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ein.lesewesen
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ZW

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Insgesamt 99 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


gut

Debüt mit Stärken und Schwächen

Wahls Debüt hatte viele kleine gute Momente, ob Tilda nun an der Kasse saß und »Kundenraten« gespielt hat, oder abends überfahrene Radieschen gegessen hat. Auch ihre Wortschöpfungen wie die »Abendbrottischfamilie« stechen immer wieder raus. Ihr Erzählstil ist modern und ließ mich schnell durch die Geschichte fliegen. Ihre Grundidee einer dysfunktionalen Familie, in der sich die Studentin und ihre 10-jährige Schwester um die alkoholkranke Mutter kümmern, ist jetzt nichts Neues, aber es kommt ja auf die Umsetzung an.
Ich habe nichts gegen eine distanzierte Schreibweise, aber hier hat es dazu geführt, dass ich die Handlung nur selten spüren konnte. Berührt hat mich das Verhältnis der Schwestern zueinander, auch der tägliche Umgang mit der Mutter, die nur selten einen lichten Moment hat, entweder betrunken auf der Couch liegt oder in ihren Depressionen versunken ist. Und trotzdem hat mir viel gefehlt. Wo ist die Auseinandersetzung mit dem Thema, wo sind (hoffnungsvolle) Lösungsansätze?
Die Autorin fixiert sich hier auf Tilda, die sich für ihre Schwester aufopfert, sie vor der gewaltbereiten und lieblosen Mutter beschützt. Trotz der Verantwortung verliert sie ihr großes Ziel nicht aus den Augen – die Doktorandenstelle in Berlin. Dennoch war die Lösung in Hinsicht auf Ida für mich wenig akzeptabel. Vielleicht bin ich für solche YA-Geschichten zu alt oder mein Beschützerinstinkt zu groß. Vielleicht mag es an der Realität liegen, dass auch hier das Jugendamt mit Abwesenheit geglänzt hat.
Leider raste die Story auch an mir vorbei, ohne wesentliche Ecken und Kanten, an denen sich Tilda stoßen könnte, das war mir zu glatt, zu gewollt.

Über den Umgang mit Drogen und Alkohol in diesem Buch kann man geteilter Meinung sein. Für mich klang das alles nach einer Message wie: Hey, es ist okay, wenn du mal einen schlechten Tripp hast. Und wer bitte lässt eine 10-jährige Red Bull trinken? Ich mag solche Dinge einfach nicht in Romanen. Ebenso wenig wie übermäßige Fehler, die so auffallend sind, dass ich mich frage, wo hier das Lektorat und Korrektorat seine Augen hatte.
Für mich leider kein stimmiges Buch, aber die Leute werden es trotzdem lieben. Das, was ich normalerweise an dünnen Büchlein mag, eine verdichtete, atmosphärische Handlung, jedes Wort an seinem Platz, dass einem am Ende nichts gefehlt hat, war hier einfach nicht gegeben.

Bewertung vom 26.05.2023
Stille Sainte-Victoire / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.10
Rademacher, Cay

Stille Sainte-Victoire / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.10


sehr gut

Wieder mit spannendem Hintergrund
Da wo einst Paul Cézanne seinen Pinsel schwang, um die Sainte-Victoire in jedem erdenklichen Licht zu malen, wandelten ein paar Millionen Jahre zuvor die Dinosaurier. Und hier (vielleicht an der Stelle, wo einst Cézannes Staffelei stand) findet Capitaine Roger Blanc einen versteinerten Riesenzahn. Allerdings steckt der in der Brust des Ingenieurs Roland Dallest. Doch warum sollte jemand den friedliebenden, gewissenhaften Mann umbringen, der erst seit kurzen hier die Statik des Staudamms untersuchen soll? Sein Zwillingsbruder Christian, ein Paläontologe, der ganz in der Nähe eine Ausgrabung leitet, sieht für Blanc schon eher nach einem Ziel aus.
Rademacher entwickelt eine interessante Ermittlung, die in beide Richtungen geht. Deshalb richten er und sein Team ihre Anstrengungen darauf, wer ein Motiv haben könnte, Christian zu töten. Immer wieder müssen sie sich an den Ausgangspunkt ihrer Ermittlungen zurückbegeben, weil sich keins finden lässt, auch wenn es an Verdächtigen nicht mangelt.
Die Untersuchungen sind aufreibend und belastend, besonders für Blanc, denn sie bringen ein altes, von ihm gut gehütetes Ereignis an die Oberfläche, über das er bisher mit niemanden gesprochen hat.

