetzt an unserer Pinnwand. Und ich freue mich darauf, ihn live erleben zu dürfen.

Vorab muss ich jedoch erst einmal noch von diesem Buch zehren und den besonderen Stellen. Von A bis Z werden verschiedene Dinge bewertet. Während also bei Q der "Quinoa" als neumodischer Superfood-Quatsch abgetan wird, weil einfach noch ein Begriff für Q gefehlt hat, gibt es bei R wie "Rad" den Hinweis. dass dies eine runde Sache sei und es kaum vergleichbare Erfindungen dafür gebe und es in Bereichen der Radiologie, des Radieschens und des Ersatzrades einfach nichts besseres gibt. Aber auch da E-Auto, Albert Einstein oder der G-Punkt bekommen ihre Sternebewertung. Es wird nichts ausgelassen.

Wer also einfach mal lachen will, ist mit diesem Buch bestens bedient. Denn wer schon immer mal den Gelbschnabelsturmtaucher, die Impfpflicht oder Leberwurst bewertet sehen wollte, kommt auf seine Kosten. Gerne hätte ich noch mehr davon gelesen, aber man weiß ja nie, ein zweiter Teil kann Immer kommen.

Olaf Schuberts Sicht auf die Schöpfung ist einfach einzigartig.

Meggies Fussnote:
Eine Bewertung meinerseits für dieses Buch wird leider nur mit 5 Sternen erfolgen, weil man meist keinen 6. geben kann. Aber verdient hätte es dies allemal.

Bewertung vom 19.12.2022
Aquitania
García Sáenz, Eva

Aquitania


ausgezeichnet

Eleonore von Aquitanien ist erst 13, als ihr Vater tot aufgefunden wird. Sie tritt seine Nachfolge als Herzogin von Aquitanien an und heiratet Louis VII.. Ausgerechnet den Mann, dessen Vater sie für den Mörder ihres Vaters hält. Sie plant ihre Rache, doch ausgerechnet an ihrer Hochzeit stirbt auch Louis Vater.
Kurzerhand verbündet sie sich mit ihrem neuvermählten Mann und beschließt, herauszufinden, wer der Mörder ihrer Väter sein könnte. Doch dies ist nicht so einfach. Hilfe erhält Eleonore seitens ihrer "Aquitanischen Katzen", ausgebildeten aquitanischen Spionen sowie von einigen neu gewonnenen Freunden. Ihre Beziehung zu Louis VII. vertieft sich, doch Eleonores Liebe gilt ihrem Land, Aquitanien. Und dieses Land gilt es zu verteidigen. Eleonore versucht, ihre Pflichten als Herzogin von Aquitanien und Königin von Frankreich gleichermaßen zu erfüllen, doch die Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, sind schwer zu umschiffen.

Die Autorin schildert ein lebhaftes Bild einer der bekanntesten historischen Figuren, der Herzogin Eleonore von Aquitanien. Für mich persönlich eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Geschichte.

Wir lernen am Anfang des Romans die 13jährige Eleonore kennen, die schon sehr erwachsen wirkt. Was auch daran liegt, dass sie eine Affäre mit ihrem 8 Jahre älteren Onkel hat. Klar, es waren andere Zeiten, aber Eleonore macht den Eindruck, als hätte sie schon jahrzehntelange Lebenserfahrung. Da man nicht sehr viel über ihre Jugend erfährt, muss man sich zusammenreimen, dass Eleonore wahrscheinlich von klein auf dazu erzogen wurde, die Nachfolge ihres Vaters anzutreten.

Und sie zeigt auch das Talent zum Herrschen, denn ihr bestimmtes Auftreten schüchtert so manchen ein. Auch wenn sie gerade mal 13 Jahre alt ist, wird sie in Aquitanien respektiert. In Frankreich, als frisch vermählte Frau von Louis VII. hat sie es nicht so leicht. Doch sie setzt sich durch und zeigt auch den Leuten am Hof, dass sie das Zeug dazu hat, ein Land zu führen.

