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Island
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Nürnberg

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Insgesamt 514 Bewertungen
Bewertung vom 31.12.2023
Jil Sander. Eine Annäherung
Wiesner, Maria

Jil Sander. Eine Annäherung


sehr gut

Der Name Jil Sander ist wahrscheinlich auch weniger modeaffinen Menschen ein Begriff, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Über die Person Jil Sander weiß man jedoch relativ wenig, da die Modemacherin die Öffentlichkeit eher scheute. Die Journalistin Maria Wiesner befasst sich in diesem Buch mit Jil Sander und ihrer Mode.

Ich fand es sehr interessant, mehr über die Mode Jil Sanders und das Unternehmen, das sie gegründet hat, sowie dessen doch recht turbulente Geschichte in den letzten Jahrzehnten zu erfahren. Es hat mich auf jeden Fall beeindruckt, wie sie ihr Ding konsequent durchgezogen hat und ihrem zeitlosen Stil treu geblieben ist. Man merkt auch, dass Maria Wiesner sorgfältig recherchiert hat, sie verweist auch immer wieder auf ihre Quellen. Über die Privatperson Jil Sander erfährt man dann (wie fast zu erwarten war) dennoch wenig, da die Designerin es sehr gut verstand, zwischen Beruflichem und Privatem zu trennen.

Bewertung vom 31.12.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Der Krimi "Stille Falle" ist der Beginn einer neuen Reihe um die Kriminalinspektorin Leo Asker, die eigentlich bald in Malmö die Leitung der Abteilung für Kapitalverbrechen übernehmen sollte, dann aber aufgrund einer Intrige in den Keller des Gebäudes zur "Abteilung für hoffnungslose Fälle" strafversetzt wird. Aber auch dort lässt sie ihr letzter Entführungsfall nicht los, bei dem sie nach zwei verschwundenen Student:innen gesucht hat. Die beiden tauchen nämlich plötzlich als Figuren in einer Modellbahnanlage auf. Außerdem scheint es eine Verbindung zu Leos Jugendfreund Martin Hill zu geben, der mittlerweile an der Uni lehrt und sich auf verlassene Gebäude spezialisiert hat.

Mir hat dieser erste Teil der neuen Reihe, bei der auch künftig "Lost Places" eine Rolle spielen sollen, sehr gut gefallen. Leo Asker ist eine sehr vielschichtige und interessante Persönlichkeit mit ihrer Vorgeschichte, die sie bis heute verfolgt und ihrem selbstbewussten, aber nicht arroganten Auftreten. Auch der Fall blieb lange spannend, auch wenn ich irgendwann schon so eine leichte Ahnung hatte. Der Schreibstil war recht modern und zugleich gut lesbar. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf weitere Bände dieser neuen skandinavischen Krimireihe.

Bewertung vom 27.12.2023
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


ausgezeichnet

Das neueste Kinderbuch von Marc-Uwe-Kling dreht sich um "Das Klugscheißerchen". Dieses lebt im Dachboden des neuen Hauses der Familie und wird nur für Bewohner:innen sichtbar, die ebenfalls immer alles besser wissen. Und darin ist die Familie Theufel mit ihren Kindern Theo und Tina sehr gut. Zunächst haben die beiden jüngsten Familienmitglieder eine Begegnung mit dem Klugscheißerchen, wollen dann aber unbedingt, dass auch ihre Eltern als Klugscheißer entlarvt werden.

Zusätzlich zur Geschichte gibt es witzige und ansprechende bunte Illustrationen, im Stil der Coverabbildung, von Astrid Henn, die alles auflockern, veranschaulichen und für noch mehr Spaß beim Lesen oder Vorlesen sorgen.

Durch die große Schrift und die nicht zu überladenen Seiten ist das Buch gut für Leseanfänger:innen geeignet. Ab und an findet sich aber doch mal ein recht verschachtelter Satz und auch manche Aussage der fünf Klugscheißer ist vielleicht noch nicht für jede Altersgruppe nachvollziehbar und benötigt bei jüngeren Kindern eine kleine Hilfestellung. Dafür ist das Buch aber auch für die erwachsenen Vorleser:innen recht unterhaltsam und sie erkennen sich bestimmt in der ein oder anderen Verhaltensweise wieder.

