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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 2613 Bewertungen
Bewertung vom 27.12.2020
Das Wunder von R.
Cavallo, Francesca

Das Wunder von R.


sehr gut

Moderne Weihnachtsgeschichte, die für Toleranz und Diversität wirbt

Kurz vor Weihnachten kommt die Familie Greco-Aiden, die Kinder Manuel, Camila und Shonda mit ihren beiden Müttern in der Stadt R. an. Die Menschen dort sind Fremden gegenüber nicht sehr aufgeschlossen und begegnen ihnen mit Misstrauen, nur das Mädchen Olivia ist freundlich zu ihnen. Doch dann geschieht das Unglaubliche als am Morgen des Heiligen Abends plötzlich zehn Elfen auftauchen. Die abenteuerliche Aktion wird von den Kindern mit viel Eifer und Ideenreichtum getragen, aber können sie es schaffen das Weihnachtsfest zu retten?

"...schlossen alle die Augen und teilten mit weit geöffneten Herzen jene Mischung aus Dankbarkeit, Aufregung und Angst, die dem Anfang jeder wichtigen Arbeit vorausgeht." Zitat Seite 59

In diesem Buch erschafft die Autorin eine weihnachtlich anmutende Story um die Themen Abgrenzung, Fremdenhass und gleichgeschlechtliche Elternpaare. Aber es geht auch um Mut und Freundschaft. Das ist ihr mit ihrer Geschichte kindgerecht und überzeugend gelungen, denn die Familie Greco-Aiden ist eine Familie mit zwei Müttern, die ihn R. komisch beäugt werden und die Figuren der Familie haben unterschiedliche Hautfarben, was man in Büchern auch nicht so oft antrifft. So ganz weihnachtlich ist die Geschichte meiner Meinung nach nicht, aber es passt gut in diese Zeit und einen Weihnachtsmann und Geschenke gibt es auch.
Für Kinder sind die Texte sehr verständlich und sie entdecken, wieviel Schaffenskraft und Macht auch in Kinderhänden liegen kann. Als die Polizei eintrifft, sind nämlich auf einmal die Kinder gefragt, für die Freilassung ihrer Mütter zu sorgen.

Mit der großen Schrift und den kurzen Kapiteln eignet sich das Buch gut für Kinder und dank der vielen ganzseitigen bunten Bilder kann man sich gut in die Geschichte hineinversetzen. Ein wenig Fantasie muss man aber schon spielen lassen, denn Elfen und wachsende Wohnungen sind ja eher unrealistisch und Geschenkestapel auf dem Haus ebenfalls.

Ich habe besonders die Initiative der Kinder und den familiären Zusammenhalt genossen und mochte das positive Ende der Geschichte. Etwas überteuert finde ich dieses Buch allerdings auch.

Dieses zeitgemäße Buch eignet sich als moderne Variante der klassischen Weihnachtsgeschichte und ermutigt, fremden Menschen mit Toleranz, Offenheit und Freundlichkeit zu begegnen. Die Kinder sind hier die Helden der Geschichte.

Bewertung vom 25.12.2020
Herzblitze
Valentin, Kristina

Herzblitze


sehr gut

Obwohl Felicitas Morgenstern vom Blitz getroffen wird, bleibt sie wie durch ein Wunder unverletzt. Allerding ist das letzte Jahr aus ihrem Gedächtnis wie ausradiert. Was war in dieser Zeit und warum verhält sich ihre Schwester so merkwürdig? Nach und nach kommt Felicitas den Ereignissen auf die Spur und auch ihrem Kollegen Sebastian näher als erwartet.

Felicitas lebt mit ihrem Mann Mark in Trennung, sie haben eine erwachsene Tochter namens Madeleine. Als sie am Abend ihrer Geburtstagsfeier vom Blitz getroffen wird, überlebt sie unverletzt, aber es gibt ihrem Leben auch eine unerwartete Wendung. Sie versucht herauszufinden, was im vergangenen Jahr geschehen ist und merkt, es muss ein schweres Jahr gewesen sein. Ein Ex-Mann, der so tut, als ob sie noch zusammen wären und eine Schwester, die sehr auf Distanz geht. Ihr neuer Kollege Sebastian hilft ihr bei der Suche nach der Vergangenheit.

