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Benutzername: 
meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 151 Bewertungen
Bewertung vom 24.07.2021
Julius oder die Schönheit des Spiels
Saller, Tom

Julius oder die Schönheit des Spiels


ausgezeichnet

Sportsmanship
Julius von Berg wächst auf einer Burg am Rhein auf und wird geprägt von seinem sportbegeisterten Vater. Dieser hat in England studiert und von dort nicht nur seine Liebe zu Sport an sich und Weltoffenheit mitgebracht, sondern auch den Begriff "Sportmanship", den er wirklich lebt. Leider gibt es in der deutschen Sprache keinen Begriff, der die Bedeutung wirklich wiedergeben kann, aber in Julius Familie wird das gelebt. Das fängt mit einer freundschaftlichen Beziehung zu einem der ungeliebten französischen Besatzer an und wird natürlich auch auf dem Tennisplatz fortgesetzt. Die weitere Geschichte ist sehr deutlich angelehnt an das Leben von Gottfried von Cramm, einer Sportlerlegende, die vermutlich auch Menschen ein Begriff ist, die sich nicht für Tennis interessieren. Auch wenn die Jugend eher fiktiv ist, macht sie doch das Leben des Erwachsenen verständlich.
Aus der Sicht zweier Ich-Erzähler wird die Geschichte entwickelt, was die Spannung erhöht. Die Geschichte des jungen Mannes steht im Mittelpunkt, so ganz nebenbei fließt auch etwas von der Bedrohung durch die Nazis ein, obwohl Julius, wie vermutlich viele andere Deutsche, das alles zunächst nicht wirklich ernst nimmt. Letztendlich muss er sich, als eigentlich unpolitischer Mensch, entscheiden, wie er seine Sportsmanship leben kann ohne sich selbst gegenüber unglaubwürdig zu werden.
Durchzogen von dem ungewöhnlichen, sehr einprägsamen Schreibstil des Autors, mit einer ungewöhnlichen, mitreißenden Geschichte liegt hier ein wirklich ganz tolles Buch vor.

Bewertung vom 11.07.2021
Dein Herz in tausend Worten.
Pinnow, Judith

Dein Herz in tausend Worten.


ausgezeichnet

Einfach magisch
Millie ist ein schüchterner Bücherwurm mit Träumen. Allein der Anblick von Schuhen versetzt sie in eine andere Welt, wieviel mehr erst Bücher. Da sie in einem Verlag arbeitet, hat sie Zugang zu den abgelehnten Manuskripten, die auf dem Dachboden gelagert werden, den sie "Raum der vergessenen Geschichten" nennt. Regelmäßig "rettet" sie Manuskripte, nimmt sie heimlich mit nach Hause und liest sie. Einmal ist sie so fasziniert von einer Geschichte, dass Sie einzelne Abschnitte kopiert und an Menschen verteilt. Sie glaubt fest daran, dass diese glücklicher werden können, wenn sie diese Sätze lesen.
Durch Zufall findet auch der tatsächliche Autor einen dieser Auszüge, erkennt ihn natürlich sofort und versucht, Kontakt mit ihr herzustellen. Eigentlich will er wissen, auf welchen Wegen seine Wort an eine, wenn auch kleine, Öffentlichkeit dringen konnten. Aber dann nimmt eine ganz andere Entwicklung ihren Gang.
Das ist ein wunderschönes Wohlfühl-Buch mit einigen magischen Momenten. Natürlich kommt es zu einigen Verwirrungen, aber am Ende gibt es mehrere glückliche Paare und die Aussicht auf viele glückliche Leser. Eine ganz eindeutige Leseempfehlung für alle, die Bücher lieben.

