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solveig

Bewertungen

Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2021
Die Stunde der Wut / Melia und Vincent Bd.2
Eckert, Horst

Die Stunde der Wut / Melia und Vincent Bd.2


ausgezeichnet

Garantiert packende Lesestunden ...

… erwarten den Freund anspruchsvoller Thriller: als Zeugen einer turbulenten, aber sehr erfolgreichen Arbeitswoche von Kriminalrätin Melia Adan, Kriminalhauptkommissar Vincent Veih und ihren Kollegen erleben wir Konflikte, Enttäuschungen und Erfolge der einzelnen Personen hautnah mit. Während Melia Adan noch überlegt, wie sie die Suche nach ihrer verschwundenen Kollegin Solveig Fischer (vgl. das Buch „Im Namen der Lüge") wieder aufnehmen kann, wird das Team schon in den nächsten brisanten Fall involviert. Im Verlauf ihrer Ermittlungen zu dem brutalen Mord an der jungen Klara Derau ergeben sich nach und nach etliche weitere Verknüpfungen und Anhaltspunkte, die in ganz unterschiedliche Richtungen führen. Zum einen erschweren Drogenhandel, Korruption, politische und wirtschaftliche Intrigen Adans Arbeit, aber auch sie selbst gerät in Gefahr…
Eckert schafft es - wie gewohnt - in seinem neuen Buch, die Spannung hoch und den Leser in Atem zu halten. Vor dem Hintergrund der anschaulich geschilderten Kulisse Düsseldorfs konfrontiert er seine Romanfiguren (und den Leser) mit einem weiten Spektrum an sozialen und gesellschaftlichen Problemen. Vermischt mit politischen Machtspielen und schmutzigen Deals bilden sie ein Geflecht, das eine Eigendynamik entwickelt und sein Buch sehr lebendig und aktuell erscheinen lässt.
„Die Stunde der Wut“ ist bereits als zweiter Fall des Ermittlerduos Melia Adan und Vincent Veih konzipiert; aber auch Leser, die den ersten Band noch nicht kennen, können hier problemlos „einsteigen".

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


sehr gut

Ein Zeichen setzen

Gleichberechtigung von Mann und Frau - das ist ein viel diskutiertes Thema in zahlreichen Gesellschaften. Chos Roman rief bei seiner Erscheinung 2016 in Korea eine große Resonanz hervor und gab Anlass zu kontroversen Debatten.
Die Protagonistin Kim Jiyoung kommt selbst nicht zu Wort, sie ist gewissermaßen ohne Sprache; denn ihre ganze Erziehung basiert auf Gehorsam und Anpassung. Nur wenige Mädchen/Frauen wehren sich aktiv gegen die Bevorzugung von Jungen/Männern und widersetzen sich damit den traditionellen Rollenvorstellungen. In recht nüchternem Stil schildert Cho Aspekte der Realität weiblichen Lebens in Korea, Unterordnung, Mobbing, sexuelle Übergriffe in aktiver als auch sprachlicher Form. Wie sehr Jiyoung darunter leidet, wird erst nach der Geburt ihres Kindes wirklich deutlich: nachdem sie der jungen Familie zuliebe ihren Beruf aufgegeben hat, wird sie psychisch auffällig. Sie nimmt Sprache und Gestus anderer Personen an, als deren Alter Ego sie dann über sich selbst spricht. Im Verlauf des Romans wird klar, dass es ihr behandelnder Psychiater ist, der Jiyoungs Anamnese sachlich distanziert dokumentiert - aus der (männlichen ) Sicht des Wissenschaftlers. Glaubwürdigkeit und Korrektheit werden immer wieder betont durch Fußnoten, die Erläuterungen und Hinweise zu entsprechender Literatur geben. Kims Lebenslauf wird von der Autorin recht allgemein beschrieben, so dass klar ist, hier handelt es sich nicht um ein Einzelschicksal, so verläuft vermutlich das Leben vieler ihrer Geschlechtsgenossinnen.
Zwar schildert der Roman das Leben von Frauen in Koreas Gesellschaft, doch das Problem der Geschlechtergerechtigkeit ist beileibe nicht allein auf diesen Staat begrenzt. Diese Staaten übergreifende Gültigkeit macht das große Potenzial des Romans aus und setzt ein Zeichen im Namen aller Frauen.

