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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Deidree C.
Wohnort: 
Oberösterreich
Über mich: 
Lesesüchtig ;-)

Bewertungen

Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 06.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


sehr gut

Ruhig erzählt, aber man spürt das Brodeln der Vergangenheit

Der Roman „Krummes Holz“ ist kein alltägliches Werk. Einerseits erzählt Julja Linhof in einer sehr ruhigen Sprache. Andererseits spürt der Leser überdeutlich, wie es unter der Oberfläche brodelt. Auch wenn man annimmt auf der nächsten Seite muss die Explosion kommen, so dauert es bis ins letzte Drittel des Buches, dass wirklich etwas passiert.
Und auch dann ist es nicht der erwartete Knall, sondern das Ereignis, das Geschehen fast so ruhig wie die Sprache davor. Am Ende bleiben lose Fäden, die aber trotzdem irgendwie zum Buch passen.
Erzählt wird aus der Sicht von Jirka in der Gegenwart. Mit vielen Rückblenden, Gedankengänge in die Vergangenheit, Erinnerungen werden dem Leser Details von damals mitgeteilt. Hier hätte ich mir eine deutlichere Kennzeichnung gewünscht, da es oftmals wirklich nicht einfach war, so schnell wie Jirka umzudenken.
Der Schreibstil der Autorin hat mich in seinem Bann gehalten. Es muss jetzt bald etwas geschehen, was kommt auf der nächsten Seite. Und so habe ich Jirka auf seiner Innenschau begleitet. Die traurige und lieblose Kindheit und Jugendzeit hat sich in die Gegenwart gezogen, dennoch scheint es für die Geschwister eine kleine Hoffnung auf Zukunft zu geben.

Bewertung vom 03.02.2024
Weiße Wolken
Seck, Yandé

Weiße Wolken


gut

Keine Höhen und Tiefen, stockender Lesefluss

Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen. Die Kurzbeschreibung hat mich fasziniert. Leider konnte mich „Weisse Wolken“ nicht begeistern. Die Erzählung ging plätschernd dahin. Jedes Kapitel wird aus Sicht einer anderen Person geschildert, also abwechselnd aus den drei Hauptprotagonisten.
Yandé Seck verwendet immer Wieder Fachbegriffe, die ich leider nicht kenne, sodass mir ein Glossar in diesem Buch wirklich hilfreich erscheinen würde. Mich persönlich hat auch das Gendern am angenehmen Lesefluss gehindert. Immer wieder ein Sternchen, da bleiben meine Augen jedesmal hängen. Es ist ja recht und schön, wenn das jemand will, aber in einem Buch brauche ich das nicht. Schon klar, es ist eine Ausdrucksform gerade für Zazie, dennoch empfinde ich den Text dadurch noch schwerer lesbar.
Die Figuren selbst bleiben mir ebenfalls zu flach. Ich finde keinen Zugang zu einer der drei Personen. Auch kann ich nicht jede Handlung oder Aussage von Zazie, zum Beispiel, nachempfinden. Sie will gegen Rassismus angehen, äußert sich selbst immer wieder abwertend gegen die Weißen. Das passt für mich nicht zusammen.
Den Titel habe ich mir irgendwie anders hergeleitet. Die Erklärung hier im Buch hat so irgendwie nicht viel mit der ganzen Problematik zu tun. Für mich muss ich festhalten, dass mich dieses Buch nicht überzeugen konnte.