Wie vom Autor gewohnt, hält er wieder einiges an Hintergrundwissen für uns parat. Und ehrlich – Dinos sind doch immer spannend. Aber dass es auch einen Markt für die Fossilien gibt, mit denen man Millionen machen kann, fand ich sehr interessant. Nebenbei erfahren wir auch einiges über den Bau des Staudamms von Bimont und den Barrage Zola, einem Stausee, an dem der Vater des berühmten Schriftstellers Emil Zola beteiligt war. Es wird also wieder sehr geschichtsträchtig.
Aber konnte mich der Kriminalfall auch überzeugen?

Rademachers größte Stärke ist zweifellos, spielerisch die Handlung mit der Beschreibung der Natur zu koppeln. So wie er mir die Gegend ins Bild setzt, kann ich mir gut vorstellen, dass Cézanne hier unendlich viele Motive gefunden hat.
Nach meinem letzten, etwas enttäuschenden Teil 5 »Dunkles Arles« konnte mich Rademacher mit diesem, seinem 10. Band, wieder mehr überzeugen. Ich habe ihn gern gelesen, allerdings reicht er nicht an seine starken Vorgänger heran.
Blanc, Fabienne und Markus waren diesmal mehr oder weniger immer als Dreiergespann unterwegs, weshalb mir der Blick auf die anderen Figuren zu schwach war. Sie verblassten zu Handlangern und Nebensätzen, das fand ich schade.
Leider vermochte es Rademacher diesmal nicht, trotz der vielen Verdächtigen und unterschiedlichen Motive, mich vom eigentlichen Täter abzulenken. Denn den hatte ich recht früh ausgemacht und dem war dann auch so.
Nichtsdestotrotz war es wieder ein guter Krimi. Und wer die Reihe bisher gelesen hat, wird sicher wissen wollen, ob sich Blanc an Aveline, Madame le Juge, wieder die Zähne ausbeißt.

Wie immer lässt sich auch dieser Band ohne Vorkenntnisse lesen. In einem kurzen Nachwort lässt uns Rademacher wissen, was alles wahr und wie viel seiner Fantasie entsprungen ist. Toll finde ich auch die Karte der Gegend im Einband, die uns zeigt, wo die Geschehnisse stattfinden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.05.2023
Das fragile Glück der Harmonie
Lingyuan, Luo

Das fragile Glück der Harmonie


sehr gut

Das Ende der 80er Jahre in China ist geprägt von Reformen. Für Lu Tanya ist es die Chance, ihrem ärmlichen Leben zu entfliehen und Journalistik in Shanghai zu studieren. Dort verliebt sie sich in den deutschen Austauschstudenten Norman. Doch solche Beziehungen werden von der Partei nicht gern gesehen. Obwohl sie jederzeit denunziert werden könnte, kämpft sie um ihre Liebe. Doch die Angst ist ihr stetiger Begleiter.
Im zweiten Teil folgen wir den beiden nach Berlin. Tanyas Neuanfang gestaltet sich schwierig, denn sie versteht kein Wort in dem ihr so fremden Land und hält sich mit schlechtbezahlten Jobs über Wasser.

Lingyuang siedelt ihre bittersüße Liebesgeschichte in einer politisch brisanten Zeit an. In einem Land, das mir fremd ist, auf das aber 1989 die ganze Welt blickte, als auf dem Tian’anmen-Platz, dem Platz des himmlischen Friedens, die friedlichen Proteste vom Militär niedergeschlagen wurden. Die Autorin zeigt uns an Tanyas Familie, welche Auswirkungen die Kulturrevolution auf die Bevölkerung hatte, wie allgegenwärtig die Bespitzelung durch die Partei ist und welche verheerende Folgen es haben kann, wenn man gegen Bestimmungen verstößt. Denn die Kontrolle der Partei reicht bis ins Tanyas Privatleben. Es könnte sie am Ende ihren Studienplatz kosten, wenn sie von Norman schwanger würde.

In einer klaren, direkten aber nicht weniger eindrücklichen Sprache zeichnet die Autorin eine ängstliche, unsicher junge Frau, die manchmal selbst nicht weiß, woher sie die Kraft hat, um ihre Liebe zu kämpfen. Politik interessiert sie nicht, doch die Geschehnisse öffnen ihr die Augen, denn ihre Familie ist, und war immer, von den Ereignissen direkt betroffen.

