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Janine2610
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Großmugl

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Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2016
Das Geräusch einer Schnecke beim Essen
Bailey, Elisabeth Tova

Das Geräusch einer Schnecke beim Essen


ausgezeichnet

Schon allein der Titel "Das Geräusch einer Schnecke beim Essen" hat mich neugierig auf den Inhalt gemacht, dazu noch der Klappentext und ich konnte gar nicht anders als gleich loszulesen.

Dieses Buch ist kein gewöhnlicher Roman, eigentlich ist es die Autobiografie der Autorin Elisabeth Tova Bailey. Hierin beschreibt sie ein Jahr ihrer etwa 20 Jahre andauernden Krankheit, die sie sich in einem kleinen Dort auf ihrem Europabesuch eingefangen hat. In diesem einen Jahr war sie mehr oder weniger ständig auf ihr Bett angewiesen.
Und wenn ich mir das so überlege: man fährt auf Urlaub auf einen anderen Kontinent, kehrt krank zurück - aber nicht etwa für eine Woche, sondern für ganze 20 Jahre ... Das ist hart. Da verpasst man unter Umständen ein Viertel seines gesamten Lebens! Wäre ich an Stelle der Autorin gewesen, ich weiß nicht, ob ich in all den Monaten im Bett nicht wahnsinnig geworden wäre.

~ Das Überleben hängt oft davon ab, dass man einen Lebensinhalt hat: eine Beziehung, einen Glauben, eine auf dem schmalen Grat des Möglichen balancierende Hoffnung. ~
(S. 25)

Was für ein Glück, dass sie zufällig zu ihrer Schnecke gekommen ist. Geplant war das nämlich nicht. Denn eine Freundin von Elisabeth hat ihr eine Topfpflanze geschenkt (Veilchen) und darin hat eine Schnecke geschlafen. Und weil die Autorin ja sowieso an ihr Bett gefesselt war, hat sie genügend Zeit und zwangsweise wohl auch Geduld gehabt, um die Schnecke zu beobachten.
Und all das beschreibt sie eben in ihrem Buch - und es ist wirklich faszinierend!

~ Nachdem wir uns wochenlang rund um die Uhr Gesellschaft geleistet hatten, konnte an unserer Beziehung kein Zweifel mehr bestehen: Die Schnecke und ich lebten offiziell zusammen. ~
(S. 31)

Von so viel Schnecke auf so wenigen Seiten habe ich noch nie gelesen. Na gut, ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich überhaupt schon mal was Schneckiges gelesen habe ...
Jedenfalls war nicht nur die Autorin total begeistert und gebannt bei der Schneckenbeobachtung und Informationen-über-Schnecken-Beschaffung, sondern auch ich. Teilweise fand ich die Beschreibung über ihre Schnecke richtig niedlich und man bekommt große Lust, nach draußen zu gehen, sich eine Schnecke zu suchen und diese in ihrem Tun zu bestaunen.

~ Das Leben einer Schnecke ist, so sehr wie jedes andere, von dem ich weiß, von leckerem Essen, mehr oder weniger bequemen Schlafplätzen und einer Mischung aus erfreulichen und weniger erfreulichen Abenteuern erfüllt. ~
(S. 94/95)

Diese Schnecke hat die Autorin wahrlich vor dem Wahnsinn bewahrt, denn die Zeit mit ihr war eine interessante Ablenkung, die sie nicht gehabt hätte, wenn ihre Freundin ihr den Veilchentopf nicht gebracht hätte.
So gesehen war dieses kleine Lebewesen nicht nur wahnsinnig interessant zu beobachten, sondern auch eine Art Lehrmeisterin für die Autorin. Erstaunlich, wie viel Mut so ein Tier einem Menschen machen kann ...

~ Die Schnecke war mir eine echte Lehrmeisterin gewesen, ihr bescheidenes Dasein hatte mir Kraft gegeben. ~
(S. 145)

Das ist nicht nur die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft, sondern auch eine Art Liebeserklärung an das Leben, die man durch das Dasein der Schnecke versteht.
So wie es hier bei mir der Fall ist, bin ich nur selten durch Beschreibungen eines Lebewesens gleich so fasziniert davon. Dass Schnecken so spannend sein können, hätte ich nie erwartet. Ich sehe diese Tiere nun definitiv mit völlig anderen Augen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.12.2015
Meine amerikanische Freundin
Halberstadt, Michèle