Bewertung vom 18.06.2021
Von hier bis zum Anfang
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


ausgezeichnet

Wie wird man zur Outlaw?
Star, Walk und Vincent gehörten vor 30 Jahren zu einer Jugendclique. Damals tötete Vincent Stars kleine Schwester. Diese Tat hat bei allen ihre Spuren hinterlassen. Vincent kam ins Gefängnis, Walk wurde Polizist und ein Mann, der immer alles richtig machen will und Star hat sich verloren, geriet an Alkohol und an die falschen Männer. Sie hat aber zwei Kinder. Robin, der gerade sechs wird und Duchess, die Dreizehnjährige. Letztere versucht, für ihren Bruder die Mutter zu ersetzen, ihm ein fast normales Leben zu ermöglichen und ihn zu beschützen. Um Härte zu demonstrieren bezeichnet sie sich selbst als "Outlaw". Auch Walk versucht, diese kleine Familie zu beschützen, hat aber seine eigenen Probleme. Feinde gibt es genug, und dann wird auch noch Vincent freigelassen und kehrt zurück. Von da an nimmt das Unheil weiter seinen Lauf. Fast nicht zu ertragen, was mit den Kindern passiert.
Ein ungewöhnliches Buch, nicht nur, weil es fast am Ende beginnt und die früheren, prägenden Ereignisse erst nach und nach ans Licht kommen. Es ist auch ungewöhnlich geschrieben. Der Blickwinkel wechselt häufig, wodurch man die Menschen aus ihrer jeweiligen Sicht besser verstehen lernt. Die Sprache selbst ist nicht gefällig und leicht zu lesen, sondern teilweise knapp und hart, aber genau das passt zu der Geschichte, die erzählt wird. Fazit: Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 30.05.2021
Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4
Maly, Beate

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4


ausgezeichnet

Schranken
Seit dem Ende des 18ten Jahrhunderts hat sich die Welt verändert, einige Schranken sind weggefallen. Trotzdem hatten die Menschen auch damals Gefühle und scheinen gar nicht so anders gewesen zu sein, als heute. Zumindest stellt Beate Maly es in diesem Roman sehr nachvollziehbar dar.
Nannerl wurde als Wunderkind gefeiert, ging sie doch mit Geige und am Klavier völlig in der Musik auf. Als dann aber ihr Bruder Wolfgang Amadeus heranwuchs, musste sie die gewohnte Rolle abgeben, in den Hintergrund treten, um den Bruder nicht zu überstrahlen. Zwar gefällt ihr das nicht, zwar ist sie absolut nicht glücklich mit der zugewiesenen Rolle, aber wirklich aufbegehren tut sie auch nicht. Dazu waren wohl die Rollen damals zu fest gelegt. Dennoch schafft sie sich ihre Nischen. Sie verdient etwas Geld mit dem Erteilen von Klavierunterricht, hat Kontakt mit Freundinnen und schafft es auch, einen Mann kennenzulernen, der sie so zu schätzen weiß, wie sie ist. Leider sieht es nicht nach einem Happy End aus, da er auch Schranken unterliegt, ist ihm doch die Ehe aufgrund seines Berufes verwehrt.
Ein sehr gut geschriebenes Buch, sehr gut recherchiert, mit einigen bemerkenswerten Details, die die damalige Zeit aufleben lassen. Die Mode, die Perücken und nicht zuletzt das Verhältnis zu Wasser war damals doch sehr viel anders als heute. Wer, wie ich, diese Art historische Romane liebt, sollte ihn unbedingt lesen!

