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Pan Tau Books - Ein Buchblog

Bewertungen

Insgesamt 95 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2017
Diebe im Olymp / Percy Jackson Bd.1
Riordan, Rick

Diebe im Olymp / Percy Jackson Bd.1


gut

Percy wird als ungewöhnlicher Junge eingeführt, den seltsame Vorfälle magisch anzuziehen scheinen, sodass er weder bei seinen Mitschülern, noch bei seinen Lehrern sonderlich beliebt ist. Trotzdem ist er ein treuer und verlässlicher Freund, denn er verteidigt immer seinen schüchternen Kumpel Grover und macht sich Sorgen, was aus ihm wird, wenn er wieder von der Schule fliegt. Das Herausstellen von Percys positiven Eigenschaften zu Beginn haben mir sehr gut gefallen und ihn sofort als sympathischen Helden der Geschichte stigmatisiert. Percy handelt mutig und besonnen und ist in der Lage, bei Angriffen von bösartigen Kreaturen instinktiv das Richtige zu tun.

Mir wurde plötzlich eiskalt. Ich hatte das Gefühl, dass irgendwer – irgendwas – nach mir Ausschau hielt und vielleicht gerade die Treppe hochkam und dabei lange, entsetzliche Krallen ausfuhr. (S. 44)

Nach dem Verlust seiner Mutter, findet sich Percy schon nach kurzer Zeit problemlos in die neue Welt der Götter und Halbgötter ein. An dem Punkt der Geschichte war ich zum ersten Mal enttäuscht von der rasanten Erzählweise Riordans, die mir zu Beginn eigentlich ganz gut gefallen hat. Percy nimmt die Veränderung in seinem Leben widerstandslos an und lässt sein altes Leben unmittelbar hinter sich. Die Trauer um die Mutter wird dabei vollkommen ausgelassen, was ich ziemlich irritierend fand und Percy egoistisch und gefühlskalt erscheinen lässt. Für ihn zählen nur noch die anderen Camp-Bewohner und das Training, seine Mutter und sein altes Leben sind vergessen.

Ich gewöhnte mich an den Morgendunst über dem Strand, an den Geruch der Erdbeerfelder an heißen Nachmittagen und sogar an die seltsamen nächtlichen Geräusche der Ungeheuer im Wald. (S. 132)

Abgesehen davon fand ich Percys Aufenthalt im Camp, aufgrund des detailliert beschriebenen Settings, sehr aufregend: Das Camp ist als eine Art Trainings-Parcours für Halbgötter angelegt, in dem Wälder, Kletterfelsen, Lava und Kampfplätze fester Bestandteil sind. Besonders gut hat mir die Idee gefallen, die Camp-Bewohner nach ihren jeweiligen Gottvätern in Häuser einzuteilen, die dann entweder freundschaftliche Bande pflegen oder verfeindet sind, je nachdem, wie gut sich ihre Väter verstehen. Während Percys Aufenthalt im Camp und auch danach ist die griechische Mythologie und die Geschichte der Götter des Olymps immer wieder Thema. Da ich griechische Sagen kaum kenne, waren die Episoden sehr lehrreich und auch das Glossar am Ende des Buches gibt einen guten Überblick über alle Götternamen, mythische Wesen und Ortschaften.

„Wenn du ein Gott wärst, wie würde es dir dann gefallen, als Mythos bezeichnet zu werden, als alte Geschichte, mit der Gewitter erklärt werden sollen?“ (S.86)

Leider konnte ich aber der Geschichte ungefähr ab der Hälfte des Romans nicht mehr richtig folgen. Von dem Moment des Aufbruchs aus dem Camp an, geraten die Freunde von einer gefährlichen Situation in die nächste und nahezu jede ist für den Leser vorhersehbar. Mehr und mehr habe ich mich über die Naivität von Percy, Annabeth und Grover geärgert, die den bösartigen Kreaturen, die ihren Weg kreuzen, jedesmal aufs Neue vertrauen und damit blind in ihr Verderben stolpern. Ein Lernprozess oder eine Entwicklung der Figuren konnte ich in der gesamten Geschichte kaum erkennen.