Bewertung vom 31.01.2024
Willkommen in Obsthausen
Wellenberg, Christina

Willkommen in Obsthausen


sehr gut

Liebevoll gestaltetes Kinderbuch mit wichtiger Kernaussage

Das Cover zu „Willkommen in Obsthausen“ hat die Autorin Christina Wellenberg ebenfalls selbst gestalten. Mir ist durch die bunte und nicht zu überladene Gestaltung das Buch in die Augen gesprungen. Da ich in der Kindererziehung arbeite habe ich die Geschichte direkt an einem Teil der Zielgruppe testen können. Das Buch ist für 3 bis 10jährige ausgewiesen.
Als Erwachsener war ich von der Kernbotschaft natürlich angetan. Auch finde ich die Illustrationen kindgerecht und – so wie die Texte – einfach liebevoll.
Bei unseren jungen Kindern, im Alter von drei und vier Jahren, kamen ebendiese Bilder ganz gut an. Die Texte waren ihnen jedoch großteils zu unverständlich. Hier muss man die Geschichte eher mit eigenen Worten erzählen. Diese Altersgruppe kann mit Worten, wie zum Beispiel Wehen bei der Geburt, nichts anfangen.
Die Kinder von fünf und sechs Jahren dagegen konnten gut folgen. Stellten auch Fragen, die zu einer guten Nachbesprechung führten. Vielleicht muss aber extra erwähnt werden, dass davonlaufen wie Helene und Anas es machen, grundsätzlich nicht gutzuheißen ist. Hier, denke ich, ist ein klärendes Gespräch wichtig. Aber im Großen und Ganzen haben die Kinder die Botschaft verstanden und gut annehmen können. Und – natürlich – haben wir anschließend ein Dosentelefon basteln müssen.
Ich finde es immer wichtig, Bücher mit Kindern zu besprechen, sie nicht einfach vorzulesen und damit ist es getan. In diesem Fall empfehle ich das Buch gerne weiter, denn die Kernaussage ist gerade in unserer Zeit wichtig und aktuell.

Bewertung vom 22.01.2024
Das Verlangen der Lustsklavinnen   Erotische Geschichten
Seda, Vera

Das Verlangen der Lustsklavinnen Erotische Geschichten


sehr gut

Sehr gutes Verhältnis von Dominanz, Unterwerfung und Gefühl, Erotik

Prinzessin Madara und Rose kennen das Leben als freier Mensch ihrer damaligen Zeit, bis die Umstände sie in die Sklaverei zwingen. Genauer gesagt, in die Position einer Lustsklavin. Haben beide wenigstens das Glück einen Herrn dienen zu müssen, den sie auch mögen und der gut zu ihnen ist, oder finden sie sich in einer unerträglichen Zwangslage wieder? Wird „Das Verlangen der Lustsklavinnen“ von ihren Herren erhört und müssen sie nur dienen und zur Verfügung stehen?
Vera Seda verbindet heiße, erotische Szenen von Unterwerfung und Dominanz, Gefühl und Gewalt, Lust und Schmerz mit den vagen Vorstellungen wie in einer vergangenen Zeit vielleicht gelebt wurde. Dieser Schutz durch die Fantasie macht die Geschichten umso anregender.
Schreibstil und Wortwahl finde ich sehr gut lesbar und weder obszön noch vulgär. Die Charaktäre sind greifbar, die Frauen, trotz ihrer Lage, starke Persönlichkeiten, die Männer sehr zuvorkommend und rücksichtsvoll, zumindest im Verständnis ihrer damaligen, männlichen Umgebung.
Im Buch finden wir zwei unterschiedlich lange Geschichten. Einzig die zweite Geschichte wäre beinahe gegen Ende kurz in einen Krimi umgeschlagen. Zumindest für mein Gefühl hätte die Umgebungshandlung von Rose und Ragan nicht länger sein dürfen.
Mein Fazit für dieses Buch ist sehr positiv. Ich empfehle es jedem Leser, der gerne in diese Richtung liest, durchaus auch für Anfänger, da immerhin die Geschichten in einer längst vergangenen Zeit spielen und somit im Reich der Fantasie bleiben können, wenn nötig.

Bewertung vom 12.01.2024
Judiths kleine Farm
Rakers, Judith

Judiths kleine Farm


ausgezeichnet

Freunde finden, tolle Illustrationen, Mitmachseiten

Der junge, schüchterne Kater Jack sucht einen Freund. Er ist neu auf „Judiths kleine Farm“. Die vielen anderen Tiere machen ihn erst einmal nervös. Mit Gefühl führt Judith Rakers durch die Geschichte und lässt auch den Humor nicht zu kurz kommen.
Für Kinder der Zielgruppe finde ich die Texte von ihr sehr verständlich, aber auch die Illustrationen von Julia Weinmann passen sehr gut dazu. Die wichtigen Szenen jeder Seite sind größer dargestellt, aber es gibt überall kleinere Details zu entdecken.
Nett finde ich auch die Mitmachseiten wie Rätsel, Erklärungen, Bastelanleitung. Am Beginn werden die Tiere der kleinen Farm mittels Zeichnung vorgestellt, am Ende sind sie mit Fotos abgebildet.
Unsere Kindergruppe im Alter von vier bis sechs Jahren mussten besonders über Jacks Vorstellung eines Ackers in dem Katzenfutterdosen wachsen und über den Auszug der Wühlmäuse aus der Farm lachen. Sie suchten begeistert kleine liebevoll eingearbeitete Details. Mein Fazit ist daher sehr positiv.
Für manchen könnte auch die Zusatz-App interessant sein, die den Kindern das Buch vorliest, wobei sie selbst die Seitenzahl wählen können.