Bewertung vom 23.05.2021
Wie Träume im Sommerwind
Herzog, Katharina

Wie Träume im Sommerwind


ausgezeichnet

Düfte und Rosen
Zwei Schwestern sind auf dem Rosenhof auf Usedom aufgewachsen. Beide wurden geprägt von der Rosenzucht. Clara blieb dort, brachte sich ein in den Betrieb und muss aktuell gegen die Konkurrenz der Gartencenter kämpfen. Emilia hat sich weniger um die Rosen als um die Düfte gekümmert und ist nach Paris gezogen um sich ihren Traum, Parfümeurin zu werden, zu erfüllen. Zwar hat das nicht geklappt, aber zurück in die alte Heimat möchte sie auch nicht. Düfte sind aber nach wie vor ihre Leidenschaft. Als ihre Schwester eine Unfall hat, kommt sie doch wieder zurück, soll sie sich doch um deren Tochter kümmern. Clara liegt im Koma, es ist unklar, ob sie wieder wach wird. Emilia versucht, sie mit Düften wieder ins Bewusstsein zu holen, gleichzeitig aber auch, den Rosenhof wieder in Schwung zu bringen. Sie will die von Clara geplante England-Reise antreten, weil sie andere Rosensorten finden möchte, aber auch, um ein Rätsel aus Claras Vergangenheit zu lösen.
Ein richtiges Wohlfühlbuch, in dem sich die Personen mit einigen Schwierigkeiten herumschlagen müssen. Von Anfang an hat man aber das gute Gefühl, dass am Ende alles gut wird. Trotzdem ist es spannend zu lesen, der der Weg ist nicht leicht, einiges wird zu Tage gefördert.

Bewertung vom 17.04.2021
Zeit für Träume / Senfblütensaga Bd.1
Langenbach, Clara

Zeit für Träume / Senfblütensaga Bd.1


ausgezeichnet

Senf und Leidenschaft
Hier lernen wir Menschen kennen, die leidenschaftlich ihren eigenen Weg verfolgen möchten, dabei aber immer wieder auf Hindernisse stoßen. Emma möchte studieren oder mindestens ihren eigenen, selbstständigen Weg gehen. Behindert wird sie dabei von ihren Eltern, denen Sicherheit über alles geht, die mit ihrem eigenen Leben absolut unzufrieden sind und auch keine wirklich liebevolle Bindung zu ihrer Tochter haben. Dann gibt es Carl, der aus einer sehr liebevollen Familie eines erfolgreichen Fuhrunternehmers stammt. Er soll das Familienunternehmen übernehmen, interessiert sich dafür aber absolut nicht. Statt dessen brennt er für die verschiedenen Geschmacksnuancen des Senfes, den er selbst herstellen möchte. Dazu kommt noch Louise, Carls Schwester, zunächst befreundet mit Emma. Außerdem spielt Antoine eine Rolle, der ungeliebte Sohn eines Weingutbesitzers sowie ein Buchhändler. Alles spiel in Metz, in einer politisch unruhigen Zeit mit viel Spannung zwischen Franzosen und Deutschen. Alle Personen sind sehr gut gezeichnet, historische Hintergründe werden liebevoll und interessant eingewebt und runden das Buch zu einem wirklichen Erlebnis ab. Gerade am Ende kommt eine unglaubliche Spannung auf.

Bewertung vom 17.04.2021
Die Wahrheit der Dinge
Thiele, Markus

Die Wahrheit der Dinge


ausgezeichnet

Nicht nur schwarz und weiß
Natürlich muss man als Richter daran glauben, dass die eigenen Urteile richtig und gerecht sind und sich im Rahmen des Gesetzes bewegen. Genau das hat Frank Petersen, überzeugter Strafrichter, während seiner ganzen Karriere getan, nie Zweifel an seinen Urteilen gehegt. Jetzt kommen aber mehrere Dinge zusammen, die ihn tatsächlich bewegen, an diesen Grundfesten seiner beruflichen Existenz zu zweifeln: Der BGH hat in den letzten Jahren gleich mehrere seiner Urteile aufgehoben, ein weiteres steht jetzt auf dem Prüfstand. Eine Frau, die in seinem Gerichtssaal Selbstjustiz verübt hat, steht vor der Freilassung und nicht zuletzt sind Frau und Sohn gerade ausgezogen, weil seine vermeintliche Unfehlbarkeit ihnen seit Langem unerträglich ist.
Sehr gut werden die verhandelten Fälle, die teilweise auf realen Vorlagen beruhen, dargestellt, auch die Gedanken, die ein Richter sich gemacht hat, bevor er zu seinem Urteil kommt. Sehr gut auch der Zweifel an sich selbst, die tatsächlich noch zum Vorschein kommen. Auf den ersten Blick wird alles sehr sachlich geschildert, aber ein zweiter Blick zeigt, dass das doch sehr gefühlvoll betrachtet wird.
Nicht ausgesprochen spannend, kein Thriller, aber ein sehr guter Blick hinter die Kulissen der deutschen Gerichtsbarkeit und ein Blick auf Menschen, die dieses System aufrecht erhalten. Eine ganz klare Empfehlung!