Für mich fühlte sich die Geschichte von Beginn an sehr authentisch an. Kein Wunder, verarbeitet Lingyuang hier doch ihre eigene Geschichte, wie ich erfahren habe. Eine junge Frau, die lieben möchte, wen sie will, die sich kaum vorstellen kann, dass die Liebe zu einem Ausländer etwas Unerwünschtes in den Augen der Partei sein könnte. Hätte ich selbst im Ansatz nicht ähnliches in der damaligen DDR erlebt, wäre es wohl kaum begreiflich, wie weit sich ein Machtapparat in ein privates Leben einmischen kann.
Aber Frau zu sein in China bedeutet noch so viel mehr, all das hat mir die Autorin sehr nahegebracht und mir einen intimen Blick auf die Kultur eines Landes geboten, das ich nur aus den Nachrichten kenne. Das war für mich die Stärke des Romans. An manchen Stellen hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, manches war zu schnell aberzählt. Ich mochte Tanyas Entwicklung, nachdem sie in Deutschland kurz nach der Wende vorn vorne starten musste. Denn hier warten ganz neue Probleme auf sie. Allerdings hätte ich mir mehr Einblicke in Normans Verhalten und seine Gründe gewünscht.
In allem war es eine außergewöhnliche Geschichte, die mir für vieles die Augen geöffnet hat, die ich gern gelesen habe und allen empfehlen möchte, die sich für China interessieren.

Bewertung vom 13.05.2023
Babel
Kuang, R. F.

Babel


schlecht

Mein Fazit gleich vorweg. Wenn die Äußerung von Dennis Scheck, dies sei das Aufregendste im Fantasygenre seit Harry Potter, stimmt, dann sehe ich schwarz für das Genre.
Ich hatte mich wirklich auf das Buch gefreut, das als spektakulärer Weltbestseller angekündigt wurde, habe mich auf Fantasy eingestellt, bekommen habe ich aber – ja was eigentlich? Es ist lediglich ein Roman, der in den 1830ern in einem alternativen Oxford spielt, mit einem Schuss Magie in Form von Silberwerken.
Zu Beginn konnte Kuang mich noch mitreißen. Robin wird als kleiner Junge aus China nach England gebracht, um an der Oxford Universität Übersetzung zu studieren. Doch das ist kein Akt der Menschlichkeit. Babel braucht Menschen, die in anderen Sprachen träumen und denken, denn nur sie können die Magie in den Silberbarren herstellen, die das Empire am Laufen halten. Doch über die Wirkungsweise der Magie erfahren wir nur wenig oder banales. Die Grundidee ist ganz nett, aber zu wenig ausgearbeitet. Und dann wird es zunehmend zäh.
Kuang wollte ihr ganzes Wissen über Etymologie unterbringen. Allein dafür scheint sie das Magiesystem geschaffen zu haben. Doch fühlte sich das für mich wie viele trockene Vorlesungen an. Statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wurde ich mit viel zu vielen unnötigen Details überschüttet. Wenn der Text nicht ausreichte, nutzte sie noch unzählige Fußnoten, um noch mehr Infos mitzuteilen. Schlimmer war aber, dass in den Fußnoten Dinge stehen, die der Erzähler nicht wissen konnte, die nicht zum Fortgang der Handlung beitrugen, sondern nur das Wissen der Autorin kundtaten. Irgendwann habe ich sie einfach nicht mehr gelesen.

Es fällt mir immer noch schwer, das Buch zusammenzufassen. Denn das war die größte Schwäche des Buches – die Zusammenhangslosigkeit. Mal gibt es ein Stück Handlung, das dann wieder abbricht, dann folgen eintönige Vorträge, dann erfolgt ein Zeitsprung, der keine nachvollziehbare Entwicklung beinhaltet, dann folgt wieder Geschichtsunterricht. Dieses Buch ist einfach nicht gut erzählt. Es gab keine Überraschungen, keine neuen Erkenntnisse, keine Wendungen. Der Plot ist dünn und lückenhaft, die Figuren nur Sprachrohre der Autorin.
Durch die großen Zeitsprünge versäumt es Kuang, ihre Charaktere glaubhaft zu entwickeln. Ihre Handlungen sind sprunghaft, teils naiv, oft nicht nachvollziehbar. Mir scheint es, als wollte sie unsere heutigen modernen Ansichten zu Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Imperialismus darstellen, denn von Zeigen kann nicht die Rede sein. Und es passt auch nicht in die damalige Zeit. Immer wieder kommt es zu Szenen, die deutlich machen, wie rassistisch und frauenfeindlich die Menschen damals waren. Doch das reicht nicht, Kuang muss es uns anschließend noch erklären und uns sagen, wie wir das zu bewerten haben. Hält sie ihre Leser wirklich für so unmündig?
Ach ja, Gesellschaftskritik gab es dann auch noch, als Kuang über die Auswirkungen der industriellen Revolution und den nahenden Opiumkrieg schreibt. Auch die wurde nicht glaubhaft mit den Charakteren verbunden. Wir betrachten alles nur durch die Babel-Blase, die Auswirkungen auf den Rest der Gesellschaft werden nur reingeworfen. Spürbar, nachvollziehbar war hier nichts.