Fazit & Bewertung
„Percy Jackson – Die Diebe im Olymp“ ist eine Fantasy-Geschichte die sehr gelungen beginnt, denn sie verspricht ein rasantes Abenteuer, einen Wettlauf gegen die Zeit und gleichzeitig eine Reise zurück in die Zeit der Götter, Sagen und Mythen. Viele der dramatischen Szenen aber waren vorhersehbar und zu rasch hintereinander, als dass sie noch hätten überraschend wirken können. Die Handlung konnte mich deswegen ab der Hälfte des Romans kaum mehr mitreißen, sodass ich die weiteren Bände der Reihe wohl nicht lesen werde.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2017
Fürchte die Nacht
Puhlfürst, Claudia

Fürchte die Nacht


sehr gut

Die wichtigsten Figuren der Geschichte werden dem Leser bereits im ersten Kapitel in rascher Aufeinanderfolge vorgestellt. Obwohl es sich um eine größere Gruppe Jugendlicher handelt, hat man schnell einen Überblick über die einzelnen Charaktere und Namen. Lena und Anne, die beiden Protagonistinnen der Geschichte, werden als unzertrennliche Freundinnen eingeführt. Lena, deren Mutter vor fünf Jahren unter mysteriösen Umständen verschwunden ist, wirkt aufgrund ihrer traumatischen Erlebnisse schon sehr erwachsen. Anne hingegen ist kindlicher, hat bei jedem nächtlichen Geräusch Angst und rennt davon, als ein Junge aus der Klasse sie küssen möchte. Beide wirken auf den Leser jedoch authentisch und in ihrem Umgang miteinander sehr ehrlich und offenherzig. Umso mehr wird dem Leser sofort die Dramatik des Beginns bewusst, als Lena plötzlich ihre beste Freundin im Wald vermisst.

Die Angst der beiden Mädchen, die sowohl aus der Sicht von Anne in den Fängen der vermummten Gestalt als auch aus Lenas Perspektive eindrücklich und lebendig geschildert wird, überträgt sich automatisch auf den Leser. Dazu tragen auch die von Puhlfürst so realistisch beschriebenen Waldgeräusche bei, die immer wieder die stillen Momente druchbrechen und die Gefahr dadurch unmittelbar und bedrohlich machen. Sowieso trägt das Setting des Waldes und später das des nächtlichen Campingplatzes stark dazu bei, dass die gesamte Atmosphäre durchweg gruselig und spannend wirkt.

Beide Mädchen versuchen die schlimmen Erlebnissen im Wald unterschiedlich zu verarbeiten. Während Anne sich in Recherchen über unaufgeklärte Mordfälle wirft, will Lena die ganze Angelegenheit nur noch vergessen und lieber eine neue Frau für ihren Vater finden. Dadurch entfernen sie sich mehr und mehr voneinander. Das ist zwar interessant zu verfolgen, trotzdem bin ich der Meinung, dass Lenas Ablenkungsversuche mit den Kandidatinnen für ihren Vater irgendwie nicht in die Geschichte hineinpassen und die unheimliche Atmosphäre der Geschichte dadurch ein- bis zweimal unterbrochen wird.

Die Geschichte ist in vier Abschnitte, in die Monate Mai bis August, unterteilt. Obwohl die Zeitsprünge zwischen den Teilen teilweise irritieren und so bspw. das Verhör der Klasse durch die Polizei in meinen Augen viel zu kurz kommt, tragen die Sprünge trotzdem dazu bei, dass die Handlung rasant fortschreitet. Besonders gut gefällt mir am Aufbau des Buches auch, dass immer mal wieder ein kurzer Abschnitt aus der Sicht des Mörders erzählt wird und man einen kleinen exklusiven Einblick in seine Denkweise erhält.

Einige meiner Fragen bleiben am Ende der Geschichte leider unbeantwortet. So frage ich mich, was die Polizei von Annes Theorie hält, dass sie das gezielte Opfer sein könnte? Hätte Anne nicht ausführlicher befragt werden müssen? Warum interessiert Lena sich nicht für die Ergebnisse der Sendung Aktenzeichen XY, wenn es schließlich um das Verschwinden ihrer Mutter geht und warum hat sie Annes Bruder Moritz schon so lange nicht gesehen, wenn Anne doch ihre beste Freundin ist? Das sind Fragen, die nicht unbedingt erheblich für den logischen Ausgang der Geschichte sind, die mich aber trotzdem weiterhin beschäftigen.

Fazit & Bewertung

„Fürchte die Nacht“ von Claudia Puhlfürst hat mich bis zum Ende absolut gefesselt und mich mit tiefgründigen und gleichzeitig undurchsichtigen Figuren sowie gruseligem Setting und überraschenden Wenungen überzeugt. Das Ende des Romans ist zwar stimmig, aber ziemlich abrupt und irritierend. Es entsteht kurz der Eindruck, als ob die Autorin um jeden Preis einen Mörder präsentieren will, den der Leser mit logischem Denkvemögen auf keinem Fall vorher hätte auf die Schliche kommen können. Dafür und für die unbeantworteten Fragen ziehe ich einen Stern ab, empfehle das Buch aber trotzdem als tollen Jugendthriller weiter!