Bewertung vom 28.02.2021
Otmars Söhne
Buwalda, Peter

Otmars Söhne


sehr gut

Von hoher Komplexität

Nur 24 Stunden schildert Buwalda auf den mehr als 600 Seiten seines Romans, die dem Leser einiges an Durchhaltevermögen abverlangen. Doch schafft er es spielend, zumindest meine Aufmerksamkeit zu halten.
Er erzählt von drei Menschen, deren Leben sich berühren und die sich miteinander verflechten. Auf der unwirtlichen sibirischen Insel Sachalin muss Ludwig, der auf einer Geschäftsreise hier den CEO des Shellkonzerns, Johann Tromp, getroffen hat, seinen Heimflug in die Niederlande wegen eines Schneesturm verschieben. Ludwig, der mit seiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsen ist, ahnt: jener Tromp könnte sein leiblicher Vater sein. Während er noch zögert sich ihm zu offenbaren, begegnet er seiner ehemaligen WG-Mitbewohnerin Isabelle, die zu einem Interview mit Tromp ebenfalls auf die Insel geflogen ist. Geschickt lässt der Autor in diese Wartezeit ausführliche Rückblicke und Erinnerungen einfließen. Ludwig denkt zurück an seine Kindheit, das Leben mit Stiefvater und –geschwistern, seinen beruflichen Werdegang und seine Begegnung mit Isabelle in seiner Studentenzeit. Ebenso erfahren wir aus Isabelles Sicht von ihrer Familie und ihren Erlebnissen als investigativer Journalistin. Buwalda knüpft ein kompaktes Netz aus den Themen Familie, Identität, Loyalität, Schuld; vor allem das Thema Sexualität prägt den Roman. Dabei erzählt er so detailliert, dringt so tief in die Gedanken- und Gefühlswelt seiner Protagonisten ein, dass sich der Leser wie ein Voyeur vorkommt.
Raffiniert konzipiert und lebendig geschrieben, fesselt seine Erzählung dennoch. Allerdings lässt er den Leser nach dem Countdown (beginnend mit Kapitel 111) bei Kapitel 75 mit einem unerwartet offenen Ende zurück, so dass kein Zweifel bleibt, dass eine Fortsetzung geplant ist: es handelt sich um den ersten Teil der Trilogie 111.

Bewertung vom 08.02.2021
Kindheit / Die Kopenhagen-Trilogie Bd.1
Ditlevsen, Tove

Kindheit / Die Kopenhagen-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Überlebensstrategie

Schon recht früh spürt die kleine Tove, dass sie anders ist als die Kinder ihrer Umgebung. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wächst sie in Kopenhagens Arbeiterviertel auf, wo Geldknappheit und Arbeitslosigkeit das Leben der Menschen bestimmen. Zu ihrem Alltag gehört auch die an Lieblosigkeit grenzende Reserviertheit ihrer Mutter, so dass sie stets bemüht ist, sich möglichst unsichtbar zu machen, um ihrem Zorn zu entgehen. Um nicht unterzugehen, entwickelt das Mädchen seine eigene Strategie: das Verfassen von Gedichten gibt ihm Halt und Trost. Toves größter Wunsch - Schriftstellerin zu werden - ist in den Augen ihrer Familie etwas Unmögliches; sie soll Geld verdienen. Und schließlich ist es soweit: die Konfirmation markiert wie für so viele Kinder jener Zeit auch für Tove das Ende der Kindheit und den Eintritt ins Berufsleben.
Die Autorin lässt uns die Phasen ihrer eigenen Kindheit hautnah miterleben. Sie schildert ihre Freuden, Verzweiflung und Zukunftsängste sehr eindrucksvoll, aber keineswegs sentimental. Wunderbar fantasievolle Formulierungen berühren den Leser und ziehen ihn tief in ihren autobiographischen Roman.
„Schreiben heißt, sich selbst auszuliefern" sagte Ditlevsen selbst einmal, und so erstaunt es kaum, wie intensiv ihre Erzählung ist und beim Leser ankommt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.01.2021
Vati
Helfer, Monika

Vati


ausgezeichnet

„So tagträume ich mich zurück..."



