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A. Jürgens

Bewertungen

Insgesamt 91 Bewertungen
Bewertung vom 23.11.2012
Düstere Zeichen / Immortal Guardians Bd.1
Duvall, Dianne

Düstere Zeichen / Immortal Guardians Bd.1


sehr gut

In Immortal Guardians - Düstere Zeichen wird der Unsterbliche Roland von Vampiren u. ihren Helfershelfern angegriffen u. schwer verletzt. Rettung naht in Form von Sarah. Sie überwältigt seine Widersacher, nimmt ihn schwer verletzt mit zu sich u. sorgt so für sein Überleben. Dass Roland ein Unsterblicher u. nicht bloß ein niederer Vampir ist, liegt zum einen an einer besonderen Begabung, die jeder Unsterbliche bereits vor seinem (menschlichen) Tod besitzt. Zum anderen daran, dass der zum Vampirismus führende Virus bei Unsterblichen nicht so zerstörerisch wirkt wie bei Vampiren.

Soweit so gut. Es finden sich, wie erwartet, erotische Sequenzen u. Sexszenen im Buch, daneben aber, wenn auch in der Unterzahl, recht klar beschriebene Kämpfe. Hier zeigt Sarah gleich eingangs eindeutig Zivilcourage, was sie sympathisch macht. Allerdings würde ich persönlich hinter einer Musikprofessorin, die ihre Ruhe haben möchte u. entsprechend zurückgezogen lebt, niemand vermuten, der die alttestamentarische Sichtweise Auge um Auge, Zahn um Zahn lebt u. neben einem sportlich-gestählten Körper Scharfschützenqualitäten hat. Andererseits hätte ich auch bei einem blutsaugenden Unsterblichen keinen Verfechter von Biokost erwartet. Duvalls Unsterbliche sind sehr gesundheitsbewusst, sehr häuslich und schlicht der Traum sämtlicher Schwiegermütter in spe.

Recht schnell erfährt man, wer gut o. böse ist, wer welche Aufgabe zu erfüllen hat. Und natürlich auch, dass Roland durch Sarahs Rettung noch lange nicht aus der Gefahrenzone ist, sie jedoch in diese mit hineingezogen hat. Ein seltsamer Vampir hat es auf ihn abgesehen. Seltsam deshalb, weil er anders als andere Vampire ist. Nach etwa achtzig Seiten kommt Sarah hinter Rolands Geheimnis, relativ weit hinten hinter das von besagtem Vampir. Noch weiter hinten offenbart sich ihr eigenes künftiges Schicksal. Damit zeichnet sich ab, dass Immortal Guardians - Düstere Zeichen wie auch die Folgebände aufeinander bezogen aber doch in sich abgeschlossen sein dürften.

Auch andere Unsterbliche kommen vor. Etwa der Anführer Seth, der sich um alle neuen Unsterblichen kümmert u. gerade nach einer sucht. Dieser Erzählstrang, so schwach er auch beleuchtet ist, macht bereits Lust auf mehr. Während Roland eher eigenbrötlerisch u. genau wie Sarah bewusst zurückgezogen lebt, pflegen andere Unsterbliche durchaus soziale Kontakte. Insgesamt boten diese Passagen einen willkommenen Ausgleich zu Roland u. Sarah, die natürlich trotz Todesgefahr flirten u. immer wieder übereinander herfallen.

Tatsächlich lässt Duvall Roland nicht nur für eine koital bedingte Erhöhung von Sarahs Blutdruck sorgen. Er darf nicht nur die LeserInnen, sondern u. vor allem auch Sarah in seine Welt einweihen. Er erzählt von schmerzhaften Erinnerungen u. Erfahrungen u. davon, wie er geworden ist, was er ist. So erlebt er eine Wandlung vom unzugänglichen Einsiedler zum wieder aktiven Mitglied der Unsterblichen-Gemeinschaft. Nebenbei erfährt Duvalls Leserschaft auch von den Auswirkungen des Virus, von der Suche nach Heilung u. noch einige andere Dinge mehr.