Meine amerikanische Freundin


sehr gut

Dieses 152 seitenarme Büchlein ist das Tagebuch, das eine Französin geschrieben hat, seitdem sie wusste, dass ihre in Amerika lebende Freundin im Koma liegt. Für die Tagebuchschreiberin, deren Name für uns Leser bis zuletzt unbekannt bleibt, ist die im Koma liegende Molly nicht nur irgendeine Freundin, sondern ihre allerbeste. Und deshalb kann ich auch sehr gut nachvollziehen, dass sie mit so einem Zustand, der zwischen Leben und Tod zu sein scheint, irgendwie versuchen muss umzugehen, vor allem, wenn es sich da um diese wunderbare Freundin handelt. Sie möchte, solange Molly im Koma liegt, alles festhalten, was sie beschäftigt, all ihre Sorgen, Ängste, aber auch Hoffnungen - und das nicht nur die Freundin, sondern auch ihre eigene Familie betreffend. Die Gründe dafür sind einleuchtend: dass ist ihre Art, mit der Situation umzugehen, und sie hat auch die Hoffnung, dass Molly nach dem Erwachen alles lesen kann, was in der Zwischenzeit so vor sich gegangen ist. Da ist ein Tagebuch, damit man nichts vergisst, eine optimale Lösung - auch weil sie ja nicht wissen, wie lange Molly im Reich der tief Schlafenden verbringen wird ...

~ Ich würde am liebsten eine Nachricht aufnehmen für alle, die in der Klinik anrufen und nach dir fragen: "Molly ist zur Zeit leider nicht da. Sie hat sich vorübergehend von ihrem Körper getrennt. Am besten, Sie suchen in Ihren Erinnerungen nach ihr." ~
(S. 93)

In dem Tagebuch wird nun alles festgehalten, was die Erzählerin beschäftigt: die Gedanken und vor allem die Ängste, die sie um Molly hat, teilweise bekommen wir auch Einblick in ihr Familienleben mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann Vincent, mit dem es auch problematisch wird ...
Das ist natürlich alles sehr berührend und manchmal auch traurig zu lesen. Die Erinnerungen mit der Freundin, die im Tagebuch verewigt werden, hinterlassen ein ganz eigenes, ungutes, vielleicht auch unbekanntes, Gefühl beim Leser, weil man eben schon ahnt, dass nach dem Erwachen nichts mehr so sein wird, wie es mal war.

~ Du bist die Kranke, und ich bin die mit der Angst. ~
(S. 87)

Auch vor Anschuldigungen und Vorwürfen ist Molly durch die Tagebuchschreiberin nicht gefeit. Man kann sich als Mensch, der so etwas nicht durchgemacht hat, kaum vorstellen, wie es ist, seine beste Freundin im Koma liegen zu sehen, absolut machtlos zu sein und vor bangendem Hoffen, dass die Freundin nicht stirbt, nicht zu verzweifeln ...

~ Du hast immer gesagt, du würdest mit dem Rauchen aufhören, sobald du ein Kind bekämst, nur eine Schwangerschaft könnte dich auf deine drei Schachteln am Tag verzichten lassen.
Du hast nicht daran gedacht, dass man auch durch eine Krankheit abstinent werden kann.
Auf der Intensivstation gibt es keinen Raucherbereich. ~
(S. 14)

Und dass Molly doch aufwacht, aber halbseitig gelähmt, weiß man ja schon durch die Buchrückseite, aber eben nicht, in welche Richtung sich diese Freundschaft dann bewegen wird. Mit den Veränderungen, die mit einer Hemiplegie einhergehen, nicht nur die Bewegungsfreiheit, sondern auch die psychische Verfassung betreffend, hat die Tagebuchschreiberin nicht gerechnet. Und es fällt schwer und stimmt ziemlich nachdenklich, sich als Leser diese Veränderungen einer einst so wichtigen und großartigen Freundschaft bewusst zu machen ...

Bewertung vom 21.12.2015
Ein Leben mehr
Saucier, Jocelyne

Ein Leben mehr


sehr gut

Jocelyne Saucier erzählt hier von ganz eigenen/alten Menschen, die sich in den Wald zurückgezogen/versteckt haben, um dort, abseits der Zivilisation, ihren Lebensabend zu verbringen. Die Rede ist von Charlie, Tom und es gab auch noch einen dritten Alten, Boychuck, aber der ist vor kurzem gestorben ...
Wer sich nun fragt, wie man als über 90-Jähriger in einer Waldhütte auf Dauer überleben kann: es ist nämlich so, dass die Männer von jüngeren Freunden, die dubiose Geschäfte führen, Hilfe in Form von allem möglichen materiellen Zeug erhalten.