Ebenso schemenhaft und unvollkommen wie Träume gestaltet sich Monika Helfers Roman über ihren Vater. Aus zahlreichen Bildern und Erinnerungsstücken setzt Monika Helfer das Bild ihres Vaters aus ihrem Gedächtnis zusammen. So sehr sie sich bemüht, es bleibt leicht unscharf, selbst wenn sie so manche Lücke mit ihren eigenen Vorstellungen zu füllen versucht. Auch sind sie und ihre Schwestern bei gemeinsamen Erinnerungen nicht immer einer Meinung; jede hat so manche Episode in einem anderen Licht gesehen: „Ich versuche mich zu erinnern, das muss genügen.“ Doch ist es gerade diese Unschärfe, die Helfers Buch so sympathisch und ihren Versuch, das Wesen ihres Vaters zu erfassen, glaubhaft macht.
Zu Lebzeiten war „Vati" für Monika und ihre Geschwister schwer zu verstehen. Als Kriegsversehrter mit einem amputierten Bein betreibt er mit seiner Frau Grete ein Erholungsheim in den Vorarlberger Alpen. Seine Liebe gilt seiner Frau und den Büchern; seinen Kindern gegenüber scheint er zwar pflichtbewusst, aber recht distanziert zu sein. Nach Gretes frühem Tod zieht er sich längere Zeit völlig zurück - auch von seinen Kindern. Er war schon immer schweigsam, und auch nach seiner zweiten Heirat bleibt er ein stiller, in sich gekehrter Mann, der wenig von seinen Gedanken und Gefühlen preisgibt.
Auch dieser autobiographische Roman, in dem Monika Helfer Leben und Persönlichkeit ihres Vater nachspürt, besticht durch den schlichten, unprätentiösen Stil der Autorin, der schon in ihrem Buch "Die Bagage" so gut zu den geschilderten Personen passte und ihrer Geschichte Authentizität und Nachdruck verleiht.

Bewertung vom 28.12.2020
Gans ohne Lametta

Gans ohne Lametta


ausgezeichnet

Humorvoller Kontrapunkt
Bereits die offensive Gans auf dem Cover zeigt, was den Leser in diesem kleinen Büchlein erwartet: zu besinnlicher Weihnachtsstimmung gesellt sich eine gehörige Portion Ironie. Fünfzehn kurze Geschichten befreien das Thema Weihnachten von seiner Verklärung und erzählen nüchtern, aber humorvoll von normalen und speziellen festlichen Episoden. Bekannte Größen, vom Klassiker Peter Hacks bis zu akuellen Autoren wie Marc-Uwe Kling, bilden einen humorvollen Kontrapunkt zum weihnachtlichen Pathos, ohne uns jedoch die (Weihnachts-)Stimmung zu verderben. Sie lassen uns eher ein wenig nachdenklich und skeptisch werden gegenüber Konsum und Glitzerhype.
Geschmückt mit vielen humorvollen Illustrationen ist das Büchlein ein schönes Geschenk für Menschen, die das Weihnachtsfest einmal „Gans ohne Lametta" erleben möchten - und für uns selbst!

Bewertung vom 12.12.2020
Morgen, Kinder, wird's nichts geben
Kästner, Erich

Morgen, Kinder, wird's nichts geben


ausgezeichnet

Ohne Lametta

„Mehr oder weniger Weihnachtliches“ wird in diesem hübsch illustrierten Büchlein dargeboten. Die Herausgeberin Sylvia List hat eine Auswahl an Texten von Erich Kästner zusammengestellt, die humorvoll und hintergründig, teilweise sogar recht böse erscheinen.
In seiner unnachahmlich erfrischenden Art schreibt Erich Kästner über durchaus unterschiedliche Weihnachtsfeiern; zum Teil handelt es sich auch um eigene Kindheitserinnerungen, die keineswegs verklärt sind. Das titelgebende Lied etwa ist eine bitterböse Parodie auf das traditionelle Weihnachtslied und spiegelt die desaströse gesellschaftliche Situation der Weimarer Republik wider - Kästner hat es in seinem Gedicht „chemisch gereinigt".
Gedichte und Prosatexte wechseln sich ab, passend illustriert von Cornelia von Seidlein, deren Schwarz-Weiß- Zeichnungen sich dezent einfügen. Bei aller Kritik an seiner Umwelt lässt Kästner doch stets Mitgefühl und Liebe zu seinen Mitmenschen erkennen.
Dies ist ein Buch, welches das Weihnachtsfest aus Glitzer und sentimentalem Kerzenschein heraus rückt. Besinnlich ist es dennoch, wenn auch in einem weiter gefassten Sinn: nicht gemütlich, sondern zutiefst nachdenklich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2020
Ein weißer Schwan in Tabernacle Street / Peter Grant Bd.8 (eBook, ePUB)
Aaronovitch, Ben

