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Benutzername: 
Sabine
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Köln
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https://buchmomente.blogspot.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 404 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2015
Das Licht der letzten Tage
Mandel, Emily St. John

Das Licht der letzten Tage


sehr gut

Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, auch wenn postapokalyptische Romane nicht zu meinem Lieblings-Genre zählen, aber die vielen positiven Stimmen und das wunderschön gestaltete Cover haben mich dann doch überzeugt, das Buch lesen zu wollen.
Die Geschichte spielt auf verschiedenen Zeitebenen. Einige Charaktere lernt man vor der schrecklichen Pandemie kennen, einige etwa 20 Jahre nach dem grässlichen Virusausbruch, dem 99% der Weltbevölkerung zum Opfer fallen. Letztlich aber sind es zwei Hauptcharaktere, die man begleitet – den Schauspieler Arthur Leander, der vor Ausbruch der Pandemie ein genussreiches Leben führt und dann kurz vor Ausbruch der todbringenden Infektion an einem Herzinfarkt stirbt, und Kirsten Raymonde, die sich in der post-pandemischen Zeit einer Schauspieltruppe angeschlossen hat, die durchs Land zieht, Shakespeare rezitiert und Musikstücke vorführt. Natürlich gibt es noch viele weitere Charaktere, die mal eine größere, mal eine kleinere Rolle einnehmen, und von denen der Leser erst nach und nach erfährt, wie sie miteinander verbunden sind oder waren.
Wirklich wunderbar gelungen ist es der Autorin, die verschiedenen Stimmungen zu den unterschiedlichen Zeiten einzufangen – war das Leben vor der todbringenden Virusinfektion genussreich, lebendig, bunt und farbenfroh, so hat sich dieses Bild in der Postapokalypse vollständig gewandelt – es ist nun trist und traurig, düster, und auch nach 20 Jahren kämpft jeder noch um das pure Überleben. Diese Gegensätze waren wirklich sehr eindrücklich und genau das empfinden auch Überlebende der Pandemie, die sich noch genau an ihr altes Leben erinnern können – und auch als Leser habe ich diese bedrückende Stimmung und melancholische Atmosphäre spüren können.
Was mir aber gefehlt hat in der Geschichte ist der rote Faden, und gerade in der ersten Hälfte wusste ich nicht, wo die Geschichte einen hinführen soll. Ich will nicht sagen, dass es langweilig war, aber es gab einfach keinen Spannungsbogen, keine Aktion – es wurde lediglich das Leben zu den verschiedenen Zeiten beschrieben. Erst in der zweiten Hälfte wird dann klar, wie die verschiedenen Charaktere zueinander stehen, was sie verbindet – und leider ist die Verbindung bei einigen doch nur sehr locker.
Die beiden Protagonisten Arthur und Kirsten waren mir nicht unsympathisch, aber richtig ans Herz gewachsen sind sie mir auch nicht – vermutlich habe ich deshalb auch nicht mit ihnen gefiebert und gelitten. Es gab aber einige Nebencharaktere, über die ich gerne mehr erfahren hätte und die mich weitaus mehr interessiert haben – hier meine ich zum Beispiel Jeevan in der Präapokalypse, der versucht, Arthur zu reanimieren, als der mit seinem Herzinfarkt mitten in einer Aufführung leblos zu Boden fällt oder auch Clark in der Postapokalypse, der Dinge aus der alten Zeit sammelt, um sie in einem Museum auszustellen. Diese beiden habe ich sofort in mein Herz geschlossen und von ihnen hätte ich gerne noch viel mehr erfahren.
Was ich zudem vermisst habe ich ein Kampfgeist bei den Überlebenden, irgendwie schienen mir alle sehr unselbstständig und abhängig, keiner zeigte auch Jahre nach der Katastrophe Ambitionen, etwas Neues aufzubauen, Dinge zu erschaffen oder eine neue Gesellschaftsform zu gründen. Das fand ich doch sehr befremdlich und auch nicht glaubhaft.
Toll ist dagegen der Schreibstil der Autorin – nicht nur, dass sie Stimmungen und Atmosphären wunderbar einfangen kann, ihr Schreibstil ist auch sehr bildhaft und an vielen Stellen poetisch. Er bleibt dabei aber flüssig zu lesen, so dass ich trotz meiner Kritikpunkte gut durch das Buch gekommen bin. Ich gebe knappe 4/5 Sternen.