Bewertung vom 29.03.2017
Beruf: Geisterjäger / Johnny Sinclair Bd.1
Städing, Sabine

Beruf: Geisterjäger / Johnny Sinclair Bd.1


gut

Der Schriftzug des Titels und das Cover von „Johnny Sinclair – Beruf: Geisterjäger“ erinnert sofort an die bekannte Heftromanserie „John Sinclair“ von Jason Dark. Tatsächlich handelt es sich um den ersten Band einer geplanten Kinderbuchreihe, die an die bestehende Gruselserie angelehnt ist. Der Titelheld Johnny ist ein Fan des berühmten Geisterjägers von Scotland Yard und eifert seinem Vorbild nach. Da ich die „Johnny Sinclair“-Reihe selbst nicht gelesen habe, war ich vollkommen unvoreingenommen und habe mich von der Geschichte überraschen lassen.

Wie immer, liebe ich es, wenn das Setting der Geschichte schon von Beginn an dunkel und schaurig anmutet und genauso ist es mir auch diesmal ergangen. Johnny lebt in Schottland auf Greyman Castle, einer Burg, die schon lange im Familienbesitz der Sinclairs ist und derzeit nur von ihrem jüngsten Spross und der Haushälterin Cécile bewohnt wird.

Besonders schön finde ich, dass die Burg, das sie umgebende Moor und das angrenzende Dorf im Buchdeckel als gezeichnete Karte abgebildet sind, sodass man sich die Lage von Johnnys schaurigem Zuhause sehr gut vorstellen kann. Schleichende Kälte, bewegliche Schatten und dunkle Gänge warten zusätzlich im Inneren der Burg und versetzen einen sofort in eine angenehm gespenstische Stimmung.

Leider war ich aber gleich zu Beginn der Geschichte etwas irritiert: Schon nach wenigen Seiten tauchen die Burggespenster auf, die Johnny aber scheinbar bereits zuvor in den Gängen der Burg angetroffen hat. Für den Leser stimmiger und ansprechender wäre es gewesen, wenn Johnny die gruseligen Gestalten gemeinsam mit dem Leser entdeckt hätte, womit in meinen Augen ein spannenderer Einstieg gelungen wäre.

Die Einführung von Johnny als Protagonisten und die der Nebenfiguren hat mir dagegen aber wieder sehr gut gefallen. Trotz seiner Ängste, überwindet sich Johnny den unheimlichen Phänomenen in dem alten Gemäuer der Burg auf den Grund zu gehen, wobei ihm sein treuer Freund Russel und der skurrile, besserwisserische Totenkopf Erasmus treu zur Seite stehen.

Ziemlich lustig fand ich die Haushälterin Cécile, die als Mambo hellseherische Fähigkeiten besitzt, Johnny aber meistens unbrauchbare Tipps gegen die übernatürlichen Kräfte gibt. Dass Johnny bei Céciles Séancen für die gruseligen Effekte verantwortlich ist, fand ich wirklich witzig. Für mich hätte Cécile mit ihrer mystischen, aber gleichzeitig komischen Art, noch viel häufiger in der Geschichte vorkommen können oder sogar selbst mit auf Geisterjagd gehen können.

Die Handlung habe ich überwiegend aus der Sicht eines Kindes als aufregend und spannend empfunden. Auch der Schreibstil Städings hat mir sehr gut gefallen, war klar und verständlich formuliert, sodass auch jüngere Kinder beim Lesen keine Schwierigkeiten haben sollten. Ansprechend wird die Geschichte auch durch die im Cartoon-Stil gezeichneten schwarzweißen Illustrationen im Inneren. Leider blieben aber ein paar Fragen für mich unbeantwortet. So wurde zum Beispiel nicht geklärt, warum und von wem Mr Hopkins in den Tot gestoßen wurde. Vielleicht wird das aber in einer der Fortsetzungen noch einmal aufgegriffen.

Fazit & Bewertung

Das Buch hat alles, was ein zehnjähriges Kind fesselt: unheimliche Gemäuer, gruselige Gespenster, furchtlose Helden und treue Freunde. Der abrupte und in meinen Augen etwas holprige Einstieg ist zwar schade, aber angesichts der spannenden Story schnell vergessen. Städing ist in jedem Fall mit „Johnny Sinclair“ ein guter Auftakt einer vielversprechenden Gruselreihe gelungen, die in Zukunft garantiert noch viele junge Leser gewinnen wird.