Ihre Nachforschungen ergeben nicht viel und lange tappt sie im Dunkeln. Ihr Verhältnis zu Louis VII. wird nur langsam besser und vielleicht kann man es auch Liebe nennen, die beide füreinander empfinden. Doch bleibt auch bei beiden dieser gewisse Abstand und die Zweifel, ob sie sich wirklich richtig vertrauen können.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, eben weil man einfach ein klares Bild vor Augen hatte. Eleonores faszinierende Persönlichkeit gibt viel Spielraum für Dutzende Romane. Da wir Eleonore in diesem Buch "nur" bis zum Alter von 28 Jahren begleiten dürfen, ist klar, dass noch weitere Teile folgen werden. Eleonore von Aquitanien ist immerhin 82 Jahre alt geworden.

Die Autorin vermischt hier zwar historische Fakten mit viel Fiktion, doch macht dies den Roman nicht weniger interessant. Zwischen den Kapiteln kommt immer wieder ein "namenloser" Junge zu Wort, so dass die Geschichte auch einen geheimnisvollen Touch bekommt, weil man nicht genau weiß, um wen es sich hier handelt und welchen Anteil er an der Geschichte nimmt.

Meggies Fussnote:
Ich bin sehr begeistert und warte auf Teil 2.

Bewertung vom 19.12.2022
Die Bibliothek von Edinburgh / Edinburgh Nights Bd.1
Huchu, Tendai

Die Bibliothek von Edinburgh / Edinburgh Nights Bd.1


weniger gut

Ropa ist Geistersprecherin. Dafür hat sie die Schule abgebrochen und lebt nun mit ihrer Großmutter und ihrer kleinen Schwester in einem Wohnwagen. Geld ist immer knapp und Ropa weiß nicht, wie sie die nächsten Tage die Miete und die Medikamente für ihre Großmutter auftreiben soll. Mehr schlecht als recht schlagen sich die drei von einen auf den anderen Tag durch.
Ropas Leben ändert sich jedoch schlagartig, als sie von einem Geist beauftragt wird, deren verschwundenen Bruder Ollie zu finden. Erst will Ropa den Auftrag nicht annehmen, doch dann findet sie heraus, dass noch mehr Kinder verschwunden und teilweise als lebende Leichen wieder aufgetaucht sind.
Hilfe findet sie in der geheimnisvollen Bibliothek der Toten, in die sie eher zufällig als Mitglied aufgenommen wird. Doch können die Bücher ihr helfen, die verschwundenen Kinder zu retten?

"Sixth Sense meets Stranger Things" - so steht es auf dem Buchrücken und für mich mitunter auch ein Grund, das Buch zu lesen. Und wenn es dann noch um eine geheimnisvolle Bibliothek unter den Straßen Edinburghs geht, erst recht. So dachte ich zumindest.

Nach dem Lesen habe ich mir dann folgende Fragen gestellt: Was hat das Ganze mit Stranger Things zu tun? Was genau hat die Bibliothek in der Geschichte zu suchen? Und was will der Autor eigentlich genau mit seiner Geschichte erzählen?

Drei Fragen, die ich wahrscheinlich nicht beantwortet bekomme und selbst analysieren muss.

Zuerst muss ich sagen, dass mich der Anfang des Buches total neugierig gemacht hat. Mir ist Ropa sofort ans Herz gewachsen, da sie es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihre kleine Familie, bestehend aus ihr, ihrer 10jährigen Schwester und ihrer blinden Großmutter, zu versorgen. Sie hat sich dafür einen Job rausgesucht, der nicht nur abwechslungsreich, sondern auch hochinteressant ist. Sie ist Geistersprecherin. Sie kann sich mit Toten unterhalten und überbringt Nachrichten eben dieser an die verbliebenen lebenden Verwandten, Bekannten und Freunde.

Eigentlich ein gut bezahlter Job, wenn denn die Hinterbliebenen bezahlen können. Meist muss Ropa unverrichteter Dinge wieder gehen und hat nichts verdient. Und so macht sie sich ständig Sorgen, ob sie genug zu essen kaufen oder gar die Miete bezahlen kann.