Dieser Roman lässt sich wunderbar lesen, der Schreibstil der Autorin ist flüssig und locker und zeigt nicht nur die humorvollen Seiten des Lebens, sondern auch die traurigen. Die Figuren hat man dank ihrer lebendigen und natürlichen Art gut vor Augen.

Besonders an der Geschichte ist der ungewöhnliche Schauplatz und damit die Themen Tod und Trauer, denn Felicitas arbeitet in einem Beerdigungsinstitut. Die respektvollen Gespräche mit den Angehörigen der Verstorbenen machen nachdenklich und es ist viel Einfühlsamkeit nötig, um in dieser Situation die richtigen Worte zu finden und auf die Wünsche einzugehen. Den richtigen Ton hat die Autorin sehr sensibel gewählt und weil die Handlung zwischen Tod (im Berufsleben) und Liebe (im Privatleben von Felicitas) abwechselt, sorgt das für einen starken Kontrast, der dem traurigen Thema wieder etwas Leben einhaucht und die Geschichte nicht zu trauerlastig erscheinen lässt.


In "Herzblitze" erkennt man nicht nur, dass der Tod zum Leben dazu gehört, er macht auch deutlich, dass jeder selbst für sein Lebensglück verantwortlich ist.

Bewertung vom 22.12.2020
Ein Winter im Alten Land
Peters, Julie

Ein Winter im Alten Land


sehr gut

Gefühlvoller Winterroman mit Honigduft und vielen Infos über Imkerei

Bea ist Chefärztin in der Onkologie einer Hamburger Klinik, ihr Mann Stefan ist ebenfalls Arzt und sie haben sich gerade getrennt. Die Arbeitszeiten und Beas Ablehnung für ein Kind auf den Job zu verzichten, waren ein Grund für die Trennung. Bea lernt die kranke Margarete Zeidler und deren Neffen Tom kennen, als Frau Zeidler nach einer Chemositzung verschwindet, lässt sie ihre Kladde mit der Geschichte ihrer Imkerei zurück. Bea übergibt Tom die Kladde und lässt sich von der Imkerei und der Liebe für die Bienen anstecken.

Julie Peters Erzählstil ist sehr schön zu lesen und man ist schnell in der recht emotionalen Geschichte gefangen. Sie beschreibt die jeweiligen Szenen sehr bildhaft und stimmungsvoll, sodass man automatisch in die vorweihnachtliche Atmosphäre von Weihnachtsmärkten im Alten Land eintaucht und diese Szenen sehr genießen kann. Mit kursiv gedruckten Rückblenden erhält man nicht nur Einblicke in Margarete Zeidlers Lebe, man bekommt auch ihr Wissen um Bienen und ihre Sorgen und Hoffnungen um die Bienenhaltung mitgeteilt. Die Imkerei ist kein einfaches Thema, welche Probleme auftreten können und welche Arbeitsschritte nötig sind, hat man spätestens nach dieser Lektüre begriffen. Tom hat jedenfalls so seine Schwierigkeiten, denn auch wenn der die Bienen liebt, lässt er doch einiges schleifen und droht seine Völker zu verlieren. Bea versucht, ihm zu helfen und findet damit eine Aufgabe, die ihr Spaß macht und der Natur näher bringt.

Die Charaktere wirken sehr authentisch, man kann sich in die Figuren gut einfühlen, bekommt ihre Gefühle und Stimmungen allerdings auch sehr ausführlich beschrieben.

Vorrangig dreht sich die Geschichte darum, wie sich Bea und Tom näher kommen. Bea entdeckt als Ausgleich zu ihrem stressigen Job die wohltuende Nähe zur Natur und auch die Nähe zu Tom. Doch etwas weigert sich in ihr, die Nähe zu Tom zuzulassen. Diese recht lange Unentschlossenheit hat mich etwas gestört. Ansonsten konnte ich die typische Adventsstimmung genießen, habe gerne die Arbeitsschritte und Neuerungen mit dem Honighandel verfolgt und hatte meinen Spaß an Cockerspaniel Bud Spencer.

Dieser warmherzige Roman passt wunderbar in die Adventszeit und bringt neben einer gefühlvollen Liebesgeschichte auch das Wirken und Leben von Bienen näher.

Bewertung vom 18.12.2020
Das Geschenk der Wildnis
Radinger, Elli H.

