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Obelix
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Lutetia

Bewertungen

Insgesamt 274 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2018
Wiener Straße
Regener, Sven

Wiener Straße


gut

Quasi,was man von Sven Regener erwartet: lakonisch-humorvolle Berlin-Geschichten aus den 80ern. Diesmal mit Undercover-Österreichern und Erwin Kächeles schwäbischer Verwandtschaft. Ein bisschen weniger glaubwürdig als die älteren Romane, aber doch sehr süffig zu lesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2018
Der Schrecksenmeister
Moers, Walter

Der Schrecksenmeister


weniger gut

Hinweis: die 2 Sterne beziehen sich nicht auf den Vortrag von Andreas Fröhlich, der liest mit toller wandelbarer Stimme die verschiedenen Personen, ganz ausgezeichnet! Nein, die 2 Sterne bezihen sich auf den Autor Walter Moers, der mit dem Schrecksenmeister sein bislang absolut langweiligstes und gleichzeitig geschwätzigstes Buch (Hörbuch) abgeliefert hat. Ich bin ein großer Fan der 13 1/2 Leben, und auch Ensel und Krete fand ich ziemlich gelungen. Schon Rumo und die Stadt der träumenden Bücher hatten ihre Längen, aber der Schrecksenmeister übertrifft alle an Ödnis. Es passiert einfach nichts, dafür ergeht sich der Autor in sinnlosen Aufzählungen und sonstwie großer Geschwätzigkeit. Schade!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.01.2018
Tulpenfieber

Tulpenfieber


ausgezeichnet

Ein aufwändig dekorierter Historienfilm, in dem es um Liebe und Betrug und das "Tulpenfieber" geht - die im 17. Jahrhundert neu in Holland eingeführten Tulpenzwiebeln dienten als wahnwitziges Spekulationsobjekt, mit dem alle reich werden wollten - ähnlich wie heuzutage mit Kryptowährungen.
Mit tollen Schauspielern wie Judi Dench und Christoph Waltz und Neuentdeckungen wie Alicia Vikander, die sicher nicht ihre letzte Rolle in internationalen Produktionen gespielt hat. Spannende und glaubwürdige Handlung mit lediglich manchmal etwas zu vorhersagbaren Irrungen und Wirrungen, machen den Film zu guter Unterhaltung.

Bewertung vom 12.01.2018
Träumer - Als die Dichter die Macht übernahmen
Weidermann, Volker

Träumer - Als die Dichter die Macht übernahmen


gut

Das kommt dabei raus, wenn ein Literaturkritiker ein Geschichtsbuch schreibt, könnte man sagen: statt historischer Analyse ein vielstimmiger Zitaten-Chor von zeitgenössischen Autoren und Künstlern, die zur Zeit der Revolution in München waren oder sogar daran mitgewirkt haben, vom Autor schön lesbar zusammengefügt.

Weitgehend ohne historische Einordnung und Kritik, die schlichte Erkenntnis vernachlässigend, dass nicht jeder Beteiligte in seinen Memoiren auch die Wahrheit sagt (lediglich Hitlers Darstellung aus "Mein Kampf" erfährt eine einordnende Korrektur). Für einen ersten Eindruck der Geschehnisse sicher nicht verkehrt, aber insgesamt doch mehr impressionistisch als wissenschaftlich.

Als Erkenntnis bleibt vor allem, dass der Autor wohl Thomas Mann nicht besonders schätzt, da er eine Menge Tagebucheinträge und andere Selbstäusserungen im Buch unterbringt, die den Grossschriftsteller als Reaktionär, Antisemiten und Wendehals entlarven.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.12.2017
Albert Speer
Brechtken, Magnus

Albert Speer


ausgezeichnet

Die aktuelle Biografie über Albert Speer von Magnus Brechtken räumt auf mit den Fehlinterpretationen vom "guten Nazi" Speer, der ja eigentlich nur ein politikferner Techniker und Architekt gewesen sei und und vom Judenmord und anderen Grausamkeiten des Hitlerregiemes rein gar nichts gewusst habe, geschweige denn beteiligt gewesen zu sein. Brechtken zeigt, dass diese apologetische Sichtweise letztlich auf kontrafaktischen Erzählungen von Speer selbst fußen, beginnend beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess und später mit seinen Schriften in Nachkriegsdeutschland. Er schildert, wie Speer als Architekt u.a. die Vertreibung und damit letztlich die Deportierung der Berliner Juden initiierte und später als Rüstungsminister von Sauckel und Himmler unablässig Arbeitssklaven angefordert hat.
Besonders wird auch die Nachkriegsrezeption von Speer dargestellt, vor allem Joachim Fest als unkritischer Redakteur des "Tagebuchs" von Speer erfährt heftige Kritik.
Insgesamt ein spannend und lehrreiches Buch nicht nur über Speer sondern auch über den Versuch der deutschen Gestellschaft, die Schuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus ganz auf Hitler und wenige Paladine zu begrenzen - "wenn selbst der Rüstungsminister nichts von den Verbrechen wusste, wie sollte dann erst einer aus dem einfachen Volk ...?"

