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meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


ausgezeichnet

Zum Schmunzeln, aber trotzdem ein Krimi
Jeder Mensch hat eine Vorstellung von der Queen, mag das so richtig sein oder nicht. Auf sehr sympathische Weise werden die meisten Klischees bedient. Ja, genauso könnte das Privatleben in Windsor aussehen: Immer die Form wahrend, trotzdem aber den eigenen Willen durchsetzen, auch wenn das nicht immer übereinstimmt mit dem Bild, das der Öffentlichkeit vermittelt wird.
Trotz allen Humors geht es aber tatsächlich um einen Krimi. Ein Mord ist passiert in Windsor. Ein junger Mann, der auf einer kleinen Feier aufgetreten ist wird tot in seinem Schrank aufgefunden. Bei einem ersten, nicht sehr sorgfältigen Blick scheint es sich um einen versehentlichen Selbstmord im Zuge eines aus dem Ruder gelaufenen Sexspiels gehandelt zu haben. Diese Ursache hält aber keinem zweiten Blick stand, zu schlampig ist das gemacht. Da der Tote Russe ist, wird sofort ein Komplott Putins vermutet, was der Queen so gar nicht einleuchten will. Gleich schickt sie ihre neue Sekretärin Rozie aus, um Nachforschungen anzustellen. Das macht sie sehr geschickt und erfährt bei der Gelegenheit, dass diese Ermittlung der Queen keineswegs die erste in ihrer langen Amtszeit ist. Es gibt viele Fährten, auch viele falsche, aber am Ende wird der Täter tatsächlich ermittelt und natürlich kann die Queen die ihr zustehenden Lorbeeren nicht ernten.
Natürlich ist das Fiktion, aber so könnte es sein. Mit jeder Zeile spürt man die Hochachtung, die die Autorin ihrem Staatsoberhaupt gegenüber empfindet. Einfach köstlich, bitte mehr davon!

Bewertung vom 16.01.2021
Die Kannenbäckerin
Spratte, Annette

Die Kannenbäckerin


ausgezeichnet

Johann/Johanna
Die Charaktere dieses Buches könnten auch heute leben: Da gibt es die Reichen, die noch mehr Reichtum an sich reißen wollen, die Missgünstigen, die mit Vorurteilen. Aber es gibt auch die, die einander helfen und die alles tun um sich und die Ihren durch schlechte Zeiten zu bringe.
Allerdings sind die Nöte, mit denen die Menschen im 17 Jahrhundert zu kämpfen hatten, ganz andere als heute. Die Pocken, der dreißigjährige Krieg mit den marodierenden Soldaten, Hexenverfolgung und die Unwägbarkeiten des Wetters verursachen Existenzängste, man kämpft praktisch jeden Tag um das blanke Überleben. Welche Chancen hat also ein 13-jähriges Mädchen, die die ganze Familie durch die Pocken verloren hat? Die einzige Hoffnung ist ein Onkel, den sie nicht kennt, und der einige Tagemärsche entfernt wohnt. Aber wie dahin kommen? Die Nachbarin verkleidet sie als Junge und sie kommt tatsächlich heil an. Die Rolle spielt sie weiter und findet Gefallen an den Möglichkeiten, die Jungen haben, besonders, die Möglichkeit, ein Handwerk, die Töpferei, zu erlernen. Sie gewinnt den Respekt des Onkels, kann die Rolle aber nicht ewig weiterspielen.
Ein richtig gutes Buch für Leser, die wie ich historische Romane lieben. Gut und spannend geschrieben, mit viel Hintergrundinformationen und mit überraschenden Wendungen!