Und der Schluss war für mich nichts als provoziertes Drama, das dem Ganzen dann noch die Krone aufgesetzt hat. Das schlechteste Ende, das ich je gelesen habe, schade, dass ich nicht spoilern darf.

Ich habe am Ende keine Ahnung, welche Geschichte Kuang mir wirklich erzählen wollte, sie hat sich komplett in Statements verzettelt.

Bewertung vom 12.05.2023
Die Insel der Unschuldigen
Kidd, Jess

Die Insel der Unschuldigen


ausgezeichnet

Jess erzählt uns die Geschichte zweier neunjähriger Kinder auf zwei Zeitebenen.
Mayken sticht 1628 mit der Batavia, einem Schiff der Niederländischen Ostindien-Kompanie in See, um nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrem Vater zu gelangen, einem reichen Handelsvertreter in Java. Mayken ist ein aufgewecktes, neugieriges Kind, dass sich nicht um Verbote schert, und die Langeweile auf der mehrmonatigen Reise damit verbringt, die unteren Decks der Batavia zu erforschen. Ich mochte Mayken sofort, ihre Unbekümmertheit, ihre Furchtlosigkeit, ihre Freundlichkeit zu jedermann. Doch die Eintönigkeit, die fremden Geräusche, die Gerüchte um die unteren Decks lassen alte schaurige Geschichten lebendig werden. Bullebak, ein aalähnliches Wesen treibt sein Unwesen an Bord und ist angeblich für den Tod von einiger Menschen verantwortlich.
Die Batavia sank vor der Küste Westaustraliens, die wenigen Überlebenden stranden auf einer kargen Insel. Die anschließende Meuterei wird vielen von ihnen das Leben kosten. (So weit die reale Geschichte.)
1989 wird der neunjährige Gil auf dieser Insel ankommen, auf der sich in der Saison ein paar Langustenfischer in kargen Behausungen niedergelassen haben. Auch Gil hat seine Mutter verloren und soll nun auf Beacon Island seinem wortkargen Großvater beim Fischen helfen. Hatte er bisher kein leichtes Leben, so wird es ihm hier nicht besser gehen, steht er doch schnell im Kreuzfeuer der rivalisierenden Erwachsenen. Das Einzige, was Gil fasziniert, sind die Ausgrabungen der Wissenschaftler, die die Überreste der damals gesunkenen Batavia bergen. Auch diese Gegend ist wie geschaffen für gruselige Geschichten, heißt es doch, Little Mays Geist würde noch immer auf der Insel leben.

Das schöne friedliche Cover täuscht darüber hinweg, was wir in Kidds neustem Buch zu erwarten haben. Es ist mein 2. Buch der Autorin, aber ich bin jetzt schon ein großer Fan von ihrem außergewöhnlichen Erzählstil. Auch hier begegnen wir wieder typischen Außenseitern und Übernatürlichem. Man sollte hier zumindest etwas für Schauergeschichten übrighaben und sich mitreißen lassen.
Ich mochte es sehr, wie sie die beiden Geschichten fiktiv miteinander verknüpfte. Gerade das Wissen um das wahre, grausame Ende der Passagiere der Batavia hat die Spannung enorm angezogen. Doch auch in Gils Geschichte liegt eine spürbare Bedrohung, die sich parallel zuspitzt. Hier wird von menschlichen Abgründen, Elend, Überlebensinstikt, Ungerechtigkeit und Außenseitern erzählt, das mir zum Teil sehr nahe gegangen sind. Einzig die Zeit, die Mayken auf dem Schiff mit ihren Erkundungen verbringt, ist zumindest teilweise heiter, wenn auch immer mit lauerenden Gefahren gespickt. Doch die Düsternis, die Kidd hier gekonnt inszeniert, hat mich gepackt. Sie hat zwei Welten konstruiert, die für zarte Kinderseelen nicht die richtigen Orte sind und doch müssen Mayken und Gil irgendwie damit zurechtkommen und Strategien entwickeln, nicht daran zu zerbrechen. Auch da hat mich Kidd überzeugt, dass es oftmals nur die Flucht in eine Fantasie- oder Scheinwelt sein kann.

Wahrscheinlich wird die Geschichte aufgrund des Übernatürlichen nicht jedermanns Geschmack sein, aber ich wurde bestens unterhalten. Aber wer historischer Abenteuergeschichten mag, ist hier mit Sicherheit richtig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.05.2023
Die unverhoffte Genesung der Schildkröte
Bensch, Marc

Die unverhoffte Genesung der Schildkröte


ausgezeichnet

Ich habe ja schon wirklich viel gelesen in meinem Leben, aber dass mich jemand noch überraschen kann, kommt nur sehr selten vor. Marc Bensch hat es geschafft. Und zwar mit der Art und Weise, wie er seine skurrile Geschichte um Schein und Sein erzählt. Neugier wurde quasi mein zweiter Vorname während des Lesens.
Warst du schon mal Teil einer Geschichte?