Bewertung vom 19.03.2017
Die Schöne und das Biest
Barbot de Villeneuve, Gabrielle-Suzanne

Die Schöne und das Biest


ausgezeichnet

Anders wie im Disneyfilm, hat die Schöne im Märchen fünf Schwestern. Alle fünf sind auf die makellose Schönheit der jüngsten Schwester, auf ihre Güte, ihre Herzlichkeit und ihrer Eigenschaft, selbst in Armut glücklich zu sein, eifersüchtig. Die Eifersucht der Schwestern war an manchen Stellen etwas übertrieben, dient aber dazu hervorzuheben, wie „anders“ die Schöne im Gegensatz zu ihren Schwestern ist, weshalb man sie als Leser auch schnell ins Herz schließt.

Der Vater ist seiner schönsten Tochter besonders zugetan und will ihr deswegen gerne den Wunsch nach einer Rose erfüllen, wofür er von dem Biest bestraft wird. Hier habe ich mich ein bisschen darüber gewundert, wie wenig Widerstand der Vater im Märchen leistet, als das Biest seine Tochter fordert. Im Disneyfilm wird der Vater schon aufgrund seines Eindringens ins Schloss in den Kerker geworfen und wehrt sich massiv. Sowohl im Märchen, als auch bei der Verfilmung ist es aber die mutige Schöne, die den Platz des Vaters freiwillig einnimmt. Ein großer Unterschied zwischen Märchen und Disneyfilm besteht darin, dass die Schöne im Märchen die Gesellschaft des Biests eigentlich von Anfang an genießt und gar nicht versucht zu fliehen. Im Film muss Belle sogar einmal vom Biest vor hungrigen Wölfen gerettet werden und erst danach verbessert sich ihr Verhältnis.

Das verwunschene Schloss im Märchen hat mir besonders gut gefallen. Hier gibt es einen Saal, in dem die Schöne durch verschiedene Fenster die ganze Welt beobachten kann. Im Buch ist das toll durch aufklappbare Fenster mit Spiegelelementen dargestellt (und das ist nur eins von vielen wunderbaren Extras, die die Geschichte ergänzen). Der Schönen kann im Schloss gar nicht langweilig werden, weil sie so viel zu entdecken hat. Ich fand es absolut schön, mich in die Lage der Schönen hineinzuversezten und gedanklich durch die prachtvollen Hallen des Schlosses zu streifen. Komischerweise hatte ich dabei selten die Bilder des Disneyfilms vor Augen.

Im Märchen wird das Böse durch eine Fee verkörpert, die dem Prinzen die Gestalt eines Biests gegeben hat. Ganz anders ist dabei aber, dass die gesamte Geschichte des Biests bis zu seiner Verwandlung und die verworrene Geschichte der Fee am Ende der Geschichte nachgereicht wird. Erst in den letzten beiden Kapiteln des Märchens zeigt sich, dass jede Begegnung von der Schönen und dem Biest in einem großen vorhergesagten Zusammenhang stand. Das hat mich ein bisschen irritiert und teilweise war ich mir zwischendurch nicht sicher, ob ich alle Verbindungen verstanden hatte. Im Disneyfilm hingegen ist Gaston der böse Gegenspieler, der dem Biest nach dem Leben trachtet. Um ihn wird keine komplizierte Hintergrundgeschichte gesponnen, denn er dient nur dem Zweck eine Dreiecksbeziehung zwischen Belle, dem Biest und ihm entstehen zu lassen, was ich aber auch ziemlich spannend fand.

Am Schreibstil der Autorin erkennt man sehr gut das Alter des Märchens. Gestelzte und sehr gewählte Ausdrucksformen machen jeden Satz zu einem Gedicht für alle, die die Kunst der Sprache lieben. Ich kann das Buch also nicht nur wegen der grandiosen Gestaltung und der zeitlosen romantischen Geschichte empfehlen, sondern auch wegen der altertümlichen und wunderschönen Ausdrucksweise.

Fazit & Bewertung

Das Jahrhunderte alte Märchen von „Die Schöne und das Biest“ hat mich besonders wegen der tollen Sprache von Gabrielle-Suzanne Barbot de Villeneuve begeistert. Der tolle historische Schreibstil in Kombination mit den wunderbaren Illustrationen machen die Geschichte, die eigentlich jeder kennt, noch einmal auf eine andere Art und Weise zu einem echten Erlebnis. Eine romantische Geschichte, die schon Generationen von Menschen gefesselt hat und jetzt im neuer Aufmachen hoffentlich viele weitere Generationen überdauern wird.