Bewertung vom 03.01.2024
Biblioteca Obscura: Frankenstein
Shelley, Mary

Biblioteca Obscura: Frankenstein


ausgezeichnet

Wunderbare Illustrationen untermalen Klassiker

Der im Jahr 1818 erstmals veröffentliche Roman von Mary Shelley ist hier in einer besonderen Schmuckausgabe neu aufgelegt. Die Illustrationen von Marcin Minor unterstreichen die Dualität, die Gegensätze zwischen Gut und Böse. Oft in den Farben weiß und schwarz gehalten, ziehen einzelne Seiten in rot ihren Blick auf sich. Auch finden wir immer wieder Seiten in extrem großer Schrift, die ebenfalls der Geschichte eine besondere Note geben.
Diese Edition besticht auch durch einen schwarzen Buchschnitt, der dem ganzen noch eine Portion Düsternis, aber auch Eleganz verleiht.
Grundsätzlich ist „Frankenstein“ ein getriebener Wissenschaftler, der an seinem eigenen Ehrgeiz zerbricht und das von ihm geschaffene Monster bleibt eigentlich im ganzen Roman über ohne Namen.
Ich fand es spannend die Geschichte einmal wirklich zu lesen und mein eigenes Kopfkino anzuknipsen, so gibt es von mir eine volle Empfehlung. Dieses Buch ist zum Lesen und als Schmuckstück gleichermaßen interessant.

Bewertung vom 25.12.2023
Dein Körper weiß alles über Dich
Bourbeau, Lise

Dein Körper weiß alles über Dich


sehr gut

Zur Selbstanwendung durchaus hilfreich

Es ist spannend, sich in „Dein Körper weiß alles über dich“ immer wieder selbst zu finden. Zumindest ist es mir so ergangen. Bei einigen Stellen ist es ganz klar, bei anderen kommt man ins Nachdenken warum und wieso. So erfüllt das Buch einen ersten Schritt sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Es werden verschiedene Themen angesprochen und bearbeitet. So geht Lise Bourbeau nicht nur in die seelische Tiefe, sondern bezieht sich auch auf Äußerlichkeiten. Bei den manchen Aussagen wäre ich aber vorsichtig um nicht Vorurteile gegenüber meinen Mitmenschen aufzubauen. Es kann schon öfter zutreffen, dass Personen mit gleichen Merkmalen auch ähnliche Charakterzüge besitzen, aber verallgemeinern würde ich hier nicht.
Bei anderen Themen wiederum kennt auch der Volksmund den Zusammenhang. Wie zum Beispiel, was willst du nicht sehen – bei Augenkrankheit – oder nicht hören, wenn die Ohren schmerzen.
Mein Fazit ist, dass ich mich gerne und relativ schnell durch das Buch gelesen habe, ich es für mich selbst an einigen Stellen hilfreich empfunden habe, aber für die Bewertung meiner Mitmenschen möchte ich es dann doch nicht anwenden.

Bewertung vom 23.12.2023
Gespielin, Geliebte und gleichzeitig Hure   Erotischer Roman
Dany, Sofie