Bewertung vom 05.09.2015
Kräuter der Provinz / Maierhofen Bd.1
Durst-Benning, Petra

Kräuter der Provinz / Maierhofen Bd.1


sehr gut

Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt in der Geschichte, in der eine Dorfgemeinschaft ihren eigenen Ort zu retten versucht, nachdem alle jungen Leute weggezogen sind und das Dorf Maierhofen auszusterben droht. Es ist eine illustre Runde an Menschen, die an diesem Projekt teilhaben und so schrullig manche Charaktere auch sind, habe ich sie alle irgendwie in mein Herz geschlossen. Ich habe daher mit ihnen gefiebert und gezittert, ob das Projekt, aus Maierhofen ein Genießerdorf zu machen, auch erfolgreich endet.
Toll fand ich vor allem, dass die Protagonisten eher zur Generation 40+ gehören und nicht beschönigt wird, mit welchen Problemen sie gerade kämpfen. Egal, ob es um ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen geht, Erkrankungen, die sich plötzlich bemerkbar machen oder auch die eingeschlichene Langeweile in der schon Jahrzehnte anhaltenden Ehe – hier schreibt die Geschichte wirklich das wahre Leben, und das hat mir sehr gut gefallen.
Die Geschichte selber ist sicherlich an vielen Stellen vorhersehbar und vor einigen Klischees macht die Autorin auch keinen Halt, dennoch aber hat es Spaß gemacht, die bunte Truppe bei ihren Bemühungen zu begleiten, dabei die einzelnen Charaktere näher kennenzulernen und sich schließlich schon fast als Teil von ihnen zu fühlen. Das liegt sicherlich auch an dem einnehmenden, wenn auch einfachen Schreibstil, der sehr lebendig ist und das Dorf Maierhofen zum Leben erweckt. Egal ob es der linkische Metzgermeister Edy ist, der vegetarische Würstchen anbieten möchte, die typische Hausfrau Christine, die durch das Projekt ganz neue Seiten an sich entdeckt oder aber die junge Jessy, die immer wieder neue Ideen hat, wenn es darum geht, aus einfachem Meersalz etwas besonderes zu machen.
Einmal im Dorf angekommen, setzte auch bei mir als Leserin eine Entschleunigung statt – und die habe ich sehr genossen. In Maierhofen ticken die Uhren einfach langsamer – aber nicht unangenehm, sondern eher so, dass man sich des Lebens wieder bewusster wird, Dinge wieder zu schätzen weiß und man wieder Gefallen an dem findet, was wirklich wichtig ist im Leben. Und so hat dieser locker-leichte Roman mit seinen vielen verschiedenen liebenswerten Charakteren auch tatsächlich noch zum Nachdenken angeregt.

Mein Fazit
Eine locker-leichte Geschichte, die sich sehr gut lesen lässt und die durch vielen verschiedenen, oft sehr skurrilen, dafür aber liebenswerten Charaktere einfach zu bezirzen weiß. Ich habe mich in dem fiktiven Städtchen Maierhofen, dass kurzerhand zu einem Genießerstädtchen werden soll, sehr wohl gefühlt – ein schönes Urlaubsbuch, das einfach nur gut unterhält, dennoch aber auch durch aktuelle Themen zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 30.08.2015
Nachts
Lauenstein, Mercedes

