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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Jule
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 159 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2022
Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3
Izquierdo, Andreas

Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3


ausgezeichnet

Ein wirklich wunderbarer dritter Teil der Geschichte um Carl, Isi und Artur. Die Handlung knüpft nahtlos an Teil 2 an und von der ersten bis zur letzten Seite wird die Spannung hochgehalten. Für mich ist dieser Teil der rasanteste, sowohl von der Entwicklung der Geschehnisse als auch vom Schreibstil. Die drei Freunde stehen im Mittelpunkt einer Intrige. Ein Anschlag, viele tote bekannte und neue Gesichter und im Zentrum die starke Freundschaft und das Füreinander-Einstehen. Dabei zeigt vor allem auch Carl ganz neue Facetten und muss hinterfragen, wie weit er für seine Freunde bereit ist zu gehen. Viele interessante Randfiguren treten auf und wieder ab, insbesondere Gustav hätte ich gern länger verfolgt. Die Schauplätze und der zeitliche Hintergrund, der Kampf ums Überleben, die Moral und Not dieser Zeit sind sehr gut eingefangen. Die letzten Seiten sind dann wirklich überbordend voll und sehr emotional, aber wie ich finde durchaus angemessen. So bekommt auch Falk noch seinen Moment. Ein ganz kleiner Hoffnungsschimmer regt sich in mir, dass das Abenteuer und Schicksal der Freunde noch nicht ganz zu Ende erzählt ist. Ich würde mich sehr freuen.

Bewertung vom 07.11.2022
Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1
Roth, Charlotte

Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1


sehr gut

Ein gut zu lesender Roman über mutige Frauen in den 20er Jahren. Nina zieht es zum Theater. Sie will traumhafte Revuen auf die Bühne bringen, die Menschen nur wenige Minuten ihren Alltag vergessen lassen. Doch der Weg ist alles andere als leicht. Türen öffnen sich für Frauen nicht wirklich und so muss Nina viel Kraft, Mut und Beharrlichkeit beweisen, um ihre Träume und die ihrer Wunderfrauen wahr werden zu lassen. Dabei begleitet sie die Tänzerin Jenny, die Künstlerin Sonia und viele kleine und große Helden. Der Schreibstil ist flüssig, die Geschichte liest sich leicht und die Figuren wachsen mir ans Herz. Stellenweise entwickelt sich die Handlung für mich etwas langsam und am Ende ist mir insbesondere die Geschichte von Tante Sperling etwas zu unrealistisch. Dennoch begleite ich Nina, Anton, Jenny, Sonia, Alfred und und und sehr gerne auf ihrem Weg im Berlin der Goldenen und auch düsteren 20er. Der geschichtliche Hintergrund ist gut eingefangen und der Leser erfährt viel über das Theater zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ich freue mich auf den nächsten Teil.

Bewertung vom 20.10.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


sehr gut

Ein Buch, das mich sehr überrascht hat und über das ich suche noch lange nachdenke. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Elsa, die im ersten Teil neun Jahre alt ist und die den grausamen Mord an ihrem Rentier beobachten muss. Aus Angst schweigt sie über den Täter. Nach und nach taucht der Leser tiefer in die Geschichte der Samen, der Rentierzucht und Konflikte vor Ort ein. Elsa muss Viele Schicksalsschläge und weitere Angriffe auf ihre geliebten Tiere in Kauf nehmen, während sie zu einer starken Frau heranwächst. Dann im zweiten Teil, ein Zeitsprung von 10 Jahren. Erschreckenderweise hat sich an den grausamen Überfällen auf Rentiere nichts geändert, die Polizei kann und will der Sache nicht wirklich auf den Grund gehen. Doch Elsa will nicht mehr schweigen. Dann eskaliert die Situation. Die letzten Kapitel lesen sich fast wie ein spannender Krimi. Mich berührt das Schicksal der Samen sehr, auch die psychischen Probleme der Menschen, die teils nicht wissen, wie es weitergehen soll. Die Verzweiflung, Angst und teilweise Resignation sind erschreckend. Besonders das Verhalten des kleinen Jon-Isak bestürzt mich, der aus Angst nicht mehr zur Schule geht und dem Hass auf Elsa projiziert. Ein starkes, berührendes Buch, das seinen besonderen Zauber Seite um Seite entfaltet.