~ "Man ist frei, wenn man sich aussuchen kann, wie man lebt." ~
(S. 7)

Aber wer glaubt, dass das wohl nur eine ziemlich langweilige Geschichte über alte Männer, die im Wald auf ihr Ableben warten, ist, der irrt. Einer der Freunde bringt nämlich schon bald seine Tante, die alte Dame, oder Marie-Desneige, wie sie schon bald genannt wird, mit in den Wald. Die alte Dame hat eine ein wenig traurige Lebensgeschichte hinter sich und je mehr man von ihr erfährt und man mitbekommt, wie sie im Wald und allen voran bei Charlie, aufblüht, desto mehr wünscht man sich, man hätte sie schon eher aus der Zivilisation in die wilde Natur, zu den Alten gebracht.
Und dann gibt es da noch die Fotografin, eine plötzlich auftauchende, jüngere Besucherin, die sich erstens für alte Menschen, von denen sie Fotos schießen kann und zweitens für den toten Boychuck, der der letzte Überlebende vom großen Brand in Matheson gewesen sein soll, interessiert.

~ Die beiden Einsiedler waren ganz besondere Exemplare in ihrer Sammlung alter Leute. ~
(S. 86)

Aber dass die Fotografin gar nicht mehr gehen will bzw. immer wieder kommt, damit hat niemand gerechnet. Ich auch nicht. Aber nicht, weil ich die Idee, in einer Hütte im Wald zu leben, schrecklich finde, sondern eher, weil diese alten Menschen in den Wald gegangen sind um dort ihr restliches Leben bis zu ihrem Tod zu genießen und die Fotografin da eben irgendwie ... nicht reinpasst.

Marie-Desneige ist ein ganz besonderer Charakter. Als zartes, zerbrechliches Vögelchen wird sie von der Autorin dargestellt und es war sehr schön, zu lesen, dass für sie nun, bei Charlie im Wald, ihr Leben erst richtig beginnt ...

~ Keiner von uns will sterben, fügte Charlie hastig hinzu, aber es hat auch niemand Lust auf ein Leben, das einem nicht mehr gehört. ~
(S. 106)

Auch die Liebe bekommt in diesem Buch noch ihren Platz, sie muss erst vielleicht noch ein bisschen warten, aber dann, dann kommt sie, zeigt den Charakteren, wie es mit ihr sein kann und lässt ein Gefühl zurück, das sich anfühlt, als hätte man ein Leben mehr ...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.12.2015
Léon und Louise
Capus, Alex

Léon und Louise


sehr gut

Eine Liebe, wie sie Léon und Louise ein Leben lang verbindet, und das, obwohl sie mehr oder weniger ein fast vollständig getrenntes Dasein führen, ist meiner Ansicht nach sehr, sehr ungewöhnlich und kommt auf dieser Welt wahrscheinlich nicht besonders häufig vor. Vor allem muss man bedenken, dass sie vor ihrer Trennung bei dem Bombenangriff 1918 gerade mal, wenn überhaupt, 24 Stunden miteinander verbracht haben. Aber in dieser Zeit dürfte irgendetwas entwachsen sein, was beide für immer aneinander gebunden hat: eine tiefe, prägende Liebe, die nie nachgelassen hat. Ich würde sogar so weit gehen und die beiden als seelenverwandt beschreiben, anders kann ich mir dieses lebenslange Aneinanderfesthalten sonst gar nicht erklären.

So wundervoll, aber gleichzeitig ebenso bedauernswert ich diese außergewöhnliche Liebe auch empfunden habe, genauso sehr hat mir der Schreibstil Alex Capus’ zugesagt. Zwar kamen in der Geschichte kaum direkte Reden vor, was ich ein wenig vermisst habe, aber dafür hatte diese Erzählung etwas Lockeres und Leichtes an sich, das mich wunderbar an das Buch fesseln konnte. Auch den ganz eigenen Humor des Autors fand ich erfrischend und hat absolut meinen Geschmack getroffen. Hier versucht Léon zum Beispiel die wechselnden Stimmungen seiner Frau Yvonne ganz nüchtern, aber auch amüsant treffend, zu beschreiben:

~ Er war zu einem Mann von einiger Lebenserfahrung herangewachsen, und nach fünf Jahren Ehe war ihm bekannt, dass die Seele einer Frau auf geheimnisvolle Weise in Verbindung steht mit den Wanderungen der Gestirne, dem Wechselspiel der Gezeiten und den Zyklen ihres weiblichen Körpers, möglicherweise auch mit unterirdischen Vulkanströmen, den Flugbahnen der Zugvögel und dem Fahrplan der französischen Staatsbahnen, eventuell sogar mit den Förderquoten auf den Ölfeldern von Baku, den Herzfrequenzen der Kolibris am Amazonas und den Gesängen der Pottwale unter dem Packeis der Antarktis. ~
(S. 99)

Die ganze Geschichte von Léon und Louise startet auf einer Beerdigung, auf der ein Haufen Le Gall - Familienmitglieder anwesend sind: Kinder, Enkel und Urenkel. Man hat also schon die Vermutung, dass Léon es ist, um den hier getrauert wird. Hinzu kommt, dass das Buch von einem von Léons Enkeln erzählt wird.
Aber nicht nur die Familie ist anwesend, auch eine alte Frau sitzt in den Reihen, über die munter getuschelt wird. - Es ist Louise. Und genau an dieser Stelle startet für uns Leser eine der außergewöhnlichsten Liebesgeschichten zwischen zwei Menschen, die sich einander näher fühlen, je weiter sie voneinander entfernt sind ...