Nachts


sehr gut

Mich hat vor allem das nachtblaue, schlichte und einfache Cover angesprochen, der Klappentext hat mich zudem neugierig auf den Inhalt gemacht – denn er klingt nach einer besonderen Geschichte.
Und das ist es auch – eine besondere Geschichte. Eine junge Frau streift nachts durch die Straßen und klingelt dort, wo noch Licht im Fenster zu sehen ist. Sie sei Forscherin und interessiere sich dafür, warum Menschen nachts nicht schlafen. Bei 25 Personen wird sie eingelassen – und in 25 Kapiteln von meist nur wenigen Seiten bekommt man Einblick in die verschiedensten Schicksale, in unterschiedliche Wohnungen und Lebensweisen.
Es sind ganz unterschiedliche Menschen, die man so kennenlernt – es sind Männer wie Frauen, Alte und Junge, manche scheuen die Dunkelheit, manchen bietet sie Schutz – doch irgendwie sind sie alle einsam und jeder hat eine eigene Geschichte, die er gerne und bereitwillig erzählt.
Ich fand es toll, in so viele verschiedene Leben Einblick zu erhalten, und auch wenn die Kapitel nur kurz waren und die Zeit, die die Ich-Erzählerin bei diesen Nachtmenschen verbringt oft nur wenige Momente und selten einige Stunden waren, habe ich doch so vieles über sie erfahren. Bereitwillig haben sie erzählt, warum sie nachts wach sind, von ihren Ängsten und Träumen, von der Vergangenheit und auch der Zukunft. Es hat mich beeindruckt, wie die Autorin jede einzelne Figur auf nur wenigen Seiten in einer solchen Intensität dargestellt hat, dass man meint, sie genau zu kennen, ein Bild von ihr vor Augen zu haben und man denkt, sich in der Wohnung genau zurechtzufinden. Jeden umgibt eine ganz eigene Aura, eine besondere Atmosphäre – und die habe ich beim Lesen gespürt und genossen. Und auch wenn die Stimmung oft traurig und melancholisch war, habe ich mich dennoch beim Lesen sehr wohl gefühlt. Nur eine Figur ist mir bis zum Schluss fremd geblieben – die der Protagonistin und namenlosen Ich-Erzählerin, mit der man als Leser durch die Nacht zieht. Von ihr erfährt man am wenigsten, nur ab und an blitzen mal ihre Gedanken durch und selbst am Ende, als sie selbst aufgefordert wird, die Frage nach der Nacht zu beantworten, kommt man ihrer Wahrheit nicht auf die Spur. Und obwohl sie mir so fremd geblieben ist, habe ich sie irgendwie ins Herz geschlossen und die nächtlichen Streifzüge mit ihr genossen.
Die Sprache im Buch ist klar und präzise, zumindest in den einleitenden Worten, mit denen jedes Kapitel beginnt. Es wird immer kurz das Haus beschrieben, in dem ein Fenster noch beleuchtet ist, und auch der Mensch, der dann nach dem Klingeln die Türe öffnet. Die Gespräche selber sind dann nicht mehr so nüchtern in ihrer Erzählweise, ganz im Gegenteil, sie sind umgangssprachlich und damit glaubhaft und authentisch. Das macht das Lesen des Buches sehr angenehm – und trotzdem habe ich mir Zeit genommen und immer nur wenige Kapitel am Stück gelesen, um mich einfach mehr mit den verschiedene Personen gedanklich beschäftigen zu können. Mich haben die Menschen wirklich fasziniert, nicht weil ihre Schicksale so außergewöhnlich sind, sondern gerade wegen ihrer Alltäglichkeit, weil es mir nochmal bewusst gemacht hat, dass hinter jedem Fenster ein Mensch mit einer eigenen Geschichte lebt, mit Träumen und Ängsten und einer ganz eigenen Vorstellung vom Leben.
Ich zumindest denke jetzt ganz anders, wenn ich nachts durch die Straße ziehe und mir beleuchtete Fenster auffallen.