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street / Peter Grant Bd.8 (eBook, ePUB)


sehr gut

Historie trifft Moderne

Seit etlichen Jahren verbucht Ben Aaronovitch viel Erfolg mit seiner Serie um mysteriöse (Mord-)Fälle in London und den magisch begabten Polizisten Peter Grant.
In seinem neuen Roman greift der Autor die Idee einer „Analytical Engine“ auf, die Ada Lovelace bereits im 19. Jahrhundert entwickelte, und lässt im modernen Computerzeitalter zwielichtige Gestalten damit experimentieren. Grant, diesmal als Undercoveragent bei der Serious Cybernetics Corporation tätig, ermittelt auf seine gewohnt saloppe Art. Aber seine Gegner sind nicht zu unterschätzen…
Wie schon in den früheren Büchern kommen wir auch in seinem neuen Kriminalroman in den Genuss von Aaronovitchs trockenem, recht schwarzen Humor, mit dem er seine Geschichten würzt. Der locker geschriebene Mix aus Krimi, Magie und Zeitgeschichte ist nicht so ohne weiteres in eine Schublade einzuordnen; auf der einen Seite erzeugt der Autor viel Spannung, auf der anderen Seite lässt er ebenso viel Ironie und Spitzen einfließen. Und während wir Leser dem sympathischen Protagonisten bei seinen Ermittlungen folgen, bleiben uns am Ende doch noch ein paar offene Fragen zum Spekulieren, denn wir „...wären überrascht, wie oft die Polizei einen Fall nicht bis in die letzten Details lösen kann.“
Ein echtes Lesevergnügen!

Bewertung vom 01.11.2020
Gans Ernst von Jimmy Kimmel
Kimmel, Jimmy

Gans Ernst von Jimmy Kimmel


ausgezeichnet

Originelles Bilderbuch

Ein solcher Griesgram wie Gans Ernst ist Kindern bestimmt nicht unbekannt; schlechte Laune kennen sie auch aus eigener Erfahrung.
In großformatigen Bildern stellt uns Jimmy Kimmel seinen grimmig dreinschauenden Helden vor, der sich nicht zu einem Lächeln durchringen kann. Kein Scherz und auch keine Pizza führen zum Erfolg.
Kimmels Illustrationen sind einfach und klar gehalten, auf das Wesentliche der erzählten Geschichte reduziert. Sie sind - ebenso wie der Text - dem (Vor-)Lesealter ab 3 Jahren angemessen. Die Sprache ist schlicht, knapp, eindeutig und überfordert ein jüngeres Kind keineswegs. Text und Illustrationen verbinden sich zu einem harmonischen Gesamteindruck und laden zum Eltern-Kind-Erlebnis ein: Schaffen wir es, aus Gans Ernst einen Gans Lustig zu machen? Der Ehrgeiz des jungen Publikums ist in jedem Fall geweckt.
Kimmels „Gans Ernst“ ist ein wirklich originelles Bilderbuch, das eine fantasievolle, fröhliche Lesezeit garantiert.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2020
Darwins Notizbuch
Clements, Jonathan

Darwins Notizbuch


ausgezeichnet

„Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel"


… lautet ein berühmtes Zitat von Charles Robert Darwin (1809 – 1882). Die von ihm entwickelte Evolutionstheorie gilt als Basis für die moderne Biologie und Genetik. Allerdings waren seine Schriften zur Abstammungslehre bereits während seiner Lebenszeit Gegenstand heftiger Kontroversen und geben auch heute noch Anlass zu Diskussionen.
Jonathan Clements macht das in „Darwins Notizbuch" deutlich. Übersichtlich in neun Kapitel unterteilt, schildert er sehr anschaulich Leben und Werk des Forschers. Doch sein Buch geht über eine Biografie hinaus; er stellt die Ereignisse nicht isoliert dar, sondern erläutert sie stets in Beziehung zu Darwins Lebensumständen und Zeit(-Genossen), so dass wir als Leser die Wirkung seiner Theorien auf Gesellschaft und Kirche mit verfolgen können. Clements beschließt sein Buch mit einem Kapitel über „Darwins Vermächtnis“, in dem er Darwins Nachfolger schildert und die Weiterverfolgung seiner Theorien dokumentiert, bis hin zu den Errungenschaften moderner Wissenschaft, die auf seinen Erkenntnissen basieren - aber teilweise auch zu Rassendiskriminierungen führten.
Eingestreute Zitate, zahlreiche Illustrationen, die zum Teil aus Darwins persönlichen Notizbüchern stammen, und Fotos begleiten den Text. Auf sehr lebendige Weise veranschaulichen sie Darwins Forschungen und unterstreichen den Notizbuch-Charakter. Register und Literaturliste vervollständigen das Buch.
„DarwinsNotizbuch" ist eine ansprechend und hochwertig gestaltete Ausgabe für jeden, der sich einen Überblick zu Leben und Werk des Forschers verschaffen möchte.