Bewertung vom 14.12.2015
Weihnachtszauber wider Willen
Morgan, Sarah

Weihnachtszauber wider Willen


ausgezeichnet

Der Winterschauplatz Snow Crystal versprüht auch in Band drei der O'Neil-Brüder - Trilogie wieder seinen Charme. Bereits in Band eins und zwei ("Winterzauber wider Willen" und "Sommerzauber wider Willen") war ich an diesem bezaubernden Ort zu Besuch. Allerdings, aber das ist nur meine Meinung, hat Snow Crystal im Winter/zur Weihnachtszeit wesentlich mehr Ausstrahlkraft als im Sommer.

Hier im dritten Band geht es um den dritten der O'Neil-Brüder, Tyler, und um Brenna, seine beste Freundin aus Kindheitstagen. Und natürlich, wie auch schon in den beiden Vorgängern, um die Liebe und die damit verbundenen Komplikationen, Sorgen und Ängste.
Tyler wäre kein O'Neil, wenn er nicht einfach atemberaubend umwerfend aussehen würde, und deswegen kann ich Brenna auch großteils verstehen, warum sie in den Mann so verschossen ist. Aber ich will mal nicht so oberflächlich bleiben, natürlich hat Tyler auch ganz andere, tiefergehende Qualitäten, als nur sein Aussehen. Aber Brenna ist - wie soll ich sagen? - scheu, unsicher, ängstlich? Sie hat Angst, diese wundervolle Freundschaft zu zerstören, indem sie ihm ihre Gefühle offenbart ...

~ "Warum willst du, dass er es nicht erfährt?"
"Weil es unsere Freundschaft zerstören würde."
"Vielleicht ist es an der Zeit, aus dem, was ihr habt, mehr zu machen als eine Freundschaft." ~
(S. 89)

Herrlich, herrlich war dieses Buch! Ich steh ja total auf derartige Liebesgeschichten zur Weihnachtszeit, die haben für mich in diesen Tagen immer etwas ganz besonders Lesenswertes an sich. Weihnachten ist die Zeit der Liebe und was gibt es dabei Schöneres, als in einem Buch wie diesem, in dem man mitfiebern kann und von den Entwicklungen so richtig gebannt ist, zu versinken?

Sowohl Tyler als auch Brenna sind zwei total sympathische Buchprotagonisten, von denen man einfach gerne liest. Damit auch ein wenig Würze aufkommt, gibt es natürlich auch hier einen Antagonisten bzw. in diesem Fall eine Antagonistin, und zwar ist das die Mutter von Tylers Tochter Jess, die Freude daran hat, ihr Gift zu versprühen. Auch damals in ihrer Kindheit und Jugend hat sie Brenna schon das Leben schwer gemacht, und sie tut es heute noch immer. Und was dabei für Wahrheiten ans Licht gekommen sind ... hat mich das Buch regelrecht verschlingen lassen.

Also, wenn ihr Lust auf eine reizende Liebesgeschichte in einem zauberhaften Winterskiort, der jede Menge Charme versprüht, habt, und eure Bücher am liebsten mit einem zufriedenen Seufzer zuklappt, dann ist "Weihnachtszauber wider Willen" euer Buch der Begierde! ;)

Bewertung vom 12.12.2015
Bewusstsein
Osho

Bewusstsein


ausgezeichnet

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll ... ich fand dieses Buch nämlich einfach umwerfend und konnte mich gar nicht entscheiden, ob ich jetzt so langsam und wenig wie möglich an einem Tag lese, damit ich recht lange etwas davon habe, oder immer schneller und mehr lese, damit ich eher zu den erstaunlichen Informationen komme, die man hier geboten bekommt. Gehandhabt habe ich es dann so, dass ich ein paar Wochen immer wieder ein paar Seiten täglich gelesen habe. Und das war gut so.

