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Sikal
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Österreich

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Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2018
Die Natur-Apotheke
Buchart, Karin;Wiegele, Miriam

Die Natur-Apotheke


ausgezeichnet

Tolle Tipps und Anwendungsmöglichkeiten

Die Autorinnen Karin Buchart und Miriam Wiegele beschäftigen sich bereits seit vielen Jahren mit den Anwendungsmöglichkeiten der Heilpflanzen. Damit dieses Wissen nicht in Vergessenheit gerät und auch Heilpflanzen aus unserer Heimat wieder an Popularität gewinnen, lassen uns die Autorinnen in die Welt der Heilpflanzen eintauchen. Mit diesem Buch wird uns wirklich ein wahrhaft breites Spektrum geboten und viele Alternativen zu chemischen Keulen aufgezeigt.

Insgesamt werden 99 Pflanzen vorgestellt, die sehr detailliert auf einer Doppelseite geschildert werden. Auf einer Seite werden diverse Informationen zur Pflanze aufgezeigt, wie Botanik, Geschichte, Inhaltsstoffe und Wirkung sowie die Heilanwendung. Ebenfalls wird ein Rezept vorgestellt, wie man z.B. Tee, Salbe, Öle, Tinkturen, Suppen herstellt. Auf der zweiten Seite wird eine detaillierte Zeichnung der jeweiligen Pflanze gezeigt, nicht nur die gesamte Pflanze, Stängel, Blüte, Wurzel, sondern auch Längsschnitt der Blütengefäße, Griffel mit Narbe und Fruchtknoten, Blätter, Samen und oft auch der Querschnitt dieser sowie vieles mehr.

Die Pflanzen sind alphabetisch geordnet (von Acker-Schachtelhalm bis Zwiebel) und man findet auch durch das anschließende Register rasch das Gesuchte. Einige Rezepte sind mir bekannt und werden von uns auch verwendet, doch vieles war für mich neu und ich werde sicherlich das ein oder andere ausprobieren.

Im zweiten Teil des Buches finden sich viele Anwendungsmöglichkeiten den Monaten zugeordnet, so z.B. findet man im Jänner den Halswehtee oder im Juni ein Haartonikum. Viele Pflanzen wachsen im heimischen Kräutergarten oder können auch auf Wiesen gesammelt werden. Sich wieder mehr mit natürlichen Heilstoffen zu beschäftigen, finde ich eine Herausforderung (vor allem wenn man berufstätig ist und wenig Zeit hat). Doch viele Wehwehchen lassen sich auf diesem Weg lindern oder gar heilen und es lohnt sich, wieder mehr Zeit diesem Thema zu widmen.

Ein tolles Buch, das sehr praxisnah und anschaulich die Welt der Heilpflanzen aufzeigt. Gerne vergebe ich dafür 5 wohlverdiente Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2018
In Mexiko
Altmann, Andreas

In Mexiko


weniger gut

„Bloßes Leben, Tag für Tag.“

Der Autor Andreas Altmann, Reisejournalist, vielfach ausgezeichnet, nimmt uns mit auf eine Reise in ein aufregendes Land – oder wie der Untertitel bereits ankündigt „Reise durch ein hitziges Land“.

Wer sich hier über Traumstrände, türkisblaues Meer und Hotelburgen informieren möchte, ist fehl am Platze. Altmann beschreibt das ungeschönte Mexiko, das Land der Drogenkriege, der Korruption, der Schießereien und der alltäglichen Gewalt. Er vertieft sich in örtliche Zeitungen, informiert sich in Fernsehnachrichten und unterhält sich mit den Menschen vor Ort. Er interessiert sich für das Ungewöhnlich, das scheinbar Uninteressante und für den Menschen von Nebenan.

Doch der Autor beschreibt auch mit einer teilweise sehr poetischen Sprache das Schöne und Angenehme, kulturelle Besonderheiten, die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen, die Farbpalette und Vielfalt dieses Landes. So viel zum Positiven dieses Buches.