Als Ropa von einem Geist erfährt, dass Kinder verschwinden und später wieder "gealtert" auftauchen, wird sie hellhörig und fängt an, zu ermitteln. Dabei trifft sie auf einen Jugendfreund namens Jomo, der sie kurz darauf an seinen Arbeitsplatz einlädt, den er eigentlich geheim halten wollte. Denn er arbeitet in einer Bibliothek, die unter den Straßen Edinburghs liegt. Die Bibliothek der Toten. Dort gibt es einige Bücher, die für Ropa total interessant sind. Denn sie vermitteln nicht nur Wissen, sondern lehren auch Magie.

In dieser Bibliothek lernt Ropa Priya kennen und freundet sich mit ihr an. Jomo und Priya sind es auch, die Ropa bei ihren Ermittlungen helfen.

Und jetzt zurück zu meinen Fragen. Mit Stranger Things hat das alles mal so gar nichts zu tun. Es gibt keine "andere Seite", in der alles spiegelverkehrt ist, sondern es gibt ein "andere Welt", die der Toten und Geister. Also das Jenseits. Nichts Neues und nichts, was mit Stranger Things zu tun hat.
Ebenso gibt es zwar die Bibliothek, die so groß auf dem Cover angepriesen wird, doch letztendlich hat sie nicht sehr viel mit der Geschichte zu tun. Ebenso wird es - nach der anfänglich so reizvollen Geschichte - ab dem Mittelteil total wirr, so als wäre dem Autor sehr viel eingefallen, was er einfach alles in seiner Story erzählen muss.

Es gibt Handlungsstränge, bei denen frage ich mich, warum sie eingefügt wurden, wenn es doch eine kurze Erwähnung am Rande auch getan hätte. So wäre die Story mindestens um 50 Seiten kürzer gewesen und hätte nicht so viele Unruhe inne gehabt.

Leider konnte der Autor nicht bei mir punkten, vor allem, da Ropa ab der Mitte des Buches auch leider nicht mehr so clever und geschickt rüberkam, wie noch am Anfang. Leider konnte ich mich gar nicht mehr mit ihr identifizieren und ihr auch nicht mehr so recht folgen und ihre Entscheidungen akzeptieren.

Auch der Schreibstil des Autors hast mich teilweise etwas "gestresst". Wahrscheinlich sollte rüberkommen, dass wir uns in er Zukunft befinden und alles sowieso nicht mehr so läuft, wie noch vor Jahren. Aber trotzdem hatte ich bei vielem Probleme, dem Autor zu folgen und herauszufinden, was genau er mir denn mit seinen Sätzen so sagen will. Alles sollte irgendwie "cool, frisch, jugendlich und hipp" wirken. Bei mir kam aber nur das Gegenteil an.

Meggies Fussnote:
Leider konnte mich der Auftakt der Reihe nicht überzeugen.

Bewertung vom 19.12.2022
Hinter den Spiegeln so kalt
Grimm, Liza

Hinter den Spiegeln so kalt


ausgezeichnet

Finja könnte nicht glücklicher sein. Ihre Ehe mit Mika ist gekrönt mit ihrer Tochter Hannah. Die kleine Familie lebt zusammen im eigenen Häuschen und freut sich auf die Zukunft. Bis Finja zwei Schicksalsschläge erleiden muss. Erst stirbt Mika, dann wird Hannah entführt. Finjas einziger Hinweis auf Hannah ist eine Spur aus Schnee und Eis im Spiegel. In ihrer Verzweiflung wendet sich Finja an eine Hexe und stößt dabei auf Dinge aus ihrer Vergangenheit. Und schreckliche Wahrheiten aus der Gegenwart.