OSHO ist ein indischer Guru, der 1990 gestorben ist. Er selbst hat keines seiner zahlreichen Bücher geschrieben. Dessen Inhalte sind aber alle von ihm gesagt (und sodann aufgezeichnet und veröffentlicht) worden.
Durch dieses Werk hier bin ich zu einem großen OSHO-Fan geworden, denn ich habe schon auf den ersten Seiten gewusst, dass es zu meinem Lieblingsbuch wird! Kein anderer Ratgeber bzw. Buch über ganzheitliches Bewusstsein und Spiritualität hat mich je so begeistern können ...

Durch diese Lektüre ist mir zum allerersten Mal klar geworden, wie tief wir doch alle schlafen und unser Leben in Bewusstlosigkeit zubringen. OSHO hat eine wunderbar einfache und scherzhafte Art, das in seinen "Reden" zu verstehen zu geben und daran fasziniert hat mich ganz besonders, dass seine Sätze oftmals eine solche Vollkommenheit und Aussagekraft hatten, dass alles, was geblieben ist, wenn man einen Absatz beendet hat, ungewohnte Stille war, und zwar im Kopf. Und hierbei merkt man dann, wie "laut" es in unserem Leben eigentlich immer ist und wie sehr unser Verstand immer plappert und dass wir nie im jetzigen Augenblick leben. Würden wir das tun, dann gäbe es nämlich keine Sorgen, Ängste und dergleichen, die uns unsere Gedanken einreden, dann würde man sich ausschließlich auf den jetzigen Moment konzentrieren und ... leben/sein. Dann ist jeder Augenblick Meditation, denn nichts anderes ist Meditation: sich das Jetzt und Hier vollkommen bewusst zu machen und die Gedanken zum Schweigen zu bringen.

Dass das zu erlernen wahrlich eine Kunst und sehr schwer und anstrengend ist, habe ich schnell gemerkt. Ich habe ziemlich zu Beginn des Buches schon damit begonnen, zu meditieren und bewusst zu werden/aufzuwachen, aber ständig scheiterte ich daran. Es bedarf einer Menge Übung und Geduld, um auch erst mal nur eine Ahnung davon zu bekommen, wie es ist, etwas in vollem Bewusstsein wahrzunehmen. Und das ist ein ... unglaubliches Gefühl! Eine Art Glückseligkeit verspürt man dabei. Es ist wirklich Wahnsinn, sogar süchtig machend. Man hat dann immer mehr die Sehnsucht nach dieser Ruhe im Kopf.

Nun, ein paar Wochen nachdem ich zu üben und meditieren begonnen habe, kann ich sagen: ja, ich vergesse es immer noch andauernd, mich auf mich und mein momentanes Tun zu konzentrieren. Aber es wird besser. Geduld und Willen muss man hier wirklich mitbringen, um die Erfahrung, wie es sich anfühlt, andauernde Glückseligkeit zu verspüren, machen zu können.
Aber ich werde dranbleiben und weiterüben, denn ich habe nicht nur das Gefühl, nein, ich weiß, dass der Inhalt dieses Buches das Leben verändert, wenn man denn auch den Willen besitzt, sich darauf einzulassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2015
Süden und das Lächeln des Windes / Tabor Süden Bd.8
Ani, Friedrich

Süden und das Lächeln des Windes / Tabor Süden Bd.8


sehr gut

"Süden und das Lächeln des Windes" ist Band acht der Krimireihe um den Vermisstenfahnder Tabor Süden. Sein Kollege und gleichzeitig bester Freund Martin Heuer und seine Kollegin Sonja Feyerabend begleiten uns hier auch wieder durchs Buch.
Es geht um den 9-jährigen vermissten Jungen Timo, dessen Eltern in meinen Augen recht eigenartige Menschen sind, und mit eigenartig meine ich, dass die Mutter von Zeit zu Zeit scheinbar aus einer Überforderung oder Verzweiflung heraus auf ihren Sohn einprügelt und der Vater so gut wie nie Zuhause ist und sich auch sonst einen Dreck um Timo kümmert. Von Nachbarn wird die Mutter als "ein wenig daneben" beschrieben, was ich persönlich, während ich sie beim Lesen kennengelernt habe, auch absolut so unterschreiben kann. Der Vater wird als jemand dargestellt, der nur aufgrund seiner zukünftigen Arbeitsstelle bzw. der damit verbundenen Praktika, sich fast nie Zuhause blicken lässt.
Ganz allgemein dürfte es für Timo wohl ein schreckliches Familienleben gewesen sein, verwundert hat es mich also keineswegs, dass er einfach nur weg wollte. Denn von mütterlicher Fürsorge und Liebe ist bei denen Daheim weit und breit nichts zu entdecken ...