Allerdings gestalten sich speziell dabei die Übergänge zum jeweiligen Davor o. Danach etwas abrupt. Das wirkt in gewisser Weise störend; wird jedoch dadurch abgemildert, dass die entsprechenden Passagen Interessantes beinhalten. Sie werfen zudem Fragen auf, die vermutlich erst in den Folgebänden geklärt werden. Und obwohl klar ist, wie die Geschichte ausgeht, finde ich sowohl die Erklärung für Bastiens Motivation wie auch die Weichenstellung von Sarahs Zukunft etwas zu schwach.

Der Fokus ist nicht auf die Sichtweise einer einzelnen Figur gerichtet. Die Autorin wechselt die Perspektiven, lässt neben lockeren Dialogen auch die Gedanken ihrer Charaktere einfließen, was das Buch im Gesamten leicht lesbar macht. Insgesamt keine ganz neue. Dennoch unterhaltsam macht das Buch Lust auf die Fortsetzung.

2012 Antje Jürgens (AJ)

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2012
Tír na nÓg, Der Auserwählte
O'Connell, Sean

Tír na nÓg, Der Auserwählte


gut

Wieder einmal soll die dem Untergang geweihte Welt durch einen Auserwählten gerettet werden. Beides ist lange schon prophezeit, wobei der Retter erst einmal nichts von seiner Bestimmung ahnt. Es scheint die Erde zu sein, wird doch etwa Bezug auf die alten Griechen genommen. Eingangs des Buches findet man eine Karte voller Ortsnamen u. Gewässer, die es jedoch im Hier u. Jetzt nicht gibt. Diese Welt wird bildhaft beschrieben, stellt sich 1.000 Jahre nach der großen Katastrophe teils mittelalterlich, teils futuristisch, teils aus-dem-was-da-ist-das-Beste-machend dar. O’Connell verarbeitet Mythen, Legenden, Magisches, Märchenhaftes. Figuren, die aus anderen Geschichten bekannt vorkommen. Er verzichtet auf Vampire o. Werwölfe u. ähnliche seit längerem gern verarbeitete Gestalten. Und obwohl die Grundidee im Bezug auf Figuren u. Handlung, schon mehrfach verarbeitet worden sein mögen, gestaltet der Autor alles in einem ganz eigenen Stil.

In O’Connells Zukunft tummeln sich nicht nur Menschen. Es ist von den Anunnaki die Rede. Schon angesichts der Beschreibung ihres Kopfes/Gesichtes her kann man hier auf Außerirdische tippen, wenn sie auch abgesehen von ihrer Größe sonst den Menschen ähneln. Es gibt kleine Puppen, mit deren Hilfe sich die Anunnaki willenlose (Menschen-)Sklaven schaffen können. Gestaltwandler, die sich in jede x-beliebige Form verwandeln können, aber nicht sehr gescheit sind. Die über Leichen gehen, um ihren Herzenswunsch erfüllt zu bekommen. Nicht zu vergessen die riesigen Gottesanbeterinnen mit Appetit auf Cornelis u. Meister Aki. Es gibt Fanatiker u. Fatalisten, scheinbar Allwissende u. Unwissende, intrigante u. hilfsbereite, stärkere u. schwächere Charaktere. Unsterbliche gefällig? Auch die gibt es in Form gottgleicher Älterer. Sie leben auf Tir na nÓg, seit der Zeit der großen Katastrophe, geschützt durch ein energetisches Bollwerk. Jenes Bollwerk kann nur von dem überwunden werden, der den passenden genetischen Code besitzt. Spätestens jetzt wird klar, dass Cornelis nicht willkürlich von Meister Aki ausgesucht wurde.

Der Schreibstil hat es mir erschwert, in die Geschichte einzutauchen. Das Buch beginnt in einem nicht klar abgegrenzten Mix aus Rückblenden u. aktuellem Geschehen, nicht sehr mitreißenden Dialogen u. zu ausführlichen Erklärungen. Hinzu kommen ein etwas naiver, eingangs eher mürrisch als sympathisch wirkender Hauptcharakter, der seine Bestimmung nicht so recht annehmen möchte, u. sein teils zu belehrend wirkender Lehrmeister. Sehr schnell taucht eine große Zahl an Nebencharakteren auf. Und wie in vielen Romanen ähnlicher Thematik werden viele ihrer Handlungsweisen eher präsentiert als logisch begründet aufgebaut.