Ich muss hinzufügen, dass es für mich das erste Buch von Andreas Altmann war und ich mit zynischen oder abschätzenden Bemerkungen über Menschen ein Problem habe. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass der Autor ein Faible für schöne Frauen hat und jedes Mal seine Fantasie spielen lässt, wenn ihm eine zu Gesicht kommt. Das mag ja alles recht sein, nur muss das nicht alle paar Seiten hervorgekehrt werden, während er oftmals korpulente Menschen negativ behaftet. Diese Oberflächlichkeit war mir zuwider. Auch ist es jedem selbst überlassen, ob und welchem Glauben man frönt und welchen Stellenwert die Kirche einnimmt – hierfür muss niemand belächelt oder mit zynischen Bemerkungen überhäuft werden. Gerade von einem weltoffenen Reisenden erwarte ich mir Toleranz und keine spöttischen Kommentare.

Was ich vermisste, war ein Literatur- oder Quellenverzeichnis. Worauf stützt der Autor seine Aussagen? Auf Zeitungsberichte? Auf sein Wissen?

„Untersuchungen ergaben, dass jene Tarahumara, die in die Städte ziehen und sich assimilieren, dich und kurzatmig sterben.“

Welche Untersuchungen? Leider wurde ich aus manchen Aussagen einfach nicht schlau.
Ebenfalls irritierte mich diese Aussage: „… Beim Hinausgehen klaue ich einen Ohrhörer für mein Radio. Drei Meter neben einem Aufpasser. Ich tue das zweimal pro Jahr, um meine Reflexe zu überprüfen. Sonst habe ich keine Rechtfertigung.“

Man merkt sehr wohl, dass er ein Kenner des Landes ist und auch die Veränderungen der letzten Jahrzehnte offensichtlich sind. Viele Geschichten waren für mich eine Freude zu lesen, von hohem Unterhaltungswert und sehr informativ. Doch mit so manchen Aussagen und Bemerkungen des Autors hatte ich definitiv ein Problem und das nahm mir auch die Freude an diesem Buch. Daher gibt es auch nur 2 Sterne dafür.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2018
Die letzte Pirsch
Bleyer, Alexandra

Die letzte Pirsch


ausgezeichnet

Es geht wieder rund im Mölltal

Mittlerweile ist mir die Krimireihe rund um den kauzigen Aufsichtsjäger Sepp Flattacher richtig ans Herz gewachsen. Bereits die beiden ersten Teile waren eine Wucht und so freute ich mich bereits auf Band 3 „Die letzte Pirsch“.

Wie bereits in den Vorgängerbänden wird auch dieses Mal Sepp ziemlich gefordert und muss an mehreren Fronten gleichzeitig wieder Ordnung in das Chaos bringen… Zum einen gibt es da die Irmi, um die neuerdings Dr. Haribert Maierbrugger herumscharwenzelt, was dem Sepp gar nicht gefällt. Was nur der Paragraphenheini von seiner Irmi möchte? Dem Sepp liegt wirklich viel an ihr und macht ihr auf seine Weise den Hof – nur beim Komplimente machen muss er schon noch ein wenig üben… Doch allzu viel Zeit hat der Sepp nicht, weil einerseits soll er auch noch denjenigen finden, der im Revier Kirrungen auslegt und andererseits muss er sich um seine Waffe kümmern, die plötzlich nicht mehr trifft. Nicht zu vergessen ist auch noch der ungute Herr Nachbar, für den sich Sepp dieses Mal eine besondere Überraschung ausdenkt. Als dann noch mehrere Tote aus Irmis Familie zu beklagen sind, kann er gar nicht anders als der Polizei zu Hand zu gehen …

Die Autorin Alexandra Bleyer hat sich auch dieses Mal wieder richtig ins Zeug gelegt und einen sehr unterhaltsamen Krimi geschrieben – köstliche Dialoge, Wortspielereien, Lokalkolorit und Situationskomik. Was will man mehr?

