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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2018
Hygge Christmas
Aurell, Bronte

Hygge Christmas


ausgezeichnet

Weihnachten kommt auch in diesem Jahr bestimmt …

Mit dem Buch „Hygge Christmas“ kann man sich wunderbar darauf einstimmen. Nicht nur für Skandinavier ansprechend, finde ich diese Rezepte und Bräuche für die Weihnachtszeit sehr stimmungsvoll.

Die Autorin Bronte Aurell ist Dänin, lebt mit ihrer Familie jedoch in London und betreibt dort das ScandiKitchen Café sowie einen dazu gehörigen Lebensmittelladen. Gleich zu Beginn schreibt sie, wie sich viele Auslands-Skandinavier deren Lieblingsgerichte und diese besonderen Lebensmittel aus Skandinavien bei ihnen im Laden kaufen – mit viel Emotion und so manchem Heimweh.

Bevor man sich auf die skandinavischen Weihnachten vorbereiten kann, muss erstmal der Weihnachts-Vorratsschrank gut gefüllt sein. Hier gibt uns die Autorin eine ausführliche Übersicht.

Bereits in der Adventzeit werden die Traditionen hochgehalten, trinkt man glögg (Glühwein) mit Freunden und Nachbarn. Auch die Feierlichkeiten zum Lucia-Fest werden genau beschrieben. Natürlich dürfen auch diverse Rezepte nicht fehlen, die hier teilweise ziemlich deftig ausfallen: Kanapees oder Terrinen und auch in Fett ausgebackene Küchlein werden beispielsweise angeboten.

Ein Kapitel behandelt die süßen Gaumenfreuden und essbaren Geschenke, hier finden sich u.a. Norwegische Butterkekse, Schoko-Hafer-Bällchen und Ingwerkekse. Und endlich darf am Heiligabend so richtig geschlemmt werden mit Truthahnrollbraten, Ente und Schweinebraten bevor man sich zu den Weihnachtsfeiertagen mit Familie und Freunden zusammensetzt und viele verschiedene Speisen aufgetischt werden – vom Lachs, über Fleischbällchen, Broten, diversen Salaten, Kuchen, Torten, Milchreis-Variationen ist hier alles dabei.

Wenn man so durch das Buch schmökert, möchte man gleich mit den Weihnachtsvorbereitungen starten. Die tollen Fotos und liebevollen Texte machen Lust auf diese Zeit im Jahr, wo es draußen kalt und drinnen dafür herrlich warm ist.

Bewertung vom 20.10.2018
Jules Verne
Junkerjürgen, Ralf

Jules Verne


ausgezeichnet

Interessante Biographie

Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht bereits mit den Romanen Jules Vernes (1828 – 1905) in Berührung kam. Zumindest Filme, wie „In 80 Tagen um die Welt“ oder „20.000 Meilen unter den Meeren“ dürften wohl jedem geläufig sein.

Der Autor Ralf Junkerjürgen, Professor für romanische Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg hat diese Biographie in drei grobe Bereiche gegliedert:

Ausbruch aus bürgerlicher Sicherheit
Erfolgsjahre eines Berufsschriftstellers
Schreiben als Lebensinhalt

Jules Verne wurde als Sohn eines Anwalts geboren und sollte als Erstgeborener in die Fußstapfen seines Vaters treten. Bereits während seiner Kindheit kam er mit Kunst und Kultur, Literatur und Musik in Berührung, träumte von einer literarischen Karriere. Seine anfänglichen Schreibversuche wurden vom Vater kritisch beäugt und teilweise auch geändert. Erst als er Nantes den Rücken kehrte und nach Paris ging, konnte er sich „freischwimmen“.

Die besondere Beziehung zwischen Jules Verne und Piere-Jules Hetzel, seinem Verleger und Lektor, wird ebenso erwähnt. Nicht nur eine intensive Arbeitsgemeinschaft bestand zwischen den beiden, sondern ebenso eine wunderbare Freundschaft.

Der Schwerpunkt liegt definitiv im 2. Teil und zeigt die umfangreiche Schaffensperiode Vernes ab 1862 auf. In der Zeit entwickelte er auch den wissenschaftlichen Roman. Besonders hervorgehoben werden in dieser Biographie fünf bekannte Werke „Fünf Wochen im Ballon“, „Freise zum Mittelpunkt der Erde“, „20.000 Meilen unter den Meeren“, „In 80 Tagen um die Welt und „Die geheimnisvolle Insel“, wobei zuerst der Inhalt kurz geschildert wird, bevor der Autor auf die disziplinierte Arbeitsweise eingeht und die Werke auch teilweise interpretiert. Jungerjürgen setzt Vernes Werke in Beziehung zum technischen Fortschritt und das Zeitalter der Industrialisierung.