Mit Der Auserwählte aus der Tir na nÓg-Reihe hat man kein Buch zur Hand, das man einfach so nebenbei lesen kann. Dennoch wollte ich, nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, wissen, wie es mit Cornelis u. seinen Mitstreitern, aber auch mit den Widersachern weitergeht. Was sich hinter dem Großen Tier versteckt, das anscheinend für das Ende der Zivilisation u. einen Neuanfang sorgte. O’Connell deutet vieles an, lässt aber genauso vieles offen, was darin begründet sein dürfte, dass es einen 2. Teil gibt, der bereits auf dem Markt ist. Sieht man von den ersten 2, 3 Kapiteln ab, haben mir die bildhaften Beschreibungen gefallen, ließen sie doch ein klares Bild der Welt entstehen, in der Cornelis sich auf seine beschwerliche Reise macht. Außerdem hat mir der Metamorph einen neugierig machenden Schauer über den Rücken gesandt.

Man sollte grundsätzlich einen Lesegeschmack haben, der sich etwas abseits gerade marktüblicher Fantasygeschichten entfaltet. Dann wird man mit einer Geschichte belohnt, die sich wohlwollend vom Gros abhebt u. fantastische mit realen Elementen, Zukunftsfiktion mit Tatsächlichem, Altes mit Neuem verknüpft. Einem durchwachsenen Auftaktroman, der jedoch Lust auf die Fortsetzung macht.

2012, Antje Jürgens (AJ)

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2012
Armageddon TV
Aster, Christian von

Armageddon TV


sehr gut

Überaus gewinnbringend vermarktet das Medienimperium POE-Network eine Sendung, für die sie Sportler anwirbt. Klingt jetzt erst mal harmlos, ist es jedoch nicht. Neben dem Imperium selbst, verdienen sich Pharmaindustrie und Marketingunternehmen eine goldene Nase, nicht zu vergessen die Rüstungsindustrie. Ihre Produkte werden publikumswirksam bei Wettkämpfen eingesetzt, in der die Sportler eigentlich nur die gegnerische Fahne erobern müssen. Da dabei jedoch nicht mit Platzpatronen geschossen wird und sogar Panzer zum Einsatz kommen, werden die Zuschauer blutig unterhalten und Verluste kühl mit einkalkuliert. Moral war gestern, heute kann man bei Armageddon TV Chips knabbernd vom Sofa aus verfolgen, wie die um ihr Überleben kämpfenden Sportidole weggeputzt werden.

Und ähnlich wie bei Unfällen, werden die Blicke unwillkürlich auf bestimmte Dinge gelenkt. Man fühlt sich geschockt, angewidert (etwa vom Sendeformat im Buch) und gleichzeitig ist alles so schrecklich, dass man kaum wegsehen geschweige denn nicht weiterlesen kann.

Bleibt zu hoffen, dass die bitterböse Vision nicht irgendwann Nachahmer findet. Denn auch wenn van Aster alles gleichermaßen zielsicher, bitterböse und überspitzt darstellt, zeigt die Realität, dass wir grundsätzlich gar nicht so weit entfernt davon sind. Während ich las, dachte ich beständig an die vorab genannten Sendungen, in denen nicht nur von Senderseite um der der Einschaltquote willen, sondern auch von Teilnehmerseite um des Geldes willen so vieles getan wird, was der gesunde Menschenverstand nicht begreifen will. Die Manipulationsfähigkeit mancher Leute trägt sich nur, wenn andere sich manipulieren lassen. Beide Seiten beleuchtet von Aster in seinem dystopischen Roman, mal lenkt er den Fokus auf die Sportler, mal auf die Strippenzieher hinter den Kulissen. Dabei hält er die vordergründig brutalen Beschreibungen der blutigen Wettkämpfe auf einem relativ erträglichen Maß. Er streut Intrigen und Machtspielchen ein, steuert auf den Schlusskampf im Armageddon Dome zu. Das alles nicht unbedingt in einem rasanten Tempo, aber trotzdem schockierend. Für alle, die sich etwas abseits des Mainstream-Geschmacks tummeln.