Die Charaktere, die bereits aus den Vorgängerbänden bekannt sind, werden weiter ausgebaut und auch der schrullige Sepp wird nun ein wenig „ghoam“ in der Vorweihnachtszeit. Er ist einfach ein Unikat, mit seiner ehrlichen und direkten Art eckt er natürlich manches Mal an und – unter uns gesagt – die Irmi auf die Wechseljahre anzusprechen, ist nicht so ganz gescheit. Doch auch das Polizisten-Team ist wieder sehr sympathisch, sogar der Koller wird noch zugänglich, wenn er die meisten Punkte bei der Demenzschulung macht. Der Treichel kämpft wie immer mit den Fremdwörtern und schickt seine Truppe zum „anlein-Kurs“ während der Martin sich seinen Schwiegereltern in spe in Schrottschussdistanz nähert.

Die Autorin präsentiert einen gelungenen Krimi, den man sehr gerne liest und sich so nebenbei noch im Kärntner Dialekt ein wenig weiterbildet. Doch keine Sorge, Begriffe wie Buzele, Falott, Feigscheißer oder Spompanadeln werden im Anschluss wieder erklärt.

Obwohl ich auch dieses Mal bald einen Täterverdacht hatte, tut dies dem Genuss des Krimis keinen Abbruch. Zu schnell war das Ende in Sicht und jetzt freue ich mich bereits auf Flattacher Nummer 4.

Bewertung vom 29.10.2018
Sautanz
Stiegl, Max;Müller, Tobias

Sautanz


ausgezeichnet

Alles ist verwertbar

Einen interessanten Ausflug in die „Welt der Sau“ verspricht das Buch Sautanz. Dieser Sautanz hat eine lange Tradition. Zur Zeit als Fleisch noch Mangelware war und man sich die Fleischrationen gut einteilen musste, konnte man nicht allzu wählerisch sein und musste statt dessen der Fantasie freien Lauf lassen, um sämtliche Teile der Sau zu verarbeiten. Schlachttag war immer im November oder Dezember, um nicht zu riskieren, dass das Fleisch oder die Innereien bereits vor dem Verzehr oder der Weiterverarbeitung verdorben wurden.

Die Schlachtungen wurden als gesellschaftliche Zusammenkunft zelebriert und obwohl eine Menge Arbeit auf alle wartete, wurde auch ausgelassen gefeiert. Dieser alteingesessene Brauch wird auch heute noch im Gut Purbach im Burgenland abgehalten. Einen Einblick in die Schlachtung und Verarbeitung gibt uns hier der Autor und Koch Max Stiegl und lässt uns wissen, dass wirklich nichts von dem Tier verschwendet wird. Einige Rezepte kenne ich noch aus meiner Kindheit, als meine Eltern öfter bei Schlachtungen mitgeholfen hatten und danach diverse Mahlzeiten wie Bluttommerl oder Hirn mit Ei kredenzt wurden. Ich kann mich auch noch daran erinnern, wie viele Stunden mit dem Waschen der Därme und dem Herstellen von Blunzen oder Bratwürsten zugebracht wurde.

Viele Rezepte sind mittlerweile in Vergessenheit geraten, die Wertschätzung vor dem Tier, welches nicht nur für ein Schnitzel sterben sollte, ging zum Teil verloren. Nur vereinzelt wird wieder der Respekt beim Fleischverzehr wichtiger. Bei unserem Dorfwirt wird seit einigen Jahren auch wieder ein Sautanz abgehalten und man glaubt gar nicht, wie viele interessierte Besucher es in jedem Jahr wieder gibt.