Bewertung vom 26.08.2015
Das Haus, das alle Träume kennt
Wünsch, Gabriele

Das Haus, das alle Träume kennt


sehr gut

Cover und Klappentext haben mich sofort angesprochen und auch der Einstieg in die Geschichte ist gut gelungen – lediglich im letzten Drittel gibt es eine Wendung, die mir gar nicht gefallen hat, und die die Geschichte in ein ganz anderes Licht rückt.
Es ist eine ruhige Geschichte, in deren Mittelpunkt Birgit steht, die gerade ihren Mann verlassen hat und sich in die Wohnung ihrer besten Freundin Kathrin zurückzieht. Hier kommt sie zur Ruhe, kann nachdenken und auch das Leben mal von anderer Seite betrachten. Dabei hilft ihr vor allem Johanna, eine junge Frau, die sie gerade erst kennengelernt hat und die irgendwie ein Geheimnis zu hüten scheint.
Es werden viele Themen in dem Buch angesprochen und deren Aktualität hat mir auch gut gefallen. Es geht nicht nur um die zerrüttete Ehe von Birgit und der klägliche Versuch, sie dann doch noch irgendwie zu retten, sondern es gibt noch andere Nebenschauplätze in der Geschichte - ein Nachbarskind, das nicht zu früh nach Hause kommen darf, warum, ist unklar, ein bisschen Stadtgeschichte und Probleme mit der Sanierung des Hauses, in dem die Wohnung ihrer Freundin liegt, die Demenzerkrankung von Kathrins Vater, die mit all seinen Schwierigkeiten gerade einschlägt und schließlich die geheimnisvolle Johanna, die so vieles über das Haus zu wissen scheint. All das sind durchaus interessante Erzählstränge, aber lange war mir nicht klar, wohin diese Geschichten führen sollen und wie sie miteinander verbunden sind. Und irgendwie hatte ich bei einigen Themen auch das Problem, dass sie nur oberflächlich angerissen wurden und dann scheinbar im Sande verlaufen sind.
Trotzdem habe ich mich in diesem ruhigen Buch wohl gefühlt, es passiert zwar nicht viel, dafür sind die Charakterzeichnungen umso gelungener. Gerade die Protagonistin Birgit und ihre Freundin Kathrin fand ich beide sehr sympathisch – es sind Menschen mit Problemen und Sorgen, und dadurch wirken sehr authentisch und wie aus dem Leben geschnitten. Ihrer beider Geschichte hat auf mich einen ganz eigenen Sog ausgeübt, so dass ich immerfort weiterlesen wollte. Dazu hat natürlich auch der angenehme Schreibstil beigetragen, der nicht nur gut zu lesen war, sondern eine ganz eigene Atmosphäre geschaffen hat - meist ruhig und melancholisch, dabei aber in keinster Weise unangenehm.
Probleme hatte ich lediglich mit einer zugegebenermaßen sehr überraschenden Wendung im letzten Viertel des Buches. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, denn dann wäre der Überraschungseffekt ja verloren – nur so viel: Mir hat diese Wendung in der Geschichte leider gar nicht gefallen, und sie hat damit auch einen unangenehmen Beigeschmack bei mir hinterlassen. Im Nachhinein hätte mich das Cover vielleicht drauf bringen können, aber während des Lesens hätte ich an eine solche Auflösung niemals gedacht.

Mein Fazit
Eine ruhige Geschichte mit aus dem Leben gegriffenen Charakteren, die sympathisch sind und die ich gerne begleitet habe, mehrere Nebenschauplätze mit durchaus aktuellen Themen, die teils nur angerissen, teils aber auch sehr ausführlich behandelt werden und eine wirklich überraschende Wendung, die mir aber leider gar nicht gefallen hat und die der Geschichte ganz neue Aspekte liefert – ich mochte es leider nicht. Ich denke aber, dass viele Leser damit kein Problem haben und gebe dem Buch 3,5/5 Sternen.

Bewertung vom 26.08.2015
Outlander - Feuer und Stein / Highland Saga Bd.1
Gabaldon, Diana