2012, Antje Jürgens (AJ)

Bewertung vom 20.11.2012
Der Flüchtling
Carlotto, Massimo

Der Flüchtling


ausgezeichnet

Wer erwartet, Genaueres über den Mordfall zu lesen oder denkt, dass Carlotto nur mit der italienischen Justiz abrechnen will, liegt falsch. Stattdessen erfährt man von seinem jahrelangen Untertauchen, der Angst vor Verfolgung, daraus resultierender Panik, Todesangst, schweren gesundheitlichen Folgen.

Unsentimental, nüchtern u. gleichförmig distanziert berichtet der Autor davon. Dennoch werden Verzweiflung u. Verfolgungswahn deutlich, fordern zunehmend Raum. Obwohl er mit falscher Identität leben kann u. dabei durchaus kein vollkommen isoliertes Dasein in einem abgeschlossenen Raum fristet, befindet er sich doch in keiner Gemeinschaft, fühlt sich alleine. Keiner kann den Druck abfedern, der auf ihm lastet u. der plötzlichen Entwurzelung geschuldet ist. Der durch falsche Identitäten u. das Fehlen eines sicheren sozialen Milieus wächst. Die Angst vor Entdeckung führt ihn von Paris nach Mexico. Was zunächst noch recht gut funktioniert, kann in Mexico nicht gut gehen. So wird nicht nur der Kontakt zu seiner Familie zunehmend unmöglich. Zu katastrophal ist auch das Leben dort. Dennoch überlegt Carlotto, die mex. Staatsbürgerschaft anzunehmen. Er vertraut sich dem Falschen an. Der nimmt ihn nicht nur nach Strich u. Faden aus, sondern verrät ihn zudem an die dortigen Behörden. Carlotto wird nach Italien abgeschoben.

Paranoia entsteht, wenn wir uns verfolgt fühlen. Es ist keine Paranoia mehr, wenn wir denn tatsächlich verfolgt werden u. so scheint der Begriff im Bezug auf Carlotto eindeutig falsch gewählt. Doch ohne dass er etwas ahnt, ist der Haftbefehl gegen verloren gegangen. Niemand sucht nach ihm. Er wird festgenommen, weil er sich bei der Ankunft in Italien selbst stellt. Es folgen nervenaufreibende Jahre. Carlotto droht zwischen den Mühlrädern der Justiz zerrieben zu werden. Hängt hoffnungslos zwischen Verfahren, Urteilen, Gefängnis u. Haftverschonung. All das ruiniert zunehmend seine Gesundheit, lässt Suizidgedanken in ihm aufkeimen. Erst ein Gesuch seiner Eltern sorgt für seine Begnadigung, nachdem die italienische Gerichtsbarkeit auch auf zunehmenden öffentlichen, teils internationalen Druck nicht bereit war, einzulenken.

Die gefühlsmäßigen Folgen der Flucht, des Untertauchens, der Prozesse u. der Gefängnisaufenthalte stehen im Vordergrund. Zwar wird sehr deutlich, wie die Justiz gegen rechtsstaatliche Denkweisen verstößt. Doch noch viel klarer kristallisieren sich die Folgen aus der eigentlich an sich unspektakulären Tatsache heraus, dass der Autor zur falschen Zeit am falschen Ort war. Die daraus entstehende alltägliche u. sich über viele Jahre hinziehende Tortur füllt die Seiten des 184 Seiten starken Hardcoverbuches sehr nachdrücklich. Bildhaft u. erschütternd lässt Carlotto seine LeserInnen daran teilhaben, hebt das Unerträgliche daran gerade durch seinen distanzierten Sprachstil hervor.