Die Rezepte in dem Buch sind sicherlich nicht für jedermanns Geschmack, doch einige Interessierte finden hier bestimmt etliche Schätze. Beispielsweise wird auch erklärt wie Grammeln oder Schmalz ausgelassen werden und eine Warenkunde über Innereien gibt es am Ende auch noch.

Wie bei allen Büchern des Servus-Verlages finden sich auch hier einzigartige Fotos, besondere Rezepte – ein guter Einblick in dieses traditionsbewusste Brauchtum. Gerne vergebe ich 5 Sterne.

Bewertung vom 28.10.2018
Tel Aviv
Rubin, Reuven

Tel Aviv


ausgezeichnet

Kulinarischer Ausflug nach Tel Aviv

Das Buch zeigt nicht nur Kochrezepte sondern die Vielseitigkeit einer modernen, weltoffenen Stadt. Über 70 Nationen leben in Tel Aviv und prägen die Esskultur, neben deutscher oder italienischer Küche, findet man asiatische Köstlichkeiten bevor man die marokkanischen Leckereien testet oder auch mal einen genussvollen Abstecher nach Polen macht.

In dem Buch „Tel Avis – Kultrezepte“ findet man nach Gebieten strukturiert unterschiedliche Lokalitäten sowie Rezeptvorschläge, die durch Fotos ergänzt werden und so Lust auf kulinarische Entdeckungen machen. Das Buch startet im Norden Tel Avivs, wo man gleich zu Beginn den aus Weißrussland eingewanderten Albert Leinov kennenlernt. Die Rezepte reichen von geschmackvollen Salaten über raffinierte Hauptgerichte mit leckeren Beilagen bis hin zu appetitlichen Desserts. Eintopfgerichte sind ebenso zu finden wie Rezepte mit Zutaten aus dem Meer oder auch diverse Kuchen, wie beispielsweise Käse-Brownie.

Beim Supermarkt um die Ecke wird man vermutlich bei den meisten Zutaten fündig werden, wenn man diese Rezepte ausprobieren möchte. Die Rezepte sind durchwegs sehr einfach beschrieben und lassen sich leicht nachkochen. Die Restaurant- oder Café-Tipps finde ich sehr gelungen, hier weiß man auch gleich, welche Gäste die jeweilige Lokalität bevorzugen. Ergänzend wird auch noch die Homepage angeführt, so kann man sich noch weiter informieren.

Ein besonders einladendes Kochbuch mit vielen Hinweisen zu besonderen Lokalen, die die Vielfältigkeit dieser lebendigen Stadt widerspiegeln. Gerne vergebe ich 5 Sterne.

Bewertung vom 28.10.2018
Der große Elmayer
Schäfer-Elmayer, Thomas

Der große Elmayer


ausgezeichnet

Auf die Etikette kommt es an …

In jeder Kultur gibt es bestimmte Besonderheiten, die man praktizieren bzw. einhalten soll. Gesellschaftliche Umgangsformen sind das A und O, ein gewisser Maßstab ist wichtig und sollte selbstverständlich sein Jedem Österreicher ist wohl Thomas Schäfer-Elmayer bekannt, der über sämtliche Benimmregeln in unserer Gesellschaft Bescheid weiß. In diesem Buch sind diese Regeln nun gesammelt verfügbar und man kann sich als Leser über das Benehmen in allen Lebenslagen informieren.

Das Buch „Der große Elmayer“ ist wie ein Lexikon aufgebaut, alphabetisch geordnet finden sich viele Begriffe von Accessoires bis Zyniker und es ist bestimmt für jeden etwas Neues dabei – außer man ist bereits dermaßen „Benimm-Fit“, dass man diese Erläuterungen automatisiert hat.

Wie verhält man sich bei einer Einladung? Welche Themen können beim Small Talk im Fokus liegen? Welches Besteck reicht man zu welchem Gericht? Wie kleide ich mich dem Anlass entsprechend? Wie kondoliert man richtig? Darf man während eines Meetings das Handy eingeschalten lassen?