Bewertung vom 02.10.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


ausgezeichnet

Ein Buch, das mich äußerst positiv überrascht. Meiner Meinung nach kein klassischer Thriller, eher ein sehr spannender Krimi über Schuld, Freundschaft und tragische Verwicklungen. Im Mittelpunkt steht der Mord an einer jungen Künstlerin, die als Kellnerin jobbte und den Sommer in der Kleinstadt verbrachte. Überlagert werden die Ermittlungen von einem schweren Sturm vor 12 Jahren, der immer noch seine Schatten wirft. Kieran und seine Freundin sind in ihren Heimatort zurückgekommen, um der Familie beim Umzug zu helfen und werden aufgrund des neuen Mordes mit alten Wunden konfrontiert. Insbesondere Kieran gibt sich die Schuld am Tod seines Bruders, der im Meer umkam, um ihn zu retten. Doch haben sich die Ereignisse wirklich so zugetragen? Welches Geheimnis verbergen die Freunde von früher? Hängt der Mord mit dem Verschwinden eines Mädchens vor 12 Jahren zusammen? Nach und nach werden Geheimnisse gelüftet und sicher geglaubte Realitäten müssen hinterfragt werden. Dabei erhöht sich die Spannung Seite um Seite und zum Schluss konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Die Charaktere sind gut beschrieben und die Szenerie wunderbar eingefangen. Ein Highlight.

Bewertung vom 24.09.2022
Stille blutet
Poznanski, Ursula

Stille blutet


gut

Ein Thriller, mit einem vielversprechenden Fall, der aber leider erst zum Ende hin Fahrt aufnimmt. Ich hatte mir hier leider mehr versprochen. Die ersten Kapitel um den Mord an der Moderatorin packen mich noch. Doch dann verliert sich für mich zunehmend die Spannung. Ich bleibe einfach nicht dran, bin nicht wirklich gefesselt. An den Ex als Täter glaube ich zu keiner Zeit, ist zu konstruiert, was sich dann ja auch bestätigt. Die Ermittler sind durchaus facettenreich und ausbaufähig in weiteren Teilen der Serie. Auch ein kurzer Wien-Besuch kann meine Begeisterung nicht anfachen. Durch 2/3 des Buches kämpfe ich mich mehr oder weniger durch. Das letzte Drittel ist dann wieder spannender. Besonders die Frage, wie es dem Hauptverdächtigen gelingt, sich aus dem Gewirr an Indizien und gestellten Fallen zu befreien. Etwas schade, denn ich hatte mich wirklich auf den Thriller gefreut.

Bewertung vom 07.09.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1


sehr gut

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich etwa 80 Seiten brauchte, um mich in die Geschichte einzufinden und einzulesen. Dann hatte es mich aber gepackt. Ein geheimnisvolles Gemälde, Kunstraub im besetzen Paris und die Verstrickung bis in höchste Kreise beim BKA. Alle Fäden Lauf bei Lennard Lomberg zusammen. Kunstexperte spezialisiert auf Nazi-Beutekunst und schnell über und über im Fall verstrickt. Ich muss mich beim Lesen schon sehr konzentrieren, viele Personen und Handlungsstränge kreuzen sich. Decknamen und neue Existenzen machen es nicht leichter, den Überblick zu behalten. Doch nach und nach setzt sich aus vielen kleinen Puzzleteilen das Gesamtbild zusammen. Besonders berührt und verstört haben mich die Geschehnisse zwischen 1940 und 1966. Das tragische Schicksal des Max Ruscher, der zufällig in einen Fall gerät, der zu seiner ganz großen Lebenstragödie wird, ist sehr gut eingefangen. Auch die Figur Lomberg Seniors ist sehr facettenreich. Es gibt auch sehr viele unsympathische Charaktere auf diesem Politik- und Kunstparkett. Natürlich ist der Krimi am Ende Fiktion, aber erschreckend ist die Erkenntnis, dass mir das Gelesene gar nicht so weit hergeholt scheint. Wirklich packend und überraschend neu.