Obwohl flüssig geschrieben, lässt sich Der Flüchtling nicht einfach so nebenbei lesen. Dazu erschüttert die Thematik zu sehr. Wer leicht verdauliche, vorwiegend unterhaltsame Mainstream-Geschichten mag, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Was davon der Fantasie des Autors oder der von ihm erlebten Realität geschuldet ist, weiß vermutlich nur er selbst. Mit Der Flüchtling hat er jedoch einen autobiografischen Roman geschaffen, der auch nach Beendigung der Lektüre für ein überaus unangenehmes Gefühl sorgt, den man nicht so einfach vergisst. Deshalb möchte ich dem Roman fünf von fünf Punkten geben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.11.2012
Danger Zone - Science Fiction Stories
Karl, Werner

Danger Zone - Science Fiction Stories


sehr gut

Eine Sammlung von 12 Kurzgeschichten aus dem Bereich Fantastik/Science Fiction.

Die erste Geschichte handelt vom ersten Menschen. In Anlehnung an die Bibel tritt er quasi im Paradies auf. Doch davon handelt die Geschichte nur bedingt, widmet sie sich doch eher der Entstehung seines Bewusstseins auf dem Weg ins Leben. Und, wieder in Anlehnung an die Akzeptanz einer göttlichen Macht, geht das Buch auch zu Ende; mit einer Geschichte, um einen kosmischen Neubeginn, dem zunächst einmal die Zerstörung von Bestehendem zugrunde liegt.

Dazwischen geht es auch um Raumsoldaten und Weltraumschlachten. Glücklicherweise (für mich) ergeht sich der Autor dabei jedoch nicht in zu ausführlichen Beschreibungen futuristischer Technologie oder wissenschaftlicher Annahmen. Und zum Glück (ebenfalls für mich) handelt auch nur der kleinste Teil der zwölf Geschichten speziell davon. In dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse lässt er seine Figuren, ob nun Mensch oder anderen Spezies angehörend, eher über diverse Dinge philosophieren. Man findet Geschichten über Neubeginn und Rettung. Solche, die von Ängsten und Hoffnungen handeln, von geschenkter Unsterblichkeit und übernatürlichen Fähigkeiten. Natürlich kommen Außerirdische vor, nur nicht unbedingt so, wie ich sie mir bisher vorgestellt hatte. Es ist eher wie bei dem Spruch, dass man im Ausland eben auch zum Ausländer wird. Es wimmelt von Mutanten in Form von Emphaten und Gestaltwandlern, nicht zu vergessen sind die jene, die telepathische Fähigkeiten haben, die manipulieren oder sich mal eben kurz teleportieren könnten. Sie alle haben mehr oder weniger tiefe Gefühle, können Schmerz empfinden und Angst. Für viele von ihnen wird neben dem Raum auch die Zeit zu einem relativen Begriff.

Kurzweilig, stellenweise humorvoll, beschreibt Karl Welten und Wesen, die trotz ihrer fantastischen Existenz authentisch wirken. Nicht für alle geht die jeweilige Geschichte gut aus. Es gibt Opfer, die nicht per se gut sind, und Täter, deren Motivation nicht immer aus dem Bösen heraus entsteht, manches geschieht aus Missverständnissen heraus. Endgültig ist das, was passiert, jedoch meistens und für die Menschheit sieht es schlecht aus.

Karls Geschichten haben einen durchaus nachdenklich machenden Touch. Irgendwie scheint der Wunsch darin verwoben, durch das Drücken einer Reset-Taste, den realen Verlauf durchbrechen zu wollen. Die Einsicht, dass der Mensch das größte Problem darstellt. Dass Angriff die beste Verteidigung sein soll, wird in mehr als einer Geschichte klar, während gleichzeitig durchklingt, dass es auf die Betrachtungsweise ankommt, ob man das nun gut oder weniger gut empfindet.

Es gibt den einen oder anderen kleinen Logikfehler, die eine oder andere Länge. Der Schreibstil von Werner Karl ist klar und flüssig, die Kapitel mehr oder weniger kurz gehalten. Fast durchweg alle haben sich recht schnell lesen lassen.

Fazit:

Kurzweilige Lektüre nicht nur für Genrefans.