Das Geschenk der Wildnis


sehr gut

Dieses Buch weckt die Sehnsucht nach der Natur

Wie wir mit der Natur verbunden sind, erzählt Elli Radinger mit spannenden und besonderen Geschichten, die sie in der Wildnis erlebt hat und mit uns teilen möchte. Sie ist Naturforscherin und Wolfsexpertin und hat viele Reisen in die Natur unternommen. Wie verändert uns das Erleben von Wildnis und wie verändert es unser Leben? Eins werden mit der Natur, diesen Wunsch weckt diese Erzählung.

"Die Magie der Wildnis hat mich vor vielen Jahren gepackt und mich süchtig gemacht. Es war die Wildnis, die mich am meisten gefordert hat, mehr über mich selbst zu erfahren, über andere und über diese wunderbare und zugleich so verrückte Welt, in der wir leben. Hier habe ich wahre Schönheit und Wunder gesehen." Zitat Elli Radinger

Unglaubliche Erfahrungen sind Begegnungen mit Tieren in der freien Wildbahn. Die Autorin hat viele Jahre das Verhalten von Wölfen erforscht und auch für Touristen Reisen im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark angeboten. In diesem erzählenden und mit Wissen angereicherten Erlebnisbericht berichtet sie von ihren Eindrücken mit Wolf, Bison und Co. Man erfährt viel Wissenswertes über diese Tiere, damit hat das Buch auch einen lehrreichen Sachbuchcharakter.

Aufgegliedert wird nach unterschiedlichen Tieren, bzw. Themenbereichen. Sehr bildhaft schildert Elli Radinger ihre Begegnungen im Yellowstone National Park mit Wölfen, Bisons und Seeadlern. Aber auch Wale hat sie in freier Wildbahn erleben dürfen und fand sich eines Tages Auge in Auge mit einem Wal wieder. Eindrücke, die man im Leben nie vergessen wird und eine besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier aufbaut. Elli Radinger lässt auch keinen Zweifel daran, wie dankbar sie für diese Naturerlebnisse ist und wie sich ihre Denkweise immer mehr auf die Natur ausgerichtet hat. Man merkt ihrem Buch ihre jeweiligen Emotionen in der Begegnung mit den Tieren auch an.

Der Mensch braucht die Natur, eine intakte Natur, die Mensch und Tier als Ernärungsgrundlage dient. Die Jagd von Tieren auf ihre Beute ist naturgegeben, auch von diesen Erfahrungen berichtet die Autorin, teilweise mit einer Träne im Auge. Doch so ist der natürliche Kreislauf, fressen und gefressen werden.

Ein Buch über die Wildnis, über Naturerlebnisse mit Tieren und wie bei Dunkelheit, Kälte und völliger Stille die Nähe mit der Natur sehr eindringlich wirken kann.
Gut verständlich, informativ und für Naturliebhaber nur zu empfehlen.

Bewertung vom 17.12.2020
Dezember

Dezember


ausgezeichnet

Stimmungsvolles Lyrikbändchen, zeitbeschreibend und schön zu lesen

Im Dezember kommen mit Nikolaus, Weihnachten und Silvester gleich drei Feste daher, die die Menschen mit Gefühlen und Wünschen erfüllen. Es ist aber auch die Zeit der Rückbesinnung auf das vergangene Jahr und der guten Vorsätze und Hoffnungen für das neue Jahr.

Das Reclam-Bändchen bringt eine kleine Auswahl von 56 Gedichten, den erwartungsvollen Auftakt macht Rose Ausländer mit "Dezember", es folgen Eugen Roth, Jürgen Becker und Martin Greif mit "Barbarazweige". Der Nikolaus ist ein lang erwarteter Tag, er wird mit Knecht Ruprecht von Theodor Storm gehuldigt. Als Wintermonat bringt der Dezember Kälte und mancherorts Schnee, auch hierfür gibt es eine kleine Gedichtauswahl von Carl Zuckmayer "Wintervögel", Matthias Claudius und Rainer Maria Rilke. Wenn der Weihnachtsbaum aufgestellt wird, ist die Weihnachtsfreude groß, deshalb darf in diesem Büchlein auch A. Hoffmann von Fallerslebens "Der Weihnachtsbaum" nicht fehlen. Die Wünsche der Kinder rücken das Fest in ein ganz besonderes Licht, hierzu passt perfekt Heinrich Seidels "Ich wünsche mir ein Schaukelpferd". Auch modernere Dichter wie Günter Grass sind mit "Der Feiertag" vertreten.