Viele Fragen sollten sich mit einem gesunden Hausverstand beantworten lassen, doch nicht allen sind diese Gepflogenheiten zur Selbstverständlichkeit geworden. In diesem Buch wird nicht nur erklärt, wie man diverse Situationen abhandelt und wie man sich in bestimmten Lebenslagen verhält, sondern – und das ist für viele interessant – wird auch das Warum erläutert. Ebenfalls werden spezielle „Elmayer-Tipps“ in blauen Kästchen hervorgehoben.

Als Einleitung findet man eine kurze Vorstellung des Autors und seiner Tanzschule, die sehr bescheiden anmutet. Nichts deutet auf die langjährigen Tradition und die jahrzehntelange Wertevermittlung hin, wobei Elmayer selbst mit stolzgeschwellter Brust über seine Erfolge berichten könnte.

Ein interessanter Ratgeber, dem ich gerne 5 Sterne vergebe. Als Geschenk bestens geeignet und empfehlenswert (nicht nur aber auch) für Teenager, die noch unsicher in ihrem Verhalten sind.

Bewertung vom 26.10.2018
Die Kurden
Schamberger, Kerem;Meyen, Michael

Die Kurden


ausgezeichnet

Ein Volk ohne Staat

Das Buch „Die Kurden“ gibt uns einen Einblick in das größte staatenlose Volk der Welt – 30 Millionen Kurden gibt es, in Teilen der Türkei, des Irans, des Iraks und in Syrien. Immer wieder hört man von Konflikten innerhalb der Region, doch – wie so oft – wird durch Fremdeinwirkung von außen dieser Konflikt noch verschärft.

Die beiden Autoren Kerem Schamberger und Michael Meyen spannen den Bogen weit zurück in die Geschichte und berichten von den Schwierigkeiten, die zum Großteil in der Vergangenheit entstanden sind. Schamberger ist politischer Berichterstatter und Kommunikationswissenschaftler an der LMU München. Meyer war ursprünglich Journalist und ist mittlerweile ebenfalls an der LMU in München.

Bereits im Vorwort heißt es:

„… Es [das Buch] erzählt, wie sich die Westmächte den Nahen und Mittleren Osten nach dem Ersten Weltkrieg zurechtgeschnitten haben und warum die neuen Staaten in der Region kein Interesse an einer kurdischen Nation hatten. Im Gegenteil. Sie haben alles getan, damit Sprache, Kultur und Identität verschwinden.“

Und so blieb es auch – kurdische Städte und Dörfer werden zerstört, ihre Sprache verboten. Bereits nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Ende des Osmanischen Reiches wurde den Kurden ein eigener Staat versprochen, doch die Grenzen wurden willkürlich gezogen und einen kurdischen Staat gibt es bis heute nicht. Auch die Rolle Mustafa Kemal Atatürks ist in dieser Hinsicht umstritten und wird in dem Buch hervorgekehrt.

Anfangs wird über die Verbindungen nach Deutschland berichtet, wird versucht die kurdische Frage zu erörtert, welche Probleme auch hier entstehen und warum die Symbole der PKK so brisant sind. Deutschland liefert nicht nur Waffen in die Türkei, sondern sieht sich als Verbündeten. Und so ist es für Erdogan ein Leichtes, das kurdische Volk auch weiterhin zu unterdrücken und zu bekämpfen.