Outlander - Feuer und Stein / Highland Saga Bd.1


sehr gut

Vor ca. 15 Jahren habe ich dieses Buch schon einmal gelesen – und ich fand es toll. Dieses Jahr wollte ich erneut in die Geschichte rund um Claire und Jamie abtauchen, da kam mir die Neuübersetzung natürlich gerade recht. Ich war gespannt, ob mich die Geschichte wieder so begeistern kann und wie mir die Neuübersetzung gefallen wird. Das Cover des Buches hat mich auf jeden Fall direkt angesprochen und auch das Bonusmaterial, wie zum Beispiel ein Interview mit der Autorin zu der gleichnamigen Fernsehserie oder ihre Gedanken zur politischen Korrektheit einzelner Szenen oder den Inhalten der nachfolgenden Bände, fand ich sehr interessant und aufschlussreich.
Die Geschichte selber hat mir natürlich wieder gut gefallen. Claire Randall macht mit ihrem Ehemann im Jahr 1946 Urlaub in den Highlands. Ein Steinkreis übt eine ganz eigene Anziehung auf sie aus - Claire wird in diesem „Craigh na Dun“ ohnmächtig und wacht im Jahre 1743 wieder auf – mitten in einem Kampf, dem sie nur knapp lebend entrinnen kann. Gut, dass sie rasch den jungen Highlander Jamie kennenlernt, denn der bringt sie erst mal in Sicherheit. Doch eigentlich will Claire ja so bald wie möglich zurück in ihre eigene Zeit, doch das ist gar nicht so einfach.
Es braucht ein bisschen, bis die Geschichte spannend wird und ich muss zugeben, dass ich sehnsüchtig auf den Moment gewartet habe, in dem Claire endlich in den Steinkreis und damit in das Jahr 1743 tritt. Denn die Erzählung im Jahr 1946 fand ich doch etwas dröge und langatmig. Dann aber wird es wirklich interessant – nicht nur wegen der Charaktere, die alle toll gestaltet sind, lebendig und authentisch, sondern auch wegen der tollen Beschreibungen über die Landschaft Schottlands und das Leben darin Mitte des 18. Jahrhunderts. Ich hatte – obwohl ich die gleichnamige Serie bisher nicht gesehen habe – alles genau vor Augen, konnte mir die Menschen und vor allem auch diesen besonderen Landstrich wunderbar vorstellen. Die Geschichte nimmt dann auch richtig an Fahrt auf, Claire gerät von einem Abenteurer ins nächste und natürlich spielt dabei auch Jamie eine große Rolle.
Jamie konnte ich gar nicht anders als sofort ins Herz schließen – nicht nur, weil er ein verwegener Highlander ist, sondern vor allem, weil er das Herz am rechten Fleck trägt, sich seiner selbst treu ist und sich für die Seinen einsetzt. Mit Claire hatte ich da schon mal eher meine Probleme – auch sie war mir zwar sympathisch, manchmal aber auch einfach zu vorlaut und selbstsicher, womit sie sich natürlich auch immer wieder Probleme einhandelte. Aber in der Geschichte tauchen noch viele andere Personen auf, manche auf ihre eigenwillige Art sehr sympathisch, manche aber auch abgrundtief böse und gemein. Und genau das hat die Geschichte so lebendig und fesselnd gemacht, so dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe.
Zwar war die Geschichte nicht durchweg spannend und gerade im Mittelteil gab es für mich dann doch die eine oder andere Länge, das letzte Drittel aber hat diese wieder wett gemacht, denn hier ist es wirklich spannend und packend – ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe mit Claire und Jamie gefiebert.
Das Buch lässt sich sehr leicht und flüssig lesen – vor allem wegen des eingängigen und sehr lebendigen Schreibstils. Natürlich war ich gespannt auf die neue Übersetzung und was sich eigentlich im Vergleich zur Alten geändert hat. Immer wieder habe ich einzelne Szenen und Absätze verglichen und muss sagen, dass mir die alte Übersetzung besser gefallen hat – sie ist einfach kompakter und kommt schneller auf den Punkt, ohne dass irgendetwas fehlt, während mir die neue oft etwas holprig und umständlich erschien.
Trotz meiner Kritik habe ich das Buch wirklich genossen und es war toll, Claire und Jamie wiederzutreffen, in eine andere Welt und Zeit einzutauchen und einfach die tolle Atmosphäre der Geschichte aufzusaugen. Nun warte ich sehnsüchtig auf den nächsten Band.

Bewertung vom 23.08.2015
Der Wörterschmuggler
Grueso, Natalio

Der Wörterschmuggler


sehr gut

Es war das wunderbare Cover, was mir zuerst aufgefallen ist – und auch der Klappentext hat eine tolle Geshccihte versprochen. Bekommen habe ich noch viel mehr - nämlich viele berührende und phantasievolle Geschichten!