~ Noch in derselben Nacht begann unsere Fahndung, die ich bald als so vergeblich empfand, als suchte ich nach einer Träne im Schnee. ~
(S. 98)

Immer wieder bin ich vom Schreibstil des Autors ganz begeistert, man sieht es an obigem Zitat: solche Sätze finde ich nicht nur wahnsinnig kreativ, nein, sie zeigen mir auch jedes Mal aufs Neue, welche Schönheit man mit "kunstvoll" aneinandergereihten Worten hervorbringen kann. - Das ist mit ein Grund dafür, warum ich Lesen so liebe!

~ Es stimmte, zuhören fiel mir leichter als reden, ich übte Schweigen seit meiner frühen Jugend, und während der zwölf Jahre meiner Arbeit in der Vermisstenstelle hatte ich gelernt, Stunde um Stunde Lügnern zuzuhören. ~
(S. 22)

Tabor Südens Menschenkenntnis und seine teilweise ungewöhnlichen Methoden, Leute zu vernehmen, pardon, mit ihnen zu sprechen, wirken auch hier wieder ganz faszinierend auf mich. Süden, der eigensinnige Kauz, sagt von sich selbst, dass er lieber Zuhörer als Sprecher ist, dass er sich lieber als Eremit denn als Teamplayer sieht. In einem Beruf, wie er ihn hat, stelle ich mir diese Wesensart gar nicht so leicht zu händeln vor, schließlich sind Polizisten auf Teamwork angewiesen. Aber nicht nur das, auch die Tatsache, dass Süden sich in so einem Posten weigert, sich ein Handy zuzulegen und Auto zu fahren, finde ich ... mutig. Schwer zu glauben, aber Süden schafft es dennoch irgendwie, ohne all diesem Kram ordentlich und erfolgreich seinen Job zu machen, was natürlich nicht ganz unbeeindruckend ist.

~ Und das war mein Ziel: Ein mir angemessener Einzelner zu bleiben, in einem Beruf, der auf Teamgeist und ständiger Kommunikation basiert. ~
(S. 43)

Ein ausgerissener Junge, jede Menge Fragen, was denn der Grund dafür sein könnte (Ist er bei seiner Tante, bei der er sich immer mal wieder aufhält? Warum reden die Eltern keinen Klartext? Was haben die beiden zu verbergen? Was geht hier eigentlich vor sich?) und ein Vermisstenfahnder, der zwar sehr schweigsam und einsilbig ist, in diesem Fall aber trotzdem ein wenig aus seiner Melancholie herauskommt und sogar aus seiner höchst interessanten Vergangenheit erzählt, machen diese 200 Seiten zu einem lesenswerten Vergnügen!

Bewertung vom 01.12.2015
Verachtung / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.4
Adler-Olsen, Jussi

Verachtung / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.4


ausgezeichnet

In Band 4 der Thrillerreihe um Carl Mørck und sein Team, hat es das Sonderdezernat Q mit einem fanatischen, alten Arzt zu tun, der sich vor vielen Jahren in den Kopf gesetzt hat, die dänische Bevölkerung zu "reinigen". Was für ihn soviel bedeutet wie: Ausländer, Dunkelhäutige, Sozialschmarotzer, geistig Minderbemittelte und dergleichen, die in seinen Augen sogenannte Untermenschen sind, zu sterilisieren, bzw. gegebenenfalls zur Abtreibung zu zwingen, damit sie sich nicht mehr vermehren können.
Mich persönlich hat das ganze Vorhaben von diesem wahnsinnigen Arzt ein wenig an die zweite Weltkriegszeit denken lassen, denn gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Denken von Adolf Hitler und unserem Arzt hier, sind wirklich nicht zu überlesen ...

~ Wer war er, dass er es wagte, sich zum Richter über Leben und Tod aufzuschwingen? ~
(S. 153)

Mittendrin in diesem unglaublichen Wahnsinn ist eine unserer Hauptprotagonistinnen Nete Hermansen. Wir lernen sie schon von klein auf kennen und erfahren allerhand, was ihr in ihren jungen Jahren widerfahren ist, was sie sich alles gefallen hat lassen müssen und verstehen dadurch dann auch recht bald, warum Nete zu so einem abgestumpften, gefühlskalten Wesen, das auf Rache sinnt, geworden ist.
Nete war mir eine der liebsten Charaktere in diesem Buch, ständig habe ich mit ihr mitgelitten und mich gefragt, womit sie diese Ungerechtigkeit in ihrem Leben nur verdient hat. Und obwohl ich von Rache absolut nichts halte, kann ich sie dennoch verstehen, weshalb sie vergelten wollte. Netes Schicksal fand ich einfach nur traurig und unfair, man hat ihr so viel Leid und Unrecht angetan und mir als einfühlsamer Mensch hat das Mit-ihr-Mitfühlen richtig weh getan ...