Ein Kapitel beschäftigt sich auch mit dem Deutsch-Französischen Krieg und der nachhaltigen Veränderung von Vernes Schriftstellerei. Seine zum Teil schwierige Beziehung zu seinem Sohn Michel findet ebenso Erwähnung.

Teilweise fand ich das Buch schwierig zu lesen, doch nichtsdestotrotz kann ich diese informative und interessante Biographie empfehlen und vergebe gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 20.10.2018
Muskelkater kann man nicht streicheln
Eckert, Guido

Muskelkater kann man nicht streicheln


gut

„Dranbleiben, mehr braucht es nicht.“

Der Autor Guido Eckert umschifft seit 25 Jahren seinen inneren Schweinehund erfolgreich, er findet Fitnessstudios toll, die Menschen dort zu beobachten oder mit ihnen ins Gespräch zu kommen – viele unterschiedliche Charaktere sind anzutreffen: der Sportmuffel ebenso wie der Besessene, die Beauty-Queen und der Fitness-Guru.

Eckert hat mit vielen Menschen gesprochen, viele Fitness-Studios besucht – herausgekommen ist dieses Buch. Auf sehr humorvolle Art beschreibt er die Unterschiede zwischen den „Mucki-Buden“ genauso wie Parallelen, Trainingseffekte, usw. Natürlich wird uns auch der Schweinehund nahegebracht, was dieser alles so anstellt, um auf dem Sofa bleiben zu können. Mit viel Wortwitz geschmückt, sind diese Anekdoten locker und leicht zu lesen.

Die Gespräche mit den Studiobesuchern sind leider mit der Zeit richtig langweilig – es geht ständig ums Gleiche und das ging mir mit der Zeit auf die Nerven. Bewegung und Fitness sind sicherlich sehr wichtige Bereiche für unsere Gesundheit, doch was das alles mit Anabolika, irgendwelchen „Sätzen“ an Foltermaschinen zu tun hat, bleibt mir schleierhaft. Aus keinem Interview konnte ich für mich herausnehmen, wie ich denn nun meinen Schweinehund in Schach halten kann, um meinen Fitnessplan einzuhalten.

Erschreckend fand ich auch so manche Aussagen, die das Aussehen oder das Outfit der Trainierenden in den Vordergrund stellen. Hier muss ich echt hinterfragen, was denn nun wichtig ist am Gesundheitsgedanken … Ich habe einige Jahre im Fitnessstudio trainiert und irgendwann ging mir dieses Gesülze ziemlich auf die Nerven, darum werde ich auch nicht wieder anfangen. Seitdem ich jeden Tag meine Runde im Wald drehe, geht es mir eindeutig besser und mein Schweinehund bleibt auch leichter im Keller. Doch das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Bewertung vom 20.10.2018
Der Cyber-Effekt
Aiken, Mary

Der Cyber-Effekt


sehr gut

Ein gefährliches Pflaster

Jeder hat wohl schon mal im Internet nach Krankheitssymptomen gegoogelt oder einen Shitstorm verfolgt. Jugendliche (aber nicht nur) haben einen großen Freundeskreis, der hauptsächlich nur noch aus Followern in den Sozialen Netzwerken besteht. Kinder verbringen mehr Zeit im Internet als ihnen guttut, sogar Kleinkindern werden bereits Smartphones in die Hände gedrückt … Wo soll das alles noch hinführen? Der Cyberspace ist eine Parallelwelt, die für allzu viele mit der Realität getauscht wird.

Die Irin Mary Aiken ist Cyber-Psychologin mit den Schwerpunkten Internetsicherheit, organisierte Kriminalität, Cyberstalking, Menschenhandel und Rechte von Kindern im Internet.

In ihrem Buch „Der Cyber-Effekt“, das nun auch auf Deutsch erschienen ist, stellt sie bestimmte Phänomene in den Fokus. Anhand von etlichen Fallbeispielen zeigt sie z.B. Stalking-Attacken, Spielsucht, die Normalisierung eines Fetischs (wenn sich abartige Phantasien unter Gleichgesinnten verstärken, wie etwa Pädophilie), Cyber-Romantik, Cyberchondrie und gibt auch einen Einblick in das Deep Web.