Bewertung vom 18.12.2020
Erinnerungen aus Glas
Dobson, Melanie

Erinnerungen aus Glas


ausgezeichnet

Zwei Freundinnen
Zwei junge Mädchen befreunden sich in Holland in einer Zeit, als der Glaube oder Herkunft noch keine Rolle spielten. Die eine verliebt sich in den Bruder der Freundin und alles scheint gut. Aber dann ist die Liebe nicht stark genug, sie geht eine Beziehung zu einem reichen Amerikaner ein und die Freundschaft der beiden Mädchen zerbricht. Erst als Eliese mit einem Sohn und ohne Mann wieder zurück nach Holland kommt, trifft sie wieder auf Josie. Inzwischen sind die Nazis in Holland einmarschiert und jetzt spielt es doch eine Rolle, ob man "Arier" oder Jude ist, egal, wie viel Geld man hat. Genau diese Widerstände bringen die beiden wieder zusammen. Gemeinsam entwickeln sie einen gefährlichen Plan.
Parallel zu dieser Geschichte, die 1944 erst einmal offen endet, lernt man Ava kennen, eine junge Frau, die von den sehr reichen Verwandten ihrer verstorbenen Mutter adoptiert wurde und die sich jetzt um eine Stiftung kümmern soll. Die ersten Jahre ihres Lebens ist sie bei ihrer Mutter aufgewachsen und das hat sie geprägt. Ihr liegt wenig an Besitz und viel an der Wahrheit. Das kommt bei ihren beiden Onkeln gar nicht gut an. Als sie per Zufall tatsächlich auf eine Spur in die Vergangenheit stößt, wird es richtig gefährlich für sie.
Dieses Buch hat alles, was ich mir nur wünschen kann: Ein Rückblick in die Geschichte, sehr spannend erzählt, einen großen Bogen in die Gegenwart, Freundschaft und Liebe. Toll!

Bewertung vom 02.12.2020
Silberstreif / Gut Greifenau Bd.5 (eBook, ePUB)
Caspian, Hanna

Silberstreif / Gut Greifenau Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im Umbruch
Der große Kosmos der mit Gut Greifenau verbundenen Menschen lebt weiter das Leben in Pommern und Berlin. Vielfältig sind die Entwicklungen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, persönlich und auch politisch. Ein leichter Aufschwung ist im ganzen Land zu verspüren, als die Inflation gestoppt wird. Die lastenden Schulden können getilgt werden, es gibt wieder Arbeit und man erhält einen Lohn, für den man sich auch etwas kaufen kann. Aber nur heile Welt gibt es auch nicht. Weiterhin ist es schwierig, als Frau ein Medizinstudium durchzustehen, manche Berufe sind durch die fortschreitende Technik vom Aussterben bedroht und trotz der scheinbaren Weltoffenheit besonders in Berlin haben Angehörige von Randgruppen wie Homosexuelle und Juden mit immer größer werdenden Schwierigkeiten zu kämpfen. Als Frau unverheiratet schwanger zu sein ist auch nicht leicht. Neue politische Gruppierungen sind auf dem Weg, vieles zu verändern.
Dieses ganze Spektrum und noch viel mehr wird auf eindrucksvolle Weise in diesem Buch verarbeitet, mit ganz persönlichen Erlebnissen der einzelnen Protagonisten unterfüttert. Wer Geschichte besser empfindet, wenn sie an menschlichen Beispielen gezeigt wird, muss Freude an diesem Buch haben, auch wenn er die vorherigen Teile der Reihe nicht kennt!

Bewertung vom 14.11.2020
Das schwarze Gold des Südens
Haigh, Tara

Das schwarze Gold des Südens


ausgezeichnet

Geschichte einmal anders
Ein Imperium rund um die Herstellung von Produkten aus Lakritz und der Bau des Eiffelturms. Das sind die Eckpfeiler des historischen Hintergrundes dieses Buches. Natürlich geht es auch um die allgemein zum Ende des 19ten Jahrhunderts geltenden gesellschaftlichen Regeln, besonders die, die die Frauen betrafen.
Zum Inhalt: Zwei Schwestern, Töchter einer zunächst gut situierten Fabrikantenfamilie, sind sehr unterschiedlich. Amalie passt sich an, glaubt ihr Verhalten den gängigen Regeln und dem Wohl der Familie unterordnen zu müssen. Elise dagegen ist eine Rebellin, ist sich ihres Wertes durchaus bewusst, was durch ihre Ausbildung zur Lehrerin mit entsprechend höherer Bildung noch verstärkt wird.
Als einige Krisen, sowohl finanzieller als auch persönlicher Natur entstehen, wird sich zeigen, welche Werte zu welchen Ergebnissen führen können. Lange verborgene Geheimnisse kommen ans Licht und erschweren das Happy End, das man sich eigentlich bei der spannenden Lektüre wünschen würde. Sehr ausführlich werden die Umstände und die Gedanken der Personen beschrieben, manchmal ein wenig langatmig, aber es lohnt sich, sich darauf einzulassen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2020
Marigolds Töchter
Woolf, Julia