Gespielin, Geliebte und gleichzeitig Hure Erotischer Roman


ausgezeichnet

Heiße Szenen und tiefe Einblicke in die Gefühlswelt

Linnea wollte so eine Situation nie. Aber dann trifft sie Jesper und befindet sich schneller in ihr als gedacht. Wird sie ewig die heimliche Geliebte bleiben oder verlässt Jesper doch seine Frau? Kann sich Linnea mit der Rolle der Zweitfrau arrangieren? Wie sehr verletzt sie das Verhalten von Jesper?
In meinen Augen hat Sofie Dany die Gefühlswelt einer Geliebten sehr gut getroffen. Sie schreibt aus Sicht von Linnea, sodass der Leser auch uneingeschränkten Zugang zu ihrem Inneren bekommt, ihre Überlegungen, Gedanken und Gefühle hautnah miterleben kann. Das Ende finde ich gut abgerundet und stimmig.
Die erotischen Szenen in „Gespielin, Geliebte und gleichzeitig Hure“ sind durch die Bank heiß, detailreich, klar und anregend. Mal ist nur ein kurzes Zwischenspiel zu lesen, dann lange Stunden der Leidenschaft.
Für mich ist Linnea eine sehr sympathische Protagonistin, der man ihre Beweggründe und Handlungen abnimmt. Mit der man, in ihrer verzwickten Lage einen verheirateten Mann zu lieben, Mitgefühl haben kann.
Mein Fazit für dieses Buch ist, dass ich eine volle Leseempfehlung für alle Leser erotischer Geschichten abgebe, da wir hier sowohl die Figuren bei ihren körperlichen Einsätzen beobachten, wie auch die Emotionen von Linnea erfahren dürfen.

Bewertung vom 22.12.2023
Frauenpower
Samek, Rea;Widdel, Anna

Frauenpower


sehr gut

Mutmachendes Buch, aber auch kritisch zu hinterfragen

Die Lebensgeschichten der fünf Frauen sind unterschiedlich und doch relativ gleich. Alle sind alleinerziehende Mütter, leben immer wieder in anderen Ländern und gehen beruflich einer selbständigen Tätigkeit nach. Nicht jede kann von ihrem Beruf auch wirklich leben, wie der Punkt, wovon ich lebe, bestätigt.
Gut gefallen hat mir wie die Frauen ihren Weg beschreiben. Wie sie weitergeben wollen, dass eben alles möglich ist. Wie sie Mut zu machen versuchen, zu sich selbst zu stehen, auch wenn es sonst niemand tut.
Auf der anderen Seite hinterfrage ich aber die Sinnhaftigkeit dieser Lebensform für die Kinder. Ich arbeite in der Kinderbetreuung und versuche mir vorzustellen, was das mit den Kindern macht. Wie lernen sie den sozialen Umgang mit Gleichaltrigen, wie finden sie gute und lange dauernde Freundschaften, wenn sie in unregelmäßigen Zeitabständen aus ihrem Umfeld gerissen werden? Dazu konnte ich im Buch absolut nichts finden. Es geht eigentlich nur um die Mütter und als Mutter bin ich aber für meine Kinder verantwortlich. Das heißt – zumindest für mich – dass ich ihnen auch ein altersgerechtes, soziales Umfeld biete und sie nicht nur an mich binde.
Aus Sicht der Frauen mit ihrer „Frauenpower“ ist mein Fazit durchaus positiv. Lasse ich den Aspekt der Kinder mit einfließen, muss ich Abstriche machen.

Bewertung vom 18.12.2023
Schwachstellen
Sarid, Yishai

Schwachstellen


sehr gut

Zukunftsvision oder schon Realität

Wir haben hier ein Buch, das den Leser definitiv aufwecken soll und es in meinen Augen auch kann. Wie weit ist die Geschichte von unserer Realität noch entfernt, oder sind wir schon mittendrinn? Wo beginnt Schuld und Mitverantwortung?
Siv muss sich diese Fragen ebenfalls stellen. Aber hier geht es nicht nur um Siv, der in Israel lebt und agiert, sondern im übertragenen Sinn sicher auch um uns selbst. „Schwachstellen“ zeigt ein brisantes Thema vor dem Hintergrund des momentanen Weltgeschehens auf.
Der Schreibstil von Yishai Sarid war für mich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Der Autor schreibt in relativ einfacher Sprache mit fast keiner direkten Rede. Beim Überdenken fällt aber auf, dass genau das zu Siv passt. Nicht weil er einfach gestrickt wäre, sondern seine Figur introvertiert aufgebaut ist. So als würde er den Leser direkt in seine Gedanken sehen lassen.
Mein Fazit für diesen Politthriller ist, dass er nachhallt. Ich konnte das Buch nicht einfach zur Seite legen und abschließen. Es tauchen auch nach dem Lesen immer wieder Fragen auf. Ein Buch über das man sich Gedanken macht, ob man will oder nicht.