Die Autorin hat sich sehr eng an das Märchen "Die Schneekönigin" gehalten und eine Neuinterpretation gewagt, die düsterer nicht sein könnte.
Gleich zu Anfang möchte ich erwähnen, dass es am Ende des Buches eine Triggerwarnung gibt. Wer sensible Themen nicht lesen möchte, sollte sich daher die Triggerwarnung ansehen und selbst entscheiden, ob er zu der Geschichte greifen möchte. Ich persönlich hätte es für sinnvoller erachtet, eine Triggerwarnung an den Anfang des Buches zu setzen bzw. am Anfang des Buches zu erwähnen, dass es am Ende eine Warnung gibt.
Andererseits: wenn man die Warnung gelesen hat, weiß man, um was es in dem Buch geht und die Überraschung ist dann natürlich auch genommen.

Bei diesem Buch handelt es sich um die erste Geschichte, die ich von der Autorin gelesen habe. Und ich war positiv überrascht, mit welch wunderbarem Schreibstil sie mich hat gefangen nehmen können.

Zu Anfang lernen wir FInja, Mika und Hannah kennen. Eine glückliche kleine Familie. Bis zwei Schicksalsschläge eintreffen.

Die Kapitel wechseln sich immer wieder ab. Einmal erfahren wir, was vier Jahre zuvor passiert ist, dann gibt es Kapitel, die vor Hannahs Verschwinden spielen und dann die Gegenwart aus Finjas Sicht.

Finja ist eine sehr sympathische junge Frau und Hannah ein aufgewecktes kleines Mädchen. Zusammen bilden die beiden ein tolles Team.
Und Finja kämpft wie eine Löwin für ihre Tochter. Schon allein, weil sie nach dem Tod ihres Mannes und Hannahs Vater für Hannah Mama und Papa zugleich sein muss.

Nach Hannahs Verschwinden landet Finja in einem tiefen Loch. Ihr Schmerz ist spürbar und ich habe sehr mit ihr mitgelitten. Sie versucht alles, um herauszufinden, wo Hannah ist, allerdings hat sie fast keine Anhaltspunkte. Ihre Freundin Elisa ist sichtlich bemüht, ihr zu helfen. Ihr sonniges Gemüt holt Finja kurze Zeit aus dem Loch, doch schafft Elisa es nicht gänzlich. Aber sie ist immer für Finja da.

Die Kapitel, die in der Gegenwart spielen, waren für mich sehr hart zu lesen und ich hatte immer wieder Tränen in den Augen, weil ich wirklich in mir drin gemerkt habe, wie es Finja geht. Ich kann mir nicht vorstellen, mein Kind zu verlieren, es wäre für mich die Hölle. Und diese Hölle macht Finja gerade durch. Die Autorin hat es wirklich geschafft, sich in Finja reinzuversetzen und die Gefühle zu beschreiben.

Je weiter wir in der Geschichte fortschreiten, umso düsterer wird die Geschichte. Und als Finja die Hinweise findet und merkt, was hier eigentlich vorgeht, wird es mysteriös.

Ich muss zugeben, dass ich das Märchen "Die Schneekönigin" nur sporadisch kenne und vor langer, langer Zeit mal den Zeichentrickfilm gesehen habe. Aber den Grundtenor weiß ich noch. Und die Autorin hat es fabelhaft geschafft, diesen in dem Buch unterzubringen.


Bei den letzten Kapiteln musste ich dann doch mehrmals schlucken. Denn wie oben schon beschrieben, die erwähnte Triggerwarnung hatte ich vorher nicht gelesen bzw. lesen können, weil ich von dieser ja nichts wusste. Ein sehr heikles Thema, aber die Autorin hat es dann doch gschafft, dieses sehr gut umzusetzen. Auch wenn meine Fantasie dann doch mehr Kopfkino erzeugt hatte, als ich mir gewünscht habe, fand ich es sehr interessant zu lesen und hatte wirklich keinerlei Ahnung bis zum Ende.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für diesen Roman, aber nur - nochmals als Warnung - wenn man keine Berührungsänste mit heiklen Themen hat.

Meggies Fussnote:
Düster und magisch.