Das Jahr klingt aus mit: Else Lasker-Schüler, Annette von Droste-Hülshoff, Kurt Tucholsky und Joachim Ringelnatz.

Die vielseitige Auswahl erfolgte von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell, die mit einem kurzen Vorwort "Was dieser Dezember zu bieten hat" für die Einleitung sorgten. Dieses Reclambändchen hat als eines der 12 Bücher der Reihe "Monatsgedichte" ein kleines kompaktes Format und fügt sich mit zeitlich passendem Cover wunderbar in die Reihe ein.

Eine kleine, aber feine Auswahl an bekannten und neueren Gedichten, die sich um die Tage im Dezember ranken. Für mich eine schöne Einstimmung und ein Moment des Innehaltens und Genießens dieser schönen Poesie.

Als kleines Mitbringsel in der Adventszeit sicher ein ideales Geschenk und auch für Kartengrüße wunderbar geeignet.

Bewertung vom 16.12.2020
Der Glanz der neuen Zeit / Speicherstadt-Saga Bd.2
Lüders, Fenja

Der Glanz der neuen Zeit / Speicherstadt-Saga Bd.2


sehr gut

Mina kämpft um ihren Platz im Kontor

Die Folgen des Weltkriegs sind in den 20er Jahren auch bei der Kaffeeimportfirma Kopmann und Deharde in Hamburg spürbar. Um die Geschäfte des Kontors wieder anzukurbeln, muss Mina sich etwas einfallen lassen. Allem männlichen Widerstand zum Trotz nimmt sie ihre Rolle in der Firma wahr, auch wenn besonders ihr Mann Frederik das nicht gutheißen mag. Doch er glänzt häufig mit Abwesenheit und Mina trifft überraschenderweise einen alten Freund wieder.

In diesen Roman konnte ich auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes ohne Verständnisschwierigkeiten einsteigen.

Nach dem Ende des Weltkriegs hat auch das Kaffeekontor mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die Speicher sind leer und Mina übernimmt wegen der Abwesenheit ihres Mannes die Geschäfte. Sie beantragt einen Kredit, für den sie die Unterschrift ihres Mannes benötigt. Der wehrt sich dagegen, doch Mina kämpft für das Kontor. Schliesslich hat ihre Schwester Agnes die Idee, ihren Schwiegervater Paul in Guatemala mit seiner Kaffeeplantage in die Geschäfte einzubinden. Das Privatleben zwischen Mina und Frederik läuft nicht gut, erst vergnügt er sich in Berlin und dann ist er auf einmal wieder in Hamburg und zeigt sein wahres Gesicht. Mina hat sehr unter seinem Verhalten zu leiden, wie sie damit umgeht, ist nur schwer zu ertragen.

Fenja Lüders nimmt mich mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Ihr bildhafter und wunderbar zu lesender Schreibstil lässt beim Lesen ein Kopfkino entstehen, durch das ich der Handlung gespannt gefolgt bin. Die gesellschaftliche Stellung der Frau in dieser Zeit ist der Autorin am Beispiel von Mina sehr überzeugend gelungen. In dieser Männerdomäne übernimmt Mina entgegen des gängigen Frauenbildes nicht nur leitende Aufgaben im Kontor, sie setzt auch noch Pläne zur Geschäftsankurbelung um, über die so mancher Mann nur staunen konnte. Die Ehe mit Frederik wird aber immer schwieriger, einige Szenen haben beim Lesen für emotionale Anteilnahme gesorgt und zeigen seinen fiesen Charakter. Er ist ein schlechter Mensch, ein Spieler, der seine Kontakte gegen Mina einsetzt. Mehr möchte ich darüber aber nicht verraten.

Dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten und konnte mich mit seinen vielfältigen Figuren, den spannenden Vorgängen im Kontor und mit seiner historischen Einbindung wirklich fesseln. Und über allem schwebte der Duft von frisch gemahlenem Kaffee. Herrlich!

Bewertung vom 14.12.2020
Der Kommissar und der Teufel von Port Blanc / Philippe Lagarde ermittelt Bd.12
Dries, Maria

Der Kommissar und der Teufel von Port Blanc / Philippe Lagarde ermittelt Bd.12


gut

Solider Krimi mit schönem Frankreichflair, aber nicht so spannend.