Bewertung vom 20.03.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


ausgezeichnet

David gegen Goliath in Detroit
August Octavio Snow war schon immer etwas Besonderes: Aufgewachsen im mexikanischen Viertel von Detroit als Sohn einer Mexikanerin und eines schwarzen Polizisten nahm er schon als Kind eine Sonderrolle ein. Sein Vater war zunächst ein Außenseiter, hat sich aber den Respekt und die Freundschaft der Nachbarschaft durch seine Gradlinigkeit erworben. Auch August trat in seine Fußstapfen und wurde Polizist. Er nahm den Job so genau, dass er ein Geflecht aus Bestechung entlarvte, noch nicht einmal Halt vor den ganz hohen Tieren machte und dafür zwar mit einer Menge Geld entschädigt wurde, gleichzeitig aber auch seine Arbeit und in bestimmten Kreisen sein Ansehen verloren hat.
Zunächst taucht er ab, verbringt ein Jahr mit Reisen und mit Alkohol und kommt dann zurück in sein Viertel, in dem es immer weiter bergab geht. Und gerät gleich wieder in einen Thriller der übelsten Sorte. Die reiche Eigentümerin einer Bank bittet ihn um Hilfe, was er ablehnt. Kurz darauf begeht sie scheinbar Selbstmord. Sein schlechtes Gewissen lässt Snow nachforschen und er sticht in ein Wespennest des organisierten Verbrechens. Zusammen mit einigen wenigen Freunden kämpft er fast gegen eine ganze Armee und fördert immer mehr Müll zu Tage.
Der Autor pflegt einen heute recht ungewöhnlichen Schreibstil, der mich ein wenig an Dashiell Hammet erinnert. Kurz und knapp, sarkastisch, aber immer passend zur Situation. Richtig gut, bitte mehr davon!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2021
Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8
Etzold, Veit

Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8


sehr gut

Tatort Rom und Florenz
Eine deutsche Kommissarin hat sich bei einer Ermittlung ein bisschen weit vorgewagt und wird nun erst einmal beurlaubt bis die Presse sich wieder beruhigt hat. Die Zeit wollte sie ursprünglich mit einer Freundin entspannt in Florenz verbringen, wird dann aber vom Vatikan zu Ermittlungen herangezogen. Eine Braut ist vor dem Altar verblutet, ohne erkennbaren Grund. Da sowohl sie als auch der Ehemann aus alten Adelsfamilien stammen und der Vatikan selbst betroffen ist, soll der Täter gefasst werden. Die italienische Polizei kommt mit den Ermittlungen nicht weiter und ist daher gar nicht so undankbar wegen der Unterstützung.
Weitere Todesfälle folgen, die Art des Todes wird immer seltsamer, aber gewisse Zusammenhänge lassen sich erkennen. In einer parallelen Geschichte erfährt man von einer entführten jungen Frau, die Sklavendienste leisten muss, trotz aller Erniedrigungen aber noch nicht aufgegeben hat. Es dauert eine Weile, bis die Zusammenhänge deutlich werden.
Ein guter Krimi mit einer guten Grundidee, teilweise durchaus spannend. Wenn eine Story in Rom und Florenz spielt, finde ich es auch durchaus interessant, etwas über Land, Geschichte und Künstler zu erfahren. Hier fand ich die pseudo-intellektuellen Exkurse zu Michelangelo, Dante und Vergil doch etwas zu langatmig und teilweise auch störend. Ein bisschen weniger hätte gereicht. Trotzdem lohnt es sich, das Buch zu lesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.