Bewertung vom 18.03.2017
Emma, der Faun und das vergessene Buch
Gläser, Mechthild

Emma, der Faun und das vergessene Buch


ausgezeichnet

Die gesamte Handlung der Geschichte spielt auf dem Internat Schloss Stolzenburg und den angrenzenden Ländereien, wozu auch die Ruine eines Klosters in einem Wald gehört. Das Schloss mit seinem ungenutzten Westflügel gibt der Geschichte von Anfang an eine besondere Atmosphäre, die mich sofort gepackt hat. Emma und ihre Freundinnen Charlotte und Hanne gründen einen Literaturclub und wo kann man den besser abhalten, als in einer ungenutzten, verstaubten Bibliothek?

"Regale bedeckten die Wände vom Fußboden bis zur mit edlem Holz vertäfelten Decke. Selbst um die Fenster herum hatte man Borde angebracht und alle waren gefüllt mit alten, kostbar gebundenen Büchern." (S. 15)

Das Setting ist einfach großartig! Geheimgänge, knisternde Kamine, knarzende Türen, Fußspuren im Staub – Gläser gibt ihrer Geschichte gekonnt einen unheimlichen Hintergrund und schafft es so, den Leser in jede gruselige Ecke des Schlosses mitzunehmen.

Die Figuren der Geschichte haben mir besonders gut gefallen. Emma, die Protagonistin, ist Mittelstufensprecherin des Internats. Sie weiß genau was für ihre Schule das Beste ist und versucht mit Hilfe des magischen Buches Verbesserungen für die Schule zu bewirken, wobei sie aber ziemliches Chaos stiftet. Sie ist loyal, selbstbewusst, witzig und furchtlos zugleich, weshalb man sie als Heldin der Geschichte nur ins Herz schließen kann.

"Nur ich konnte mein Leben in die Hand nehmen und das würde ich eben ab sofort tun. So einfach war das. Von nun an würde ich jemand sein, der die Dinge anging." (S. 19)

Natürlich liebe ich auch die an Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ angelegte Figur des Darcy de Winter. Als unausstehlicher Widerling ist er zunächst als Gegenspieler von Emma angelegt, dessen übellaunige Art ziemlich nervig ist und die Geschichte aufzuhalten scheint. Er ist aber die Figur, die innerhalb der Geschichte die größte Entwicklung durchmacht, sodass man ihn am Ende kaum mehr als das Ekelpaket vom Anfang wiedererkennt.

Der Handlungsverlauf der Geschichte an sich war richtig klasse! Schon ab dem ersten Kapitel habe ich die Geschichte mit dem Auffinden des mysteriösen Buches als wahnsinnig spannend empfunden und dass am Ende von jedem Kapitel ein Auszug aus dem Buch abgedruckt wurde, hat mich nur noch mehr in die Geschichte einfühlen und bei dem Abenteuer von Emma mitfiebern lassen.

"Mit einem Mal lag ein Wispern in der Luft, ein Flüstern, so leise, dass ich es mehr fühlte, als hörte. Ein raschelndes Murmeln, ein Summen, das die Härchen auf meinem Armen zum Vibrieren brachte und beinahe nach einem Namen klang. Meinem Namen." (S. 22)

Abgesehen von der mitreißenden Story, liegt es auch an Gläsers Schreibstil, weshalb ich das Buch innerhalb kurzer Zeit durchgelesen habe. Angenehm einfach und präzise formulierte Sätze machen das Lesen angenehm und flüssig.

Fazit & Bewertung

„Emma, der Faun und das vergessene Buch“ hat mich umgehauen! Die phantasievolle Geschichte mit dem absolut tollen Buchcover, nimmt ab sofort einen Ehrenplatz auf meinen Bücherregal ein. Mit einer packenden Story, faszinierendem Setting und tiefgründigen Charakteren, hat Gläser mich für ihr Buch begeistert und ich hoffe, dass ich viele von euch ebenfalls davon überzeugen konnte. Also, auf zur Buchhandlung!

Bewertung vom 08.03.2017
Die Buchspringer
Gläser, Mechthild

Die Buchspringer


gut

Mit der Protagonistin Amy konnte ich mich überwiegend sehr gut identifizieren. Da die Geschichte hauptsächlich aus ihrer Perspektive geschrieben ist, erhält man einen guten Einblick in die Gefühlswelt und das dazugehörige Gefühlschaos eines fünfzehnjährigen Teenagers. Dass sie in ihrer Schule gehänselt wird und ihre ehemals beste Freundin hauptsächlich dafür verantwortlich ist, lässt sie am Anfang noch als verletzliche Außenseiterin wirken. Sobald Amy jedoch auf Stormsay ist und von ihrer wahren Begabung, dem Buchspringen, erfährt, ist sie kaum wiederzuerkennen. Mutig stürzt sie sich in die Geschichten und hält sich selten an die Regeln der Lehrer, die ihr immer wieder einschärfen, nur in einer Geschichte zu bleiben.