»Ich weiß, du denkst, du hättest mit all dem nichts zu tun. Dass dies nur eine Geschichte sei, die dich nicht betrifft. Aber du täuschst dich. Du bist ein Teil dieser Geschichte. Ob du es willst oder nicht. Du bist sogar ein ganz wesentlicher Teil dieser Geschichte. Denn du bist der einzige, der die Katastrophe abwenden kann. Und ja, ich spreche mit dir.« S.8

Ja, hier spricht der Erzähler mit dir, auch wenn du im ersten Moment nicht weißt, wohin das führen soll. Aber es schärft die Aufmerksamkeit, es könnte einem ja was entgehen.
Der Journalist Paul Gram hat´s nichts so mit der Wahrheit und sein Erfolg beruht auch auf Skandalstorys, die er sich aus den Fingern gesaugt hat. Seine neueste, dass es Klüngelei bei der Vergabe von Aufträgen in der Stadtverwaltung gegeben hat, macht da keine Ausnahme. Nur hat er keine Ahnung, wie nah er an der Wahrheit ist.
Und das wird das Leben eines kriminellen Unternehmensbosses, eines frustrierten Detektivs und eines rachsüchtigen Schwindlers ganz schön durcheinanderbringen. Ach ja, da wäre noch ein unschuldiger Buchhalter, dem ein Schlaganfall ein Dauerlächeln ins Gesicht gemeißelt hat.
Bensch ist ein großartiger Erzähler und lässt vor unseren Augen lebendige Charaktere entstehen. Männer, denen Egoismus nicht fremd ist, die den Widrigkeiten des Alltags gern mal aus dem Weg gehen oder sich vom Leben verraten fühlen. Nach vielen humorvollen Episoden aus dem Leben macht alles Sinn, alles fühlt sich logisch an, bis … naja, da war ja noch dieser Erzähler.

Er spricht ja ab und zu mit uns, mal schiebt er eine witzige Bemerkung nach, mal prüft er uns, ob wir auch noch aufmerksam sind. Und dann passiert es. Einem der Protagonisten schwant, dass sie alle nur ein Teil der Geschichte sind. WTF! Echt jetzt? Wie um Himmelswillen muss es sich anfühlen, wenn Figuren nicht mehr das machen, was sie laut Autor tun sollen? An der Stelle musste ich das Buch erstmal weglegen und herzhaft lachen.
Die ganze Geschichte, ihr könnt es euch denken, nimmt eine komplett andere Wendung. Und das war nicht nur überraschend und lustig. Ja, man macht sich auch so seinen Kopf. Ihr kennt doch das Ding mit der Matrix?
Aber nicht nur die crazy Geschichte mit dem manchmal derben Humor hat mich begeistert. Bensch Sprache setzt dem Ganzen noch das Sahnehäubchen auf, leicht und locker von der Seele weg schreibt er so bildhaft, dass ich tatsächlich den Eindruck hatte, ich sei Teil dieser Geschichte. Und dabei tut es keinen Abbruch, dass der Lächler, der Schnüffler und der Schmierfink keine sympathischen Vertreter ihrer Gattung sind.
Intelligent erzählt, unterhaltsam, mit derben Humor ist dieser Roman über Schein und Sein, über Selbstbestimmung und Fremdsteuerung ein wahres Vergnügen. Ich möchte das Buch aber auch allen Autoren ans Herz legen, die das Gefühl kennen, dass ihre so sorgfältig ausgearbeiteten Figuren plötzlich ein Eigenleben beginnen und nicht mehr tun, wozu sie geschaffen wurden.

So, und wer nun Angst hat, in dem Buch kämen nur Männer vor, den kann ich beruhigen. Da gibst es ein paar Damen, die zu den Geschehnissen ihr übriges tun. Und was das jetzt alles mit einer Schildkröte zu tun hat, solltest du selbst lesen

Bewertung vom 08.05.2023
Das dritte Licht
Keegan, Claire

Das dritte Licht


ausgezeichnet

Auf weniger als 100 Seiten begleiten wir ein namenloses Mädchen einen Sommer lang. Sie ist 7 oder 8 Jahre alt und wird von den Eltern zu entfernten Verwandten gebracht, wir sind Anfang der 80er Jahre in Irland auf dem Land. Nur langsam setzt sich das Milieu zusammen, in dem sie aufwächst, spärlich, in wenigen Sätzen. Ihre Mutter ist schon wieder schwanger, wieder ein Mund mehr zu stopfen. Der Vater, ein Spieler und Trinker. Es mangelt an vielem, vor allem aber an Liebe und Zuwendung. Doch sie kennt ja nichts anderes.