Eingeschlossen hinter einer Mauer findet man bei Sanierungsarbeiten in einer alten Abtei vier Frauenskelette. Die Spur eines dort gefundenen Medaillons führt zu Caroline Vernier, deren Enkelin vor zwei Jahren spurlos verschwunden ist. Ein Privatdetektiv bearbeitet den Fall, nimmt sich dann aber das Leben, deshalb wird Philippe Lagarde mit den Ermittlungen betraut. Der Polizist Jacques Bayrou unterstützt ihn, allerdings sehr halbherzig, hat er etwas mit der Sache zu tun?

Autorin Maria Dries schickt ihren Commissaire Philippe Lagarde zum Ermitteln an die Côte du Goëlo in der Bretagne. Dort wartet ein Cold Case auf ihn und er unterstützt die Polizei vor Ort. Allerdings merkt man dem Polizisten Jacques Bayrou an, dass er nicht so sehr an dem Fall interessiert ist. Oder täuscht er Desinteresse vor?

Ein Medaillon bringt eine wichtige Spur und Lagarde findet heraus, dass die vier Frauen recht jung waren, alle leicht geistig behindert waren und in einem Heim lebten. Als sie vermisst wurden, hat sich die Polizei damals nicht so recht dafür interessiert, man nahm an, sie seien ausgerissen. Unverständlich, weil ja die staatliche Führsorge zuständig war.

Bei diesem Krimi verfolgt man die Ermittlungen, erlebt das französische Leben und die gute Küche und erfährt in einzelnen Häppchen immer mehr Details über die toten Frauen. Warum man die Spuren der Vermissten früher nicht aufgedeckt hat, fand ich recht fragwürdig. Die Befragungen unter Lagarde decken einiges auf, die Tätersuche gestaltet sich aber nicht so spannend. Erst als noch eine weitere junge Frau vermisst wird, wird der Zeitdruck spürbar.

In kleinen Einschüben gibt der Täter seine Gedanken preis, dennoch bleibt ein Mitraten von Seiten des Lesers aber durchgängig schwierig. Und am Ende weiß man auch wieso, erst dann taucht der Täter in Erscheinung. So etwas schätze ich an Krimis gar nicht.

Rein vom schön zu lesenden, flüssigen Erzählstil her, habe ich den Krimi gern verfolgt. Für das nötige Frankreich-Flair sorgen schöne Landschaftsbeschreibungen und besonders die Szenen, die in Restaurants spielen. Lagarde geht gerne und häufig essen und wählt dann auch immer ganze Menüs, die dem Leser mit allen Gängen aufgezählt werden.

Etwas mehr Spannung hätte dem Krimi gut getan, dafür ist das Flair Frankreichs durchgängig spürbar.

Bewertung vom 13.12.2020
Fröhlich mit Abstand
Fröhlich, Susanne;Kleis, Constanze

Fröhlich mit Abstand


gut

Liest sich kurzweilig, zu neuen Erkenntnissen gelangt man aber darin nicht.

Durch die Corona-Krise hat sich unser Alltag verändert. Und wir merken, wir waren undankbar und haben die Freiheiten nicht genug geschätzt. Wer bisher seinen Alltag grau fand, wird das unter Coronazeiten vielleicht ganz anders sehen. Das Erfolgsduo Susanne Fröhlich und Constanze Kleis berichtet in Tagebuchform, wie sie ihr Leben auf den Prüfstand gestellt haben, als die Pandemie ihr Leben veränderte. Sie erzählen sich gegenseitig, was sich für sie persönlich geändert hat, worauf sie hoffen und wie sie ihr Leben auch neu entdecken und einiges in positive Energie umwandeln.

Viele Gedanken, Wünsche, Hoffnungen und Erkenntnisse, die die Autorinnen auf flüssige, unterhaltsame und teilweise auch humorvolle Weise in Tagebuchform in Worte fassen, teilen auch ihre Leserinnen: Es fehlen die früheren Sozialkontakte. Man muss mit dem eigenen Mann mehr Zeit als vorher verbringen. Die Kinder sind nicht mal eben auf verschiedene Schulen, Kitas oder Sportzentren verteilt, sie sind rund um die Uhr zuhause. Wochentage spielen keine große Rolle mehr. Der Haaransatz wird grau, die Figur unkenntlich und bei der Kleidung entwickelt sich eine große Liebe für den Schlabberlook. Es ist kein Einzelschicksal, es geht uns allen so oder so ähnlich und das verbindet uns in dieser Zeit. Und man kann den Blick auch mal auf andere Dinge lenken, für die bisher nie die Zeit oder die Gelegenheit war.