Ein äußerst wichtiges Buch und ein besonderer Zugang der beiden Autoren: Schemberger (Deutsch-Türke), ein politischer Aktivist, dem die kurdische Frage am Herzen liegt und Meyer, der Neuland betreten hat und einen anderen Blickwinkel auf dieses Thema wirft. Dem Buch darf man viele Leser wünschen und hoffen, dass auch die Politik irgendwann mal einlenkt. Im Epilog findet man noch einen wichtigen Absatz, der die Probleme der Region sehr schön zusammenfasst:

„Demokratie ist der Schlüssel, um die Probleme dieses Landes zu lösen. In der Türkei leben mehr als 50 Minderheiten. Ein Staat, eine Sprache, eine Nation: Diese Formel kann nicht funktionieren. Die Kurden sind die größte Minderheit im Land. Dieses Volk lässt sich weder türkifizieren noch sonst irgendwie auf die Knie zwingen.“ Und weiter heißt es: „Demokratie ist etwas anderen als ein kurdischer Staat. Demokratie kann zunächst einfach nur ein bisschen weniger Zentralregierung heißen und ein bisschen mehr Autonomie.“

Man darf es der Region wünschen. Gerne vergebe ich für dieses wichtige Buch 5 Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 26.10.2018
21 Lektionen für das 21. Jahrhundert
Harari, Yuval Noah

21 Lektionen für das 21. Jahrhundert


sehr gut

Man darf hinterfragen und nachdenken …

„In einer Welt, die überflutet wird von bedeutungslosen Informationen ist Klarheit Macht“ [Seite 11]

Mit diesen Worten beginnt Harari seine Lektionen für das 21. Jahrhundert. Der Autor, bereits bekannt durch die beiden Vorgängerbücher „Homo Deus“ und „Eine kurze Geschichte der Menschheit“, entführt in diesem Buch seine Leser in eine nicht allzu weit entfernte Zukunft.

Das Buch gliedert sich in fünf Teile und beschäftigt sich darin mit den Herausforderungen auf technischem und politischem Gebiet sowie der Hoffnung, der Wahrheit und nicht zuletzt der Resilienz.

Die Themengebiete sind breit gestreut und widersprechen scheinbar dem oben angeführten Einleitungssatz des Autors – scheinbar, denn wer über die Informationskultur berichtet, kommt nicht darüber hinweg, auch die Auswirkungen auf den Menschen zu erläutern. Und diese Auswirkungen sind unbestritten vielfältig.

„Wenn du dich durch die Weltlage […] irritiert fühlst, dann liegst du damit ganz richtig. Globale Prozesse sind so kompliziert geworden, dass ein Einzelner sie nicht mehr versteht.“ Schreibt der Autor in der Überschrift zum Thema Wahrheit. Wie aber kann der Einzelne seine Wahrheit finden? Bestimmt nicht, indem er die Topresultate auf Google als diese ansieht.

Der Autor regt in seinem Buch vielmehr dazu an, seinem eigenen Denken zu vertrauen, sich auf ein Thema einzulassen, zu hinterfragen und sich so seine Meinung zu bilden. Klingt so geschrieben ganz einfach, geht es aber nach dem Autor, ist das Anstrengung und diese gilt es auf sich zu nehmen, um nicht von einem System überrannt zu werden, welches nicht dem eigenen Denken entspricht.

Als für jede und jeden gültiges Nachschlagewerk darf das Buch jedoch nicht gesehen werden. Der Autor selbst gesteht ja bereits auf den ersten Seiten, ebenso in diesem System mit zu schwimmen und somit ebenfalls gewissen Mechanismen der Steuerung ausgesetzt zu sein. Beim Lesen selbst hat man allerdings nicht den Eindruck, dass der Autor manipulativ auf den Leser einwirkt. Eher will er provozieren und genau dadurch den „Nachdenkprozess“ in Gang setzen.

In allen Kapiteln finden sich somit immer wieder die Hinweise auf die Selbstbestimmung des Einzelnen und dessen Fähigkeit, sich selbst seine Meinung zu bilden. Was aber ein wenig untergeht, ist wie ich mich dem Rad der Manipulation entziehen kann während ich versuche mir eine eigene Meinung zu bilden.
Wohl findet sich im letzten Kapitel die Art und Weise wie es der Autor selbst immer wieder schafft vorgefertigten Meinungen zu entgehen (mittels Meditation), es stellt sich jedoch schlussendlich die Frage, ob diese Methode für die Allgemeinheit Gültigkeit hat oder jeder für sich einen Weg finden kann bzw. muss.