Marigolds Töchter


ausgezeichnet

Was ist schlecht am Jetzt?
Marigold lebt in einem kleinen englischen Dörfchen, das so ganz dem Klischee entspricht, das man seit Agatha Christie von einem solchen Dorf hat. Im Dorf ist alles vertreten, von der Klatschbase, über den Sonderling bis zum Gutsbesitzer und nicht zuletzt auch der Dorfladen. Dort trifft man sich und tauscht sich aus, nichts bleibt verborgen. Mittelpunkt des Ganzen ist Marigold selbst. gehört ihr doch der Laden und ist sie doch in jedem Komitee vertreten. Auch in ihrer Familie ist sie der ruhende Pol, um den sich alles dreht. Sie wohnt zusammen mit ihrer etwas zänkischen Mutter, ihrem stets hilfsbereiten und liebevollen Mann und mit ihrer etwas unselbstständigen Tochter. Nach sechs Jahren in Italien und einer zerbrochenen Beziehung gesellt sich auch noch die zweite Tochter dazu. Alles harmonisch und liebevoll.
So ganz langsam zeichnet sich ein Problem ab, dass Marigold zunächst alleine bekämpft und verheimlicht: Sie vergisst Dinge. Zunächst nur mal eine Bestellung, dann aber auch Termine, Namen, Gesichter. Gelegentlich spürt sie Nebel im Kopf, die sich aber immer wieder lichten. Sie verspürt Angst, macht sich Sorgen um die Zukunft, denkt dann aber immer wieder an den Lieblingsspruch ihres verstorbenen Vaters: "Was ist schlecht am Jetzt?" Dann wird es schlimmer und es muss sich zeigen, ob die kleine Gemeinschaft auch bei Problemen füreinander da ist.
Eine eigentlich sehr traurige Geschichte, die aber auch etwas Hoffnung macht.

Bewertung vom 26.09.2020
Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11 (eBook, ePUB)
Klüpfel, Volker; Kobr, Michael

Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ermittlungen Nebensache
Ein spannender Thriller ist das nicht, aber einfach herrlich zu lesen. Kluftinger ist wieder voll in seinem Element, gilt es doch auf verschiedenen Baustellen alles in den Griff zu bekommen. Beruflich wird er zum Interims-Chef, muss mit einer neuen Mitarbeiterin klarkommen, hat mit dem Verlust des Kollegen zu kämpfen und mit den Teambuildingsmaßnahmen eines anderen Kollegen. Erstaunlich, dass man am Ende trotzdem als Team zusammen agiert.
Privat gilt es, eine Taufe zu organisieren und der Ehefrau zu helfen, die gerade depressiv zu werden scheint. Kämpfe mit dem ungeliebten Arzt sind natürlich auch auszufechten. All das versucht Kluftinger in seiner unnachahmlichen Art zu steuern, wobei er sich mit all seinen Vorurteilen häufig selbst im Weg steht.
Trotz all dieser Schwierigkeiten gibt es da doch einen Fall, der aufgeklärt werden muss. Aktuell geht es um den Überfall auf sich selbst, bei dem ihm die Dienstwaffe entwendet wurde, dann aber auch um einen Fall, der bereits vor 35 Jahren scheinbar aufgeklärt wurde. Oder doch nicht?
Ein Krimi zum Schmunzeln, durchaus logisch aufgebaut, mit vielen Nebenschauplätzen. Kann man nur genießen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2020
Unter uns das Meer
Gaige, Amity

Unter uns das Meer


ausgezeichnet

Tief vergrabenDurch ein ungewöhnliches Buch erfährt der Leser von einer ungewöhnlichen Reise. Eine Familie, bestehend aus Vater, Mutter, einer 7jährigen Tochter und einem 2jährigen Sohn will ein Jahr lang auf einer Segeljacht das Meer bereisen. Die Idee geht aus von Michael, dem Vater. Vielleicht aus dem Wunsch heraus, der kriselnden Ehe noch eine Chance zu geben, stimmt Juliet, die Mutter zu. Die Kinder müssen nicht gefragt werden, sie sind begeistert. Einmal von dem Abenteuer, aber auch davon, dass beide Eltern viel Zeit mit ihnen verbringen werden.
Ungewöhnlich und ein bisschen gewöhnungsbedürftig sind die vielen verschiedenen Ebenen, auf denen die Geschichte erzählt wird und zwischen denen ständig hin- und hergesprungen wird. Einmal ist da das Logbuch, das Michael führt. Dann äußert sich Juliet vor der Reise, und berichtet auch nach der Reise und dann berichtet auch noch Sybil, die Tochter, nach der Reise. Nach und nach wird einiges vorweggenommen, wenn Juliet nach der Reise die Erlebnisse verarbeiten muss, von denen man aus dem Logbuch noch gar nichts erfahren hat.
Die Reise selbst ist natürlich eine Herausforderung. Wenn man so lange auf engem Raum zusammenlebt und auch aufeinander angewiesen ist, kommen Gefühle und Erinnerungen hoch, die man so lange ganz tief in sich vergraben hatte.
Ein ganz tolles Buch, das zwar etwas ungewohnt zu lesen ist, es dem Leser aber trotzdem leicht macht, mit den Protagonisten zu fühlen.

