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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 610 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2024
The War Widow
Moss, Tara

The War Widow


ausgezeichnet

Starke Frau im Nachkriegs-Australien;
Billie Walker ist eine starke Frau, die das Detektivbüro ihres Vaters geerbt hat. Das Buch spielt im Jahr 1946 und auch in Australien sind die Nachwirkungen des Krieges zu spüren. Als Europäerin fand ich es sehr interessant, wie man dort den Krieg erlebt hat und welche Auswirkungen er hatte. Die Autorin hat sehr gründlich viele historische Details recherchiert. Billie und ihr Assistent haben mir sehr gut gefallen, es sind sympathische Hauptfiguren, von denen ich gerne mehr lesen würde. Sie arbeiten strukturiert und kommen mit ihren ganz eigenen Mitteln gut voran. Der Charme früher US-Detektivromane, bei denen ich an harte Männer und schwarzweiß Filme denken muss, war hier trotz weiblicher Hauptfigur sehr gut nachzuspüren. Der Fall war spannend und war typisch für die Zeit, in der er spielt. Auch fand ich es gut, dass der Umgang mit den Aborigines thematisiert wurde. Der Schreibstil war angenehm und einwandfrei. Gerne mehr von Billie Walker!

Bewertung vom 02.03.2024
Reichlich spät
Keegan, Claire

Reichlich spät


ausgezeichnet

Überzeugt durch seine Pointiertheit;
Bei so wenigen Seiten hatte ich mich vorab gefragt, wie viel dieser Roman oder Essay transportieren kann, aber ich bin angenehm überrascht. Die pointierte Schreibweise der Autorin begeistert. Es gibt keine unnötigen Informationen, die Charaktere werden trotzdem so klar und tief beschrieben, dass man sich ihre Beziehung sehr gut vorstellen kann, weil man so etwas schon einmal gesehen oder erlebt hat. Ein gelungener Kniff ist für mich die Perspektive Cythals, der mit seiner bewussten, teils unbewussten Mysogynie die ganze Geschichte, sein Leben und die Geschichte seiner Beziehung zu Sabine bestimmt. Auch die Erinnerungen an seine Familie und Erziehung sind bezeichnend und überzeugend. Ich werde dieses Buch auf jeden Fall ein zweites Mal lesen, da sich viele kleine Details sicher noch als bedeutungsvoller erweisen werden, als ich sie beim ersten Mal wahrgenommen habe.

Bewertung vom 02.03.2024
Ohne Befund
Bihl, Lou

Ohne Befund


ausgezeichnet

Intelligent auf den Punkt gebracht;
Die zehn Kurzgeschichten zeichnen sich durch eine gehobene, anspruchsvolle Sprache mit einigen Fremd- und Fachwörtern (die jeweils am Kapitelende erklärt werden) und ausgefeiltem Satzbau aus. Die Geschichten sind fiktiv und einige vielleicht etwas übertrieben, dadurch aber total pointiert und unterhaltsam. In einigen Geschichten ist so viel Material, dass mehrere Einzelthemen behandelt werden, die einzeln oder in ähnlicher Kombination in der Realität stattfinden könnten. Also alles sehr realitätsnah, humorvoll, nachvollziehbar und tiefgründig und einige am Ende noch mit einer überraschenden Wendung. Bei den Themen handelt es sich nicht nur um medizinische, sondern vor allem gesellschaftlich relevante Themen, die teilweise ungewohnte, für mich neue Facetten offenlegen. Dadurch wird man zum Nachdenken angeregt und nimmt außer guter Unterhaltung noch einen Erkenntnisgewinn mit. In einer Kurzgeschichte zählt jedes Wort, um die Botschaft zu vermitteln und das fand ich bei Lou Bihls Geschichten besonders gelungen.

Bewertung vom 02.03.2024
Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Toller historischer Roman macht Geschichte lebendig;
Den ersten Teil der historischen Opernhaus-Reihe, der einige Jahre früher spielt, habe ich mit Begeisterung gelesen, ohne Musikfreund zu sein. Obwohl es schon eine Weile her ist, habe ich gut ins Buch gefunden und die Figuren wieder einordnen können. Die Autorin stellt sie geschickt mit neuen, ergänzenden Informationen vor, so dass es für alle Leser, auch Neueinsteiger, interessant und unterhaltsam zu lesen ist. Der Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut. Ich hätte das Buch am liebsten in einem Rutsch gelesen, da es so gut gemacht ist. Das Setting mit der zeitlosen Welt des Theaters im Gegensatz zu einer Welt im Umbruch ist gut gewählt und ebenso umgesetzt. Die Unruhe in der Bevölkerung und der Kampf für Rechte von Frauen, Arbeitern, Minderheiten, usw. wird glaubhaft und nachvollziehbar geschildert. Anne Stern baut viele kleine Details in ihre Geschichte ein, die das Ganze abrunden und ihre historische Expertise untermauern. Mir ist es wichtig, dass ein historischer Roman gut recherchiert ist und das ist hier der Fall. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung, da mir sehr gefällt, wie Geschichte lebendig gemacht wird und mit Unterhaltung Wissen vermittelt wird.