Viele Aussagen fand ich wirklich erschreckend und lassen mich nachdenklich werden:
„… dass ein durchschnittlicher Erwachsener mit einem internetfähigen Telefon sein oder ihr Gerät mehr als zweihundert Mal am Tag überprüft. Das entspricht einer fünfminütigen Frequenz. Am Abend, wenn die meisten Menschen von der Arbeit nach Hause zurückkehren, steigert sich die Frequenz noch.“

Wenn man bedenkt wie viel Zeit damit verloren geht… Das wäre doch kostbare Familienzeit, gemeinsames Miteinander wird auf die Seite gestellt, um Mails zu checken oder noch schnell etwas zu posten.

Beängstigend finde ich auch die Aussage einer Spieldesignerin, die über Spieler spricht. „…das klingt ein wenig, als würde sie über Laborratten reden, die gerade dressiert werden.“

Viele solcher Aussagen finden sich in dem Buch. Die Autorin schreibt eher romanhaft, was dem Buch vielleicht auch mehr Leser beschert. Für mich war es manches Mal zu reißerisch und anekdotenhaft, einige Seiten weniger und dafür etwas sachlicher hätten dem Buch gut getan. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse habe ich hier nicht gefunden, vieles war mir bereits bekannt, wenn man sich für das Thema interessiert. Trotzdem finde ich das Buch lesenswert – für alle, die Kinder haben und eine Zusammenfassung der Gefahren im Internet wollen, findet sich hier einiges.

Wie wir in Zukunft mit dem Internet umgehen, welche Probleme wir umschiffen können und ob wir unsere Kinder wieder vorrangig Kind sein lassen, fällt in die Kategorie Eigenverantwortung. Wenn man dazu nicht bereit ist, wird es mit unserer Zukunft traurig aussehen…

Bewertung vom 19.10.2018
Erlebtes erzählt

Erlebtes erzählt


ausgezeichnet

Persönlichkeiten persönlich

„Es beginnt mit einer guten Idee, dann heißt es Begeisterte finden und die Kraft haben, diese Idee in die Tat umzusetzen, das Vorhaben voranzutreiben und fertigzustellen.“

Dieses Vorhaben ist voll und ganz geglückt und nun dürfen wir in diesem wunderbaren Ergebnis schmökern. Die Idee dahinter war, Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Bereichen zu befragen, den Grund ihres Erfolgs herauszufinden oder auch nur bestimmte Ereignisse aus ihrem Leben zu erzählen. Viele Geschichten berühren, andere faszinieren oder beeindrucken.

Die Interviews wurden von Andreas Gutenthaler (Direktor d. Kath. Bildungswerkes Salzburg) geführt und von Gerhard Ammerer (Universitätsprofessor für Geschichte) in einen historischen Kontext gestellt. So werden vor jedem Interview geschichtliche Hintergründe erzählt, bevor Erlebtes erzählt wird. Ergänzt wird jedes einzelne Kapitel durch viele (zum Teil private) Fotos der jeweiligen Persönlichkeiten.

Der Themenbogen ist sehr weit gespannt, so begegnen wir der Entstehung der Salzburger Küche bevor Haubenkoch Andreas Döllerer seine Intentionen sowie seinen Werdegang vermittelt. Besonders berührt hat mich die Geschichte rund um die Sozialarbeiterin Doraja Eberle, die sagt: „Dankbar, auf der Seite der Gebenden stehen zu dürfen.“ Diesen Gedanken sollte sich so mancher vor Augen halten.

Die Schriftstellerin Elisabeth Escher kommt ebenso zu Wort wie Reinhard Schwabenitzky und Angelika Kirchschlager sowie Johann Weyringer. Ein Kapitel widmet sich Kaprun als Traum und Trauma, hier wird nicht nur über den Kraftwerksbau sondern auch über die große Katastrophe am Kitzsteinhorn erzählt. Ein weiterer bekannter Österreicher – Sepp Forcher – erzählt aus seinem Leben, seinem Weg von Südtirol nach Österreich. Die Umsiedelungen während der Nazizeit brachten viele Konflikte zwischen den Optanten und den „Dableibern“, bis heute scheiden sich die Geister…

Ein interessantes Buch über unterschiedliche Lebensentwürfe, die auch einen Teil unserer österreichischen Geschichte widerspiegeln.