Ich gebe zu, dass mich dieses Buch als Roman nicht so recht überzeugen konnte, als Sammlung verschiedener Kurzgeschichten jedoch fand ich es grandios. Ich konnte mich des Eindrucks nicht verwehren, dass zuerst die verschiedenen Geschichten entstanden sind und diese dann in einem zweiten Schritt lose miteinander verknüpft wurden – nur dass mir diese Verknüpfung leider nicht so gefallen hat und für mich leider kein großes Ganzes entstanden ist. Auch wenn die Fäden tatsächlich irgendwie zusammenlaufen, war mir die Verknüpfung einfach zu locker, es hat mir die große Geschichte zwischen den vielen kleinen gefehlt. Natürlich bleibt so viel Spielraum für die eigene Phantasie, trotzdem hätte mir eindeutiger roter Faden einfach besser gefallen.

Die einzelnen Geschichten jedoch fand ich umwerfend und beeindruckend – nicht nur, weil sie voller Phantasie und Weisheit stecken, sondern weil ich die einnehmende und melancholische Stimmung sehr gemocht habe. Außerdem sind die Charaktere nicht nur gut gestaltet, sie sind vor allem außergewöhnlich und jeder auf seine Art liebenswert. Ich könnte gar nicht sagen, wer der vielen mir am liebsten war – da gibt es Horace, der Bücher verschreibt wie ein Arzt Medikamente, den jungen Mann, der Wörter schmuggelt, um seine Liebe kundzutun oder den charmanten Dieb Bruno Labastide, der sich geschickt durchs Leben laviert und für den sieben Wörter das Leben verändern. Es gibt noch viele weitere Charaktere – und alle sind irgendwie besonders und vor allem liebenswert. Selten habe ich mich Menschen so nahe gefühlt wie denen in diesen Kurzgeschichten.

Das liegt sicherlich auch an dem wundervollen Schreibstil, der mich von der ersten Seite an eingenommen und umhüllt hat. Er ist angenehm zu lesen und verzaubert mit jedem Wort – eindringlich, berührend und poetisch schafft er eine wundervolle Atmosphäre, die mal melancholisch, mal hoffnungsvoll ist, immer aber warmherzig und liebevoll. Ich zumindest habe mich sehr wohlgefühlt beim Lesen, eben weil die Geschichten – obwohl sie oft traurig erscheinen – von der Kraft der Liebe und der Kraft der Wörter erzählen.

Sicher werde ich dieses Buch immer mal wieder zur Hand nehmen, um genau diese behütete Gefühl noch mal zu spüren, um einzutauchen in die wunderbaren Welten, die der Autor mit seinen Geschichten geschaffen hat - und ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit den liebenswerten Charakteren.

Mein Fazit

Als Roman hat dieses Buch für mich leider nicht so gut funktioniert, aber die einzelnen Geschichten haben mich vollends überzeugt. Nicht nur, weil sie voller Weisheit und Phantasie stecken, sondern weil sie eine wunderbare Atmosphäre schaffen, die einen die Kraft der Liebe und die Magie der Wörter spüren lassen. Schon jetzt weiß ich, dass ich in diesen Geschichten noch viele Male versinken werde – nicht zuletzt auch weil mich der einhüllende, magische und poetische Schreibstil völlig überzeugen konnte. Einen Stern ziehe ich nur deshalb ab, weil mir die rote Faden des ganzen Romans, die große Geschichte sozusagen gefehlt hat, die einzelnen kleinen finde ich aber großartig und bin gespannt auf weitere Bücher des Autors.

Bewertung vom 16.08.2015
Die Legion des Raben
Peter, Maria W.

Die Legion des Raben


sehr gut

Dies ist der zweite Teil der Trilogie, und auch wenn die Kriminalfälle in sich abgeschlossen sind, würde ich empfehlen, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, denn so kann man besser verstehen, wie die Protagonistin Invita sich entwickelt und warum sie manchmal handelt, wie sie es eben tut.