Bewertung vom 02.03.2024
Drei Chaoten auf vier Pfoten / Nussknacker-Bande Bd.1
Schmidt, Heike Eva

Drei Chaoten auf vier Pfoten / Nussknacker-Bande Bd.1


ausgezeichnet

Tolle Geschichte mit liebevollen Details;
Die Aufmachung des Buches ist einfach zauberhaft, die Zeichnungen sind sehr schön, die Schriftgröße ist kindgerecht und das Daumenkino, das Auskunft über den Lesefortschritt gibt, ist eine tolle Idee. Das Buch wurde auf klimaneutralem Papier gedruckt und macht einen hochwertigen Eindruck. Die Geschichte beginnt mit der Langeweile der Eichhörnchen, ein Gefühl, das Kinder kennen und diese Einfühlsamkeit ins kindliche Gemüt zieht sich durch das ganze Buch. Kinder werden aus Situationen abgeholt, die sie kennen und einordnen können und das Ganze ist gespickt mit viel Wortwitz. Horn oder Hörnchen kann man ja so vielfältig verwenden und besonders gefallen haben uns die charmanten Schimpfwörter, die kindgerecht und sozialverträglich sind und doch etwas Besonderes. Die Nussknacker-Bande lernt drei Lamas kennen, die es als Lama-Gang schon in eine eigene Buchreihe geschafft haben. Mir gefällt, dass beide Welten intelligent zusammengeführt werden. Am Ende gibt es noch eine praktische Bauanweisung für ein Eichhörnchen-Futterhaus. Ein sehr schönes Kinderbuch, besser geht es nicht!

Bewertung vom 28.02.2024
König von Albanien
Izquierdo, Andreas

König von Albanien


ausgezeichnet

Eine faszinierende Geschichte unterhatlsam erzählt;
Das Buch beginnt in einer Nervenheilanstalt in Salzburg, in die der Ex-König von Albanien Otto Witte eingeliefert wird. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive seines behandelnden Arztes, dem Otto seine Abenteuer erzählt und der sie aufschreiben soll. Die Perspektivwechsel zwischen Ottos Leben in der Türkei, Albanien und unterwegs und dem ruhigen Leben in der Anstalt fand ich sehr gelungen. Der Schreibstil ist fesselnd, niveauvoll, wirklich mitreißend. Die Charaktere werden sehr fein und liebevoll geschildert und werden durch ihren Facettenreichtum sehr glaubhaft und ausgesprochen sympathisch. Es ist insgesamt eine wilde Geschichte, die trotz aller Verwegenheit der Gaunereien Ottos und seines Freundes Max nachvollziehbar transportiert wird. Ganz nebenbei lernt man noch ein bisschen über die Geschichte Albaniens und Europas rund um 1912/1913, ohne dass es sich wie eine Geschichtsstunde anfühlt. Sehr unterhaltsam und lesenswert!

Bewertung vom 28.02.2024
Essex Dogs
Jones, Dan

Essex Dogs


sehr gut

Geschichte nahbar gemacht;
In diesem Buch begleitet man die fiktiven ”Essex Dogs” eine Gruppe von britischen Söldnern im Jahr 1346. Mit dem englischen Heer gehen sie in Frankreich an Land und man begleitet sie einige Wochen bei ihrem Feldzug von der Landung in der Normandie bis hin zur Schlacht von Crécy, dem Beginn des Hundertjährigen Krieges. Die Charaktere fand ich sehr gut gezeichnet und man bekommt anhand ihrer verschiedenen Geschichten ein gutes Bild der Zeit. Natürlich ist die Handlung von Grausamkeiten geprägt, das war aber bei einer historisch korrekten Beschreibung zu erwarten und ich finde, dass es dem Autor gelungen ist, auch grausamste Dinge noch so lesbar darzustellen, dass man weiter lesen wollte. Mir hat sehr gut gefallen, dass der Autor Historiker ist und eine ausgewiesene Expertise in dem Bereich hat, über den er schreibt. Die Sprache ist angenehm und gut zu lesen. Es gibt von mir einen kleinen Abzug dafür, dass sich das Buch zu Beginn etwas in die Länge zieht, da der Autor der Historie folgend jede Station des Feldzuges beschrieben hat, was nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Insgesamt ist dieses Buch eine gut zu lesende und unterhaltsame Geschichtsstunde.