Bewertung vom 17.10.2018
Der Nazi und der Psychiater
El-Hai, Jack

Der Nazi und der Psychiater


ausgezeichnet

Interessant zu lesen

Was ging in den Köpfen der Nazis vor? Wie konnten Menschen anderen Menschen diese Grausamkeiten zufügen? Diese und viele andere Fragen werden gestellt, wenn man sich die Gepflogenheiten des Naziregimes vor Augen führt.

Als Vorbereitung auf den Nürnberger Prozess (20. November 1945) hatte der US-amerikanische Psychiater Douglas M. Kelley die Aufgabe, sämtliche Nazigrößen auf deren psychische Verfassung zu untersuchen. Doch Kelley verfolgte auch seine eigenen Ziele, wollte feststellen, dass ein gemeinsames psychisches Defizit erforscht werden kann – „Die Bereitschaft, Böses zu tun.“ Besonders Göring übte auf Kelley eine besondere Faszination aus, doch alle 22 inhaftierten Männer waren Gegenstand von Kelleys Privatforschungen. Hier legte er einen besonderen Ehrgeiz an den Tag und arbeitete weit über sein Aufgabenfeld hinaus. Doch auch die meisten Gefangenen schätzten den Psychiater und waren froh über die Gespräche, so erfuhr Kelley meist mehr als in den offiziellen Verhören hervor kam.

Kelley sammelte während dieser Zeit Unmengen an Material (Briefe, Gesprächsnotizen, Untersuchungsaufzeichnungen, …), die im Anschluss daran direkt in die USA verschifft wurden. Durch seinen Ehrgeiz, seine Hartnäckigkeit, aber auch sein selbstbewusstes und egozentrisches Auftreten schaffte er für sich eine Vielzahl an Dokumenten. Auch seine Beziehung zu seinem Konkurrenten Gilbert ist Teil dieses Buches. Interessant zu lesen sind die teilweise unterschiedlichen Ergebnisse von diversen Gutachten, die dem ungleichen Zugang der beiden geschuldet sind. Letztendlich musste Kelley feststellen, dass die psychischen Besonderheiten anders als erwartet nur von geringer Ausprägung sind. Das wurde ja bereits mehrfach nachgewiesen und auch die Milgram-Experimente zeugen von der Bereitschaft, freiwillig Befehle zu befolgen …

Der zweite Teil des Buches befasst sich mit Kelley nach seiner Rückkehr in die USA, sein Familienleben, seine Arroganz, die Schwierigkeiten, sein Wissen zu vermarkten. Letztendlich setzte Kelley seinem Leben (analog zu Göring) ein Ende, in dem er Zyankali vor den Augen seiner Familie schluckte, was Anlass zu etlichen Spekulationen gab.

Zum Schluss gibt es noch ein Kapitel über Kelleys Sohn Doug, der sämtliche Dokumente und Relikte aus dieser Zeit „erbte“, alles katalogisierte und die Sammlung wohl für ein Archiv aufbewahrt.

Der Autor Jack El-Hai hatte die Gelegenheit in Zusammenarbeit mit Kelleys Sohn diese umfangreiche Sammlung zu sichten und darin zu schmökern, er hat Zeitzeugen befragt und in Archiven recherchiert. Das Buch liest sich spannend, teilweise eher wie ein Krimi und fesselt bis zur letzten Seite. Dieses interessante, informative Buch ist das Ergebnis dieser aufwändigen Recherchen – gerne vergebe ich dafür 5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.10.2018
Gottes Werk und mein Beitrag
Fischer, Leo

Gottes Werk und mein Beitrag


sehr gut

Lachen erlaubt

Am vergangenen Sonntag waren Landtagswahlen in Bayern und da war wohl etlichen CSU-Wählern (und natürlich auch den dazugehörenden Politikern) nicht zum Lachen. Obwohl Markus Söder alias Leo Fischer am Ende dieser komplett erfundenen Autobiografie noch aufruft:

„Bayern ist wunderschön. Ein wirklich wunderschönes Bundesland haben wir da. Wäre doch schade, wenn ihm etwas passiert. Wenn Sie das nicht möchten, wählen Sie bitte auch das nächste Mal CSU. Wir wollen doch nicht, dass Unfälle geschehen.“

Leo Fischer hat hier eine „Markus-Söder-Biographie“ geschrieben, die zwar oberflächliche, kabarettistische Züge aufweist, zwischendurch merkt man aber die ernstzunehmenden Hintergründe. Nicht nur Markus Söder, sondern auch diverse Personen aus seinem Umfeld kommen zu Wort –z.B. Seehofer, Stoiber, … Mit viel Wortwitz und sprachlichen Mehrdeutigkeiten schreibt Fischer Anekdoten und Hirngespinste nieder, die durchaus zu manchem Schmunzeln (aber auch Kopfschütteln) verführen.