Den Einstieg fand ich leider etwas langatmig – obwohl er nicht uninteressant war, konnte er mich aber leider nicht fesseln. Neugierig wie Invita nun einmal ist, spioniert sie auf einem hohen Fest verschiedenen Leuten hinterher – zwar bekommt man so Einblick in das Leben im alten Trier und wie dort Feste gefeiert werden, packen konnte mich das aber leider nicht. Doch das Kapitel war zum Glück nur wenige Seiten lang, denn bald wird ein hoher Beamter ermordet aufgefunden – und ab da ist das Buch eigentlich durchweg spannend. Schnell wird ein Schuldiger gefunden – der Sklave Hyacinthus – und mit ihm sollen alle Sklaven des Hauses hingerichtet werden. Klar, dass Invita das so nicht zulassen kann, wo sie doch sicher ist, dass Hyacinthus nicht der Mörder war.

Diesmal stellt sich Invita aber geschickter an und ist nicht ganz so tollpatschig wie im ersten Band. Zwar rutscht sie wieder in verschiedenste Abenteuer und scheint dabei irgendwie nichts auszulassen, dennoch aber spielen ihr die Informationen nicht alle einfach nur zu, sondern sie spekuliert selber, geht Spuren nach, und mit und mit scheint alles irgendwie Sinn zu machen. Natürlich hat sie auch diesmal wieder Unterstützung – der Alemanne Flavus, der ebenfalls als Sklave dient, hilft ihr, den wahren Mörder zu finden, dabei ist er aber oft sehr undurchsichtig und seine Rolle in dem ganzen Fall lange unklar.

Invita mochte ich ja schon im ersten Band sehr gerne, und auch diesmal habe ich sie gerne begleitet. Toll fand ich, das sie sich weiterentwickelt hat und scheinbar aus einigen Fehlern, die sie im ersten Band gemacht hat, gelernt hat. Flavus hat diesmal eine größere Rolle und ihn fand ich sehr interessant – vor allem auch, weil man lange Zeit nicht weiß, ob er zu den Guten oder zu den Bösen gehört. So ungleich Invita und Flavus auch sind, ergebn die beiden ein interessantes Gespann, und ich bin neugierig, wie sich ihre Beziehung im nächsten Band weiterentwickeln wird.

Auch wenn manches ein wenig unglaubwürdig schien und Invita in einigen Situationen mehr Glück als Verstand hatte, hat mir die Idee des Buches gut gefallen und auch die Auflösung, wer hinter dem Mord steht und was für eine Motivaton der Mörder hatte, konnte mich überzeugen. Die Geschichte war – nach dem etwas zögerlichen Anfang – durchweg spannend und erst am Ende mit der Auflösung lässt die Spannung nach. So habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen und konnte – weil es mich dann doch gepackt hat – auch über den Schreibstil hinwegsehen, der mir einfach zu modern ist und nicht zur Zeit, in der das Buch spielt, zu passen scheint. Gelebt hat die Geschichte aber vor allem durch Invita, die ich einfach ins Herz geschlossen habe mit ihrer liebenswerten, wenn auch manchmal naiven Art – und ich habe wirklich einige Male mit ihr gefiebert, wenn sie wieder in ausweglose Situationen geraten ist. Ich fand den zweiten Teil wieder sehr gelungen und gebe 4 von 5 Sternen.



Mein Fazit

Ein neuer Fall für die Sklavin Invita, die im 3. Jahrhundert in Trier nach dem Mörder eines hohen Beamten sucht und dabei einer Intrige auf die Spur kommt. Invita mochte ich schon im ersten Band sehr gerne – toll fand ich vor allem, dass sie sich weiterentwickelt hat und nicht mehr ganz so tollpatschig erscheint. Die Geschichte beginnt ein wenig langatmig, nimmt dann aber rasch Fahrt auf und bleibt bis zum Schluss spannend, nach und nach wird klar, wer der eigentliche Mörder ist und was er für ein Motiv hatte – und diesmal hat Invita auch richtig ermittelt und hat ihre Informationen nicht einfach nur zufällig erhalten. Mir hat dieser zweite Teil wirklich gutgefallen und ich gebe gerne 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.08.2015
Um Leben und Tod
Robotham, Michael