Bewertung vom 27.12.2023
Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
McFarlane, Mhairi

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse


ausgezeichnet

Roisin Walters, die Protagonistin des Romans, arbeitet als Lehrerin in der Sekundarstufe, ihr langjähriger Partner, Joe Powell schreibt Drehbücher und hat damit nun endlich Erfolg. Als sie dann sein neuestes Projekt im Fernsehen sieht, muss Roisin feststellen, dass er sich dafür anscheinend von einem traumatischen Erlebnis aus ihrer Kindheit inspirieren lassen hat, ohne das mit ihr abzusprechen. Und auch ansonsten erinnert der Protagonist der Serie sie sehr an Joe und und Roisin fürchtet nun, dass dessen miese Verhaltensweisen auch auf wahren Begebenheiten aus Joes Leben beruhen und er eine Art Doppelleben führt.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, Roisin war mir sehr sympathisch und ihre Arbeit als Lehrerin wurde von der Autorin sehr realitätsnah dargestellt, ohne etwas zu beschönigen oder zu übertreiben. Die Handlung war abwechslungsreich und, was genau hinter der Sache mit Joe steckt, war lange nicht vorhersehbar. Der Schreibstil der Autorin ist lebendig und gut lesbar und auch eine Prise Humor ist immer wieder enthalten.

Bewertung vom 10.12.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


ausgezeichnet

In diesem Roman mit dem auffällig bunten und lebensfrohen Cover widmet sich Ildikó von Kürthy einer Art Rückblick und Fortsetzung ihres ersten und sehr erfolgreichen ersten Romans "Mondscheintarif" und dessen Protagonistin Cora Hübsch, die mittlerweile gut 25 Jahre älter ist.

Coras Kinder werden nun endgültig flügge, ihre Ehe ist auch nicht mehr so glücklich und sie droht in Selbstmitleid zu versinken und stellt sich viele Fragen, auf die sie keine Antwort weiß. In dieser Situation stößt sie auf ihr altes Tagebuch von damals, der Zeitspanne, die in "Mondscheintarif" im Mittelpunkt steht und hinterfragt noch mehr Dinge. Aber auch neue und interessante Bekanntschaften macht sie in dieser Krise.

Ich fand das Wiedersehen nach so langer Zeit sehr spannend, weil Dinge wieder aufgegriffen wurden, die damals ungeklärt blieben und man sich sehr gut in Cora hineinversetzen kann und mir auch so manches, was sie beschäftigt, bekannt vorkommt. Das ist der Verdienst von Ildikó von Kürthy, die in einem sehr anschaulichen und zugleich erfrischenden Sprachstil schreibt. So habe ich diese "Fortsetzung" nach sehr langer Zeit sehr gerne gelesen und empfehle sie gerne allen, die "Mondscheintarif" kennen oder sich gerade in einer ähnlichen Lebensphase befinden, wie Cora.

Bewertung vom 10.12.2023
GUY'S GIRL
Noyes, Emma

GUY'S GIRL


sehr gut

Der Titel Guy's Girl beruht darauf, dass Protagonistin Ginny sich unter Jungs immer wohler gefühlt hat, erst unter ihren Brüdern und dann während ihres Studiums mit der benachbarten Jungs-WG, mit denen sie dann auch später zusammenwohnt. Beziehungstechnisch hat sie aber wenig Glück und will sich daher erstmal auf niemanden mehr einlassen. Dann lernt sie Adrian über ihre Jungs kennen und kann sich zum ersten Mal wieder mehr vorstellen, aber auch er ist nicht wirklich bereit für eine Beziehung. Und dann ist da noch Ginnys Essstörung und ihre Unzufriedenheit mit ihrem Körper, was ihr Leben immer mehr beeinflusst.