~ "Du bist gut genug, Nete. Vergiss das niemals: Du bist gut genug." ~
(S. 494)

In diesem Buch gibt es meines Erachtens wieder sehr viele verschiedene erzählende Zeitebenen und Namen, die es sich zu merken galt, und für mich war es nicht immer leicht, mich schnell auf die dauernd wechselnden Erzählstränge einzustellen.
Erzählt wird das Ganze wieder sehr rasant, flüssig und durchaus spannend. Je höher die Seitenzahl wurde, desto gefesselter war ich und am Ende des Buches bin ich nur noch an den Seiten gehangen. Der Schluss ist wirklich erwähnenswert: spannend, gefährlich, ekelhaft, abartig und absolut irre! (Lasst euch das auf keinen Fall entgehen!)

Und unsere drei Ermittler Carl, Assad und Rose haben mir diesmal mehr denn je gefallen. Besonders Carl hat für mich in diesem Fall "den Vogel abgeschossen". - So wie in diesem Buch habe ich ihn bisher noch nicht erlebt: mit Problemen bombardiert (beruflich und privat) mit denen er auf eine für uns Leser witzige Art und Weise umgeht.
Auch mein Lieblingssyrier Assad ist wieder einmalig. Die Geheimnisse, die sich um seine Person ranken, verdichten sich sogar noch ein wenig, aber durch seine unschuldige, gutmütige und engagierte Art hat er sich einfach in mein Leserherz geschlichen. Von ihm zu lesen ist jedes Mal ein besonderes Highlight!
Und was soll ich zu unserer eigensinnigen Rose sagen? Diese Frau ist äußerst unterhaltsam. In meinen (und ich glaube auch in Carls und Assads) Augen hat die Gute eindeutig einen Sprung in der Schüssel ...

~ "Ich sag nur, dass es in ihr irgendetwas gibt, das wie ein Stein im Schuh scheuert." ~
(S. 168)

Ein im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich trauriger und wahnsinniger Fall in dem sich Carl und sein Team hier wiederfinden. Die Spannung baut sich nach und nach auf und gipfelt dann am Ende in einem irren Abschluss, den es sich absolut zu lesen lohnt.
Lasst euch "Verachtung" bitte auf keinen Fall entgehen, dieser Fall ist nämlich grandiose Unterhaltung, wie man sie selten in Thrillern findet!

Bewertung vom 26.11.2015
Die Sturmschwester / Die sieben Schwestern Bd.2
Riley, Lucinda

Die Sturmschwester / Die sieben Schwestern Bd.2


sehr gut

Band zwei der Sieben Schwestern - Reihe widmet Lucinda Riley der zweitältesten Schwester: Ally.
Anders als Maia, die man in Band eins auf der Suche nach ihren Wurzeln begleiten konnte, ist Ally eher die Selbstbewusste, Starke, die Anführerin. Genauso wie ihre Schwestern trifft aber auch sie der Tod ihres Adoptivvaters Pa Salt mitten ins Herz und sie versucht deswegen Trost bei ihrem Freund zu finden. Kurz darauf ereilt Ally aber schon der nächste fürchterliche Schicksalsschlag, der ihr den Boden unter den Füßen wegreißt. - Also, so sollte man zumindest meinen. Für mich waren in diesem Roman die Emotionen der Charaktere nämlich nicht wirklich vorhanden. Die sind mir definitiv zu kurz gekommen. Vielleicht lag es daran, dass alles so schnell gegangen ist, also auf wenigen Seiten so viel Verheerendes passiert ist und all die Gefühle, die da hätten sein sollen, untergegangen sind. Weswegen das Verhalten der Protagonisten für mich dann natürlich oft sehr unglaubwürdig rüber gekommen ist. Wenn man innerhalb kürzester Zeit gleich zwei so schlimme Schicksalsschläge verkraften muss, dann trauert man meines Erachtens wesentlich mehr und blickt nicht kurz darauf wieder so positiv in die Zukunft. Leider ist mir das Denken von Ally teilweise sehr unnatürlich vorgekommen, wo ich dann leider oft nur meinen Kopf schütteln konnte.
Ich hatte auch das Gefühl, als wollte die Autorin Ally unbedingt einen sehr triftigen Grund geben, weshalb sie sich auf die Suche nach ihrer Herkunft machen soll. Klar, jeder Mensch ist anders, und es gibt bestimmt Menschen, die in einer aufwühlenden Zeit der Trauer, sich dazu entschließen, auf Spurensuche in ein unbekanntes Land zu reisen. Für mich persönlich ist das aber gar nicht vorstellbar, wenn ich mir das so anschaue, was Ally widerfahren ist ...