»Ein Teil von mir will, dass mein Vater mich hier lässt, ein anderer Teil, dass er mich wieder zurückbringt, zu dem, was ich kenne. Ich stecke in der Zwickmühle, wo ich weder die sein kann, die ich immer bin, noch zu der werden kann, die ich sein könnte.« S.15

In reduzierten Miniaturszenen erleben wir, wie sich die Welt des Mädchens ändert. Bei den Kinsellas gibt es Rhabarberkuchen und ein heißes Bad, in dem noch niemand vor ihr gebadet hat. Aber vor allem gibt es Liebe, Zuneigung und Verständnis. Doch es gibt auch ein trauriges Geheimnis, dass einen Schatten über die glücklichen Tage wirft.

Das Bedrückende an der Geschichte war die Tatsache, dass das Mädchen in eine völlig normale Welt kommt, doch allein durch ihre Gedanken fühlt man, wie groß der Unterschied zu ihrem bisherigen Leben ist.

»Hier gibt es Raum und Zeit zum Denken. Vielleicht bleibt sogar Geld übrig.«

Durch die Ich-Perspektive des Mädchens, geschrieben im Präsens, gelangen wir nur schrittweise in seine augenblickliche Welt. Was das Mädchen nicht weiß, was es sich nicht erklären kann, erfahren wir auch nicht als Leser. Es ist ein Herantasten, ein Miterleben. Aber immer schwingt eine latente Spannung mit. So, als würde die Idylle nur trügerisch sein und jeden Moment wie eine Seifenblase platzen.

Das gelingt Keegan vor allem durch die Präzision der Sprache, der wenigen Sätze, die ein exaktes Bild in unserer Vorstellung schaffen. Anderes wird verschwiegen oder nur angedeutet. Deshalb ist es so wichtig, jeden einzelnen Satz in Ruhe zu lesen, erst dann entsteht ein Bild, dessen Lücken nach und nach geschlossen werden.
In diesem Buch gibt es keine Effekthascherei, keine Bewertung oder Auseinandersetzung. Es ist ein leises, schweigsames Buch, dessen Kraft in der Erzählweise an sich liegt. Mit viel Sensibilität sich in die Welt eines Mädchens hineinzuversetzen, die von Lieblosigkeit geprägt war und Spuren hinterlassen hat.
Das Ende ist offen, lässt sich interpretieren und lädt dazu ein, das Buch gleich noch mal von vorn zu lesen. Und das werde ich jetzt auch tun, denn es hat mich zutiefst bewegt.

Bewertung vom 03.05.2023
Troubadour / Bruno, Chef de police Bd.15
Walker, Martin

Troubadour / Bruno, Chef de police Bd.15


sehr gut

Seit Jahren folge ich nun schon Bruno – Chef de police ins schöne Perigord, in sein heiles Städtchen Saint Denis. Ja, man kennt sich inzwischen im Ort und freut sich auf ein Wiedersehen. Und für alle, die die Reihe nicht kennen, man kann tatsächlich quereinsteigen, denn Walker stellt Brunos wichtigesten Freunde und Kollegen genauestens vor.
In seinem 15. Fall hat Bruno wieder alle Hände voll zu tun. Kurz vor dem alljährigen Sommerkonzert wird von der spanischen Regierung ein Song auf den Index gesetzt, der sich für die Unabhängigkeit Kataloniens ausspricht. Das sorgt auch in Saint Denis für einigen Wirbel, denn die Gruppe Les Troubadoures will mit diesem, ihrem, Lied auftreten und gerät ins Visier von Terroristen. Walker gibt uns tiefe Einblicke in die Kulturgeschichte der musikalischen Tradition der Troubadoure, der okzitanischen Kulturgeschichte, die sich von Spanien bis nach Frankreich ausbreitet. Geschickt verwebt er sie mit dem politischen Geschehen Westeuropas und zeigt, wie schnell internationale Konflikte dadurch entstehen können. Wieder hat Walker tief recherchiert und keinen einzigen Zusammenhang unausgesprochen gelassen.
Aber auch Brunos gute Freundin Florence benötigt seine Hilfe. Ihr gewalttätiger Exmann wird aus dem Gefängnis entlassen und will seine Kinder sehen. Er beteuert, dass er sich geändert hätte, doch sie glaubt ihm nicht und hat Angst. Bruno muss einige Hebel in Bewegung setzen, um zu einer Lösung zu finden.
Und natürlich wird wieder reichlich gekocht, Tennis gespielt und mit dem niedlichen Bassett Balzac geknuddelt.