Für mich persönlich enthielt der Roman etwas viel Hin- und Her und ich konnte auch nicht immer nachvollziehen, wie sich Ginny und die beiden Männer, die sie am meisten verletzt hatten, verhielten, anstatt offen für einen Neubeginn zu sein. Das trug dann auch dazu bei, dass mein Verhältnis zu den Hauptpersonen etwas distanziert blieb, was aber auch dem Schreibstil geschuldet war. Was Ginnys Essstörung angeht, schildert die Autorin diese sehr authentisch, sicher auch bedingt durch ihre eigenen Erfahrungen mit der Thematik. Manche Beschreibungen hätten für meinen Geschmack aber weniger detailliert sein dürfen, zumal sich einiges wiederholte. Auch die geschilderte Sexszene war mir etwas zu viel, hier wäre es mir lieber gewesen, mehr der Phantasie zu überlassen.

Bewertung vom 09.12.2023
Bevor die Welt sich weiterdreht
Brosch, Luca

Bevor die Welt sich weiterdreht


ausgezeichnet

Die junge Schweizer Krankenschwester und Tochter eines angesehenen Davoser Hoteliers kommt schwanger vom Einsatz in einem Lazarett zurück in ihre Heimat. Ihr Vater sorgt dafür, dass das Kind heimlich geboren und direkt nach der Geburt weggeben wird, weil er andere Pläne für seine Tochter und Angst um den guten Ruf seiner Familie hat. Als sich Johanna die Gelegenheit bietet, ihre kleine Tochter wiederzufinden, wenn sie für den deutschen Geheimdienst spioniert, lässt sie sich auf das riskante Spiel ein. Im neutralen Davos befinden sich aber auch Agenten anderer Nationen, sogar in Johannas engsten Umfeld.

Ich fand diesen Roman sehr interessant und aufschlussreich, weil der Erste Weltkrieg einmal aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtet wurde. Besonders gut haben mir die kurzen Rückblicke gefallen, in denen man erfahren hat, welches Schicksal die jeweilige Person dazu bewogen hat, ihre besondere Tätigkeit auszuüben. Johanna als Protagonistin, die sich nicht auf ihrer reichen Herkunft ausruht und als Krankenschwester und später auch als Spionin viel Einsatz zeigt, war mir sehr sympathisch. Nur der Schluss der Geschichte stellte mich nicht so recht zufrieden. Der Schreibstil war gut lesbar, veranschaulichte aber auch die Gräuel, die ein Krieg mit sich bringt.

Bewertung vom 08.12.2023
Lindy Girls
Stern, Anne

Lindy Girls


ausgezeichnet

Im Zentrum des Romans stehen Choreographin Wally Kaluza und ihre Lindy Girls, ein bunt zusammengewürfelter Haufen junger Frauen, die die Leidenschaft für moderne Tänze, wie sie aus Amerika nach Deutschland kommen, verbindet. Der Geschichte spielt im Berlin der goldenen 20er Jahre, als es nach dem Ersten Weltkrieg langsam aufwärts geht, aber auch die Nationalsozialisten schon langsam beginnen, ihr Unwesen zu treiben.

Die jungen Tänzerinnen kommen aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen. Thea, die durch eine Erkrankung eine Gehbehinderung hat, die man beim Tanzen aber nicht bemerkt, ist aus ihrem wohlhabenden Elternhaus ausgebrochen, Alice trägt die Verantwortung für ihren minderjährigen Bruder und Gila, die selbst nicht tanzt, aber in enger Verbindung zu der Truppe steht, möchte Schriftstellerin sein und nicht nur Tippfräulein bei einer Zeitung.

So hat Anne Stern die Stimmung und die Lebensumstände dieser spannenden Zeit in Berlin sehr gut eingefangen und gezeigt, wie vielfältig die Leben der, sich langsam emanzipierenden, Frauen damals waren, dass die Männer aber dennoch in vielfacher Hinsicht dominiert haben und die Frauen mit allen möglichen Problemen zu kämpfen hatten. Auch das Elend abseits des Glamours auf den Bühnen und in den Nachtclubs kommt nicht zu kurz. Der Schreibstil der Autorin war gewohnt gut lesbar und anschaulich. Die Covergestaltung passt ebenfalls sehr gut zur Thematik des Romans.