Bewertung vom 04.11.2012
Zwei und zwei
Gartside, Mark

Zwei und zwei


ausgezeichnet

Gartside kommt in seinem Debüt ohne fantastische Elemente, blutig-konstruierte Verbrechen, schockierende Horrorszenen o. aneinandergereihte Sexszenen aus. Er verfasste eine Geschichte, die auch das Leben geschrieben haben könnte. Berührend, erschütternd u. aufwühlend ist sie jedoch allemal.

Seine Hauptfigur Graham, hat das Glück, der Liebe seines Lebens bereits als Teenager zu begegnen. Jahre später bekommen sie einen Sohn, wollen heiraten. Dann allerdings wird Charlotte viel zu früh u. überraschend aus dem Leben gerissen. Graham trinkt danach zu viel, droht abzustürzen u. auch noch den kleinen Michael zu verlieren. Doch er fängt sich. Michael wird älter, kommt in die Pubertät u. bringt seine erste Freundin mit nach Hause. Gleichzeitig bemüht er sich darum, seinem Vater eine Freundin zu verschaffen. Was ihm mit List u. Tücke gelingt, obwohl Graham längst mit dem Kapitel Partnerschaft abgeschlossen hat. Graham findet er doch mit Pippa eine zweite Liebe. Allerdings muss er erneut erleben, dass Glück zerbrechlich ist. Das Schicksal droht ihm nicht nur Pippa, sondern auch Michael ein zweites Mal zu entreißen. u. er muss noch weitere Verluste hinnehmen.

In zwei Erzählsträngen findet man Dramatik ohne Melodramatik. Der eine umfasst die Zeit ab 2009, geht von 1985 bis 1999 bzw. bis 2008. Abwechselnd wirft man einen Blick auf die jüngere u. ältere Vergangenheit Grahams, bis sich beide dann so harmonisch wie dramatisch im Jahr 2010 vereinen.

Alle Kapitel lesen sich sehr angenehm und flüssig. Handlungsorte wirken echt. Es geht um Liebe, Freude, Träume, Wünsche, Trauer, Verzweiflung, Versagen, Schwächen, Familie, Freundschaft, Hilfe u. die Fähigkeit sie anzunehmen. Humor kommt nicht zu kurz. Ein emphatischer, unverstellter Blick in das Empfindungsleben eines Menschen, der die ganze Bandbreite an Gefühlen erleben darf u. muss. Dabei lässt Gartside unschöne Dinge, wie Alkoholismus, Gewalt u. die Perspektivlosigkeit einer ganzen Generation nicht außer Acht. Die von ihm ohne Beschönigungen dargestellte, hilflose Seite Grahams, sorgt dafür, dass man sich gut in ihn hineinversetzen kann. Genau wie in alle anderen Figuren. Sie alle machen Fehler u. haben Schwächen. Demgegenüber stehen jedoch ihre liebenswerten, hilfsbereiten u. starken Seiten. Sie alle sind nicht perfekt. Nicht jeder durchweg sympathisch. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie lebensnah u. echt wirken.

Die schönsten Geschichten schreibt das Leben? Darüber muss man, glaube ich, nicht streiten. Ebenso wenig darüber, dass es wohl auch die berührendsten Geschichten schreibt. Genau wie Gartside, denn Zwei u. Zwei ist wie gesagt einer der Romane, der mitten aus dem Leben stammen könnte. In denen unsere Nachbarn, Freunde o. wir selbst eine Rolle spielen könnten. Einer der Romane, die ohne große Crash-Boom-Bang- o. Gruseleffekte unter die Haut gehen, weil das, was darin passiert, jedem von uns widerfahren könnte. Keinesfalls nur, aber doch auch Sparks-LeserInnen dürften an Gartsides Roman Gefallen finden. Ich möchte für Zwei u. Zwei fünf von fünf Punkten vergeben, ist es doch ein gelungenes leises, nachdenkliches, gleichermaßen tragisches wie hoffnungsmachendes Debüt. Denn egal, was uns auch geschieht, laut der Seite 265 erwähnten Ringgravur König Salomons sollten wir nie vergessen: Auch das wird vorübergehen ...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.