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2017
Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär / Zamonien Bd.1 (16 Audio-CDs)
Moers, Walter

Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär / Zamonien Bd.1 (16 Audio-CDs)


weniger gut

Vorausgeschickt: Die Lesung des unvergessenen Dirk Bach ist die großartige akustische Umsetzung eines tollen fantasievoll-lustigen Romans.

Warum ich nur 2 Sterne gebe: Leider hat der Verlag bei der Neuausgabe als MP3 CD nicht mehr alleine auf die Stimme von Dirk Bach vertraut (ich kenne noch die großartige alte Ausgabe mit den gefühlt 50 CDs) sondern völlig unmotivierte Geräusche, Kinderlieder und Verzerrungen eingebaut, die nicht nur störend wirken sondern wahrscheinlich aus so billig produziert wurden wie sie klingen. Einige Sprechstimmen wurden neu von Wolfgang Völz eingesprochen - auch ein toller Sprecher - aber warum man nicht die Passagen von Dirk Bach gelesen gelassen hat, weiß auch nur der Nach-Produzent alleine.

Für Kenner der alten Ausgabe leider eine mutwillig verhunzte Angelegenheit - allerdings nicht so schlimm, als dass "Newcomer" nicht doch auch daran ihre Freude haben sollten.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2017
Die Hauptstadt
Menasse, Robert

Die Hauptstadt


gut

"Roman" nennt der Verlag das Buch von Robert Menasse, aber für einen Roman gebricht es dem Buch an so etwas wie einem Handlungsaufbau. Auf esseayistische, z.T. groteske Art werden kurze Augenblicke aus dem Leben verschiedenster Personen in Brüssel - die meisten davon sind EU Beamte - dargestellt. Realistische Darstellungen von Karrierekämpfen und Lobbyarbeit innerhalb des EU-Apparates und reale Ereignisse (der U-Bahn-Anschlag) werden vermengt mit grotesken Beschreibungen (das in Brüssel frei laufende Schwein als "running gag") sowie (Achtung Spoiler!) dem Dan-Brown-haften Killer-Geheimdienst des Vatikan.
Das Buch ist streckenweise durchaus amüsant zu lesen, lässt einen aber letztlich doch ratlos zurück. "Was will uns der Autor sagen"? - Dass es in einer so großen Organisation wie der EU auch ziemlich "menschelt"? Dass sie aber trotzdem (Stichwort Auschwitz) sehr notwendig? So wahr wie banal.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2017
Die Wiedergeburt Roms
Heather, Peter

Die Wiedergeburt Roms


sehr gut

Peter Heather, Frühmittelalter-Experte, stellt quasi den Nachfolgeband zu "Der Untergang des Römischen Weltreichs" vor. Er knüpft an 476, das Ende des Weströmischen Reiches an, und schildert im ersten Teil des Buches in biographischen Darstellungen die drei wichtigsten Protagonisten, die versucht haben, dieses Weströmische Reich wieder unter eine Herrschaft zu bringen (Theoderich und Karl der Große) bzw. West und Ost wieder zu vereinigen (Justinian).
Im zweiten Teil des Buches wird das Papsttum als Träger des "Reichserbes" identifiziert. Nach bescheidenen Anfängen, über die "Pornokratie", nachdem das Papsttum durch Karl den Großen zu Gut und Geld gekommen war, waren es dann die Reformpäpsten des 11. Jahrhunderts, die alle aus dem Norden Europas kamen (weswegen das Buch im Original den treffenderen Titel "The Restoration of Rome: Barbarian Popes & Imperial Pretenders" trägt), die die Einheit des (West-)römischen Reiches gegenüber den auseinanderstrebenden europäischen Staaten bewahrten.
Das Buch ist - wie so häufig bei anglophonen Historikern - flüssig und teilweise sogar spannend geschrieben, ohne dass die Wissenschaft zu kurz kommt. Die Form hingegen überzeugt nicht so ganz, der erste Teil besteht aus 3 unterschiedlich ausführlichen Einzelbiographien, der zweite Teil aus einer kurzen Geschichte des Papsttums. Eventuell wäre da zwei - jeweils in ihrem Gebiet ausführlichere - Bücher besser gewesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.