Andere Charaktere bleiben neben Amy leider im Hintergrund. So hätte ich mir beispielsweise gewünscht, dass ihre Großmutter, als älteste noch lebende Buchspringerin ihrer Familie, Geheimnisse um die besondere Gabe der Familie preisgibt und damit eine größere Rolle innerhalb der Geschichte einnimmt. Ebenso wenig tritt Amys Mutter in Erscheinung, die als Teenager die Insel verlassen hat, um dem Buchspringer-Dasein zu entkommen. Die Gespräche und der Erfahrungsaustausch haben mir gefehlt, sodass ich es manchmal schade fand, dass Amy vollkommen unvorbereitet in die Buchwelt geschickt wird.

Sehr gut gefallen hat mir allerdings das Setting der Geschichte. Stormsay ist, wie der Name schon vermuten lässt, eine verregnete und stürmische Insel, die nur wenige Bewohner hat und deswegen schon unheimlich anmutet. Dass die Buchspringer nur innerhalb eines alten Steinkreises in die Buchwelt springen können, verleiht dem Ganzen einen keltisch-mythischen Hintergrund. Die geheime Bibliothek ist natürlich mein persönlicher Lieblingsort auf der Insel. Hier findet der Unterricht zum Buchspringen statt und hier trifft Amy auch auf die beiden anderen Buchspringer, Betsy und Will.

Daneben sind natürlich die verschiedenen Handlungsorte der Literatur, in die Amy springt, das Highlight der Geschichte: Ob Urwald, Waisenhaus oder Weltall, Amys Möglichkeiten zu reisen sind in der Buchwelt keine Grenzen gesetzt. Klasse fand ich die Idee, dass die gesamte Buchwelt und damit die gesamte Literatur wie ein riesiges Buch beschrieben werden. Amy kann innerhalb der Geschichten blättern um sich fortzubewegen und sie kann die Figuren, die gerade nicht in der Handlung ihrer Geschichte vorkommen, in der Zwischen-“Zeile“ in einem Pub treffen.

Die Handlung von „Die Buchspringer“ habe ich als ziemlich nervenaufreibend und spannend empfunden. Als eine Buchfigur ermordet in der Realität aufgefunden wird, kann man das Buch eigentlich kaum mehr beiseitelegen. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass Gläser aus der Idee ihrer Geschichte noch mehr hätte herausholen können. Ich fand, dass Amy sich zu schnell in ihre neue Rolle gefügt hat, ohne ihre neue Begabung groß zu hinterfragen. Auch wurden viele Begegnungen, Gespräche und Hintergrundinformationen nur kurz beschrieben, sodass die Geschichte oberflächlich blieb.

Fazit & Bewertung
„Die Buchspringer“ ist eine fantasievolle Geschichte über die Liebe zur Literatur. Sehr gut hat mir die Idee gefallen, die Buchwelt als ein riesige Geschichte darzustellen, in der die Figuren verschiedener Bücher sich gegenseitig über den Buchrand hinweg besuchen können und auch schon einmal in der Handlungspause ein Bierchen zusammen trinken. Weniger gut fand ich, dass die Geschichte an manchen Stellen zu knapp gehalten war und damit ausschmückende Details fehlten, die die Handlung noch spannender hätten machen können. Insgesamt kann ich die Geschichte aber allen weiterempfehlen, die gerne selber einmal eine Reise in ihre Lieblingsgeschichte unternehmen würden und Lust auf ein spannendes Abenteuer in der Welt der Literatur haben.

Bewertung vom 04.03.2017
Die Mississippi-Bande
Morosinotto, Davide

Die Mississippi-Bande


ausgezeichnet

Morosinotto hat in „Die Mississippi-Bande“ ein wahnsinnig gutes Gespür dafür gezeigt, welche Figuren er ins Abenteuer ausziehen lässt. Jede der vier Hauptfiguren grenzt sich charakterlich vollkommen von den anderen ab, was die Möglichkeit bietet, für jeden Leser eine Figur zu finden, mit der er sich gut identifizieren kann. Eddie ist der furchtsame und vorsichtige Angsthase der Bande. Er überdenkt lieber alles dreimal und hat sogar im Kopf eine Liste aller Sorgen angelegt, die ihn plagen!

"Ein Junge mit 112 Sorgen ist nicht dafür geschaffen, Abenteuer zu erleben." (S. 112)

Te Trois ist der Draufgänger. Ihm kann es nie gefährlich genug sein und er ist es auch, der die Idee hat, von den drei Dollar eine Pistole zu kaufen. Wenn die anderen Kinder vor Angst und Bedenken noch zögern, ist Te Trois bereits losgelaufen. Julie ist die vernünftige „große Schwester“, die immer alle Möglichkeiten im Blick behält und im Stande ist rationale Entscheidungen zu treffen. Das einzige, was ihren harten Panzer erweichen kann, ist ihr jüngerer Bruder Tit, der schwarz ist und nie redet. Die Charaktere der vier Kinder haben mich von Anfang an überzeugt. Toll war auch, dass das Buch in vier Teile unterteilt ist, die jeweils aus den vier Perspektiven der Kinder geschrieben sind.