Bewertung vom 26.11.2023
Die Postbotin
Schneefuß, Elke

Die Postbotin


sehr gut

Der Titel des Romans "Die Postbotin" hat direkt mein Interesse geweckt, da ich selbst während meiner Schul- und Studienzeit als Briefträgerin gearbeitet habe. Die Geschichte spielt aber im Berlin des Jahres 1919, also direkt nach Kriegsende des Ersten Weltkrieges. Frauen mussten zu Kriegsbeginn viele "Männerberufe" übernehmen, während die Männer in den Krieg zogen. Nun sind plötzlich ihre Arbeitsstellen in Gefahr, weil die Männer zurück in der Heimat sind.

Regine arbeitet als Postbotin und auch ihr Vater war bereits Beamter bei der Post und hofft, dass seine Tochter trotz der Kriegsheimkehrer bleiben kann. Diese will aber nicht nur abwarten, sondern versucht, mit Hilfe des Gewerkschafters Kurt einen Streik auf die Beine zu stellen. Ihre Freundin Evi arbeitet als Telefonistin bei der Post und hat andere Sorgen, weil ihr Vorgesetzter, mit dem sie eine Affäre hatte, sie gegen eine andere ausgetauscht hat und ihr Bruder noch verschollen ist, während ihre Mutter den Ärger anzieht.

Grundsätzlich finde ich die Thematik des historischen Romans sehr spannend, hätte mir aber gewünscht, dass die Arbeit der Postbotin noch etwas mehr im Mittelpunkt steht, ansonsten wäre es vielleicht passender gewesen, eher einen Titel, der mit der Frauenbewegung und den Gewerkschaften in Zusammenhang steht, zu wählen. Regine war mir als Protagonistin aber grundsätzlich sehr sympathisch. Was die Handlung insgesamt angeht, muss ich sagen, dass mir nicht alles vollkommen schlüssig erschien, so, wie es beschrieben wurde. Ansonsten ist der Schreibstil der Autorin aber gut lesbar und auch die historischen Hintergründe wirken sorgfältig recherchiert.

Bewertung vom 26.11.2023
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


ausgezeichnet

Der neueste Fall beschäftigt Pia Sander und Oliver von Bodenstein mit dem Mord an einer Schülerin, die nachts erdrosselt und hinter einem Marienaltar in der Nähe ihres Elterhauses abgelegt wurde. An ihrer Kleidung finden sich unter anderem DNA-Spuren eines jungen Asylbewerbers, der schon einmal für ein Sexualdelikt verurteilt und gerade aus der Haft entlassen wurde. Da dieser in seiner Unterkunft nicht anzutreffen ist, wird öffentlich nach ihm gefahndet, was direkt wieder einen Teil der Bevölkerung gegen Flüchtlinge aufbringt. Zudem wird kurz darauf die übel mit Bisswunden zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden, der ebenfalls frisch aus der Haft entlassen war, nachdem er bei einem illegalen Autorennen eine schwangere Frau totgefahren hatte.

Ich fand diesen Kriminalroman sehr spannend, es deutete sich zwar relativ bald an, was hinter dem Tod des Mannes steckt, bezüglich der Schülerin gab es aber immer wieder falsche Fährten und erst ganz am Ende kam es zur Aufklärung des Falles. Auch das Privatleben der Ermittler:innen, insbesondere von Pia Sander, spielt eine gewisse Rolle, sodass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Gut fand ich auch die aktuellen Bezüge mit der aufgeheizten Stimmung Flüchtlingen gegenüber. Der Schreibstil der Autorin war gewohnt gut lesbar und so anschaulich, dass man sich gut an die Orte des Geschehens versetzen konnte.