Bewertung vom 22.02.2024
Schwestern in einem anderen Leben
Wünsche, Christiane

Schwestern in einem anderen Leben


gut

Potenzial verschenkt;
Das Motiv des absichtlichen Verschwindens aus dem alten Leben ohne Blick zurück oder Kontakt und Beginn eines neuen Lebens finde ich interessant und die Beweggründe dafür und den Ablauf gut gelöst. Das ist der erste Roman, den ich zu diesem seltenen Thema lese und leider war für mich das große Potenzial nicht ausgeschöpft. Mir waren es zu viele Themen für ein Buch und zu viele Milieus für ein Leben. Ich hätte mir eine intensivere Auseinandersetzung mit weniger Themen gewünscht, vor allem das Grundthema hätte für mich vor allem für Rosis Innenleben mehr Potenzial gehabt. Es werden viele Klischees verarbeitet, weshalb ich die Handlung nicht immer glaubhaft fand. Dass die Leben der Schwestern parallel beschrieben werden, fand ich wiederum gut gelöst, die vielen Wechsel haben das Lesen allerdings etwas unruhig gemacht. Trotzdem war hier für mich die Stärke der Autorin sichtbar, die sich sensibel in die verschiedenen Blickwinkel eingearbeitet hat. Der Schreibstil ist einfach und verstärkt den oberflächlichen Eindruck.

Bewertung vom 22.02.2024
In dunklen Wäldern
Jost, Rieke

In dunklen Wäldern


sehr gut

Interessante Hauptfigur;
Die Figur der Oberkommissarin Lodi Lenke hat mir gut gefallen. Sie ist komplex, aber glaubhaft und im Verhältnis zu den anderen Charakteren deutlich besser greifbar. Die Handlung ist in Ordnung, ohne Logikfehler und durchaus spannend, auch wenn man die Lösung ahnen konnte. Ein bisschen mehr Komplexität hätte dem Ganzen vielleicht noch gut getan. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen. Das Buch lässt sich sehr gut lesen, es ist alles aus einem Guss. Optimierungsbedarf sehe ich bei den Beschreibungen der Lokalitäten (Stadtviertel, Wälder, Parks, Cafés, usw.), da mir hier das Ausmaß und der Detailreichtum etwas zu viel waren. Lokalkolorit wird auch mit etwas weniger davon gut transportiert. Mir scheint, dass die Autorin die Polizeiarbeit bis zu gewissen Grenzen recherchiert hat, vielleicht durch einen Polizisten, aber eine Quelle wird nicht angegeben. Juristische Details bleiben vage und nach meinem Wissenstand und Recherche gibt es einige Unstimmigkeiten hinsichtlich der Rechtslage. Daher vergebe ich 3,5 Sterne.

Bewertung vom 22.02.2024
Austrian Psycho Jack Unterweger
Herwig, Malte

Austrian Psycho Jack Unterweger


sehr gut

Die reißerische Aufmachung passt nicht zum Inhalt;
Aufgrund des Covers und der reißerischen Aufmachung des Buches hatte ich eine True Crime Story erwartet. Bekommen habe ich eine interessante Analyse des Falls Unterweger, die mir gut gefallen hat. Das Buch unterteilt sich in drei chronologische Teile (Wandelung im Gefängnis, Freiheit, nach der Verhaftung) und geht nicht im Detail auf seine Taten ein. Es ist vom einem anonymen Literaten geschrieben, der von Malte Herwig mit den Materialien zum Fall versorgt wird, da dieser die Laufarbeit, Recherche und Interviews macht. Der anonyme Autor konzentriert sich auf die Wandlung des schreibenden Inhaftierten zum inhaftierten Schriftsteller und zeigt dabei den psychopathischen Charakter des Jack Unterweger ebenso wie die Bereitschaft der Literaturelite, an die Wandlung durch Literatur zu glauben. Beeindruckend ist die Entwicklung Unterwegers und das Ausmaß seiner Manipulationen. Durch die meist neutrale und sachliche Schilderung wird der Schriftsteller Jack Unterweger enttarnt und wird wieder zum schreibenden Inhaftierten. Ich fand dieses sehr kurze Buch, das eher ein Essay ist, sehr interessant, ziehe aber einen Stern für die „Täuschung“ über die Art des Inhalts ab.