Also alles beim Alten im schönen, beschaulichen Saint Denis. Brunos kulinarische Ablenkungen sorgen für etwas Ruhe und Beschaulichkeit, während hochrangige Offiziere versuchen, politische Verspannungen abzuwehren. Und trotzdem hat mich die Geschichte nicht so gefesselt, wie viele vorher.

Walker geht sehr detailliert, manchmal etwas langatmig und vortraghaft an seine Geschichte, um uns sämtliche Zusammenhänge und Einzelheiten mitzuteilen. Gerade die vielen Erläuterungen von Waffensystemen waren etwas zäh. Begeistert hat mich allerdings das Hintergrundwissen zum islamischen Einfluss auf die europäische Renaissance. Man sollte beim Lesen etwas Sitzfleisch haben. Als Walkers Krimis noch viel historischen Background hatten, habe ich mich wohler gefühlt. Aber das ist mein persönlicher Eindruck. Trotzdem bekommt die Reihe von mir eine Leseempfehlung, weil Walker es wie kein anderer schafft, politisches Zeitgeschehen, französische Kultur und Geschichte zu einem lesenswerten, spannenden Ganzen zu verweben. Ich wünsche mir allerdings, dass Walker zu seiner alten Form zurückfindet.

Bewertung vom 26.04.2023
Als wir Vögel waren
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


sehr gut

Magischer Realismus aus der Karibik
Ayanna Lloyd Banwos Debüt beginnt mit einer wunderschönen, mystischen Schöpfungsgeschichte, die mich sofort eintauchen ließ. Erzählt in einer beschwörenden, rhythmischen Sprache, als wolle sie die Geister lebendig werden lassen.
Die Geschichte spielt im fiktiven Port Angeles, Trinidad. In der lebendigen, pulsierenden Stadt liegt Fidelis, ein uralter und weitläufiger Friedhof, auf dem rastlose Seelen ruhen. Und hier werden sich unsere Protagonisten begegnen.

Darwin wächst auf dem Land auf und wird von seiner Mutter mit den Werten des Rastafari-Glaubens erzogen. Doch die prekäre finanzielle Situation zwingt ihn, den erstbesten Job in der Stadt anzunehmen. Ausgerechnet eine Stelle als Totengräber, wo ihm seine Religion doch den Umgang mit Toten verbietet. Das liebevolle Verhältnis von Mutter und Sohn droht zu zerbrechen, als er ihren Warnungen zum Trotz den Job annimmt. Dass bereits sein Vater vor vielen Jahren aus der Stadt nicht zurückkam, ist für die Mutter kein gutes Omen.

Yejide wächst in einem großen Mehrgenerationenhaus in Morne Marie auf. Lauscht voller Begeisterung den alten Geschichten über Leben und Tod, die ihre Großmutter ihr als Kind erzählt. Doch sie ahnt nicht, wie sehr ihr Leben mit dieser Welt der Toten tatsächlich verbunden ist. Nachdem Yejides Mutter gestorben ist, sieht sie sich mit einem spirituellen Erbe im Stich gelassen, von dessen Tragweite sie keine Vorstellung hat. Denn in Morne Marie sind es die Frauen, die für Ruhe in die Welt zwischen den Lebenden und den Toten sorgen.

„Alle nannten sie Maman. Sie ist die Erste in der Familie, an die sich noch jemand erinnert. Als ich klein war, hat mir meine Granny oft eine Geschichte über sprechende Tiere und einen großen Krieg erzählt. In der Geschichte wird die Welt durch den Tod zerrissen, die Lebenden schaffen es nicht mehr, die Toten aufzuwiegen. Da verwandeln sich die Vögel der alten Zeit in Corbeaux – Aasvögel – und vertilgen die Toten. Das Gleichgewicht ist wiederhergestellt. Sie haben die Welt gerettet.“ S. 268

Während Darwin erkennen muss, dass die Gefahr für ihn nicht von den Toten, sondern von seinen Kollegen ausgeht, hadert Yejide mit ihrem Erbe und sehnt sich nach einem normalen Leben. Am Tor von Fidelis führt die Vorsehung die beiden jungen Menschen zusammen und es beginnt eine magische Liebesgeschichte.

Zwei junge Menschen, deren gewohnte Welt aus den Fugen gerät, die mit ihrem Schicksal hadern und deren unterschiedliche Leben zu einem verschmelzen. Und das alles vor einer lebendigen karibischen Kulisse, in der der Geisterglaube tief verwurzelt ist. Mit der gekonnten Verknüpfung von Liebes- und Geistergeschichte mit einem Schuss Krimi hat mich die Autorin einfangen können. Lloyd Banwo schafft eine dramatische, mystische Atmosphäre, die mich auf vieles neugierig gemacht hat. Ich wusste nichts über den Glauben der Rastafari und deren Verbot, mit Verstorbenen in Kontakt zu kommen. Und was kann es Besseres geben, als ein Buch, das neugierig macht auf eine fremde Kultur.
Abwechselnd folgen wir den Perspektiven der beiden Charaktere auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt. Was zunächst sehr langsam beginnt, nimmt in der zweiten Hälfte des Buches rasant an Geschwindigkeit zu, sodass mir das Ende ein bisschen zu schnell kam. Gerade über Yejide hätte ich gern noch mehr erfahren.