Diese Dialoge habe ich alle schon geführt. Mir fehlen neue Gedanken und Impulse, inspirierende Worte, die mitreißen und positiv stimmen. Die Autorinnen stellen am Ende fest, der bisherige Alltag war eigentlich sehr schön. Ja und jetzt? Es heißt jetzt Selbstzufriedenheit zu üben, mal genügsam zu sein und demütig gegenüber dem Leben.

Was trägt uns durch Krisenzeiten? Was ist wirklich wichtig? Und wie empfinden wir unser Leben gerade in Ausnahmesituationen? Wir müssen wieder wertschätzen, was uns und unser Leben eigentlich ausmacht. Es setzt sich zusammen aus all den kleinen Dinge des Alltags, die uns erfreuen oder auch nicht, die den Tag zu dem machen, wie wir ihn kennen. Mit Glücksmomenten oder einem Gefühl von Normalität. Ungeduld und Sorgen treiben uns alle an. Das ist das verbindende Element, was bei diesem Buch Leserinnen und Autorinnen zusammen wachsen lässt. Jeder versucht für sich einen guten Weg zu finden und mal einige Dinge zu hinterfragen, die nun nicht mehr den Stellenwert besitzen wie bisher.

Dieses Buch liest sich wie eine Bestätigung des Erlebten, es sorgt auch für minimale Aufheiterung. Allerdings fehlten mir neue Impulse und kreative Gedanken. Wie wir die Krise erleben, wissen wir alle nur zu gut.

Bewertung vom 12.12.2020
Time to Act
Annand, Simon

Time to Act


ausgezeichnet

Der Brite Simon Annand kennt die Londoner Theaterwelt als Fotograf wie kaum ein anderer. Mit seiner Kamera hält er hinter der Bühne ganz besondere, fast schon intime Momente von bekannten Künstlern kurz vor ihrem Auftritt fest. Noch hinter den Kulissen beginnt die Verwandlung der Schauspieler/innen in ihre Rollenfiguren, zunächst mit Maske und Garderobe, dann mit der innerlichen Einstellung. Es ist die Phase der Vorbereitung und Konzentration, wenn sie ihren Text verinnerlichen und charakterlich in die Rolle schlüpfen und damit verschmelzen.

Theaterstücke beginnen schon hinter den Kulissen in der Garderobe, das ist der geschützte Raum zum Sammeln der Energie, ehe es auf der Bühne zur Sache geht. Diese Momente des Innehaltens und der Vorbereitung auf die Rolle merkt man den Schauspielern an. Ihre Gesichter spiegeln die Emotionen der Rolle wider oder zeigen stimmliche oder körperliche Vorbereitung.

Es geht in die Welt hinter den Kulissen verschiedener englischer Theater. Zu entdecken gibt es zahlreiche Größen aus Film und Theater, die Grand Dames wie Angela Landsbury, Vanessa Redgrave oder Cate Blanchett, aber auch Kinobekanntheiten wie Keira Knightley, Daniel Redcliffe oder Eddie Redmayne. Außerdem zahlreiche andere bekannte wie u.a. Ian McKellen oder noch aufstrebende Darsteller/innen, die man aus ihren Rollen, aber nicht mit Namen kennt.

Bei diesen Fotos erkennt man die einfühlsam festgehaltenen Momentaufnahmen, man spürt die Konzentration, die Leidenschaft und das in die Rolle-Hineindenken. Simon Annand beherrscht es, diese besonderen Momente und Fascetten der Schauspieler einzufangen. Er macht das Theaterflair fühlbar, zeigt die Veränderung der Menschen mit einer großen Nähe, die nur durch Vertrautheit möglich ist.

"Time to act" ist ein einzigartiges und wunderbares Coffee Table Book. Wer sich für die Welt des Theaters interessiert, wird diese Fotos mit besonderer Freude genießen und viele bekannte Schauspieler/innen auch mal im vor Publikum geschützten Backstage-Bereich erleben dürfen. Ganz besondere faszinierende Einblicke, die sonst nur Theatermenschen vorbehalten sind.