Auch in diesem Roman gibt es wieder zwei Erzählstränge: einen aus 2007 und der zweite ab dem Ende des 19. Jahrhunderts. In dem Erzählstrang der Vergangenheit lernen wir die junge Anna Landvik kennen, die mir eigentlich sehr schnell sympathisch war. Anders als in Allys Zeitebene ist mir Annas Verhalten wesentlich authentischer erschienen, weswegen ich auch lieber die Seiten aus der Vergangenheit verschlungen habe.

Wie in jedem Lucinda Riley - Roman gibt es auch hier wieder jede Menge zu rätseln: Was hat Ally mit der jungen Anna Landvik aus der Vergangenheit zu tun? Warum fühlt sich Ally dem Norweger Thom, den sie auf ihrer Suche kennenlernt, so nahe? Weshalb ist sie musikalisch so begabt? Und vor allem: was hat Edvard Griegs Werk, die "Morgenstimmung", mit all dem zu tun? - Das sind nur ein paar von vielen Fragen, die während dem Lesen bei mir aufgetaucht sind und mich beschäftigt haben.

Ich mag die Art und Weise, wie die Autorin es mit diesen Rätseln schafft, Spannung aufzubauen und mich somit total ans Buch zu fesseln. Und obwohl ich mit Musik nicht besonders viel anfangen kann (und mit klassischer noch weniger), hat mir alles Musikalische hier ausgesprochen gut gefallen. Ja, ich habe sogar Lust bekommen, den Klängen der Morgenstimmung eine Weile auf YouTube zu lauschen ...

Zwar kann "Die Sturmschwester" mit "Die sieben Schwestern" meiner Meinung nach nicht ganz mithalten, weil mir hier das authentische Verhalten so mancher Charaktere einfach gefehlt hat, aber dennoch ist dieser Roman wegen seiner fesselnden und zum Rätseln einladenden Geschichte auf alle Fälle lesens- und empfehlenswert.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2015
Sommerzauber wider Willen
Morgan, Sarah

Sommerzauber wider Willen


ausgezeichnet

Im Dezember 2014 habe ich bereits Band eins der Snow Crystal - Trilogie (Winterzauber wider Willen) gelesen und war damals schon total verzaubert von der Magie, die von Snow Crystal ausgeht. In "Sommerzauber wider Willen" versprüht der bezaubernde Winterort zwar nicht so sehr diesen besonderen Charme, da ich mir das Ganze in einer verschneiten Version viel besser vorstellen konnte, aber da der Sommer und alles, was damit zu tun hat, eigentlich eher sehr nebensächlich im Buch erwähnt wird, konnte ich die Geschichte um Sean und Elise trotzdem ganz gefesselt verfolgen.

Viel mehr geht es hier um die Familie und die Konflikte, die in einer solch vielköpfigen Sippe entstehen können, bedingt durch Druck, zu hohe Erwartungen, oder Angst, den anderen zu verletzen. Anhand der O'Neil Familie sieht man aber vor allem auch die schönen Seiten der Familie: Zusammenhalt, Vertrauen, Spaß und Liebe.

Vor allem Elise liebt die O'Neils über alles, für sie sind sie wie eine Familie, deswegen ist ihre Loyalität ihnen gegenüber nur zu verständlich.
Als ich Elise nach und nach kennen gelernt und mitbekommen habe, dass ihr die O'Neils als Familie so viel bedeuten, habe ich schon geahnt, dass sie wohl keine besonders schöne Vergangenheit mit sich herum trägt ... Der in meinen Augen schon fast überperfekt beschriebene Sean ist ja dann derjenige, der sich mit Elises Vergangenheit auseinandersetzen muss/will - und ganz ehrlich: ich habe den Mann bewundert, mit welcher Engelsgeduld er das "Projekt" Elise angegangen ist. Fast zu schön, um wahr zu sein ...

Jedenfalls waren mir die beiden Hauptprotagonisten, Sean und Elise, sehr sympathisch. Gut, Elise fand ich manchmal schon ein wenig anstrengend mit ihrer impulsiven Art und ihren teilweise sehr gewöhnungsbedürftigen Gedanken, die, wie ich bald feststellen musste, aber sowieso nur Produkte von alten Verletzungen aus der Vergangenheit waren.

Dennoch hat mich der Zauber der Liebe, der sich doch langsam zu entwickeln scheint, richtig packen können. Ich habe wirklich sehr gerne in dem Buch gelesen und kann es euch, wenn ihr auf gute und schöne Unterhaltung aus seid und eure Bücher am liebsten mit einem zufriedenen Seufzer zuklappt, nur allerwärmstens empfehlen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.