Bewertung vom 01.09.2020
Das Haus in der Claremont Street
Carolsfeld, Wiebke von

Das Haus in der Claremont Street


ausgezeichnet

Sprachlosigkeit
Tom spricht nicht mehr. Das ist verständlich, hat er doch aus nächster Nähe erlebt, dass seine beiden Eltern auf brutale weise zu Tode kommen. Vielleicht hat ein neunjähriger Junge einfach keine Worte, um über seine Gefühle zu sprechen und schweigt daher lieber. Natürlich macht er es seinen Verwandten damit nicht gerade einfach, ihn zu verstehen. Bei der Trauerfeier sind alle erst einmal selbst mit sich beschäftigt, muss doch auch für Erwachsene der Tod von Schwester und Schwager erst einmal verarbeitet werden. Beide Schwestern und auch der Bruder der Mutter sind hilfsbereit, wollen Tom aufnehmen und scheitern doch erst einmal. Weder die pedantische Sonja, noch die jüngere Schwester, die mit Bruder und Sohn in einem Haus in der Claremont Street wohnt, sind der Sache gewachsen, keiner kommt mit dem Schweigen klar. Und doch ist es eine Chance, selbst einmal über Dinge zu sprechen, über die sonst geschwiegen wurde. Es scheint, als müsste man erst einmal die eigenen Probleme in den Griff bekommen, bevor man bereit ist, anderen zu helfen.
Eigentlich klingt das alles ganz furchtbar und eigentlich ist das kein Stoff, den man gerne lesen möchte, zu traurig das Ganze. Aber die Autorin ist in der Lage, auch diese traumatische Situation mit etwas wohl dosiertem Humor zu präsentieren, so dass das Lesen trotz aller schlimmen Dinge wirklich Spaß macht. Für mich heißt das: Lasst euch nicht unterkriegen, irgendwie geht es weiter und irgendwann ist alles besser!

Bewertung vom 04.08.2020
So weit die Störche ziehen / Die Gutsherrin-Saga Bd.1
Graw, Theresia

So weit die Störche ziehen / Die Gutsherrin-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Das Ende der Naivität
Zu Beginn des Krieges lebt Dora mit ihrer Familie und einigem Personal auf einem Gut in Ostpreußen, etwa zwei Fahrtstunden entfernt von Königsberg. Ihre heile Welt bricht noch lange nicht entzwei, als eine Hochzeitsfeier wegen der Nachricht, dass die deutsche Armee in Polen einmarschiert, frühzeitig abgebrochen wird. Weitab vom wirklichen Kriegsgeschehen kann man lange an die Propaganda des Radios glauben. Die Schilderungen der Verwandten, die in Hamburg Angriffen ausgesetzt sind, kann man als übertrieben werten. Selbst als immer mehr junge und alte Männer aus der Umgebung eingezogen werden, scheint das nur dem zu erwartenden "Endsieg" geschuldet zu sein. Erste Brüche in der heilen Welt entstehen, als Dora Fotos von unvorstellbaren Gräueltaten sieht. Diese Dinge versucht sie zu verdrängen, wie damals wohl die meisten Deutschen. Aber auch ihr und ihrer Familie bleibt ein Aufwachen nicht erspart.
Ein wenig langatmig schien mir der Anfang des Buches, aber wenn die Geschichte so richtig in Fahrt gerät, hat sich das Durchhalten gelohnt und am Ende ist es richtig gut geworden. Diese Autorin sollte man im Auge behalten, so wird Geschichte verständlich.