Um Leben und Tod


sehr gut

Warum bricht ein Mann einen Tag, bevor er sowieso aus dem Gefängnis entlassen werden soll, aus? Das ist die Frage, um die sich die Geschichte in diesem Buch dreht. Dabei wird sie aus Sicht verschiedener Personen erzählt, so dass man nicht nur die unterschiedlichen Charaktere besser kennenlernt, sondern nach und nach die verschiedenen Puzzleteile, die man erhält, ein großes Ganzes ergeben.
Ich fand die Geschichte von Anfang an fesselnd, auch wenn es eher eine subtile Spannung war, die mich ans Buch gefesselt hat und mich gezwungen hat, immer weiterzulesen. Zwar ahnt man als Leser ziemlich früh, dass es nicht Audie, der Protagonist war, der an dem Überfall beteiligt war, für den er aber fast 10 Jahre gesessen hat, doch wer eigentlich dahintersteckt, erschließt sich erst im Laufe der Geschichte. In Rückblenden lernt man dabei nicht nur Audie besser kennen, sondern bekommt auch Einblicke in seine Kindheit und Jugend und erfährt nach und nach, wer hinter dem Überfall steckt und wer der eigentliche Drahtzieher war. Dabei gibt es aber immer wieder neue Fährten und überraschende Wendungen, so dass ich lange Zeit auf dem Holzweg war, was sich nun eigentlich genau bei dem Überfall abgespielt hat.
Die Charaktere sind oft etwas klischeehaft geraten, dennoch aber fand ich sie – innerhalb ihres Klischees - gut gezeichnet. Es gibt den knallharten Polizist, den reumütigen Gangster, das drogenabhängige schwarze Schaf in der Familie, die unschuldige Schönheit oder auch den abgebrühten Zuhälter. Auch Audie entspricht eher einem Klischee, dennoch aber ist er mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen – ich habe seine zurückhaltende und dabei doch sehr präsente und überlegte Art sehr gemocht. Bei ihm scheint nichts aus Zufall zu geschehen, alles ist durchdacht, ohne dass er sich selbst dabei in den Mittelpunkt stellt. Auch gut gefallen hat mir Moss, ein Mitgefangener und Freund Audies, der in der ganzen Geschichte eine ziemlich gemeine Rolle erhält, für die er nichts kann, der er sich aber nicht entziehen kann. Ihm bedeutet die Freundschaft zu Audie sehr viel und er hat früh erkannt, was für ein patenter Kerl hinter der eher unscheinbaren Fassade steckt. Gerade auch seine Erzählperspektive hat mir gut gefallen, nicht nur der ungewöhnlichen Freundschaft wegen, sondern auch, weil man Audie noch mal von einer anderen Seite kennenlernt.
Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen, denn der Schreibstil ist einfach und oft auch sehr umgangssprachlich gehalten – oft wirkt er durch seine Plattitüden aber billig und platt, und das hat mir leider gar nicht zugesagt. Die Geschichte spielt in Amerika und das hat man ihr auch angemerkt. Die ganze Atmosphäre ist sehr amerikanisch und viele gängige Klischees werden bedient – schade, denn das hätte die Geschichte gar nicht nötig gehabt und war aus meiner Sicht überflüssig. Spannend war es aber trotzdem, es hatte lediglich einen unangenehmen Beigeschmack und deswegen ziehe ich auch einen Punkt ab und gebe 4/5 Sternen.

Mein Fazit
Ein interessanter Plot, der mich durch überraschende Wendungen immer wieder auf den Holzweg geführt hat, eine subtile, im Hintergrund vorhandene Spannung, die mich das Buch hat in einem Schwung lesen lassen und Charaktere, die zwar etwas klischeehaft, dennoch aber interessant gestaltet sind – lediglich der Schreibstil war mir oft etwas zu platt. Dennoch aber hat mich das Buch gut unterhalten und ich gebe gerne gute 4/5 Sternen.