Die Zeilen machen aber nichtsdestotrotz Mut, positiv in die Zukunft der Menschheit zu blicken und aktiv mitzuwirken eine lebenswerte Welt zu erhalten.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2018
Kurze Antworten auf große Fragen
Hawking, Stephen

Kurze Antworten auf große Fragen


ausgezeichnet

Kurze Antworten auf große Fragen

„Denkt also daran, zu den Sternen zu schauen und nicht auf eure Füße. Versucht zu verstehen was ihr seht, …“ [Seite 235]

Wer sich mit Stephen Hawking beschäftigt hat, kennt diese Worte – gleich nach seinem Tod im Internet verbreitet, wurden sie bekannt als seine letzte Botschaft an die Menschheit.

Diese letzte Botschaft hat er auch in seinem letzten Buch an seine Anhänger gerichtet. Aber dieses Buch ist mehr als nur eine Botschaft an seine Fans oder eine wissenschaftliche Abhandlung – das letzte Werk Stephen Hawkins ist eine Hommage an die Naturwissenschaften.

Jeder Mensch, der sich für Naturwissenschaften interessiert hat dieses Interesse von einem Lehrer mitgegeben bekommen aber in einer Zeit überspannter Budgets und Staatskrisen ist eine gute (Grund)Bildung eher eine aussterbende Spezies – wie die Dinosaurier vor Jahrmillionen.

Wenn aber das Interesse an den Naturwissenschaften mit den letzten Lehrern die es verstehen hierfür eine Begeisterung zu wecken ausstirbt, so ist der Mensch auf der Erde ein Gefangener seiner selbst und seiner Spezies. Über kurz oder lang wird die Erde nicht mehr bewohnbar sein – ökonomische und ökologische Katastrophen werden den Menschen kein weiteres Überleben auf der Erde ermöglichen. Hier setzt Stephen Hawking fast alle seiner Antworten auf die Großen Fragen an.

Der Mensch muss sich der Naturwissenschaft stellen um zu überleben, sei es auf unserem Heimatplaneten, auf dessen Trabanten dem Mond oder auch einem – vielleicht bis dato noch unbekannten – Exoplaneten.

Wie bereits in seinen anderen Büchern, gelingt es Stephen Hawking auch hier, dem Leser eine Grundidee über die großen Geheimnisse der Naturwissenschaft zu vermitteln. Spricht er in einer der Antworten davon, dass es selbst für (ihn als) Wissenschaftler nicht leicht ist die Ideen einer Raumzeit, oder das Nichts vor dem Urknall zu verstehen, stellt er sich dabei auf eine Stufe mit seinen Lesern.

Vielleicht gelingt es dem Autor gerade durch diesen Kunstgriff, seine Arbeit auch für Laien ansatzweise verständlich zu umschreiben und dem Leser einen Einblick in die Welt der Astronomie oder der auch der Teilchenphysik zu gewähren.

Mit den gestellten zehn Fragen sind sicherlich nicht die wichtigsten Fragen der menschlichen Spezies gestellt, wohl aber die wichtigsten der Naturwissenschaften. So etwa werden sowohl Gott als auch intelligentes außerirdisches Leben hinterfragt, wie sieht es in einem schwarzen Loch aus oder sind Zeitreisen möglich.

Zu jeder Frage finden sich im Buch Erklärungsansätze und bisher gewonnene Erkenntnisse. Nach diesen Seiten dann die Frage - kurz und prägnant beantwortet.

Wenngleich dieses Buch sich mit den großen Fragen der Naturwissenschaft auseinandersetzt, ist es aber in erster Linie eines – ein Buch, das die Frage des Überlebens der Menschheit und deren Zukunft aufwirft. Die Zukunft, so der Autor, lässt sich aber nicht nur durch eine Flut an Information und Wissen gestalten, sondern nur durch intelligenten und kreativen Umgang mit diesen neuen Bodenschätzen.