Die Karibik, ein völlig neues literarisches Feld für mich, auf das ich sehr neugierig war. Und ich muss sagen, es fühlte sich sehr karibisch an. Lloyd Banwo schafft sehr lebendige Bilder von einer pulsierenden Stadt, im Gegensatz zu der trügerischen Ruhe auf dem alten Friedhof. Lloyd Banwos erzählerisches Talent hat mich durch die Geschichte getragen, besonders der mystische Teil hat mich fasziniert. Im Anhang gibt es außerdem ein sehr aufschlussreiches Interview mit der Autorin über die Entstehung des Romans. Trotz minimaler Kritik bekommt das Buch von mir eine große Empfehlung. Eine Geschichte so bunt wie das Cover.

Bewertung vom 21.04.2023
Durch das große Feuer
Winn, Alice

Durch das große Feuer


gut

Das Buch hat es mir nicht leicht gemacht und ich kann mich den zahlreichen Lobeshymnen nicht uneingeschränkt anschließen. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Gaunt und Ellwood sind keine 17 Jahre alt, als England Deutschland den Krieg erklärt. Noch sind sie Schüler im fiktiven Eliteinternat Preshute, das allein schon einem Schlachtfeld gleicht. Mobbing und sexuelle Übergriffe sind an der Tagesordnung, Mitschüler werden aus Lust und Laune heraus verprügelt. Homosexualität scheint aber nicht das Problem zu sein, auch wenn es nicht ausgesprochen wird. Ellwood und Gaunt fühlen sich voneinander angezogen, haben aber auf unterschiedlichste Weise mit anderen Jungs sexuelle Kontakte.
Auf diesen ersten 100 Seiten hat es mir die Autorin mit ihren dialoglastigen Schilderungen und einer sehr distanzierten 3. Perspektive schon schwer gemacht. Ich habe eine Weile gebraucht, bis mir klar wurde, dass es sich wie ein Drehbuch anfühlte, nicht wie ein Roman. Verstärkt hat das auch noch ihr Schreibstil, der mir leider nicht gelegen hat.
Es wurde besser, als die Jungs mit wehenden Fahnen fürs Empire in den Krieg zogen. Gaunt, der sich als 1. freiwillig an die Front meldet, wird schnell ernüchtert im schlammigen Schützengraben. Ellwood folgt ihm nach, doch da hat der Krieg Gaunt schon zu einem anderen Menschen gemacht. Nach und nach kommen andere Mitschüler und es werden bereits Wetten abgeschlossen, wie lange sie überleben. Sie sterben reihenweise nach kürzester Zeit und in Preshute wartet man nur darauf, ihre Todesmeldung »In Memoriam« (So der passendere Originaltitel) in der Internatszeitung zu lesen, die sich über das ganze Buch verteilen. Diese, damals an der Front geschönten Todesnachrichten, vermitteln der Geschichte eine bittere, fühlbare Realität.

Winn erspart uns keine Einzelheiten, wenn es um die Brutalität des Krieges geht. Dieser Teil startet authentisch und eindrücklich, zieht sich dann aber hin. Sie geht Themen an wie Klassenzugehörigkeit, Patriotismus, Feigheit und Kriegstraumata. Neben den beiden Protagonisten gibt es aber nur noch Hayes, der dreidimensional genug ist, der Rest – und es sind viele – ist Kanonenfutter.

Vergessen wir bei all dem nicht, dass wir uns am Anfang des 20. Jhds. befinden und Homosexualität nicht nur eine kleine Sünde war. Allerdings scheint es mir nicht realistisch, dass die Liebe der beiden von ausnahmslos allen, vor denen sie sich outen, so gleichgültig hingenommen wurde. Nicht mal als anstößig wurde es empfunden. Damit verliert die ganze Geschichte an Authentizität.

Für mich war die Lektüre durchwachsen, trotz vieler guter Momente habe ich mich letztlich schwergetan, habe die Liebesgeschichte nicht fühlen können. Ich denke, es geht darum zu zeigen, dass die Helden und Verlierer des Krieges nicht alle heterosexuell waren. Welchen Gefahren Homosexuelle zu dieser Zeit ausgesetzt waren, welche Konsequenzen ihr Outing nach sich gezogen hätte, wird hier umschifft.