Natürlich erfährt man einiges über Söders Werdegang, seine Kindheit, sein Studium, seine politischen Anfangsjahre und den Aufstieg in der Partei.

Das Buch liest sich schnell durch, hat gerade mal ca. 100 bedruckte Seiten. Diese humorvolle Biographie-Parodie finde ich sehr gelungen und lesenswert – egal welche Partei man bevorzugt, man findet Seitenhiebe in alle Richtungen. Es darf auch mal gelacht werden.

Bewertung vom 16.10.2018
Strenge Rechnung
Peters, Stefan

Strenge Rechnung


gut

Eine ungewöhnliche Geschichte

Michael Bogner ist Sozialberater und in seiner Funktion mit Arbeitslosen, dem AMS und den Launen seiner Chefs konfrontiert. Als plötzlich neue Regeln aufgestellt werden und alle Mitarbeiter gleichzeitig zwei Klienten beraten sollen, versucht er das System dahinter zu analysieren und die Hintergründe zu ergründen.

Zeitgleich erfährt man vom Selbstmord eines Mannes, wo man anfangs die Verbindung zu AMS und Jobcenter nicht herstellen kann. Als plötzlich ein zweiter Toter gefunden wird, beginnt man an der Selbstmord-Variante zu zweifeln. Erst mit der Zeit erfährt der Leser von veruntreuten Fördergeldern, von Betrügereien und der Bedeutung des Kleeblattes, welches immer wieder bei den Toten gefunden wird.

Der Krimi spielt in Wien und man begegnet vielen versteckten Winkeln, die man gerne kennenlernt. Anfangs hatte ich einige Schwierigkeiten, um in der Geschichte zu landen. Obwohl es ein brisantes Thema ist, konnte ich mich nicht restlos dafür begeistern. Vielleicht liegt es auch an den Charakteren, die irgendwie distanziert wirken und mit denen ich nicht so richtig warm wurde.

Der Autor Stefan Peters hat hier eine interessante Theorie aufgestellt und man hofft, dass sich solche Szenarien hinter den Kulissen nicht schon längst abspielen.

Bewertung vom 16.10.2018
Kinderherz
Weiss, Karolina

Kinderherz


sehr gut

Rückblick ins harte Landleben anno dazumal…

Karolina Weiss wurde Ende des 19. Jahrhunderts geboren, begann als junges Mädchen mit dem Schreiben eines Tagebuches. Auszüge daraus finden sich hier in diesem wunderbaren Rückblick „Kinderherz“. Sehr authentisch, mit viel Herzblut beschreibt sie ihr Leben in und um die Familie, beschreibt das Erwachsenwerden bis zum „Großmenschentum“, was sich nicht immer einfach gestaltet. Sie erzählt von der besonderen Beziehung zum Vater, der zwar ein Hallodri war und so manchen Gulden durchbrachte und von der strengen Mutter, mit der sie viele Tränen gemeinsam weinte.

Immer wieder liest man über die tolerierte Gewalt, über menschenunwürdiges Dasein von unehelichen Kindern – besonders berührt hier die Geschichte um ihren Halbbruder Gottlieb, dessen Tod nicht so recht aufgeklärt wurde. Der Missbrauch von kleinen Kindern wurde heruntergespielt, von der kleinen Karolina oft noch nicht richtig zugeordnet, was hier passiert. Es fällt nur auf, dass so manche Männer dann von den Gendarmen geholt werden…

Schön finde ich die Beziehung zu ihrem Onkel und ihrer Tante, wobei der Onkel ganz schön frech mit einem Telegramm Karolina zu sich beordert, nur weil ihm langweilig ist. Herrlich!
Sie erzählt auch von ihren anfänglichen Arbeitsstellen als Haushaltshilfe, später dann dem Leben in Innsbruck, von der ersten Liebe und auch von so manchem Schabernack, den sie anstellte.

Ein Glück, dass unsere Kinder heute anders aufwachsen dürfen, dass Frauen Rechte haben und auch Männer in gewisse Pflichten genommen werden.
Gerne habe ich diese Lebensgeschichte gelesen, die Verbundenheit mit der Natur, die viele Arbeit, aber auch die positive Ausstrahlung und eine gehörige Portion Mut gehörten dazu.