„Nachdem wir das Feuer erfunden hatten, haben wir uns ein paarmal dumm angestellt. Und dann den Feuerlöscher erfunden. Bei mächtigeren Technologien wie Nuklearwaffen, […] hoch entwickelter Künstlichen Intelligenz […] sollten wir uns große Mühe geben alles beim ersten Mal richtig zu machen.“ [Seite 221].

Ein Buch, nicht für Wissenschaftler geschrieben – ein Buch, für Menschen geschrieben, denen die Zukunft der eigenen Spezies und aller Lebewesen der Erde am Herzen liegt.

Bewertung vom 23.10.2018
Echte Engländer
Szyszkowitz, Tessa

Echte Engländer


ausgezeichnet

Echte Engländer – Typisch britisch!

Das Buch „Echte Engländer“ beschäftigt sich mit Britannien und dem bevorstehenden Brexit, vor allem mit den Auswirkungen, die der sogenannte Brexit den Engländern, Wirtschaft und Politik beschert.

Verfolgt man die Nachrichten, so scheint es ein ewiges Hin und Her – sie bleiben, sie gehen … Was denn nun? Sind die Briten für oder gegen die EU? Ungefähr zur Hälfte kann man sie in „Leavers“ und zur Hälfte in „Remainers“ teilen. Wobei die Briten, allen voran Theresa May, ein Ausstiegsszenario planen, das erst mal von der EU akzeptiert werden muss … In Brüssel und London bereitet man sich auf schwierige Verhandlungen vor, doch ganz egal wie die Verhandlungen verlaufen – jede Brexit-Variante wird kostspielig. Nicht zu vergessen, dass bei politischen Entscheidungen die Stimme der Briten nicht mehr zählt. Doch trotz aller Nachteile, scheint den Briten an einem raschen Ende zu sein, eine Befreiung von Brüssel … (zumindest einem Teil von ihnen).

Die Autorin Tessa Szyszkowitz spannt den Bogen weit in die Geschichte zurück, stellt Verbindungen zur Kolonialherrschaft ebenso her, wie sie Commenwealth und Empire analysiert. Der Nationalstolz wird hervorgehoben sowie das nationalistische Denken, Einwanderer (nicht nur aus ehemaligen Kolonien) sind nicht willkommen.

Doch nicht nur die Historie des Briten wird hervorgekehrt, sondern auch die aktuellen politischen Beziehungen (z.B. zu Russland) werden zum Thema gemacht. Ebenso analysiert die Autorin welche Engländer denn nun für den Brexit gestimmt haben, die Unterschiede zwischen Stadt und Land unter die Lupe genommen.

Ob bestimmte Wirtschaftszweige sich anderswo niederlassen werden, gilt abzuwarten. Firmen, wie beispielsweise Jaguar Land Rover warnen bereits vor allzu hohen Kosten, die diese im Falle eines harten Brexit zu tragen hätten. Ebenso wird es schwieriger im Gegenzug internationales Personal einzugliedern. Diesem Szenario widerspricht die Politik natürlich. Inwieweit es tatsächlich zu kleineren und mittleren Wirtschaftskatastrophen kommt, darf man gespannt abwarten.

Die Autorin Tessa Szyszkowitz hat hier eine interessante Analyse zusammengefasst, sie lässt Befürworter und Gegner des Brexit zu Wort kommen ohne mit erhobenem Zeigefinger in die eine oder andere Richtung zu zeigen. Wie sie selbst dazu steht, lässt sich natürlich nicht verheimlichen, doch sie ist bemüht um sachliche Objektivität und Toleranz.
Gerne vergebe ich für diese interessanten Ausführungen 5 Sterne.