Wer „Tom Sawer“ von Mark Twain gelesen hat, verbindet das große Abenteuer automatisch mit der Landschaft um den Mississippi River. Auch Morosinotto nutzt das durch den Klassiker schon abenteuerlich aufgeladene Setting und versetzt seine Figuren in die unheimlichen Sümpfen des Bayous im Jahr 1904.

"Nachts war der Bayou ein Ort, an dem Gespenster umgingen. Die Bäume wuchsen in der Dämmerung immer höher, bis sie zu Schatten wurden, die bis zum Himmel hinaufreichten." (S.29)

Die abenteuerliche Reise führt die Kinder aber noch weiter am Mississippi entlang zu Städten wie New Orleans, Memphis und Saint Louis. Klasse ist, dass jedes Kapitel, in dem die Kinder eine neue Stadt erreichen, mit einer Landkarte und einer kurzen Beschreibung der Stadt beginnt, sodass man ihre Reise besser nachvollziehen kann. In jeder Stadt lernen die Kinder neue Menschen, gute, wie schlechte kennen, tanzen auf einem Straßenfest, probieren Alkohol und springen sogar auf einen fahrenden Zug. Jeder Ortswechsel war mit neuen interessanten und gefährlichen Begegnungen verbunden, sodass die Reise an Spannung nie verloren hat.

"Stellt euch vier Kinder vor, die immer nur mitten in den Sümpfen gelebt haben, und steckt sie dann mitten in eine große Stadt. Dann könnt ihr euch vorstellen, wie wir uns in New Orleans fühlten." (S. 117)

Die Geschichte an sich hat mir richtig gut gefallen! Nach und nach entwickelt sich die Reise der Kinder in eine Suche nach Antworten und einer Verwicklung in einen Mord. Unbemerkt geraten die Kinder immer tiefer hinein in den Strudel gefährlicher Aufdeckungen und merken, dass sie nicht nur auf die kostbare Taschenuhr, sondern auch gegenseitig aufeinander achtgeben müssen. Dabei wird das Leben um 1904 in Amerika kaum beschönigt und ist von Gewalt, Kinderarbeit und Armut geprägt. Morosinotto hatte eindeutig den Anspruch, die damaligen Verhältnisse realistisch abzubilden, das mag manchen Eltern für die zwölfjährige Lesergruppte zu hart vorkommen, war aber in meinen Augen für Kinder verständlich beschrieben und so gut in die Geschichte integriert, dass keine Ängste zurückbleiben.

Fazit & Bewertung

„Die Mississippi-Bande“ von Davide Morosinotto ist ein grandioses Kinderbuch über ein spannende Reise und ein unvergessliches Abenteuer einer Kinderbande, die auf der Suche nach dem großen Geld ungewollt in einen Mordfall verwickelt wird. Eine Geschichte mit viel Witz und Humor, die teilweise erschreckend realistisch die Verhältnisse Amerikas des anfänglichen 20. Jahrhunderts wiederspiegelt.

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Bewertung vom 12.02.2017
Die Muskeltiere und Madame Roquefort / Die Muskeltiere Bd.3
Krause, Ute

Die Muskeltiere und Madame Roquefort / Die Muskeltiere Bd.3


ausgezeichnet

Mich hat das Setting der Bücher von Beginn an überwältigt, denn Ute Krause entführt den Leser in eine faszinierend detailreiche Welt der kleinen Nager. Mit liebevollen Feinheiten lässt sie die Orte, die die Muskeltiere besuchen, einzigartig und beeindruckend wirken. Die Muskeltiere leben in Hamburgs Hafen-City, um genauer zu sein, in der Deichstraße, in einer Höhle unter Frau Fröhlichs Feinkostgeschäft. Dort leben sie königlich, denn im Abfall finden sich jeden Tag die feinsten Leckereien. Neben üppigen Käserinden, leckeren Kuchenstücken und Tortenkrümel, ist es auch der Geruch nach sämtlichen unterschiedlichen Käsesorten, die das Feinkostgeschäft zum Paradies für die Muskeltiere macht.