Bewertung vom 03.09.2022
Genießen in Wien
Maier, Sabine

Genießen in Wien


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch über Wien, Kulinarik, Restaurants und Delikatessen. Besonders ansprechend ist die sehr hochwertige Aufmachung des Buches. Tolle Bilder, schönes Format und inspirierende Texte. Sehr anschaulich erhält man einen top Überblick über die leckersten Adressen der Stadt. Ob Märkte und Streetfood, Rooftop- oder Szenebar, Kaffeehaus, Wirtshaus oder Heuriger - hier kommt jeder auf den Geschmack.

Bewertung vom 29.08.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


sehr gut

Ein zauberhaftes Buch, das gefühlvoll und sehr bildhaft geschrieben ist. Dennoch ist es nicht sentimental oder trivial sondern äußerst berührend. Wie ein Hauch von Süße und doch etwas Bitterem. Elfie, die Hauptfigur, ist ein Einzelgänger, ihr fällt es nicht leicht, sich auf andere einzulassen. Ihre Bestimmung ist der Schokoladenladen mit Konfiserie Unter den Linden. Wir begegnen vielen kleineren und größeren Figuren, jede hat ihren Platz und steht doch für sich in diesem Berlin 1936. Die Stadt hat sich verkleidet und zeigt die hässliche Fratze der Ausgrenzung und des Hasses nicht ganz so offen. Doch überall weht Unheil, Abschied und Schwere mit. Der jüdische Buchhändler muss die wohl schwerste Entscheidung seines Lebens treffen. Die alte Madame Conte offenbart das Geheimnis einer unglücklichen Liebe. Elfie beginnt sich der Liebe zu öffnen. Die meisten Geschichten bleiben am Ende offen, was ich sehr gut gewählt finde, um den Zauber nicht zu zerstören. Besonders und für mich ein Highlight sind die kurzen, kursiv geschriebenen Kapitel aus Sicht der Linden. Ungewöhnlich, aber beinahe magisch. Ein wirklich schönes Buch, das viel weniger kitschig daherkommt als die äußere Aufmachung vermuten lässt.

Bewertung vom 22.08.2022
Die Wagemutige
Bernard, Caroline

Die Wagemutige


ausgezeichnet

Ein bewegendes und äußerst interessantes Buch über eine Frau im Widerstand. Ich hatte vor der Lektüre noch nichts von Lisa Fittko gehört. Ihr Leben und ihr Mut im Kampf gegen das Naziregime sind bewundernswert. Caroline Bernard zeigt aber auch die Frau hinter der Kämpferin. Ihre Träume und Zweifel, die Sehnsucht nach Liebe und Frieden sind sehr packend eingebunden. Die Schauplätze Marseille sowie die Grenzdörfer zwischen Spanien und Frankreich sind sehr bildhaft beschrieben. Immer wieder begegnen dem Leser bekannte Namen aus Kunst und Literatur, aber auch viele starke Frauen. Die Liebesgeschichte zwischen Lisa und Louis rührt mich, auch wenn sie so nicht überliefert ist. Ich möchte auf jeden Fall mehr über Lisa Fittko erfahren. Ein wichtiges Buch über eine starke Frau, die nicht in Vergessenheit geraten sollte. Wirklich sehr lesenswert.

Bewertung vom 20.08.2022
Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3
Storks, Bettina

Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3


gut

Ich bin etwas zwiegespalten, was dieses Buch betrifft. Einerseits fasziniert mich die Geschichte um Ingeborg Bachmann und Max Frisch, die Hintergründe zweier bewegter Schriftstellerleben. Andererseits kann ich mich mit Max Frisch nicht anfreunden. Stellenweise stößt mich sein Selbstmitleid und seine Eifersucht, sein Wahn fast ab. Ich finde absolut nichts Anziehendes an dem disziplinierten Schweizer. Ingeborg Bachmann ist da schon eher nach meinem Geschmack. Eine faszinierende Frau und Schriftstellerin. Sie trägt mich durch die Geschichte. Ihre Liebe zu Rom und den Worten überträgt sich auf mich. Die Liebesgeschichte in der ersten Hälfte langweilt mich irgendwann ein bisschen, ich muss mich stellenweise zwingen dran zu bleiben. Die Trennung ist wie eine Befreiung, auch für mich als Leser. Der Epilog versöhnt mich etwas mit Max Frisch. Der Schreibstil gefällt mir. Der Roman macht auf jeden Fall Lust, sich noch intensiver mit dem Werk der beiden Autoren zu beschäftigen.