Die tierischen Protagonisten Picandou, Pomme de Terre, Gruyère und Bertram werden in diesem Buch auf eine harte Probe gestellt: Die Mäusedame Madame Roquefort verdreht den Herren nämlich ganz schön den Kopf. Besonders Picandou ist ihr zugetan und vergisst darüber die Ratte Gruyère, der eigentlich sein Herz gehört. Picandou ist in dem dritten Band der „Muskeltier“-Reihe sehr menschlich, denn auch in der Realität merken viele in ihrer Verliebtheit nicht, dass sie Freunde vernachlässigen oder andere verletzen.

Krause legt in ihren dem Kinderbuch ihr Augenmerk auf das Thema Freundschaft und Liebe und die damit oft einhergehenden Probleme der Eifersucht oder des Vernachlässigens von Freunden. Wie im wahren Leben, geht ein solches Verhalten, wie Picandou es an den Tag legt, nicht lange gut und die Muskeltiere gehen im Streit auseinander. Reue kommt, aber sie kommt wie meistens im Leben zu spät.

So wenig mir Picandous naives Verhalten gefallen hat, umso herausragender schlagen sich seine Freunde, die zusammenhalten und ihre Gemeinschaft nicht aufgeben wollen. Denn natürlich gibt es auch wieder ein spannendes Abenteuer zu bestehen, dass die Muskeltiere in eine abgebrannte Pizzeria, unter die Erde und in ein Menschenhaus in Form eines Schiffes führt. Es gilt Bösewichte zu überwältigen, Betrüger zu überführen und eine Freundschaft zu retten. Viel Stoff für ein Kinderbuch, den Krause meisterhaft in einer fesselnden Geschichte vereint.

Fazit & Bewertung

Ute Krauses „Die Muskeltiere und Madame Roquefort“ ist eine turbulente Geschichte über wahre Freundschaft, die so zerbrechlich ist wie eine Eierschale. Die Geschichte um die in die Brüche gehende Gemeinschaft der Muskeltiere hat mich sehr berührt und gleichzeitig mit dem Witz und Humor der vier Freunde toll unterhalten. Wer die Muskeltiere noch nicht kennt, wird sie spätestens nach diesem Buch lieben!

Bewertung vom 12.02.2017
The Message (eBook, ePUB)
Rode, Tibor

The Message (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„The Message“ ist in Form eines Chatverlaufs aufgebaut. Acht Studenten und ihr Professor sind Mitglied in diesem Chat und diskutieren über ihr neuestes Projekt, das Sezieren von Charlie, der jahrhundertealten Moorleiche. Ihre Sprache und Ausdrucksweise ist der Form des Mediums angepasst: Kurz formulierte, umgangssprachliche Sätze machen die Dialoge des Chats realistisch.

"Josh: 7:05 Uhr
Daniel, mach dich mal locker! Das ist ja kein normaler Kettenbrief, den Kathy bekommen hat. Gerade wo wir an Charlie herumbasteln… welcher Witzbold hat das geschrieben? Du, Greg?" (S. 8)

Da ich bisher nur Bücher gelesen habe, die aus Briefen oder Emails bestanden, hat mir die Idee, die Geschichte über einen Chatverlauf zu transportieren, richtig gut gefallen. Trotzdem ist das Buch in Kapiteln unterteilt, die jeweils mit einem packenden Cliffhanger enden, sodass man einfach weiterlesen muss! Natürlich kann bei einer Geschichte in reiner Dialogform nicht viel über Charaktere, noch weniger über das Setting gesagt werden. Trotzdem haben mir Rodes verschiedene Figuren sehr gut gefallen, denn jede stellt über die Art des Schreibens ihre jeweilige Eigenheit heraus.

Um den Spannungsbogen der Handlung zu beschreiben, reichen drei Buchstaben: Wow! Mit jedem Kapitel steigert sich die Dramatik, denn so viel kann verraten werden: Es bleibt nicht nur bei einer Person, die im Chat auf einmal keine Antworten mehr gibt. Dafür kommentiert plötzlich ein Fremder, der sich eingehackt hat und alle mit dem Tod bedroht, die der Aufforderung der Kettenmail nicht Folge geleistet haben. Die Geschichte ist von Anfang bis Ende wahnsinnig spannend und hat mir eine schlaflose Nacht bereitet, weil ich das eBook einfach nicht weglegen konnte!

Fazit & Bewertung

„The Message“ von Tibor Rode kann ich allen empfehlen, die psychischen Nervenkitzel lieben! Die mitreißende, spannungsgeladene Geschichte hat mich vollkommen überzeugt. Obwohl meiner Meinung nach die Geschichte noch viel länger hätte sein können, hat Rode es auf wenigen Seiten geschafft, aufregende und gut gelungene Höhepunkte aneinanderzureihen und eine hochdramatische Geschichte zu entwerfen.